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(1882); Schumacher, Geschichte der Verfassung der Vereinigten Staaten [* 2] von [* 3] (in Sybels »Historischer Zeitschrift« 1875, Heft 2);
(1882); Schumacher, Geschichte der Verfassung der Vereinigten Staaten [* 2] von [* 3] (in Sybels »Historischer Zeitschrift« 1875, Heft 2);
s. Jateorrhiza. ^[richtig: Jateorhiza.] ^[= Miers., Gattung aus der Familie der Menispermaceen, schlingende, steif und abstehend behaarte ...]
Christoph (ital. Cristoforo Colombo, [* 4] span. Christobal Colon, wie er selbst seinen Namen zeichnete), der Entdecker der Neuen Welt. Auf die Ehre, seine Geburtsstätte gewesen zu sein, haben zehn Städte Italiens [* 5] Anspruch erhoben: Albisola, Bogliaso, Chiavara, Cogoleto, Nervi, Oneglia, Pradello, Quinto, Savona und Genua; [* 6]
aber Kolumbus bezeugt in seinem Testament zweimal, daß er in der letztern Stadt geboren sei.
Nach einem alten Stammbaum soll er der Sohn eines Edelmanns, Domenico Colombo (gest. 1457), nach genuesischen Zeitgenossen und Annalisten aber eines Tuchwebers gewesen sein. Über sein Geburtsjahr ist viel gestritten worden. Nach der Aussage eines zeitgenössischen Geschichtschreibers soll er 1436, nach einer andern, von Peschel vertretenen Ansicht 1456 geboren sein; doch hat S. Ruge mit viel größerer Wahrscheinlichkeit 1446 als das Geburtsjahr des Kolumbus nachgewiesen. Es scheint, daß er anfangs das Handwerk seines Vaters, die Wollweberei, betrieb, daneben aber auch kleinere Seereisen unternahm.
Da er bereits mit dem 14. Jahr auf die See ging, kann er nicht wohl die Universität Pavia besucht haben, wie einige annehmen. Seine ersten Reisen führten ihn nach der Levante, später ging er nach England; den Ozean scheint er erst 1477 kennen gelernt zu haben auf einer Reise, die ihn von Bristol aus 100 spanische Meilen über Thule (die Färöer) hinaus führte. Von England ging er nach Portugal, [* 7] machte 1482 eine Fahrt nach Guinea (San Jorge de la Mina), verheiratete sich in Lissabon [* 8] mit der Donna Felipa Muñiz-Perestrello, der Tochter eines edlen Italieners, der sich ebenfalls als Seemann ausgezeichnet hatte, und zog mit ihr nach der Insel Porto Santo, nordöstlich von Madeira, [* 9] auf das Besitztum ihres Vaters, wo er dessen auf das Seewesen bezügliche Karten und hinterlassene Papiere kennen lernte und aus ihnen die ersten dunkeln Nachrichten von Inseln und Ländern im westlichen Meer empfing.
Hier erfuhr Kolumbus von solchen Seeleuten, welche häufig die Meere jenseit Madeira und der Azoren befahren hatten, mancherlei über die Nähe der westlichen Gestade. Ein geschnitztes Holz, [* 10] Stämme fremdartiger Fichten, mächtiges Schilfrohr, zwei Leichen einer unbekannten Menschenrasse waren von Westen her angeschwemmt worden. Alles das unterstützte die Ansichten des Aristoteles, Seneca und Plinius, welche behaupteten, man könne von Cadiz [* 11] aus in wenigen Tagen nach Indien reisen, und die Berichte Marco Polos und Mandevilles, welche die von Ptolemäos als die östlichsten bezeichneten Regionen weit überschritten hatten. So reifte in Kolumbus der Gedanke an die Möglichkeit, einen andern Weg als den um die Südspitze Afrikas nach Japan [* 12] (Zipangu) und China, den fabelhaften Ländern des Ostens, aufzufinden, ein Gedanke, den freilich schon andre vor ihm, insbesondere der Italiener Toscanelli, gehegt und befürwortet hatten.
Wahrscheinlich im J. 1483 trat Kolumbus zuerst mit seinem Plan hervor. Er wandte sich an den unternehmenden König Johann II. von Portugal, dem er in einer Audienz seinen Plan entwickelte. Der König forderte darüber das Gutachten einer gelehrten Kommission ein, welche aber das ganze Projekt für eitel Träumerei erklärte. Nur der Deutsche [* 13] Martin Behaim, welcher sich damals in Lissabon befand, stimmte demselben bei. Als kurz darauf die Gemahlin des Kolumbus starb, verließ dieser 1484 Portugal für immer und begab sich nach Spanien, wo er anfangs keinen günstigen Boden fand. Erst nachdem er eine Audienz bei der Königin Isabella erlangt hatte und in das königliche Gefolge aufgenommen worden war, wurde sein Projekt der Universität zu Salamanca zur Prüfung überwiesen. Dort fand sich aber nur einer, der sich des kühnen Plans annahm, und Kolumbus wurde auf eine günstigere Zeit nach Beendigung des Kriegs gegen Granada [* 14] vertröstet.
Im J. 1491 entschloß sich Kolumbus endlich, das Land zu verlassen, das ihn seit 7 Jahren in peinlicher Muße hingehalten hatte, und Frankreich aufzusuchen. Auf seinem Weg nach Huelva, wo er sich einschiffen wollte, kam Kolumbus mit seinem Sohn Diego an der Hand [* 15] zum Kloster La Rabida am Meer, wo er, von Kummer gebeugt und von Hunger erschöpft, für sich und seinen Knaben Brot [* 16] und Wasser erbat. Der Mönch Juan Perez de Marchena, Beichtvater der Königin, im Verein mit dem Arzt Garcia Hernandez hören die Pläne des Kolumbus, halten ihn zurück, und der Pater bewirkt bei der Königin, daß Kolumbus drei Schiffe [* 17] erhalten solle und an den Hof [* 18] zurückberufen wird.
Mit der Eroberung von Granada im Januar 1492 fiel nun auch die letzte maurische Stadt, und der Weg für Kolumbus schien geebnet. Aber neue Schwierigkeiten entstanden durch die ungemein hohen Forderungen, welche Kolumbus für den Fall des Gelingens seines Unternehmens für sich und seine Nachkommen stellte, nämlich: Erhebung in den Adelstand;
die Würde eines atlantischen Admirals mit dem Genuß aller Vorrechte der Almiranten von Kastilien, welche im Rang nur den Kronfeldherren (Condestables) nachstanden;
Macht und Titel eines Vizekönigs in den entdeckten Ländern, mit dem Recht, für alle Ämter der künftigen Herrschaften drei Bewerber vorzuschlagen;
den Zehnten der Kroneinkünfte aus den Entdeckungen;
endlich nach Belieben ein Achtelsanteil an dem Kronbetrieb der etwanigen Handelsmonopole.
Da man hierauf nicht einging, so griff Kolumbus wieder zum Wanderstab, um über Cordova nach Frankreich zu gehen, wo, wie er behauptete, man ihm glänzende, sichere Versprechungen gemacht hatte. Aber durch den Kardinal Mendoza und den Schatzmeister Sant Angel überredet, entsandte die Königin einen Eilboten, der noch vor Santa Fé einholte. Die Kapitulation mit der Krone ward 17. April unterzeichnet, und schon 23. Mai befand sich in Palos. Hier wurden binnen zehn Tagen zwei Karavellen ausgerüstet; ein drittes kleines Fahrzeug mußte gemietet werden.
Hier warb auch Kolumbus seine Begleiter, unter denen namentlich die drei Brüder Martin Alonso, Vicente Yanez und Francisco Martin Pinzon, aus einer der reichsten Familien zu Palos, zu nennen sind. Am segelte Kolumbus von Palos ab. Das größte, mit einem Verdeck versehene der drei Schiffe, Santa Maria, wurde das Admiralschiff; die beiden andern, Pinta und Nina, hatten nur am Vorder- und Hinterteil erhöhte Verdecke und wurden von den Brüdern Pinzon befehligt. Es befanden sich im ganzen 120 Personen auf den Schiffen, die königlichen Beamten, welche die Fahrt begleiten mußten, eingeschlossen. Kolumbus nahm seinen Lauf in südwestlicher Richtung nach den Kanarischen Inseln, um unter dem Parallelkreis dieser Eilande westwärts über Antilia und Zipangu nach Indien zu segeln. Eine Beschädigung des Steuers der Pinta hielt ihn vier Wochen im Hafen von Gomera fest, und erst 6. Sept. konnte die Fahrt fortgesetzt werden. Am 13. Sept. beobachtete Kolumbus zuerst die Deklination der Magnetnadel, ein ¶
denkwürdiger Zeitpunkt in den Jahrbüchern der nautischen Astronomie. [* 20] Die Mannschaft aber wurde, je weiter man kam, desto verzagter; doch sind alle Erzählungen von einer Empörung derselben in das Bereich der Fabel zu verweisen, da das erhaltene Schiffstagebuch des Kolumbus nichts hiervon berichtet. Indes trug er in dasselbe, das jedermann zugänglich war, um die Mannschaft nicht durch die Größe der zurückgelegten Meilenzahl zu erschrecken, kleinere Ziffern ein und wich, um nicht Zweifel an der Festigkeit [* 21] seiner Überzeugung aufkommen zu lassen, auf der ganzen Fahrt von dem einmal genommenen Kurs nicht ab, und erst am 7. Okt., als verschiedene Anzeichen auf die Nähe von Land schließen ließen, befahl er, eine etwas südwestliche Richtung einzuschlagen. Am 11. Okt., abends 10 Uhr, [* 22] sah in der Ferne zeitweise ein Licht [* 23] auftauchen und wieder verschwinden, und gegen 2 Uhr nachts gab ein Kanonenschuß von der Pinta das verabredete Zeichen von entdecktem Land, das von einem Matrosen Rodrigo von Triana zuerst gesehen wurde. Als die Sonne [* 24] des über das Meer flammte, stand Kolumbus im Angesicht der Neuen Welt. Es war die Insel Guanahani, heute Watlingsinsel genannt und nicht Cat Island, wie Humboldt, oder Mayaguana, wie Varnhagen annimmt.
Kolumbus nahm von der Insel, die er San Salvadore nannte, im Namen der spanischen Monarchen feierlich Besitz und ließ sich hierauf als Admiral und Vizekönig den Eid des Gehorsams leisten. Die braunen Insulaner scharten sich harmlos um die fremden Männer, Kolumbus teilte Geschenke unter sie aus, und bald eröffnete sich ein gewinnbringender Tauschhandel, da man hier und da goldenen Nasenschmuck gewahrte. Auf die Frage, woher dies Gold [* 25] stamme, wiesen die Indianer nach Südosten, wo ein unermeßlich reicher König wohne.
Auf der weitern Fahrt nach diesem Goldland entdeckte Kolumbus außer mehreren kleinen Inseln Cuba und Haïti, [* 26] welch letzteres er, da die Tier- und Pflanzenwelt lebhaft an Südspanien erinnerte, Hispaniola nannte. An der Küste hinsegelnd, geriet das Admiralsschiff auf eine Sandbank; das zweite kleine Schiff [* 27] vermochte die ganze Mannschaft nicht zu fassen, und so errichtete denn Kolumbus, da nach dem Bericht des Kaziken sich in den Bergen [* 28] das ersehnte Gold in großer Menge fand, aus dem Wrack das Fort La Navidad, in dem er 39 seiner tüchtigsten Leute zurückließ.
Darauf trat Kolumbus die Rückfahrt nach Europa [* 29] an, suchte diesmal aber eine höhere Breite, [* 30] die der Azoren, zu gewinnen. Zwei Tage nach seiner Abfahrt traf er wieder mit der Pinta zusammen, die sich unter Martin Alonso von ihm getrennt und viel Gold eingetauscht hatte. Die Rückfahrt war mit mancherlei Gefahren verknüpft. Am 12. Febr. erhob sich ein furchtbarer Sturm, der mit solchem Ungestüm wütete, daß die Pinta verschlagen wurde. Kolumbus suchte den Himmel [* 31] durch Gelübde zu versöhnen und ließ den auf Pergament geschriebenen Bericht seiner Reise, in einem wasserdichten Kistchen verwahrt, über Bord werfen. Endlich legte sich allmählich der Sturm; am 15. Febr. erreichte Kolumbus die Azoren, 4. März den Hafen von Lissabon, wo er vom König Johann II. empfangen wurde, und 15. März lief er wieder im Hafen von Palos ein.
Seine Reise von da an den Hof nach Barcelona [* 32] war ein wahrer Triumphzug, und ebenso glänzend der Empfang, der ihn dort erwartete. Spanien holte eiligst die Sanktion des Papstes Alexander VI. ein, welcher durch die von ihm 100 Leguas westlich der Azoren von N. nach S. gezogene Demarkationslinie die Welt zwischen Portugal und Spanien teilte. Zugleich traf man Vorbereitungen zu einer zweiten Expedition. Eine große Flotte von 14 Karavellen und 3 Lastschiffen wurde ausgerüstet, welche 1200 Bewaffnete und Reiter an Bord nahm.
Die europäischen Haustiere sowie Getreide, [* 33] Gemüse und Weinreben sollten nach Westindien [* 34] verpflanzt werden. Es war nicht mehr ein bloßes Entdeckungsgeschwader, sondern eine Flotte mit Auswanderern; denn Kolumbus beabsichtigte auch Kolonien zu gründen. Viele Adlige schlossen sich diesem Zug an, der glänzenden Gewinn wie mannigfache Abenteuer in Aussicht stellte. Ein von Rom [* 35] aus ernannter apostolischer Vikar der neuen Länder, der Benediktiner Bernardo Boil, begleitete mit elf andern Geistlichen die Expedition, der eine Anzahl Beamte der Krone mitgegeben wurde.
Die Leitung der indischen Angelegenheiten erhielt Rodriguez de Fonseca, der noch vor der Abfahrt in Zwistigkeiten mit Kolumbus geriet, wodurch der Grund zur tödlichen Feindschaft zwischen beiden gelegt wurde. Immer noch aber meinte Kolumbus, Asien [* 36] auf dem westlichen Weg gefunden zu haben, er ahnte keineswegs, daß eine neue Welt entdeckt worden sei. Am stach die Flotte aus der Bucht von Cadiz in See, steuerte zuerst nach den Kanarischen Inseln und erreichte von dort, den Ozean auf einem südlichen Weg in 20 Tagen durchschneidend, die Insel Dominica.
Dann entdeckte er Marie Galante, Guadalupe, Monserrat, Puerto Rico u. a. und langte 27. Nov. in La Navidad an, wo man das Fort zerstört fand; die Besatzung war erschlagen. Kolumbus segelte darauf weiter und legte 10 Leguas östlich ein neues Fort, Isabella, an; zugleich wurde der Plan einer Stadt entworfen. Die Gegend schien reich an wertvollen Produkten, und eine Expedition unter Alonso Hojeda mit 15 Begleitern fand 7 Tagereisen im Innern Gold in den Bächen. Nun entsandte Kolumbus 12 Schiffe nach Spanien mit den zahlreichen Kranken (das Klima [* 37] der Ansiedelung war ein sehr ungesundes), er selbst aber brach mit einer größern Schar nach dem Goldland auf und legte dort ein festes Haus an, in welchem er eine Besatzung von 56 Mann zurückließ.
In der Überzeugung, das Ophir Salomos gefunden zu haben, schickte sich nun an, den Weg nach Kathai (China) zu vollenden. In der Niederlassung ließ er seinen Bruder Diego als Statthalter zurück und segelte 24. April mit drei Schiffen ab, um zunächst nach Cuba zu segeln. Die Eingebornen erwiesen sich freundlich, und als sie nach Gold gefragt wurden, zeigten sie nach Süden. Kolumbus steuerte dieser Richtung nach und fand die Insel Jamaica. Die Indianer widersetzten sich hier anfangs der Landung der Spanier, wurden aber leicht durch einige Schüsse und durch Bluthunde vertrieben.
Sie nahmen darauf eine veränderte Haltung an, und ein lebhafter Tauschhandel begann; aber Gold war nirgends zu finden. Daher steuerte Kolumbus wieder nach Cuba zurück und drang vom Kap Santa Cruz in das Gewirr von Klippen [* 38] und kleinen Inseln ein, welche die Südküste Cubas besäumen, und die er »Garten [* 39] der Königin« nannte. Er hielt sie für jenen Archipel von 7000 Inseln, der nach Marco Polo östlich von China liegen sollte. Überzeugt, in Cuba bereits das Festland von Asien erreicht zu haben, verzichtete er indes darauf, die Küste weiter zu untersuchen, wandte sich südöstlich, fand die Insel Evangelista (jetzt Fichteninsel) und hätte, wenn er nur zwei Tage in dieser Richtung weiter gesegelt wäre, die Westspitze von Cuba erreicht, dieses als eine Insel erkannt und in den Mexikanischen Meerbusen eindringen können. Statt dessen steuerte er nach Süden, um auch die Südküste von Jamaica zu ¶
untersuchen, und kehrte dann, unter übermenschlichen Anstrengungen zusammenbrechend, in den Hafen Isabella zurück. Inzwischen langte sein Bruder Bartolomé mit den erbetenen Lebensmitteln aus Spanien an. Kolumbus erhob ihn, da er in ihm eine kräftige Stütze für die Zukunft erblickte, zum Adelantado oder Vizegouverneur, worin jedoch König Ferdinand einen Eingriff in seine Autorität erblickte. Unterdes hatte aber der Kommandant des Hafens Isabella durch Ausschweifungen und Habsucht den Haß der Indianer auf sich geladen; er bildete aus den aristokratischen Elementen der Kolonie eine Partei gegen Kolumbus und seine Familie, der sich auch der Pater Boil und Margarit, der Anführer der Truppen, zugesellten.
Mit einem Trupp Mißvergnügter bemächtigte er sich einiger Schiffe und ging nach Spanien unter Segel. Caonabo, der unternehmendste und feindseligste Häuptling der Insel, wagte hierauf, die Festung [* 41] St. Thomas mit 10,000 Kriegern zu belagern, wurde aber von deren Kommandanten Hojeda zum Abzug gezwungen und bald darauf gefangen genommen. Die Insel wurde dann, nachdem ein allgemeiner Aufstand der Bewohner niedergeschlagen war, in kurzer Zeit unterjocht und den Eingebogen ein schwerer Tribut von Goldstaub auferlegt.
Die Feinde des Kolumbus waren unterdessen in Spanien thätig gewesen, sein Ansehen zu untergraben; sie schilderten Hispaniola als ein unergiebiges Land und beklagten sich über die tyrannische Verwaltung des Admirals und seiner gleich ihm beneideten und als Fremdlinge gehaßten Brüder. Kolumbus beschloß daher, zu seiner Verteidigung selbst nach Spanien zurückzukehren, und lief mit zwei Schiffen, 225 Spaniern, zumeist unnützen, bisher aus Staatskosten erhaltenen Kolonisten, und 30 Indianern im Hafen von Cadiz ein. Wiederum zog Kolumbus mit prunkendem Gefolge durch Spanien an den Königshof. Die Monarchen empfingen ihn mit dem größten Wohlwollen, aber in einflußreichen Kreisen machte sich bereits eine offen zu Tage tretende Mißgunst gegen seine kostspieligen Unternehmungen geltend.
Erst am konnte Kolumbus zur dritten Entdeckungsreise mit sechs Schiffen aus dem Hafen von San Lucar de Barrameda auslaufen. Da sich nach den übeln Erfahrungen eine genügende Anzahl freiwilliger Auswanderer nicht fand, so hatte man zu dem Plan gegriffen, alle mit Verbannung zu bestrafenden Verbrecher in die neue Kolonie zu verweisen. Mit solcher Mannschaft segelte Kolumbus zu den Kapverdischen Inseln, um das Meer diesmal in südlicherer Richtung zu kreuzen, da er in der heißen Zone die wertvollsten Produkte zu finden hoffte.
Die Mannschaft litt furchtbar von Hitze und Mangel an Wasser und Lebensmitteln. Am 31. Juli, in der höchsten Not, entdeckte man Land, dem Kolumbus einem Gelübde gemäß den Namen Trinidad gab. Während er 1. Aug. die Ufer der Insel beschiffte, erblickte er Land im S., das sich auf mehr denn 20 Meilen erstreckte, segelte aber, obwohl aus der Mächtigkeit des Orinokowassers zu schließen war, daß man hier die Küste eines geräumigen Festlandes vor sich hatte, nachdem er die perlenreichen Inseln Margarita und Cubagua entdeckt, nach Hispaniola, wo er vieles verändert fand.
Während seiner Abwesenheit hatte sein Bruder Bartolomé als Statthalter die Häuptlinge zur Anerkennung der spanischen Oberhoheit gebracht; der ihnen auferlegte Tribut bestand in Gold oder andern Landeserzeugnissen. Auch hatte das Bekehrungswerk unter den Eingebornen begonnen. Die Spanier aber gehorchten dem strenge Mannszucht fordernden genuesischen Statthalter nur mit Widerwillen. Und als in der Stadt Isabella während der Abwesenheit des Statthalters ein Aufstand ausbrach, stellte sich der Oberrichter Roldan, den Kolumbus selbst emporgehoben, an die Spitze der Unzufriedenen.
Zwar wurde der Aufstand unterdrückt, dennoch wuchs die Partei Roldans, und als Kolumbus endlich selber eintraf, ließ er sich zu den schimpflichsten Versprechungen bestimmen. In Spanien hatten inzwischen die Klagen gegen Kolumbus nicht aufgehört, der auch schließlich den Schutz der Königin verlor, als er, statt der in Aussicht gestellten Schätze von edlem Metall und Gewürzen, Frachten von Sklaven nach Spanien sandte. Ferdinand und Isabella glaubten von der Unfähigkeit des Kolumbus zum Befehlen und Regieren hinlänglich überzeugt zu sein.
Als daher auf den Wunsch des Vizekönigs, welcher um einen tüchtigen Richter bat, Francisco de Bobadilla abgeordnet wurde, übertrug man diesem auch die ganze Verwaltung und die militärische Gewalt auf der Insel. Bobadilla kam in San Domingo an und ließ sogleich Kolumbus und seine Brüder Diego und Bartolomé in Fesseln legen und nach Spanien abführen. Man wollte auf dem Schiff die Ketten abnehmen, aber er lehnte es ab; Spanien sollte die Schmach sehen, die ihm als Lohn für seine hohen Verdienste angethan war.
Durch die Amme des Prinzen aber wußte er eine Darstellung der Verhältnisse an das Königspaar gelangen zu lassen, noch ehe Bobadillas feindlicher Bericht vorlag. Daß der Entdecker der Neuen Welt in Ketten nach Spanien zurückbefördert wurde, mußte das höchste Aufsehen erregen, und die Monarchen, fühlend, daß diese Schmach ihren Schatten [* 42] auch auf sie werfe, gaben sofort Befehl, Kolumbus mit der höchsten Auszeichnung zu behandeln. Zu gleicher Zeit ließen sie ihm die Summe von 2000 Dukaten zustellen, damit er seinem Range gemäß bei Hof erscheinen könne. Am 17. Dez. wurde er mit zahlreichem Gefolge empfangen, mußte aber gleichwohl seinen Wunsch, in seine Hoheitsrechte über die Neue Welt wieder eingesetzt zu werden, unerfüllt sehen.
Doch wurde an Stelle Bobadillas der gerechte, unparteiische Ovando ernannt, der das von Bobadilla konfiszierte Vermögen des Statthalters zurückfordern und die dem Vizekönig zustehenden Einkünfte diesem ungeschmälert überweisen sollte. Ovando segelte mit 30 Schiffen und 2500 Personen von San Lucar de Barrameda ab und erreichte 15. April sein Ziel. Als aber Kolumbus, der vier kleine Karavellen ausgerüstet und mit 150 Leuten bemannt hatte, um eine neue vierte Entdeckungsfahrt gen W. zu unternehmen, von Cadiz absegelte und 29. Juni vor San Domingo erschien, gestattete ihm Ovando nicht, das Land zu betreten, mißachtete auch des Kolumbus Warnung und ließ die zur Rückkehr nach Spanien bereite Flotte auslaufen, so daß der Sturm 20 Schiffe, mit Bobadilla und Roldan an Bord, verschlang und nur ein Fahrzeug mit dem ausgelieferten Vermögen des an Bord Spanien erreichte. Kolumbus aber segelte 14. Juli von Haïti ab. Er hatte aus Beobachtungen auf seiner frühern Reise die Ansicht gewonnen, daß das Karibische Meer durch eine Meerenge mit dem Indischen Meer in Verbindung stehe; diese aufzufinden, stellte er sich zur Aufgabe. Er erreichte zuerst die Insel Guanaja im Golf von Honduras, [* 43] die er nach dem prächtigen Fichtenwald Isla de Pinos nannte, und landete dann auf dem Festland bei Kap Honduras, erreichte später das östlichste Vorgebirge von Honduras, das er Gracias á Dios nannte, suchte aber, bis in die Nähe der Landenge von Panama [* 44] hinfahrend, vergeblich nach einer ¶
Durchfahrt und mußte hier umkehren. Nachdem der Versuch der Gründung einer Niederlassung in dem goldreichen Veragua an der Feindseligkeit der Indianer gescheitert war, wobei Bartolomé in die äußerste Gefahr kam, sah sich Kolumbus genötigt, seine sinkenden Schiffe an der Küste von Jamaica in der Christovalsbucht auf den Strand laufen zu lassen. Hier geriet in große Not, welche durch die Rebellion eines Teils der Mannschaft noch gesteigert wurde, bis er nach Jahresfrist durch den Mut und die Ausdauer eines seiner Leute, der in einem Indianerboot nach San Domingo fuhr und Hilfe herbeischaffte, gerettet wurde. Am 12. Sept. trat Kolumbus seine Heimreise an und erreichte nach einer stürmischen Überfahrt Anfang November den spanischen Boden in Cadiz.
Niemand kümmerte sich um die Heimkehr des armen Schiffbrüchigen. Der Jubel, der ihn sonst empfangen, war verstummt, und mit dem bald nach seiner Rückkehr erfolgten Tode der Königin Isabella verlor er seine treueste Freundin. Seinen Wohnsitz in Sevilla [* 46] nehmend, wartete er vergebens auf eine Wiedereinsetzung in seine Rechte und Würden wie auf die Auszahlung der versprochenen Einkünfte und des Anteils an den Erträgnissen der Kolonie. Seine Briefe an den König blieben unbeachtet, und als er 1505 sich selbst an den Hof von Segovia begab, machte man ihm den Vorschlag, seine Rechte auf das Königtum gegen Besitzungen und Titel in Kastilien zu vertauschen. Kolumbus wies dies Ansinnen zurück, erklärte sich aber bereit, zu gunsten seines Sohns Diego auf seine indischen Würden zu verzichten.
Man ging darauf nicht ein. Auch die Ankunft des neuen Königspaars, Philipp und Johanna, brachte keine Änderung, und so starb Kolumbus, gebrochen an Geist und Körper, in Valladolid, ohne die Erfüllung seiner Hoffnung gesehen zu haben. Zuerst im Franziskanerkloster seines Sterbeorts beigesetzt, wurde seine Leiche 1513 nach Sevilla ins Kloster Santa Maria de las Cuevas übergeführt, und vermutlich erst hier erhielt der Sarg die Inschrift: »A Castilla y á Leon Nuevo Mundo dió Colon« (»Für Kastilien und Leon entdeckte Colon die Neue Welt«),
welche sich auch im Wappen [* 47] des Vizekönigs befand. Kolumbus hatte gewünscht, in San Domingo auf Haïti beigesetzt zu werden. Dorthin wurden seine sterblichen Überreste auch zwischen 1540 und 1559 gebracht und in dem Dom bestattet, in welchem später sein Sohn Diego, sein Bruder Bartolomé und seine Enkel Don Luis und Cristoval ihre Ruhestätte fanden. Als 1795 Domingo an Frankreich abgetreten wurde, führte man die Überreste des großen Entdeckers nach Havana [* 48] über und setzte sie feierlich im dortigen Dom bei. Statuen wurden ihm errichtet in Genua (von M. Canzio), Mexiko [* 49] (von Cordier) und zu Cardenas auf Cuba (von Piquer).
Vor der welthistorischen Größe des Kolumbus stehen wir mit geteilten Gefühlen. Wir bewundern die Kühnheit, die aus der felsenfesten Überzeugung von der Richtigkeit seiner Theorien und Kombinationen entsprang, wir fühlen uns vielseitig angeregt durch seine treffenden Naturbeobachtungen, in denen wir die ersten Keime einer physischen Erdkunde [* 50] erblicken dürfen; aber auf der andern Seite fühlen wir uns abgestoßen durch seinen blinden Autoritätsglauben, die Zuversichtlichkeit, mit der er seine abenteuerlichen Lehrsätze verkündet, durch die schwärmerische Anmaßung, mit der er sich als den Abgesandten Gottes einführt, endlich durch seine Doppelzüngigkeit und goldgierige Grausamkeit, welche die Hauptschuld an der spätern unmenschlichen Behandlung der Eingebornen trägt. Er starb, ohne die Tragweite seiner Entdeckung kennen gelernt zu haben; er meinte, daß durch ihn nur eine neue Handelsstraße zu alten Ländern geöffnet sei. Das Tagebuch der ersten Reise, von Kolumbus selbst geschrieben, veröffentlichte Navarrete in seinen »Viajes de los Españoles« (Madr. 1825-1826, 2 Bde.; franz. mit Anmerkungen von Rémusat, Balbi, Cuvier u. a., Par. 1828, 3 Bde.). Eine »Raccolta completa« der Schriften des Kolumbus lieferte Torre (Lyon [* 51] 1864).
Vgl. außer den ältern Biographien von Bossi (Mail. 1818), Spotorno (deutsch, Leipz. 1825), W. Irving (deutsch von Meyer, 2. Aufl., Frankf. 1832) u. a.: Humboldt, Examen critique de l'histoire de la géographie, etc. (Par. 1834-35; deutsch von Ideler, neue Ausg., Berl. 1852, 3 Bde.);
Canale, La vita ed i viaggi di Cristoforo Colombo (Flor. 1863);
Helps, The life of Columbus (Lond. 1869);
Ortegay Frias, Vida y viajes de Cristoval Colombo (Madr. 1874, 4 Bde.);
Roselly de Lorgues, Christophe Colomb, histoire de sa vie et de ses voyages (4. Aufl., Par. 1878, 2 Bde.);
Derselbe, Histoire posthume de Chr.
Colomb (3. Aufl., das. 1886);
Schott, Kolumbus und seine Weltanschauung (Berl. 1878);
Harrisse, Christophe Colomb, son origine, sa vie, ses voyages, sa famille et ses descendants (Par. 1884, 2 Bde.);
Duro, Colon y la historia postuma (Madr. 1885);
Tarducci, Vita di C. Colombo (Mail. 1885 ff., 2 Bde.);
Peschel, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen (2. Aufl., Stuttg. 1877);
S. Ruge, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen (Berl. 1881).
Kolumbus' Leben gab vielfach Stoff zu poetischen Darstellungen; dramatisch bearbeitet wurde es unter andern von Fr. Rückert (1845), Kolumbus Werder (1858), Kolumbus Kösting (1863), H. v. Schmid (1875).
Der ältere Bruder des Entdeckers, Bartolomé, ebenfalls Seemann, verließ noch vor jenem sein Vaterland und erlangte in Lissabon als Kosmograph und Seekartenzeichner einen gewissen Ruf. Im Begriff, nach England zu reisen, um Heinrich VII. für des Bruders Unternehmen zu gewinnen, fiel er Seeräubern in die Hände, erhielt erst nach einigen Jahren seine Freiheit wieder und kam fast als Bettler in England an. Seine Bemühungen am englischen Hof blieben aber fruchtlos; auf seiner Rückreise nach Spanien erfuhr er von den von seinem Bruder bereits gemachten Entdeckungen. In Spanien geadelt, folgte er dem Admiral, der seine zweite Reise eben angetreten, nach Westindien und traf mit ihm auf Hispaniola zusammen.
Nach seines Bruders Abreise zu dessen Stellvertreter (Adelantado) ernannt, gründete er die Stadt San Domingo, machte sich jedoch durch energische Aufrechthaltung der Disziplin bei den zügellosen Spaniern verhaßt. Auch er ward in Ketten nach Spanien zurückgebracht, hier aber befreit und war auch ferner eine bedeutende Stütze des Admirals. Sein Lohn seitens des spanischen Hofs war die kleine Insel Mona zwischen Haïti und Puerto Rico und die Direktion der Bergwerke auf Cuba. Auch er war ein vollendeter Seemann, kräftig und durchdringend von Verstand, wie der Admiral, doch weniger Enthusiast. Er starb auf Hispaniola - Der zweite Bruder, Giacomo (span. Diego), ward nach der Entdeckung Amerikas ebenfalls geadelt und Gouverneur und Präsident des Rats von Kastilien.
Der älteste und einzige rechtmäßige Sohn des Entdeckers, Don Diego, geboren um 1480, folgte seinem Vater in der Würde eines Admirals von Indien und erhielt den Besitz der Landschaft Veragua mit dem Titel eines Herzogs von Veragua und ¶
Markgrafen von Jamaica, nebst der Grandeza. Er starb in Montalban. - Don Fernando, ein unehelicher Sohn Cristoforos von der Beatrix Enriquez aus Cordova, geb. begleitete den Vater auf seiner letzten Reise, trat dann in den geistlichen Stand, bereiste Europa, um Bibliotheken zu sammeln, und starb auf seinem Landsitz bei Sevilla. Seine gegen 12,000 Bände starke Bibliothek (Biblioteca Colombina) hinterließ er der Domkirche zu Sevilla. Er galt lange als Verfasser der Lebensgeschichte seines Vaters, der »Vida del Almirante« (ital. von Alf. Ullovo, Vened. 1571, neue Aufl. 1614; franz. von Cotolendi, Par. 1681); doch enthält dieselbe so viel legendenhaften Stoff, daß sie unmöglich seiner Feder entstammen kann. - Don Luis, Marquese Colon, Herzog von Veragua, Sohn Diegos, geb. 1520, erhielt statt des Herzogtums Veragua die Stadt La Vega auf Jamaica mit einem weitläufigen Gebiet als Herzogtum und jährlich 10,000 Golddublonen statt des Kolumbus versprochenen Zehntels aller Erzeugnisse Indiens. Er starb 1572. Mit seinem Neffen und Erben Diego starb 1576 die männliche Linie der Familie Kolumbus' aus.
Vgl. Harrisse, Les Colombo de France et d'Italie, fameux marins du XV. siècle (Par. 1874).
(lat., »Säule«),
senkrechte Reihe, z. B. von Ziffern in Tabellen etc., auch Kolonne genannt;
in der Buchdruckerei s. v. w. Seite, Druckseite eines Werkes;
Kolumnentitel, die über die Kolumnen gesetzten Seitenzahlen oder Überschriften;
bestehen dieselben nur aus erstern, so heißen sie tote;
lebende aber werden sie genannt, wenn in ihnen der Inhalt der Seiten kurz angedeutet wird.
im natürlichen Pflanzensystem Ordnung der Dikotyledonen, charakterisiert durch 5 Kelchblätter mit klappiger Knospenlage, 5 freie oder am Grund verwachsene Blumenblätter mit gedrehter Knospenlage, zahlreiche durch Spaltung aus 5 oder 10 Staubblattanlagen hervorgegangene mono- oder polyadelphische Staubgefäße, [* 53] mehrfächerigen Fruchtknoten und einen Keimling mit runzeligen oder gefalteten, oft gelappten Kotyledonen und spärlichem Endosperm;
begreift die Familien der Sterkuliaceen, Büttneriaceen, Tiliaceen, Malvaceen und Bombaceen.
(griech.), die zwei größten Kreise [* 54] (Meridiane) der Himmelskugel, von welchen der eine durch die Äquinoktialpunkte, der andre durch die Solstitialpunkte geht.
Den erstern nennt man den Kolur der Äquinoktien, den andern den Kolur der Solstitien.
Der Name stammt vom griechischen kóluros (»mit verstümmeltem Schwanz«) und rührt wohl daher, daß beide Kreise zum Teil unter dem Horizont [* 55] liegen.
1) Fluß im russ. Gouvernement Perm, rechter Nebenfluß der Wischera, welche in die Kama fällt; 400 km lang. Seine hohen Ufer bergen viele Versteinerungen der permischen und der Steinkohlenformation sowie Stalaktitenhöhlen; auch hat man hier viele sogen. Gorodischtsche (alte bulgarische Erdstädte) gefunden. Wasserfälle, Stromschnellen und Felsen erlauben die Schiffahrt nur auf 116 km von der Mündung. - 2) Fluß im Gouvernement Archangel, rechter Nebenfluß der Ussa, welche in die Petschora fällt; 320 km lang. An seinem Ufer liegt das samojedische Kirchdorf Kolwinskoje.
Fluß, s. Kolima. ^[= Küstenfluß in Ostsibirien, entspringt auf dem Stanowoigebirge, durchfließt den nordöstlichen ...]
seit 1854 Kreis- und Bergwerksstadt im sibir. Gouvernement Tomsk, liegt südöstlich von Tomsk an der großen südsibirischen Straße, mitten in dem durch seinen Silberreichtum ausgezeichneten sogen. Kolywanschen Erzgebirge, 368 m ü. M., hat ein großes kaiserliches Steinschleifwerk, aus welchem prachtvolle Arbeiten aus Porphyr, Jaspis, Marmor etc. (Säulen, [* 56] Vasen, [* 57] Gesimse etc.) hervorgehen. Es ist ein sehr freundlicher und netter Ort mit 6309 Einw., die zum Teil in der Fabrik und den Steinbrüchen arbeiten oder von Ackerbau und Bienenzucht [* 58] leben. Der Altaihonig ist wegen seines feinen Aromas mit Recht berühmt und bildet einen bedeutenden Handelsartikel.
Alexei Wassiljewitsch, russ. Volksdichter, geb. 2. Okt. (a. St.) 1809 zu Woronesh, betrieb in seiner Jugend das väterliche Geschäft des Viehhandels, bildete sich daneben als Autodidakt, namentlich durch das Lesen der Werke Lomonossows, Dershawins, Shukowskijs, Puschkins u. a., und begann sich nun selbst im Dichten zu üben. Durch Geschäfte 1831 nach Moskau [* 59] geführt, fand er Gelegenheit, seine Poesien zu veröffentlichen, und erwarb sich durch dieselben hohe Gönner. Er war eben im Begriff, sein Handelsgeschäft aufzugeben und nach Petersburg [* 60] überzusiedeln, als er 19. Okt. (a. St.) 1842 an der Schwindsucht starb. Eine Ausgabe seiner Gedichte mit einer von Belinskij verfaßten Biographie erschien zu Petersburg 1846 (7. Aufl. 1880); ins Deutsche wurden sie von Fiedler (Leipz. 1885) übersetzt. Unter diesen Gedichten sind es vornehmlich die »Russischen Lieder«, welche von Kolzows Talent Zeugnis ablegen. Er war der erste, der das russische Volkslied wahrhaft künstlerisch verarbeitete.
(griech., lat. Coma), s. Schlafsucht;
1) (Comana Pontica) im Altertum Stadt in Pontos Polemoniakos, am Iris, Mittelpunkt des Handels nach Armenien, mit einem berühmten Tempel [* 61] der Ma (Artemis), [* 62] dessen Oberpriester dem Rang nach der zweite Mann im Land war und über die Güter und Unterthanen des Tempels (zur Zeit des Strabon 6000 Hierodulen) fast unumschränkt verfügen konnte. Lucullus vergrößerte das heilige Gebiet. Ruinen bei Gümenek unweit Tokat. - 2) (C. Chryse) Stadt im alten Kappadokien, am Saros, ebenfalls berühmt durch einen Tempel der Ma (Artemis) mit 6000 Priestern und großem Landbesitz; Ruinen bei Schar.
Volk, s. Kumanen. ^[= ein asiatisches Steppenvolk türkischen Stammes, bei den Byzantinern Uzen, bei den ...]
(Comanches oder, wie sie sich selbst nennen, Nimenim, d. h. Volk der Völker), Indianerstamm in Nordamerika, [* 63] dessen Wohnsitze ehemals vom Quellgebiet des Colorado, Rio Grande del Norte [* 64] und Arkansas im N. bis an das Quellgebiet des Nueces im S. reichten. Auch die Yamparica im O. des Großen Salzsees gehören zu ihnen. Ihre Zahl hat seit der Besitznahme Neumexikos durch die nordamerikanische Union sehr abgenommen; sie wurde von Catlin auf 40,000 angegeben; 1847 schätzte man sie auf 10-12,000 mit 2500 waffenfähigen Männern, 1883 befanden sich nur 1561 auf einer Reservation im Indianerterritorium zwischen dem Washitafluß im N. und dem Red River im S. Früher wurden die Komantschen von den Ansiedlern sehr gefürchtet.
Ihre Waffen [* 65] waren Bogen, [* 66] vergiftete Pfeile, Lanze und Schild; [* 67] gegenwärtig führen sie Hinterlader und Revolver. [* 68] Sie sind vortreffliche Reiter und besitzen zahlreiche Pferde. [* 69] Seit ihren unglücklichen Kriegen mit den Truppen der Union 1867 und 1874 und der Verminderung des Wildes sahen sich die Komantschen zur Unterwerfung genötigt. Allmählich haben sie angefangen, Vieh zu züchten, den Boden zu bebauen und ihre Kinder in die Schule zu schicken; die alte Tracht ist durch die ¶
europäische ersetzt worden, nur Lederbeinkleider und Mokassins sind noch im Gebrauch. Die Stellung der Frau ist eine sehr gute, und wenn vor der Verheiratung die Weiber auch ziemlich freie Sitten haben, so wird die Ehe doch sehr streng gehalten. Die Würde der Häuptlinge, deren jeder kleine Stamm einen hat, beruht auf Wahl. Die Sprache [* 71] der Komantschen gehört zur Numafamilie und ist in den Ebenen des Westens sehr verbreitet. Ihre Spiele und Tänze sind sehr zahlreich; ihre Religion ist eine Art Sabäismus, sie beten die Sonne als die Schöpferin alles Bestehenden an und glauben an ein zukünftiges Leben auch für ihre Tiere. Für mehrere Sternbilder und Sterne haben sie besondere Namen, unterscheiden vier Jahreszeiten [* 72] und gewisse Phasen in denselben, haben aber nicht, wie behauptet, den mexikanischen Kalender.
Vgl. Ten Kate (im »Ausland« 1885);
Marcy, Exploration of the Red River (Washingt. 1854);
Fisher (im »Journal of the Ethnological Society of London«, [* 73] Bd. 1).
Stadt in Galizien, Bezirkshauptmannschaft Rudki, hat ein Monument zum Andenken an die 1524 und 1695 über die Türken erfochtenen Siege, (1880) 5079 Einw., ein Bezirksgericht u. fischreiche Teiche.
Alexander Wissarionowitsch, russ. General, geb. 1832, warb im Kadettenkorps zu Petersburg erzogen, trat 1849 in das Regiment der Gardejäger, machte den Feldzug in Ungarn [* 74] mit, ward 1856 in den Kaukasus versetzt und seit 1859 meist in der Verwaltung Kaukasiens und Transkaspiens verwendet. 1882 wurde er zum Oberkommandeur des Transkaspigebiets ernannt, brachte 1884 Merw unter russ. Botmäßigkeit und befehligte 1885 die russischen Truppen an der Grenze von Afghanistan, [* 75] wo er 30. März durch die energische Zurückweisung der Afghanen, die er auf ihr Gebiet verfolgte, Verwickelungen zwischen Rußland und England heraufbeschwor.
im griech. Mythus Tochter des Pterelaos, Königs der Teleboer, zog ihrem Vater aus Liebe zum Amphitryon (s. d.) das goldene Haar [* 76] aus, an dessen Besitz die ihm von Poseidon [* 77] verliehene Unsterblichkeit geknüpft war, wurde aber für den Verrat von Amphitryon getötet.
nach Lukians Erzählung ein Syrer, der, vom König Antiochos Soter zum Begleiter seiner Gemahlin auf ihren Reisen erwählt, sich vorher entmannt und die Zeichen dieser That dem König in einem verschlossenen Behälter übergeben haben soll.
Als ihn nun seine Feinde gleichwohl sträflichen Umganges mit der Königin beschuldigten und er bereits zum Tod verurteilt war, rettete ihn die Öffnung dieses Kästchens.
Wieland behandelte die Sage in der Erzählung »Kombabus«. Daher kombabusieren oder kombabisieren, s. v. w. kastrieren.
(franz.), alle Personen eines Heers, welche an dem Gefecht unmittelbar teilnehmen. Zu den Kombattanten zählen die Offiziere, Unteroffiziere, Spielleute und Gemeinen aller Waffen;
zu den Nichtkombattanten das Personal für Krankendienst, Verwaltung, Feldpost, Feldtelegraphie etc., aber auch die Ärzte, obwohl viele, namentlich die bei der Truppe selbst befindlichen, gleich dieser ins Feuer kommen.
(lat.), im allgemeinen die berechnende »Verbindung« mehrerer Begriffe samt den daraus sich ergebenden Folgen und Schlüssen (in welchem Sinn man von scharfsinnigen, geistreichen und glücklichen oder seltsamen, verfehlten etc. Kombinationen spricht);
in der Mathematik eine Verbindung einiger Dinge (Elemente) unter mehreren gegebenen, ohne Rücksicht auf deren Reihenfolge oder Ordnung (vgl. Kombinationslehre);
in der Logik die Verbindung mehrerer Urteile und Schlüsse zur Erforschung der Wahrheit;
die Fertigkeit des Verstandes, auf einem derartigen Weg der Wahrheit nahezukommen oder sie zu erreichen, nennt man das Kombinationsvermögen.
derjenige Teil der Arithmetik, welcher gegebene Elemente (Objekte) in Gruppen von bestimmter Anordnung, Anzahl oder andern Eigenschaften ordnen lehrt. Jede solche Gruppe heißt eine Komplexion (complexio). Die drei Hauptteile der Kombinationslehre sind: die Lehre [* 78] von den Permutationen, von den Kombinationen im engern Sinn und von den Variationen. Unter Kombinationen im engern Sinn versteht man die Komplexionen von je einem, je zwei, drei, vier etc. Elementen aus einer größern Anzahl, ohne Rücksicht auf die Ordnung der Elemente in jeder Komplexion.
Aus den fünf Elementen a, b, c, d, e lassen sich z. B. folgende zehn Komplexionen zu je zwei Elementen oder Kombinationen zweiter Klasse bilden: ab, ac, ad, ae, bc, bd, be, cd, ce, de. In der Kristallographie nennt man Kombinationen diejenigen Kristallgestalten, die sich auf gleichzeitige Entwickelung mehrerer Einzelformen zurückführen lassen. Je nach der Zahl der beteiligten Einzelformen unterscheidet man zwei-, drei- etc. allgemein mehrzählige Kombinationen; vgl. Kristall.
eine sinnreiche Erfindung des Pariser Orgelbaumeisters Cavaillé-Col, welche es ermöglicht, die Register einer Orgel vermittelst Pedaltritte gruppenweise in Aktivität zu setzen, anstatt sie einzeln anzuziehen.
ein Ton, der durch das gleichzeitige Erklingen zweier kräftiger Töne entsteht, deren Tonhöhen nicht zu nahe beisammenliegen. Die Schwingungszahl des Kombinationstons ist gleich dem Unterschied der Schwingungszahlen der beiden erzeugenden Töne. So hört man z. B. beim Zusammenklingen eines Grundtons und seiner Quinte, da die Schwingungszahlen dieser Töne sich wie 2:3 verhalten, als Kombinationston die nächsttiefere Oktave des erstern, deren Schwingungszahl = 3-2 = 1 ist.
Bedingung für die Entstehung starker Kombinationstöne ist, daß eine und dieselbe Luftmasse durch beide zusammenwirkende Töne in heftige Erschütterung versetzt wird; dies ist z. B. bei der Doveschen mehrstimmigen Sirene [* 79] (s. Schall) [* 80] oder bei Orgelpfeifen auf gemeinschaftlichem Windkasten der Fall. Sind dagegen die Erregungsstellen der beiden Töne ganz voneinander getrennt, werden dieselben z. B. durch zwei Singstimmen oder zwei Violinen hervorgebracht, so ist der Kombinationston äußerst schwach.
Die Kombinationstöne wurden 1740 von Sorge entdeckt und sind später durch Tartini, nach welchem sie auch Tartinische Töne genannt werden, allgemeiner bekannt geworden. Thomas Young suchte die Entstehung der Kombinationstöne durch Schwebungen [* 81] (s. Schall) zu erklären, deren Anzahl pro Sekunde ja in der That mit der Schwingungszahl des Kombinationstons übereinstimmt. Helmholtz hat aber gezeigt, daß diese Erklärung nicht haltbar ist, und daß außer dem besprochenen Kombinationston, den er Differenzton nennt, weil seine Schwingungszahl gleich der Differenz der Schwingungszahlen der zusammenwirkenden Töne ist, auch noch Summationstöne auftreten, deren Schwingungszahl der Summe der Schwingungszahlen entspricht.
(lat.), zusammenpaaren, verbinden, zusammenfassend vereinigen, um ein Ergebnis daraus zu gewinnen;
vgl. Kombination. ¶