dings mannigfaltige Bedenken seitens
Dana, Jukes, Couthouy,
Semper, besonders aber von
Murray, dem Zoologen der
Challenger-Expedition,
erhoben worden, und zwar spitzen sich diese Einwürfe darin zu, daß das nahe Nebeneinandervorkommen der verschiedenen
Formen
der Korallenbildungen sich nach
Darwin nur schwer erklären lasse, und daß dessen
Hypothese die
Existenz großer Senkungsgebiete
an
Stellen voraussetze, wo sich keine sonstigen
Beweise für vorhandene
Senkungen beibringen lassen, ja mitunter geradezu
Hebungen
nachweisbar sind.
Murray erinnert daran, daß das Hauptnahrungsmittel der
Korallen
[* 2] der kohlensaure
Kalk ist, der durch pelagische Organismen abgeschieden
wird und nach dem
Tode derselben dem
Meer wieder anheimfällt. Wo aber, wie namentlich in größerer Tiefe,
ein bedeutenderer
Gehalt an
Kohlensäure im Meerwasser vorhanden ist, verschwinden diese kalkigen Reste durch
Auflösung, während
sie sich an einzelnen
Stellen, namentlich auf
Erhöhungen des Meeresgrundes, welche meist vulkanischen Ursprungs sind, in großen
Mengen aufhäufen.
Ragen solche
Erhöhungen bis zur Lebenszone der
Korallen empor, so bietensie der Ansiedelung derselben ein
ganz besonders günstiges
Terrain.
Bauen nun solche
Polypen nach der Oberfläche zu, so werden die randständigen Individuen
wegen der ihnen vom
Meere reichlichst zugehenden
Fülle von Lebensmitteln in bedeutendem Vorteil gegen die im Innern stehenden
sein, eine
Differenz, welche um so mehr ins
Gewicht fällt, je größer das
Riff ist, da ja bei quadratischer
Zunahme der
Fläche die
Peripherie nur arithmetisch wächst.
Das führt zum
Absterben der innern Individuen, die dann der lösenden
Kraft
[* 3] des Meerwassers anheimfallen, wodurch im
Zentrum
eine sich mehr und mehr vergrößernde
Lagune entsteht, während das
Riff meerwärts wächst. Ganz ähnliche Verhältnisse
müssen sich bei jedem breitern Saumriff abspielen, bei welchem die landwärts stehenden
Polypenstöcke die benachteiligten
sind, und welches sich dadurch in ein Dammriff verwandelt.
Alle diese
Formen sind also von der
Bewegung des
Untergrundes unabhängig
u. können sich ebensowohl auf stationärem, als sinkendem, als hebendem
Boden ausbilden.
Daß sich in geologischer Vorzeit Riffbildungen zahlreich vollzogen haben, beweisen die mitunter vorzüglich
erhaltenen
Korallenkalke der verschiedensten
Formationen, schon mit der ältesten der petrefaktenführenden, der silurischen,
beginnend. Nur darf an das Auffinden solcher prähistorischer Korallenriffe
[* 4] in andern als tropischen Gegenden nicht sofort
die Folgerung angeknüpft werden, daß zur Bildungszeit der
Riffe auch an diesen
Stellen ein tropisches
Klima
[* 5] geherrscht habe: handelt es sich doch bei diesen
Korallen früherer
Formationen nur um sehr entfernte Verwandte unsrer
heutigen riffbauenden
Polypen, so daß der tropische
Charakter der heutigen
Korallen nicht auf
die frühern sofort übertragbar
ist.
Vgl.
Darwin, The structure and distribution of coral-reefs (deutsch von
Carus, 2. Aufl., Stuttg. 1876);
Dana, Corals and coral-islands (Lond. 2. Aufl. 1879).
(ElapscorallinusPrz. Wied),
Schlange
[* 6] aus der Unterordnung der
Giftschlangen und der
Familie der Prunkottern
(Elapidae), 60-70
cm lang, zinnoberrot, mit 16-19 schwarzen, 10-14
mm breiten, rundum laufenden
Ringen, die durch einen schmalen
grünlichweißen
Ring von der roten Grundfarbe getrennt sind. Das
Rot undGrün ist schwarz punktiert, der
Vorderkopf bläulichschwarz. Die Korallenschlange lebt in Waldungen und Gebüschen
Brasiliens und
Mexikos, ausschließlich auf dem
Boden,
nährt sich von kleinen
Tieren und ist völlig ungefährlich. Die verwandte
Schoß- oder Mädchenschlange (E. higiae) tragen
die Mädchen als kühlendenHalsschmuck.
[* 7]
[* 1] (Anthozoa,Polypen),
Klasse der
Cölenteraten (s. d.). Ihr
Körper (s. Fig. 1 u. 2) besteht in der einfachsten
Form aus einem an seinem hintern Ende festgewachsenen
Sack mit einer vordern Öffnung M, die von einem
Kranz von
Fühlfäden oder
Tentakeln T umstellt ist.
Letztere dienen zum
Greifen der
Beute und sind zu deren
Lähmung reichlich
mit
Nesselorganen (s.
Cölenteraten) versehen. Die genannte Öffnung fungiert sowohl als
Mund wie als
After
und läßt auch die Säfte gewisser
Drüsen und die Geschlechtsprodukte austreten.
Sie führt direkt in eine Art von
Speiseröhre, die wiederum durch eine hintere verschließbare Öffnung mit dem
Magen,
[* 11] in
welchem die
Verdauung stattfindet, in
Verbindung steht. Dieser ist aber keine einfache Höhlung, sondern zerfällt durch zahlreiche
Scheidewände, die sogen. Mesenterialfalten, in viele
Taschen, welche am Hinterende des
Tiers miteinander
kommunizieren und sich auch in Form von
Kanälen in die Körperwandungen sowie in die hohlen
Tentakeln fortsetzen. So zirkuliert
die im
Magen aus den
Speisen gewonnene Nährflüssigkeit direkt im ganzen
Körper, ohne Dazwischenkunft besonderer
Blutgefäße,
und zwar geschieht dies nicht nur durch
Kontraktionen der einzelnen Körperteile, sondern auch durch die
Flimmerbewegung, welche die
Zellen des
Magens und der
Kanäle hervorbringen. Man unterscheidet am Leib der Korallpolypen drei
Schichten,
nämlich die aus Flimmerzellen bestehende Magenwand, das
Entoderm, ferner die äußere
Haut
[* 12] oder das
Ektoderm und das zwischen
beiden gelegeneMesoderm (vgl.
Cölenteraten); letzteres wird oft sehr dick. Die
Ge-
schlechtsstoffe entstehen in Verdickungen der Ränder der bereits erwähnten Mesenterialfalten und gelangen bei der Reife
direkt in den Magen und von ihm aus ins Freie. Häufig sind die Geschlechter getrennt, aber auch dann, wenn Eier
[* 14] und Samenfäden
dicht nebeneinander in demselben Tier entstehen, sind sie vielfach nicht zu gleicher Zeit reif, so daß
also dasselbe Individuum bald männlich, bald weiblich ist. Die Befruchtung
[* 15] erfolgt stets im Innern des mütterlichen Körpers;
ebenso geht hier die Entwickelung der Larven bis zu einer gewissen Grenze vor sich. Später schwärmen diese aus und schwimmen
eine Zeitlang im Meer umher, bis sie sich festsetzen. Sie bestehen alsdann aus einer einfachen sogen.
Gastrula und erhalten ihre Tentakeln um die Mundöffnung erst nach und nach.
Neben der eben geschilderten geschlechtlichen Fortpflanzung findet sich in hohem Grad entwickelt auch die ungeschlechtliche
durch Sprossung und Teilung vor. Knospen
[* 16] (K) können am ganzen Umfang des Korallpolypen auftreten, sowohl an der Seite
als von der Anheftungsstelle, wie endlich vom Mundrand her; bleiben nun die neugebildeten Individuen mit den alten verbunden,
so entstehen die Polypenstöcke. In ihnen sind die Einzeltiere in eine gemeinschaftliche Masse eingebettet und kommunizieren
alle miteinander, so daß die von jedem von ihnen erworbenen Nahrungssäfte der Gesamtheit zu gute kommen.
In einem solchen Tierstaat herrscht also bei völliger Gleichwertigkeit der Individuen der vollendetste Kommunismus.
Eine wichtige Rolle bei dem Aufbau der Polypenstöcke spielen die Skelettbildungen. Diese entstammen meist dem Ektoderm und treten
bei einer Unterklasse der in Gestalt von einzelnen nadelförmigen Kalkkörperchen auf. Indem sie aber unter sich
verwachsen, geben sie zu den oft steinharten Kalkskeletten Anlaß, aus denen manche sogen. Korallen (s. d.) bestehen. Ferner
können auch Teile des Körpers verhornen, so daß also auch Hornskelette, entweder mit oder ohne Kalk, existieren.
Endlich versteinert durch Kalkablagerung in einem Polypenstock oft die ganze Masse, welche die Einzeltiere untereinander verbindet
(das sogen. Cönenchym), so daß also nur diese selbst noch weich und beweglich bleiben und
sich nach Belieben über das gemeinsame Skelett
[* 17] hervorstrecken oder in dasselbe zurückziehen können. So entsteht bereits
eine Mannigfaltigkeit von Formen der Polypenstöcke, die noch dadurch vermehrt wird, daß die Sprossung und unvollkommene Teilung
die einzelnen Individuen in verschieden hohem Grad miteinander in Verbindung beläßt.
Die Korallpolypen sind sämtlich Meeresbewohner und sind im allgemeinen auf die wärmern Zonen angewiesen, während allerdings einige
Arten sogar im hohen Norden
[* 18] vorkommen. In bedeutenden Tiefen leben nicht wenige, indessen sind weitaus die meisten in der Nähe
der Küsten zu finden; namentlich gilt dies von denjenigen Formen, welche die Korallenriffe (s. d.) erzeugen.
Alle Korallpolypen sind fleischfressende Tiere; zur Beute fallen ihnen hauptsächlich kleine Krebse, Larven verschiedener Tiere etc., aber
auch Fische.
[* 19]
Man teilt die lebenden Korallpolypen nach der Zahl ihrer Tentakeln in die achtarmigen Octactinia und die vielarmigen Polyactinia ein.
Zu den erstern gehören die sogen. Seefedern (Pennatulidae), die nachts ein schönes Licht
[* 20] ausstrahlen
(s. Abbildung auf Tafel »Korallen«),
ferner die vielgestaltigen sogen. Horn- oder Rindenkorallen (Gorgonidae),
von denen die
zu Schmucksachen verwendete weiße Koralle (Isis)
[* 21] und die Edelkoralle (s. d.)
die bekanntesten sind, und endlich die Orgelkorallen
(Tubiporidae, s. Tafel »Korallen«). Die Polyactinia, deren Tentakeln an Zahl entweder sechs oder ein Vielfaches
von sechs betragen, sind teils ganz weich wie die Seeanemonen oder Aktinien (s. d.), teils mit horniger Achse versehen (Antipatharia),
teils verkalkt und dann an der Korallenbildung beteiligt (s. Korallen). - Unter den versteinerten Korallpolypen gehören die jüngern
Formen aus dem Jura und der Trias den Polyaktinien an, dagegen bilden die ältern aus der Grauwacke und andern
paläozoischen Schichten eine besondere Klasse, die Tetracorallia, mit ein oder mehrere Male vier Tentakeln.
Diese ist zwar schon lange ausgestorben, indessen machen auch die heutigen in ihrer Entwickelung ein Stadium mit nur
vier Tentakeln durch und erinnern in dieser Weise an ihren Ursprung. Eine besonders merkwürdige Form ist die früher zu den
Brachiopoden
[* 22] gerechnete, mit einem Deckel versehene Calceola sandalina (s. Tafel »Devonische Formation«).
(Khoran, mit dem Artikel: Alkoran, die »Recitation« oder »Vorlesung«
der göttlichen Offenbarung), das in arabischer Sprache
[* 26] verfaßte, von Mohammeds Schwiegervater und Nachfolger Abu Bekr aus mündlicher
Überlieferung der Gläubigen und zufälligen Aufzeichnungen gesammelte und vom KalifenOthman in offizieller Redaktion herausgegebene
Religionsbuch der Mohammedaner, welches die OffenbarungenMohammeds enthält. Der Koran schreibt sich selbst
unmittelbaren göttlichen Ursprung zu, und die mohammedanische Tradition erzählt, daß derselbe von Urbeginn an in der Urschrift
im siebenten Himmel
[* 27] vorhanden gewesen, von der gesegneten leilat al kadr (»Nacht des Ratschlusses«) im MonatRamasan an aber
durch den ErzengelGabriel dem Mohammed stückweise mitgeteilt worden sei.
Der in seiner gegenwärtigen Gestalt enthält 114 Suren oder Kapitel von sehr ungleichem Umfang und mit
oft schwerverständlichen, zuweilen von einem in dem Kapitel zufällig vorkommenden Wort herrührenden Überschriften, z. B.
»Das Eisen«,
[* 28] »Die Schlachtordnung«, »Der Sieg« etc. Er enthält keine systematisch geordnete Glaubens- oder Sittenlehre; nicht
einmal innerhalb der einzelnen Suren besteht ein geordneter Zusammenhang, da bei der Sammlung zufällige
Äußerlichkeiten oft genug die Zusammenwerfung verschiedenartiger Bestandteile in den Rahmen einer Sure veranlaßten.
Sprache und Darstellung sind mitunter Ausdruck einer glühenden und ergreifenden Begeisterung, oft aber auch ermüdend durch
prosaischen Ton und endlose Wiederholungen. Der Inhalt des Korans (das Nähere über denselben s. Mohammedanische Religion)
umfaßt übrigens nicht bloß Glaubens- und Sittenlehren, sondern auch Vorschriften des Zivil- und des Strafgesetzes, der Gesundheitspolizei
und selbst der Politik - alles in oft schnell miteinander abwechselnden Formen der immer Gott in den Mund gelegten Erzählung,
Belehrung, Verordnung, Ermahnung, Drohung und Verheißung. Vielfach benutzt sind vom Verfasser des Korans
die
¶
mehr
Überlieferungen der jüdischen und christlichen Religion, zuweilen auch die ältere arabische Sage. Die Auslegung des Korans
bildet einen Hauptzweig der arabischen Litteratur. Das Lesen des Korans gilt den Mohammedanern für ein heilschaffendes Werk,
und es dienen die einzelnen Koranstücke zugleich als Gebete, im Gebrauch des Aberglaubens auch als Talismane. Der
Text des Korans erschien vollständig gedruckt, nachdem eine im Anfang des 16. Jahrh.
von Paganini in Venedig
[* 30] hergestellte Ausgabe auf päpstlichen Befehl verbrannt war, zuerst besorgt von Hinckelmann (Hamb. 1694),
dann mit lateinischer Übersetzung und andern Beigaben von Marracci (Padua
[* 31] 1698), später Petersburg
[* 32] 1787, Kasan
[* 33] 1803 und öfter.
Die im Abendland verbreitetste Ausgabe ist der Flügelsche Stereotypdruck (seit 1834 in mehreren Auflagen);
im Orient gilt Vervielfältigung des Korans durch den Druck meist für unzulässig, doch ist er besonders in Indien neuerdings
häufig lithographiert worden. Die älteste Übersetzung wurde im 12. Jahrh. vom AbtPeter vonClugny angefertigt (hrsg. v.
Bibliander, Bas. 1543);
von neuern sind zu nennen die französische von Kazimirski (neue Ausg., Par.
1884), die englischen von Sale (neue Ausg., mit Kommentar von Wherry, Lond. 1881-86, 4 Bde.),
Rowdell (das. 1861, 2. Ausg. 1878), Palmer (Oxf. 1880), die deutschen von Wahl (Halle
[* 34] 1828) u. Ullmann (8. Aufl., Bielef. 1881);
dazu die Konkordanz Noojoom ool Foorqan (Kalk. 1811) und die neuern von Flügel (Stereotypausgaben, zuerst Leipz. 1842) und
Kazem-Bek (Petersb. 1859);
Auszüge mit englischer Übersetzung von Lane (Lond. 1844, 2. Ausg. 1879) und Muir (das. 1880).
Eine
den größten Teil des Textes umfassende deutsche Übersetzung hat sich in Fr. RückertsNachlaß gefunden
und wird demnächst zum Druck gelangen. Wörterbücher gaben Willmet (Rotterd. 1784), Penrice (Lond.
1873) und Dieterici (»Arabisch-deutsches Handwörterbuch zum Koran und Tier und Mensch«, Leipz. 1881).
Sizilier, welcher nach dem Tode des Hieron und wahrscheinlich nach Vertreibung des Thrasybulos aus Syrakus
[* 35] (466
v. Chr.) bloß durch die Macht seiner Rede eine Zeitlang an der Spitze dieser Republik stand, dann aber eine Schule der Beredsamkeit
eröffnete und daher, neben seinem Schüler Tisias, gewöhnlich als der Erfinder der rhetorischen Kunst in ihrer Anwendung
auf das öffentliche Leben bei den Griechen genannt wird;
er hat auch zuerst die Regeln der Kunst schriftlich
aufgezeichnet.
Geflechte aus Ruten, Zweigen, gespaltenem Holz
[* 44] und Spanischem Rohr, Bambus, Esparto, Schilf, Palmenblattrippen
etc. Das gewöhnlichste Material zu Korbwaren sind Weidenzweige, die geschält oder ungeschält verarbeitet werden.
Will man sie schälen, so zieht man sie im frischen Zustand durch eine elastische hölzerne oder eiserne Zange
[* 45] (Klemme) und
löst die geplatzte Rinde mit den Händen ab. Nach dem Schälen werden die Ruten an der Luft und Sonne
[* 46] möglichst schnell
getrocknet. Zu ganz feinen Arbeiten spaltet man die Ruten in 3 oder 4 Schienen.
Dies geschieht mit dem Reißer, einem etwas kegelförmig gedrechselten Stück von hartem Holz, welches von der Mitte bis an
das obere dünne Ende so ausgeschnitten ist, daß es 3 oder 4 keilförmige, wie Strahlen von einem Mittelpunkt
auslaufende Schneiden bildet. Die Rute wird am dicken Ende mit dem Schnitzer eingeschnitten, der Reißer so auf die Rute gesetzt,
daß seine Keile in die Schnitte eintreten, und bis an das andre Ende fortgeschoben. Zur Verwandlung der dreiseitigen Spaltstücke
in glatte Schienen zieht man sie wiederholt durch den Korbmacherhobel und dann durch den Schmaler, um
die Seitenkanten zu beschneiden und alle Schienen gleich breit zu machen.
Das Spanische Rohr
[* 47] wird in derselben Weise zugerichtet. BeimFlechten
[* 48] selbst fertigt man zuerst den Boden des Korbes und dann die
Seitenwände. Dies geschieht auf einem einfachen Gestell, der Maschine,
[* 49] auf welcher der Boden befestigt
wird. Eckige Körbe werden über hölzernen Formen geflochten. Sehr ausgebreitet ist auch die Fabrikation der Spankörbe aus
bandartigem, gespaltenem Fichtenholz und der Kokskörbe aus berindetem Fichtenholz und Weidenruten. Die feinern Korbwaren werden
gebleicht, lackiert, gefärbt, bronziert, auch wohl vergoldet.
Mannigfaltigkeit des Flechtwerks und eine gewisse Zierlichkeit der Arbeit aus, während die Dauerhaftigkeit nur an den bessern
Artikeln aus Spanischem Rohr zu rühmen ist.
Vgl. Brockmann, Handbuch für Korb- und Strohflechter (2. Aufl., Weim. 1882);
(franz. corder, cordonner), Gold- und Silberdraht, welcher zu Schmuckwaren, Filigran etc. bestimmt ist, mit
feinen, seichten Schraubengängen versehen, um ihm das Ansehen einer aus feinen Fäden zusammengedrehten Schnur zu geben.
Man
benutzt hierzu die Kordiermaschine, bei welcher der Draht
[* 61] durch eine schnell rotierende Spindel geleitet
wird, die eine kleine Schraubenkluppe oder ein feines Schneideeisen in sich trägt.
Durch jene Unterbrechungen aber, welche diese Kordilleren durch tiefe Einsenkungen erleiden, scheidet sich das ganze System in eine
Anzahl Unterabteilungen, deren wir namentlich vier anzunehmen haben:
2) die mittelamerikanischen Kordilleren, von hier bis zur Einsenkung von Tehuantepec sich erstreckend;
3) das Hochland von Mexiko,
[* 65] welches wiederum durch eine Einsenkung zwischen dem Gilaplateau und dem Rio Grande
[* 66] nur schwach geschieden
ist von 4) den nordamerikanischen Kordilleren, welche bis zum ArktischenMeere reichen. Diese einzelnen, in mancher
Beziehung selbständigen Glieder
[* 67] des großen Hauptgebirgssystems der Kordilleren unterscheiden sich in ihrem Gesamtcharakter in der
Weise, daß in Mittelamerika niedrige Tafelländer mit nur zerstreut aufgesetzten Vulkanschloten ohne bedeutendere Gesamterhebung
überwiegen, daß in Mexiko gewaltige Hochebenenbildungen zwischen minder bedeutenden Randgebirgen vorherrschen,
während im eigentlichen Nordamerika
[* 68] wie in Südamerika der Typus des Gebirges bezeichnet ist durch die Einschließung großer
Hochebenen zwischen hohen Kettengebirgen. Diese wie jene erreichen in Südamerika, in Bolivia,
[* 69] Kolumbien
[* 70] und Peru ihre höchste
Erhebung; in Nordamerika dagegen ist die Breitenausdehnung der Hochebenen und die Zahl und reiche Gliederung
ihrer Gebirge eine um so größere. S. die »Fluß- und Gebirgskarten von Nord- und Südamerika«.
1) Das Andessystem (oder die südamerikanischen Kordilleren) läßt zunächst seinem Bau nach drei Hauptabteilungen erkennen: die einkettigen
Südandes, die doppelkettigen Mittelandes, mit plateauartigen Hochthälern und Gebirgsknoten und meerabgeschlossenen, salzigen
Hochseen, und die ohne wieder vereinigende Knoten divergierenden Nordandes mit Tiefthälern. Gewöhnlicher
werden sie jedoch nach den Ländern abgeteilt, welche sie durchziehen, und so unterscheidet man die Kordilleren Patagoniens und Chiles
(die erste Abteilung), die von Bolivia, Peru und Quito (die zweite) und die von Kolumbien (die dritte Abteilung).
In denGebirgen des Feuerland-Archipels beginnend, erheben sich die dicht an die Küste des Ozeans herantretenden
Kordilleren von Patagonien, mit einer Kammhöhe von höchstens 1000 m, deren höchste Gipfel der Vulkan Minchinmadiva (2438 m) und der
gleichfalls vulkanische Nevado de Corcovado (2289 m) zu sein scheinen. Die der von Fjorden zerrissenen Küste vorgelagerten
Inseln sind als die Trümmer einer westlicher, niedrigern Gebirgskette zu betrachten. Vom 42.-25.° südl.
Br. zieht sich die schmale Kette der Kordilleren von Chile, mit einer mittlern Kammhöhe von 3-4000 m und bedeutenden, nordwärts an Höhe
rasch zunehmenden Hochgipfeln (darunter der 6834 m hohe Aconcagua).
Der Ostabfall geschieht stufenartig durch vorgelagerte Berglandschaften oder (im N.) durch Hochebenen;
im W. fällt das Gebirge steil zum StillenOzean ab (vgl. Chile). Etwa am Wendekreis des Steinbocks beginnen die Kordilleren von Bolivia
und Peru, indem sich aus einem mächtigen Plateau, in das sich die Kordilleren von Chile an ihrem nördlichen Ende ausbreiten, zwei gewaltige
Gebirgsketten erheben, mit weiten Verzweigungen gegen O., an deren Fuß ein Saum von Sümpfen und Urwaldungen sich hinzieht,
während der Küstenrand dürr und sandig ist. Von den beiden Hauptketten streicht die westliche (peruanische), die Küstenkordillere,
auch speziell als Andes bezeichnet, mit einer mittlern Kammhöhe von gegen 4700 m längs des Ufers des
Ozeans, zu dem sie jäh abfällt, mit zahlreichen kegel- oder glockenförmigen Vulkangipfeln (darunter der 6415 m hohe
Sahama, der höchste thätige Vulkan der Erde) bis weit in die
¶
mehr
Region des ewigen Schnees sich erhebend, während die östliche Kette, die Cordillera Real oder Königskordillere, zackige Kämme
mit einer Menge spitziger und zerrissener Piks zeigt, die ebenfalls, wie der Illimani (6400 m) und der Sorata (6544 m), in die
Region des ewigen Schnees hineinragen. Zwischen beiden Kordillerenästen liegt das große Hochplateau von
Bolivia (s. d.) in 3800-4000 m Mittelhöhe, ein, mit Ausnahme des östlichen
Teils, abflußloses Hochbecken, in dessen Innerm sich die Gewässer in dem Titicaca- und Aullagassee (s. d.)
sowie in Salzsümpfen sammeln. Im O. schließt sich an die Cordillera Real das von ostwestlich streichenden Abzweigungen der
Andes gebildete bolivianische Gebirgsland an. Vom Titicacasee an nehmen die beiden Hauptketten und die
zwischen ihnen liegenden, durch Querjoche voneinander getrennten Hochebenen eine nordwestliche Richtung an. Die westliche Kette
behält ihre Geschlossenheit bei, während die östliche von einer Reihe von Querthälern des Marañon und seiner Zuflüsse
durchbrochen wird. An dem Gebirgsknoten von Loja wendet sich das System wieder in die ursprüngliche Meridianrichtung;
es beginnt die 2600-2800 m hohe, kaum 35 km breite Hochebene von Ecuador, welche durch Querjoche in drei Abteilungen geteilt
ist und auf den umrandenden Ketten im N. von der gewaltigen Doppelreihe der Vulkane
[* 72] von Ecuador beherrscht wird, unter denen
auf der Ostkette der Cotopaxi (5943 m) und Antisana (5746 m) die bedeutendsten sind, während sich auf der
Westkette der Iliniza und der 6310 m hohe Chimborazo erheben. Am Gebirgsknoten von Pasto beginnen die Kordilleren von Kolumbien, welche
in drei Ketten zerfallen, die nicht mehr hoch gelegene Plateaus umschließen, sondern durch tief eingeschnittene
Flußthäler geschieden sind und das Quellgebiet des Magdalenenflusses umfassen.
Die östliche Kette ist die Kordillere von Cundinamarca, die sich über die noch einmal bis 4580 m aufragende Sierra Nevada
von Merida bis zu den Küstengebirgen von Venezuela hinzieht. Die mittlere Kette (mit dem Pik von Tolima, 5584 m) ist
die höchste und erreicht unter 5° nördl. Br. die Grenze des ewigen Schnees; die westliche Kette, die Kordillere von Choco,
deren mittlere Höhe nicht über 1500 m beträgt, bildet den Übergang zu den Gebirgen von Mittelamerika. Ein Zweig dieser Kette
verläuft bis auf die Landenge von Panama, sinkt aber hier zu einem Hügelzug herab und ist im Quellgebiet
des Atrato durch eine tiefe Schlucht von der eigentlichen Kordillere von Choco getrennt.
Man hat deshalb auch wohl diesen Ausläufer der westlichen Kette der Kordilleren von Kolumbien als Isthmuskordillere von Darien und Panama
den Andes als selbständiges Glied
[* 73] des Kordillerensystems von Amerika an die Seite gestellt. Von jener Schlucht,
in welcher das Quellgebiet des Atrato mit demjenigen des dem StillenOzean zufließenden San Juan in offener Verbindung steht,
zieht sich diese Isthmuskordillere mit einer mittlern Kammhöhe von kaum 500-600 m in weitem Bogen bis zu der Senke bei Panama
und bedingt durch ihren Verlauf, zuerst nach N., dann nach NW. und endlich nach W., die auffallende Abänderung
der Küstenrichtung des Kontinents.
Das ganze Andessystem bedeckt einen Flächenraum von etwa 1,817,000 qkm (33,000 QM.). Die
größte Längenausdehnung dieses Gebirgszugs beträgt mit allen Krümmungen 7300 km, die größte Breite
[* 74] desselben (an der
Wasserscheide zwischen dem RioMadeira
[* 75] und Pilcomayo zwischen 19 und 20° nördl. Br.) 920 km, die geringste
bekannte Breite im südlichen Chile zwischen der Corcovadobai und
der patagonischen Steppe 178 km, die mittlere Breite 500 km
und die mittlere Kammhöhe gegen 3000-3500 m. Tiefere Einsattelungen, welche einen leichtern Verkehr zwischen den Ebenen
des Ostens und der pazifischen Küste ermöglichen, besitzt das Andessystem nur im äußersten Norden und im S., wo unter 40°
südl. Br. noch ein Paß
[* 76] von kaum 800 m von Valdivia allerdings nach den noch fast öden LandschaftenPatagoniens hinüberführt.
Wenig nördlicher aber besitzen die Pässe bereits Höhen von nahezu 4000 m (Paß von Cumbre, 3221 m), und
in den Kordilleren von Bolivia und Peru gibt es keinen einzigen Paß von unter 4000 m, während sich solche bis über 4700 m erheben.
Trotzdem hat man begonnen, über solche Höhen durch Eisenbahnen Verkehrswege zu eröffnen, die alle andern Gebirgsbahnen der
Welt an Großartigkeit und Kühnheit der Anlage weit hinter sich lassen. Während unsre Brennerbahn in 1367 m
kulminiert, übersteigt die Arequipa-Punobahn in Südperu eine Paßhöhe von 4580 m, die berühmte Oroyabahn weiter im N.
sogar eine solche von 4769 m Höhe, also fast der Höhe des Montblanc. - Das Charakteristische dieses Gebirgssystems
sind die ungeheure Meridianausdehnung bei verhältnismäßig geringer Breite, die Teilung in Parallelketten, welche durch großartige
Knoten zusammengeschürzt werden, um wieder auseinander zu laufen, die Mannigfaltigkeit der eingeschlossenen Hochländer, der
steile Abfall nach W., die seltenen und höchst beschwerlichen Pässe, die engen Schluchten (quebradas) mit ihren bis zur kleinsten
Krümmung und Windung aneinander passenden Wänden, die Seil- oder Hängebrücken, die, über Abgründe gespannt,
bei jedem Luftzug wiegenartig hin- und herschwanken, der Reichtum an edlen Metallen, die Verteilung der zahlreichen Vulkane,
die in drei Gruppen getrennt auftreten, welche der Richtungsachse der Kette folgen.
Auf die Gruppe von Neugranada und Quito mit 20 meist thätigen Vulkanen folgt nach einem vulkanlosen Zwischenraum
von 1750 km die Vulkanreihe von Peru und Bolivia mit 15 Vulkanen, nach einer neuen Lücke von 1010 km die Gruppe von Chile mit 33 Vulkanen.
Im ganzen kennt man 68 Vulkane, von denen etwa die Hälfte noch thätig ist (vgl. Amerika, geologische
Übersicht). Von Gletschern zeigen die Gipfel in den tropischen Gegenden nur geringe Andeutungen (so z. B.
am Illimani).
Erst unter 35° südl. Br. findet sich am Descabezado von Máule in Chile ein Eisfeld, und von da weiter nach S. werden die Gletscher,
die ganz denen der Alpen
[* 77] gleichen, immer häufiger; unter 46° 45' erreichen sie bereits das Meer. Den
landschaftlichen Charakter der Kordilleren schildert Pöppig also: »Grausenhafte Einöde, völlige Nacktheit der unermeßlichen
Felswände, ein riesiger Maßstab,
[* 78] spärliche Vegetation der schluchtenähnlichen Thäler, fortdauernde Zerstörung und Herabrollen
der in endloser Gleichförmigkeit und Kahlheit sich ausdehnenden Bergwände und eine furchtbare Wildnis, welche
nirgends durch freundlichere Szenen unterbrochen wird, sind die ersten und auffallendsten Züge in dem ungewöhnlichen Bilde.
Die Kordilleren erscheinen in der Ferne und Nähe stets als eine ungeteilte Wand, über die nur in seltenen Fällen einzelne Spitzen ragen.
Ihre einzelnen Gruppen liegen als unermeßliche, aber gleichförmige Massen da, an denen sich ein besonderer
Ausdruck der Trägheit und Starrheit bemerklich macht. Aber gerade der Umstand, daß die Natur es zu verachten schien, hier
durch Kontraste den Ausdruck des Großartigen hervorzubringen oder zu erhöhen, veranlaßt es, daß die Kordilleren einem jeden mehr
¶
mehr
imponieren als die Alpen. Braune, graue, gelbliche Mittelfarben sind über das Gebirge überall verbreitet, wo nicht der ewige
Schnee
[* 80] weite, horizontal scheinende Ebenen bildet. Grell leuchtet hier und da der hochrote Porphyr von den halb zerstörten Jochen,
und die engen, dunkeln Schluchten sind hoch mit seinen Trümmern überschüttet und bieten nur verkümmerte
Sträucher oder vereinzelte Pflanzen dar.« Die niedern Abhänge der Kordilleren sind mit der gewöhnlichen tropischen Vegetation bekleidet.
In der Region der Paßhöhen treten Eichen und Nadelhölzer,
[* 81] von der Wachspalme begleitet und überragt, auf. Auf den nebligen,
täglich von Hagel und Schneegestöber heimgesuchten Paramos tränkt der häufige Niederschlag wohlthätig
die Bergpflanzen. Die Bäume, meist großblätterige Lorbeerbäume und myrtenblätterige Alpensträucher, sind niedrig, schirmartig
ausgebreitet, aber mit immergrünem, frischem Laub an ihren Zweigen geschmückt. Bis 4500 m werden noch mehrere Phanerogamen
gefunden, Saxifragen kommen noch im ewigen Schnee auf Felsblöcken vor.
Ein Bild des Tierlebens in den hohen Regionen der Kordilleren lassen wir einen andern Reisenden entwerfen: »Längst
haben wir jegliche Vegetation unter uns gelassen, und nur selten ist uns der belebende Anblick geworden, eine Herde scheuer
Vicuñas und der verwandten Lamas, Alpakos oder Guanakos in der Ferne an uns vorüberjagen zu sehen. Hier und da taucht die friedliche
Gestalt eines Andeshirsches vor uns auf, während um die Felsenspalten die kaninchenartigen Chinchillas
spielen oder der schlanke Atok, der Fuchs
[* 82] der Kordilleren, umherschleicht, um sich eins der schmackhaften Rebhühner dieser Höhen zum
Frühstück zu holen. Irgend ein auf diese Höhen verirrter Kuguar sucht sich seinen Braten unter den Rehen oder Vicuñas. Der
weißschnäuzige Gukumari, der Bär der Andes, ist ihm gefolgt, und um das wunderbar großartige Tierleben dieser sonst so
pflanzen- und menschenleeren Höhen voll zu machen, umschwärmen neben raubsüchtigen Falken, scheuen Wasservögeln der Andesseen
und andern beflügelten Verwandten zahlreiche Pitos, braun gesprenkelte Spechte mit gelbem Bauch,
[* 83] in großen Scharen die Felsen
der Hochebenen, wo kaum noch ein Insekt seinen Reigen im Sonnenstrahl tanzt. Über dem Ganzen aber beschreibt majestätisch
in zierlichen Spiralen seine Kreise
[* 84] der Kondor.«
2) Die mittelamerikanischen Kordilleren erstrecken sich von der Senke bei Panama bis zur Landenge von Tehuantepec, wo eine neue Einsenkung
von nur 209 m die Grenze gegen das Hochland von Mexiko bildet, in einer Länge von 1500 km bei einer mittlern
Breite von 120-125 km und einer mittlern Kammhöhe von kaum 2000 m, über welche die höchsten Gipfel bis gegen 4500 m
emporsteigen. Wiewohl das Gebirgssystem durch die Querspalte des San Juanthals an der Grenze von Costarica
und Nikaragua (s. Nicaraguasee) in zwei getrennte Glieder geteilt ist, so sind diese doch ihrer Bildung nach als zusammengehörig
zu betrachten.
Die Richtung der Kammlinie geht vorherrschend von SO. nach NW., nähert sich aber an einigen Stellen, wie in Veragua, San Salvador
und Guatemala,
[* 85] der Richtung der Parallelkreise um 10-15 Grad. Im Gebiet von Costarica verlaufen die mittelamerikanischen
Kordilleren mit beiderseits gleichmäßigem Abfall ziemlich in der Mitte des Landes, weshalb auch die hydrographischen Verhältnisse
nach beiden Meeresküsten hin fast die gleichen sind. Weiter im NW. aber, in Nicaragua, San Salvador und Guatemala, treten die
Ketten näher an die Südwestküste heran, von der sie sich steil und schroff erheben, während ihnen
auf
der Nordostseite weite, von transversalen Höhenzügen überragte Plateaulandschaften anlagern, welche zu jener auffallenden,
tief in das Antillenmeer hineinragenden nordöstlichen Dreiecksbildung von Honduras
[* 86] und Yucatan wesentlich beitragen.
An den Küsten gehen diese Plateaus allmählich in Tiefebenen und endlich in sumpfige, fieberschwangere
Niederungen über. Die Stufenform, welche Mannigfaltigkeit der Klimate und Produkte bedingt, ist diesem Gebirgssystem in ausgezeichnetem
Grad eigen; namentlich erscheint sie in besonderer Mannigfaltigkeit an den südwestlichen Terrassen und Plateaus von San Salvador
und Guatemala. Wie die südamerikanischen Kordilleren sind auch diejenigen Mittelamerikas von Paßscharten wenig durchschnitten.
Einer der wichtigsten Pässe ist derjenige, welcher von der Fonsecabai in 853 m Höhe nach dem Quellgebiet des RioUlua in Honduras
hinüberführt. Als wichtige Glieder des Gebirgsbaues treten auch in den mittelamerikanischen Kordilleren thätige und erloschene Vulkane
auf; doch bilden sie nicht, wie in Südamerika, eine Doppelreihe auf den Hauptketten des Gebirges, sondern
erheben sich meist am Südwestrand oder an den Vorstufen der Kordillere (vgl. Amerika, geologische Übersicht).
Als Scheide für Klima, Flora und Fauna steht das mittelamerikanische Gebirgssystem zwischen den südamerikanischen Andes und
der Isthmuskordillere von Darien in der Mitte, insofern hier die klimatischen Kontraste weniger schroff sind
und auch der Wanderung der Organismen keine so unübersteigliche Schranke entgegensteht wie in jenen, doch aber die Artenverbreitung
bei weitem nicht so erleichtert wird, als es in Panama durch die geringe Kammhöhe der Kordillere geschieht.
3) Das mexikanische Gebirgssystem erstreckt sich zwischen 16 und 33° nördl. Br. in einer Länge von 2000 km
bei einer mittlern Breite von 630 km (875 km in ca. 25° nördl. Br., aber 237 km zwischen 16-18° nördl. Br.) und einer mittlern
Erhebung des Massengebirges von 2200 m, über welche die höchsten Gipfel, der Citlaltepetl oder Pic von Orizaba am Ostrand zu 5450 m,
der Popocatepetl zu 5422 m und neben ihm der Iztaccihuatl zu 4785 m, ansteigen. Von der Kordillere Guatemalas
ist es durch die schon erwähnte Einsenkung der Landenge von Tehuantepec getrennt, wo der Kettenbau der Kordillere unterbrochen
und durch trachytische und doleritische Hügelgruppen ersetzt ist.
Die allgemeine Erhebungsachse nähert sich hier durchschnittlich um 10-15° mehr der Meridionalrichtung
als in Mittelamerika. Was aber dieses Gebirgssystem vor allen übrigen GebirgenAmerikas, ja der ganzen Erde voraus hat, das
sind die ausgedehnten Plateaubildungen und das Zurücktreten hoher Randketten. Statt eines mannigfach gegliederten Kettengebirges,
wie in Südamerika, tritt in Mexiko ein hohes und breites, fast ungeteiltes Massengebirge in der Gestalt
eines großartigen Hochlandes auf, welches fast den ganzen Raum zwischen dem Mexikanischen Golf und dem StillenOzean einnimmt
und als der breite, wellenartig gegliederte Rücken des Gebirges selbst anzusehen ist.
Zwischen den einzelnen Plateaus erheben sich nur niedrige Landrücken von 160-200 m Höhe, und es sind
hier weder die schroff abfallenden Randketten der südamerikanischen Andes noch deren hohe und steile Querjoche zu finden.
Es gilt dies namentlich von dem südamerikanischen Hochland, dem Plateau von Anahuac, während weiter im N. sich deutlichere
Randgebirge einstellen und die Sierra Madre, ein Komplex lose aneinander gereihter Landrücken, das Hochland im
Innern
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