verrichten hat. Die
Erziehung und
Ausbildung der
Kinder ist eine gemeinsame, der
Unterricht erstreckt sich nur auf die elementaren
Fächer,
[* 2] der Hauptpunkt in der
Erziehung ist die
Ausbildung der Nächstenliebe. Ein radikaler Gegner aller positiven
Religionen,
verwirftOwen alle kirchlichen
Gebräuche und jede Art von
Gottesverehrung. Die
Ehe soll ein freier
Vertrag
und jederzeit einseitig auflöslich sein.
Owens kommunistische Gesellschaftsordnung bietet ein wenig verlockendes
Bild, und
es ist daher begreiflich, daß er dafür trotz seiner unermüdlichen, auf die friedliche allmähliche Herbeiführung derselben
gerichteten
Agitation keine Anhänger gewann.
Einige
Versuche, die er in
Amerika
[* 3] und
England mit der
Durchführung solcher kommunistischer
Gemeinden machte,
scheiterten vollständig. Als Kommunist und kommunistischer
AgitatorhatOwen nichts erreicht. Wenn
OwensName noch heute in
England mit
Ehren genannt wird, so verdankt er das dem epochemachenden
Beispiel, das er vorher als humaner Fabrikherr in der
sittlichen wie materiellen
Hebung
[* 4] seiner
Arbeiter gegeben, und der Einwirkung, die er auf die Anfänge
des englischen Genossenschaftswesens und der englischen
Fabrikgesetzgebung ausgeübt hat.
Auch dem Schneidergesellen Wilh.
Weitling (geb. 1808 zu
Magdeburg,
[* 5] seit 1849 in
Amerika, gest. 1871 in
New York), dem Verfasser
der
Schriften: »Die Menschheit, wie sie ist und sein soll« (1839) und
»Garantien der
Harmonie undFreiheit«
(1842), der Anfang der 40er Jahre in der
Schweiz
[* 6] (Zürich,
[* 7]
Lausanne,
[* 8] Neuenburg)
[* 9] eine auf kleine
Kreise
[* 10] beschränkt gebliebene kommunistische
Agitation
betrieb, hat man die
Ehre erwiesen, der
Autor eines selbständigen kommunistischen
Systems zu sein. Allerdings hat er ein neues
Bild von einem kommunistischen
Staat gezeichnet (s. dessen
Darstellung z. B. bei
Hildebrand); aber die unreifen
Anschauungen ohne irgend eine selbständige Begründung der kommunistischen
Ideen und der Ausführbarkeit seiner Phantasieprodukte
(für welche z. B. charakteristisch ist, daß an der
Spitze des großen zentralisierten kommunistischen
Staats als die die
gesamte
Produktion, Verteilung u.
Konsumtion dirigierende Obrigkeit ein
Trio von drei
Philosophen stehen soll, welche
durch Preisarbeiten zu dieser
Stellung gelangen sollen) dürften jene
Ehre doch kaum rechtfertigen.
Eine neue Art von radikalem, revolutionärem Kommunismus ist die des
RussenBakunin (s. d.) und der russischen
Nihilisten, die, soweit
sie sich erkennen läßt, zusammenhängend mit spezifisch russischen Verhältnissen, auf die völlige Selbständigkeit der
kommunistischen
Gemeinden gegenüber dem
Staat, auf die Abschaffung jeder
Religion,
Auflösung der
Familie
und vollständige politische wie soziale
Emanzipation des weiblichen
Geschlechts ausgeht.
Nicht alle Kommunisten sind nach den
Anschauungen eines
Bakunin und
Babeuf zu beurteilen, und manche landläufige
Vorstellungen
über Kommunismus und Kommunisten treffen
nur für einzelne, nicht für alle zu, so z. B. daß die Kommunisten
stets irreligiös oder unchristlich, daß sie rohe
Materialisten seien, die nur teilen und dem Einzelnen ein hohes Genußleben
ohne
Arbeit bereiten wollten, daß alle die
Ehe und die
Familie aufheben wollten etc. Aber alle trifft mit
Recht der Vorwurf,
daß sie unklare
Phantasten sind.
Ihnen fehlt die klare Einsicht in die menschliche
Natur und in die allein möglichen Grundlagen einer gesunden
Volkswirtschaft und friedlichen Kulturgemeinschaft, ihnen mangelt das Verständnis der wirklichen Triebkräfte menschlicher
Handlungen und derjenigen organischen Gestaltung
der
Volkswirtschaft, welche das Kulturleben der
Völker und den Kulturfortschritt
der Menschheit bedingt. In vollständiger Verkennung dieser Verhältnisse kommen sie zu dem Grundirrtum:
der
Forderung der radikalen Verwirklichung der
Idee der
Gleichheit.
Sie verkennen die große Bedeutung, welche für die individuelle Zufriedenheit wie für das materielle
Wohl und den geistigen
Fortschritt der Einzelnen und der Gesamtheit die individuelle Bewegungsfreiheit und das
Bewußtsein der Verantwortlichkeit
für die eigne
Lage haben; sie verkennen den segensreichen Einfluß der
Institutionen des privaten
Eigentums
und des
Erbrechts auf die
Erhöhung der individuellen
Ausbildung, auf die
Steigerung des Arbeitsfleißes und des Sparsinns, auf
die
Sicherung des steten Fortschritts im Wirtschaftsleben.
In dem Kommunistenstaat ist die Hauptschranke gegen eine
Übervölkerung
niedergerissen, diese unvermeidlich.
Wohl läßt sich eine materielle
Gleichheit aller durchführen, aber,
wieOwen das richtig erkannt hat, nur auf der niedrigsten
Stufe menschlichen Genußlebens. Die
Durchführung des Kommunismus wäre die
Nivellierung aller zu Proletariern, die Beseitigung des Kulturlebens und des Kulturfortschritts für die
Völker.
erwarb sich durch seine ausgebreiteten theologischen, philosophischen und medizinischen Kenntnisse einen Namen. Die letzten
Kaiser aus diesem Haus in Konstantinopel, Isaak und Alexios IV., fanden 1204 während der Belagerung der Stadt durch die Kreuzfahrer
ihren Tod. Der letzte Kaiser von Trapezunt, David Komnenos, wurde auf Befehl Mohammeds II. 1462 hingerichtet. Unerwiesen
ist die Behauptung eines spätern Geschichtschreibers, daß aus diesem Geschlecht die FamilieBonaparte abstamme, indem sich
ein Glied
[* 24] von jenem, GeorgNikephoros, nach Maina in Lakonien gerettet und einer seiner Nachkommen, Konstantin Komnenos, 1675 sich auf
Corsica
[* 25] angebaut haben soll. Zwar wurde ein gewisser Demetrios Komnenos, geb. 1750 in Corsica, als Nachkomme des
David Komnenos von König Ludwig XVI. 1782 anerkannt; aber dies geschah bloß in der Absicht, den Anspruch der legitimen Erbfolge
in Konstantinopel, dessen Fall man damals nahe glaubte, einem in Frankreich lebenden Sprößling jenes Namens zu sichern. Demetrios
Komnenos, anfangs Royalist, erhielt später von Napoleon I. und von Ludwig XVIII. eine Pension und starb kinderlos.
Schauspieler, gewöhnlich in verächtlichem Sinn. ^[= (Breite S.), 1) rechter Nebenfluß des Mains, entspringt am Kreuzberg (Rhön), fließt im allgemeine ...]
(griech.), s. v. w. komisches Drama oder dramatische Darstellung des Komischen (s. d.), d. h. der Thorheit und
ihrer (für den Thoren unschädlichen) Folgen (Lustspiel). Die Komödie steht durch den Umstand, daß das Dargestellte ein
Komisches, der Tragödie (s. d.), durch den Umstand, daß die Folgen der Thorheit für den Thoren nur unschädlich, keineswegs
positiv vorteilhaft sind, der Posse (s. d.) gegenüber. Doch wird, weil der Vorteil in der Regel erträumt, der Gewinn des Thoren
ein scheinbarer ist, auch die letztere meist als Komödie bezeichnet.
Als Untergattung des Dramas (s. d.) gilt von der Komödie alles, was von diesem als solchem
gilt. Als komisches Drama entlehnt die Komödie ihre Gesetze und Einteilung vom Komischen. Da nun die Thorheit am stärksten wirkt,
wenn sie vorher als Klugheit gegolten hat, so geht das vornehmste Streben der Komödie dahin, den Thoren als klug,
den Klugen als thöricht so lange erscheinen zu lassen, bis das Luftschloß der Thorheitin sich selbst zusammenbricht (»Der
entlarvte Poltron«, »Die Komödie der Irrungen«, »Der
eingebildete Kranke« etc.). Die Einteilung der Komödie erfolgt nach den Gattungen des Komischen in die niedere, welche das Grob-,
und die höhere Komödie, welche das Feinkomische darstellt.
Jene umfaßt die Burleske (als deren RepräsentantHanswurst oder Arlecchino mit der züchtigenden Pritsche) und die Humoreske
(als deren Repräsentant der sich selbst humoristisch bespiegelnde Eulenspiegel erscheint), diese das satirische und humoristische
Lustspiel. Als Drama betrachtet, läßt sich der Form nach die Charakterkomödie, bei welcher die komischen
Charaktere, und die Intrigenkomödie, bei welcher die komischen Situationen die Hauptrolle spielen, dem Stoff nach die ideale,
der Phantasiewelt, und die reale, der wirklichen Welt, entweder der Vergangenheit (historische Komödie) oder der Gegenwart (Konversationsstück),
entlehnte Komödie unterscheiden.
Die Anfänge der Komödie fallen mit jenen des Dramas zusammen. Chinesen und Inder haben Komödien aufzuweisen;
letztere kennen ein höheres und niederes Lustspiel. Das einzige uns erhaltene Originaldrama der peruanischen Einwohner aus
der Inkazeit schließt neben den ernsten auch komische Szenen ein. Kunstgerechte Komödie findet sich zuerst bei den Griechen. Bei
den Dionysosfesten waren fröhliche Umzüge (komoi) üblich, aus deren Liedern (odai) Aristoteles
den
Ursprung der Komödie herleitet.
Dieselbe entwickelte sich unter den Doriern und in Athen.
[* 26] Ihrer derben und anzüglichen Späße wegen waren vor allen dorischen
Völkerschaften die Megarer bekannt. Durch Susarion und Mäson wurde die Komödie aus Megaris nach Attika verpflanzt, wo sie sich
als attische Komödie entwickelte. Gleichfalls von Megara her eingeführt, entstand die sizilische als deren
Schöpfer Epicharmos (540 v. Chr.) zu betrachten ist. In Athen gewann die Komödie erst eine Kunstgestalt, nachdem die Tragödie ihre
Ausbildung erhalten hatte.
Nach Aristoteles galt als ihr Schöpfer Krates (um 460), der zuerst seine Sujets künstlerisch durchführte und einen eigentlichen
Dialog zu stande brachte. Unter der Herrschaft der Demokratie übte daselbst die Komödie die »politische Zensur«. Kratinos, Aristophanes
und Eupolis galten als deren vorzüglichste Dichter. Zwischen dem erstern und dem letztern hielt Aristophanes (444-388) die
Mitte, indem er »die Herbe des Kratinos mit der Süßigkeit des Eupolis mischte«.
Dieser »ungezogene Liebling der Grazien«, in der Politik und Religion sich auf die konservative Seite stellend,
überschüttete die Fortschrittsmänner und Aufklärer seiner Zeit mit wahrhaft vernichtender Salzlauge des Witzes. In dieser
alten attischen Komödie sehen wir in der edlen Form der Tragödie den häßlichen, unsaubern Geist der Zeit sich bewegen. Noch bestanden
die alten Formen, in denen das öffentliche Wesen während der Blütezeit von Hellas zur Erscheinung gekommen war; aber der Geist,
der sie gebildet und gestaltet hatte, war gewichen, und so stellte sich die Komödie, indem sie äußerlich die Tragödie kopierte,
charakteristisch als treues Spiegelbild der griechischen Wirklichkeit dar.
Der den hohen Kothurn der Tragödie vertretende niedrige Soccus und die komische Maske, die in der alten Komödie wirkliche Personen
karikierte, später aber die Charakterrolle, gewöhnlich stark übertrieben, darstellte, waren Eigentümlichkeiten
der Komödie. Als die hervorstechendste unter letztern erscheint die Parabase, eine Einschaltung in das Stück, mittels welcher, die
Handlung unterbrechend, der Dichter durch den Chor zu den Zuschauern redete. Sie bestand aus melischen, vom Gesamtchor oder
von Halbchören gesungenen, und monologischen, vom Chorführer (Choregos) gesprochenen, Teilen; während die
Parabase vorgetragen wurde, pflegte der Chor einen von seinem gewöhnlichen Standort entfernten Platz einzunehmen.
Den Tanz des Chors durfte kein Athener nüchtern und unmaskiert tanzen, ohne sich in den Ruf der größten Frechheit zu bringen.
Als die Demokratie nach der ÜbergabeAthens an Lysandros gestürzt wurde, trat eine strenge Zensur gegen
die Komödiendichter ein, und nach Wiedereinführung der Volksherrschaft durch Thrasybulos war der Geist witzigen Übermuts
bereits so zahm geworden, daß die vorige Keckheit sich nicht wieder einstellen wollte. (Vgl. Zielinski, Die Gliederung der
altattischen Komödie, Leipz. 1885.) Die Komödie, die man von da an als die mittlere
attische bezeichnet, verlor ihren politischen
¶
mehr
Charakter und übte nur noch Zensur in Bezug auf ästhetische und moralische Dinge, wobei die kunstvollern orchestrischen Chorgesänge
und die Parabasen wegfielen. Koryphäen der neuen Gattung waren Antiphanes (seit 386) und Alexis (seit 384), von denen der letztgenannte
nicht weniger als 245, der erstere gar 260 Stücke verfaßt haben soll. Ihnen boten Homer und die Tragiker
den Hauptwitzstoff; der rationalistische Spott übte sich an den einst heilig gehaltenen Poesien.
Von der Schlacht bei Chäroneia (338) datiert die sogen. neue attische Komödie, welche Tragödie und Komödie zugleich ersetzen mußte.
Nun gab an Stelle des Religiösen und Politischen das Familienleben den Stoff zur dramatischen Dichtung her.
Die Formen blieben die der alten Tragödie und Komödie; nur daß statt des Chors in die ZwischenakteGesänge und Lieder eingeschoben
wurden, die zu dem Dargestellten in loser Beziehung standen. Als Meister der neuen Komödie wurden Menandros aus Athen (gest. 290)
und Philemon aus Syrakus
[* 30] gepriesen. Fast gleichzeitig entstand als besondere Abart der in Unteritalien (in
dem dorischen Tarent) die Hilarotragödie oder Tragikomödie, in welcher die lustigen Personen der neuern in den ernsten Götter-
und Heldenkreis eingeführt und damit die Mythen selbst travestiert erschienen. Während der alexandrinischen Zeit artete
die neuere Komödie mehr u. mehr in die Posse aus.
Die Komödie der Römer
[* 31] war Nachahmung der griechischen. In Rom
[* 32] belustigte sich die Jugend bei öffentlichen Festen mit komischen Parodien
der etruskischen Tänze, in ländlichem Kostüm, in zottigem Gewand, blumenbekränzt, mit struppigem Haupthaar. Als (um 240)
durch Livius Andronicus das ernste griechische Drama nach Italien
[* 33] verpflanzt war, wurden den Tragödien heitere
Nachspiele (Exodien) angefügt, an deren Stelle die Atellane (s. d.), die oskische Posse, trat, eine Art von extemporiertem Maskenlustspiel,
in welchem, wie in der heutigen italienischen Commedia dell' arte, die stereotypen komischen Personen in der Rolle der Väter
und der Bedienten sich überall wiederholten. Da die Szenen regelmäßig auf das Land und in kleine Provinzialstädte
verlegt wurden, so bildete diese Gattung den Gegensatz zur sogen. Fabula togata, die in Rom selbst spielte, und zur Fabula palliata,
die hinsichtlich des Süjets, der Sitten und des Kostüms sowie in der Szene griechisch war. Am genialsten wurde die
letztere behandelt von Plautus, der das burleske Charakterstück mit dem in Athen heimischen feinern Intrigenlustspiel zu einem
originellen römischen Volksdrama zu verschmelzen verstand.
Dem Plautus in Bezug auf Formvollendung überlegen war Terentius. Seine Komödien sind Erzeugnisse einer wahrhaft kunstgerechten
Poesie, in sprachlicher Beziehung der Ausdruck der vollendeten römischen Urbanität und dem Stoff nach
sämtlich dem Kreis
[* 34] des häuslichen Lebens entnommen. Die Auflösung der Handlung, gewöhnlich in einer Heirat bestehend, pflegt
dem unordentlichen Leben eines Sohns das Ziel zu setzen und ihm den erbitterten Vater zu versöhnen; bisweilen wird der Knoten
durch Wiedererkennungen zwischen Eltern, Kindern und Geschwistern gelöst.
Die Charaktere sind meist stereotype: strenge und sparsame oder allzu gelinde und schwache Väter;
herrschsüchtige
oder liebevolle, zärtliche Mütter;
eitle, schlaue und habsüchtige Mädchen, entweder
schon völlig verderbt oder edlern Gefühlen noch zugänglich;
rohe, aber verschmitzte Sklaven, welche dem jungen Herrn bei
seinen Liebeshändeln behilflich sind, ihm Geld verschaffen und den
Alten betrügen helfen;
der Schmeichler
und Schmarotzer, der für eine gute Mahlzeit alles thut und sich alles gefallen läßt;
der bramarbasierende Soldat, der hinter
prahlerischer Aufschneiderei seine Feigheit zu verbergen trachtet;
die Kupplerin und der Sklavenhändler, welche die Leidenschaften
der jungen Leute schlau ausbeuten.
In der römische Stoffe und römische Sitten behandelnden Fabula togata
galt Afranius als Meister, dessen Blütezeit um 100 v. Chr. fiel, von dem jedoch nur Fragmente und etwa 14 Titel von Stücken erhalten
sind. Als die fortschreitende Bildung sich in Rom nicht mehr mit den derben Späßen der oskischen Masken
[* 35] vertrug, schuf Laberius
(gest. 43 v. Chr.) eine eigne, die letzte Gestalt des römischen Lustspiels, den Mimus, in welchem die frühere
Fabula togata und die Atellane zusammenschmolzen, dramatische Genrebilder aus dem römischen und italischen Leben, die hauptsächlich
durch treue Darstellung des wirklichen Lebens und seiner heitern Seiten, weniger dagegen durch kunstvolle Anlage und spannende
Verwickelungen zu wirken suchten. Letztere erhielten sich nach dem Aussterben der klassischen Kultur durch
das ganze Mittelalter hindurch und gingen in Italien in die Commedia dell' arte, die Stegreifkomödie mit stehenden Figuren, in
den übrigen christlichen Ländern in die sogen. Mummereien und Fastnachtsschwänke über.
Eine regelmäßige Komödie begründete in Frankreich zuerst Molière, der »Vater der französischen als unübertroffener
Meister des Charakterlustspiels, ja als der eigentliche Schöpfer dieser Gattung, während in Spanien
[* 36] (durch Lope und dessen
Nachfolger, unter denen Moreto der ausgezeichnetste ist) das Intrigenlustspiel ausgebildet wurde. Letzteres wurde durch Beaumarchais
und seine Nachahmer, unter welchen Scribe, der Erfinder des historischen Lustspiels, der fruchtbarste war,
in Frankreich, das Charakterlustspiel dagegen durch den »italienischen Molière«, Goldoni, in Italien eingebürgert.
Die berühmte Festung, eine der stärksten in Europa,
[* 55] liegt gegen 200 Schritt von der Stadt auf der Südostspitze der InselSchütt
und wurde ursprünglich von MatthiasCorvinus angelegt; die stärksten Werke rühren aus der neuern Zeit
(1808) her. Die äußerste Linie der Festungswerke wird durch die beiden Brückenköpfe auf dem linken Waagdonau- und rechten
Donauufer und durch den auf dem letztern befindlichen Sandberg gebildet; das wichtigste Außenwerk aber ist die von der Donau
bis an den nördlichen Donauarm reichende Palatinallinie (ca. 5 km lange Befestigungen), welche die Stadt
mit den großen Magazinen außerhalb derselben umschließt.
Jeder Angriff auf diese Linie wird durch die Beschaffenheit des Bodens erschwert, der meistenteils überschwemmt ist. Die Festung,
auf der Spitze derLandzunge, ist mit Erdwällen und Enveloppen umringt, sodann, durch einen mit Gräben versehenen
Raum geschieden, mit einer zweiten Reihe der Werke, der sogen. alten Festung, umgeben, deren Geschütze
[* 56] die Erdwälle und Enveloppen
beherrschen; auf diese folgt wieder ein freier Raum, und dann erst beginnt die neue Festung, aus der man über Wälle und Gräben
in die Stadt Komorn gelangt. Zwei Brücken,
[* 57] darunter eine große Schiffbrücke, führen über die Kleine und
GroßeDonau nach dem gegenüber am befestigten rechten Donauufer liegenden Markt Uj-Szöny, dem Stationsplatz der Österreichisch-UngarischenStaats- und Südbahn. - Komorn erscheint unter König Bela IV. als ein 1263 gefreiter Ansiedlerort, der 1265 dem königlichen Kammergrafen
Walther, einem Deutschen, geschenkt wurde; den Ansiedlern wurde Stadtfreiheit nach Art Ofens verliehen. 1277 gehörte
Komorn dem BanusThomas, 1307 dem PalatinMatthäus Chäk; 1331 findet sich wieder ein königliches Stadtprivilegium vor.
Bei den Ungarn gilt Komorn für eine noch jungfräuliche Festung; doch ward dieselbe erwiesenermaßen bereits zweimal erobert,
das erste Mal zu Anfang des 14. Jahrh. von dem König KarlRobert von Neapel,
[* 58] das zweite Mal 1527 von dem
deutschen König Ferdinand I. Die Türken belagerten Komorn 1594 und 1663 vergebens. Von 1848 bis 1849 bildete Komorn den Hauptstützpunkt
der Insurrektion, und die Umgegend war daher der Schauplatz häufiger Gefechte. Die Festung wurde von
den
Österreichern vergeblich belagert (s. Klapka) und kam erst durch die Kapitulation vom an Österreich
[* 59] zurück.
Vgl.
Szillányi, Komorn im Jahr 1849 (Leipz. 1851).
(lat. Comus), niederer, bei den Alten selten genannter Gott der Gelage, wird als weinseliger Satyr
[* 60] im Schwarm der
ausgelassenen Gesellen des Dionysos
[* 61] auf Vasenbildern mit aufgeführt;
bei den Spätern schlechthin der Gott des Schwärmens
und der Festscherze.
Die Stadt besitzt außerdem hübsche Anlagen, eine eisenhaltige Mineralquelle und einen Alaunsee. An industriellen Etablissements
sind vorhanden: eine Werkstätte der BuschtiehraderBahn, eine Papierfabrik, Baumwollspinnerei, Färberei,
Appretur, Tuchfabrik, Emailgeschirrfabrik, Glockengießerei, Dampfmühle, Spiritusbrennerei, Kaffeesurrogat-, Zündhölzchenfabrik
u. Bierbrauerei;
[* 64] außerdem werden Bergbau
[* 65] (namentlich auf Braunkohlen), lebhafter Handel, Obst- (auch Kastanien-) und Gemüsebau
betrieben. - Komotau war im 13. und 14. Jahrh. im Besitz des DeutschenRitterordens, ward 1421 von den Hussiten
erobert und zerstört, 1605 zur königlichen Stadt erhoben.
Gefechtsformation der Kompanie, seit 1812 in drei (in Österreich vier) zweigliederigen Zügen hintereinander,
von denen der dritte als Schützenzug ausschwärmt. In dieser Formation wird die Kompanie seit 1870/71 als Kampfeinheit verwendet
(Kompaniekolonnentaktik);
Auch heißt Kompanieschule die Summe elementar-taktischer Bewegungen,
Aufstellungsformen und Griffe, in denen die Kompanie sicher ausgebildet sein muß, um kriegerisch verwendbar zu sein.
(lat.), Vergleichung; in der Grammatik die auf Vergleichung beruhende Steigerung der Adjektiva und
Adverbien, bisweilen auch der Partizipien, durch angehängte Silben oder besondere Wörter. Die Grundform eines Adjektivums,
der Positiv, gibt die Eigenschaft schlechthin an, z. B. glücklich, klug; die zweite, der Komparativ oder der erste Steigerungsgrad,
legt eine Eigenschaft einem Ding in einem höhern Grad bei, als dieselbe einem zweiten Ding eigen ist, z. B.
glücklicher, klüger (als ein andrer); die dritte, der Superlativ oder der zweite Steigerungsgrad, legt dieselbe einem dritten
Ding im höchsten Grad bei, z. B. der glücklichste.
Wie das Deutsche,
[* 68] gebrauchen die meisten germanischen Sprachen zur Bezeichnung des Komparativs und Superlativs mit wenigen Ausnahmen
Endsilben (z. B. schön-er, am schön-sten, engl. great-er,
great-est, schwed. rik-are, rik-ast), die romanischen Sprachen meist besondere Wörter (franz. plus, le plus, ital. più, il
più, span. mas, el mas etc.). Auch die semitischen Sprachen bedienen sich der Umschreibung. Mangelhafte (defektive) oder
unregelmäßige Komparation nennt man es, wenn zu einem Komparativ oder Superlativ der entsprechende Positiv fehlt und
durch ein Wort von ähnlicher Bedeutung ersetzt werden muß (z. B. besser, am besten, gut), oder
wenn der Komparativ oder Superlativ unregelmäßig gebildet werden (z. B. mehr, meist).
(lat.), Instrument zur genauesten Vergleichung von Längenmaßen; Lenoirs Komparator (1792)
bestand im wesentlichen aus einem Lineal mit Nonius,
[* 69] später mit Fühlhebeln und gab 1/2000 Linie an. In der Folge sind, z. B.
von Troughton, derartige Instrumente konstruiert worden, bei welchen zwei Mikroskope,
[* 70] an den Enden des Lineals verschiebbar,
Messungen bis zu 1/10000 Zoll gestatteten. Schwerd und Bessel wandten zum Vergleichen der Meßstangen für
Basismessungen (vgl. Triangulation)
[* 71] einen an, welcher zwei in gut fundierten Steinpfeilern befestigte Stahlprismen besaß,
deren Abstand zwischen den sich zugekehrten und senkrecht zu einander stehenden scharfen Kanten (Schneiden) etwas mehr als die
Länge des Maßstabes betrug. Zwischen diese wurden die zu vergleichenden Maßstäbe genau wagerecht auf Walzen
gelegt, worauf man
durch Zwischenschieben von Meßkeilen ihr Maß bestimmte.
[* 14] (franz. compas, ital. compasso), ein für den
Gebrauch der Seefahrer, Feldmesser etc. bestimmtes Instrument, enthält eine auf einem Stift frei schwingende Magnetnadel, die
sich stets der magnetischen Nordsüdrichtung parallel stellt, und dient zu Winkelmessungen, d. h.
zur Bestimmung der Richtungslinie von Gegenständen mit Bezug auf die Nordsüdrichtung der Magnetnadel. Dieses Bestimmen der
Richtungslinie nennt der Seemann peilen, und der Winkel, welchen die Kiellinie eines Schiffs mit der durch die Achse der Magnetnadel
(Kompaßmeridian) gelegten Vertikalebene bildet, heißt der Kurs des Schiffs.
Auf dem Schiff
[* 75] steht der Steuerkompaß unmittelbar vor dem Steuerrad, der Peilkompaß erhöht auf einem Stativ, so daß er den
ganzen Horizont
[* 76] beherrscht. Die Windrose mit der Magnetnadel dreht sich auf einer Stahlspitze (Pinne), die
zentral in einem cylinderförmigen Gehäuse aus Messingblech befestigt ist, und letzteres ist wieder in dem Kompaßhäuschen
mit großer Sorgfalt dergestalt angebracht, daß 2 oder 4 in der Innenwand des Gehäuses in der Höhe der Windrose befindliche
Striche (Steuerstriche) genau parallel mit der Vertikalebene des Schiffskiels stehen, resp.
mit derselben zusammenfallen.
stimmt bei dieser die magnetische Achse nicht mit der geometrischen überein (Kollimationsfehler),
so muß man vor dem Gebrauch des Kompasses eine Korrektur anwenden;
beim Azimutkompaß soll die aus ihrer Ruhelage gebrachte Nadel 12, beim Steuerkompaß 6-8 Doppelschwingungen
machen.
Die Chinesen sollen den Kompaß schon 121 n. Chr. benutzt haben. Die frühste Kunde von der Nordweisung treffen wir bei Alex. Neckam,
dem Milchbruder von Richard Löwenherz, und etwas später bei Guiot von Provins, und es ist nicht sicher,
ob die Nadel aus China
[* 78]
¶
mehr
unmittelbar oder durch die Hände der Araber nach Europa gelangt ist. Flavio Gioja hat wahrscheinlich das Verdienst, einen nadelförmigen
Magnet zuerst in eine Büchse eingeschlossen zu haben (1302-20). Erst zu Anfang dieses Jahrhunderts wurde man auf einen Fehler
in den Angaben des Kompasses aufmerksam (Flinders, Reife nach Australien,
[* 80] 1801), welcher dadurch entsteht,
daß das im Schiffe
[* 81] verbaute Eisen,
[* 82] durch die Einwirkung des Erdmagnetismus magnetisiert, seine Anziehungskraft auf die Kompaßnadel
ausübt und sie von ihrer dem magnetischen Meridian parallelen Richtung ablenkt.
Von höchster Bedeutung für die Schiffahrt wurde dieser Fehler bei der Einführung des Eisenschiffbaues und der Panzer, und
man wendet ihm jetzt die größte Aufmerksamkeit zu. Die Wirkung, welche das magnetische Eisen eines Schiffs
auf die Magnetnadel ausübt, ändert sich mit dem Winkel, in welchem dasselbe zu ihr steht, und folglich mit dem Kurs, welchen
das Schiff nach dem Kompaß verfolgt. Überdies ändert sich die Polarität weichen Eisens mit der Stellung desselben
zum magnetischen Meridian und ist im allgemeinen am größten, wenn das Eisen in seiner größten Längenausdehnung dem magnetischen
Meridian parallel steht. Um nun die Deviation, d. h. den Winkel, welchen die Kompaßnadel unter dem Einfluß des Eisens im Schiff
mit der magnetischen Nordsüdlinie bildet, zu bestimmen, schwingt man das Schiff, sobald die vollständige
Ausrüstung am Bord ist, vor seinem Anker,
[* 83] resp. an einer besondern Deviationsboje durch alle 32 Kompaßstriche und vergleicht
die Angabe des Schiffskompasses, die man beim Peilen irgend eines entfernten Objekts erhält, mit denen eines andern Kompasses,
welchen man in derselben Peilungslinie außerhalb der die Deviation hervorrufenden Ursachen aufgestellt
hat.
Auf See bestimmt man die Deviation durch astronomische Beobachtungen. Die erhaltenen Resultate legt man in einer Deviationstabelle
nieder, so daß man die Korrektur für jeden Strich sofort ablesen kann; sind die Fehler aber sehr groß (eiserne Schiffe, Panzer),
so bringt man zur Korrektur permanente Magnete (Airysche Magnete) oder weiches Eisen an. Die Deviation eines
Kompasses ändert sich aber bei jeder Ortsveränderung des Schiffs in der Breite,
[* 84] weil damit die Intensität des Erdmangnetismus
^[richtig: Erdmagnetismus] und folglich auch der durch ihn induzierte Magnetismus
[* 85] des weichen Eisens zu- oder abnimmt, und
man muß daher die Deviationsbestimmungen stets von neuem wiederholen, sobald man viel in der Breite verändert
hat. Je nach den Ursachen, aus welchen die Deviation entsteht, unterscheidet man quadrantale (so genannt, weil sie in jedem
Quadranten des Kompasses einmal am größten ist und einmal verschwindet), hervorgerufen durch den Induktionsmagnetismus
des horizontal liegenden Eisens, und semizirkuläre Deviation, so genannt, weil sie nur an zwei gegenüberliegenden
Punkten der Windrose nicht vorhanden ist, nämlich an denjenigen, in welchen die Nadel direkt auf den Pol des dieselbe verursachenden
Magnets hinweist; sie verdankt zum Teil dem Induktionsmagnetismus vertikaler Eisenmassen ihre Entstehung, bei eisernen
Schiffen aber wird sie hauptsächlich durch den permanenten Magnetismus erzeugt, welchen diese Schiffe annehmen,
weil sie, beim Bau in unveränderter Richtung zum magnetischen Meridian liegend, heftigen Erschütterungen durch Hämmern etc.
ausgesetzt sind.
Beide Faktoren kombinieren sich nun zu einem einzigen Magnet, dessen Pole irgendwo im Schiff liegen und von dort auf den Kompaß wirken.
Die Verbindungslinie dieser Pole, die magnetische
Achse des Schiffs, ist in ihrer Lage unabhängig von der
Lage des Schiffs beim Bau und der Inklination des Bauortes analog. Der permanente Magnetismus der Eisenschiffe ist in seinem Zusammenwirken
mit dem veränderlichen induzierten Magnetismus eine fast unberechenbare Fehlerquelle, und besonders kompliziert werden die
Verhältnisse beim Arbeiten des Schiffs, wo ein Teil des nicht mehr horizontalen Eisens semizirkuläre,
ein Teil des nicht mehr vertikalen Eisens quadrantale Deviation hervorruft und beim Überholen des Schiffs dies alles sich vielleicht
umkehrt.
Aber auch der permanente Magnetismus ist nicht unwandelbar, ein bedeutender (aber unberechenbarer) Teil (der subpermanente
Magnetismus) geht verloren, wenn das neue Schiff zum erstenmal dem Spiel der Wogen ausgesetzt ist, und erst,
wenn das Schiff ein Jahr Dienste
[* 86] gethan und ziemlich viel schlechtes Wetter
[* 87] gehabt hat, ist der jedem Schiff eigentümliche magnetische
Charakter stabil geworden. Auf Holz- und besonders auf Segelschiffen beträgt die Deviationca. 3°, auf eisernen Schiffen oft
4-6°. Der permanente Magnetismus wird bei ihnen am größten, wenn das Schiff beim Bau mit dem StevenNord
oder Süd gelegen hat, am kleinsten, wenn es zur Hälfte in einer entgegengesetzten Richtung vollendet werden kann.
Hierauf wird beim Panzern des vom Stapel gelaufenen Schiffs Rücksicht genommen. Bei der Aufstellung des Kompasses an
Bord ist zu beachten, daß kein Eisen in unmittelbarer (2 m) Nähe sich befindet, größere Eisenmassen aber mindestens 4-5
m entfernt sind. In großem Umfang werden an der deutschen Seewarte zu Hamburg
[* 88] Kompaßbeobachtungen und -Regulierungen betrieben.
Speziell ist eine Sektion mit Regulierung und Aufstellung der Kompasse auf den Schiffen der Handelsmarine
beauftragt. Neumayer hat einen sehr sinnreichen Apparat zur Belehrung auch wissenschaftlich weniger vorgebildeter Seeleute
über die Deviation des Kompasses auf eisernen Schiffen konstruiert: Vgl. Bussole.
(Litterae mutui compassus), im alten Prozeßstil Schreiben einer Behörde an eine andre, worin sie dieselbe
gegen Zusicherung gleicher Gefälligkeit um Rechtshilfe ersuchte.
Gewächse, welche ihre Blätter in der Meridianebene ausbreiten, so daß die Ränder derselben nach
Norden oder nach Süden gekehrt sind. Diese Eigenschaft wurde zuerst an dem nordamerikanischen Silphium laciniatum beobachtet,
kann aber ebenso ausgeprägt bei der heimischen Lactuca scariola beobachtet werden. Die Blätter dieser
Pflanze sind vertikal gestellt, der eine Seitenrand nach oben, der andre nach unten gerichtet. Dabei zeigen bei frei stehenden
Pflanzen die vertikalen Blattspreiten deutlich die Neigung, sich alle in parallele Vertikalebenen zu ordnen.
Dies tritt am deutlichsten bei magern Pflanzen hervor, welche auf dürrem Boden an sonnigen Standorten wachsen,
und hier fällt dann in der That die Orientierung der Blätter ziemlich genau mit der Meridianebene zusammen. Ein Teil der
Blätter kehrt die Spitze nach Süden, ein andrer nach Norden; nach Osten und Westen stehen keine Blätter ab. Die auf der Nord-
oder Südseite des Stengels inserierten Blätter haben durch eine ca. 90° betragende, dicht über der Basis
erfolgte Torsion ihre Spreiten in die Meridianebene gebracht, während die an der Ost- und Westseite des Stengels inserierten
Blätter ohne derartige Torsion nur steil aufgerichtet
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