sind. Nach
Stahls Untersuchungen steht diese
Blattstellung
[* 2] mit dem Erdmagnetismus in gar keiner Beziehung, sie ist vielmehr
nur ein besonderer
Fall von
Heliotropismus, wie er bei der großen
Mehrzahl der
Laubblätter beobachtet wird; die
Blätter des
wilden
Lattichs unterscheiden sich von denen andrer
Pflanzen nur durch ihre größere
Empfindlichkeit gegenüber
intensivem
Licht.
[* 3]
Wiesner hat gezeigt, daß die fixe Lichtlage der
Blätter im allgemeinen nicht durch das direkte Sonnenlicht,
sondern durch das zerstreute
Licht bestimmt wird.
Gerade in diesem
Punkt macht der wilde
Lattich eine Ausnahme.
Pflanzen, die nur in den Morgenstunden von der
Sonne
[* 4] beschienen
werden, stellen ihre
Blätter senkrecht auf die
Strahlen der Morgensonne; dasselbe gilt in analoger
Weise
für
Stöcke, die nur in den Nachmittagsstunden das Sonnenlicht genießen. Bei vollständig frei stehenden und den ganzen
Tag über besonnten
Pflanzen ist die Oberseite der einen
Blätter nach
Osten, die der andern nach
Westen gekehrt. Diese
Erscheinung
ist an derHand
[* 5] der bekannten Wachstumsgesetze leicht zu erklären.
Das
Licht der aufgehenden
Sonne fällt bei einem Teil der in Entstehung begriffenen
Blätter auf die Rückseite, bei einem andern
unter mehr oder weniger spitzem
Winkel
[* 6] auf die Vorderseite. Diese letztern
Blätter werden die notwendigen
Krümmungen, resp.
Torsionen ausführen, bis sie mit ihrer Oberseite senkrecht zum Sonnenlicht stehen.
Bald nimmt aber infolge
der starken
Beleuchtung
[* 7] und der gesteigerten
Transpiration die Wachstumsintensität und mit ihr die Fähigkeit, heliotropische
Bewegungen auszuführen, ab; die
Blätter verharren in der eingenommenen
Stellung.
Gegen
Abend, wo die Wachstumsbedingungen wieder günstiger werden, nehmen dann die schon in der Knospenlage nach
Westen schauenden
Blätter die Senkrechtstellung zum
Lichte der untergehenden
Sonne ein. Offenbar erwachsen der
Pflanze durch
diese
Blattstellung gewisse Vorteile: geringerer Wasserverlust durch
Transpiration und Milderung des zu intensiven Sonnenlichts.
Damit stimmt überein, daß die Meridianstellung am schärfsten hervortritt bei
Exemplaren, die an trocknen Standorten vegetieren.
Bei diesen letztern sind auch die
Borsten, welche die Mittelrippe auf der Blattunterseite bedecken, am
stärksten entwickelt und bilden nebst den etwas schwächern Randborsten der
Blätter ein allseitig abstehendes Borstensystem,
durch welches die zartern Blattspreiten gegen Berührung gesichert sind.
Silphium laciniatum
(Komposite) ist in
Nordamerika
[* 8] von
Michigan und
Wisconsin westlich bis zum
Felsengebirge, südlich bis
Texas und
Alabama eine sehr verbreitete
Präriepflanze, deren
Eigenschaft, ihre Blattränder nach
Norden
[* 9] und
Süden zu kehren, den
Jägern, welche die
Prärien durchstreifen,
schon lange bekannt gewesen zu sein scheint.
General Alvord berichtete darüber 1842, doch wurden seine Angaben mehrfach bezweifelt, da es nicht gelang, sie an den
in botanischen
Gärten kultivierten
Exemplaren zu verifizieren. In der That müssen die Silphien an freiem,
sonnigem Standort kultiviert werden, wenn die Meridianstellung der
Blätter deutlich hervortreten soll. Außer diesen beiden
Pflanzen zeigen die Meridianstellung, wenn auch zum Teil viel weniger deutlich, noch drei
Kompositen:
[* 10] Aplopappus rabiginosus,
Lactuca saligna und Chondrilla juncea. Die Zahl der sogen. Kompaßpflanzen dürfte
sich aber noch beträchtlich vermehren, sobald man, namentlich in trocknen Vegetationsgebieten, diesen Verhältnissen mehr
Aufmerksamkeit schenken wird.
(neulat. Compatibilitas, franz. Compatibilité),
Vereinbarkeit, Verträglichkeit, im
Gegensatz zu Inkompatibilität, womit man den Zustand der Unverträglichkeit
zweier
Dinge miteinander bezeichnet. Namentlich wird es im öffentlichen
Leben als Inkompatibilität hingestellt, wenn gewisse
öffentliche
Funktionen gleichzeitig von einer und derselben
Person nicht ausgeübt werden können. So ist z. B. die Ausübung
des Reichstagswahlrechts inkompatibel mit der Angehörigkeit zu dem stehenden
Heer, während die Kompatibilität eines Reichstagsmandats
mit ebendieser Angehörigkeit nicht ausgeschlossen, ein
Offizier also wählbar ist. Dagegen ist die
Stellung
des Bundesratsmitglieds mit derjenigen eines Reichstagsabgeordneten inkompatibel; in
Frankreich kann der
Avoué
(Sachwalter,
Parteivertreter) nicht gleichzeitig Avocat
(Rechtsbeistand) sein etc. Im
Kirchenrecht versteht man unter Inkompatibilität
die Unzulässigkeit der gleichzeitigen
Übertragung gewisser
Kirchenämter, während bei andernPfründen
und kirchlichen Benefizien Kompatibilität besteht.
Mitte der 50er Jahre wurde er als erster Violinist an der Hofkapelle zu
Kassel
[* 13] angestellt, kam später in gleicher
Eigenschaft nach
Hannover
[* 14] und folgte 1867, nachdem er inzwischen auf verschiedenen Konzertreisen, namentlich in
Paris,
[* 15] großen
Beifall geerntet, einem
Ruf als
Konzertmeister nach
Weimar.
[* 16]
(lat.), die wechselseitige Aufhebung und Ausgleichung der
Wirkungen zweier einander gegenüberstehender
Ursachen oder ursachlicher
Thatsachen, z. B. in derPhysik die Ausgleichung der
Wirkung einer
Kraft,
[* 17] welche
ohne Kompensation störend eingreifen würde. So verändern Temperaturschwankungen die
Länge des
Pendels, und man benutzt in sinnreicher
Weise die ungleiche
Ausdehnung
[* 18] verschiedener
Metalle, um diese Schwankungen auszugleichen (s.
Ausdehnung, S. 109). Ebenso wird
bei
Chronometern die Abhängigkeit der
Unruhe von derTemperatur ausgeglichen. In der
Medizin versteht man
unter Kompensation die Ausgleichung einer vorhandenen
Störung durch eine andre.
Anomalie,
[* 19] z. B. eines
Herzfehlers durch allmählich sich
ausbildende
Herzhypertrophie. - Besonders gebräuchlich ist der
Ausdruck Kompensation
(Aufrechnung,
Wettschlagung) im Rechtswesen.
Man spricht z. B. von Kompensation gegenseitiger
Injurien, indem das deutsche
Strafgesetzbuch (§ 199, 233) den
Richter
ermächtigt, in
Fällen, in welchen eine
Beleidigung mit einer solchen, oder eine leichte
Körperverletzung mit einer solchen,
oder
Beleidigungen mit leichten
Körperverletzungen, oder umgekehrt letztere mit
Beleidigungen erwidert wurden,
Freisprechung
eintreten zu lassen. Ebenso spricht man von Kompensation der Prozeßkosten in dem
Sinn, daß die streitenden Teile in
Ansehung des
¶
mehr
Kostenpunktes miteinander aufheben, so daß jeder Teil die auf seiner Seite erwachsenen Kosten trägt. Dies pflegt namentlich
bei dem teilweisen Unterliegen und dem teilweisen Obsiegen einer Partei sowie bei Vergleichen zu geschehen, während sonst
dem unterliegenden Teil die sämtlichen Prozeßkosten zur Last fallen. Nach der deutschen Zivilprozeßordnung (§ 93) gelten
die Kosten bei einem Vergleich als kompensiert, wofern die Parteien ein andres nicht vereinbart haben. Im engern und eigentlichen
Sinn aber versteht man unter Kompensation die wechselseitige Aufhebung zweier einander gegenüberstehender Forderungen. Es hat z. B.
A. von B. 100 Mk., B. von A. 60 Mk. zu fordern; hier kann B. mit seiner Gegenforderung
kompensieren, so daß er dem A. nur 40 Mk. zu bezahlen braucht.
Derartige Gegenforderungen sind, wenn es zum Prozeß kommt, einredeweise (Kompensationseinrede, Exceptio compensationis) geltend
zu machen. Nach der deutschen Zivilprozeßordnung (§ 136) kann jedoch die Kompensationseinrede vom Gericht zur getrennten
Verhandlung verwiesen werden, wenn die einredeweise geltend gemachte Forderung mit der eingeklagten nicht
in rechtlichem Zusammenhang steht. Eine Forderung ist ferner nur dann kompensabel, wenn sie fällig und mit der eingeklagten
Forderung kongruent ist, d. h. beide Forderungen müssen auf eine gleichartige Leistung, z. B. auf die Zahlung von Geldsummen,
gerichtet sein.
Eine Modifikation der Regel, daß Gläubiger und Schuldner identisch sein müssen, daß also der Schuldner
der Hauptforderung Gläubiger in Ansehung der Kompensationsforderung und umgekehrt der Gläubiger der Hauptforderung Schuldner
der Kompensationsforderung sein muß, findet insofern statt, als der Bürge mit Forderungen des Hauptschuldners und der Zessionar
mit der ihm zedierten Forderung kompensieren kann; ebenso kann aber auch der Debitor cessus dem Zessionar
gegenüber mit einer Forderung kompensieren, welche ihm gegen den Zedenten zusteht (s. Zession); auch kann bei einer Korrealverbindlichkeit
(s. d.) der eine Korrealschuldner eine Gegenforderung eines andern Korrealschuldners
in Aufrechnung bringen.
Dadurch, daß man das Rechtsinstitut der Kompensation mit dem der Delegation (s. d.) in Verbindung gebracht hat, ist
die für das Geschäftsleben so wichtige Abrechnung oder Skontration entstanden. Hier treten nämlich mehrere Personen, in der
Regel Kaufleute, zusammen, um untereinander ihre Forderungen und Schulden möglichst auszugleichen und aufzuheben. A. ist z. B.
dem B. 1000 Mk. schuldig, B. dem C. 1000 und C. dem A. 1000 Mk.;
A. weist nun seinen Schuldner C. an, diese 1000 Mk.
an B., den Gläubiger des A., zu zahlen;
da aber B. ebensoviel an C. schuldet, so kompensiert C. mit dieser seiner Gegenforderung,
und so werden alle drei Forderungen getilgt;
(lat.), gegeneinander ausgleichen und aufheben, s.
Kompensation. ^[= (lat.), die wechselseitige Aufhebung und Ausgleichung der Wirkungen zweier einander gegenüberstehen ...]
Leopold, Schriftsteller, geb. zu Münchengrätz in Böhmen,
[* 22] aus jüdischer Familie
stammend, besuchte die UniversitätPrag,
[* 23] ging als Erzieher der Kinder des GrafenAndrássy nach Preßburg,
[* 24] nahm 1847 in Wien
[* 25] seine
Universitätsstudien wieder auf, ward aber durch die Ereignisse des Jahrs 1848 ganz in die politisch-journalistische Thätigkeit
gezogen und war bis 1852 Redakteur des »Österreichischen Lloyd«. 1852 übernahm er in Pest abermals eine
Stelle als Erzieher, kehrte aber 1857 nach Wien zurück, wo er sich ganz der schriftstellerischen Thätigkeit widmete und starb.
Komperts dichterische Produktion begann, abgesehen von mannigfachen Jugendversuchen, mit den »Geschichten aus dem Ghetto« (Leipz.
1848, 3. Aufl. 1886). Das Stoffgebiet, welches sich Kompert damit erschlossen
hatte, nämlich das Leben der Juden in ihrer Abgeschlossenheit, verließ er auch in seinen spätern Werken: »BöhmischeJuden«
(Wien 1851),
den Romanen: »Zwischen Ruinen« (das. 1875, 3 Bde.)
und »Franzi und Heini« (das. 1880) und den
»Verstreuten Geschichten« (das. 1883),
nicht wieder. Der Beschränktheit dieses Stoffes wußte er aber eine Fülle wahrhaft
poetischen Lebens, origineller Charakteristik und feinster Detaillierung abzugewinnen. Einzelne seiner Erzählungen, wie »Christian
und Lea«, gehören geradezu zu den tiefsten und eigentümlichsten Schöpfungen der modernen deutschen Poesie.
Seine »Gesammelten Schriften« erschienen in 8 Bänden (Berl. 1882).
die zwischen verschiedenen Behörden in einem gegebenen Fall bestehende Differenz über die Frage,
vor welche Behörde die betreffende Sache gehöre.
Behauptet in einem solchen Fall jede der verschiedenen
Behörden ihre Zuständigkeit, so liegt ein positiver Kompetenzkonflikt vor, während man von einem negativen Kompetenzkonflikt spricht,
wenn jede von den beteiligten Behörden sich für unzuständig erklärt (s. Zuständigkeit).
(lat.), aus andern Büchern zusammentragen, zusammenstoppeln;
daher Kompilation, litterarisches Produkt,
das wesentlich durch Zusammentragung aus andern Schriften, ohne produktive Beteiligung des Geistes daran,
zu stande gekommen ist.
ein in Graubünden
wachsender herber, aber aromareicher schwerer Weißwein, der im Mittelalter in
den Klöstern zum Schluß des Mahls: ad complendam coenam, also gleichsam als Magenschluß kredenzt wurde.
Größen, in der Arithmetik früher s. v. w. mehrgliederige Zahlen, z. B. a+b, a+b+c etc.,
im Gegensatz zu den eingliederigen. Gegenwärtig wird diese veraltete Bezeichnung nicht mehr angewandt; man versteht vielmehr
unter komplexen Größen solche, welche aus einem reellen und einem rein imaginären Glied
[* 31] bestehen, also die Form a+b ^[Wurzel]-1
haben, wo a und b reelle Zahlen bedeuten. Zwei die sich nur durch das Vorzeichen des imaginären Gliedes
unterscheiden, wie a+b ^[Wurzel]-1 und a-b ^[Wurzel]-1, heißen konjugierte Auf solche Zahlen kommt man in der Algebra zuerst
bei der Auflösung quadratischer Gleichungen (s. Gleichung); es zeigt sich aber, daß auch jede Lösung (Wurzel)
[* 32] einer algebraischen
Gleichung höhern Grades sich unter der allgemeinen Form a±b ^[Wurzel]-1 darstellen läßt, und zwar kommen
stets zwei konjugierte komplexe Lösungen zusammen vor.
Während es Verhältnisse des alltäglichen Lebens gibt, die dem Gegensatz zwischen positiven und negativen Größen entsprechen,
wie Vermögen und Schulden, findet man scheinbar hier nichts, was an den Gegensatz zwischen reellen und
imaginären oder komplexen Größen erinnert. Dies ist auch die Ursache der Benennung »imaginäre« oder gar »unmögliche«
Zahlen. Es sind aber diese Zahlen genau nach demselben Prinzip in die Arithmetik eingeführt worden wie die negativen und gebrochenen:
sie sollen die Lösung der gestellten Aufgabe (Ausziehen der Quadratwurzel) in allen Fällen möglich machen.
Auch sind die imaginären und komplexen Zahlen unter gewissen konventionellen Voraussetzungen einer geometrischen Deutung
fähig. Es hat nämlich zuerst Wallis
in seiner »Algebra« (1693) darauf aufmerksam gemacht, daß man jede komplexe Zahl a±b ^[Wurzel]-1
durch einen Punkt P der Ebene darstellen kann, dessen Abscisse x=a und dessen rechtwinkelige Ordinate y=±b
ist (s. Koordinaten);
[* 33] die reellen Zahlen werden dann durch die Punkte der Abscissenachse, die rein imaginären durch die Punkte
der Ordinatenachse dargestellt. Weiter ausgeführt und auf die geometrische Addition und Multiplikation komplexer Zahlen angewandt
hat diesen Gedanken zuerst Argand in seinem »Essai sur
une manière de représenter les
quantités imaginaires« (1806), zum Allgemeingut der Mathematikerist er aber erst durch Gauß gemacht worden.
Auf dem gleichen Gedanken beruht Bellavitis' Methode der Äquipollenzen. - Die Algebra führt auf keine andern als aus der reellen
Einheit 1 und der imaginären ^[Wurzel]-1=i zusammengesetzte; wenn man aber die Gültigkeit einzelner arithmetischer
Regeln opfert, so kann man andrer Art als die oben besprochenen erhalten.
Das bemerkenswerteste Beispiel hierfür bilden die 1843 von Hamilton erfundenen Quaternionen, Zahlen, welche aus vier Einheiten,
der reellen Einheit +1 und den drei andern Einheiten i, j, k zusammengesetzt sind. Letztere sind durch die Gleichungen ii=-1,
jj=-1, kk=-1, ij=k definiert, aus denen jk=i und ki=j, aber auch ik=-j, ji=-k und kj=-i folgt, so daß
also ij=-ji, jk=-kj und ki=-ik ist, welche drei Gleichungen einer Hauptregel der Arithmetik widersprechen. Die ersten drei
Definitionsgleichungen scheinen allerdings den Schluß zu rechtfertigen, daß i=j=k=± ^[Wurzel]-1 ist; da indessen die reelle
Zahl a, welche durch einen Punkt in der Abscissenachse repräsentiert wird, durch Multiplikation mit ^[Wurzel]-1
imaginär wird und nun einen ebensoweit vom Koordinatenanfang abstehenden Punkt der Ordinatenachse als Repräsentanten hat,
so kann man diese Multiplikation als eine Drehung um 90° auffassen, und unter den Einheiten i, j, k kann man sich ebensolche
Drehungen um je eine der drei rechtwinkeligen Koordinatenachsen im Raum denken.
Auf solche Weise ergibt sich nicht bloß die Zulässigkeit der Definitionen, sondern auch die übrigen Gleichungen erhalten
eine anschauliche Bedeutung. Über den Quaternionenkalkül, der namentlich von britischen Mathematikern vielfach angewandt
wird, vgl. Hamilton, Elemente der Quaternionen (deutsch von Glan, Leipz. 1882-85, 2 Bde.);
(franz. compliment, spr. kongplimang), eine
gewisse Form der Ausdrucksweise in Rede oder Schrift, mit der man jemand seine Achtung, Verehrung oder Teilnahme
zu erkennen geben oder überhaupt etwas Schmeichelhaftes und Angenehmes sagen will. Die Komplimente sind je nach der Nation
verschieden, auch mit der Zeit wechselnd; seit Ludwig XIV. hat darin besonders Frankreich in dem größern Teil von Europa
[* 37] den
Ton angegeben. In Deutschland
[* 38] wurden sie in der steifen Zopfzeit des 18. Jahrh. lächerlich übertrieben,
und der Pedantismus brachte sie sogar in ein System. Das als Gruß, Verbeugung, Achtungsbezeigung (franz. révérence) ist
jetzt sehr vereinfacht. Dagegen unterlag das ältere Kompliment, namentlich das des vorigen Jahrhunderts, ganz bestimmten Regeln, die
auf dem Tanzschritt des Menuetts fußten. Eine bedeutende Rolle spielen die Komplimente
¶
mehr
an den Höfen, wo sie förmlich in das Zeremoniell aufgenommen worden sind.
Unter »kompliziertem Knochenbruch«
oder Komminutivbruch versteht man einen solchen, bei dem die bedeckende Haut
[* 40] an der Bruchstelle zerrissen
ist.
(lat.), in grammatischem Sinn, s. Zusammensetzung. ^[= (Komposition), in der Grammatik: die Vereinigung zweier oder mehrerer verschieden- oder gleichartige ...]
Die krautartigen oder trocknen Schuppen stehen bald in einer einfachen, bald in vielen Reihen und liegen dann dachziegelartig
aufeinander; seltener sind sie unter sich verwachsen. Sie endigen bisweilen in einen Dorn oder tragen
ein eigentümliches Anhängsel. Auf dem Receptaculum stehen die Blüten nackt, oder jede von einem meist trockenhäutigen,
nicht grünen, schuppenartigen Deckblatt (Spreublatt, palea) gestützt. Bei wenigen Kompositen sind wenig- oder sogar einblütige
Köpfchen zu einem größern Kopf mit ähnlichem gemeinsamen Involukrum vereinigt.
Alle Kompositenblüten stimmen in folgenden Merkmalen überein: Der Fruchtknoten ist unterständig, die
Blumenkrone gamopetal,
aus fünf vereinigten Blumenblättern bestehend;
die Antheren hängen aber als eine Röhre zusammen,
durch welche der fadenförmige Griffel hindurchgeht.
Letzterer steht auf dem Scheitel des Fruchtknotens im Grunde der Blume und
ist daselbst von einem ringförmigen Diskus umgeben, an seinem Ende geht er in zwei verschieden gebildete Narbenschenkel
über. Der Fruchtknoten ist einfächerig und enthält eine einzige grundständige Samenknospe. Ein eigentlicher Kelch am
Grund außerhalb der Blumenkrone fehlt; dafür entwickelt sich bei vielen Gattungen an dieser Stelle eine sogen. Federkrone (pappus),
welche erst zur Fruchtzeit ihre vollkommene Ausbildung erreicht. Bisweilen ist dieselbe nur ein kleiner, kronenförmiger Rand,
oder sie besteht aus kleinen, trocknen Schüppchen
[* 10]
(Fig. 3) oder bildet dornige Zähnchen
[* 10]
(Fig.
4); in vielen Fällen aber erscheint sie in Form von Haaren oder Borsten von bedeutender Länge, die entweder
einfache Strahlen oder federartig geteilt sind
[* 10]
(Fig. 5). Solche eigentliche Haar- und Federkronen versehen an den Früchten häufig
den Dienst eines Flugapparats und sind ein Mittel zur weiten Verbreitung derselben durch den Wind; die mit
Widerhäkchen, Stacheln u. dgl. versehenen Früchte werden leicht durch pelztragende Tiere verschleppt.
Die Frucht ist eine Achene, deren einziger Same bisweilen mit der Fruchtwand zusammenhängt und einen geraden Embryo mit flachen
Kotyledonen, nach unten gekehrtem Würzelchen und ohne Endosperm enthält. Die Blüten eines Köpfchens sind entweder sämtlich
Zwitterblüten und haben auch gleichgestaltete Blumen (sämtlich Zungenblüten, d. h. die Blumenröhre ist
einseitig, gegen den Umfang des Köpfchens, mit ihrem Saum band- oder zungenförmig verlängert), oder sie sind alle lippenförmig,
indem der Saum derart ungleich ist, daß er eine zweilippige Bildung annimmt.
Zweitens können die am Rand eines jeden Köpfchens stehenden Blüten von den in der Mitte desselben befindlichen
verschieden sein; jene heißen dann Strahlblüten
[* 10]
(Fig. 6), diese Scheibenblüten
[* 10]
(Fig. 7). Die letztern
sind immer so gen. Röhrenblüten, d. h. ihre Blumenkrone ist röhrenförmig mit trichterförmigem, regelmäßig fünfzähnigem
Saum; die Strahlblüten aber sind meist Zungenblüten mit strahlig nach außen gerichteten Zungen. Dabei sind
die Scheibenblüten zwitterig, die Strahlblüten weiblich und fruchtbar, oder die Strahlblüten sind geschlechtslos oder doch
un-
fruchtbar. Bisweilen werden die Scheibenblüten getrenntgeschlechtig, indem sie in den einen Köpfchen nur die weiblichen,
in andern nur die männlichen Organe entwickeln; die weiblichen und die männlichen Köpfchen können dann ein- oder zweihäusig
sein. Bei einigen wenigen Kompositen (z. B. Calendula) sind die Strahlblüten fruchtbar und die Scheibenblüten unfruchtbar. Man teilt
die Kompositen nach der Form der Blumenkrone in folgende Unterfamilien:
1) Röhrenblütige (Tubuliflorae), welche Röhrenblüten und häufig außerdem zungenförmige Strahlblüten besitzen. Diese
bringt man wieder in zwei Abteilungen: Cynarocephalen oder Cynareen, bei denen der Griffel unter den Narben knotig verdickt
und pinselförmig behaart ist, und Korymbiferen, bei denen der Griffel gleichförmig ist.
2) Zungenblütige (Liguliflorae oder Cichoriaceen), welche lauter Zungenblüten besitzen und häufig auch mit Milchsaftgefäßen
in den vegetativen Teilen versehen sind.
3) Lippenblütige (Labiatiflorae), mit lauter lippenförmigen Blumen.
Bentham, On the classification, history and geograph. distrib. of Compositae (Lond. 1873).
Die ca. 10,000 Arten der Kompositen machen fast den zehnten Teil der höhern Gewächse aus und sind über die ganze
Erde verbreitet, am zahlreichsten in den warmen Zonen, gegen die Pole wie gegen den Äquator hin in allmählich abnehmender Häufigkeit.
Viele werden als Nahrungs- und Genußmittel, als Arznei-, Zier- und Farbepflanzen
[* 47] benutzt; noch andre liefern
fette u. ätherische Öle.
[* 48]
[* 46] (zusammengesetztes Kapitäl), Kapitäl, welches die röm. Architektur aus Teilen des ionischen und
korinthischen Kapitäls derart zusammensetzte, daß das Laubwerk des korinthischen mit den Voluten des ionischen Kapitäls in
reicher, aber unorganischer und unlogischer Weise zusammengesetzt wurde. Beispiele dieser Mischform geben unter andern
die Kapitäle vom Triumphbogen des Titus und des Septimius Severus. Bei dem in der
[* 46]
Figur dargestellten Kompositenkapitäl vom erstern ist
die Grundform des obern Teils des Kapitäls dem ionischen, der untere Teil desselben dem korinthischen Stil entlehnt; beide
Teile aber, besonders auch die Voluten des erstern Teils, sind mit einem reichen Blätterschmuck ausgestattet.
die Vereinigung von Besonderheiten und Einzelheiten zu einem Ganzen; in der
Kunst die Anordnung des durch den Gedanken in der Erscheinung Darzustellenden. Der Charakter der Komposition hängt von der individuellen
Richtung des Künstlers und vom Gegenstand ab. Man unterscheidet demnach idealistische und realistische
Komposition. Die malerische Komposition insbesondere besteht in der Darstellung einer bestimmten Situation und deren Motive durch Gruppierung verschiedener
Gestalten oder Gegenstände der Natur zu einem in sich abgeschlossenen Ganzen. Je mehr der Maler darauf hingewiesen ist, zur
Darstellung jenen Augenblick zu wählen, in welchem das Vorhergehende und Nachfolgende in einem Hauptakt
sich zusammendrängen, um so sorgfältiger muß
er in der Komposition aller Teile sein, der Gruppen wie der einzelnen Figuren, der Stellungen
wie der Gewänder etc., um diesen Einen Augenblick zu wirkungsvollstem Ausdruck zu bringen.
Über den Platz, den die Hauptgruppe oder die Hauptfigur einnehmen soll, kann man keinen allgemein gültigen
Grundsatz aufstellen; aber alles muß gegen diese
[* 46]
Figur hinstreben, alles sich auf sie beziehen.
Dieser Grundsatz der Einheit des Stoffes und des Interesses ist das einzige streng verbindliche Gesetz der malerischen Komposition. Die
neuern naturalistischen Strömungen der Kunst haben den alten philosophisch-ästhetischen Begriff der Komposition wesentlich
umgestaltet. In der neuern Kunst steht die Komposition nicht mehr in erster Linie, sondern bildet im Organismus eines Kunstwerkes nur
ein Moment, welcher allen übrigen gleich geordnet ist. Die Vertreter des äußersten Naturalismus legen auf Komposition überhaupt
keinen Wert mehr. Im allgemeinen bedeutet Komposition s. v. w. künstlerische Erfindung. Ein Gleiches gilt auch
von Skulpturwerken. - In der Musik, wo dieser Ausdruck vorzugsweise gebraucht wird, ist Komposition s. v. w. Tonsetzkunst, die
Erfindung und Ausarbeitung eines Musikstückes, auch dieses Musikstück selbst. Die Erfindung ist angebornes Vermögen; über
die bei der Ausgestaltung des Tonstückes zu befolgenden Kunstgesetze gibt die Kompositionslehre (s. d.) Auskunft. -
Endlich ist Komposition s. v. w. Legierung (s. auch Zinnchlorid).
die Lehre von der musikalischen Komposition (s. d.); sofern man Kompositionslehre von der Harmonielehre und dem Kontrapunkt
unterscheidet, versteht man darunter die Lehre von den musikalischen Formen, d. h. vom Ausbau der Themata, der Gegenüberstellung
verschiedener Themata und Durchführung derselben, von den speziellen Bestimmungen, welche sich in dieser
Beziehung für die einzelnen Gattungen von Musikstücken historisch herausgebildet haben, ferner von den verschiedenen Stilarten
und der Konstruktion der großen Formen.
KeineKunst kann der Form entbehren, die nichts andres ist als der Zusammenschluß der Teile des Kunstwerkes zum einheitlichen
Ganzen; dieser Zusammenschluß ist aber nur möglich, wenn die verschiedenen Elemente in innerer Beziehung
zu einander stehen, andernfalls ist das Resultat nur eine äußere Vereinigung, ein Aneinanderreihen. Die oberste Forderung
für alle Formgebung, auch die musikalische, ist daher Einheit; diese kommt aber erst zur vollen Entfaltung ihrer ästhetischen
Wirkung am Gegensätzlichen, als Kontrast und als Widerspruch (Konflikt).
Die Einheit in der speziellen musikalischen Gestaltung tritt uns entgegen im konsonanten Akkord, in der Ausprägung einer Tonart,
dem Festhalten einer Taktart, eines Rhythmus, in der Wiederkehr rhythmisch-melodischer Motive, der Bildung und Wiederkehr abgerundeter
Themata; der Kontrast und Konflikt im Harmoniewechsel, der Dissonanz, Modulation, dem Wechsel verschiedener Rhythmen
und Motive, der Gegenüberstellung im Charakter gegensätzlicher Themata. Der Kontrast muß in einer höhern Einheit aufgehoben,
der Konflikt gelöst
¶
mehr
werden, d. h. die Akkordfolge muß eine Tonalität (Tonart) ausprägen, die Modulation muß sich um die Haupttonart bewegen
und zu ihr zurückführen, die Dissonanz muß sich auflösen, aus den Wirren der Durchführungsteile müssen die Themata wieder
heraustreten etc. So ergeben sich die Gesetze für die spezifisch musikalische Gestaltung aus allgemeinen ästhetischen
Gesetzen. Innerhalb der dadurch vorgeschriebenen Normen sind jedoch vielfache Bildungen möglich. Mehrsätzige (cyklische) Werke
werden in ähnlicher Weise aus Sätzen verschiedenen Charakters, verschiedener Tonart und Taktart zusammengesetzt.
Die theoretische Erklärung geht bei der in der RegelHand in Hand mit den praktischen Übungen, so daß
die Kompositionslehre absolviert haben so viel heißt wie die praktische Komposition erlernt haben. Von Handbüchern der Kompositionslehre sind zu empfehlen:
Reicha, Traité de haute composition musicale (Par. 1824-26, 2 Bde.;
deutsch von Czerny, Wien 1834);
Marx, Die Lehre von der musikalischen Komposition (Leipz. 1837-45, 4 Bde.;
vielfach aufgelegt, 1. Bd. neu bearbeitet
von Riemann, 1887);
(franz., Bausche), mehrfach zusammengelegte Stücke weicher Leinwand, die man als Verbandmittel benutzt, um
einen Druck auf einen bestimmten Körperteil auszuüben, ungleiche Oberflächen auszufüllen, vor äußerm
Druck zu sichern, Flüssigkeiten, in welche die Kompressen getaucht werden, auf eine Stelle des Körpers wirken zu lassen etc.
Die graduierte Kompresse besteht aus mehreren übereinander gelegten Kompressen von stufenweise zunehmender Größe, eine lange,
schmale Kompresse heißt
Longuette.
in der Medizin die
Anwendung eines mehr oder minder starken, anhaltenden Druckes auf kranke Körperteile behufs der Blutstillung oder zur Beförderung
der Aufsaugung krankhafter Ausschwitzungen etc.
(Kompressionsmaschine, Kompressor), mechanische Vorrichtung zum Verdichten (Komprimieren) von gasförmigen
Körpern, besteht aus einem am einen Ende geschlossenen Cylinder, in welchem sich ein luftdicht schließender Kolben bewegen
läßt. Das geschlossene Ende des Cylinders enthält zwei Ventile, deren eins (Saugventil) die zu komprimierende
Luft ansaugt, also mit dem Reservoir des noch nicht komprimierten Gases durch Röhrenleitung in Verbindung stehen muß (bei Kompressionspumpen
für atmosphärische Luft braucht dies Ventil
[* 54] nur mit der Atmosphäre zu kommunizieren), deren zweites (Druckventil) die komprimierte Luft
in ein Kompressionsreservoir entläßt.
Das erste Ventil öffnet sich selbstthätig nach dem Innern des Cylinders, wenn der Kolben aufgezogen wird,
die Luft wird angesaugt und darauf durch den niedergehenden Kolben komprimiert, während sich durch den entstehenden Überdruck
zunächst das Saugventil schließt und, sobald der Druck im Cylinder größer wird als im Kompressionsreservoir, das Druckventil
nach außen hin aufklappt, um die verdichtete Luft zu entlassen. Die Kompressionspumpe ist also in ihrer ganzen Einrichtung
einer gewöhnlichen Druckpumpe für Flüssigkeiten sehr ähnlich (s. Pumpe).
[* 55] In dieser einfachsten Form wird die Kompressionspumpe z. B. zum
Laden der Windbüchsen gebraucht, bei welchen der hohle Gewehrkolben als Rezipient dient.
Dabei wird der Lauf abgeschraubt und an seiner Stelle eine Kompressionspumpe angeschraubt. Ist der Kolben gehörig mit
Luft gefüllt, so schraubt man ihn wieder los, bringt den Lauf an und kann nun verschiedene Kugeln durch ruckweises Entlassen
der komprimierten Luft vermittels eines Drückers abschießen. Kompressionspumpen benutzt man in der Technik zur Luftversorgung
bei unterirdischen und unterseeischen Arbeiten und zur Ermöglichung eines Aufenthalts in Räumen, die
mit unatembaren Gasen gefüllt sind, ferner zur Beförderung von Briefen in einem Rohrnetz (Rohrpost), zum Transport und zum
Mischen von Flüssigkeiten, zur Herstellung flüssiger Kohlensäure und andrer verflüssigter Gase, namentlich aber an Stelle
des Dampfes zum Betrieb von Maschinen, speziell der Bohrmaschinen
[* 56] beim Tunnel- und Bergbau.
[* 57] Beim St. Gotthardtunnel
waren auf der italienischen Seite zwölf zu je drei gekuppelte Kompressionspumpen vorhanden. Eine dieser Gruppen sog pro Minute
32,21 cbmLuft an und komprimierte dieselbe unter einem Überdruck von 7 Atmosphären auf 4,526 cbm.