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oder Korreferat s. v. w. Korreferenz, der Bericht des Korreferenten. Über Korrelation der Organe s. Darwinismus, S. 565.
oder Korreferat s. v. w. Korreferenz, der Bericht des Korreferenten. Über Korrelation der Organe s. Darwinismus, S. 565.
(neulat.), wiederholen lassen, mit jemand wiederholend einüben;
Korrepetitor, an den Theatern derjenige Musiker, welcher teils den Sängern und Choristen die Opernstimmen einstudiert und jeden einzelnen zur Probe vorbereitet, teils auch die Ballette mit den Tänzern besonders probiert.
(neulat.), jemand, mit dem man in Briefwechsel steht, korrespondiert;
ein Kaufmann, der mit einem andern in Waren- und Wechselgeschäften steht;
Kommis, der auf einem Kontor die Korrespondenz führt;
auch s. v. w. Berichterstatter für Zeitungen;
daher Spezialkorrespondent, ein von einer Zeitung angestellter Korrespondent, welcher für diese allein Briefe und Telegramme zu liefern hat (in England Our own, »unser eigner«, genannt).
(franz. Armateur, engl. Husband of ship), der von einer Mehrheit von Schiffsbesitzern (Reedern) für den Reedereibetrieb aufgestellte Schiffsdirektor oder Schiffsdisponent.
(neulat., franz. correspondance), Briefwechsel, brieflicher Verkehr, geschäftlicher wie privater. Das Wort Korrespondénz wird auch einseitig gebraucht, namentlich bei Veröffentlichung von Briefsammlungen bedeutender Personen, bei Berichten auswärtiger Mitglieder von Akademien (korrespondierendes Mitglied) und bei gelegentlichen oder regelmäßigen Mitteilungen von Korrespondenten oder Korrespondenzbüreaus an Zeitungen. Diese den täglichen Bedarf der letztern zum Teil deckenden Korrespondenzen, welche gedruckt oder autographisch vervielfältigt werden, sind um 1830 entstanden. Zu Anfang der 30er Jahre soll nach Wuttke (»Die deutschen Zeitschriften«, Leipz. 1866) ein Dr. Singer in Baden [* 2] die erste bekannt gewordene autographierte Korrespondénz im publizistischen Sinn herausgegeben haben, und bald darauf (1832) erschien in Paris [* 3] die »Correspondance Garnier«, welche unter dem Einfluß der Regierung Ludwig Philipps stand und von fast allen französischen Zeitungen benutzt wurde.
Ihre Fortsetzung ist die noch jetzt bestehende, täglich in Paris erscheinende »Correspondance Havas« (s. Havas), welche ebenfalls die Ansichten der jeweiligen Regierung widerspiegelt. Mitte der 40er Jahre wurde mit ihr ein für Deutschland [* 4] bestimmter, von S. Seiler redigierter Teil in deutscher Sprache [* 5] verbunden, nachdem vorher schon (1844) H. Börnstein eine Korrespondénz von der gleichen Art, jedoch unabhängig, begründet hatte. Die 40er Jahre riefen besonders noch in Brüssel [* 6] und London [* 7] ähnliche Anstalten ins Leben.
Gegenwärtig wird von Paris aus an deutsche Zeitungen die »Französische Korrespondénz« (herausgegeben von Stuht) verschickt, welche Informationen von der deutschen Botschaft bezieht. Von London aus wird die »Englische [* 8] an deutsche Zeitungen versendet. Daneben hat nur noch die in Wien [* 9] erscheinende »Politische Korrespondénz« eine Bedeutung, welche aus offiziösen Quellen in Berlin [* 10] und Wien bedient wird. In Deutschland gibt es zwei Gattungen von Korrespondenzen, politische, die von den Hauptstädten, namentlich von der Reichshauptstadt, ausgehen und meist im Dienste [* 11] der einzelnen Parteien stehen, deshalb auch Parlamentsberichte und parlamentarische Nachrichten bringen, und lokale, welche die Zeitungen der betreffenden Orte mit Berichten über Tagesvorgänge (Versammlungen, Feierlichkeiten, Unglücksfälle, Verbrechen etc.) versorgen.
Diese Lokalkorrespondenzen sind ephemere Erscheinungen, die schnell Titel und Herausgeber wechseln. Auch die politischen Korrespondenzen sind schnellem Wechsel unterworfen, selbst die von den Regierungen unterstützten. Nach dem Eingehen der preußischen »Provinzialkorrespondenz« (s. d.) erscheint gegenwärtig eine anonym (von Dr. Klee) herausgegebene Korrespondénz, welche an der Regierung ergebene Provinzialblätter (Kreis-, Amtsblätter u. dgl.) versandt wird, um über die Absichten der Regierung zu orientieren.
Ein gleiches System wird von den verschiedenen parlamentarischen und wirtschaftlichen Parteien befolgt. Es gibt eine »Konservative Korrespondénz«, eine »Nationalliberale Korrespondénz«, eine »Liberale Korrespondénz«, eine »Freihandelskorrespondenz«, eine »Kolonialpolitische Korrespondénz«, ferner die »Deutschen Nachrichten« mit der »Freikonservativen Wochenkorrespondenz«, die von der Regierung beeinflußten »Berliner [* 12] politischen Nachrichten«, Oldenbergs »Kammerkorrespondenz« u. a. Daneben betreiben einzelne Parteiführer (wie E. Richter) und Journalisten ein ausgedehntes Korrespondenzgeschäft, mit welchem sie kleinere Parteiblätter bedienen.
Von Korrespondenzen, die außerhalb Berlins erscheinen, sind noch die »Korrespondénz Hoffmann« (München) [* 13] und die »Thüringische Korrespondénz« (Weimar) [* 14] zu erwähnen. Die politischen Korrespondenzen haben an Bedeutung verloren, seitdem die größern Zeitungen im Ausland Spezialkorrespondenten unterhalten, und seitdem sie sich mit den hervorragenden Parteiführern des Inlandes direkt in Verbindung gesetzt haben. Für die gesamte Presse [* 15] von Wichtigkeit sind nur noch diejenigen Korrespondenzen, welche über die Absichten der Regierung und der maßgebenden politischen Kreise [* 16] in offiziöser Form orientieren. Nach dem deutschen Reichsgesetz über die Presse vom sind die auf mechanischem oder chemischem Weg vervielfältigten periodischen Mitteilungen, sofern sie ausschließlich an Redaktionen versandt werden, von den Bestimmungen des Preßgesetzes ausgenommen.
s. Postkarte. ^[= (früher franz. Carte postale, engl. Post card, holländ. Briefkaart, schwed. ...]
in Briefwechsel miteinander stehen;
als Korrespondent thätig sein.
Über korrespondierende Winkel [* 17] in der Geometrie vgl. Parallel; [* 18]
korrespondierende Höhen in der Astronomie, [* 19] s. Höhen, korrespondierende.
s. Obstwein. ^[= (Cider, Fruchtwein), gegorner Saft unsrer Obstarten mit Ausnahme der Weintrauben, welche den ...]
(franz.), ein mehr oder minder langer und schmaler Gang [* 20] längs einer Reihe von Zimmern, nach welchem hin jedes einen Eingang hat.
(lat.), der zu bessernde Züchtling;
Korrigenda, zu verbessernde Druckfehler (vgl. Korrektur).
(lat.), verbessern, berichtigen, von Fehlern säubern (vgl. Korrektur).
Mittel (Corrigentia), in der Rezeptierkunst solche Mittel, welche an sich ohne Arzneiwirkung, nur zur Verbesserung des Aussehens, Geruchs und besonders des Geschmacks benutzt werden. Zu letztern gehören z. B. Himbeersaft, Pfefferminz-, Pomeranzen- und andre Siruparten, Ölzucker, ätherische Öle [* 21] und Tinkturen, die einen beinahe stehenden Bestandteil aller Mixturen bilden.
tadelnd strafen;
eine Silbe in der Aussprache kürzen.
Korroborativ (Corroborans), Stärkungsmittel.
Nationaltanz der Eingebornen des Australkontinents, der nur von Männern ausgeführt wird, die sich dazu mit Kohle, Blut, Ocker, weißem Thon bemalen, mit Federn, Haarbüscheln etc. ausputzen und mit Speeren und Schilden bewaffnen, ¶
während die Weiber dazu auf Fellbündeln und Holztrögen den Takt schlagen und den Tanz mit einem eintönigen Gesang begleiten. Die Tänze, welche ein großes mimisches Talent verraten und Jagden, wobei einzelne Jäger als Tiere auftreten, Kämpfe, Begegnungen mit dem weißen Mann, welcher dabei stets eine lächerliche Rolle spielt, vorstellen, finden in der Regel zur Zeit des Vollmondes statt.
(lat.), zerfressen, beizen, ätzen.
(Corrosio), Ätzung, die langsame Zerstörung von tierischen Geweben durch Eiterung und Verschwärung. So werden z. B. bei Schwindsüchtigen in der Lunge [* 23] große Blutgefäße korrodiert, welche dann zu Bluthusten Veranlassung geben;
der Magen [* 24] wird durch Säuren und Alkalien korrodiert. Vgl. Ätzmittel.
nach dem Korrosionsverfahren hergestellte anatomische Präparate. ^[= kunstgerechte Darstellungen des Baues ganzer Tiere oder einzelner Teile derselben zum Zweck ...]
(lat.), verderben (besonders in sittlicher Beziehung), bestechen;
korrumpiert, verderbt, der Bestechung zugänglich.
(lat.), Verdorbenheit, Sittenverderbnis, besonders Bestechlichkeit;
korrupt, verdorben, schlecht, nichts taugend;
verkehrt, verschroben.
s. Fuchs, ^[= # (Rotfuchs, Canis Vulpes L.), Raubtier aus der Familie der Hunde (Canidae) und der Gattung Hund ...] [* 25] S. 768, und Fuchsfelle.
(ital.), s. v. w. Seeräuber;
insbesondere Name der ehemals von Algier, Tunis, [* 26] Tripolis und den marokkanischen Häfen auslaufenden Raubschiffe.
Getreidemaß, s. Korzec. ^[= ("Scheffel"), Getreidemaß in Polen und Galizien; 1 K. in Krakau = 123 ...]
s. Partisane. ^[= (böhmischer Ohrlöffel), bis ins 18. Jahrh. gebräuchliche hellebardenähnliche Stoßwaffe ...]
(franz. corset, »Leibchen«),
s. v. w. Schnür-Weibchen, s. Schnürbrust. ^[= s. Schnüren.]
(ital. corso, »Lauf, Laufbahn«),
in Italien [* 27] das Wettrennen der Pferde [* 28] (ohne Reiter); dann besonders das langsame Durchfahren der Hauptstraßen einer Stadt in geschmückten Equipagen, wie es namentlich beim Karneval stattfindet, eine Sitte, welcher Straßen in fast allen größern Städten Italiens [* 29] den gleichen Namen verdanken; am bekanntesten ist der in Rom [* 30] (s. d.). Sogen. Frühlingskorsos werden jetzt in den öffentlichen Parken der Hauptstädte, namentlich im Wiener Prater, im Bois de Boulogne und im Berliner Tiergarten, veranstaltet, wobei sich die vornehme Welt zeigt und als Regel gilt, daß keine gewöhnlichen Mietwagen mitfahren dürfen.
dän. Hafenstadt auf Seeland, Amt Sorö, am Großen Belt, mit (1880) 3954 Einw. Von Korsör, Endpunkt der Eisenbahnlinie Kopenhagen-Korsör, und mit einem ca. 4,5 m tiefen Hafen, findet die Überfahrt nach Fünen und Kiel [* 31] statt. 1884 liefen in ausländischer Fahrt 2409 Schiffe [* 32] mit einer Ladung von 67,632 Registertons ein und aus.
Nach Deutschland werden besonders Fische [* 33] und Schweine [* 34] ausgeführt, Kleie und Ölkuchen von dorther eingeführt. Korsör ist Sitz eines deutschen Konsuls.
Alexander Iwanowitsch Rimskoi, russ. General, geb. trat sehr jung in den Kriegsdienst, focht mit Auszeichnung im Türkenkrieg 1788 und 1789 und sodann im russisch-schwedischen Krieg, ward als Generalmajor des Semenowskischen Garderegiments von der Kaiserin Katharina II. beauftragt, den Grafen Artois nach England zu begleiten, und begab sich von da nach Flandern zu der vom Prinzen von Koburg [* 35] kommandierten Armee, in dessen Hauptquartier er der Schlacht von Fleurus beiwohnte Nach Petersburg [* 36] zurückgekehrt, nahm er unter Subow am Kriege gegen Persien [* 37] teil.
Paul I. rief ihn bei seiner Thronbesteigung zurück und übergab ihm 1799 das Kommando über eine Armee von 40,000 Mann, um nach dem Feldzugsplan des Erzherzogs Karl die Franzosen aus der Schweiz [* 38] zu vertreiben. Korssakow nahm nebst dem österreichischen Korps des Feldmarschalls Hotze (25,000) eine Stellung bei Zürich, [* 39] wurde aber hier 25. Sept. von den Franzosen unter Masséna angegriffen und geschlagen. Er mußte sich zurückziehen, führte die Reste seiner Armee nach Lindau, [* 40] vereinigte dieselben mit dem Heer des Marschalls Suworow, der den Oberbefehl übernahm, und kehrte mit diesem über Böhmen, [* 41] wo sie auf Befehl des Kaisers Paul die eingenommenen Winterquartiere verlassen mußten, nach Rußland zurück. Bei Alexanders I. Thronbesteigung (1801) wurde Korssakow zum General der Reiterei ernannt, und 1805-30 war er Generalgouverneur von Litauen; er starb als Mitglied des Reichsrats in Petersburg.
Thüren, die Bronzepforten der Kathedrale von Nowgorod (s. d.).
Wilhelm, Litterarhistoriker, geb. zu Aschersleben, [* 42] studierte in Halle [* 43] Litteratur, ward zu Halberstadt [* 44] Domvikar und nach der Aufhebung des Domstifts 1810 Buchhändler, gab aber das Geschäft 1812 wieder auf und lebte fortan ohne öffentliche Anstellung. Er starb in Halberstadt. Außer den Biographien von Gleim (Halberst. 1811), Carnot (Leipz. 1820), Friedr. Aug. Wolf (Essen [* 45] 1833, 2 Bde.) und Albrecht Thaer (Leipz. 1839) veröffentlichte er: »Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten der Deutschen« (das. 1837, 2. Aufl. 1861) und Ewald Chr. v. Kleists »Werke, nebst des Dichters Leben aus seinen Briefen an Gleim« (Berl. 1803, 5. Aufl. 1853),
ferner die »Briefe Heinses, Joh. v. Müllers und Gleims« (Zürich 1806, 2 Bde.) sowie »Sämtliche Werke Gleims« (Halberst. 1811-13, 7 Bde.) und »Gleims Zeitgedichte« (Leipz. 1841).
Ort in Nubien, am linken Nilufer, südöstlich von Dongola, westlich von Berber, Ausgangspunkt der Karawanenstraße durch die Bajudasteppe nach Metammeh, war im ägyptischen Feldzug 1884-1885 Hauptquartier General Wolseleys.
Gustav, Philolog, geb. zu Dresden, [* 46] studierte 1863-67 auf der Universität Leipzig [* 47] und wirkt, nachdem er seit 1868 am Kreuzgymnasium zu Dresden als Oberlehrer thätig gewesen, seit 1876 als ordentlicher Professor der romanischen und englischen Philologie an der Akademie zu Münster. [* 48] Er veröffentlichte außer seiner Inauguraldissertation »Über die Quellen des Roman de Rou« (1867),
deren zweiter Teil in dem »Jahrbuch für romanische und englische Litteratur« (Bd. 8) erschien: »Französische Grammatik für Gymnasien« (Leipz. 1872);
»Französisches Übungsbuch für Gymnasien« (das. 1874-75);
»Diktys und Dares. Ein Beitrag zur Geschichte der Troja-Sage« (Halle 1874);
»Geschichte der Litteratur Italiens im Zeitalter der Renaissance«, Bd. 1: »Petrarcas Leben und Werke« (Leipz. 1878),
Bd. 2: »Boccaccios Leben und Werke« (das. 1880),
Bd. 3: »Die Anfänge der Renaissancelitteratur in Italien während des 14. Jahrhunderts« (das. 1884 ff.);
»Über das Studium der neuern Sprachen an den deutschen Hochschulen« (Heilbr. 1881) und »Encyklopädie und Methodologie der romanischen Philologie« (das. 1884, 2 Bde.).
Nach den Handschriften der Dresdener Bibliothek edierte er: »L'art d'amors und Li remedes d'amors. Zwei altfranzösische Lehrgedichte von Jacques d'Amiens« (Leipz. 1868) und »Altfranzösische Übersetzung der Remedia amoris des Ovid« (das. 1871). In Verbindung mit Koschwitz gibt Körting die »Zeitschrift für neufranzösische Sprache ¶
und Litteratur« (Oppeln, [* 50] seit 1879) und »Französische Studien« (Heilbr., seit 1880) heraus. - Sein jüngerer Bruder, Heinrich, Privatdozent an der Leipziger Universität, schrieb: »Geschichte des französischen Romans im 17. Jahrhundert« (Leipz. 1885-1887, 2 Bde.).
(Grötling), silberne Scheidemünze von 14lötigem Silber und der Größe eines Groschens mit einem Kreuz [* 51] und daraufliegendem G auf beiden Seiten;
wurde zuerst 1360 in Göttingen [* 52] geprägt, doch verringerte sich ihr Wert sehr bald, und 1393 war sie nur noch neunlötig.
Stadt, s. Courtrai. ^[= (spr. kurträ, holländ. ), Hauptstadt eines Arrondissements in der belgischen Provinz ...]
Kreisstadt im russ. Gouvernement Twer, an der Mündung der Kortschewka in die Wolga, mit 3 Kirchen und (1880) 2274 Einw. Im Kreis [* 53] Kórtschewa wird lebhafte Industrie, namentlich in Leinwand, Porzellan, Glas-, Leder- und Schuhwaren, ferner Fischerei [* 54] und Schiffahrt betrieben.
(fälschlich Kortüm), Karl Arnold, Dichter und Schriftsteller geb. zu Mülheim [* 55] a. d. R., war seit 1771 Arzt zu Bochum [* 56] in der Grafschaft Mark und starb daselbst Außer mehreren zum Teil populären medizinischen Schriften schrieb er auch gemeinnützige Werke, z. B. über Bienenzucht [* 57] und über antiquarische Gegenstände, sowie eine interessante »Verteidigung der Alchemie« (Duisb. 1789). Am bekanntesten ward er jedoch durch sein anonym erschienenes komisches Heldengedicht in Knittelversen: »Leben, Meinungen und Thaten von Hieronymus Jobs dem Kandidaten« (Münst. 1784),
das später unter dem Titel: »Die Jobsiade« (zuerst Dortm. 1799) zahllose Auflagen erlebte (neue Ausg. von Ebeling, Leipz. 1868, und von Bobertag, Stuttg. 1884). Andre Werke dieser Art, aber mit Recht vergessen, sind: »Die Märtyrer der Mode« (Wesel [* 58] 1778);
»Die magische Laterne« (das. 1784-86);
»Adams Hochzeitsfeier« (das. 1788).
Vgl. »Rheinische Monatsschrift« (1878, S. 371).
Johann Friedrich Christoph, Geschichtschreiber, geb. zu Eichhorst in Mecklenburg-Strelitz, studierte zu Halle und Göttingen Theologie, sodann besonders in Heidelberg [* 59] Philosophie und Geschichte unter Böckh, Creuzer und Wilken. Seit Ostern 1812 wirkte er als Lehrer an dem Fellenbergschen Erziehungsinstitut zu Hofwyl, bis ihn der Befreiungskrieg als Freiwilligen im Winter 1814 nach Frankreich führte. Nach der Rückkehr lehrte er wieder in Hofwyl, wurde Ostern 1817 Professor der klassischen Sprachen an der Aargauer Kantonschule, 1819 Professor der Geschichte an dem neugestifteten Gymnasium zu Neuwied, lehrte 1822-26 wieder in Hofwyl, ward 1826 Dozent der Geschichte in Basel, [* 60] 1838 Professor in Bern, [* 61] endlich 1840 in Heidelberg, wo er starb.
Von seinen Schriften erwähnen wir: »Friedrich I. mit seinen Freunden und Feinden« (Aarau [* 62] 1818);
»Zur Geschichte hellenischer Staatsverfassungen« (Heidelb. 1821);
»Entstehungsgeschichte der freistädtischen Bünde im Mittelalter und in der neuern Zeit« (Zürich 1827-29, 3 Bde.);
»Geschichte des Mittelalters« (Bern 1836, 2 Bde.);
»Römische [* 63] Geschichte« (Heidelb. 1843);
»Entstehungsgeschichte des Jesuitenordens« (Mannh. 1843);
»Geschichte Griechenlands von der Urzeit bis zum Untergang des Achäischen Bundes« (Heidelb. 1854, 3 Bde.);
»Geschichte Europas im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit« (das. 1860-1861, 2 Bde.),
letzteres mit v. Reichlin-Meldegg, welcher aus Kortüms Nachlaß auch »Geschichtliche Forschungen« (das. 1863) herausgab.
Felix, Bischof von Trier, [* 64] geb. 1840 zu Wickerschweier im Oberelsaß, studierte 1860-65 in Innsbruck [* 65] Theologie, wurde 1866 Professor der Philosophie am kleinen, 1869 Professor der Theologie am großen Seminar in Straßburg [* 66] und dann französischer Kanzelredner am Münster. Darauf wurde er wirklicher Domherr und Erzpriester. Als die preußische Regierung 1881 sich zur Wiederbesetzung der erledigten Bistümer entschloß, wurde auf Empfehlung des Statthalters v. Manteuffel für Trier ausersehen und vom Papst zum Bischof dieser Diözese ernannt. Doch erwies er sich als einen französisch gesinnten, schroff ultramontanen Jesuiten und suchte durch weitgehende Ansprüche die Herstellung des kirchlichen Friedens in den Rheinlanden zu hintertreiben.
[* 67] Mineral aus der Ordnung der Anhydride, kristallisiert rhomboedrisch, findet sich eingewachsen oder lose, in kleinen Geröllen und Körnern, derb in individualisierten Massen und in groß- bis feinkörnigen Aggregaten. Er ist zuweilen farblos, wasserhell oder weiß, doch meist gefärbt, zumal blau und rot, auch grau, gelb, braun und grün, glasglänzend, durchsichtig bis fast undurchsichtig, Härte 9 (also nächst dem Diamant [* 68] das härteste Mineral), spez. Gew. 3,9-4, besteht aus Thonerde Al2O3 und enthält als Pigmente sehr geringe Mengen Chrom oder Eisen. [* 69] Korund findet sich meist auf sekundärer Lagerstätte lose im Sand oder im Schuttland, auf ursprünglicher Lagerstätte eingewachsen in Granit, Syenit, Basalt, Gneis, Talk- und Hornblendegesteinen auf Lagern von Eisenglanz und Magneteisenstein.
Man unterscheidet mineralogisch drei Varietäten:
1) Edler Korund ist farblos, gelb, blau (Saphir), grün, rot (Rubin). Die Kristalle [* 70] zeigen bisweilen verschiedene Farben, doch kann man weiße Flecke des Rubins durch vorsichtiges Glühen beseitigen. Erhitzt man kleine Rubinkristalle zum Glühen, so werden sie beim Erkalten farblos, dann grün, zuletzt aber wieder schön rot. Blauer Saphir kann durch Hitze entfärbt werden und steht dann im Glanz dem Diamant am nächsten. Bei beiden Edelsteinen wird die Farbe wohl durch Chrom erzeugt, wenigstens kann man aus reiner Thonerde durch geringen Zusatz von Chrom blaue und rote Kristalle erhalten.
Die meisten und schönsten Rubine und Saphire liefern Birma, Ceylon, [* 71] Badachschan in der Tatarei; auch aus Südamerika, [* 72] Ballarat in Victoria, [* 73] den Hangingrockgraben in Neusüdwales, Böhmen (Iserwiese, Podsedlitz und Triblitz) und von Expailly, unfern Le [* 74] Puy im Velay, kommen diese Edelsteine [* 75] in den Handel. Man findet sie ferner in Nordamerika, [* 76] in Siebenbürgen (Olahpian), der Lombardei (Brendola), in Sachsen [* 77] (Hohenstein), [* 78] im Basalt zu Unkel a. Rh., bei Niedermendig, Poppelsberg und Jungfernberg im Siebengebirge, am Laacher See in vulkanischen Auswürflingen etc. Man unterscheidet im Handel die intensiv gefärbten Steine als männliche von den heller gefärbten weiblichen.
Der dunkel karmesinrote ist der Rubin (orientalischer Rubin, Anthrax des Theophrast, indischer Carbunculus des Plinius), der dunkel- bis hellblaue der Saphir (orientalischer Saphir, nach der Insel Saphirine im Arabischen Meer, Cyanus des Plinius; Griechen und Römer [* 79] verstanden unter Saphir den Lasurstein);
sehr hellblauer Saphir heißt Wassersaphir, schwärzlich- oder grünlichblauer Katzen- oder Luchssaphir;
der hochgelbe bis bräunlich strohgelbe ist der orientalische Topas [* 80] (Topas-Saphir), der den eigentlichen Topas durch sein schönes Feuer weit übertrifft;
der grünlichblaue, ¶
undurchsichtige Korund ist der orientalische Aquamarin, durch Glanz und Härte vor dem eigentlichen Aquamarin ausgezeichnet; der grüne (gewöhnlich mit einem Stich ins Gelbe) ist der orientalische Smaragd, [* 82] der seltenste aller Edelsteine, weniger schön von Farbe als der eigentliche Smaragd, aber glänzender. Ebenso ist der gelblichgrüne Korund (orientalischer Chrysolith) dem Chrysoberyll in der Farbe sehr ähnlich, besitzt aber höhern Glanz. Morgenroter Korund mit einem Stich ins Gelbliche oder Weißliche ist der orientalische Hyacinth, schwach violblauer Korund der orientalische.
Amethyst (Amethyst-Saphir, Violett-Rubin), durch Glanz und feines, feuriges Farbenspiel vor dem gewöhnlichen Amethyst ausgezeichnet. Weißer Saphir (Leukosaphir) ist wasserhell, durchsichtig, fast diamantartig glänzend. Manche durchscheinende Saphire zeigen, besonders wenn sie en cabochon geschliffen sind und die Hauptachse des Kristalls senkrecht auf der Grundfläche des geschnittenen Steins steht, bei auffallendem starken Licht [* 83] einen sechsstrahligen Lichtstern (Sternsaphir, Sternstein, opalisierender Saphir, Asterie und zwar Rubin-, Saphir-, Topasasterie, je nach der Grundfarbe).
Orientalischer Girasol (Saphir- oder Rubinkatzenauge, Sonnenstein) besitzt einen gelblichen, rötlichen oder bläulichen Lichtschimmer auf der konvexen Oberfläche. Diese verschiedenen Edelsteine werden nächst dem Diamant am höchsten geschätzt, und orientalische Rubine und Smaragde sind, wenn ihr Gewicht 3 Karat übersteigt, öfters teurer als Diamanten von gleichem Gewicht und derselben Qualität. Man hat Saphir auch zu Linsen für Mikroskope [* 84] geschliffen und benutzt Rubine zu Achsenlagern in Uhren [* 85] und zum Ziehen feiner Drähte. Bis in die neueste Zeit dienten Rubin und Smaragd als Arzneimittel; jener sollte Gegenliebe erzeugen, dieser dem Beherzten noch mehr Mut machen, vor Bezauberung schützen etc. Rubin und Saphir lassen sich auch künstlich darstellen.
2) Gemeiner Korund findet sich in Kristallen mit meist rauhen Flächen und in individualisierten Massen, auch derb, eingesprengt, in Geschieben und Körnern; er besitzt meist trübe Farben und ist nur durchscheinend. Die haarbraune Varietät von China, [* 86] welche oft schönen bläulichen Lichtschein zeigt, heißt Diamantspat. Der gemeine Korund findet sich am St. Gotthard, bei Krems, zu Biella in Italien, auf Naxos, bei Kuschwa und Barsowskoi im Ural, in Karnatik und Maissur, auf Ceylon, bei Kanton, [* 87] auf der Culsageegrube in Nordcarolina in über 150 kg schweren Kristallen. Er dient, wie auch die schlechten Stücke des Saphirs und Abfälle von der Bearbeitung desselben, zum Schleifen und Polieren andrer Edelsteine, des Glases u. der Metalle. Über die dritte Varietät des Korunds, den Schmirgel, s. d.
s. v. w. Slowenen. ^[= (Winden), ein südslawischer Volksstamm, welcher den größten Teil von Krain, Untersteiermark, ...]
(Corvey), ehedem berühmte gefürstete Benediktinerabtei in Westfalen, [* 88] war eine Kolonie des Klosters Corbie (s. d.) in der Picardie und wurde durch Abt Adalhard den ältern 822 auf dem von Ludwig dem Frommen geschenkten Königshof Huxori als Neukorvei (Corbeja nova) begründet. Kaiser Ludwig verlieh dem Kloster bedeutende Rechte und beschenkte es reichlich mit Ländereien. Besonders wertvoll wurde für Korvei die Erwerbung der Gebeine des heil. Vitus, eines Märtyrers der Diokletianischen Verfolgung, 836 von St.-Denis her. Er ward Schutzpatron der Sachsen, Korvei das erste Kloster des Stammes.
Durch Kaiser Heinrich III. wurde den Mönchen das Recht der freien Abtswahl, dem Abt Fürstenrang verliehen (1039). Anderseits ward die Abtei von jeder bischöflichen Gewalt eximiert und direkt unter den päpstlichen Stuhl gestellt (zugleich abbatia regalis und libera). Aus der Schule von Korvei gingen eine Menge angesehener Gelehrten hervor, unter denen der Geschichtschreiber Widukind (s. d.) im 10. Jahrh. den ersten Rang einnimmt. In der Bibliothek von Korvei fand man unter Franz v. Ketteler 1517 die fünf ersten Bücher der Annalen des Tacitus, welche demnächst nach Rom gesandt wurden.
Die Stiftsbibliothek sowie viele Besitztümer gingen nach und nach wieder verloren. 1783 wurde der Abt Theodor vom Papst Pius VI. zum Bischof erhoben. Das Gebiet der Abtei betrug damals 275 qkm mit etwa 10,000 Einw. 1803 säkularisiert, kam an das Haus Oranien, 1807 an Westfalen und durch den Wiener Kongreß 1815 an Preußen. [* 89] Das Domkapitel wurde 1821 mit dem zu Paderborn [* 90] vereinigt. Die Besitzungen der Abtei, mit Ausnahme der Stadt Höxter, wurden 1822 von Preußen als Mediatfürstentum dem letzten Landgrafen von Hessen-Rotenburg, Viktor Amadeus, verliehen und gingen 1834 durch Erbschaft auf dessen Neffen, den Prinzen Viktor von Hohenlohe-Schillingsfürst, über, welcher Fürst von Korvei wurde. Das jetzige Mediatfürstentum Korvei umfaßt etwa 50 qkm eignen Besitz. - Der Ort Korvei liegt nordöstlich bei der Stadt Höxter, an der Einmündung der Schelpe in die Weser.
Die noch vorhandenen Klostergebäude, die mit Höxter durch eine 1800 Schritt lange Kastanienallee verbunden sind, dienen dem jetzigen Besitzer vorübergehend als Residenzschloß. Die Bibliothek, welche 14 Jahre hindurch Hoffmann von Fallersleben verwaltete, umfaßt ca. 150,000 Bände. Die gotische, innen reich ausgeschmückte Klosterkirche enthält die Grabmäler vieler Dynasten der benachbarten Gegenden. Das von Pastor Falcke angeblich im Klosterarchiv gefundene »Chronicon Corbejense« (768-1187) ist von Wedekind herausgegeben (»Noten zu einigen Geschichtschreibern des Mittelalters«, Hamb. 1823),
von S. Hirsch [* 91] und Waitz (»Kritische Prüfung etc.«, Berl. 1839) aber als Fälschung entlarvt worden. Ob Falcke oder schon Paullini, der in seinem »Syntagma rerum et antiquitatum germanicarum« (Frankf. a. M. 1698) auch unechte »Annales Corbejenses« (von 815 bis 1471 reichend) herausgegeben hat, der Fälscher gewesen ist, ist nicht mehr zu entscheiden. Auch die »Annales oder Fasti Corbejenses von 1144 bis 1159« (bei Harenberg, »Monumenta historica adhuc inedita I.«, Braunschw. 1758) sind eine Fälschung. Dagegen sind die allerdings dürftigen »Annales Corbejenses von 648 bis 1148« (in den »Monumenta Germaniae historica, Scriptores III.«) echt.
Vgl. folgende Schriften von Wigand: »Geschichte der Abtei Korvei« (Höxter 1819),
»Die Dienste mit Rücksicht auf die Geschichtsquellen von Korvei« (Hannov. 1828),
»Der Korveische Güterbesitz« (Lemgo 1831),
»Die Korveischen Geschichtsquellen« (Leipz. 1841).
ursprünglich ein Kriegsschiff mit Vollschifftakelage, welches der Fregatte im Rang folgte. Seit der Einführung des Dampfes an Bord und des Schiffspanzers hat sich der Begriff der Korvette wesentlich verschoben, so zwar, daß in der Liste der deutschen Kriegsmarine nur von Kreuzerkorvetten die Rede ist, deren Zahl gegenwärtig 10 beträgt, und deren Deplacement zwischen 1719 und 2370 Ton. wechselt, während die zugehörige Besatzung 238-268 Mann zählt. Dem Material nach bestehen dieselben aus Holz [* 92] oder Eisen oder aus Holz, Eisen und Stahl zugleich; ihre Maschinenkraft wechselt zwischen 1300 ¶
und 2100 indizierten Pferdekräften, welche den Schiffen die Fahrgeschwindigkeit von 13-15 Meilen erteilen. Die Zahl ihrer Geschütze [* 94] wechselt zwischen 8 und 14, von 8,7-15 cm Kaliber. Zuvor unterschied man drei Arten von Korvetten:
1) Glattdeckkorvetten, welche ihre Geschütze ausschließlich auf dem Oberdeck führten (die jetzigen Kreuzerkorvetten);
2) gedeckte Korvetten, deren Geschütze zum größten Teil unter Deck »in der Batterie« Aufstellung haben, während auf dem Oberdeck 2-4 Pivotgeschütze an Bug und Heck als Jagdgeschütze placiert sind (die jetzigen Kreuzerfregatten, z. B. der Bismarckklasse u. a.);
3) Ausfallkorvetten, mit der Bestimmung, die deutschen Haupthäfen gegen Blockade zu schützen. Sie zeichnen sich durch starke Panzerung (40 cm), durch geringen Tiefgang (6 m), um die Hauptostseehäfen anlaufen zu können, weshalb sie mit Doppelschrauben ausgerüstet sind, und durch das Fehlen der Takelage aus, da sie nur einen Signalmast führen. Die letztere Eigenschaft ermöglicht den Vorzug geringerer Besatzungszahl (350 statt 500). Vgl. Panzerschiff. [* 95]
die Priester der Kybele [* 96] oder Rhea in [* 97] Phrygien, oft vermischt (vielleicht auch identisch) mit den Kureten und Kabiren, bei den Römern durch die Galli (s. d.) vertreten.
Sie begingen ihren Dienst in rasender Begeisterung mit lärmender Musik und bewaffneten Tänzen.
Daher Korybantismus s. v. w. ein wilder, tobender Gemütszustand.
griech. Name, besonders von Hirten bei bukolischen Dichtern;
daher s. v. w. verliebter Schäfer.
Grotte (Korykion-Antron), großartige, einst dem Pan [* 98] und den Nymphen geweihte Tropfsteinhöhle in der griechischen Landschaft Phokis, auf der Höhe des Parnaß, wohin beim Nahen der Perser die delphischen Tempelschätze geflüchtet wurden. Später völlig in Vergessenheit geraten, wurde sie 1812 von Clark wieder aufgefunden. Er beschreibt sie als ein System von Gängen, Sälen und Kammern, darunter ein Raum von 60 m Länge und 12 m Höhe mit Quellen und schönen Tropfsteingebilden. Die Armatolen und Klephthenführer fanden hier oft sichere Schlupfwinkel.
in den Gymnasien der alten Griechen ein großer, mit Mehl, [* 99] Sand oder Feigenkörnern gefüllter Sack, der von der Zimmerdecke an einem Strick bis zur Brusthöhe des Übenden herabhing, und den dieser mit der Brust oder den Händen in immer heftigere Bewegung versetzen mußte.
Stadt im alten Kilikien, zwischen den Mündungen des Lamos und Kalykadnos, mit gutem Seehafen, merkwürdig durch die 20 Stadien entfernte, neuerdings wieder aufgefundene korykische (Tropfstein-) Höhle.
Jetzt liegt an Stelle des alten Korykos das Kastell Gorighos.
(Corymbiferae), s. Kompositen. ^[= (Zusammengesetztblütige, Vereintblütler, Korbblütler, Synanthereen), dikotyle Familie aus ...] [* 100]
(griech., »der an der Spitze Stehende«),
auf der altgriech. Bühne der Chor- oder Sängerführer;
im modernen Theater [* 101] der Führer des Ballettkorps, auch der Hauptsänger unter den Choristen;
auf dem Gebiet einer Kunst oder Wissenschaft, in der Politik etc. s. v. w. Erster, Vorzüglichster, Tonangeber.
(Urhuftiere), Gruppe der Unpaarzeher (Perissodactyla), Tiere mit kurzen, fünfzehigen Füßen, echten, verbreiterten Hufgliedern, vollständigem Gebiß und einem Gehirn, [* 102] dessen Verhältnisse an jenes der Reptilien und selbst der Amphibien erinnern. Die hierher gehörige Gattung Coryphodon Owen wird als die Stammform aller Huftiere oder doch als die denselben am nächsten stehende Form betrachtet. Der Name bezieht sich auf die nach Art derjenigen des Tapirs gebauten Unterkieferzähne, welche auf den Querjochen in Spitzen auslaufen. Reste von Koryphodonten hat man im Londonthon, in den Ligniten von Soissonnais und im Untereocän (Wahsatchgruppe) Nordamerikas gefunden.
der eherne Helm der alten Griechen, mit Stirn-, Nackenschiene, Backenstücken und Helmschmuck.
s. Schnupfen. ^[= der Katarrh der Nasenschleimhaut, befällt häufiger schwächliche, zarte und skrofulöse ...]
Getreidemaß in Polen und Galizien;
1 in Krakau [* 103] = 123 Lit., in Warschau [* 104] = 128 L.
Jozef, poln. Schriftsteller, geb. bei Brody in Galizien, studierte zu Brody und Czernowitz, [* 105] dann in dem Lyceum zu Krzemieniec in Podolien, wurde Erzieher in Warschau, 1823 Professor der polnischen Litteratur an dem erwähnten Lyceum, 1833 Dozent der klassischen Philologie an der Universität zu Kiew, [* 106] 1838 Schulrat für das Gouvernement Charkow, zuletzt Direktor der Unterrichtskommission in Warschau und starb in Dresden. Korzeniowski begann seine litterarische Laufbahn mit dramatischen Dichtungen, von denen »Aniela« (1826),
»Mnich« (»Der Mönch«, 1830),
»Karpaccy górale« (»Die karpathischen Goral«) und »Zydzi« (»Die Juden«, 1843),
»Andrzei Báthory« (1846) als die bedeutendsten zu nennen sind. Dann ging er auf das leichtere Gebiet des Romans über und errang auch hier namhafte Erfolge mit den Sittenromanen: »Spekulant« (1846; deutsch, Wien 1880),
»Kollokacya« (1847; deutsch u. d. T.: »Szlachta«, Leipz. 1879),
»Tadeusz Bezimienny« (1850),
»Emeryt« (1851),
»Garbaty« (»Der Bucklige«, 1853),
»Krewni« (»Die Verwandten«, 1857) u. a. Seine Werke erschienen gesammelt Warschau 1871-73, 12 Bde.
Vgl. Kantecki, Jozef Korzeniowski (Lemb. 1880).
eine gewöhnlich zu den Sporaden gezählte Insel an der Küste von Karien (jetzt ital. Stancho, türk. Istanköi), in ihrer Südhälfte mit mittelhohen Gebirgen (bis zu 875 m), aus Schiefern, Kreidekalk und Tertiärschichten bestehend, erfüllt, im Altertum berühmt wegen ihres vortrefflichen Weins, ihrer Amphoren, Salben und leichten, durchsichtigen Gewänder (Coae vestes). Sie besaß in der gleichnamigen Hauptstadt eine berühmte Heilanstalt und medizinische Hochschule (Asklepiäon) und war Geburtsort des Hippokrates, des Ptolemäos Philadelphos und des Malers Apelles.
Die ältere Hauptstadt, Astypaläa, ist ihrer Lage nach ungewiß; die spätere, Kos (das heutige Ko), lag in der Nähe der nordöstlichen Landspitze Skandarion und war mit starken Mauern und einem guten Hafen versehen; ihre Burg ward später Ritterschloß, dann türkische Festung. [* 107] Unweit der Stadt hat sich ein merkwürdiges antikes unterirdisches Quellgebäude mit Zugang und zwei Luftstollen, die Burinna, trefflich erhalten. Gegenwärtig gehört die Insel zum türkischen Wilajet Dschesairi Bahri Sefid und hat bei einem Flächeninhalt von ca. 250 qkm etwa 20,000 Einw. Erzeugnisse derselben sind: Zitronen, Getreide, [* 108] Baumwolle, [* 109] Wein und Seide. [* 110]
(russ. Kasák, Mehrzahl Kasāky), Volk oder richtiger Kaste (Korporation) von Kriegern in Rußland. Das Wort Kasak ist ein altorientalisches und soll etwa s. v. w. Landstreicher und Straßenräuber (vgl. Kirgisen) bedeuten. Schon im 10. Jahrh. bekämpften russische Fürsten die Kasoghen (Kasagen) auf der Halbinsel Taman, und ein Teil des heutigen Kaukasus hieß Kasachia. Indes läßt sich ein Zusammenhang dieser Namen mit dem der ¶
erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. auftretenden Kosaken historisch sowenig nachweisen, als man über den Ursprung der Kosaken selbst im klaren ist. Mit Sicherheit läßt sich nur angeben, daß Menschen energischen und kühnen Charakters, denen aus verschiedenen Gründen die Heimat zu eng wurde, sich in der bis dahin gänzlich unbewohnten Wildnis zwischen der Südgrenze der slawischen und der Nordgrenze der tatarischen Besitzungen ansiedelten. Gerade dieser Anfang hat dem Kosakentum die ihm eigne Signatur aufgedrückt.
Unterhalb der Stromschnellen des Dnjepr ließen sich vorzugsweise Kleinrussen nieder, während am Don zuerst Kosaken großrussischen Stammes erschienen. So bildeten sich die beiden Hauptabteilungen der Ukrainischen oder kleinrussischen und der Donischen Kosaken. Besonders günstig für die Ausbreitung des Kosakentums war das 17. Jahrh. Die 1592 erfolgte Aufhebung der Freizügigkeit der Bauern veranlaßte viele, sich unter den Kosaken niederzulassen. Das Erlöschen des Moskauer Zarengeschlechts aus dem Haus Rurik und die damit verbundenen Unruhen sowie die vom Patriarchen Nikon vollzogene Reinigung der Kirchenbücher führten dann den Kosaken Massen neuer Unzufriedener zu.
Die Kosaken sprechen größtenteils den großrussischen Dialekt, nur von den Tschernomorischen Kosaken wird der kleinrussische gesprochen. Gegenwärtig bilden die Kosaken einen wichtigen Teil des russischen Heers. Die verschiedenen Abteilungen (Donische, Kubanische, Tereksche, Astrachanische, Orenburgische, Uralische, Sibirische, Semiretschinskische, Transbaikalische, Amurische) haben eine Friedensstärke von 51,946 Mann mit 94 Geschützen und 38,707 Pferden und eine Kriegsstärke von 145,325 Mann mit 212 Geschützen und 138,036 Pferden.
Die 51,946 Mann der Friedensstärke verteilen sich auf 44½ Regimenter, 257 Sotnien zu Pferd, [* 112] 20 Sotnien zu Fuß und 20 Batterien mit 1984 Offizieren und 49,962 Mannschaften, worunter 4629 Nichtkombattanten; die 145,325 der Kriegsstärke auf 132½ Regimenter, 800 Sotnien zu Pferd, 60 Sotnien zu Fuß und 34 Batterien mit 3356 Offizieren und 141,969 Mannschaften, worunter 13,422 Nichtkombattanten. Jeder Kosak ist militärpflichtig. Die Dienstzeit ist nicht in allen Stämmen gleich, dauert jedoch nicht über 25 Jahre.
Bei den Donischen Kosaken wird dieselbe in drei Klassen geteilt. Die erste, die vorbereitende, dauert 3 Jahre; in diese tritt jeder Kosak mit dem erreichten 18. Lebensjahr. Im ersten Jahr muß er sich equipieren, in den beiden andern militärischen Übungen obliegen. Darauf werden die jungen in die Regimenter verteilt und treten hiermit in die zweite Dienstperiode ein, die 12 Jahre dauert, und nach welcher sie der Reserve zugezählt werden. Bei den Terekschen und Kubanischen Kosaken muß jede Staniza (Kosakendorf) einen gewissen Prozentsatz jährlich an Rekruten stellen.
Alle Kosaken sind in drei Kategorien geteilt, von denen in Friedenszeiten sich die erste, d. h. ein Drittel aller Kosaken, im aktiven Dienst in den Regimentern befindet, während die beiden andern sich in den Stanizen aufhalten. Während der Dienstzeit erhalten die Kosaken von der Regierung Gehalt, Menage und Furage; dagegen müssen sie Waffen, [* 113] Uniformierung, Pferde und Sattelzeug selbst anschaffen. Die Bewaffnung besteht aus Pike, Kosakenbüchse, Kosakensäbel und der Nogaika, einer kurzen Lederpeitsche, an deren Ende gewöhnlich eine Bleikugel eingenäht wird.
Die Offiziere ergänzen sich fast ausschließlich aus dem Kosakenadel, stehen aber, was Ausbildung betrifft, den regulären Offizieren weit nach. Der erste Rang, der nach abgelegtem Examen (es bestehen mehrere Schulen für die Ausbildung von Kosakenoffizieren) erlangt wird, ist der Chorúndshy (Sekondeleutnant); dann folgen Ssótnik (Premierleutnant), Issaúl (Rittmeister oder Hauptmann) und Woisskowói Starschiná (Heeresältester, s. v. w. Major); die höhern Rangstufen sind dieselben wie im regulären Militär.
Der Oberbefehlshaber heißt Ataman, doch kommt dieser Titel jedem, der irgendwo den höchsten Posten einnimmt, zu, z. B. Ataman der Staniza, Ataman des Stammes etc. Jeder Kosak hat das Anrecht auf einen Landteil von durchschnittlich 30 Deßjätinen (gegen 27 Hektar), der ihm erblich verbleibt, und die Ausnutzung der Gemeindeweiden. Durch die schon seit vielen Menschenaltern immer fortgeerbte besondere Lebensweise hat sich beim Kosaken ein ganz besonderer Typus gebildet.
Von Jugend auf gewöhnt, mit Waffe und Pferd umzugehen, dabei mit außergewöhnlicher Schärfe des Gesichts und Gehörs begabt, ist er wie geschaffen zum Vorpostendienst sowie zum Krieg mit den asiatischen Völkern. Weder Luxus noch Bequemlichkeit kennend, hält er die größten Strapazen aus. Seinen russischen Gott und Kaiser im Herzen, ist er das blinde Werkzeug seiner Führer. Seine Wachsamkeit ist zum Sprichwort geworden. Außerdem sind Gutmütigkeit, sorgloser, heiterer Sinn und äußerste Gemütsruhe dem Kosaken eigentümlich, während ihm der Trieb zu einer regelmäßigen Thätigkeit völlig abgeht.
Die Kosaken besitzen einen reichen Schatz von Heldengesängen, Liedern und Legenden; ihre sich meist in Molltönen bewegenden Gesänge haben viel Melodie. Die nachfolgende, Schnitzlers 1862 erschienenem Werk »L'empire des Tsars« entnommene Ausstellung, welche sämtliche auf 1,681,633 Seelen berechnet, bedarf zwar einer Erhöhung der Ziffern, gibt aber doch eine anschauliche vergleichende Übersicht des numerischen Bestandes der in den verschiedenen russischen Landesteilen:
Don | 793758 | Ural | 67002 |
Kuban | 156745 | Sibirien | 73432 |
Terek | 254415 | Transbaikalien | 100839 |
Wolga | 16446 | Irkutsk | 8568 |
Asow | 9405 | Jenisseisk | 7514 |
Donau | 11766 | Tobolsk | 6084 |
Orenburg | 175659 |
Die Truppe zu Tobolsk besteht heute nicht mehr, dafür sind am Amur mehrere Posten errichtet.
Die Amur-Kosaken wurden 1859 aus einem Teil der Sabaikal-Kosaken (s. unten), aus regulären Soldaten und am Amur angesiedelten Bauern organisiert. Sie stellen im Krieg 6 Sotnien zu Pferd und 6 Sotnien zu Fuß, im ganzen 2160 Mann mit 1103 Pferden, im Frieden je 2 Sotnien zu Fuß und zu Pferd, mit 685 Mann und 353 Pferden, welche hauptsächlich den Wachtdienst an der chinesischen Grenze versehen. Die Asowschen Kosaken am Asowschen Meer wurden 1865 als Kosakenkorporation ganz aufgelöst und mit den Donischen vereinigt. Die Astrachanischen Kosaken werden 1691 zum erstenmal erwähnt; sie gingen zum größten Teil aus Altgläubigen hervor, die vom Don gegen die Wolga vordrangen. Im J. 1730 siedelte man zum Schutz gegen die räuberischen Kalmücken 1000 Kosakenfamilien vom Don an die Wolga über, die ihr Land in den Gouvernements Astrachan und Saratow erhielten. Sie stellen im Frieden 1 Reiterregiment zu 692, im Krieg 2 Reiterregimenter zu 1338 Mann.
Die Donischen Kosaken existierten schon im 15. Jahrh., doch ist über ihre Entstehung nichts Sicheres bekannt. Das offizielle Datum ihres Ursprungs wird durch ¶