Endosperm, in dessen
Achse der gerade
Keimling mit zwei oder mehreren quirlständigen
Kotyledonen und nach
oben gekehrtem Würzelchen
liegt. Die Koniferen zerfallen in folgende
Familien:
1) Die
Eibengewächse (Taxineae,
[* 1]
Fig. 1) haben wechselständige, bisweilen in zwei
Zeilen gewendete, meist mehr oder weniger
nadelartige, bisweilen auch blattartige
Blätter oder auchZweige, die mit ihren Blättern zu fiederförmigen
Phyllodien verschmolzen sind, werden aber hauptsächlich charakterisiert durch die weibliche
Blüte,
[* 2] welche, abweichend von
allen übrigen Koniferen, keinen
Zapfen
[* 3] bildet, sondern eine einzige
Samenknospe darstellt, welche auf der
Spitze eines kleinen Stiels
steht, der, am
Grund von Knospenschuppen umgeben, als Seitenknospe in derAchsel eines grünen
Blattes erscheint.
Während die
Samenknospe zum
Samen
[* 4] sich ausbildet, wird sie umwachsen von einer becherartigen Wucherung des Stiels, die sich
von ihrem
Grund aus erhebt und später eine
oben offene, saftig beerenartige, gefärbte
Hülle um den
Samen bildet. Die in kleine
Kätzchen vereinigten
Staubgefäße
[* 5] sind entweder fast sitzende
Schuppen mit zwei Antherenfächern und verschieden
gestaltetem Konnektivfortsatz oder schildförmig gestielte Schüppchen mit 3-8 Antherenfächern auf der Unterseite. Die
Taxineen
sind in den gemäßigten
Zonen und in den höhern
Regionen der wärmern
Zonen beider
Halbkugeln einheimisch.
Europa
[* 6] besitzt nur
die Eibe
(TaxusbaccataL.).
3) Die fichtenartigen
Gewächse (Abietineae) sind
meistens hohe, ansehnliche
Bäume mit wechselständigen, oft in zwei
Zeilen
gelegten
Nadeln
[* 7] von linealisch flacher oder auch prismatischer Gestalt oder mit Nadelbüscheln. Die männlichen
Kätzchen haben meist längliche Gestalt, indem sie aus zahlreichen spiralig angeordneten
Staubgefäßen bestehen; diese sind
kurz gestielt, schuppenförmig, haben meist zwei mit
Längs-, seltener mit Querspalten aufgehende, bisweilen auch mehrere
Antherenfächer und sind an der
Spitze in einen geraden oder zurückgebogenen Konnektivfortsatz verlängert.
Die weiblichen
Blüten bilden
Zapfen aus zahlreichen spiralig angeordneten, hinter besondern Deckblättern stehenden
Fruchtschuppen
mit meist zwei am
Grunde der letztern sitzenden
Samenknospen, die jedoch mit dem Knospenmund grundwärts gekehrt sind. Die
Schuppen des Fruchtzapfens sind holzig, bald glatt, bald an der
Spitze in verschiedenem
Grad verdickt und
genabelt und spreizen zur Reifezeit auseinander oder fallen ab und entlassen auf diese
Weise die meist geflügelten
Samen,
deren gerader
Keimling meist drei bis zahlreiche linealische
Kotyledonen hat
[* 1]
(Fig. 2). Die wichtigste
Gattung dieser
FamilieistPinusL., welche auf der südlichen
Halbkugel durch
AraucariaJuss. vertreten wird. Die früher zu den
Koniferen gestellten
Gnetaceen (Gnetaceae) werden gegenwärtig als besondere
Familie betrachtet (s.
Gnetaceen).
Bernstein eingeschlossen und wohlerhalten gefunden werden, und Cupressoxylon Kraus, deren Stämme in der Kreide
[* 11] anzutreffen sind.
Die Familie der Abietineen ist vertreten durch AbiesTourn., PinusLk., LarixLk., CedrusLk., AbietitesDunk. und Pinites Lindl. et Hutt.,
welche in zahlreichen Arten in Überresten, zumal in oft wohlerhaltenen und manchmal sehr umfangreichen
Stämmen, minder häufig in Blättern und Zapfen in den tertiären, zum Teil auch schon in sekundären Schichten vorkommen;
AraucaritesSternb., in Form von Blättern und Zapfen, in der Kreide und in Tertiärschichten vorkommend; auch schon in Steinkohlenschichten
finden sich Koniferenstämme mit dem Bau von Araukarien (Araucarioxylon Kraus).
(griech. basileus, lat. rex, franz.
roi, altdeutsch chunig, kuning, angelsächs. cyning, cyng, engl.
king, v. got. chuni, »Geschlecht«; tschech. král, poln. król, russ.
korólj, ungar. király, letztere Ausdrücke v. lat. Carolus, d. h. Karl d. Gr.), in ältester Zeit Titel des Stammesoberhaupts
bei den meisten Völkern. Die königliche Macht war damals unbeschränkt und umfaßte das Amt des obersten Priesters, Richters
und Feldherrn. Im Orient entwickelte sich daraus die unbedingte Verfügung über Eigentum und Leben der Unterthanen
(der asiatische Despotismus), während bei andern Völkern, wie z. B. bei den Griechen, das Recht des Königs auf der Achtung
beruhte, die er sich zu erwerben wußte, und mild und väterlich ausgeübt wurde (patriarchalisches Königtum).
Die Könige führen den Titel
»Majestät« und genießen gewisse das Zeremoniell betreffende Vorrechte, welche die Diplomatik unter dem Namen der königlichen
Ehren (honores regii, honneurs royaux) befaßt, so insbesondere das Recht, eine Königskrone im Wappen
[* 54] zu
führen. Seit der Aufhebung des Wahlkönigtums in Deutschland
[* 55] und in Polen ist die Würde des Königs eine erbliche. Früher
wurden die Könige bei ihrer Thronbesteigung gesalbt, jetzt ist an die Stelle dieser Weihe eine feierliche Krönung (s. d.)
getreten oder jede äußere Zeremonie weggefallen.
Vgl. v. Sybel, Die Entstehung des deutschen Königtums (2. Aufl., Frankf.
1881);
auch Platens Vorlesungen über Philosophie und beschäftigte sich mit wissenschaftlichen Studien. Schon 1803-1805 war er, zunächst
in Meiningen
[* 61] und Suhl,
[* 62] mit Verbesserungen der Buchdruckpresse beschäftigt, suchte auch, wiewohl vergeblich, bei seinem Mangel
an materiellen Mitteln um Unterstützung bei der sächsischen und der österreichischen Regierung nach, begab sich 1806 nach
Petersburg,
[* 63] wo er seine Pläne, zu denen auch die Konstruktion einer Stereotypenschlagmaschine gehörte,
zu verwirklichen hoffte, segelte jedoch, abermals enttäuscht, schon im Spätherbst d. J. nach
London.
[* 64]
Hier schloß er 1807 mit dem Buchdrucker Bensley ein Übereinkommen behufs Ausführung seiner Pläne zur Erbauung einer Buchdruckmaschine
und vereinigte sich 1809 mit dem aus Stuttgart
[* 65] gebürtigen Optiker und MechanikerAndreasFriedrichBauer (s.
Bauer 2), und eine 1810 patentierte Tiegeldruckmaschine war das erste Ergebnis ihrer Thätigkeit. Bald wurde jedoch das Prinzip
des Flachdrucks durch den Cylinderdruck ersetzt, und die folgenden, 1811, 1813 und 1814 genommenen Patente haben sämtlich
Druckmaschinen mit cylindrischem Druck zum Gegenstand.
Bensleys Eigennutz und Unredlichkeit führten indes jetzt zum Bruch, und 1817 kehrte König, 1818 Bauer nach Deutschland zurück;
wo sie in dem schon vorher für König angekauften ehemaligen Prämonstratenserkloster Oberzell bei Würzburg
[* 66] eine Maschinenfabrik
gründeten, vereint weiterführten und zu verhältnismäßig bedeutender Entwickelung gebracht hatten, als die französische
Julirevolution eine allgemeine Geschäftsstockung hervorrief, die von der Maschinenfabrik zu Oberzell doppelt
schwer empfunden ward, da die gegen die Maschinen erbitterten Drucker diese an vielen Orten zerschlugen. Seit 1828 hatten König u.
Bauer, in VerbindungmitCotta zu Stuttgart, auch eine Maschinenpapierfabrik nach englischen Vorbildern zu Schwarzach unweit
Würzburg eingerichtet, die nach dem Rücktritt Cottas 1831 von ihnen gemeinschaftlich weitergeführt ward.
König starb ehe noch der Schnellpressenbau wieder in Aufschwung kam. Unter der Leitung seiner SöhneWilhelm (geb.
und Friedrich (geb. gelangte die Fabrik zur höchsten Blüte.
2) Gottlob, Forstmann, geb. zu Hardisleben im Weimarischen, trat nach bestandener
Forstlehre (1794-96 bei H. Cotta in Zillbach) in das weimarische Jägerkorps, wurde Forstgehilfe und erhielt 1805 eine Revierförsterstelle
in Ruhla. Hier errichtete er in demselben Jahr eine Privatforstschule, die bald von In- und Ausländern
aufgesucht wurde. 1819 wurde er zum Forstrat ernannt, 1821 an die Spitze der weimarischen Forsttaxationskommission gestellt, 1830 nach
Eisenach
[* 67] berufen, 1837 zum Oberforstrat befördert.
Seine Privatforstschule in Ruhla wurde 1830 nach Eisenach verlegt und hier zur landesherrlichen Forstschule erhoben, an welcher
er bis zu seinem Tod überaus segensreich wirkte. Durch seine »Waldpflege«
(Gotha
[* 68] 1849; 3. Aufl., umgearbeitet von Grebe, 1875) eröffnete er der Forstwirtschaft neue Bahnen, indem er darauf hinwies,
daß dieselbe vor allem die Bodenkraft zu pflegen habe. Endlich hat er die mathematischen Grundlagen der Forstwirtschaftslehre
auf eine hohe Stufe der Durchbildung gebracht und in dieser Richtung der Gegenwart eine Fülle befruchtender
Gedanken hinterlassen. Er schrieb noch: »Anleitung zur Holztaxation« (Gotha 1813);
»Holztaxationstafeln« (zuerst Abdruck aus
der »Anleitung zur Holztaxation«,
1813; neubearbeitet in der »Forstmathematik«
und separat unter dem Titel: »Forsttafeln«, Gotha 1842);
»Die Forstmathematik« (das. 1835; 5. Aufl.
von Grebe, 1864);
3) HeinrichJoseph, Schriftsteller, geb. zu Fulda,
[* 71] besuchte das Gymnasium, dann das Lyceum daselbst, ward zur Zeit
des Großherzogtums Frankfurt
[* 72] Schreiber bei dem Maire der Stadt und fand sodann eine Anstellung bei der Acciseverwaltung.
Um diese Zeit schon versuchte er sich in dramatischen Arbeiten, z. B. dem Festspiel »Die Erfüllung« und dem Schauspiel »Wyatt«. 1817 ward
er zum Finanzsekretär bei der Regierung in Fulda ernannt und 1819 in gleicher Eigenschaft nach Hanau
[* 73] versetzt, von wo er 1840 nach
seiner Vaterstadt zurückkehrte. Durch seine unter dem Titel: »Rosenkranz eines Katholiken« (Frankf. a. M.
1829) veröffentlichten, namentlich gegen das hierarchische Wesen des Katholizismus gerichteten Abhandlungen geriet er in Konflikt
mit dem Klerus und ward hierdurch veranlaßt, in seiner Schrift »Der Christbaum des Lebens« (das. 1831) seine religiösen und
kirchlichen Ansichten weiter auszuführen; aber infolgedessen vom Bischof exkommuniziert, schloß er sich
der reformierten Gemeinde an. An den Bestrebungen für politische Freiheit beteiligte er sich durch seine Schrift »Leibwacht
und Verfassungswacht, oder über die Bedeutung der Bürgergarden« (Hanau 1831). Als Mitglied des ersten Landtags 1832 und 1833 trat
er in schroffe Opposition zum MinisteriumHassenpflug; dafür wurde ihm für den folgenden Landtag als Staatsbeamten
der Urlaub verweigert. Nachdem König 1847 seinen Abschied genommen, zog er wiederum nach Hanau und von hier 1860 nach Wiesbaden,
[* 74] wo er starb. Von Königs dramatischen Arbeiten ist das Trauerspiel »Die Bußfahrt« (Leipz. 1836)
hervorzuheben.
Seine übrigen Werke, mehr Kombinationen einer geistig angeregten, durch mancherlei Studien und Anschauungen
bereicherten reflektierenden Natur als eigentlich dichterische Schöpfungen, sind teils geschichtliche Romane, teils leichtere,
spielend hingeworfene Erzählungen, in denen der Autor oft in Breite
[* 75] oder Trivialität verfällt. Wir nennen davon: »Die hohe
Braut« (Leipz. 1833; 4. Aufl. 1875, 2 Bde.);
»Die Waldenser« (das. 1836, 2 Bde.; 2. Aufl.
u. d. T.: »Hedwig die Waldenserin«, 1856; 3. Aufl. 1875);
5) Herbert, Zeichner und Illustrator, geb. 1820 zu Dresden,
[* 86] war eine Zeitlang Schauspieler, kam 1848 nach München, wo
er mit seinen humoristischen Skizzen in den »Fliegenden Blättern« zuerst in die Öffentlichkeit trat. Später bereiste er Österreich,
Ungarn, Belgien und Holland. Im J. 1852 ging er nach Leipzig und stand hier in näherer Beziehung zur »Gartenlaube« und
»Illustrierten Zeitung«, bis er für eine Zeitschrift nach Berlin
[* 87] berufen wurde. Nach fünfjährigem Aufenthalt
daselbst kehrte er in seine Vaterstadt zurück, in deren Nähe, in Niederlößnitz, er sich niederließ. Er starb daselbst.
Königs zahlreiche Zeichnungen behandeln die mannigfachsten Seiten des Lebens; namentlich war König bemüht, seine Zeit in ihren
frappantesten Figuren wie insbesondere in ihren Modethorheiten zu schildern. Er that dies mit Geist und
Laune und mit geschmackvoller Eleganz in der Zeichnung, die nur leider nicht durch ein ernsthaftes Naturstudium unterstützt
wurde.
worüber er auch in der »Sammlung
klinischer Vorträge« (Leipz. 1883) berichtete.
8) Rudolf, Akustiker, geb. zu Königsberg
[* 101] i. Pr., Lehrling von Vuillaume, dem Fabrikanten musikalischer Saiteninstrumente
in Paris,
[* 102] errichtete 1858 eine Werkstätte für akustische Apparate u. zeichnete sich bald durch vortreffliche Leistungen aus.
Er bildete die Anwendung der graphischen Methode auf die Akustik aus, arbeitete über die Bestimmung der
Schallgeschwindigkeit, Klangfiguren,
[* 103] Tonveränderung bewegter Schallquellen, manometrische Flammen etc. Er schrieb: »Quelques
expériences d'acoustique« (Par. 1882);
»Catalogue des appareils d'acoustique« (1859 u.
öfter).
9) EwaldAugust, Romanschriftsteller, geb. zu Barmen,
[* 104] besuchte das FriedrichWilhelms-Gymnasium
in Köln
[* 105] und widmete sich dann, von den Verhältnissen genötigt, dem Kaufmannsstand. Nachdem er von 1854 an drei Jahre lang
im Heer gedient hatte, nahm er eine Buchhalterstelle in Elberfeld an, entsagte dieser aber 1868, um sich ganz der litterarischen
Thätigkeit zu widmen, und ließ sich 1871 in Neuwied wieder, von wo er 1882 nach Köln übersiedelte.
Seine schriftstellerische Laufbahn begann er mit humoristischen Skizzen, besonders aus dem Soldatenleben, denen Novellen und
schließlich eine lange Reihe größerer Romane nachfolgten.
»Um Glück und Dasein« (1885, 2 Bde.) etc.
König ist Humorist und Realist und weiß in manchen Szenen ohne poetische Prätension ganz ergötzlich zu erzählen.
10) Otto, Bildhauer, geb. 1838 zu Meißen,
[* 106] war inDresdenSchüler von Hähnel und wurde später Professor an der Kunstgewerbeschule
des Österreichischen Museums in Wien. Besonders in der Kleingruppe, sowohl in der ideal durchgeistigten
als in der realen, ist er ein viel schaffender, vortrefflicher Künstler, dessen anmutige Gestalten von geistvoller Erfindung
und feiner Durchbildung sind. Unter seinen größern Bildwerken sind hervorzuheben: das Grabdenkmal für seine Gattin mit
drei Kindern (1874), eine trauernde Viktoria für das von den
¶
Bücherder, bildeten im hebräischen Kanon ein Ganzes, erscheinen aber in der Septuaginta und Vulgata in zwei
Teile zerlegt. Die B. d. Könige, enthalten die Geschichte des VolkesIsrael von Davids letztem Lebensjahr an und sind auf Grundlage
der Reichsannalen und andrer Quellen nach den Forderungen eines bestimmt hervortretenden religiösen Geschichtspragmatismus
wahrscheinlich gegen Ende des Exils, bis in dessen Mitte ihr Bericht reicht, abgefaßt. Kommentare lieferten Keil (2. Aufl.,
Leipz. 1876), Thenius (2. Aufl., das. 1873)
und Bähr (Bielef. 1868).
Stadt im östlichen Böhmen, an der Mündung der Adler
[* 116] in die Elbe, an der Österreichischen Nordwest-,
der Pardubitz-Reichenberger und der Lokalbahn Königgrätz-Wostromierz gelegen, hat eine gotische Kathedrale, eine bischöfliche Residenz,
ein Rathaus mit städtischem Museum, ein Theater,
[* 117] ein Schulgebäude, hübsche Promenaden und (1880) mit der Garnison 8166 Einw.
Von industriellen Etablissements befinden sich in der Stadt selbst eine vorteilhaft bekannte Metallmusikinstrumentenfabrik,
eine Klavier-, eine Harmoniumfabrik und eine Bierbrauerei,
[* 118] in der nächsten Umgebung eine Zucker- und eine Maschinenfabrik.
Königgrätz ist Sitz eines Bischofs, eines Domkapitels und bischöflichen Konsistoriums, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts,
eines Hauptsteueramtes, hat ein Staatsobergymnasium, eine Lehrerbildungsanstalt, eine städtische Oberrealschule, eine Fachschule
für Kunstschlosserei, ein theologische Diözesanlehranstalt, eine Bibliothek und ein Taubstummeninstitut;
es besitzt ferner eine Gasanstalt, eine
Wasserleitung
[* 119] und eine Sparkasse. Die Stadt war bis vor wenigen JahrenFestung.
[* 120] Als Vorstädte
von Königgrätz gelten: Kuklena (3794 Einw.), Neu-Königgrätz (2266 Einw.),
Pauchow (870 Einw.), Schlesische Vorstadt (619 Einw.). - Königgrätz war schon um 1062 befestigt und
wurde 1362 der KöniginElisabeth als Witwensitz zugeteilt, von welcher Zeit an der Ort denNamen Königgrätz statt
des bisherigen Hradec (Grätz) erhielt. Königgrätz litt viel im Hussitenkrieg (1424 wurde Ziska hier begraben) sowie auch im Dreißigjährigen
und Siebenjährigen Krieg. Die jetzigen Festungswerke stammen aus den Jahren 1780-89.
Nach Königgrätz wird in der preußischen Kriegsgeschichte die entscheidende Schlacht des Preußisch-deutschenKriegs
(s. d.) benannt, welche vielfach auch als die von Sadowa bezeichnet wird, mit Unrecht, da bei diesem Dorf weder
das Hauptquartier des Siegers war, noch die Entscheidung fiel. Eher könnte Chlum Anspruch darauf erheben, die Schlacht mit seinem
Namen zu bezeichnen. Von Anfang an war es die Absicht des österreichischen Hauptquartiers gewesen, die
Armee an der obern Elbe auf dem Plateau von Dubenetz zur Entscheidungsschlacht zu konzentrieren, und als die Preußen, ehe diese
Bewegung vollendet war, über die Grenzpässe in Böhmen eindrangen, waren ihnen zur Deckung der Konzentrierung nur
einzelne Armeekorps entgegengeworfen worden, welche in den glänzenden Gefechten der letzten Junitage besiegt, teilweise aufgerieben
wurden.
Benedek mußte daher die Armee, welche bereits geschwächt, erschüttert und zur Initiative unfähig war, 1. Juli weiter rückwärts
in eine Stellung bei Königgrätz führen, welche für die Verteidigung gut gewählt war. Zwischen dem rechten Ufer
der Elbe und der Bistritz zu beiden Seiten der Straße von Horsitz nach Königgrätz erhebt sich das Terrain stufenförmig in zahlreichen
Hügeln, welche durch flache, mit Gehölz und Dörfern besetzte Mulden getrennt werden und bei Chlum, von wo die ganze Gegend
übersehen werden kann, ihre höchste Höhe erreichen.
auch war es ein Nachteil, daß die Elbe im Rücken war. Im Zentrum bei Lipa standen das 3. und
10., in der Reserve das 1. und 6. Korps;
die zurückgebogenen Flügel bildeten rechts das 4. und 2., links die Sachsen und das 8. Korps;
im ganzen 220,000 Mann mit 500 Geschützen. So erwartete Benedek vom 1. Juli ab den feindlichen Angriff, obwohl
er so sehr alles Vertrauen zu sich und der Armee verloren hatte, daß er am 2. den Kaiser telegraphisch bat, noch vor der unvermeidlichen
Katastrophe um jeden PreisFrieden zu schließen.
Auf preußischer Seite standen die erste Armee (2., 3., 4. Korps)
in Horsitz, die Elbarmee (7. und 8. Korps) bei Smidar, die zweite (Garde, 1., 5. und 6. Korps) bei Königinhof, im ganzen 240,000
Mann. Man erwartete, den Feind, wenn überhaupt, erst jenseit der Elbe zu einer Entscheidungsschlacht bereit zu finden. König
Wilhelm, welcher 2. JuliGitschin eingetroffen war und den Oberbefehl übernommen hatte, befahl deshalb nach
einer Unterredung mit dem PrinzenFriedrichKarl, daß den stark angestrengten Truppen ein paar Ruhetage gegönnt würden, und
beschloß, sich selbst für den 3. Juli nach Königinhof zum Kronprinzen zu begeben. Als aber im Lauf¶
mehr
und am Abend des 2. von den Vorposten der ersten Armee Meldungen einliefen, daß an und jenseit der Bistritz starke feindliche
Truppenmassen aufgestellt seien, befahl der König nach einem Kriegsrat den Angriff auf dieselben: die erste und die Elbarmee
sollten mit Tagesanbruch angreifen, die sofort benachrichtigte zweite Armee von Königinhof aufbrechen
und sobald wie möglich von Norden
[* 122] her dem Feind in die rechte Flanke fallen. PrinzFriedrichKarl, im Glauben, nur drei österreichische
Korps und die Sachsen vor sich zu haben, beschloß, bei Sadowa die Bistritz zu forcieren, die Höhe von Lipa zu erstürmen und
das feindliche Zentrum zu durchbrechen, während die Elbarmee von Nechanitz aus einen Stoß auf den feindlichen
linken Flügel ausführen sollte.
Obwohl das Eingreifen des Kronprinzen der Sicherheit halber befohlen war, schien es doch nicht notwendig. Am 3. Juli gegen 8 Uhr
[* 123] früh begann der Angriff, den der König selbst von der Höhe von Dub leitete, und verlief anfangs ganz der
Erwartung gemäß. Die erste Armee, in drei Kolonnen vorgehend (das 3. Korps blieb in Reserve), forcierte die Bistritz; der rechte
Flügel (3. Division) besetzte Dohalitzka und Mokrowous, das Zentrum (4.
und 8. Div.) Sadowa und das Sadowagehölz; der linke
Flügel (7. Div.) drang über Benatek in den Swiebwald vor, die Elbarmee eroberte Nechanitz.
Schon um 10 Uhr waren diese Erfolge errungen. Aber alle weitern Angriffe auf die Höhen von Lipa und Problus scheiterten. Die
österreichischen Stellungen waren zur Verteidigung vortrefflich eingerichtet, die Stärke
[* 124] des Feindes viel beträchtlicher,
als man geglaubt; vor allem war seine Artillerie überlegen. Gegen die 200 gezogenen Geschütze
[* 125] der Österreicher,
welche nach und nach um Lipa auffuhren und die vorher abgemessenen Ziele mit einem wütenden Schnellfeuer beschossen, konnte
die preußische Artillerie, welche diesseit der Bistritz in ungedeckter Stellung auffuhr, zum Teil noch aus glatten Geschützen
bestand und bei dem trüben, regnerischen Wetter
[* 126] die Position und Distanz der feindlichen Batterien nur schwer
unterscheiden konnte, nicht aufkommen und sie auch nicht hindern, die preußische Infanterie mit einem Hagel von Granaten
[* 127] zu
überschütten. Namentlich die 7. Division unter General v. Fransecky im Swiebwald geriet in eine gefährliche Lage. Ähnlich
ging es der Elbarmee, welche die von