bewegte
Körper, sondern auch solche, welche sich in völliger
Ruhe befinden, können
Energie besitzen. Wird z. B. ein in die
Höhe geworfener
Stein, wenn er sich im höchsten
Punkt seiner
Bahn befindet, von dem
Dach
[* 2] eines
Hauses aufgefangen, so bleibt
er daselbst liegen ohne
Bewegung, jedoch nicht ohne das
Vermögen, Arbeit zu leisten, und demnach nicht
ohne
Energie. Denn läßt man ihn von dort wieder zum
Boden herabfallen, so erreicht er ihn mit der nämlichen
Geschwindigkeit
und sonach mit derselben lebendigen Kraft,
[* 3] welche er beim Aufwärtswerfen besaß, und vermag daher jetzt eine
Arbeit zu verrichten
ebenso groß wie diejenige, welche zum Hinaufwerfen aufgewendet wurde.
Die
Energie, welche dem auf dem
Dach liegenden
Stein innewohnt und welche beim Herabfallen zum Vorschein kommt, verdankt derselbe
seiner erhöhten
Lage, d. h. dem Umstand, daß er vom Anziehungsmittelpunkt der
Erde weiter entfernt ist, als da er noch am
Boden lag. Man nennt diese im ruhendenKörper gleichsam aufgespeicherte Arbeitsfähigkeit deswegen
Energie
der
Lage, ruhende oder potentielle
Energie und bezeichnet im
Gegensatz hierzu die lebendige Kraft oder
Wucht eines bewegten
Körpers
als
Energie der
Bewegung, thätige, aktuelle oder kinetische
Energie.
Die zum Spannen einer
Armbrust
[* 4] verbrauchte
Arbeit findet sich als potentielle
Energie in der gespannten
Sehne und
verwandelt sich beim
Abdrücken in die aktuelle
Energie des fortgeschleuderten
Pfeils. Die
Arbeit, welche unsre
Hand
[* 5] beim Aufziehen
einer
Uhr
[* 6] leistet, geht als potentielle
Energie in die gespannte
Feder oder das emporgehobene
Gewicht über und verweilt in diesem
Ruhezustand, solange das Uhrwerk gehemmt ist; wird es ausgelöst, so setzt sich diese potentielle
Energie
allmählich in die Bewegungsenergie der sich drehenden
Räder um. Aus den letztern
Beispielen erhellt zugleich, warum die potentielle
Energie zuweilen auch
Spannungsenergie genannt wird.
Wird ein
Stein vertikal aufwärts geworfen, so vermindert sich seine
Geschwindigkeit unter dem Einfluß der entgegenwirkenden
Schwere; was er aber beim Emporsteigen an Bewegungsenergie verliert, gewinnt
er anEnergie der
Lage, bis
sich im höchsten
Punkt seines
Flugs, wo seine
Geschwindigkeit erschöpft ist, seine ganze anfänglich vorhandene Bewegungsenergie
in
Energie der
Lage verwandelt hat. Fällt er nun wieder herab, so beginnt er seinen
Lauf nach unten mit diesem Betrag von potentieller
Energie, und während er immer tiefer fällt, wird seine potentielle
Energie geringer und seine Bewegungsenergie
größer, und zwar so, daß die
Summe beider immer die nämliche bleibt.
In demAugenblick endlich, in welchem
er denBoden erreicht,
hat sich seine
Energie der
Lage wieder völlig in Bewegungsenergie verwandelt, welche ebenso
groß ist wie
diejenige, mit welcher er anfänglich emporstieg. Die Gesamtenergie des geworfenen
Steins bleibt also während seiner ganzen
Bewegung unverändert, indem sich nur die eine Art
Energie in die andre ohne Verlust und ohne
Gewinn allmählich verwandelt.
Was wird nun aber aus der
Energie des
Steins, wenn
er denBoden trifft und hier plötzlich zur
Ruhe kommt?
Die
Energie seiner sichtbaren
Bewegung wird im
Moment des
Stoßes allerdings vernichtet; wir wissen aber, daß, so oft Bewegungsenergie
durch
Stoß oder durch
Reibung
[* 7] scheinbar zerstört wird, eine Erwärmung der beteiligten
Körper eintritt; eine Kanonenkugel
z. B., gegen eine eiserne
Panzerplatte geschossen, erhitzt sich bis zum Rotglühen, und wird ein Eisenbahnzug
durch
Bremsen
[* 8] zum Stehen gebracht, so
erwärmen sich
Räder und
Bremsen.
Nun haben
Joule und
Hirn durch genaue
Versuche dargethan, daß durch je 424 Arbeitseinheiten
(Meterkilogramme), welche beim
Stoß
oder bei der
Reibung scheinbar verschwinden, eine Wärmemenge erzeugt wird, welche im stande ist, 1 kg
Wasser um 1° C. zu erwärmen, und daß diese Wärmemenge (die Wärmeeinheit), wenn sie, z. B.
in einer
Dampfmaschine,
[* 9] verbraucht wird, wiederum eine
Arbeit von 424
Meterkilogrammen leistet. Man nennt daher diese Zahl von 424
Meterkilogrammen
das mechanische
Äquivalent der
Wärme.
[* 10]
Diese
Thatsache der Äquivalenz von
Arbeit und
Wärme wird sofort verständlich, wenn wir im
Sinn der mechanischen
Wärmetheorie (s.
Wärme) annehmen, daß die
Wärme eine Art
Bewegung sei und zwar eine schwingende
Bewegung der kleinsten Teilchen
(Moleküle) der
Körper, welche wegen der Kleinheit dieser Teilchen unserm
Auge
[* 11] nicht sichtbar ist, dagegen auf unsern
Gefühlssinn
denjenigen
Eindruck hervorbringt, welchen wir
Wärme nennen. Wenn daher die
Energie der sichtbaren
Bewegung
eines
Körpers durch
Stoß oder
Reibung scheinbar zerstört wird, so verschwindet sie in der That nicht, sondern sie verwandelt
sich bloß, ohne Verlust und ohne
Gewinn, in die
Energie der unsichtbaren Wärmebewegung.
Durch
Drehen einer magnetelektrischen
Maschine
[* 15] (s. d.) wird ein
elektrischer Strom erzeugt, dessen
Energie
der aufgewendeten mechanischen
Arbeit äquivalent ist. In einem metallischen Schließungskreis bringt dieser
Strom eine entsprechende
Wärmemenge hervor;
diese
Arbeit befindet sich als potentielle
Energie in den beiden
Bestandteilen und kommt als
Wärme
zum Vorschein, wenn sie sich wieder miteinander zu
Wasser vereinigen, d. h. wenn der
Wasserstoff verbrennt;
die Verbrennungswärme
des entwickelten
Wasserstoffs ist nämlich der im Schließungskreis vermißten Wärmemenge genau gleich.
Leitet man den
elektrischen
Strom durch die Drahtwindungen einer elektromagnetischen
Kraftmaschine (s. d.), so leistet er mechanische
Arbeit,
wofür im Schließungskreis eine äquivalente Wärmemenge verschwindet.
Endlich seien noch erwähnt die Umwandlungen der
Energie,
welche die
Sonne
[* 16] durch
¶
mehr
Vermittelung der Wellenbewegung
[* 18] des Äthers als Licht und strahlende Wärme unsrer Erdoberfläche zuführt. Indem die Erwärmung
an verschiedenen Stellen der Erdoberfläche ungleich ausfällt, wird das Gleichgewicht
[* 19] der Atmosphäre gestört und sucht sich
durch Strömungen wiederherzustellen; die Bewegungsenergie der Winde
[* 20] ist daher nichts andres als umgewandelte Energie der Sonnenstrahlung.
Durch die Verdampfung, welche unter dem Einfluß der Sonnenwärme an der Meeresoberfläche vor sich geht,
werden ungeheure Mengen Wasserdampf in die höhern Regionen der Atmosphäre emporgehoben, von wo sie, zu Wasser verdichtet, als
Regen oder Schnee
[* 21] herabfallen und, zu Bächen und Flüssen gesammelt, dem Meer wieder zuströmen.
Während des Herabsinkens gibt das Wasser die gesamte Energie, welche es beim Emporsteigen von der Sonne
empfing, als Wärme (Freiwerden der sogen. latenten Wärme) und Bewegungsenergie wieder aus, wovon die letztere durch Wasserräder
[* 22] für die Zwecke der menschlichen Industrie nutzbar gemacht werden kann. In den grünen Blättern der Pflanzen wird durch die
Sonnenstrahlen die aus der Luft aufgenommene Kohlensäure zerlegt; der Sauerstoff kehrt gasförmig in die
Atmosphäre zurück, der Kohlenstoff aber wird zum Aufbau des festen Pflanzenkörpers verwendet.
In demHolz
[* 23] eines Baumstammes findet sich nun die gesamte Energie der Sonnenstrahlen, welche zu seiner Bildung im Lauf desJahrs
verbraucht wurde, als potentielle Energie aufgespeichert und kommt als aktuelle Energie in Form von Licht
und Wärme ungeschmälert zum Vorschein, wenn das Holz oder vielmehr der in ihm enthaltene Kohlenstoff durch Verbrennung wieder
in den Zustand der Kohlensäure zurückkehrt. In den Steinkohlenlagern, umgewandelten Resten urweltlicher Pflanzen, ist ein
reicher Sparpfennig gebundener Sonnenenergie niedergelegt, welcher in ferner geologischer Epoche durch
die assimilierende Thätigkeit der damaligen Urwälder angesammelt wurde und durch den Verbrennungsprozeß jederzeit wieder
in Freiheit gesetzt werden kann; demnach ist die Wärme unsrer Öfen,
[* 24] das Licht unsrer Gasflammen, die Arbeit der Dampfmaschinen
[* 25] Energie, die ursprünglich von der Sonne stammt.
Von den Tieren nähren sich die einen unmittelbar von Pflanzen, andre verzehren ihre pflanzenfressenden
Mitgeschöpfe, in beiden Fällen erkennen wir die Pflanzenwelt als die alleinige Quelle
[* 26] alles tierischen Lebens. Im tierischen
Organismus verbindet sich der in der Nahrung eingenommene Kohlenstoff mit dem eingeatmeten Sauerstoff und wird in Form von Kohlensäure
ausgehaucht, d. h. die Energie der Sonnenstrahlen, welche die Pflanze zur Abscheidung des Kohlenstoffs verbrauchte
und als potentielle Energie in letzterm niederlegte, wird im tierischen Körper als Wärme und Bewegung wieder frei. Diese Reihe
von Betrachtungen, welche sich noch weiter fortsetzen läßt, führt schließlich zu der Erkenntnis, daß die Sonne der alleinige
Urquell aller Wärme, aller Bewegung, alles Lebens an unsrer Erdoberfläche ist.
[* 3] 1) Adam, Bildhauer der NürnbergerSchule, war geboren um 1440, wahrscheinlich zu Nürnberg.
[* 27] Über seinen Lehrmeister,
seine Wanderjahre und seine Schicksale wissen wir nichts. Seine uns bekannte Thätigkeit beginnt in Nürnberg im J. 1490 mit
den von Martin Ketzel gestifteten sieben Stationsbildern in
Relief, welche noch heute auf dem Weg nach
dem Johanniskirchhof stehen. Daran schließen sich verschiedene Grabmäler: das für Sebald Schreyer, Kirchenmeister der St.
Sebalduskirche, von 1492;
ein Relief am Chor der Sebalduskirche, welches in fast lebensgroßen Figuren drei Szenen aus der Leidensgeschichte
Christi darstellt;
das für die Familie Pergensdorfer, jetzt in der Frauenkirche;
dann einige Reliefs in der Sebalduskirche und (sein letztes Werk) die große
Grablegung Christi, bestehend aus 15 lebensgroßen Statuen, in der Holzschuherschen Grabkapelle auf dem Johanniskirchhof (1507).
2) Gustav, Forstmann, geb. zu Klausthal, studierte 1845-47 auf der Forstschule zu Münden, 1850 und 1851 in
Göttingen,
[* 33] war 1852-1865 Hilfsarbeiter der hannöverschen Zentralforstverwaltung, sodann Oberförster in Bovenden bei
Göttingen, Forstmeister in Dassel am Solling, später in Hannover
[* 34] und wurde 1885 zum Oberforstmeister ernannt. Er schrieb: »Beiträge
zur forstlichen Wasserbaukunde« (Hannov. 1863);
»Anfangsgründe der Theodolitmessung und der ebenen Polygonometrie«
(das. 1865);
»Zur Praxis der Waldwertrechnung und forstlichen Statik« (das. 1882);
»Beiträge zur Lehre
[* 35] von den Durchforstungen,
Schlagstellungen und Lichtungshieben« (das. 1884);
»Beiträge zur forstlichen Zuwachsrechnung und zur Lehre vom Weiserprozent«
(das. 1885).
[* 17] nennt man zwei gleiche parallele, aber entgegengesetzt gerichtete Kräfte, welche an zwei fest miteinander
verbundenen Punkten eines starren Körpers angreifen (s. Figur). Zwei gleiche Kräfte, welche in derselben geraden Linie einander
entgegenwirken, heben sich gegenseitig auf oder »halten sich das Gleichgewicht«. Fallen
[* 36] die Kräfte aber nicht
in eine und dieselbe gerade Linie, so können sie sich nicht aufheben, sondern bewirken eine Drehung des Körpers um eine Achse,
welche auf der durch die beiden parallelen Kraftrichtungen gelegten Ebene (auf der Ebene der Zeichnung) senkrecht steht. Das
von dem Kräftepaar her-
vorgerufene Drehungsbestreben ist offenbar um so größer, je größer jede der beiden Kräfte (p) und je größer der Abstand
(a) ihrer parallelen Richtungen ist. Das Produkt aus der Kraft und diesem Abstand, welcher als Arm des Kräftepaars bezeichnet
wird, dient daher als Maß für das Drehungsbestreben und wird das Moment des Kräftepaars genannt. Ein
Kräftepaar kann niemals durch eine einzelne Kraft ersetzt oder aufgehoben, sondern nur durch ein andres Kräftepaar von gleichem Drehungsbestreben
(Moment), aber entgegengesetzter Drehrichtung im Gleichgewicht gehalten werden.
ursprünglich s. v. w. Schlund, Hals, daher noch die Redensarten: »Einen beim Kragen nehmen«,
»Es geht an den Kragen«,. »Den
Kragen spülen« (trinken) etc.;
Der gefleckte Kragenvogel (ChlamydoderamaculataGould), 28 cm lang, am Oberkopf und an der Gurgel braun, schwarz
gewellt, Oberseite, Flügel und Schwanz tiefbraun, braungelb gefleckt, unterseits gräulichweiß, an den Seiten mit hellbraunen
Zickzacklinien; verlängerte, pfirsichblütrote Federn bilden ein Nackenband; Auge, Schnabel und Fuß sind braun. Die Kragenvögel,
von denen man vier Arten kennt, leben in Gebüschen von Inneraustralien, sind sehr scheu und bauen in
einsamen Gegenden lange Laubengänge aus Reisig, welches sie künstlich miteinander verflechten und so ordnen, daß die Spitzen
oder Gabelnoben zusammenstoßen.
Außen werden diese Lauben mit langen Grashalmen belegt und innen mit Muscheln,
[* 46] Schädeln, Knochen
[* 47] etc. ausgeschmückt. Zur Befestigung
der Gräser
[* 48] und Zweige dienen regelmäßig geordnete Steine, von den Schmucksachen
[* 49] aber werden vor beiden
Eingängen große Mengen aufgehäuft. Diese Lauben werden mehrere Jahre benutzt und dienen zur Belustigung der Pärchen, welche
hier zusammentreffen, aber nicht zum Brüten. Ähnliche Lauben baut auch der australische Atlasvogel (Ptilonorhynchus holosericeus
Kuhl).
Gesims
[* 52] an einem Pfeiler, da wo sich derselbe überkragt, d. h. nach oben größere Stärke
bekommt, so daß das Gesims zugleich etwas trägt (daher auch Tragsims genannt).
Kreisstadt im KönigreichSerbien,
[* 54] an der Lepenitza, mit einem Gymnasium, einer vom Staat errichteten
Kanonengießerei und Waffenfabrik nebst Arsenal und (1884) 9083 Einw. Kragujewatz war bis 1842 Residenz der serbischen Fürsten.
Etwa 10 km
westlich von Kragujewatz liegt das Dorf Stragari, am Flusse Srebrnitza, mit großen Pulvermühlen;
(Krao), der Isthmus, welcher die HalbinselMalakka mit dem südwestlichen Ausläufer der indochinesischen Halbinsel
verbindet. Seine geringste Breite
[* 56] zwischen 10 und 11° nördl. Br. ist nur 70 km; dieselbe verringert sich auf 42 km, wenn
man die Breite zwischen der Stadt wo das Ästuarium
[* 57] des Paktschan beginnt, und der Mündung des Tschampong
in Betracht zieht. Dieser letztere Fluß, welcher den Isthmus von W. nach O. durchzieht, ist von dem äußersten östlichen
Endpunkt des Paktschan durch eine nur 12 km breite und 25-30 m hohe Bodenschwelle getrennt.
Bergstock im östlichen Teil des Odenwaldes, nordöstlich von Beerfelden in Hessen,
[* 62] 547 m hoch, mit einem
gräflich Erbachschen Jagdschloß und großem Wildpark.
Indianerstamm im nordamerikan. TerritoriumMontana, zerfällt in River- und Mountain-Crows (»Fluß- und Bergkrähen«). Erstere halten sich gewöhnlich am Yellowstone River
auf, während die »Bergkrähen« am obern Missouri hausen. Sie zählten 1883: 4000 Köpfe, sind bis in die
jüngste Zeit aller Zivilisation abhold gewesen, fangen aber schon an, sich an Ackerbau und ein seßhaftes Leben zu gewöhnen.
Von den ihnen gehörigen 1,685,200 Hektar Land sind 400,000 kulturfähig, aber erst 48 wirklich kultiviert. Ihr
Viehreichtum besteht hauptsächlich in Pferden (12,000), und ihre Hauptbeschäftigung ist noch immer die Jagd, deren Ertrag
in Pelzwerk
[* 64] ihnen eine nicht unbedeutende Einnahme verschafft. Früher lebten sie mit den Sioux (Dakota) beständig in Krieg.
Sprachwissenschaftliche Notizen¶
rechtsseitiger Nebenfluß des Rheins in Baden,
[* 68] entspringt bei Derdingen im Württembergischen und mündet nach 65 km
langem Lauf oberhalb Speier.
[* 69] Nach ihm benannt ist der durch seine Naturschönheiten ausgezeichnete Kraichgau, die etwa 50 km
lange und 40 km breite Gegend zwischen dem Neckar im N. und O., der Enz und Eisenbahnlinie Durlach-Pforzheim im S. und der Main-Neckarbahn
im W., und das Kraichgauer Bergland, ein aus Muschelkalk bestehendes, flach gewelltes Plateau, welches
die nördliche Fortsetzung des Schwarzwaldes bildet, sich aber nur im westlichen und nördlichen Abhang und im Winkel
[* 70] zwischen
Neckar und Enz in den ausgedehnten Rücken des Heuchel- und Strombergs gebirgsartig aufbaut und im Königsstuhl bei Heidelberg
[* 71] die höchste Höhe (568 m) erreicht.
Herzogtum und Österreich.
[* 78] Kronland, grenzt nördlich an Kärnten, nordöstlich
an Steiermark,
[* 79] südöstlich und südlich an Kroatien, westlich an Istrien und Görz
[* 80] und hat einen Flächengehalt von 10,033 qkm
(182,2 QM.). Krain ist vorwiegend Gebirgsland, dessen
Hauptabdachung von NW. nach SO. gerichtet ist, und welches teils dem Alpen-, teils dem Karstgebiet angehört.
Im N. und NW. erheben sich die Fortsetzungen der südlichen Kalkalpenzone, welche in drei nach Natur und Charakter verschiedenen
Gliedern auftreten: in der Gruppe der Julischen Alpen (s. d.) mit dem Terglou (2865 m), Mangart u. a.;
ferner
in den Karawanken, welche mit einer merkwürdigen Anhäufung von Paßbildungen in dem Winkel, wo Krain, Görz und Kärnten zusammenstoßen
(Pässe: Saifnitz, Ratschach, Tarvis, Predil, Wurzen
[* 81] u. a.), beginnen, sich aber rasch zu einer schroffen, kahlen Kette mit mehr
als 2000 m hohen Gipfeln (Grintouz 2558 m, Loiblpaßübergang 1275 m) erheben, welcher südlich und südöstlich
kleine Bergplatten vorlagern;
endlich in den Steiner Alpen (mit der Oistritza, 2348 m), welche gegen die Save mit niedern Waldbergen
endigen.
Die Thäler des Isonzo,
[* 82] der Idrizza und Zeyer schließen jene Alpen
[* 83] vom Karst (s. d.) ab, von welchem die östliche Abteilung
mit mehreren Bergplatten (Birnbaumer Wald mit Nanos 1299 m, Piukaplanina 1266 m und Krainer Schneeberg 1796 m),
der Hochfläche der Windischen Mark mit dem Hornbühel (1099 m) und der Bergkette des Uskokengebirges (1184 m, im SO. des Landes)
in Krain liegen. Krain gehört mit sehr geringen Ausnahmen zum Gebiet der Save, nur der westliche Abhang des
Karstes gehört zum Adriatischen Meer (mit der Idria und Wippach, Nebenflüssen des Isonzo, und der Reka-Timavo).
Die Save entsteht im Land aus der Verbindung der Wocheiner mit der WurzenerSave (bei Radmannsdorf) und fließt von da ab noch 134 km
durch Krain, darunter 52 km als Grenzfluß gegen Steiermark. Ihre Zuflüsse in Krain sind: die Zeyer, Laibach,
[* 84] Gurk und der Grenzfluß Kulpa rechts, die Kanker und die Steiner Feistritz links. Der merkwürdigste dieser Flüsse
[* 85] ist der Höhlenfluß
Laibach (s. d.). Im Quellgebiet der Save liegen die drei schönen Gebirgsseen, welche von den OrtenWurzen, Wochein und Veldes
ihre Namen führen.
Der ZirknitzerSee (s. d.) im Karstgebiet ist der bekannteste der periodischen Seen. Soweit Krain Karstnatur hat, ist sein Inneres
von Höhlen durchzogen, deren wichtigere genau durchforscht sind, namentlich vonAd. Schmidl (gest. 1863); weit berühmt ist
die Grotte von Adelsberg (s. d.), andre sind die Magdalenengrotte, die Höhle von Planina. Von Mineralquellen
sind nur die Thermen von Töplitz bei Rudolfswerth und das Laubad von Veldes zu nennen. Der nördliche Teil des Landes, das obere
Flußgebiet der Save mit der großartigen Alpennatur und der fruchtbaren LaibacherEbene, führt den Namen Oberkrain (Gorensko);
der südöstliche Teil zwischen der Save und Kulpa, teils vielfach durchbrochenes Mittelgebirge, teils (im
W.) dem Karst angehörig, heißt Unterkrain (Dolensko); der Karst in seiner ganzen Ausdehnung
[* 86] bildet Innerkrain (Notrajnsko).
Das Klima
[* 87] ist in diesen Landesteilen verschieden. Oberkrain hat kaltes Alpenklima; Unterkrain hat an der Gurk und Kulpa dem
Weinbau günstiges Klima, sonst ist es rauh; Innerkrain ist der kälteste, rauheste Landesteil, hier brausen
die berüchtigten Borastürme (Nordost) mit den großartigen Schneeverwehungen im Winter. Die mittlere Jahrestemperatur von
Laibach ist 9,4° C., von Rudolfswerth 9,8° C. Die mittlere Wärme des Juli beträgt für Laibach 19,6° C., für Rudolfswerth
20,1° C. Der Niederschlag ist beträchtlich (136 cm), und Gewitter sind häufig. Die Pflanzen- und Tierwelt
ist im allgemeinen der mitteleuropäischen angehörig.
Die Bevölkerung
[* 88] belief sich im J. 1869 auf 466,334, im J. 1880 auf 481,243 Seelen, zeigt also eine geringe Zunahme (jährlich
0,29 Proz.). Auf 1 qkm kommen 48 Bewohner. Der Nationalität nach gehört die überwiegende Majorität (94 Proz.) dem südslawischen
Stamm der Slowenen an, welcher im SO. in den kroatischen Volksstamm übergeht. Nur der BezirkGottschee bildet eine deutsche
Sprachinsel mit ungefähr 15,000 eingewanderten Deutschen alemannischen Stammes, überdies leben Deutsche in der Landeshauptstadt
und in einigen Orten (im ganzen 29,400). Der Konfession nach sind die Bewohner fast ausschließlich römische Katholiken
und gehören zur LaibacherDiözese.
Unter den Produkten des Bergbaues nimmt die Quecksilbergewinnung des ärarischen Werkes zu Idria und zweier
kleiner Privatunternehmungen (1885 bei einer Förderung von 622,525 metrischen ZentnernErz 4869 metr. Ztr. Quecksilber) den
ersten Rang ein. Außerdem finden sich Roheisen (60,000 metr. Ztr.),
Braunkohlen (1,3 Mill. metr. Ztr.,
am meisten in Sagor), Blei
[* 103] (18,000 metr. Ztr., zu Littai), Zink (9800 metr. Ztr., zu Sagor). Die Zahl
derBerg- und Hüttenarbeiter betrug 1885: 2921, der Wert derBerg- und Hüttenproduktion 1,955,000 Gulden.
Die Industrie ist sehr gering. GroßeFabriken gibt es wenige, dagegen ist das Kleingewerbe ziemlich gut vertreten. Die meisten
industriellen Unternehmungen hat Oberkrain, wo namentlich die Eisenverarbeitung einen Hauptbetriebszweig
bildet. Die größten Eisenwerke befinden sich zu Jauerburg und Sava, dann zu Hof
[* 104] bei Seisenberg in Unterkrain. Bedeutend
ist in Oberkrain auch die Fabrikation von Nägeln (in Steinbüchel, Kropp und Eisnern), dann die von Sensen, Sicheln, Feilen etc.
(in Neumarktl und Weißenfels).
[* 105] In größerer Vereinigung gibt es Fabriketablissements in und bei Laibach
(Baumwollspinnerei und -Weberei, Dampfmühlen, Glockengießerei, Fabriken für Zündwaren, Papier, Tabak,
[* 106] Öl, Surrogatkaffee),
während außerdem die Spitzenklöppelei und Zinnoberfabrikation in Idria, die Fabrikation von Leder und Schuhwaren in Neumarktl,
von Tuch und Pferdedecken in und um Krainburg, von Strohhüten im BezirkStein, von Roßhaarsieben in Strasisch und Feichting
bei Krainburg vertreten ist.
Krain hat seinen Namen von Krajina, »Grenze« (Krajnci, »Grenzbewohner«). Die Zeit der ersten Einwanderung der Slawen
in diese Gegenden ist ungefähr Ende des 6. Jahrh. n. Chr. anzusetzen. Als Karl d. Gr. dieses Land seinem Reich einverleibte,
übergab er dessen Verwaltung dem Markherzog von Friaul. Als eigentliches Krain-Chreina, d. h. Oberkrain, und Windische Mark (Unterkrain)
in nächster Verbindung mit dem karantanischen Herzogtum, anderseits, was das jetzige Innerkrain, »am
Karst«, betrifft, ein Stück der MarkIstrien, stand es unter eignen Markgrafen, die auf Schloß Kieselstein (bei Krainburg) residierten,
und deren einige den Herzogstitel führten.
Doch erstreckte sich, wie gesagt, ihre Herrschaft nur über einen Teil von Krain; wir sehen die HerzögeKärntens, die Patriarchen
von Aquileja (1077, 1228), endlich auch die österreichischen Babenberger durch Lehensankauf der großen Besitzungen des HochstiftsFreising
[* 113] im Land (1229) die thatsächliche oder titulare Herrschaft, eine Art Teilherrschaft, über
Krain ausüben. Seit 1286 wurden die Grafen von Görz-Tirol als HerzögeKärntens auch Pfandinhaber Krains. Erst nach ihrem Aussterben
kam
¶
mehr
an die Habsburger (1335) und gewann 1374 durch die Anerbung der Hinterlassenschaft des GrafenAlbert IV. von der jüngern GörzerLinie eine wesentliche Vergrößerung (Windische Mark, Möttling oder Metlik und Poik). Seitdem ist Krain bis auf die kurze Zwischenzeit
von 1809 bis 1813 (während welcher es zu Frankreich gehörte) fortwährend bei Österreich als ein Teil
der »innerösterreichischen Länder« geblieben. Seit 1816 war das GouvernementLaibach ein Teil des KönigreichsIllyrien, und
seit 1849 ist es ein selbständiges Kronland, in dem die Slowenen immer mehr das Übergewicht erhalten.
1) in Bosnien, der nordwestlichste Teil des Landes, vom Fluß Vrbas bis zur GrenzeÖsterreich-Ungarns. Kraina, auch unter dem NamenTürkisch-Kroatien bekannt, ist ein sehr unwegsames Gebirgsland mit zum Teil weitläufigen Plateaus und umfaßt ca. 8260 qkm
(150 QM.) mit (1885) 158,224 meist mohammedan.
Einwohnern. Gegenwärtig bildet Kraina den KreisBihač. - 2) in Serbien, der nordöstlichste Kreis des Königreichs, 3259 qkm (59
QM.) groß mit (1884) 82,529 Einw.
(über die Hälfte Rumänen) und dem Hauptort und Bischofsitz Negotin, wurde erst im 12. Jahrh. von den Serben eingenommen und
behielt auch, nachdem die TürkenSerbien unterjocht hatten, eine gewisse Unabhängigkeit. In der Kraina wird
ein vorzüglicher Wein gebaut, der neuerdings stark nach Frankreich exportiert wird.
Stadt im österreich. Herzogtum Krain, auf einem Felsen über der Save, welche hier die Kanker aufnimmt, und
an der Staatsbahnlinie Laibach-Tarvis gelegen, mit altem Schloß, gotischer Kirche, Realgymnasium, (1880) 2313 Einw.,
Fabrikation von Wolldecken und Loden und einer Kunstmühle, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts. Krainburg war
ehemals Hauptstadt von Krain.
Andrei Alexandrowitsch, russ. Journalist, geb. 1810, war 1834-37
in der Redaktion des Journals des Ministeriums der Volksaufklärung thätig, redigierte von 1839 bis 1849 die
»Vaterländischen Memoiren«, 1857 den »RussischenInvaliden« und begründete 1863 den »Golos«, gegenwärtig die
namhafteste Zeitung Rußlands.
(Krakatoa), Insel in der Sundastraße mitten zwischen Java und Sumatra, nur 5½ km lang und 2 km
breit und nur 15,3 qkm groß, maß aber vor dem Ausbruch 1883 in der Länge 9, in der Breite 5 km und hatte ein Areal von 33,5
qkm. Die Insel hatte ihre höchste Erhebung in dem vulkanischen Kegel Perbuatan, der sich am Nordwestende 822 m ü. M.
erhob. Rings um dieselbe lagerten sich Korallenbänke, und ihr ganz nahe lagen die kleinen InselnVerlaten im NW. und Long im
NO. Eine dichte Waldvegetation bedeckte Krakatau von der Basis bis zur Spitze; im nördlichen Teil entsprangen dem Boden mehrere heiße
Quellen.
Eine ständige Bevölkerunggab es nicht; nur zeitweilig hielten sich hier Javaner von der gegenüberliegenden
Küste auf, um sich mit Holz zu versehen. Die Insel bildete nach Junghuhn eine Fortsetzung der vulkanischen Kette auf Java, allein
eine vulkanische Thätigkeit hatte man nicht seit 1680 wahrgenommen, wo ausgeworfene glühende Aschenmassen die Vegetation
an den Ufern der Sundastraße zerstört hatten. Aber begann der Vulkan von neuem Asche auszuwerfen
und dichte Rauchsäulen emporzusenden, und in der Nacht vom 26. bis 27. Aug. trat eine der schrecklichsten Katastrophen dieses
Jahrhunderts ein.
Der größere Teil der Insel mit dem Pik Perbuatan sank ins Meer, nur der südliche Teil blieb und wurde
noch in etwas vergrößert durch das Aufsteigen des Meeresbodens an der Westseite. Auch zwei kleine Inseln, welche die Namen
Calmeyer und Neers empfingen, entstiegen der See, sanken aber bald wieder hinab, so daß im Mai 1884 über ihnen eine Tiefe
von 4 m gemessen wurde. Dieses Sinken und Heben verursachten eine mächtige Beunruhigung des Meers, welches
ungeheure Wellen
[* 118] über die Ufer von Sumatra und von Java wälzte, wo Andscher und Merak fast gänzlich zerstört wurden. Verlaten
und Long sind beide an Umfang gewachsen, ihre schöne Vegetation aber wurde unter einer dichten Aschendecke begraben. Die durch
die Katastrophe verursachten Veränderungen stellen sich in Quadratkilometern wie folgt dar:
Verlaten Eiland ist jetzt 205, Long Island 135 m und der Pik Rakata auf Krakatau 832 m hoch. Der Meeresgrund, welcher
früher im N. große Unregelmäßigkeiten zeigte, ist dort so ziemlich nivelliert worden, im übrigen hat er sich in bemerkenswerter
Weise nicht verändert. Der Ausbruch des Vulkans machte sich weithin fühlbar durch eine mächtige Welle, welche den ganzen Indischen
wie den Pazifischen Ozean bis zur KüsteSüdamerikas durchzog, und durch ungeheure Massen von Dämpfen und
vulkanischem Staub, welche nahezu die Runde um die Erde gemacht haben sollen. Sogar in Sydney,
[* 119] New York, Paris,
[* 120] Berlin,
[* 121] Petersburg
[* 122] will man diese ungeheure atmosphärische Störung beobachtet haben.
[* 125] (poln. Krakow), vormals Residenz, Krönungs- und Begräbnisstätte der polnischen Könige, jetzt Stadt und Festung
[* 126] im österreich. Kronland Galizien, liegt in weiter, von Hügeln umgrenzter Ebene, 205 m ü. M., am linken Ufer der Weichsel, welche
hier die Rudawa aufnimmt, und ist ein wichtiger
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