Region des ewigen
Schnees sich erhebend, während die östliche
Kette, die Cordillera
Real oder Königskordillere, zackige
Kämme
mit einer
Menge spitziger und zerrissener
Piks zeigt, die ebenfalls, wie der
Illimani (6400
m) und der
Sorata (6544 m), in die
Region des ewigen
Schnees hineinragen. Zwischen beiden Kordillerenästen liegt das große Hochplateau von
Bolivia
[* 2] (s. d.) in 3800-4000 m Mittelhöhe, ein, mit Ausnahme des östlichen
Teils, abflußloses Hochbecken, in dessen Innerm sich die Gewässer in dem Titicaca- und Aullagassee (s. d.)
sowie in Salzsümpfen sammeln. Im O. schließt sich an die Cordillera
Real das von ostwestlich streichenden Abzweigungen der
Andes gebildete bolivianische Gebirgsland an. Vom
Titicacasee an nehmen die beiden Hauptketten und die
zwischen ihnen liegenden, durch Querjoche voneinander getrennten
Hochebenen eine nordwestliche
Richtung an. Die westliche
Kette
behält ihre Geschlossenheit bei, während die östliche von einer
Reihe von Querthälern des
Marañon und seiner Zuflüsse
durchbrochen wird. An dem Gebirgsknoten von
Loja wendet sich das
System wieder in die ursprüngliche Meridianrichtung;
es beginnt die 2600-2800 m hohe, kaum 35 km breite
Hochebene von
Ecuador,
[* 3] welche durch Querjoche in drei Abteilungen geteilt
ist und auf den umrandenden
Ketten im N. von der gewaltigen Doppelreihe der
Vulkane
[* 4] von
Ecuador beherrscht wird, unter denen
auf der Ostkette der
Cotopaxi (5943
m) und
Antisana (5746 m) die bedeutendsten sind, während sich auf der
Westkette der
Iliniza und der 6310 m hohe
Chimborazo erheben. Am Gebirgsknoten von
Pasto beginnen die Kordilleren von
Kolumbien, welche
in drei
Ketten zerfallen, die nicht mehr hoch gelegene
Plateaus umschließen, sondern durch tief eingeschnittene
Flußthäler geschieden sind und das Quellgebiet des Magdalenenflusses umfassen.
Die östliche
Kette ist die Kordillere von
Cundinamarca, die sich über die noch einmal bis 4580 m aufragende
Sierra Nevada
von
Merida bis zu den Küstengebirgen von
Venezuela hinzieht. Die mittlere
Kette (mit dem
Pik von
Tolima, 5584
m) ist
die höchste und erreicht unter 5° nördl.
Br. die
Grenze des ewigen
Schnees; die westliche
Kette, die Kordillere von
Choco,
deren mittlere
Höhe nicht über 1500 m beträgt, bildet den Übergang zu den
Gebirgen von
Mittelamerika. Ein
Zweig dieser
Kette
verläuft bis auf die
Landenge von
Panama,
[* 5] sinkt aber hier zu einem Hügelzug herab und ist im Quellgebiet
des
Atrato durch eine tiefe Schlucht von der eigentlichen Kordillere von
Choco getrennt.
Man hat deshalb auch wohl diesen
Ausläufer der westlichen
Kette der Kordilleren von
Kolumbien als Isthmuskordillere von
Darien und
Panama
den
Andes als selbständiges
Glied
[* 6] des Kordillerensystems vonAmerika
[* 7] an die Seite gestellt. Von jener Schlucht,
in welcher das Quellgebiet des
Atrato mit demjenigen des dem
StillenOzean zufließenden
San Juan in offener
Verbindung steht,
zieht sich diese Isthmuskordillere mit einer mittlern Kammhöhe von kaum 500-600 m in weitem
Bogen
[* 8] bis zu der Senke bei
Panama
und bedingt durch ihren Verlauf, zuerst nach N., dann nach
NW. und endlich nach W., die auffallende Abänderung
der Küstenrichtung des
Kontinents.
Das ganze Andessystem bedeckt einen Flächenraum von etwa 1,817,000 qkm (33,000 QM.). Die
größte Längenausdehnung dieses Gebirgszugs beträgt mit allen
Krümmungen 7300 km, die größte
Breite
[* 9] desselben (an der
Wasserscheide zwischen dem
Rio
[* 10]
Madeira
[* 11] und
Pilcomayo zwischen 19 und 20° nördl.
Br.) 920 km, die geringste
bekannte
Breite im südlichen
Chile zwischen der Corcovadobai und
der patagonischen
Steppe 178 km, die mittlere
Breite 500 km
und die mittlere Kammhöhe gegen 3000-3500 m. Tiefere
Einsattelungen, welche einen leichtern
Verkehr zwischen denEbenen
des
Ostens und der pazifischen
Küste ermöglichen, besitzt das Andessystem nur im äußersten
Norden
[* 12] und im S., wo unter 40°
südl.
Br. noch ein
Paß
[* 13] von kaum 800 m von
Valdivia allerdings nach den noch fast öden
LandschaftenPatagoniens hinüberführt.
Wenig nördlicher aber besitzen die
Pässe bereits
Höhen von nahezu 4000 m
(Paß von
Cumbre, 3221
m), und
in den Kordilleren von
Bolivia und
Peru gibt es keinen einzigen
Paß von unter 4000 m, während sich solche bis über 4700 m erheben.
Trotzdem hat man begonnen, über solche
Höhen durch
Eisenbahnen Verkehrswege zu eröffnen, die alle andern Gebirgsbahnen der
Welt an Großartigkeit und Kühnheit der
Anlage weit hinter sich lassen. Während unsre
Brennerbahn in 1367 m
kulminiert, übersteigt die
Arequipa-Punobahn in Südperu eine Paßhöhe von 4580 m, die berühmte Oroyabahn weiter im N.
sogar eine solche von 4769 m
Höhe, also fast der
Höhe des
Montblanc. - Das
Charakteristische dieses Gebirgssystems
sind die ungeheure Meridianausdehnung bei verhältnismäßig geringer
Breite, die
Teilung in Parallelketten, welche durch großartige
Knoten zusammengeschürzt werden, um wieder auseinander zu laufen, die Mannigfaltigkeit der eingeschlossenen
Hochländer, der
steile
Abfall nach W., die seltenen und höchst beschwerlichen
Pässe, die engen Schluchten (quebradas) mit ihren bis zur kleinsten
Krümmung und Windung aneinander passenden
Wänden, die
Seil- oder
Hängebrücken, die, über Abgründe gespannt,
bei jedem Luftzug wiegenartig hin- und herschwanken, der
Reichtum an edlen
Metallen, die Verteilung der zahlreichen
Vulkane,
die in drei
Gruppen getrennt auftreten, welche der Richtungsachse der
Kette folgen.
Auf die
Gruppe von
Neugranada und
Quito mit 20 meist thätigen
Vulkanen folgt nach einem vulkanlosen Zwischenraum
von 1750 km die Vulkanreihe von
Peru und
Bolivia mit 15
Vulkanen, nach einer neuen
Lücke von 1010 km die
Gruppe von
Chile mit 33
Vulkanen.
Im ganzen kennt man 68
Vulkane, von denen etwa die Hälfte noch thätig ist (vgl.
Amerika, geologische
Übersicht). Von
Gletschern zeigen die Gipfel in den tropischen Gegenden nur geringe Andeutungen (so z. B.
am
Illimani).
Erst unter 35° südl.
Br. findet sich am Descabezado von
Máule in
Chile ein
Eisfeld, und von da weiter nach S. werden die
Gletscher,
die ganz denen der
Alpen
[* 14] gleichen, immer häufiger; unter 46° 45' erreichen sie bereits das
Meer. Den
landschaftlichen
Charakter der Kordilleren schildert
Pöppig also: »Grausenhafte Einöde, völlige Nacktheit der unermeßlichen
Felswände, ein riesiger
Maßstab,
[* 15] spärliche
Vegetation der schluchtenähnlichen
Thäler, fortdauernde Zerstörung und Herabrollen
der in endloser Gleichförmigkeit und Kahlheit sich ausdehnenden Bergwände und eine furchtbare Wildnis, welche
nirgends durch freundlichere
Szenen unterbrochen wird, sind die ersten und auffallendsten
Züge in dem ungewöhnlichen
Bilde.
Die Kordilleren erscheinen in der
Ferne und
Nähe stets als eine ungeteilte Wand, über die nur in seltenen
Fällen einzelne
Spitzen ragen.
Ihre einzelnen
Gruppen liegen als unermeßliche, aber gleichförmige
Massen da, an denen sich ein besonderer
Ausdruck der
Trägheit und Starrheit bemerklich macht. Aber gerade der Umstand, daß die
Natur es zu verachten schien, hier
durch
Kontraste den
Ausdruck des Großartigen hervorzubringen oder zu erhöhen, veranlaßt es, daß die Kordilleren einem jeden mehr
¶
mehr
imponieren als die Alpen. Braune, graue, gelbliche Mittelfarben sind über das Gebirge überall verbreitet, wo nicht der ewige
Schnee
[* 17] weite, horizontal scheinende Ebenen bildet. Grell leuchtet hier und da der hochrote Porphyr von den halb zerstörten Jochen,
und die engen, dunkeln Schluchten sind hoch mit seinen Trümmern überschüttet und bieten nur verkümmerte
Sträucher oder vereinzelte Pflanzen dar.« Die niedern Abhänge der Kordilleren sind mit der gewöhnlichen tropischen Vegetation bekleidet.
In der Region der Paßhöhen treten Eichen und Nadelhölzer,
[* 18] von der Wachspalme begleitet und überragt, auf. Auf den nebligen,
täglich von Hagel und Schneegestöber heimgesuchten Paramos tränkt der häufige Niederschlag wohlthätig
die Bergpflanzen. Die Bäume, meist großblätterige Lorbeerbäume und myrtenblätterige Alpensträucher, sind niedrig, schirmartig
ausgebreitet, aber mit immergrünem, frischem Laub an ihren Zweigen geschmückt. Bis 4500 m werden noch mehrere Phanerogamen
gefunden, Saxifragen kommen noch im ewigen Schnee auf Felsblöcken vor.
Ein Bild des Tierlebens in den hohen Regionen der Kordilleren lassen wir einen andern Reisenden entwerfen: »Längst
haben wir jegliche Vegetation unter uns gelassen, und nur selten ist uns der belebende Anblick geworden, eine Herde scheuer
Vicuñas und der verwandten Lamas, Alpakos oder Guanakos in der Ferne an uns vorüberjagen zu sehen. Hier und da taucht die friedliche
Gestalt eines Andeshirsches vor uns auf, während um die Felsenspalten die kaninchenartigen Chinchillas
spielen oder der schlanke Atok, der Fuchs
[* 19] der Kordilleren, umherschleicht, um sich eins der schmackhaften Rebhühner dieser Höhen zum
Frühstück zu holen. Irgend ein auf diese Höhen verirrter Kuguar sucht sich seinen Braten unter den Rehen oder Vicuñas. Der
weißschnäuzige Gukumari, der Bär der Andes, ist ihm gefolgt, und um das wunderbar großartige Tierleben dieser sonst so
pflanzen- und menschenleeren Höhen voll zu machen, umschwärmen neben raubsüchtigen Falken, scheuen Wasservögeln der Andesseen
und andern beflügelten Verwandten zahlreiche Pitos, braun gesprenkelte Spechte mit gelbem Bauch,
[* 20] in großen Scharen die Felsen
der Hochebenen, wo kaum noch ein Insekt seinen Reigen im Sonnenstrahl tanzt. Über dem Ganzen aber beschreibt majestätisch
in zierlichen Spiralen seine Kreise
[* 21] der Kondor.«
2) Die mittelamerikanischen Kordilleren erstrecken sich von der Senke bei Panama bis zur Landenge von Tehuantepec, wo eine neue Einsenkung
von nur 209 m die Grenze gegen das Hochland von Mexiko
[* 22] bildet, in einer Länge von 1500 km bei einer mittlern
Breite von 120-125 km und einer mittlern Kammhöhe von kaum 2000 m, über welche die höchsten Gipfel bis gegen 4500 m
emporsteigen. Wiewohl das Gebirgssystem durch die Querspalte des San Juanthals an der Grenze von Costarica
und Nikaragua (s. Nicaraguasee) in zwei getrennte Glieder
[* 23] geteilt ist, so sind diese doch ihrer Bildung nach als zusammengehörig
zu betrachten.
Die Richtung der Kammlinie geht vorherrschend von SO. nach NW., nähert sich aber an einigen Stellen, wie in Veragua, San Salvador
und Guatemala,
[* 24] der Richtung der Parallelkreise um 10-15 Grad. Im Gebiet von Costarica verlaufen die mittelamerikanischen
Kordilleren mit beiderseits gleichmäßigem Abfall ziemlich in der Mitte des Landes, weshalb auch die hydrographischen Verhältnisse
nach beiden Meeresküsten hin fast die gleichen sind. Weiter im NW. aber, in Nicaragua, San Salvador und Guatemala, treten die
Ketten näher an die Südwestküste heran, von der sie sich steil und schroff erheben, während ihnen
auf
der Nordostseite weite, von transversalen Höhenzügen überragte Plateaulandschaften anlagern, welche zu jener auffallenden,
tief in das Antillenmeer hineinragenden nordöstlichen Dreiecksbildung von Honduras
[* 25] und Yucatan wesentlich beitragen.
An den Küsten gehen diese Plateaus allmählich in Tiefebenen und endlich in sumpfige, fieberschwangere
Niederungen über. Die Stufenform, welche Mannigfaltigkeit der Klimate und Produkte bedingt, ist diesem Gebirgssystem in ausgezeichnetem
Grad eigen; namentlich erscheint sie in besonderer Mannigfaltigkeit an den südwestlichen Terrassen und Plateaus von San Salvador
und Guatemala. Wie die südamerikanischen Kordilleren sind auch diejenigen Mittelamerikas von Paßscharten wenig durchschnitten.
Einer der wichtigsten Pässe ist derjenige, welcher von der Fonsecabai in 853 m Höhe nach dem Quellgebiet des RioUlua in Honduras
hinüberführt. Als wichtige Glieder des Gebirgsbaues treten auch in den mittelamerikanischen Kordilleren thätige und erloschene Vulkane
auf; doch bilden sie nicht, wie in Südamerika,
[* 26] eine Doppelreihe auf den Hauptketten des Gebirges, sondern
erheben sich meist am Südwestrand oder an den Vorstufen der Kordillere (vgl. Amerika, geologische Übersicht).
Als Scheide für Klima,
[* 27] Flora und Fauna steht das mittelamerikanische Gebirgssystem zwischen den südamerikanischen Andes und
der Isthmuskordillere von Darien in der Mitte, insofern hier die klimatischen Kontraste weniger schroff sind
und auch der Wanderung der Organismen keine so unübersteigliche Schranke entgegensteht wie in jenen, doch aber die Artenverbreitung
bei weitem nicht so erleichtert wird, als es in Panama durch die geringe Kammhöhe der Kordillere geschieht.
3) Das mexikanische Gebirgssystem erstreckt sich zwischen 16 und 33° nördl. Br. in einer Länge von 2000 km
bei einer mittlern Breite von 630 km (875 km in ca. 25° nördl. Br., aber 237 km zwischen 16-18° nördl. Br.) und einer mittlern
Erhebung des Massengebirges von 2200 m, über welche die höchsten Gipfel, der Citlaltepetl oder Pic von Orizaba am Ostrand zu 5450 m,
der Popocatepetl zu 5422 m und neben ihm der Iztaccihuatl zu 4785 m, ansteigen. Von der Kordillere Guatemalas
ist es durch die schon erwähnte Einsenkung der Landenge von Tehuantepec getrennt, wo der Kettenbau der Kordillere unterbrochen
und durch trachytische und doleritische Hügelgruppen ersetzt ist.
Die allgemeine Erhebungsachse nähert sich hier durchschnittlich um 10-15° mehr der Meridionalrichtung
als in Mittelamerika. Was aber dieses Gebirgssystem vor allen übrigen GebirgenAmerikas, ja der ganzen Erde voraus hat, das
sind die ausgedehnten Plateaubildungen und das Zurücktreten hoher Randketten. Statt eines mannigfach gegliederten Kettengebirges,
wie in Südamerika, tritt in Mexiko ein hohes und breites, fast ungeteiltes Massengebirge in der Gestalt
eines großartigen Hochlandes auf, welches fast den ganzen Raum zwischen dem Mexikanischen Golf und dem StillenOzean einnimmt
und als der breite, wellenartig gegliederte Rücken des Gebirges selbst anzusehen ist.
Zwischen den einzelnen Plateaus erheben sich nur niedrige Landrücken von 160-200 m Höhe, und es sind
hier weder die schroff abfallenden Randketten der südamerikanischen Andes noch deren hohe und steile Querjoche zu finden.
Es gilt dies namentlich von dem südamerikanischen Hochland, dem Plateau von Anahuac, während weiter im N. sich deutlichere
Randgebirge einstellen und die Sierra Madre, ein Komplex lose aneinander gereihter Landrücken, das Hochland im
Innern
¶
mehr
durchschneidet. Das letztere fällt besonders steil gegen die sumpfige östliche Küstenebene ab, während der Abfall zum
Pazifischen Ozean durch mehrere Abstufungen vermittelt ist. Auch die Vulkane sind hier ganz anders geordnet als in den mittel-
und südamerikanischen Kordilleren, insofern sie vorwiegend auf transversalen Spalten in bedeutender Entfernung von den Küsten
durchgebrochen sind (so die Vulkanreihe: Citlaltepetl, Popocatepetl, Jorulla ^[richtig: Jorullo], Colima), zum Teil sich inselartig
erheben und auf dem breiten Plateaurücken wie fremdartige Bestandteile erscheinen (vgl. Amerika, geologische Übersicht).
Jenes Plateau, wenn auch keine eigentliche Einsenkung wie die von Panama und Tehuantepec in Mittelamerika,
bildet trotzdem eine natürliche Scheide, denn nördlich von ihm zieht nun die Kordillere mit unverändert hochgebirgsartigem
Charakter durch die ganze Kontinentalhälfte bis über den Polarkreis hinaus. Sie zeigt auch hierin eine größere Analogie
mit den südamerikanischen Andes als mit den räumlich näher liegenden mittelamerikanischen und mexikanischen
Gebirgsketten, und diese Analogie, die über eine so weite Kluft weg sich erhält, ist einer der Gründe, die am überzeugendsten
für den tiefern Zusammenhang der ganzen westlichen Gebirgsmassen sowohl Süd- und Mittel- als Nordamerikas sprechen.
4) Diese nordamerikanischen Kordilleren zerfallen in zwei Hauptkettensysteme. Die östlichen
Hauptketten, die eigentlichen Rocky Mountains, sind von dem Nordrand des mexikanischen Tafellandes und der Sierra Madre durch
die 223 km breite Hochebene des RioGila scharf getrennt. Sie beginnen etwa in 34° nördl. Br. und reichen, dieselbe Streichungslinie
bewahrend, wahrscheinlich bis in die Nähe der Küste des Nördlichen Eismeers gegen 66° nördl. Br. Das
westliche Kettensystem beginnt mit den Bergen
[* 30] der Halbinsel Altkalifornien am KapSan Lucas unter 23° nördl. Br. und reicht
wahrscheinlich bis zum Ufer des Jukonflusses in 62° nördl. Br. Unter 35° trennt sich von der Hauptkette eine niedrigere
Küstenkordillere ab, während jene unter dem NamenSierra Nevada östlich von dem Längsthal des SacramentoKalifornien durchzieht und in das Kaskadengebirge übergeht, das dann seine Fortsetzung wieder in den NordamerikanischenSeealpen
findet.
Die Küstenkordillere zieht sich parallel zu jenen in den Inseln der fjordreichen Westküste weit nach N. Zwischen diesen
östlichen und westlichen Hauptketten breiten sich namentlich im Gebiet der Vereinigten Staaten
[* 31] ausgedehnte
Hochebenen aus, welche von beträchtlichen Gebirgserhebungen (z. B. den Wahsatchbergen)
durchzogen und besonders im S., im Gebiet des ColoradoRiver, von tiefen und engen Thalschluchten (den Cañons) durchschnitten
sind. Ein Teil dieser Hochebenen repräsentiert abflußlose Becken, in denen sich die Gewässer in Salzseen (GroßerSalzsee, 1280 m
hoch) und Salzsümpfen sammeln.
Dabei ist der größte Teil jener Hochebenen wegen Mangels an Niederschlägen ödes Land, das im S. zur völligen Wüste wird.
Seine größte Breite erreicht
das gesamte nordamerikanische Kordillerensystem etwa unter dem Parallelkreis des GroßenSalzsees
von Utah, wo es eine Breite von mehr als 1480 km einnimmt. In Britisch-Nordamerika, wo sich zwischen 54°
und 58° nördl. Br. die beiden Hauptketten am meisten nähern, ist das Gebirge noch über 520 km breit, während sich die
mittlere Breite desselben auf 700 km belaufen mag, Die mittlere Höhe der Kämme und Gipfel ist noch nicht genau ermittelt.
Der Eliasberg sowohl als der Mount Fairweather sind vulkanischen Ursprungs und gehören der Vulkanreihe der pazifischen KüsteNordamerikas an (vgl. Amerika, geologische Übersicht). Der Abfall der nordamerikanischen Kordilleren erfolgt nach den Küsten des StillenOzeans wie in Südamerika schroff und steil, allmählicher dagegen nach O. hin, wo sich weite Hochebenen
dem östlichen Fuß des Felsengebirges anlagern; so namentlich im S. die Plateaus von Texas und der Llano Estacado, ein wüstes
Sandsteinplateau von 970 bis 1450 m Höhe und etwa 70,000 qkm Grundfläche, welches dann mit einem schroffen, bastionartigen
Absturz gegen die um 500-800 m tiefer liegenden Ebenen des Mississippibeckens abfällt.
(Kordifâl), Landschaft im östlichen Afrika,
[* 32] erstreckt sich westlich vom Bahr el Abiad (WeißenFluß), zwischen
12-16° nördl. Br. und 29° 39'-32° 30' östl. L. v. Gr. und ist
gegen N., W. und O. durch unbewohnte Steppen, im S. durch die politisch zu Kordofan gerechnete Landschaft Takale
begrenzt, mit der es 108,000 qkm (1960 QM.) mißt. Kordofan bildete lange Zeit einen
Teil des KönigreichsSenaar, wurde dann von den Fürsten von Dar Fur
[* 33] erobert und 1820 durch die ägyptische Armee im NamenMehemedAlis in Besitz genommen.
Seitdem gehörte das Land Ägypten,
[* 34] bis es demselben 1883 durch den Mahdi entrissen wurde. Kordofan ist eine
gewellte Steppe, deren Erhebung zwischen 410 und 580 m Meereshöhe schwankt, und aus welcher sich einzelne Hügelreihen mit
über 800 m hohen Gipfeln erheben. Eigentliche Flüsse
[* 35] hat das Land gar nicht, nur periodisch mit Wasser gefüllte Wadis. Es
gibt nur zwei Jahreszeiten,
[* 36] eine nasse und eine trockne. In der letztern liegt Kordofan ganz dürr, in der Regenzeit
dagegen bedeckt es sich mit einer üppigen Grasvegetation.
Man baut meist Duchn (Pennisetum), zieht viel Hornvieh, dagegen ist die Pferdezucht
[* 37] wenig ausgebildet. Die gegenwärtige Bevölkerung
[* 38] ist sehr gemischt, und es ist auch nicht wahrscheinlich, daß das Land früher jemals von Einem Volk bewohnt
wurde. Die Sprache
[* 39] ist, wie in Dar Fur, neben dem Arabischen das Kondschara. Gegenwärtig gibt es noch drei Stämme, welche in
Kordofan einheitliche Geltung haben und auch noch politisch anerkannt werden. Den ersten dieser Stämme bilden die Radejat, den
zweiten die Musabat (Muserbat), die noch in El Obeïd wohnen und ihr Oberhaupt Sultan nennen; der dritte Stamm sind die
¶
mehr
eigentlichen Kondschara. Ganz verschieden von diesen sind die Takale im SO., welche sich Brüder derFundsch nennen, ferner
die Dschalin und Danagele, welche sich arabischer Abstammung rühmen und vornehmlich den Handel betreiben. An den Ostgrenzen
wohnen die Kababisch, im SO. die Baqara. Die Gesamtbevölkerung wird auf 280,000 Seelen geschätzt, davon
drei Viertel Sklaven. Der Handel mit Kairo
[* 41] nimmt seinen Weg direkt über Dongola. Die Gegenstände desselben werden außer den
Luxusbedürfnissen namentlich aus Dar Fur bezogen.
Straußenfedern, Elfenbein, Tamarinde, Ochsenhäute, vorzügliches Gummi, Gold
[* 42] sind die Haupthandelsartikel. Eingeführt werden
Weizen, Zucker
[* 43] von Indien, Arrak und Seife (letztere nur von den Vornehmen gebraucht) aus Syrien, Tabak
[* 44] aus
Kairo, Salz
[* 45] aus Chartum. Die bedeutendsten Städte sind El Obeïd (ca. 30,000 Einw.) u. Bara. Kordofan ist in neuerer und neuester Zeit
häufig von Reisenden durchforscht und beschrieben worden, so namentlich von Rüppell 1824-25, Russegger 1837, Holroyd und
Parkyns 1837 und 1849,Kotschy 1839, Pallme 1838-39,Brehm 1848, Lauture 1850, Kuny 1857-58, Munzinger 1861-62,
Marno 1875, Prout und Colston 1875-76, Pfund 1876-78, Massari 1880. S. Karte »Ägypten«.
das breite Band
[* 46] höchster Ordensklassen (vgl. Cordon bleu); im Kriegswesen:
eine Reihe unter sich in Verbindung stehender Militärposten oder eine Postenkette zur Grenzbewachung,
zur Absperrung von Ortschaften und größern Gebietsteilen bei Seuchen etc. Solche systematische Absperrungen sind alt;
aus diesem Grund ist es heute unmöglich,
nur wilden Völkerschaften gegenüber noch am Platz. - Im Befestigungswesen ist Kordon (Kordonstein) der auf
Eskarpenmauern überragende Stein zur Ableitung des Traufwassers. Kordon auch s. v. w. Schnurbäumchen, Guirlandenbaum;
(Cordovan), Luxusleder aus Ziegen- und Bockfell, steht dem Saffian und Maroquin sehr nahe und unterscheidet sich
von denselben wesentlich nur dadurch, daß es zwar auch gefärbt, aber nicht geglänzt, sondern nur gekrispelt
wird.
Die stärkern Sorten dienen zu feinern Schuhmacherarbeiten, die dünnern zu Buchbinder- und Galanteriearbeiten.
(Gordyäa), im Altertum Gebirgslandschaft des medischen Volkes der Korduener (Kurden) in
Armenien, zwischen dem Tigris und dem See Thospitis (Wansee), war seit Tigranes II. eine Grenzprovinz öfter des armenischen als
des parthischen Reichs, doch stets unter einheimischen Stammesfürsten, die zuweilen den Königstitel annahmen.
(chines. Tschau-sian), Königreich an der KüsteOstasiens, zwischen 34° 17'-43° 2' nördl. Br. und 124°
30'-130° 35' östl. L. v. Gr., umfaßt die Halbinsel, welche im O. vom Japanischen, im W. vom GelbenMeer begrenzt und
durch
die Straße von Korea von der japanischen InselKiusiu getrennt wird, während die Nordost- und Nordgrenze gegen das chinesische
Reich und das russische Sibirien die Flüsse Orikang (Jalukiang) und Tumankang bilden (s. Karte »China
[* 49] und
Japan«).
Das Areal Koreas wird zu 218,192 qkm (3962 QM.) berechnet. Die Süd- und Westküste werden von zahlreichen Inseln besäumt und
von einer großen Anzahl meist noch sehr wenig bekannter Baien und Häfen zerschnitten, unter denen die Koreabai im N. die
bedeutendste ist. Dagegen ist die Ostküste fast ganz inselfrei, sie hat auch sehr wenige Einschnitte
(Broughtonbai, Unkofskybai). Unter den Inseln ist die an der Südwestspitze gelegene InselQuelpart (Tschedschu) die bedeutendste,
nächstdem Namhwai und Kotschije, im Meerbusen von Korea der Korea-Archipel.
Port Hamilton (s. d.) in der Nanchowgruppe an der Südküste wurde 1883 von
England als Flottenstation in Besitz genommen, 1886 aber wieder geräumt. Die Halbinsel Korea wird in ihrer
ganzen Länge von einem Gebirgskamm durchzogen, der sich in mäßiger Entfernung von der Ostküste hält und seinen Kulminationspunkt
unter 38° 10' nördl. Br. erreicht, da, wo der bedeutendste Fluß des Landes, der Han, entspringt, der,
an der Hauptstadt Söul vorüberfließend, in mehreren Armen ins Gelbe Meer fällt; er ist von seiner Mündung eine kurze Strecke
aufwärts schiffbar.
Der Kiöngsando, der westlich von Fusan in die Broughtonstraße fällt, führt die Produkte des Innern diesem Hafen zu. Auch
der Orikang und der Tumankang sind große, der Taidonjang und Tangjinjang wenigstens nicht unbedeutende
Flüsse. Im Winter tragen die nördlichen Flüsse mit Einschluß des Han eine starke Eisdecke, selbst das Meer bedeckt sich auf
6-7 km von der Küste mit Eis;
[* 50] denn ungeachtet der Lage Koreas, welche der von Süditalien
[* 51] entspricht, ist das Klima, namentlich
in den bergigen Teilen, rauh und kalt (bis -30° C.), dagegen ist im S. der Sommer stets heiß und trocken.
Man erntet Weizen, Reis, Baumwolle,
[* 56] Hanf, Tabak u. a. Der größere Teil des Bodens ist sehr fruchtbar. Auch der Mineralreichtum
ist, wie aus dem Bericht einer vor kurzem von der Regierung mit der Untersuchung dieser Angelegenheit beauftragten Kommission
hervorgeht, ein sehr großer. Das Graben nach kostbaren Metallen war bisher von der Regierung unter schweren Strafen verboten;
sie selbst bearbeitete die Gruben bloß, wenn sie Metall (Gold, Silber, Kupfer)
[* 57] brauchte, jetzt beansprucht
sie aber nur 10 Proz. des Gewinns als Abgabe. Eisen
[* 58] und Kohlen sind an verschiedenen Stellen sogar an der Oberfläche gefunden
worden. Gegenwärtig werden zum Teil durch Fremde bearbeitet 82 Gold-, 7 Silber-, 17 Kupfer-, 40 Eisen-, 7 Blei-, 9 Kohlengruben
und 13 Edelsteinlager. Der Ertrag ist zwar gering, doch schätzt man den Wert derAusfuhr 1881-84 von Gold
auf 1,885,033, von Silber auf 387,769 Jen.
Die Bewohner von Korea, deren Zahl nach einem 1883 vorgenommenen Zensus 10,518,937 Seelen (in 1,700,000 Häusern)
beträgt, gehören zu
¶
mehr
den Mongolen mit mehrsilbigen Sprachen und sind ein Mischvolk der in der Geschichte Hochasiens öfters auftretenden Sienpi und
der im S. ansässigen Sanhan, welches seine Nationalität und Sprache von den im 2. Jahrh. v. Chr. von N. her eingedrungenen
Kaoli erhielt, von denen die ganze Halbinsel unterworfen wurde. Im Äußern gleichen die Koreaner mehr
den Japanern als den Chinesen, obwohl der mongolische Typus stark ausgeprägt ist (s. Tafel »AsiatischeVölker«,
[* 60] Fig. 15). Das
ganze Land wird eingeteilt in Privat- u. Krongebiet.
Aus den Erträgen des letztern werden die Truppen, der Hofstaat und verschiedene Beamte bezahlt; doch geschieht die Zahlung
nicht in Geld, sondern in Erbsen und Reis. Die Religion der höhern Stände ist die Lehre
[* 61] des Konfutse, das
Volk hängt dagegen dem Buddhismus an. 1837 hatten römisch-katholischeMissionäre festen Fuß in Korea gefaßt; doch mußten sie 1866 den
Märtyrertod leiden oder das Land verlassen, und die zum Christentum Bekehrten, deren Zahl 1859 zu 15,200
angegeben wurde, sahen sich großen Bedrückungen ausgesetzt.
Die auf russisches Gebiet übergetretenen Koreaner ließen sich in der Mehrzahl griechisch taufen. Die früher bedeutende
Industrie in Porzellan und Metall, welche die Japaner von ihnen überkamen, ist gänzlich ausgestorben. Als einheimische Industrieartikel
sind jetzt noch erwähnenswert: Seide,
[* 62] Papier, Matten, Fächer,
[* 63] Kämme, Pfeifen, Bürsten, Dachziegel, Tabak u. a.
In neuester Zeit sind bei der Hauptstadt Söul eine Glashütte, Porzellanfabrik, Ziegelei, Seidenspinnerei, Tabak- und Zigarrenmanufaktur,
Strohgeflecht- und Zündhölzchenfabrik, Bierbrauerei
[* 64] und große Wasserleitung
[* 65] errichtet worden. In Bezug auf geistige Bildung
steht das Volk auf gleicher Stufe mit den Japanern und Chinesen.
Die verwandtschaftlichen Beziehungen der koreanischen Sprachewurden vonL.Rosny im »Journal asiatique«
(1864) erörtert. Er hält sie für entfernt verwandt mit dem Japanischen und den ural-altaischen Sprachen.
Vgl. auch J. ^[John]
Roß, The Corean language (in der »ChinaReview«, Bd. 6, 1876).
Es besteht ein besonderes, aus 191 Buchstaben zusammengesetztes Alphabet (Wonmon); meist werden chinesische
Buchstaben mit Hinzufügung von koreanischen angewendet. In Söul gibt es eine nur von Stipendiaten des Staats besuchte englische
Schule; im übrigen sind die Schulen sämtlich Privatanstalten, doch kann das niedere Volk durchweg die Landessprache lesen
und schreiben. Wer aber Anspruch auf Bildung macht, muß Chinesisch betrieben haben; die Staatsprüfungen
finden in dieser Sprache statt.
Die Buchdruckerei, meist mit Metalltypen, steht unter allen ostasiatischen Ländern in auf der höchsten Stufe. Das Regierungssystem
ist dem chinesischen ganz analog. Der König Tui Tschy ist der 28. Herrscher der gegenwärtigen Dynastie. Die Thronbesteigung
eines neuen Königs ist der SanktionChinas unterworfen; auch geht alljährlich eine Gesandtschaft mit Geschenken
nach Peking,
[* 66] welche als Gegengeschenk einen Kalender der chinesischen Zeitrechnung zurückbringt.
Die Bevölkerung ist in soziale und politische Fraktionen geteilt. Unter einem Feudaladel besteht eine zahlreiche und streng
durchgeführte Leibeigenschaft. Das Heerwesen ist eine Kopie des chinesischen Bannersystems; die mit Luntenflinten,
Spießen, Pfeil und Bogen bewaffneten Soldaten, die übrigens eine abgeschlossene und wenig geachtete Kaste bilden, stehen aber
nur in den großen Städten. Geschütze
[* 68] gibt es gar nicht, auch nicht auf der Flotte, einer Ansammlung elender Dschonken chinesischer
Bauart, die allein gegen Seeräuber und den unerlaubten Handel mit Ausländern Verwendung finden.
Die Straßen sind ohne Ausnahme sehr schlecht, doch besteht für den Verkehr der Reisenden eine Posteinrichtung mit 40 Distrikten, 471 Stationen
und 5400 Pferden; der innere Frachtverkehr wird aber fast ausschließlich auf den Rücken von Pferden und Menschen bewerkstelligt.
Ein Telegraphenkabel wurde bereits 1883 in Fusan von Japan (Nagasaki) aus gelandet und 1885 eine Linie von Söul nach Tiëntsin
vollendet; ein optisches Telegraphensystem mittels Rauch- und Feuerzeichen auf den Bergen besitzt Korea bereits seit dem Mittelalter.
In neuester Zeit wurde ein modernes Postamt in Söul errichtet, und Korea trat dem Weltpostverein bei.
Der Handel Koreas mit dem Ausland datiert erst seit dem Abschluß eines mit Japan 1876 abgeschlossenen Handelsvertrags.
Vordem unterhielt Korea mit China einen Überlandhandel, der jährlich im April, Juni und Oktober auf dem im chinesischen Territorium
hierzu besonders angewiesenen Marktplatz an der Grenze, am Kaolimön, dem »koreanischen Thor«, etwas östlich
von der chinesischen Handelsstadt Fongwhangtschin abgehalten wurde. Beide Länder trennte ein 50-90 km breiter Strich, auf
welchem jede Ansiedelung aufs strengste verboten war.
Der dortige Umsatz zwischen Korea und China betrug jährlich nur ½ Mill. Doll. Eine japanische Koloniewar inFusan an der Südküste
schon Ende des 16. Jahrh. gegründet worden, und diese unterhielt einen unbedeutenden Handel mit Tsusima und Nagasaki. Dem
japanischen Handel wurde Korea eigentlich erst durch einen 1876 abgeschlossenen Handels- und Freundschaftsvertrag geöffnet; 1880 geschah
dasselbe mit Gensan an der Ostküste, 1881 mit Chemulpo an der Westküste; seit 1877 befindet sich ein
japanischer Ministerresident mit acht Beamten in der Hauptstadt Söul. Am wurde ein Handels- und Freundschaftsvertrag
mit den Vereinigten Staaten von Amerika, mit England und dem DeutschenReich, mit Italien
[* 69] und mit
Rußland abgeschlossen.
entfallen 75 Proz. des Imports und 97 Proz. des Exports. In die drei genannten Häfen liefen 1885 ein: 910 nach europäischer
Art gebaute Schiffe
[* 74] von 157,467 Ton., darunter 275 Dampfer von 135,133 T. und Dschonken von 6673 T. Der überseeische Verkehr
Koreas mit China und Japan wird regelmäßig durch eine englische und eine japanische (die Mitsu-Bischi)
Schiffsgesellschaft vermittelt; unregelmäßig verkehrt die China Merchant Steam NavigationCo. von Schanghai
[* 75] aus mit einigen
Häfen. Das Geld Koreas ist Kupfergeld, welches früher in sehr großer Unregelmäßigkeit von jedem der sechs Ministerien
gegossen wurde, dessen Ausmünzung aber seit 1884 königliches Regal ist. Gold- und Silbergeld existieren
nicht. Für Maße und Gewichte hat man neuerdings das zehnteilige System angenommen.
[Geschichte.]
Die ersten staatlichen und bürgerlichen Einrichtungen verdankt Korea der Einwanderung chinesischer Stämme in den
nördlichen Teil der Halbinsel. Es soll darauf eine Dynastie von 41 Königen unter Oberherrlichkeit Chinas geherrscht haben.
Später bildeten sich mehrere kleine Königreiche auf der Halbinsel, die 935 n. Chr. zu einem Reich vereinigt
wurden, das sich von China unabhängig machte. Als aber 1392 die alte Dynastie gestürzt wurde, stellte sich der neue König
aus Dank für den Beistand, welchen ihm der chinesische Kaiser gegen Japan geleistet hatte, unter die OberhoheitChinas.
Ein neutrales, völlig wüst gelegtes Gebiet von 50-90 km Breite sollte die Grenze bilden. Spätere InvasionenJapans waren stets
von nur vorübergehender Art, doch behielt Japan die Insel Tsusima, die früher Korea gehört hatte, sowie das Recht, an der Südküste,
wo später Fusan entstand, eine Garnison zu unterhalten. Der erste Europäer, welcher Mitteilungen über
Korea bringen konnte, war der HolländerHeinrichHamel, der 1654 an der InselQuelpartSchiffbruch litt und mit 13 andern der Mannschaft 13 Jahre
in als Gefangener lebte.
Französische, englische und amerikanische Schiffe besuchten später die umliegenden Gewässer und nahmen die Küsten auf. Seit 1837 fanden
katholische Missionäre Einlaß und wirkten nicht ohne Erfolg, bis 1866, wo die durch eine russische Fregatte gestellte, aber
abgelehnte Forderung eines Handelsvertrags das Mißtrauen der Regierung gegen die Europäer so steigerte, daß 9 Missionäre,
meist Franzosen, hingerichtet wurden. Dafür versuchte eine französische Flotte unter Roze die Koreaner zu züchtigen,
ein Versuch, der ebensowenig glückte wie die 1871 und 1872 von Amerika aus gemachten, um die Koreaner wegen der Ermordung
der Mannschaft eines 1866 an der Küste gestrandeten amerikanischen Schoners zur Rechenschaft zu ziehen.
Doch wurden später drei Häfen (s. oben) dem auswärtigen Handel geöffnet. In neuester Zeit kam es infolge
der Eifersucht der Chinesen auf die Japaner, welche beide nach Ministerposten strebten, zu blutigen Kämpfen; von China und Japan
entsandte Truppen stellten indes bald die Ruhe wieder her.
Vgl. Oppert, Ein verschlossenes Land. Reisen nach Korea (Leipz. 1880);
Griffis, Corea, the hermit nation (New York 1882 u. öfter, Auszug 1885);
(Kuraisch), Stammvater des arab. Stammes der Koreischiten (Kureischiten), der im 5. Jahrh. n. Chr. in Hidschas
durch den Besitz der Kaaba die Übermacht erlangt hatte, und aus welchem Mohammed abstammt.
[* 77] (bei den Alten Korkyra oder Kerkyra), die nördlichste und größte der Ionischen Inseln, am Eingang vom Ionischen
ins Adriatische Meer (Kanal
[* 78] von Otranto), an der Küste von Albanien, von der sie durch den schmalen Kanal
von Korfu getrennt wird, ist 62 km lang, an der breitesten Stelle fast 30 km breit und hat einen Flächenraum von 712 qkm (12,93
QM.). Die Insel wird von zwei Bergzügen gebildet; der nördliche, welcher von W. nach O. verläuft und
aus Kalken besteht, erreicht im Pantokrator (914 m) die größte Höhe der Insel, während der südliche meridional mit stark
östlicher Ablenkung streicht, aus Konglomeraten, Gipsen, Sandsteinen und Kalken besteht und nach W. schroff in das Meer abfällt.
Tertiärgebiete erfüllen die ganze Nordwestecke der Insel, die Umgebung der Hauptstadt und die von Levkimo
im S. Die Insel hat regenreiche Winter und heiße, trockne Sommer. GroßeStrecken nehmen die Olivenpflanzungen ein. Einen perennierenden
Fluß hat Korfu nicht, jedoch zahlreiche Quellen. Die Hauptprodukte sind: Oliven und Wein, dann Orangen, Zitronen, Feigen, Johannisbrot,
Flachs, Seide, Honig etc. Von Getreide
[* 79] wird besonders Mais gebaut, doch reicht der Ertrag kaum zum vierten
Teil für den Bedarf aus. Ziegen sind häufig, dagegen fehlt Rindvieh, daher auch Butter, welche durch Olivenöl ersetzt wird.
Letzteres bildet zugleich den Hauptartikel der Ausfuhr (1885: 31,547 Barili [à 71 Lit.], meist nach Venedig).
[* 80] Das Mineralreich
liefert Schwefel, Salz, Braunkohle und Marmor. Die
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