Wiedererweckung des kleinrussischen (ruthenischen) Volkslebens gegründet hatte und derselbe entdeckt worden war, wurde Kostomarow festgenommen
und darauf nach
Saratow verwiesen. Erst beim
Tode des
ZarenNikolaus erhielt er die Erlaubnis zu einer
Reise ins
Ausland, wurde 1859 von
dem
Senat der
PetersburgerUniversität als
Professor der Geschichte berufen, nahm aber nach der Schließung
der
Universität infolge der Studententumulte (1861) seine Entlassung und starb, seit langem kränkelnd, in
Petersburg.
[* 2] Kostomarow begann seine schriftstellerische Thätigkeit mit einigen
Dichtungen in kleinrussischer
Sprache,
[* 3] worunter am bekanntesten
das
Drama »Sawa Czalyi« (1838),
»Ukrainskie ballady« (1839),
eine Liedersammlung unter dem
Titel:
»Kwitka« (»Blumenstrauß«,
1840) und das
Trauerspiel »Perejaslawskanja nicz« (»Die
Nacht in Perejaslaw«, 1841). Als ihm 1847 weitere
Publikationen in kleinrussischer
Mundart untersagt wurden, wandte er sich
historischen Forschungen zu, deren
Resultate er später in der offiziellen großrussischen Schriftsprache veröffentlichte.
Seine Werke behandeln vorwiegend die Geschichte Südrußlands, d. h. der einstigen polnischen
Grenzmark oder
Ukraine.
Die wichtigsten sind: »Der Kosakenkrieg mit
Polen bis auf Bogdan Chmielnicki« (1856);
Seine historische Auffassung fand sowohl bei den russischen Geschichtsforschern, insbesondere bei Solowiew
und
Pogodin, als auch bei den polnischen, entschiedene Gegner. Kostomarows darauf bezügliche Erwiderungen sind enthalten
in den
»HistorischenMonographien etc.« (Petersb. 1863 bis 1872, 12 Bde.).
In letzter Zeit wendete sich Kostomarow auch der großrussischen Geschichte zu und veröffentlichte eine »Geschichte
der altslawischen
RepublikenNowgorod und
Pleskow« (1863, 2 Bde.).
Sein letztes unvollendetes Werk war: »Russische
[* 4] Geschichte
in
Biographien ihrer wichtigsten Persönlichkeiten« (Petersb. 1873 ff.;
deutsch vonHenckel, Leipz. 1885 ff.);
es enthält 50
Biographien und reicht bis zur ersten Hälfte des 18. Jahrh.
Verwaltungsbezirk
Gera,
[* 5] an der
Elster
[* 6] und der
LinieWeißenfels-Gera der Preußischen Staatsbahn, 179 m ü. M.,
hat ein fürstliches
Schloß mit
Park und großen
Gartenanlagen, berühmte Bierbrauerei,
[* 7] bedeutende
Rosen-, Georginen- und Ziergehölzgärtnereien,
Obst- und Weidenkulturen, eine Badeanstalt
[* 8]
(Sol- und
Sandbäder) und (1885) 1756 evang. Einwohner.
In der
Nähe die
Saline Heinrichshall
mit großer chemischer
Fabrik.
linker Nebenfluß der
Wolga, im russ.
Gouvernement Kostromá, entspringt im
Kreise
[* 9]
Soligalitsch, bildet auf einer
Strecke die
Grenze zwischen den
Gouvernements Kostromá und
Jaroslaw, nimmt die Wexa, Andoma, Koretscha etc. auf
und mündet bei der Stadt Kostromá. Er ist 320 km lang und für kleinere Fahrzeuge schiffbar.
Das
Gouvernement wird von zahlreichen
Flüssen, die alle dem Wolgasystem angehören,
durchströmt; schiffbar davon sind sechs:
die
Wolga, die Kostroma, die Unsha,
Wetluga, Neja und Wexa. Die größten
Seen sind: der
See von
Galitsch (77 qkm)
und der von
Tschuchloma. Das
Klima
[* 11] bildet den Übergang von der gemäßigten zur kalten
Zone. Die mittlere Jahrestemperatur
ist 3,1° C., im
Januar sinkt das
Thermometer
[* 12] bis zu -30° und steigt im Juni auf 32° C. Die
Bevölkerung
[* 13] betrug 1883: 1,290,399
(15 Einw. auf 1 qkm; die Zahl der Eheschließungen war 1883: 11,059, der
Gebornen 59,887, der Gestorbenen 48,059);
sie ist fast ausschließlich russisch und bekennt sich zur griechisch-katholischen
Kirche.
Die
Geistlichkeit ist stark vertreten, doch stehen
Moralität und
Volksbildung auf einer sehr tiefen
Stufe. Die Zahl aller
Lehranstalten ist 365 mit 22,075
Schülern. Darunter sind 11 mittlere
Schulen mit 1991
Schülern, ein
Priester
(451
Schüler) und ein Lehrerinnenseminar (80 Lernende). Die Bewohner des
Gouvernements gelten als gut patriotisch, was sie
in den
Kriegen von 1812 und 1855 genugsam bewiesen haben. Vom
Areal sind 61 Proz.
Wald, 20 Ackerland, 12
Wiesen, 7 Proz. Unland.
Im südlichen Teil gedeihen dieLinde und die
Eiche noch, doch
Ahorn und
Ulme sind Seltenheiten.
Die
Fischerei
[* 17] ist einträglich, die
Viehzucht
[* 18] wird vernachlässigt. 1883 zählte man 492,000
Stück Hornvieh, 727,000
Schafe,
[* 19] 15,000
Schweine
[* 20] u. 258,000
Pferde
[* 21] (gegen 1851: 318,000). Da der
Ackerbau die
Konsumtion nicht deckt, sind
die
Bauern auf Nebenbeschäftigungen angewiesen; sie verfertigen
Fässer, Tischlerarbeiten, Spielsachen,
Filz,
Körbe, Bastmatten,
Baumwollenstoffe,
Leinwand (bis 4½ Mill. m jährlich) und Töpferwaren. Die
Industrie, deren Hauptsitz die Stadt Kostromá, ist im
Steigen begriffen und repräsentierte 1883 einen Produktionswert von 25,799,000
Rubel.
Das Kostüm war daher ursprünglich Nationaltracht, welche bei den Völkern der Alten Welt so lange für den strengen Unterschied
der Rassen und Nationalitäten charakteristisch war, bis die römische Weltherrschaft die ganze antike Welt umspannte und Rom
[* 34] tonangebend für das Kostüm der zivilisierten, unter römischer Oberhoheit stehenden Bevölkerung des Morgen- und
Abendlandes wurde. Die römische Tracht wurde die modische, und damit erschien zum erstenmal der Begriff der Mode (s. d.). Die
[* 26]
Fig. 1-7 auf der Tafel »Kostüme I« veranschaulichen
die Haupttypen der antiken Tracht.
Mit dem Sturz des weströmischen Reichs gewann Byzanz die herrschende Stellung, welche auch auf das Kostüm ihren Einfluß
übte
[* 26]
(Fig. 8 u. 9). Das antike Kostüm verfiel hier orientalischen
Einflüssen, während in Germanien
[* 35] und Gallien, besonders bei den Franken, nationale Überlieferungen bestimmend einwirkten
[* 26]
(Fig. 10). Als das Zeitalter der Kreuzzüge einen ununterbrochenen Verkehr der Völker des Abend- und Morgenlandes begründete,
wurden die nationalen Verschiedenheiten im K. mehr und mehr beseitigt, und es bildete sich seit dem 11. Jahrh.
eine Modetracht, welche meist von Frankreich, zeitweilig (16. und 17. Jahrh.) auch von Spanien
[* 36] bestimmt wurde.
Nur Deutschland
[* 37] (16. Jahrh.) und Holland (17. Jahrh.) behaupteten in einzelnen Perioden eine gewisse Selbständigkeit (s. Tafel
II,
[* 26]
Fig. 6-10, und Tafel III,
[* 26]
Fig. 3 u.
6). Das französische Kostüm entwickelte sich im 15. und 16. Jahrh. wieder unter dem
Einfluß des italienischen, welches seine Selbständigkeit bis zum Anfang des 17. Jahrh. behielt
(s. Tafel II,
[* 26]
Fig. 1, 2, 11 u. 13). Besondere
Kostümtypen des Mittelalters bilden die flandrische und burgundische Tracht (s. Tafel II,
[* 26]
Fig. 3 u.
4), welche das Modekostüm des 14. und 15. Jahrh. waren. Das 15. Jahrh.
ist das Zeitalter der Ausschreitungen und Übertreibungen der Mode, wofür
[* 26]
Fig. 5, Tafel II, ein bezeichnendes Beispiel liefert
(Zattel- und Schellentracht).
[* 38] Seit der Mitte des 16. Jahrh. beginnt die Herrschaft der spanischen Tracht
(s. Tafel II,
[* 26]
Fig. 12, und Tafel III,
[* 26]
Fig. 1),
welche in England (s. Tafel III,
[* 26]
Fig. 4) und Frankreich (s. Tafel III,
[* 26]
Fig. 2) eine freiere Umbildung erfuhr, bis
das ZeitalterLudwigs XIV. eine neue Ära der Kostümgeschichte herbeiführte (s. Tafel III,
[* 26]
Fig. 7 u.
8). Die französischen Trachten sind seitdem in allen ihren Phasen, welche bis zum Beginn
des 19. Jahrh.
durch die
[* 26]
Fig. 8-14 auf Tafel III veranschaulicht werden, für die ganze zivilisierte Welt tonangebend gewesen.
Erst der SturzNapoleons III. (1870) hat eine gewisse Unabhängigkeit von Frankreich herbeigeführt. Gleichwohl hat das Kostüm seine
nationalen Eigentümlichkeiten verloren und ist zur Modetracht geworden. Das historisch begründete Kostüm hat
sich unter dem NamenNationaltracht nur noch in der Landbevölkerung (auch bei Fischern, Jägern, Bergleuten) Europas und bei den
orientalischen und ostasiatischen Völkerschaften erhalten. Doch geht die Nationaltracht der europäischen Landbewohner unter
dem Andrang der Mode und dem nivellierenden Einfluß der Städte ihrem Untergang entgegen.
Ein besonderes Kapitel der Kostümgeschichte bildet die Tracht der Krieger, Ritter und Militärpersonen. Näheres darüber s.
bei Rüstung
[* 39] und Uniform. Mit der Ausbildung des geschichtlichen Sinnes in unsrer Zeit ist das Interesse für das Kostüm außerordentlich
gewachsen und spielt namentlich in der Malerei und in der Schauspielkunst eine große Rolle. Während man
heute auf äußerste Strenge und historische Treue im K. sieht, waren noch im letzten Viertel des 18. Jahrh. die gröbsten
Verstöße gegen die Richtigkeit des Kostüms auf der Bühne herrschend.
Talma (1763-1826) führte bei dem französischen Theater zuerst ein annähernd richtiges ein, und die von ihm gegebene Anregung
trug die besten Früchte. Früher als Talma hatte sich in Deutschland die Schauspielerin KarolineNeuber in Leipzig
[* 40] (1727-1739)
bemüht, das Kostüm, dessen Typus sich ganz unter französischem Einfluß entwickelt hatte, zu reformieren
und es der jedesmaligen Zeit anzupassen, in welcher das Stück spielte. Der erste, welcher das historisch-richtige Kostüm von
wissenschaftlichem Standpunkt aus auffaßte, war GrafBrühl, der in dieser Hinsicht die Berliner
[* 41] Bühne zur Musteranstalt erhob.
Das Ausgezeichnetste auf diesem Feld hat früher Dupenchel in seiner Stellung als Kostümier der französischen
GroßenOper geleistet. Eine durchgreifende Reform des Theaterkostüms, welche sich vornehmlich auf die Forschungen und wissenschaftlichen
Darlegungen von H. Weiß stützte, hat jedoch erst die Meininger Hofbühne seit 1870 herbeigeführt. Der Einfluß derselben
hat nicht nur alle hervorragenden deutschen Theater zu strengerer Beobachtung der geschichtlichen Erscheinungsformen
genötigt, sondern er ist auch ins Ausland gedrungen. In der Malerei hat sich die Darstellung historisch treuer Kostüme schnell
zu einer Spezialität, der Kostümmalerei, entwickelt, die ihren Schwerpunkt
[* 42] in der sorgsamen Wiedergabe der Stoffe gefunden
hat. Meissonier, Willems, Ehrentraut, Volkhart, KlausMeyer, Buchbinder, Probst u. a. sind gegenwärtig Hauptrepräsentanten
dieser Gattung der Malerei.
Ölbilder seit der Zeit der Brüder van Eyck und ihrer Schüler, weil diese ihre Gestalten stets im Zeitkostüm des betreffenden
Malers erscheinen lassen. Erst seit dem 16. Jahrh. gibt es Trachtenbücher von J. ^[Jost] Amman, Vecellio, de Bruyn, Hollar, Weigel
u. a. Eine wissenschaftliche Behandlung der Kostümgeschichte hat HermannWeiß in seiner »Kostümkunde«
(Stuttg. 1856 bis 1872, 2 Bde.; 2. Aufl. 1881 ff.)
begründet.
Vgl. außerdem Herbé, Costumes français, civils, militaires et religieux (Par. 1834);
Pauquet, Modes et costumes
historiques (das. 1862-64);
Jacquemin, Iconographie générale et méthodique du costume (das. 1863-68, Suppl.
1887);
Die Staatseinkünfte betrugen 1881-82: 294,197 Pfd. Sterl., der Tribut an die
britische Krone 24,000 Pfd. Sterl. Der Maharadscha darf 15,000 Soldaten halten.
Das Kotbrechen ist immer ein höchst bedenkliches Übel, wenn es auch zuweilen, selbst in scheinbar verzweifelten
Fällen, gelingt, die die Fortbewegung des Darminhalts hindernde Ursache, wie verhärtete Fäces, fremde
Körper etc., zu beseitigen. Werden aber die Unterleibsschmerzen sehr heftig, die ausgebrochenen Massen schwarz, hat sich Brand der
Darmwand oder Durchbruch und allgemeine Bauchfellentzündung gebildet, wie bei eingeklemmmten ^[richtig: eingeklemmten] Brüchen
und Darmverschlingung, welche meistens das Grundleiden bilden, vorkommt,
so ist kaum Genesung zu hoffen.
Die gewerbliche Thätigkeit ist unbedeutend, der Handel dagegen rege, namentlich während des Alexejewschen
Jahrmarkts (1.-23. März), der die ständige Zahl der Einwohner (1881: 4378) vervierfacht.
(Höhentafeln), s. Aufnahme, ^[= (Aufnehmen), im Gegensatz zur geometrischen Feldmeßkunst (s. Feldmesser) derjenige Teil der ...] topographische, S. 64.
(griech.), eine Art Jagdschuhe der Alten, welche als hohe und mit Riemen festgeschnürte Schuhe beschrieben
werden. Sophokles führte eine ähnliche Fußbekleidung mit hohem Absatz bei den tragischen Schauspielern ein, damit Götter
und Helden schon in der äußern Gestalt sich durch Hoheit auszeichnen möchten. Die römischen Damen bedienten
sich gleichfalls des Kothurns, um größer zu erscheinen. Wegen seines Gebrauchs in der Tragödie (während in der Komödie
der niedrigere Soccus gebraucht ward) wurde dann die Tragödie selbst und der ihr eigne erhabene Stil durch Kothúrn bezeichnet.
(franz., spr. -iljóng), bekannter Gesellschaftstanz,
der ursprünglich aus Frankreich stammt, beginnt mit einer großen Ronde, welcher zunächst eine große Quadrillentour (Chaînes
en quatre, Croisée) zu folgen pflegt. Andre beliebige Touren schließen sich an; zu Ende einer jeden wird
von sämtlichen Paaren einmal herumgewalzt. Während der Kotillon zu Ludwigs XIV. Zeiten den Ball eröffnet haben soll, macht er jetzt
mit beliebigen Touren den Beschluß und übt einen besondern Reiz durch die gegenseitige Freiheit der Wahl, womit allerlei Neckereien
und kleine Geschenke (Bouketts, Orden,
[* 74] Attrappen etc.) verknüpft sind. GustavFreytag hat dem in »Soll und
Haben« eine glänzende Apologie gewidmet. Den Namen Kotillon (»Unterrock«) führt derselbe wahrscheinlich
von dem dazu gesungenen Volksliedchen: »Ma commère, quand je danse, mon cotillon va-t-il bien?«
Iwan Petrowicz, ruthen. Dichter, geb. 1769 zu Poltawa, widmete sich erst dem Staatsdienst,
trat dann (1796) in
den Militärdienst über und wurde im Türkenkrieg zum Stabshauptmann befördert. Nachdem er sich 1808 in
den Privatstand zurückgezogen, übernahm er die Leitung eines Erziehungshauses für Kinder armer Edelleute in Poltawa, der
er bis 1835 vorstand, und starb Kotlarewskij hat die lebende kleinrussische Volkssprache
zur Schriftsprache erhoben und ist somit als der Schöpfer der kleinrussischen Nationallitteratur zu bezeichnen.
Sein wichtigstes Werk ist die von überschwenglichem Humor sprudelnde Travestie von Vergils »Äneide« (Petersb. 1798; neue Ausg.,
Charkow 1842), womit er die durch den Verlust ihrer Freiheit heruntergekommenen Kosaken aufzurütteln beabsichtigte
und die moralischen Gebrechen der niedrigen Volksklasse schonungslos züchtigte. Dagegen hob er in den dramatischen Sittenbildern:
»Natalka Poltawka« (»Natalie von Poltawa«, 1819) und »Moskal czariwnyk« (»Der
Soldat als Zauberer«) den moralischen Gehalt der Volkssitten in anerkennenswerter Weise hervor und gab damit einen Beweis
seiner echt volkstümlichen Gesinnung. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in Kiew
[* 76] (2. Aufl. 1875).
(CortexCoto), eine seit 1876 in den Handel gebrachte Baumrinde aus Bolivia
[* 81] von unbekannter
Abstammung, ist rötlich zimtbraun, riecht sehr aromatisch, an Kardamom und Kajeputöl erinnernd, schmeckt aromatisch, beißend,
schwach bitter und wird gegen Durchfall benutzt. Neben dieser ist eine andre Kotorinde (Parakotorinde) in den Handel gebracht worden,
welche in der äußern Beschaffenheit abweicht, auch andre Bestandteile enthält, aber ähnlich wirkt.
Die echte Kotorinde enthält Kotoin C22H18O6 , bildet blaßgelbe Prismen, schmeckt beißend
scharf, ist leicht löslich in Alkohol und schmilzt bei 130°. Das Parakotoin C19H12O6 aus der
Parakotorinde bildet blaßgelbe Blättchen, ist geschmacklos, löslich in kochendem Alkohol und schmilzt bei 152°. Kotoin
hebt die Pankreasfäulnis auf oder verzögert dieselbe wie auch die Milchsäuregärung, stört dagegen
die Pepsin- und Diastasewirkung nicht. Das Parakotoin wirkt ähnlich, aber viel schwächer. Man benutzt Kotoin und Parakotoin
gegen Durchfälle (besonders bei Kindern und Schwindsüchtigen) und profuse Schweiße.
Grigorij, russ. Schriftsteller in der Mitte des 17. Jahrh.,
war Beamter im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zu Moskau unter der Regierung des ZarenAlexei
und sah eine glänzende Laufbahn vor sich, wurde aber plötzlich durch Unannehmlichkeiten, mit denen er sich seitens seiner
Vorgesetzten bedroht sah (man verlangte eine gemeine Handlung von ihm, die seine Gewissenhaftigkeit nicht zuließ), gewaltsam
aus seiner Laufbahn geworfen. Einen Racheakt fürchtend, wandte er sich (1664) nach Polen, von da nach
Preußen
[* 82] und ließ sich schließlich in Stockholm
[* 83] nieder, wo er für den ReichskanzlerM. G. de la Gardie 1666-67 eine Darstellung der
innern Zustände Moskowiens verfaßte und bald darauf infolge eines Mordes, den er aus Eifersucht¶
mehr
beging, hingerichtet wurde. Das Originalmanuskript seines interessanten, als Geschichtsquelle wichtigen Werkes wurde 1838 in der
Universitätsbibliothek zu Upsala
[* 85] aufgefunden und 1859 von der kaiserlich russischen Archäographischen Kommission unter dem
Titel: »Über Rußland unter der RegierungAlexei Michailowitsch'« (neueste Ausg. 1884) herausgegeben.
bei Paraden das seitliche Begleiten eines vorbeimarschierenden Truppenteils durch einen nicht
in die Paradeaufstellung eingeteilten höhern Vorgesetzten;
er zieht nicht den Degen, sondern salutiert mit der Hand.
[* 86]
Die hervorragendsten sind: Gebirgslandschaft nach Sonnenuntergang und Waldlandschaft (1847), Waldbach (1853), Eichenlandschaft
bei Karlsruhe, oberbayrische Waldlandschaft (1855, königliche Galerie zu Hannover), der Regenstein bei Blankenburg (1865, Provinzialmuseum
zu Hannover), Waldweg bei Prien am Chiemsee (1875), Holzhof einer Sägemühle (1876), Waldweg auf der Dellingerhöhe
am Ammersee (1884). Besonders wertvoll sind seine Baumstudien in Kreide
[* 90] und Bleistift.
[* 91]
(Kochin), Vasallenstaat des britisch-ind. Kaiserreichs, auf der Küste von Malabar, der PräsidentschaftMadras
[* 92] unterstellt, 3525 qkm (64 QM.) groß mit (1881) 600,278 Einw.
(meist Hindu), darunter 136,361 Christen und 1249 Juden (letztere sonst in Indien sehr selten), ist im O.
gebirgig und mit wertvollen Teak- und Sandelholzwaldungen bedeckt, die der Fürst nach englischem Vorbild forstmännisch bewirtschaften
läßt; auch Kaffeepflanzungen wurden hier angelegt.
Längs der Küste liegt eine Reihe flacher Strandseen, welche bei hohem Wasserstand den Verkehr auf der ganzen
Strecke von N. nach S. ermöglichen, und aus denen die Regierung mit großem GewinnSalz bereitet. Der Radscha ist ein Hindu der
reinen Kriegerkaste, steht im Vasallenverhältnis zur britisch-indischen Regierung, welcher er jährlich 20,000 Pfd. Sterl.
Tribut zahlt, hat seine Verwaltung nach englischem Muster eingerichtet und unterstützt das Schulwesen, an dessen
Spitze eine höhere Schule zu Ernakolam steht. Die hauptsächlichste Förderung erhält das Bildungswesen durch die zahlreichen
Missionen mit ihren Schulen und Pressen. Der Staat unterhält zwei öffentliche Bibliotheken und eine Zeitung. Die Militärmacht
besteht aus 326 Mann und 2 Geschützen. Die Einkünfte betrugen 1881-82: 144,928, die Ausgaben 133,426 Pfd. Sterl. Hauptstadt
ist Ernakolam mit (1875) 14,038 Einw., doch residiert der Radscha in Tripunthora (8493 Einw.). - In der ältern Zeit teilte
Kotschin die Geschicke des südlichen Indien (vgl. Madras); 1503 gründeten hier in der gleichnamigen Hauptstadt die Portugiesen ihre
erste Niederlassung, die aber 1662 von den Holländern genommen wurde.
Mit den Portugiesen kamen die Jesuiten, welche das Seminar Ambalakoddu, beim heutigen Dorf Anquamali, errichteten
und
dort seit 1679 in der Landessprache (Malayalam) zahlreiche Werke druckten. Der Staat hatte damals einen größern Umfang; 1759 kam
ein Teil des Landes an Travankor, und 1776 wurde Kotschin von Haider Ali von Maissur, später von seinem Sohn Tippu Sahib
verwüstet. Unter diesem blieb Kotschin bis zum Fall von Maissur. 1791 trat der Radscha in ein Tributärverhältnis zur OstindischenKompanie, in welchem das Land verblieben ist, obschon 1809 ein Versuch gemacht wurde, dasselbe abzuschütteln. - Die Stadt
Kotschin, mit (1875) 13,775 Einw., hat einen guten Hafen. S. Karte »Ostindien«.
[* 93]
franz. Kolonie in Hinterindien,
[* 94] zwischen 8° 25' und 11° 30' nördl. Br., begrenzt im N.
von Kambodscha und Anam, im übrigen vom Meer (s. Karte »Hinterindien«). Der Name ist durch die Portugiesen eingeführt, welche
zu dem Namen der frühern Hauptstadt Koetschen noch China
[* 95] hinzufügten. Das Land bildet eine weite, zum
großen Teil sumpfige Ebene, welche im O. von niedrigen Höhen, Ausläufern des Moigebirges, durchzogen wird, die im KapSt.-Jacques
(mit vortrefflichem Leuchtturm) an der Mündung des Donai enden, dem bedeutendsten Fluß des Landes nach dem Mekhong (s. d.),
welcher ein großes Delta
[* 96] bildet.
Die Gewerbthätigkeit ist äußerst wenig entwickelt, erwähnenswert sind die Fabrikation grober Seidenzeuge und die Salzwerke
von Baria und Bakhuen (25,000 Ton. jährlich). Seit Annexion der drei Südprovinzen und der von Anam abgetretenen Provinz Biuhthuan
umfaßt Kotschinchina 71,460 qkm (1298 QM.) mit (1883)
1,596,500 Einw., davon 1,431,142 Anamiten, 101,837 Kambodschaner, 49,922
Chinesen, 4463 Malaien, 1862 Franzosen, 65 andre Europäer u. a. Die Hauptbeschäftigung des Volkes ist Ackerbau, und Reis bildet
den Hauptausfuhrartikel, nächstdem Baumwolle, Pfeffer, Zucker,
[* 100] Seide.
[* 101]
Die Warenausfuhr wertete 1883: 16,379,284 Piaster, davon Reis 12,419,285 Piaster, die Einfuhr 12,688,308 Piaster. Es liefen 523 Schiffe
[* 102] aus, darunter 98 deutsche mit 82,516 Ton. Allgemein gangbare Münze ist der mexikanische Piaster; die Anamiten
bedienen sich des Nen, eines Silberbarrens im Wert von 15-18 Piaster; als Scheidemünze dienen kleine Zinkstücke mit viereckigem
Loch, Sapeken, wovon 600 auf einen Frank gehen. Administrativ ist Kotschinchina seit 1876 eingeteilt in vier Provinzen: Saigon, Mytho, Vinhlong
und Bassak; man zählt 6 Städte ersten und 20-25 zweiten Ranges und 2400 Dörfer. Hauptstadt und Residenz des
¶
mehr
Gouverneurs und der französischen Verwaltung ist Saigon (s. d.), das fast den ganzen auswärtigen Handel vermittelt, und in
welchem die fremden Konsuln, darunter ein deutscher, wohnen. Saigon ist durch Eisenbahn mit Mytho, durch Telegraphen
[* 104] mit den
übrigen Hauptplätzen des Landes, durch submarine Kabel mit Hongkong und Singapur
[* 105] verbunden. Die französische Verwaltung
läßt die ursprüngliche Gemeindeverfassung bestehen und hat nur die höhern Stellen mit Europäern besetzt, gleichwohl vermochte
sie die Bevölkerung nicht zufriedenzustellen und hatte 1876 einen Aufstand zu unterdrücken, dessen Ausbruch dem Handel beträchtlichen
Schaden zufügte.
Der finanzielle Zustand der Kolonie ist ein sehr guter; statt wie früher einen Zuschuß von Frankreich zu fordern, liefert
sie dorthin jährlich ca. 2,2 Mill. Fr. ab; 1884 betrugen die Einnahmen 24,950,000 Fr., wovon ein nicht geringer Teil aus der
Opiumeinfuhr (jährlich 1 Mill. kg) stammt, die jetzt Staatsmonopol ist, früher aber gegen eine Jahrespacht
von 3,250,000 Fr. einem chinesischen Konsortium überlassen war, die Ausgaben aber 22,755,000 Fr. Die Flagge besteht aus einem
gelben, mit grünen Zacken eingefaßten Flaggtuch (s. Tafel »Flaggen
[* 107] I«).
[* 108]
Geschichte. Um 263 n. Chr. von der chinesischen Herrschaft befreit, fiel Kotschinchina Ende des 11. Jahrh.
an Kambodscha, stand aber im 13. Jahrh. in freundschaftlichem Tributverhältnis zu China. Der König Itahata (1373) trat dem
Unwesen der Piraten mit Energie entgegen, wurde jedoch in einen Krieg mit Tongking
[* 109] (Nordanam) verwickelt, der unter seinen Nachfolgern
fortdauerte und 1471 mit der Einverleibung des Landes in den tongkingesischen Staat endete. Im 17. Jahrh.
versuchten Jesuiten von Macao aus in Kotschinchina sich festzusetzen, vermochten jedoch einen dauernden Einfluß nicht zu erlangen.
Selbständig trat Kotschinchina wieder im 18. Jahrh. auf. Im KriegKambodschas mit Siam (1717) leistete es, obwohl von Anam abhängig, ersterm
Hilfe, erhielt dadurch Einfluß auf die Angelegenheiten desselben und konnte sich 1750 sogar einiger
Provinzen dieses Reichs bemächtigen. 1774 kam es im Land infolge der Bedrückungen der Großen zu einem blutigen Aufstand, der
schließlich mit der Verschmelzung Kotschinchinas mit dem ReichAnam endigte. Letzterm wurde die jetzt Cochinchine française
genannte Kolonie mit der Hauptstadt Saigon 1858-62 abgestritten (s. Anam, S. 531) und 1867 um die Provinzen
Vinhlong, Chandol und Hatien (westlich vom Mekhongfluß) vermehrt.
Vgl. Cortambert und de Rosny, Tableau de la Cochinchine
(Par. 1863);
Ȇber Reisen und Sammlungen
des Naturforschers in der asiatischen Türkei,
[* 120] in Persien und den Nilländern« (das. 1864);
sodann Bearbeitungen der
Knoblecherschen, Binderschen und Tinnéschen Pflanzensammlungen vom obern Nilgebiet und das mit F.Unger herausgegebene Werk
»Die InselCypern« (das. 1865).
(griech.), ein ziemlich geistloses, von den Griechen mit besonderer Vorliebe
bei Trinkgelagen getriebenes Spiel, bei welchem es darauf ankam, auf dem Sofa liegend, einige TropfenWein
in möglichst hohem Bogen
[* 121] nach einem Ziel, einem ehernen Becken oder einer Schale (Kottabeion), so zu schleudern, daß nichts
vergossen und das Ziel mit vernehmlichem Klatsch getroffen wurde. Erhöht wurde die Schwierigkeit dadurch, daß der Wein erst
den Kopf einer an dem Kottabeion befestigten kleinen menschlichen
[* 103]
Figur (Manes genannt) treffen und von
da abprallend mit Geräusch in die Schale fallen mußte. Mit dem Spiel, das aus Sizilien
[* 122] stammte und etwa im 4. Jahrh. v. Chr.
aus der Mode kam, war auch eine Art Liebesmantik verbunden.