Organ der genannten
Gesellschaft, den
»Deutschen geographischen Blättern«, Bd. 4 und 5. Auch
schrieb Aurel Krause:. »Die Tlinkitindianer«
(Jena
[* 2] 1885).
Anfang 1884 verließ er
Europa abermals, um im Auftrag Riebecks die Gebiete des
Niger,
Binuë und
Tsad zu
erforschen; diese Expedition kam aber infolge des frühzeitigen
Todes Riebecks nicht zu stande, und Krause nahm nun den Wasserweg
östlich von
Lagos bis ins Nigergebiet auf und bereiste darauf auch letzteres. 1886 fuhr Krause den
Volta aufwärts
bis Kete, ging von dort zu dem großen
StapelplatzSalaga, um durch Erforschung des östlich gelegenen
Hinterlandes des Togogebiets
eine
Verbindung zwischem ^[richtig: zwischen] diesem und
Salaga herzustellen, und brach dann nach
Timbuktu auf.
In den »Mitteilungen
der Riebeckschen Nigerexpedition« veröffentlichte er: »Ein Beitrag zur
Kenntnis der fulischen
Sprache
[* 7] in
Afrika«
[* 8] und »Proben der
Sprache von
Ghat« (Leipz. 1884).
eine bisweilen an der Kartoffelpflanze auftretende krankhafte
Erscheinung, die nicht mit der eigentlichen
Kartoffelkrankheit zu verwechseln ist. Das
Laub verliert seine frisch grüne
Farbe, die Blattstiele sind nach unten gebogen
oder eingerollt und die einzelnen Blättchen kraus gefaltet; letztere bekommen braune
Flecke, die zuerst
nur die oberflächlichen
Zellen, später auch das innere
Gewebe
[* 9] des
Blattes und der
Stengel
[* 10] ergreifen, wobei diese Teile spröde
werden. Nach
Schenk wird die
Krankheit durch einen konidienbildenden
Pilz
[* 11]
(Sporidesmium exitiosum var.
Solani) verursacht, der
jedoch nicht in allen
Fällen aufgefunden worden ist.
Hallier nimmt einen zweijährigen Verlauf der
Krankheit
an.
(Crispatio), an den Blättern der
Pflanzen eintretende
Mißbildung, wobei das zwischen den Blattrippen befindliche
Parenchym infolge reichlicher
Ernährung übermäßig sich entwickelt und ausdehnt, so daß das
Blatt
[* 12] blasig und kraus wird,
was bald mehr den
Rand, bald die ganze
Fläche desselben betreffen kann. Die
Ursache ist eine durch guten
Boden bedingte wirkliche Varietätenbildung, die sich vererbt, wie bei manchen Gartenpflanzen, z. B.
den Kohlarten mit krausen Blättern, der
Krauseminze etc. Kräuselung kann aber auch lokal und als eigentliche Krankheitserscheinung
auftreten, wenn sie von gewissen tierischen
Schmarotzern, welche auf den Blättern leben, namentlich von
Blattläusen und
Milben, oder von gewissen parasitischen
Pilzen, besonders
Exoascus (s. d.), der an
Erlen, Pfirsichen, Kirschen
u. a. vorkommt, verursacht wird.
(Frisé, Goldgimpe), Gespinst, welches in der
Weise erhalten wird, daß man
Seide
[* 24] zuerst mit einem andern
feinern Seidenfaden in weit auseinander liegenden Windungen und dann in entgegengesetzter
Richtung mit
Lahn überspinnt.
Bisweilen
wird auch ein
Faden
[* 25] von gewöhnlichem Gespinst mit einem andern in weiten Windungen besponnen.
(Rändelräder,Rändelscheiben,Schlagrädchen,
Moletten), kleine Rädchen von gehärtetem
Stahl, welche
auf ihrem Umkreis
Verzierungen enthalten, in einer eisernenGabel drehbar befestigt sind und zum
Eindrücken
dieser
Verzierungen auf Metallarbeiten (z. B. Kattundruckwalzen) sowie von Rauhigkeiten auf
Schraubenscheiben (Rändeln) auf der
Drehbank
[* 26] dienen.
3) Gabriele, Sängerin, geb. zu Wien, bezeugte frühzeitig ein bemerkenswertes musikalisches
Talent, das auf dem WienerKonservatorium seine Ausbildung erfuhr. 1860 debütierte sie in ihrer Vaterstadt als Mathilde in »WilhelmTell« und wurde sogleich für die Hofoper engagiert, der sie nun bis 1868 als Vertreterin erster Rollen
[* 35] angehörte. Von dem
genannten Jahr ab wirkte sie in Paris und ist noch heute ein gefeiertes Mitglied der GroßenOper daselbst, der für eine deutsche
Sängerin seltene Ehren erwiesen wurden, so die 1870 erfolgte Ernennung zum Ehrenmitglied der Gesellschaft der Konservatoriumskonzerte
und die von 1880 datierte Verleihung des Titels eines Akademieoffiziers. Die französische Kritik bezeichnet
als eine bedeutende Interpretin von Rollen wie Norma, Desdemona, Aida, ebenso der Jeanne d'Arc und der Pauline (»Polyeuct«),
Man verarbeitet übrigens auch Zuckerrüben, Möhren, Topinambur und Weintrauben auf Kraut, und das Fabrikationsverfahren besteht
stets darin, die genannten Materialien mit Wasser über freiem Feuer oder ohne Wasser mit Dampf
[* 37] zu kochen, dann zu pressen und
den Saft zu einem sehr dicken Sirup einzukochen. Kraut unterscheidet sich also vom Mus (Kreide)
[* 38] dadurch, daß
es keine Faser enthält. Ein ähnliches Fabrikat aus Traubensaft ist in Frankreich und der Schweiz als Raisine im Handel.
aus einem weichen Zeug verfertigtes Säckchen, welches, mit wohlriechenden Kräutern, Kampfer etc. angefüllt
und dann durchnäht, zur Bedeckung eines kranken Körperteils früher sehr häufig angewendet wurde.
Das fruchtbare Land ist im S. gebirgig
(Vulkan Tangkuban Prahu), wird vom schiffbaren Tarum bewässert und erzeugt viel Tabak
[* 48] und Baumwolle;
[* 49]
(franz. cravate), eigentlich ein vorn zu einer Schleife zusammengebundenes Halstuch der Männer, das
man gegen das Ende des 17. Jahrh. angeblich von den Kroaten entlehnte und daher crovate, cravate
nannte;
später in der Bedeutung einer steifen Halsbinde und heute als Bezeichnung für eine Halsbinde zum Umschlingen und
für eine Schleife zum Anknöpfen an den Hemdkragen gebraucht.
Als Spottname heißt Krawattenmacher s. v. w. Halsabschneider,
Wucherer.
Der König LudwigNapoleon ernannte Krayenhoff 1805 zu seinem Generaladjutanten, dann zum Generaldirektor des Kriegsdepots, später
zum Generalmajor und endlich 1809 zum Kriegsminister, und Krayenhoff rechtfertigte während der Feldzüge von 1805, 1806 und 1809 glänzend
das ihm geschenkte Vertrauen. Nach dem freiwilligen Rücktritt Ludwigs (1810) ward er von Napoleon zum
Generalinspektor des Geniewesens ernannt, erklärte sich aber im Oktober 1813 für die Partei der Patrioten.
Als Gouverneur von Amsterdam befehligte er die erfolglose Belagerung von Naarden. 1814 erhielt er den Auftrag, an der Spitze des
Geniekorps den sogen. Waterstaat, d. h.
die Verwaltung der Brücken
[* 60] und Dämme, zu organisieren. 1815 wurde er zum Baron ernannt. Später betraute ihn der König mit
einer Sendung nach Curassao. Von dort zurückgekehrt, wurde er, wegen Betrugs beim Bau der Südfestungen angeklagt, zur Disposition
gestellt, 1830 nach seiner Freisprechung pensioniert und lebte fortan zu Nimwegen in Geldern, wo er starb.
Als Schriftsteller hat sich Krayenhoff bekannt gemacht durch den »Précis historique des opérations géodésiques et astronomiques
faites en Hollandepar leL.-G. Krayenhoff« (Haag
[* 61] 1815),
Nachahmung von Kreidezeichnungen durch Kupferstich, s. Kupferstecherkunst. ^[= (Chalkographie), die Kunst, durch Eingravieren einer Zeichnung in eine Kupfertafel eine Druckplatte ...]
(lat.), die in der Dogmatik im Gegensatz zum Traduzianismus (s. d.) auftretende Lehre, nach welcher bei
der Entstehung des menschlichen Lebens nur der Leib aus der Zeugung herrührt, die Seele aber direkt göttlichen Ursprungs ist.
C4N3O2 , Bestandteil des Muskelfleisches aller Wirbeltiere, findet sich auch im Gehirn,
[* 63] Harn, Blut und im Fleischextrakt. Man erhält es aus einem kalt bereiteten, ausgekochten und filtrierten,
mit Baryt von Phosphorsäure befreiten und zur Sirupskonsistenz verdampften Fleischauszug in Kristallen mit einem MolekülKristallwasser,
die gereinigt farb- und geruchlos, durchsichtig sind, schwach bitter schmecken und sich in Wasser, kaum in Alkohol lösen.
Es reagiert neutral, gibt mit Säuren wenig beständige Salze und liefert bei Behandlung mit AlkalienHarnstoff,
beim Kochen mit verdünnten Säuren Kreatinin C4H7N3O . Dieser Körper findet sich im Harn, bildet
farb- und geruchlose Kristalle,
[* 64] ist leicht löslich in Wasser und Alkohol, schmeckt ammoniakalisch, reagiert stark alkalisch
und bildet kristallisierbare Salze. Man hat dem Kreatin früher wegen seines hohen Stickstoffgehalts große Bedeutung für
die Ernährung zugeschrieben; jetzt weiß man, daß es zu den Schlacken des Organismus gehört und nach geringen Wandlungen ausgeschieden
wird.
[* 65] (Astacus L.), Krustaceengattung aus der Unterordnung der Dekapoden, der Horde der Langschwänze und
der Familie der Krebse (Astacina), Meer- und Süßwasserbewohner mit krustiger Körperbedeckung, seitlich zusammengedrücktem
Cephalothorax, abgeflachtem Nachleib und zwei nebeneinander eingelenkten Fühlerpaaren, von denen die äußern am Schaft mit
einer kleinen oder ganz verkümmerten Schuppe versehen sind. Das erste Beinpaar ist stets in große Scheren
[* 66] verwandelt, die
beiden folgenden sind zuweilen ebenfalls scherenförmig, aber klein.
Die Jugendformen der über alle Erdteile verbreiteten Gattung unterscheiden sich vom ausgebildeten Tier nur wenig; der dem Ei
[* 67] entschlüpfende Flußkrebs entbehrt nur einer ausgebildeten Schwanzflosse. Der gemeine Flußkrebs (A. fluviatilisRond., s.
Tafel »Krebstiere«,
[* 68] Fig. 1 u. 2), 15 cm lang und 120-140 g schwer, grünlichbraun, über fast ganz Europa
verbreitet, lebt in fließenden Gewässern und in Seen, am liebsten an Steilufern, wo er bei Tage zwischen Wurzeln und in Löchern
sich verkriecht, aber auch an Flachufern unter Steinen und nährt sich von Aas, Schnecken,
[* 69] Würmern, Insektenlarven etc., welche
er nachts erbeutet. In denWintermonaten verläßt er kaum sein Loch. Er häutet sich im Juni, frißt den
abgeworfenen Panzer, wartet die Erhärtung des neuen Panzers in einem Schlupfwinkel ab und begattet sich im Oktober, worauf
sich das Weibchen in ein Erdloch
¶
mehr
zurückzieht und hier verweilt, bis die am Bauch
[* 71] angeklebten 200-400 großen, anfangs blauschwarzen, später roten und gelben
Eier
[* 72] gezeitigt sind. Die 15 mm langen Jungen schlüpfen im Mai aus und werden im fünften oder sechsten Jahr fortpflanzungsfähig.
Die großen, über 100 g schweren Krebse sind über 20 Jahre alt. Im Magen
[* 73] der Krebse bilden sich die sogen.
Krebsaugen (s. d.), welche nach der Häutung verdaut werden, um zur Bildung des neuen Panzers verwendet zu werden.
Mit Vorteil hat man den Krebs für den Markt gemästet (Clairfontaine bei Rambouillet). Den bedeutendsten Krebshandel hat Berlin,
welches sich aus der Mark, Pommern,
[* 74] Ost- und Westpreußen
[* 75] versorgt und diese allgemein unter dem Namen Oderkrebse
gehenden Krebse nach Sachsen,
[* 76] Hannover,
[* 77] der Rheinprovinz,
[* 78] besonders nach Frankreich liefert. Auch England bezieht jährlich mehr
als 15,000 Schock Krebsschwänze. Man fängt den in Reusen und Fangkasten und bewahrt ihn für den Winter in großen, von Quellwasser
durchströmten Behältern. 8-14 Tage lassen sich gut abgetrocknete Krebse in einem kühlen Keller lebend
erhalten, wenn man sie in einem Korb oder Netz aufhängt.
Früher waren die Gewässer ungemein reich an Krebsen, und noch im 17. Jahrh. bezog Küstrin
[* 79] große Einnahmen aus dem Handel
mit den Warthekrebsen, deren in einem Jahr an 32,5 Mill. Schock über Küstrin versandt wurden. Die Oder
ist seit Regulierung des Oderbruchs arm an Krebsen, in vielen Gewässern ist der Krebs durch andre Verhältnisse zurückgedrängt
worden, und in neuester Zeit hat die Krebspest (s. d.) große Verwüstungen angerichtet. Krebszucht ist wegen
des langsamen Wachstums nicht rentabel; mit Erfolg hat man aber in Elsaß-Lothringen,
[* 80] Bayern,
[* 81] Thüringen
und in der Oder alte Krebse ausgesetzt, um Nachkommenschaft zu erzielen.
Bachkrebse sind schmackhafter als Flußkrebse; letztere sind dunkelbraun und in der Qualität fast gleich, während Seekrebse
in Qualität und Färbung mannigfach abweichen. Kalmusreiche Gewässer liefern bittere Krebse. Am schmackhaftesten sind die
Krebse nach der ersten Häutung, die in Flüssen und Bächen im Juni, in Seen im Juli erfolgt. Sehr fett ist
der Krebs auch noch bis Oktober. Sein schmackhaftes Fleisch ist schwer verdaulich. Das Rotwerden der Krebse beim Kochen beruht auf
der Zerstörung eines bläulichen Farbstoffs, welcher im Leben den roten Farbstoff verdeckt.
1) das vierte Zeichen im Tierkreis (♋ oder ^[img]);
2) ein Sternbild, von 117-148° Rektaszension und 8-34° nördlicher Deklination reichend, nach Heis mit 92 dem bloßen Auge
[* 86] sichtbaren Sternen, von denen aber nur einer heller als vierter Größe ist. In demselben befindet sich
auch ein mit bloßem Auge sichtbarer Sternhaufe, die Krippe (Praesepe), zu deren Seiten zwei Sternchen vierter Größe, der nördliche
und südliche kleine Esel (Asellus borealis und A. australis), stehen. Von diesem Sternbild erzählt die Mythologie, es sei
dasselbe der unter die Sterne versetzte große Krebs, welcher, von der Juno abgesendet, Herakles
[* 87] beim Kampf
mit der lernäischen Schlange
[* 88] in den Fuß kneipte und dabei zertreten wurde.
[* 65] (Krebsschade, Krebsgeschwür, griech. Carcinoma, lat. Cancer), ein von Galen in die Medizin eingeführter Name, welcher
ursprünglich auf harte Geschwülste der weiblichen Brust angewendet wurde, da diese mit ihren erweiterten,
bläulich durchscheinenden Gefäßverzweigungen eine entfernte Ähnlichkeit
[* 89] mit den Füßen eines Flußkrebses darbieten sollten.
Später verwischte sich diese ursprüngliche Bedeutung, und es wurden alle möglichen bösen Gewächse als Krebs bezeichnet, selbst
solche, bei denen der eigentliche Geschwulstcharakter ganz in den Hintergrund trat und der Krebsschade die
Gestalt eines bösartigen, um sich fressenden Geschwürs angenommen hatte. So ist denn noch heute derselbe Name für eine Art
der Geschwüre in Gebrauch, welche längst aus dem Gebiet der Krebse ausgelöst und in dem Kapitel der Syphilis als Schanker (Cancer)
eingereiht worden sind. Da die Gewächse bis in den Anfang dieses Jahrhunderts nach rein äußerlichen
Modifikationen ihrer Erscheinung benannt wurden, so sind einerseits früher viele Geschwülste als Krebse bezeichnet worden,
welche heute anders benannt werden, und zum andern ist die alte Einteilung der Carcinome in Blutschwämme, Markschwämme, Alveolarkrebse,
Cancroide, Scirrhusformen etc. nur noch für diejenigen verständlich und anwendbar, welche
in diesen Namen eben nur äußerliche Varietäten einer Neubildung erblicken, deren Wesen nicht durch diese
Erscheinung, sondern durch den innern Ausbau ihrer Gewebe bestimmt wird.
Dieser Bau, welcher im wesentlichen allen echten Krebsgewächsen gemeinsam ist, läßt ähnlich wie der Bau eines drüsigen
Organs zwei verschiedene Gewebsbestandteile unterscheiden:
1) das Krebsgerüst (stroma) und 2) den Krebssaft oder die Krebsmilch. Daher gehören die Krebse in die
Kategorie der organoiden Neubildungen. Das Gerüst besteht aus neugebildetem Bindegewebe, das auf verschiedenen Stufen der Entwickelung
vom Keimgewebe zum festen, harten, schwieligen Gewebe stehen kann, und welches geschlossene Räume, die Krebsalveolen, bildet.
Diese Räume enthalten den Krebssaft, welcher aus epithelialen Zellen und dem sogen. Krebsserum zusammengesetzt
ist.
Weder die Alveolen noch die Zellen bilden für sich das charakteristische Merkmal des Krebses; es gibt keine Kennzeichen an
Form, Größe oder chemischer Zusammensetzung, welche etwa nur den Krebszellen zukämen, sondern in der Vereinigung beider
Bestandteile (in dem genannten Verhältnis) liegt das entscheidende Kriterium. Als Grundlage einer Einteilung
im modern wissenschaftlichen Sinn dienen nun gleichfalls gewisse Varietäten des Stromas und der Krebszellen.
Eine sehr zellenreiche Neubildung mit sehr dünnem, zartem Gerüst, die
sehr weich ist, nennt man Medullarkrebs. Eine sehr
harte, schwielig derbe Geschwulst, deren Stroma vorwiegend entwickelt, deren zellenerfüllte Räume klein
und dürftig sind, nennt man Scirrhus. Die Mitte zwischen beiden bildet das Carcinoma simplex. Den früher ausschließlich
als C. alveolare bezeichneten Krebs nennt man Kolloid- oder Gallertkrebs, weil in ihm das Gewebe eine gallertige Umwandlung eingeht.
Sind Zellen und Gerüst pigmentiert, wie bei den Krebsen, welche von pigmentierten Geweben (Auge, Hautwarzen)
ausgehen, so heißt der Tumor C. melanodes. Enthält der Krebs Zellen, die ganz den Zellformen seines Mutterbodens analog sind,
wie die Carcinome der Haut
[* 90] und einiger Schleimhäute, welche eine epidermoidale Decke
[* 91] haben, so spricht man von Cancroiden (Epithelialkrebsen).
Zu diesen gehört das Cancroid am Hodensack, das wegen seines häufigen Vorkommens bei Schornsteinfegern
als Schornsteinfegerkrebs bezeichnet worden ist.
Die Cancroide sind im ganzen weniger gefährlich als die andern Formen. Der Krebs tritt beim Mann am häufigsten in der Unterlippe,
beim Weib in der Brustdrüse auf; aber auch an andern Körperteilen ist er bei beiden Geschlechten nicht selten, so
in der Gesichtshaut, an den Geschlechtsteilen (beim Weib namentlich an der Gebärmutter),
[* 92] im Magen, Mastdarm, an der Zunge, im
Kehlkopf
[* 93] etc. Anfangs bildet der Krebs eine knotige, nicht ganz scharf begrenzte
Verhärtung, und auch bei weiterm Wachstum kann er diesen Charakter bewahren; liegt er aber nahe an einer Oberfläche, so
verfällt er leicht der Verschwärung; es bildet sich ein Krebsgeschwür, im Sinn der Alten ausgedrückt, wird der C. occultus
ein C. apertus.
Ein solches Geschwür bietet in der Regel ein sehr unregelmäßiges Aussehen, eine schnell wuchernde, meist stinkende und stark
absondernde Oberfläche dar. Eine wesentliche Eigentümlichkeit des Krebses ist die, daß derselbe in
entferntern, meist, doch nicht immer, in irgend einem durch Lymph- oder Blutgefäße gebildeten Zusammenhang stehenden Körperteilen,
z. B. im Magen und in der Leber, auch in der Lunge,
[* 94] in den Knochen,
[* 95] auftritt als sogen. sekundärer Krebs oder Krebsmetastase.
Die Krebsgeschwulst nimmt zuweilen einen bedeutenden Umfang an, sie kann bis zur Größe eines Mannskopfes
und darüber wachsen. Unter den Symptomen, welche der noch ferner hervorruft, ist der Schmerz besonders hervorzuheben. Dieser
ist sehr verschieden: reißend, schießend, brennend, plötzlich auftretend und dann wieder nachlassend, und wird meist durch
den Druck auf die Umgebung veranlaßt. Während der Entwickelung schwellen die benachbarten Lymphdrüsen
an;
das anfänglich ungestörte Wohlbefinden schwindet allmählich;
der Kranke verliert den Appetit, die Haut wird bleich und
bekommt eine eigentümlich erdfahle, strohgelbe Färbung;
unter allgemeiner Erschöpfung (Krebskachexie, s. d.) tritt endlich
der Tod ein und dies dann um so schneller, wenn der Krebs aufbricht.
Zuweilen entstehen auch heftige Blutungen,
welche den Tod herbeiführen.
Die eigentliche Ursache der Entstehung der krebsigen Entartung der normalen Gewebselemente ist noch ganz in Dunkel gehüllt.
Nichtsdestoweniger glaubt man beobachtet zu haben, daß es mehrere Gelegenheitsursachen gebe, welche zur Hervorrufung derselben
beitragen. Hierzu zählt man ein gewisses Lebensalter, das über die Blüte
[* 96] hinaus ist, wo der Krebs häufiger
vorkommt als im jugendlichen, und zwar häufiger der ursprünglich harte Krebs, während bei Kindern, wo ebenfalls Krebsgeschwülste
beobachtet
¶
mehr
worden sind, derselbe als Markschwamm auftritt. Auch das Geschlecht influiert, wenigstens auf die Art des Krebses, indem gewisse
weibliche Organe leichter erkranken, die Gebärmutter, die weibliche Brust etc. Auch Erblichkeit des Krebses wird behauptet; was
aber die Ansteckung betrifft, so wird diese vollkommen in Abrede gestellt. Daß der Krebs nicht ansteckt,
hat die Erfahrung in Tausenden von Fällen gezeigt, wo eine Übertragung von der Frau auf den Mann hätte stattfinden können.
- Die Behandlung ist eine allgemeine und örtliche.
Die Mittel, welche gegen den um ihn von innen heraus zum Stillstand oder zur Heilung zu bringen, angewendet werden, sind
zahllos; namentlich ist es das Arsenik, welches großes Vertrauen genießt. Ist Verdacht vorhanden, daß eine Verhärtung krebsiger
Natur sei, so kann man Jodbepinselungen versuchen, um eine Zerteilung zu erzielen; bleibt diese aber aus, so ist es immer
geraten, die Geschwulst auszuschneiden. Die Ätzmittel sind viel schmerzhafter und unsicherer und zwar
aus dem Grund, weil der Krebs niemals von dem gesunden Gewebe scharf abgegrenzt ist, sondern die beginnende krebsige Entartung
bereits in die Umgebung unsichtbar und unerkennbar übergegangen zu sein pflegt.
[* 65] in der Botanik im allgemeinen alle diejenigen Krankheiten der Stämme und Äste der Bäume,
bei denen an einer Stelle der Holzkörper keine Jahresringe mehr bildet, oft bloßgelegt wird und einer langsamen Zerstörung
anheimfällt, wobei die kranke Stelle wegen der im Umkreis der Wunde alljährlich sich bildenden Überwallungsränder mehr
oder weniger als eine Anschwellung hervortritt. Diese Erscheinung wird unter anderm durch äußere Verwundungen,
pflanzliche Parasiten, wie z. B. beim Krebs der Weißtanne (s. Rostpilze), beim Lärchenkrebs (s. Peziza) und beim Erdkrebs der Nadelhölzer
[* 98] (s. Rhizomorpha), hervorgebracht.
Bei den Kernobstgehölzen, besonders dem Apfelbaum, stellt der Krebs eine spezifische Krankheit dar. Er beginnt mit einer übermäßigen
Entwickelung des Holzkörpers, welcher an der betreffenden Stelle eine die Rinde sprengende und hervorbrechende
Anschwellung bildet; zugleich beginnt eine Zerstörung der gebildeten Holzmasse, indem die Anschwellung in der Mitte ein-
oder mehrmals lippig sich spaltet. Da in den Furchen die Thätigkeit der Kambiumschicht erloschen ist, so entsteht in der
Umgebung der Wunde ein starker Überwallungswulst.
Da aber die Zerstörung im Holz
[* 99] in der Längs- und Querrichtung fortschreitet, so stirbt im nächsten Jahr auch der erste Überwallungswulst
mehr oder weniger vollständig ab. Indem nun alljährlich neue Wülste durch Überwallung im
Umkreis entstehen, zeigen dieselben
eine rosenähnliche konzentrische Anordnung. Das Absterben des Holzes kann zuletzt den ganzen Umfang des
Astes ergreifen, oft bricht ihn schon vorher der Sturm an dieser Stelle ab. Die wichtigste Ursache des Krebses an Apfelbäumen
ist das Ansaugen der Rinde durch einen tierischen Parasiten, die Blutlaus (Schizoneuralanigera Hausm.),
die erst seit etwa 40 Jahren bekannt ist und vielleicht aus Amerika
[* 100] stammt.
Die blattlausähnlichen, rötlichen und mit weißer Wolle bedeckten Tiere besetzen gruppenweise die Zweige und führen ihren
Saugrüssel durch die Rinde junger Zweige bis in die Kambiumschicht ein. Durch die abnorme Thätigkeit der letztern erhalten
die Zweige beulenförmige Anschwellungen, die weiter wachsen, sich schließlich zerklüften und in Krebsgeschwüre übergehen;
an den Rändern derselben bilden sich oft neue Geschwülste. Da die Blutläuse in vertieften Stellen der
Wunden und in der Erde überwintern, außerdem im Herbst von den geflügelten Weibchen Eier gelegt werden, so wird der angegangene
Baum in jedem Frühjahr wieder von neuem affiziert.
Als Gegenmittel empfiehlt sich daher sorgfältige Zerstörung der ersten Ansiedelung von Blutläusen, ferner
das Bestreichen der besetzten Stellen mit Petroleum, genaue Untersuchung der Bäume vor dem Einpflanzen sowie Teerringe gegen
die in der Erde überwinternden Tiere. Ein dem Apfelbaumkrebs ähnlicher auf Buchen wird nach R.Hartig durch die Buchenbaumlaus
(Lachnus exsiccator) hervorgerufen. Als mögliche Ursachen des Baumkrebses werden auch mechanische Verletzungen
und Frostrisse angegeben.
[* 65] KarlAugust, Komponist und Dirigent, geb. zu Nürnberg,
[* 101] wo seine Eltern, Namens Miedcke, Mitglieder des
Stadttheaters waren, wurde nach dem Tod seiner Mutter mit Bewilligung des Vaters als einjähriges Kind vom Hofsänger und Opernregisseur
J. ^[Johann] Baptist Krebs in Stuttgart an Kindes Statt angenommen und führte infolgedessen den Namen Krebs. Als
musikalisches Wunderkind trat er schon im fünften Lebensjahr als Konzertspieler auf und komponierte im siebenten bereits
eine Oper (»Feodore«, von Kotzebue).
Nachdem er sich eifrig wissenschaftlich und musikalisch weitergebildet hatte, ging er 1825 nach Wien, wo er bei
Seyfried noch Kompositionsstudien machte und 1826 als dritter Kapellmeister am Kärntnerthortheater angestellt wurde. Von hier
ging er 1827 als Theaterkapellmeister nach Hamburg
[* 102] und bewährte sich in dieser Stellung als Dirigent von ungewöhnlichen Fähigkeiten;
ebenso in Dresden, wo er von 1850 bis 1872 als Hofkapellmeister wirkte. Später leitete er daselbst die
Kirchenmusiken bis zu seinem Tod Seine Kompositionen bestehen in zwei Opern (»Sylva« und »Agnes Bernauerin«),
mehreren
Symphonien, Messen, brillanten Klaviersachen und zahlreichen Liedern, von denen nicht wenige (z. B.
»An Adelheid«, »MeinHochland«, »Die süße Bell« etc.) große Popularität erlangt haben. - Seine zweite Gattin, Aloyse, geborne
Michalesi, eine vortreffliche Sängerin (Mezzo-Sopran), war längere Zeit in London
[* 103] an der ItalienischenOper engagiert und wirkt seit 1849 als Hofopernsängerin in Dresden. Beider Tochter Mary Krebs, geb. zu Dresden, bildete
sich unter der Leitung ihres Vaters zu einer vorzüglichen Klavierspielerin aus. Sie trat bereits im zwölften Jahr
in Dresden und Meißen öffentlich auf und unternahm seitdem mit Erfolg zahlreiche Kunstreisen, die sie schon bis Nordamerika
[* 104] ausgedehnt hat.
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