(»Analectes sur l'histoire et la littérature des Arabes d'Espagne, par al-Makkari«,
Leiden
[* 2] 1855 ff., 2 Bde.)
und der arabische
Text der Traditionssammlung von Buchari
(»Recueil des traditions musulmanes par el-Bokhari«, das. 1862-72, 3 Bde.).
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Rumburg, an der
Böhmischen Nordbahn, mit (1880) 2555 Einw. Dabei
die
Dörfer Nieder-Kreibitz mit 1815, Ober-Kreibitz und
Schönfeld mit 1916 und Kreibitz-Neudörfel mit 1627 Einw. In allen diesen fast unmittelbar
zusammenhängenden Ortschaften herrscht reger
Gewerbfleiß, welcher sich auf Fabrikation von
Zwirn,
Leinwand und Baumwollwaren,
Glas,
[* 3]
Zichorie und
Schokolade und auf
Bleicherei erstreckt.
(weiße Kreide), weißer, feinerdiger, lockerer und deshalb abfärbender
Kalkstein, aus sehr
kleinen Kalkscheibchen (sogen.
Kokkolithen, deren organische Abstammung zweifelhaft ist) und Foraminiferenschalen bestehend,
daneben
Bryozoen,
[* 4]
Fragmente von
Mollusken- und Krebsschalen (vgl. Abbildung). Diese gewöhnliche weiße Kreide ist
ein wichtiges und in
England,
Frankreich,
Rügen etc. sehr mächtiges
Glied der
[* 5] (obern)
Kreideformation,
[* 6] welche ihr
den
Namen verdankt.
Sogenannte Kreide aus andern
Systemen ist meist der wahren Kreide nur oberflächlich ähnlich und bei näherer
Prüfung von derselben
petrographisch und genetisch verschieden. Eine besondere
Abart bildet die mit
Glaukonit (nicht
Chlorit) gemengte glaukonitische
Kreide (fälschlich chloritische Kreide genannt), eine weitere der sogen.
Kreidetuff von
Maastricht,
[* 7] aus fein geriebenen
Korallen-,
Bryozoen-,
Foraminiferen- und andern Resten bestehend.
An sich ist die Kreide nur undeutlich geschichtet, wohl aber sind
die ihr oft eingelagerten Feuersteinknollen lagenweise verteilt.
In denHandel kommt das rohe
Gestein und wird namentlich in
Soda- und Chlorkalkfabriken sowie in
Glashütten und chemischen
Fabriken
benutzt, auch zu
Mörtel gebrannt.
An sich unreine, namentlich häufig Quarzbeimengungen führende Kreidegesteine
werden geschlämmt und liefern dann die
Schlämmkreide. Die durch
Handscheidung von den Beimengungen getrennte und durch ein
Räderwerk von den gröbsten
Steinen befreite Kreide fällt, auf einer schiefen
Ebene hinabrollend, in einen Schlämmbottich, in
welchem sie durch eine mit eisernen
Kratzen versehene rotierende
Welle mit seitlich zufließendem
Wasser
gemischt wird.
Die abfließende Kreidemilch, welche die feinsten Kreideteilchen suspendiert enthält, gelangt in tiefer stehende Sammelbottiche
und wird von dort durch eine
Pumpe
[* 8] nach dem viel höher stehenden Trockenhaus gefördert. Hier wird die
Milch in Absatzbottichen
aufgefangen, das klare
Wasser abgelassen und die abgesetzte Kreide nach einigem Abtrocknen in
Ziegel gestrichen
und in
Schuppen getrocknet. Die geschlämmte Kreide dient als
Wasserfarbe,
Untergrund
von Vergoldungen, zum
Putzen und
Polieren von
Metallen, zur
Entwickelung von
Kohlensäure, zum
Neutralisieren von
Säuren, z. B. bei der
Zitronensäure- und Weinsäurefabrikation,
bei der Bereitung von
Stärkezucker mit
Schwefelsäure,
[* 9] ferner in der Krappfärberei, als Zusatz zu
Kitten,
als Verdickungsmittel mehrerer
Farbstoffe, zur
Entfernung von
Flecken etc.
Geschnittene Kreide zum Schreiben besteht aus vorzüglich
reiner und weißer
Masse, welche in stängelig-viereckige, cylindrische oder konische
Formen geschnitten und mit
Papier beklebt
wird.
und die Korallenkreide, wie der Name besagt, ein Korallenkalk. Der weißen Kreide sind häufig Feuersteinknollen, mitunter in
bizarren Formen, eingelagert, die, grob lagenweise verteilt, der an sich ungeschichteten Kreide eine Art Schichtung erteilen.
An floristischen Resten ist die Kreideformation, sowie man nicht die Wealdenformation ihr zuzählt, sehr arm; die betreffenden
Einschlüsse sind an wenig Lokalitäten (Aachen,
[* 23] Haldem, einzelne Punkte des Harzes, Schlesiens und Mährens, Niederschöna i.
S.) geknüpft und nur in den Schieferthonen etwas häufiger, hier freilich gelegentlich sogar zu kleinen Kohlenflözen angehäuft.
Eine Mehrzahl der zierlichen Gestalten ist, stark vergrößert, auf unsrer Tafel dargestellt: Flabellina, Chrysalinida, Bulimina,
Lituola, Textularia und Dentalina. Von Echinodermen sind Seeigel besonders formenreich entwickelt; als Beispiel
führt unsre Tafel eine Discoidea-Art auf. Unter den Mollusken
[* 25] finden die Brachiopoden
[* 26] und Konchiferen (s. Exogyra, Inoceramus
und Trigonia auf der Tafel) zahlreiche Vertreter; als besonders charakteristische Formen aber sind aus der letztern Ordnung
die der eigentümlichen, auf die Kreideformation ausschließlich beschränkten Familie der Hippuriten (Rudisten, Kaprotinen) zu
erwähnen, von denen die Tafel Hippurites und Caprina zur Darstellung bringt.
Wie im Silur und Devon,
[* 27] zeigen die Cephalopoden eine große Mannigfaltigkeit der Aufwickelungsformen (Baculites, Toxoceras, Crioceras
und Ancyloceras der Tafel); aber im Gegensatz zu den paläozoischen Repräsentanten des Typus mit den einfachen Suturlinien
besitzen alle hierher gehörigen Genera mit einziger Ausnahme des auch in der Kreideformation vertretenen GenusNautilus
die komplizierten Suturlinien der Ammoniten
[* 28] (eingezeichnet in die Abbildung des Baculites auf der Tafel).
Hierher zählt auch Rhynchoteuthis, mit welchem Namen die Schnäbel von Nautilus- oder Sepia-Arten bezeichnet werden. Endlich
gehen von den zu den Cephalopoden gehörenden Sippen die Belemniten
[* 29] zahlreich in die Kreideformation über, in der obern
Abteilung repräsentiert durch das Genus Belemnitella, welches an dem Schlitz am obern und dem knopfartigen Ansatz am untern
Ende der Scheide leicht erkennbar ist. Von Wirbeltierresten bringt unsre Tafel die breiten Pflasterzähne von Ptychodus (vorzügliches
Leitfossil für die Kreideformation), die spitzen Haifischzähne von Otodus, die Schuppen eines cykloiden Fisches mit
glattem Hinterrand und diejenigen eines ktenoiden mit gezähneltem Hinterrand (welche sich zuerst in der in Übereinstimmung
mit der großen Mehrzahl der heutigen Fische
[* 30] neben denen mit rhombischen Schuppen einstellen), ferner den Kopf eines Sauriers
(Mosasaurus) und eine Schildkröte (Chelonia) zur Darstellung. Gerechtes Aufsehen erregten neuerdings die
vonMarsh aus der Kreideformation von Kansas beschriebenen Odontornithen (Hesperornis, Ichthyornis etc.): Vögel,
[* 31] welche im
Übergang zu den
Reptilien eine vollständige Bezahnung, die Zähne
[* 32] in eine Rinne oder in einzelne Alveolen eingelassen, besitzen.
Abgesehen von der oben schon angedeuteten Faciesbildung, welche auf einem Unterschied in den die Schichten der Kreideformation zusammensetzenden
Gesteinen (ob wesentlich aus Kreide oder aus Sandsteinen bestehend) beruht, spielt sich noch eine Faciesverschiedenheit
in der Ausbildung der Kreideformation ab, welche auf klimatischen Differenzen, in der Kreideformation zuerst unter allen Formationen nachweisbar, beruht:
eine südliche und nördliche Faciesbildung. Die erstere ist durch das massenhafte Auftreten der Rudisten (Hippuriten) charakterisiert,
während die nördliche Facies neben vorwaltenden Ammoniten und Belemniten diese eigentümlichen Konchiferenformen nur ganz
sporadisch enthält. Die Kreidegebiete Englands, Nordfrankreichs, Deutschlands
[* 38] (Rügen, Westfalen,
[* 39] Harz, Sachsen,
[* 40] Regensburg)
[* 41] und
Südschwedens gehören der nördlichen Facies an, Portugal,
[* 42] Spanien, Südfrankreich und die Alpen der südlichen, mit welcher
auch die außereuropäischen Gebiete (Kleinasien, Ostindien,
[* 43] Nordafrika, Texas und andre Gegenden Nord- sowie Südamerikas) die
größten Analogien zeigen. - Nur für weniges vulkanisches Material läßt sich die Gleichzeitigkeit der
Bildung mit der Ablagerung der Schichten der Kreideformation nachweisen: für Pikrite und Teschenite in Mähren,
[* 44] für dioritische, syenitische
und
¶
mehr
porphyrische Gesteine im Banat. - Unter den technisch nutzbaren Mineralien sind in erster Linie die Quadersandsteine als wichtigstes,
namentlich an den sächsischen Elbufern massenhaft gewonnenes Baumaterial, die Schreibkreide zu bekannter Verwendung, die
Kalke und Mergel als Rohstoff zur Mörtel- und Zementfabrikation anzuführen. Einige alpine Kreidekalke bilden schöne Marmorvarietäten,
Phosphorite stellen sich mitunter (so namentlich bei Folkestone in Südengland) in bauwürdiger Menge ein,
ebenso Eisenerze (Peine, Salzgitter, Banat).
(Glaceepapier), starkes, mit einem Gemisch von Bleiweiß,
[* 48] Kreide oder Blanc fixe und Leim überzogenes und
geglättetes Papier zu Visitenkarten etc. Ein andres Kreidepapier (Métalliquepapier) ist auf beiden Seiten mit Kalkmilch gestrichenes,
getrocknetes und satiniertes oder auch nur mit Schlämmkreide abgeriebenes Velinpapier.
Mit Stiften aus Zinnbleilegierung darauf
geschriebene Schrift läßt sich durch Gummi nicht fortnehmen.
(MaastrichterKreide), s. Kreide^[= # (weiße K.), weißer, feinerdiger, lockerer und deshalb abfärbender Kalkstein, aus sehr kleinen ...] und Kreideformation.
Kreil gab auch das »Astronomisch-meteorologische Jahrbuch
für Prag« (Prag 1842-45) und die »Jahrbücher der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus« (seit 1849) heraus.
1) Eine gerade Linie schneidet den in höchstens zwei Punkten und heißt dann eine Sekante, während man das zwischen den
beiden Schnittpunkten liegende begrenzte Stück eine Sehne (chorda) nennt. Eine durch den Mittelpunkt gehende Sehne ist ein Durchmesser.
3) Errichtet man im Halbierungspunkt einer Sehne ein Perpendikel, so geht dieses durch den Mittelpunkt des Kreises.
4) Man kann daher den Mittelpunkt eines Kreises finden, sobald drei Punkte desselben bekannt sind; ist der Kreis selbst oder ein
Stück desselben gegeben, so kann man die drei Punkte beliebig wählen. Man verbindet dann geradlinig den
ersten und zweiten sowie den ersten und dritten Punkt, halbiert die Verbindungslinien und errichtet in den Halbierungspunkten
Senkrechte, deren Schnittpunkt der Mittelpunkt ist.
5) Fallen
[* 58] die beiden Schnittpunkte des Kreises mit einer Geraden in einen einzigen Punkt zusammen, so sagt
man, die Gerade berühre oder tangiere den in diesem Punkt; sie ist eine Tangente und der Punkt der Berührungspunkt. Die Kreistangente
steht senkrecht auf dem Halbmesser, der durch den Berührungspunkt geht.
7) Verbindet man die Endpunkte eines Bogens A und B
[* 45]
(Fig. 1) durch gerade Linien mit irgend einem Punkt
P auf dem übrigen Teil der Peripherie, so erhält man
[* 45]
^[Abb.: Fig. 1. Kreis mit Radien und Sehnen]
¶
8) Ein Vieleck heißt einem Kreis eingeschrieben, wenn seine Ecken auf dem Kreisumfang liegen, dagegen dem
Kreis umschrieben, wenn die Seiten den Kreis berühren. Ein reguläres Vieleck läßt sich stets sowohl als ein eingeschriebenes
wie auch als ein umschriebenes betrachten. Beschreibt man in und um einen Kreis zwei reguläre Vielecke
[* 62] von gleicher Seitenzahl,
so ist die Fläche des eingeschriebenen kleiner, die des umschriebenen größer als die Kreisfläche;
da aber der Unterschied beider Flächen um so kleiner wird und sich mehr und mehr der Null nähert, je größer die Anzahl
der Seiten ist, so kann man mit Hilfe solcher Vielecke die Kreisfläche beliebig genau berechnen.
Wenn r den Radius bedeutet, so ist diese Fläche r²π, wobei π (pi) den Wert 3,1415927 hat. Archimedes
wußte, daß diese Zahl zwischen 3 1/7 und 3 10/71 liegt; Ludolf van Ceulen (s. d.) berechnete von 1586 an erst 20, dann aber 35 Dezimalstellen,
nämlich π = 3,14159 26535 89793 23846 26433 83279 50288. Von ihm heißt sie die Ludolfsche Zahl, sonst
nennt man sie auch die Kreisumfangszahl. Mit den Hilfsmitteln der höhern Analysis hat man sie neuerdings noch genauer berechnet;
Dase (s. d.) fand 200, der Astronom Th. Clausen (s. d.) 250, endlich ProfessorRichter in Elbing
[* 63] 500 Dezimalen (s. Grunerts »Archiv
der Mathematik und Physik«, XXV, S. 472). 9) Da man den als ein reguläres Vieleck von unendlich vielen Seiten
auffassen kann, und da die Fläche eines regulären Vielecks gleich dem halben Umfang desselben, multizipliert mit dem Radius
des eingeschriebenen Kreises, ist, so ist der Kreisumfang = 2rπ.
10) Ist von den drei Größen: Halbmesser = r, Kreisumfang = u, Kreisfläche = k eine die gegebene, so
findet man die beiden andern mittels der Formeln
13) Die Fläche zwischen einer Sehne und ihrem Bogen heißt ein Segment oder Kreisabschnitt; sie ist = r²(πw/360
- ½ sin w). 14) Eine geometrische Konstruktion zur genauen Darstellung derLänge des Kreisumfanges in Gestalt einer geraden
Linie (Rektifikation des Kreises) ist nicht bekannt; für die Praxis ist folgende von dem polnischen Jesuiten Kochanski 1685 angegebene
ausreichend, welche 3,1415333 statt π gibt: Man setze den Zirkel im Endpunkt A
[* 61]
(Fig. 2) des Durchmessers
AB ein und schlage einen durch den Mittelpunkt O gehenden Bogen, der den in C schneidet;
sodann schlage man um C einen durch
A gehenden Bogen,
der den ersten Bogen in D schneidet, und ziehe die Gerade OD.
Man lege nun in A die Tangente
(senkrecht zu AB) an den Kreis, welche die GeradeOD in E trifft, trage EF gleich dem dreifachen Halbmesser des Kreises ab und
ziehe zuletzt die Gerade FB, welche nahezu gleich dem halben Umfang ist.
15) Um die Länge eines Bogens AD
[* 61]
(Fig. 3) geradlinig darzustellen, lege man an A die Tangente AT und ziehe
den Durchmesser AB, den man um das Stück BC gleich dem Halbmesser verlängert; zieht man zuletzt noch die Gerade CD, welche die
Tangente in E schneidet, so ist AE sehr nahe gleich dem Bogen AD, solange derselbe 45° nicht überschreitet.
Diese Kreise zerfallen dann in Oberämter mit Oberamtmännern an der Spitze. Ebenso ist die bayrische Monarchie in Regierungsbezirke
oder Kreise eingeteilt, an deren Spitze Kreisregierungen stehen. Der bayrische Regierungsbezirk bildet
eine Kreisgemeinde mit einem Organ der Selbstverwaltung, welches die Bezeichnung »Landrat« führt. Die Regierungsbezirke aber
zerfallen in Verwaltungsdistrikte, welche den Bezirksämtern unterstellt sind. Das KönigreichSachsen zerfällt in vier Regierungsbezirke
oder Kreishauptmannschaften, welch letztere wiederum in Amtshauptmannschaften eingeteilt sind.
Das Großherzogtum Baden
[* 70] ist in Bezirke mit Bezirksämtern eingeteilt. Es besteht aber dort die Einrichtung,
daß mehrere Bezirke zu einem Kommunalverband unter dem Namen Kreis vereinigt sind. Wie in Preußen,
[* 71] ist der Kreis auch in den meisten
Kleinstaaten nicht nur ein politischer Bezirk der innern Landesverwaltung, an dessen Spitze derLandrat (in Hessen
[* 72] Kreisrat,
in Waldeck
[* 73] Kreisamtmann, in Braunschweig und Anhalt
[* 74] ebenso wie in Elsaß-Lothringen
[* 75] der Kreisdirektor) steht, sondern zugleich
ein Gemeindeverband zum Zweck der kommunalen Selbstverwaltung (s. Kreisverfassung). - Die älteste Kreiseinteilung in Deutschland
war diejenige, welche unter KaiserMaximilian I. behufs Erhaltung des Landfriedens und zu militärischen Zwecken stattfand. Die
damaligen zehn Kreise waren: der bayrische, burgundische, fränkische, kurrheinische, ober- oder kursächsische,
niedersächsische, oberrheinische, österreichische, schwäbische u. niederrheinisch-westfälische
Kreis.
¶
[* 78] (Gyralbewegung), die Drehung eines starren Körpers um eine mit ihm fest verbundene Achse. Ist die Masse
des rotierenden Körpers rings um die Drehungsachse symmetrisch verteilt, so wirken auf die Achse keinerlei aus der Rotation
entspringende Kräfte, da ja die Schwungkraft
[* 79] (Zentrifugalkraft)
[* 80] eines jeden Massenteilchens durch eine
gleiche und entgegengesetzte aufgehoben wird; eine solche Achse wird eine freie Achse genannt. Da jedes um eine freie Achse
rotierende Massenteilchen vermöge der Trägheit in seiner zur Achse senkrechten Drehungsebene zu verharren strebt, so muß
auch die freie Achse selbst das Bestreben zeigen, ihre Richtung im Raum zu bewahren, und wird einer Kraft,
[* 81] welche sie aus dieser Richtung bringen will, einen um so größern Widerstand entgegensetzen, je größer das Trägheitsmoment
[* 82] (s. d.) und die Drehungsgeschwindigkeit des rotierenden Körpers sind.
Daher kommt es, daß ein hinlänglich rasch rotierender Kreisel nicht umfällt, selbst wenn seine
Achse schief steht, und daß Räder, Reisen, Geldstücke etc. nicht umfallen, wenn man sie auf ihrem Rand rollen oder um den
vertikalen Durchmesser »tanzen« läßt. Die Wirkung der störenden Kraft auf den Kreisel äußert sich vielmehr dadurch, daß
die Achse desselben in einer zur Richtung der störenden Kraft senkrechten Richtung ausweicht und in langsamer
Bewegung die Oberfläche eines Kegels beschreibt, ohne daß die Achse ihre Neigung gegen die horizontale Ebene ändert
[* 64]
(Fig. 1).
Das Bestreben einer freien Achse, ihre Richtung im Raum beizubehalten, läßt sich durch Bohnenbergers Rotationsapparat
[* 64]
(Fig.
2) nachweisen, welcher aus einer Kugel besteht, deren Drehungsachse vermöge ihrer Aufhängung in drei
ineinander drehbaren Ringen unbehindert jede beliebige Stellung annehmen kann.
Versetzt man die Kugel durch Abziehen einer auf ihre Achse aufgewickelten Schnur in rasche Umdrehung, so bleibt die Achse mit
sich selbst parallel, wie man auch den ganzen Apparat drehen und neigen mag. Großartige Beispiele von Drehung um
freie Achsen
bieten uns die Planeten
[* 83] und unter diesen die Erde dar. Die Erdachse würde, wenn die Erde eine vollkommene Kugel
wäre, immerdar mit sich selbst parallel und stets nach dem Polarstern (α des KleinenBären) gerichtet bleiben.
Aus der Anziehungskraft der Sonne
[* 84] auf die den Erdäquator umgürtende Anschwellung entspringt aber eine
störende Kraft, welche die zur Ebene der Erdbahn (Ekliptik) unter einem Winkel von 66½° geneigte Erdachse zur Bahnebene senkrecht
zu stellen strebt. Ähnlich wie beim Kreisel, ändert aber die Erdachse ihre Neigung zur Erdbahn nicht, sondern beschreibt
im Verlauf von etwas mehr als 25,800 Jahren einen Kegel von etwa 47° Öffnung um die Normale der Ekliptik,
so daß im Lauf der Jahrtausende nach und nach immer andre Sterne die Rolle des Polarsterns übernehmen werden; so wird z. B.
nach etwa 12,000 Jahren der SternWega (α der Leier) Polarstern sein. Diese kegelförmige Bewegung der Erdachse hat ferner zur
Folge, daß die Nachtgleichenpunkte auf der Ekliptik jährlich um etwa 50'' nach W. vorrücken (Präzession
der Nachtgleichen, s. d.).
(Trochidae d'Orb.),Familie der Schnecken,
[* 85] aus der Gruppe der Vorderkiemer (Prosobranchia), besitzen
ein kreiselförmiges Gehäuse mit spiraligem, hornigem oder mehr oder weniger kalkigem Deckel, seitliche
Ausbreitungen oder fadige Anhänge am Fuß, sehr verkümmerte Kiemen und auf kleinen Stielen stehende Augen. Von den pflanzenfressenden
dienen mehrere Arten der GattungTurboGray dem Menschen als Nahrung; die Deckel von einigen wurden als Meernabel (Umbilicus marinus)
früher gegen Magensäure benutzt. Die dicken Gehäuse größerer Arten, z. B. des Turbo oleariusL. (großer
Ölkrug), welcher in der Brandung der Küsten der Molukken lebt, liefern den ChinesenPerlmutter zum Belegen von lackierten Möbeln
(s. Perlmuscheln). Von der GattungTrochusL. sind über 200 Arten aus allen Meeren beschrieben.
(Fuga circularis) ist nicht eine Fuge, sondern ein Kanon (s. d.) und zwar einer ohne Ende (Canon infinitus,
perpetuus), da er in den Anfang zurückläuft (vgl. Weitzmanns »MusikalischeRätsel«).
Bezeichnung für den Kreis (s. d.), insofern er nicht als Verwaltungsbezirk, sondern als höherer
Gemeindeverband mit korporativen Rechten in Betracht kommt (s. Kreisverfassung).
in der Meßkunst, s. Theodolit^[= (griech.), ein hauptsächlich zu geodätischen Zwecken, aber auch in der Astronomie benutztes ...]
[* 90] und Tachymeter.
¶
Eine stehende Reichsarmeegab es nicht, erst seit Ende des 17. Jahrh. kam man darin überein, stehende Kreistruppen unter
den Waffen
[* 98] zu halten, jedoch traten dieselben erst nach beschlossenem Reichskrieg zur Reichsarmee; bis dahin hatte das Reich
keine Macht über dieselben. An die Spitze derTruppen eines Kreises trat ein Kreisoberst, einer der Fürsten
des Kreises. Das Kommando über alle Kreistruppen führte die Kreisgeneralität; die Frage, ob der Kaiser oder das Reich den Oberbefehlshaber
über alle Kreistruppen zu ernennen habe, ist nie entschieden worden. - In Rußland sind Kreistruppen oder
Lokaltruppen die in den Militärbezirken unter besondern »Kreistruppenchefs« stehenden, zum
Sicherheitsdienst, zur Begleitung von Gefangentransporten etc. dienenden Truppen.
im modernen Staatswesen diejenige Verwaltungseinrichtung, bei welcher die Zusammenfassung der Gemeinden
in Bezirke oder Kreise (Kommunalverbände) nicht nur die Bedeutung einer politischen Einteilung zum Zweck der innern Landesverwaltung
hat, sondern auch zugleich zur Erreichung selbständiger wirtschaftlicher Zwecke erfolgt ist. Namentlich
in Preußen ist der Kreis nicht nur der Verwaltungsbezirk der erstinstanzlichen Administrativbehörde (des Landrats), sondern
zugleich das Organ der kommunalen Selbstverwaltung (Self-government).
Dies ist die Bedeutung der Dreiteilung des Landes in Provinzen, Kreise und Gemeinden. Die in neuerer Zeit
erfolgte Einschiebung einer Zwischenbehörde zwischen Landrat und Gemeindevorstand in dem Institut der Amtsvorsteher ist im wesentlichen
nur für die Ausübung der Ortspolizei von Wichtigkeit. Im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Kreisverfassung steht allerdings auch eine
Organisation der Regierungsbezirke der Provinzen, indem dem Regierungspräsidenten ein Bezirksausschuß
beigegeben ist, der zugleich als Bezirksverwaltungsgericht fungiert, und der an den Geschäften der Landesverwaltung in beschränktem
Umfang teilnimmt.
Die Organe der Kreisverwaltung sind der Kreistag, der Kreisausschuß und der Landrat. Die Zahl der Mitglieder des Kreistags, welche
nach der Bevölkerungsziffer bemessen wird, ist mindestens 25. Zum Zweck der Wahl der Kreistagsabgeordneten werden die drei
Wahlverbände der größern ländlichen Grundbesitzer der Landgemeinden und der Städte gebildet. Der
Kreistag vertritt den Kreiskommunalverband, er beschließt über die Kreis- und über die sonstigen Angelegenheiten, welche
ihm zur Beratung und Beschlußfassung überwiesen sind.
Insbesondere ist er zum Erlaß von Kreisstatuten und von Reglements für besondere Kreiseinrichtungen, z. B. für Kreissparkassen,
befugt. Ihm liegt die Beschlußfassung über etwanige Kreisanleihen, die Feststellung des Kreishaushaltungsetats
und der Kreisabgaben, die Verfügung über das Grund- und Kapitalvermögen des Kreises (Kreisdotation), die Reparation der Staatsleistungen,
welche »kreisweise« aufzubringen sind, die Wahl des Kreisausschusses, die Begutachtung von Staatsangelegenheiten, die Wahl der
Kommissionen für die Zwecke der allgemeinen Landesverwaltung und für besondere Kreiszwecke (Kreiskommissionen) ob. Die
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