lediglich in den materiellen Verhältnissen, die andern wollen auch die
Gleichheit der
Bildung und die Aufhebung der
Ehe und
der
Familie. Die einen endlich wollen Einführung des auf dem Weg friedlicher
Agitation, die andern auf dem Weg der gewaltsamen
Revolution.
Aber ebendeshalb wollten auch
sie denSturz der Direktorialverfassung von 1795 und die Wiederherstellung der
Verfassung von 1793. Zu
Anfang Mai 1796 war alles für die
Revolution vorbereitet, am 12. sollte sie vorgenommen werden und mit der Ermordung der
Mitglieder des
Direktoriums beginnen; man hoffte sich dann durch einen Handstreich der
Gewalt in
Paris zu
bemächtigen.
Babeuf verfügte über eine verhältnismäßig große Zahl von
Personen. 17,000
Männer, fast alle in den
Waffen
[* 4] geübt, teils
Soldaten der allgemeinen
Armee, teils der frühern
Pariser Revolutionsarmee, folgten seinem Wink.
Der
Schrecken war bei den übrigen Verschwornen so groß, daß niemand sich öffentlich zu rühren wagte. Die
Regierung aber
begnügte sich klugerweise, nur den
Führern den
Prozeß zu machen. Derselbe wurde in
Vendôme geführt und endete nach langen
Verhandlungen Von den 65 Angeklagten wurden
Babeuf und Dartbé zum
Tod,
Buonarroti,
Germain, Moroy, Cazin, Blondeau,
Bouin, Menessier zur
Deportation, Vadier zu Gefängnis verurteilt, die übrigen freigesprochen. Die
Hinrichtung von
Babeuf und
Darthé erfolgte gleich darauf.
Weil für
Babeuf die kommunistische
Lehre
[* 5] und
Agitation
nur dasMittel war, die untern
Klassen von
Paris zu
einer
Revolution gegen die bestehende
Staatsgewalt zu gewinnen, so ist es erklärlich, daß der
Plan des neuen kommunistischen
Staats, den er durch die
Revolution erringen wollte, weder näher entworfen, noch begründet wurde. Das kommunistische
ProgrammBabeufs, wenn man von einem solchen sprechen will, umfaßte im wesentlichen nur die
oben erwähnten allgemeinen
kommunistischen
Forderungen; seine Besonderheit besteht in folgenden
Punkten:
1) der
Staat soll wesentlich ein Ackerbaustaat sein, der Betrieb von
Gewerben nur stattfinden, soweit er notwendig ist zur
Herstellung einfacher
Genußmittel und unentbehrlicher
Werkzeuge
[* 6] und
Maschinen;
2) verschwinden sollen die
Städte - als Krankheitserscheinungen des öffentlichen
Lebens;
3) die gleiche Bedürfnisbefriedigung soll eine ganz einfache sein;
Nachdem
TodBabeufs löste sich die
Partei der Babeuvisten auf.
Neue kommunistische
Bewegungen zeigten sich zuerst wieder in
Frankreich
unter der Julimonarchie. Die erste ging aus von Männern, welche sich zur
LehreBabeufs bekannten und sich
nach ihm Babeuvisten nannten. Einer der Mitverschwornen
Babeufs,
Ph.
Buonarroti, hatte über
Babeuf ein
Buch geschrieben (die
Hauptquelle für die Geschichte der Babeufschen
Verschwörung: »Conspiration de légalité dite de
Babeuf, suivie du procès
auquel elle donna lieu et des pièces à l'appui«,
Brüssel
[* 7] 1828, 2 Bde.), das in den 30er
Jahren eine
Anzahl radikaler
Republikaner zu Kommunisten im
SinnBabeufs gemacht hatte, und diese bildeten 1837 in
Paris eine revolutionäre
Partei zur Verwirklichung des Kommunismus An der
Spitze standen
LouisBlanqui,
Barbes und
MartinBernard.
IhreIdeen vertraten sie für den
PariserPöbel in der leidenschaftlichsten und cynischten
Weise in ihren
Blättern: »Le
[* 8]
Moniteur républicain« und »L'Homme libre«;
gleich
Babeuf wollten auch
sie den Kommunismus durch die gewaltsame
Revolution
herbeiführen.
IhreVerbindung hieß die
Société des saisons. Am versuchten sie durch einen
Aufstand sich der
Stadt
Paris zu bemächtigen. Der
Aufstand wurde indes unterdrückt, die gerichtliche Untersuchung ergab, daß die eigentliche
Verbindung nur einige
HundertPersonen umfaßte. Man schickte die
Führer der
Bewegung ins Gefängnis. Aber noch jahrelang wucherte
die
LehreBabeufs in den geheimen
Klubs der Travailleurs égalitaires, die in
Paris und an andern
Orten entstanden
und den Kommunismus
Babeufs teils dahin erweiterten, daß sie auch die Aufhebung der
Ehe und der einzelnen
Familie zur vollen Verwirklichung
der persönlichen
Gleichheit forderten, teils durch die
Forderung von öffentlichen nationalen Werkstätten modifizierten.
An die
Öffentlichkeit sind diese
Klubs bis 1848 weniger getreten, aber im geheimen verbreiteten sie doch
die
Ideen jenes in Proletarierkreisen, und als 1848 nach der
FebruarrevolutionBlanqui und
Barbès das Gefängnis verließen,
fanden sie eine kommunistische
Partei ihrer
Richtung vor, mit der sie sofort öffentlich zu agitieren begannen. Die Junischlacht
machte ihren
Agitationen ein Ende.
¶
mehr
Gleichzeitig entwickelte sich in Frankreich ein religiöser Kommunismus, der, von den Grundgedanken des Christentums ausgehend, die
Worte der Bibel
[* 10] anwendete, um mit ihnen die Grundlagen der bestehenden Gesellschaft, Privateigentum und Familie, anzugreifen
und im NamenChristi die Gemeinschaft derGüter, die Erhebung der niedern Klassen auf den »Ruinen des Privateigentums«,
die Gleichheit des materiellen Lebens unter »dem Panier des Evangeliums« zu fordern, der aber zugleich betonte, daß alle privaten
Umgestaltungen, wie notwendig auch immer, nicht durch Gewalt und anarchische Störungen, sondern allein durch die Liebe und
Verwirklichung des Gedankens der Brüderlichkeit vor sich gehen dürften.
Diesem Kommunismus, der im ganzen wesentlich negativer und theoretischer Art war und der sich
völlig unklar blieb über die positive neue Gestalt der kommunistischen Gesellschaft, brach der Priester de Lamennais, vorzüglich
durch seine ihrer Zeit ein ungeheures Aufsehen erregenden Schriften: »Paroles d'un croyant« (1834) und »Le livre du peuple«
(1837),
Bahn. Ihn bildeten weiter aus unter andern der AbbéConstant (»Bible de la liberté«, 1840),
durch sein Hauptwerk: »De la république de Dieu. Union religieuse pour la politique imméditate de l'égalite
et de la fraternité universelle« (1844). Es kam aber nicht zu einer kommunistischen Partei dieser Richtung.
Eine größere kommunistische Partei in Frankreich zu organisieren, gelang in den 40er Jahren dem Kommunisten Et. Cabet (s. d.).
Ursprünglich ein radikaler Republikaner, der in der reinen demokratischen Republik sein Staatsideal verwirklicht sah, war
Cabet als Flüchtling in England Ende der 30er Jahre durch das Studium kommunistischer Schriften zum Kommunisten,
aber einem friedlichen Kommunisten geworden. Er veröffentlichte 1840 die »Voyage en Icarie, roman philosophique et social«,
ein harmloses Buch, in welchem in einer amüsanten Weise die Zustände einer großen kommunistischen demokratischen Republik,
Ikarien, geschildert werden.
Das verführerische Bild sollte die Franzosen für die kommunistischen Ideen gewinnen (s. die Darstellung der ikarischen Zustände
bei Stein und Marlo). Ähnliche Zustände glaubte Cabet auch in einem kommunistischen Frankreich nach einem Übergangsstadium,
das er auf 50 Jahre annahm, herbeiführen zu können. Während desselben sollte noch das Privateigentum
bestehen bleiben, aber der kommunistische Staat durch folgende Maßregeln angebahnt werden:
1) Abschaffung des Intestaterbrechts der Seitenverwandten und des testamentarischen Erbrechts sowie der Schenkungen unter Lebenden.
Der Staat ist der Erbe dieser Güter.
2) Staatliche Fürsorge für eine bessere materielle Existenz der untern Volksklassen durch gesetzliche
Regelung des Arbeitslohns, durch jährliche Verwendung einer halben Milliarde zur Beschäftigung Arbeitsloser mit dem Bau neuer
Wohnungen und Werkstätten, durch Überlassung
der Staatsgüter zur Bewirtschaftung an Arme und durch Verringerung der Armee.
3) Reform des Steuerwesens durch starke Luxussteuern und progressive Vermögensbesteuerung.
4) Kommunistische Erziehung der Kinder. Die dritte Generation würde, von der Richtigkeit des Kommunismus überzeugt, ihn friedlich einführen.
Das der Inhalt jenes Werkes, welches, ohne jeden wissenschaftlichen Wert, nirgends eine wissenschaftliche Begründung, resp.
Rechtfertigung der kommunistischen Forderungen auch nur versucht. Nach Abfassung dieses Werkes kehrte Cabet nach Frankreich zurück,
agitierte dort in Schrift und Wort für die friedliche Verwirklichung des Kommunismus und fand zahlreiche Anhänger.
Aber zu einer politischen Bedeutung gelangte die Bewegung und die Partei der »Ikaristen« nicht. Die einzige That derselben
war ein verunglücktes Experiment mit einer ikarischen Kolonie in Amerika,
[* 12] die Cabet 1848, als die Revolution seine
Erwartungen nicht erfüllte, in Nauvoo gründete.
RobertOwen (s. d.) ist der einzige, welcher eine wissenschaftliche Begründung
des Kommunismus versuchte, namentlich in seinen beiden Hauptwerken: »New views of society« (1812),
»Book of the new world« (1820).
Eine breit ausgeführte selbständige Psychologie ist die Grundlage seiner kommunistischen Ideen. Der Grundgedanke derselben
ist, daß, da der Charakter der Menschen, welcher ihre Handlungen bestimme, ein Produkt der angebornen Anlagen
und der äußern Verhältnisse, unter denen die Anlagen ausgebildet werden und die Menschen leben, sei, der einzelne Mensch
aber weder den einen noch den andern Faktor bestimmen könne, niemand für seinen Charakter und seine Handlungen
verantwortlich sei.
Die Erziehung und die äußern Verhältnisse seien in der heutigen Gesellschaft durch eine falsche Organisation des wirtschaftlichen
und sozialen Lebens derart, daß der Charakter der meisten Menschen ein schlechter werden müsse; daher die schlechten Zustände.
Das Problem, für alle Menschen günstige äußere Verhältnisse herzustellen, so daß alle, auch die mit
schlechten Anlagen, gute Charaktere würden und gut handelten, sei nur durch eine kommunistische Gesellschaftsordnung zu lösen,
bei welcher aber der kleine Teil, der heute ein höheres Kulturleben führe, auf dasselbe verzichten müsse; das für alle
gleiche materielle Genußleben müsse ein ganz einfaches sein, sich auf eine sehr mäßige Befriedigung
der natürlichen Bedürfnisse beschränken, und das geistige Genußleben müsse auf ein niedriges Maß reduziert werden, wie
es in den Urzuständen war, ehe Wissenschaft und Kunst existierten.
Das Mittel zur Herstellung jener günstigen äußern BedingungenfindetOwen in der Bildung von kleinen wirtschaftlich selbständigen
kommunistischen Gemeinden (von 500-2000 Mitgliedern), die, was sie zum Leben gebrauchen, wesentlich selbst
produzieren und nur solche Produkte, die sie notwendig gebrauchen, aber auf ihrem Boden nicht selbst erzeugen können, von
andern Gemeinden erwerben sollen. Die Gemeinde ist die Eigentümerin des Bodens und aller andern Güter.
Der Gemeinderat, bestehend aus den 30-40 Jahre alten Gemeindegliedern, ordnet und leitet die materielle
Produktion und Konsumtion und die für alle gleiche Erziehung und Ausbildung. Er weist den Einzelnen die Arbeit und die materiellen
Bedürfnisbefriedigungsmittel zu. Die einzelnen Arbeiten werden auf die verschiedenen Altersklassen, als welche acht unterschieden
werden, verteilt, so daß jeder im Lauf desLebens nacheinander die verschiedenen Arbeiten und gleichwie
jeder andre zu
¶
mehr
verrichten hat. Die Erziehung und Ausbildung der Kinder ist eine gemeinsame, der Unterricht erstreckt sich nur auf die elementaren
Fächer,
[* 14] der Hauptpunkt in der Erziehung ist die Ausbildung der Nächstenliebe. Ein radikaler Gegner aller positiven Religionen,
verwirftOwen alle kirchlichen Gebräuche und jede Art von Gottesverehrung. Die Ehe soll ein freier Vertrag
und jederzeit einseitig auflöslich sein. Owens kommunistische Gesellschaftsordnung bietet ein wenig verlockendes Bild, und
es ist daher begreiflich, daß er dafür trotz seiner unermüdlichen, auf die friedliche allmähliche Herbeiführung derselben
gerichteten Agitation keine Anhänger gewann.
Einige Versuche, die er in Amerika und England mit der Durchführung solcher kommunistischer Gemeinden machte,
scheiterten vollständig. Als Kommunist und kommunistischer AgitatorhatOwen nichts erreicht. Wenn OwensName noch heute in
England mit Ehren genannt wird, so verdankt er das dem epochemachenden Beispiel, das er vorher als humaner Fabrikherr in der
sittlichen wie materiellen Hebung
[* 15] seiner Arbeiter gegeben, und der Einwirkung, die er auf die Anfänge
des englischen Genossenschaftswesens und der englischen Fabrikgesetzgebung ausgeübt hat.
Auch dem Schneidergesellen Wilh. Weitling (geb. 1808 zu Magdeburg,
[* 16] seit 1849 in Amerika, gest. 1871 in New York), dem Verfasser
der Schriften: »Die Menschheit, wie sie ist und sein soll« (1839) und »Garantien der Harmonie und Freiheit«
(1842), der Anfang der 40er Jahre in der Schweiz
[* 17] (Zürich,
[* 18] Lausanne,
[* 19] Neuenburg)
[* 20] eine auf kleine Kreise
[* 21] beschränkt gebliebene kommunistische Agitation
betrieb, hat man die Ehre erwiesen, der Autor eines selbständigen kommunistischen Systems zu sein. Allerdings hat er ein neues
Bild von einem kommunistischen Staat gezeichnet (s. dessen Darstellung z. B. bei Hildebrand); aber die unreifen
Anschauungen ohne irgend eine selbständige Begründung der kommunistischen Ideen und der Ausführbarkeit seiner Phantasieprodukte
(für welche z. B. charakteristisch ist, daß an der Spitze des großen zentralisierten kommunistischen Staats als die die
gesamte Produktion, Verteilung u. Konsumtion dirigierende Obrigkeit ein Trio von drei Philosophen stehen soll, welche
durch Preisarbeiten zu dieser Stellung gelangen sollen) dürften jene Ehre doch kaum rechtfertigen.
Eine neue Art von radikalem, revolutionärem Kommunismus ist die des RussenBakunin (s. d.) und der russischen Nihilisten, die, soweit
sie sich erkennen läßt, zusammenhängend mit spezifisch russischen Verhältnissen, auf die völlige Selbständigkeit der
kommunistischen Gemeinden gegenüber dem Staat, auf die Abschaffung jeder Religion, Auflösung der Familie
und vollständige politische wie soziale Emanzipation des weiblichen Geschlechts ausgeht.
Nicht alle Kommunisten sind nach den Anschauungen eines Bakunin und Babeuf zu beurteilen, und manche landläufige Vorstellungen
über Kommunismus und Kommunisten treffen nur für einzelne, nicht für alle zu, so z. B. daß die Kommunisten
stets irreligiös oder unchristlich, daß sie rohe Materialisten seien, die nur teilen und dem Einzelnen ein hohes Genußleben
ohne Arbeit bereiten wollten, daß alle die Ehe und die Familie aufheben wollten etc. Aber alle trifft mit Recht der Vorwurf,
daß sie unklare Phantasten sind.
Ihnen fehlt die klare Einsicht in die menschliche Natur und in die allein möglichen Grundlagen einer gesunden
Volkswirtschaft und friedlichen Kulturgemeinschaft, ihnen mangelt das Verständnis der wirklichen Triebkräfte menschlicher
Handlungen und derjenigen organischen Gestaltung
der Volkswirtschaft, welche das Kulturleben der Völker und den Kulturfortschritt
der Menschheit bedingt. In vollständiger Verkennung dieser Verhältnisse kommen sie zu dem Grundirrtum:
der Forderung der radikalen Verwirklichung der Idee der Gleichheit.
Sie verkennen die große Bedeutung, welche für die individuelle Zufriedenheit wie für das materielle Wohl und den geistigen
Fortschritt der Einzelnen und der Gesamtheit die individuelle Bewegungsfreiheit und das Bewußtsein der Verantwortlichkeit
für die eigne Lage haben; sie verkennen den segensreichen Einfluß der Institutionen des privaten Eigentums
und des Erbrechts auf die Erhöhung der individuellen Ausbildung, auf die Steigerung des Arbeitsfleißes und des Sparsinns, auf
die Sicherung des steten Fortschritts im Wirtschaftsleben. In dem Kommunistenstaat ist die Hauptschranke gegen eine Übervölkerung
niedergerissen, diese unvermeidlich. Wohl läßt sich eine materielle Gleichheit aller durchführen, aber,
wieOwen das richtig erkannt hat, nur auf der niedrigsten Stufe menschlichen Genußlebens. Die Durchführung des Kommunismus wäre die
Nivellierung aller zu Proletariern, die Beseitigung des Kulturlebens und des Kulturfortschritts für die Völker.
erwarb sich durch seine ausgebreiteten theologischen, philosophischen und medizinischen Kenntnisse einen Namen. Die letzten
Kaiser aus diesem Haus in Konstantinopel, Isaak und Alexios IV., fanden 1204 während der Belagerung der Stadt durch die Kreuzfahrer
ihren Tod. Der letzte Kaiser von Trapezunt, David Komnenos, wurde auf Befehl Mohammeds II. 1462 hingerichtet. Unerwiesen
ist die Behauptung eines spätern Geschichtschreibers, daß aus diesem Geschlecht die FamilieBonaparte abstamme, indem sich
ein Glied
[* 34] von jenem, GeorgNikephoros, nach Maina in Lakonien gerettet und einer seiner Nachkommen, Konstantin Komnenos, 1675 sich auf
Corsica
[* 35] angebaut haben soll. Zwar wurde ein gewisser Demetrios Komnenos, geb. 1750 in Corsica, als Nachkomme des
David Komnenos von König Ludwig XVI. 1782 anerkannt; aber dies geschah bloß in der Absicht, den Anspruch der legitimen Erbfolge
in Konstantinopel, dessen Fall man damals nahe glaubte, einem in Frankreich lebenden Sprößling jenes Namens zu sichern. Demetrios
Komnenos, anfangs Royalist, erhielt später von Napoleon I. und von Ludwig XVIII. eine Pension und starb kinderlos.
Schauspieler, gewöhnlich in verächtlichem Sinn. ^[= (Breite S.), 1) rechter Nebenfluß des Mains, entspringt am Kreuzberg (Rhön), fließt im allgemeine ...]
(griech.), s. v. w. komisches Drama oder dramatische Darstellung des Komischen (s. d.), d. h. der Thorheit und
ihrer (für den Thoren unschädlichen) Folgen (Lustspiel). Die Komödie steht durch den Umstand, daß das Dargestellte ein
Komisches, der Tragödie (s. d.), durch den Umstand, daß die Folgen der Thorheit für den Thoren nur unschädlich, keineswegs
positiv vorteilhaft sind, der Posse (s. d.) gegenüber. Doch wird, weil der Vorteil in der Regel erträumt, der Gewinn des Thoren
ein scheinbarer ist, auch die letztere meist als Komödie bezeichnet.
Als Untergattung des Dramas (s. d.) gilt von der Komödie alles, was von diesem als solchem
gilt. Als komisches Drama entlehnt die Komödie ihre Gesetze und Einteilung vom Komischen. Da nun die Thorheit am stärksten wirkt,
wenn sie vorher als Klugheit gegolten hat, so geht das vornehmste Streben der Komödie dahin, den Thoren als klug,
den Klugen als thöricht so lange erscheinen zu lassen, bis das Luftschloß der Thorheitin sich selbst zusammenbricht (»Der
entlarvte Poltron«, »Die Komödie der Irrungen«, »Der
eingebildete Kranke« etc.). Die Einteilung der Komödie erfolgt nach den Gattungen des Komischen in die niedere, welche das Grob-,
und die höhere Komödie, welche das Feinkomische darstellt.
Jene umfaßt die Burleske (als deren RepräsentantHanswurst oder Arlecchino mit der züchtigenden Pritsche) und die Humoreske
(als deren Repräsentant der sich selbst humoristisch bespiegelnde Eulenspiegel erscheint), diese das satirische und humoristische
Lustspiel. Als Drama betrachtet, läßt sich der Form nach die Charakterkomödie, bei welcher die komischen
Charaktere, und die Intrigenkomödie, bei welcher die komischen Situationen die Hauptrolle spielen, dem Stoff nach die ideale,
der Phantasiewelt, und die reale, der wirklichen Welt, entweder der Vergangenheit (historische Komödie) oder der Gegenwart (Konversationsstück),
entlehnte Komödie unterscheiden.
Die Anfänge der Komödie fallen mit jenen des Dramas zusammen. Chinesen und Inder haben Komödien aufzuweisen;
letztere kennen ein höheres und niederes Lustspiel. Das einzige uns erhaltene Originaldrama der peruanischen Einwohner aus
der Inkazeit schließt neben den ernsten auch komische Szenen ein. Kunstgerechte Komödie findet sich zuerst bei den Griechen. Bei
den Dionysosfesten waren fröhliche Umzüge (komoi) üblich, aus deren Liedern (odai) Aristoteles
den
Ursprung der Komödie herleitet.
Dieselbe entwickelte sich unter den Doriern und in Athen.
[* 36] Ihrer derben und anzüglichen Späße wegen waren vor allen dorischen
Völkerschaften die Megarer bekannt. Durch Susarion und Mäson wurde die Komödie aus Megaris nach Attika verpflanzt, wo sie sich
als attische Komödie entwickelte. Gleichfalls von Megara her eingeführt, entstand die sizilische als deren
Schöpfer Epicharmos (540 v. Chr.) zu betrachten ist. In Athen gewann die Komödie erst eine Kunstgestalt, nachdem die Tragödie ihre
Ausbildung erhalten hatte.
Nach Aristoteles galt als ihr Schöpfer Krates (um 460), der zuerst seine Sujets künstlerisch durchführte und einen eigentlichen
Dialog zu stande brachte. Unter der Herrschaft der Demokratie übte daselbst die Komödie die »politische Zensur«. Kratinos, Aristophanes
und Eupolis galten als deren vorzüglichste Dichter. Zwischen dem erstern und dem letztern hielt Aristophanes (444-388) die
Mitte, indem er »die Herbe des Kratinos mit der Süßigkeit des Eupolis mischte«.
Dieser »ungezogene Liebling der Grazien«, in der Politik und Religion sich auf die konservative Seite stellend,
überschüttete die Fortschrittsmänner und Aufklärer seiner Zeit mit wahrhaft vernichtender Salzlauge des Witzes. In dieser
alten attischen Komödie sehen wir in der edlen Form der Tragödie den häßlichen, unsaubern Geist der Zeit sich bewegen. Noch bestanden
die alten Formen, in denen das öffentliche Wesen während der Blütezeit von Hellas zur Erscheinung gekommen war; aber der Geist,
der sie gebildet und gestaltet hatte, war gewichen, und so stellte sich die Komödie, indem sie äußerlich die Tragödie kopierte,
charakteristisch als treues Spiegelbild der griechischen Wirklichkeit dar.
Der den hohen Kothurn der Tragödie vertretende niedrige Soccus und die komische Maske, die in der alten Komödie wirkliche Personen
karikierte, später aber die Charakterrolle, gewöhnlich stark übertrieben, darstellte, waren Eigentümlichkeiten
der Komödie. Als die hervorstechendste unter letztern erscheint die Parabase, eine Einschaltung in das Stück, mittels welcher, die
Handlung unterbrechend, der Dichter durch den Chor zu den Zuschauern redete. Sie bestand aus melischen, vom Gesamtchor oder
von Halbchören gesungenen, und monologischen, vom Chorführer (Choregos) gesprochenen, Teilen; während die
Parabase vorgetragen wurde, pflegte der Chor einen von seinem gewöhnlichen Standort entfernten Platz einzunehmen.
Den Tanz des Chors durfte kein Athener nüchtern und unmaskiert tanzen, ohne sich in den Ruf der größten Frechheit zu bringen.
Als die Demokratie nach der ÜbergabeAthens an Lysandros gestürzt wurde, trat eine strenge Zensur gegen
die Komödiendichter ein, und nach Wiedereinführung der Volksherrschaft durch Thrasybulos war der Geist witzigen Übermuts
bereits so zahm geworden, daß die vorige Keckheit sich nicht wieder einstellen wollte. (Vgl. Zielinski, Die Gliederung der
altattischen Komödie, Leipz. 1885.) Die Komödie, die man von da an als die mittlere
attische bezeichnet, verlor ihren politischen
¶
mehr
Charakter und übte nur noch Zensur in Bezug auf ästhetische und moralische Dinge, wobei die kunstvollern orchestrischen Chorgesänge
und die Parabasen wegfielen. Koryphäen der neuen Gattung waren Antiphanes (seit 386) und Alexis (seit 384), von denen der letztgenannte
nicht weniger als 245, der erstere gar 260 Stücke verfaßt haben soll. Ihnen boten Homer und die Tragiker
den Hauptwitzstoff; der rationalistische Spott übte sich an den einst heilig gehaltenen Poesien.
Von der Schlacht bei Chäroneia (338) datiert die sogen. neue attische Komödie, welche Tragödie und Komödie zugleich ersetzen mußte.
Nun gab an Stelle des Religiösen und Politischen das Familienleben den Stoff zur dramatischen Dichtung her.
Die Formen blieben die der alten Tragödie und Komödie; nur daß statt des Chors in die ZwischenakteGesänge und Lieder eingeschoben
wurden, die zu dem Dargestellten in loser Beziehung standen. Als Meister der neuen Komödie wurden Menandros aus Athen (gest. 290)
und Philemon aus Syrakus
[* 40] gepriesen. Fast gleichzeitig entstand als besondere Abart der in Unteritalien (in
dem dorischen Tarent) die Hilarotragödie oder Tragikomödie, in welcher die lustigen Personen der neuern in den ernsten Götter-
und Heldenkreis eingeführt und damit die Mythen selbst travestiert erschienen. Während der alexandrinischen Zeit artete
die neuere Komödie mehr u. mehr in die Posse aus.
Die Komödie der Römer
[* 41] war Nachahmung der griechischen. In Rom
[* 42] belustigte sich die Jugend bei öffentlichen Festen mit komischen Parodien
der etruskischen Tänze, in ländlichem Kostüm, in zottigem Gewand, blumenbekränzt, mit struppigem Haupthaar. Als (um 240)
durch Livius Andronicus das ernste griechische Drama nach Italien
[* 43] verpflanzt war, wurden den Tragödien heitere
Nachspiele (Exodien) angefügt, an deren Stelle die Atellane (s. d.), die oskische Posse, trat, eine Art von extemporiertem Maskenlustspiel,
in welchem, wie in der heutigen italienischen Commedia dell' arte, die stereotypen komischen Personen in der Rolle der Väter
und der Bedienten sich überall wiederholten. Da die Szenen regelmäßig auf das Land und in kleine Provinzialstädte
verlegt wurden, so bildete diese Gattung den Gegensatz zur sogen. Fabula togata, die in Rom selbst spielte, und zur Fabula palliata,
die hinsichtlich des Süjets, der Sitten und des Kostüms sowie in der Szene griechisch war. Am genialsten wurde die
letztere behandelt von Plautus, der das burleske Charakterstück mit dem in Athen heimischen feinern Intrigenlustspiel zu einem
originellen römischen Volksdrama zu verschmelzen verstand.
Dem Plautus in Bezug auf Formvollendung überlegen war Terentius. Seine Komödien sind Erzeugnisse einer wahrhaft kunstgerechten
Poesie, in sprachlicher Beziehung der Ausdruck der vollendeten römischen Urbanität und dem Stoff nach
sämtlich dem Kreis
[* 44] des häuslichen Lebens entnommen. Die Auflösung der Handlung, gewöhnlich in einer Heirat bestehend, pflegt
dem unordentlichen Leben eines Sohns das Ziel zu setzen und ihm den erbitterten Vater zu versöhnen; bisweilen wird der Knoten
durch Wiedererkennungen zwischen Eltern, Kindern und Geschwistern gelöst.
Die Charaktere sind meist stereotype: strenge und sparsame oder allzu gelinde und schwache Väter;
herrschsüchtige
oder liebevolle, zärtliche Mütter;
eitle, schlaue und habsüchtige Mädchen, entweder
schon völlig verderbt oder edlern Gefühlen noch zugänglich;
rohe, aber verschmitzte Sklaven, welche dem jungen Herrn bei
seinen Liebeshändeln behilflich sind, ihm Geld verschaffen und den
Alten betrügen helfen;
der Schmeichler
und Schmarotzer, der für eine gute Mahlzeit alles thut und sich alles gefallen läßt;
der bramarbasierende Soldat, der hinter
prahlerischer Aufschneiderei seine Feigheit zu verbergen trachtet;
die Kupplerin und der Sklavenhändler, welche die Leidenschaften
der jungen Leute schlau ausbeuten.
In der römische Stoffe und römische Sitten behandelnden Fabula togata
galt Afranius als Meister, dessen Blütezeit um 100 v. Chr. fiel, von dem jedoch nur Fragmente und etwa 14 Titel von Stücken erhalten
sind. Als die fortschreitende Bildung sich in Rom nicht mehr mit den derben Späßen der oskischen Masken
[* 45] vertrug, schuf Laberius
(gest. 43 v. Chr.) eine eigne, die letzte Gestalt des römischen Lustspiels, den Mimus, in welchem die frühere
Fabula togata und die Atellane zusammenschmolzen, dramatische Genrebilder aus dem römischen und italischen Leben, die hauptsächlich
durch treue Darstellung des wirklichen Lebens und seiner heitern Seiten, weniger dagegen durch kunstvolle Anlage und spannende
Verwickelungen zu wirken suchten. Letztere erhielten sich nach dem Aussterben der klassischen Kultur durch
das ganze Mittelalter hindurch und gingen in Italien in die Commedia dell' arte, die Stegreifkomödie mit stehenden Figuren, in
den übrigen christlichen Ländern in die sogen. Mummereien und Fastnachtsschwänke über.
Eine regelmäßige Komödie begründete in Frankreich zuerst Molière, der »Vater der französischen als unübertroffener
Meister des Charakterlustspiels, ja als der eigentliche Schöpfer dieser Gattung, während in Spanien
[* 46] (durch Lope und dessen
Nachfolger, unter denen Moreto der ausgezeichnetste ist) das Intrigenlustspiel ausgebildet wurde. Letzteres wurde durch Beaumarchais
und seine Nachahmer, unter welchen Scribe, der Erfinder des historischen Lustspiels, der fruchtbarste war,
in Frankreich, das Charakterlustspiel dagegen durch den »italienischen Molière«, Goldoni, in Italien eingebürgert.
Die berühmte Festung, eine der stärksten in Europa,
[* 65] liegt gegen 200 Schritt von der Stadt auf der Südostspitze der InselSchütt
und wurde ursprünglich von MatthiasCorvinus angelegt; die stärksten Werke rühren aus der neuern Zeit
(1808) her. Die äußerste Linie der Festungswerke wird durch die beiden Brückenköpfe auf dem linken Waagdonau- und rechten
Donauufer und durch den auf dem letztern befindlichen Sandberg gebildet; das wichtigste Außenwerk aber ist die von der Donau
bis an den nördlichen Donauarm reichende Palatinallinie (ca. 5 km lange Befestigungen), welche die Stadt
mit den großen Magazinen außerhalb derselben umschließt.
Jeder Angriff auf diese Linie wird durch die Beschaffenheit des Bodens erschwert, der meistenteils überschwemmt ist. Die Festung,
auf der Spitze derLandzunge, ist mit Erdwällen und Enveloppen umringt, sodann, durch einen mit Gräben versehenen
Raum geschieden, mit einer zweiten Reihe der Werke, der sogen. alten Festung, umgeben, deren Geschütze
[* 66] die Erdwälle und Enveloppen
beherrschen; auf diese folgt wieder ein freier Raum, und dann erst beginnt die neue Festung, aus der man über Wälle und Gräben
in die Stadt Komorn gelangt. Zwei Brücken,
[* 67] darunter eine große Schiffbrücke, führen über die Kleine und
GroßeDonau nach dem gegenüber am befestigten rechten Donauufer liegenden Markt Uj-Szöny, dem Stationsplatz der Österreichisch-UngarischenStaats- und Südbahn. - Komorn erscheint unter König Bela IV. als ein 1263 gefreiter Ansiedlerort, der 1265 dem königlichen Kammergrafen
Walther, einem Deutschen, geschenkt wurde; den Ansiedlern wurde Stadtfreiheit nach Art Ofens verliehen. 1277 gehörte
Komorn dem BanusThomas, 1307 dem PalatinMatthäus Chäk; 1331 findet sich wieder ein königliches Stadtprivilegium vor.
Bei den Ungarn gilt Komorn für eine noch jungfräuliche Festung; doch ward dieselbe erwiesenermaßen bereits zweimal erobert,
das erste Mal zu Anfang des 14. Jahrh. von dem König KarlRobert von Neapel,
[* 68] das zweite Mal 1527 von dem
deutschen König Ferdinand I. Die Türken belagerten Komorn 1594 und 1663 vergebens. Von 1848 bis 1849 bildete Komorn den Hauptstützpunkt
der Insurrektion, und die Umgegend war daher der Schauplatz häufiger Gefechte. Die Festung wurde von
den
Österreichern vergeblich belagert (s. Klapka) und kam erst durch die Kapitulation vom an Österreich
[* 69] zurück.
Vgl.
Szillányi, Komorn im Jahr 1849 (Leipz. 1851).
(lat. Comus), niederer, bei den Alten selten genannter Gott der Gelage, wird als weinseliger Satyr
[* 70] im Schwarm der
ausgelassenen Gesellen des Dionysos
[* 71] auf Vasenbildern mit aufgeführt;
bei den Spätern schlechthin der Gott des Schwärmens
und der Festscherze.
Die Stadt besitzt außerdem hübsche Anlagen, eine eisenhaltige Mineralquelle und einen Alaunsee. An industriellen Etablissements
sind vorhanden: eine Werkstätte der BuschtiehraderBahn, eine Papierfabrik, Baumwollspinnerei, Färberei,
Appretur, Tuchfabrik, Emailgeschirrfabrik, Glockengießerei, Dampfmühle, Spiritusbrennerei, Kaffeesurrogat-, Zündhölzchenfabrik
u. Bierbrauerei;
[* 74] außerdem werden Bergbau
[* 75] (namentlich auf Braunkohlen), lebhafter Handel, Obst- (auch Kastanien-) und Gemüsebau
betrieben. - Komotau war im 13. und 14. Jahrh. im Besitz des DeutschenRitterordens, ward 1421 von den Hussiten
erobert und zerstört, 1605 zur königlichen Stadt erhoben.