von
Farbstoffen, dann aber auch zur quantitativen Bestimmung aller
Körper, welche gefärbte
Lösungen liefern. Bei allen Kolorimetern
vergleicht man die Färbung der zu untersuchenden
Flüssigkeit mit der einer andern
Lösung (Normallösung) oder mit der eines
farbigen
Glases und zwar in der
Weise, daß man die zu prüfende gefärbte
Flüssigkeit so lange mit
Wasser
oder
Weingeist verdünnt, bis ihre Färbung jener der Normallösung oder des Normalglases gleichkommt, oder in der
Weise, daß
man so lange die
Dicke der
Schicht der zu untersuchenden
Flüssigkeit ändert, bis das gleiche
Resultat erzielt ist.
Auf dem ersten
Prinzip beruhen die Kolorimeter von
Houton-Labillardière und Salleron, auf dem zweiten die von Collardeau
und
Reineck, während bei
Müllers Komplementärkolorimeter die Tiefe der Färbung ermittelt wird durch Messung der
Schicht
einer färbenden
Flüssigkeit, welche erforderlich ist, mit einem komplementärfarbigen Normalglas
Weiß zu geben. Bei Dubosqs
Kolorimeter (s. Figur) wird die
Flüssigkeit, deren
Farbe zu bestimmen ist, in den Glascylinder C gegossen, die
Vergleichsnormallösung in C'. In beide
Cylinder tauchen die am untern Ende mit einer Glasscheibe verschließbaren
Cylinder
T und T', welche in senkrechter
Richtung verschiebbar sind.
Die jedesmalige
Entfernung zwischen den
Scheiben und den
Böden der
Cylinder C C' kann an einem
Nonius
[* 2] abgelesen werden. DerSpiegel
[* 3] M sendet
Licht
[* 4] durch C C' auf zwei Fresnelsche Parallelepipede PP; in welchen es durch totale
Reflexion
[* 5] so gebrochen und reflektiert
wird, daß ein bei A durch das
Fernrohr
[* 6] schauender Beobachter ein in zwei Hälften geteiltes Gesichtsfeld erblickt. Man stellt
beide Hälften zu gleicher Farbenintensität ein und liest dieStellung der
CylinderT T' ab. Die
Höhen
der Flüssigkeitsschichten verhalten sich umgekehrt wie die in ihnen enthaltenen Farbstoffmengen. Zur Bestimmung des Färbungsgrades
von Zuckersäften etc. hat
Stammer ein auch für andre
Zwecke geeignetes Chromoskop konstruiert, bei welchem die
Lösung mit
einem gefärbten
Glas
[* 7] verglichen wird. Die
Dekolorimeter von
Payen, Ventzke und
Greiner sind ebenfalls für
die Zuckerfabrikation konstruiert, durch Stammers
Apparat aber mehr oder weniger verdrängt worden. Vgl.
Analyse, S. 528.
die Urbewohner des
Küstenstrichs von
Alaska, welcher sich vom
Eliasberg südostwärts bis zum Dixonsund erstreckt, sowie
der vorliegenden Küsteninseln, namentlich des
Alexander-Archipels. Sie zerfallen in zwei
Stämme: die Stikhin-Kwan, am Stikhinfluß,
und die Sitkin-Kwan, an der Sitkabai bei Neuarchangel und auf den benachbarten
Inseln.
Ihre Gesamtzahl gibt der
Zensus von 1880 auf 6757
Seelen an. Die Koloschen bilden den Übergang zu den Nutkaindianern auf der Vancouverinsel, sprechen
aber
Dialekte, die von denen ihrer Nachbarn bedeutend abweichen.
Sie sind in ihrem Äußern (s. Tafel
»AmerikanischeVölker«,
[* 15] Fig. 2), namentlich ihrer gelbbraunen
Farbe, einigermaßen verschieden
von den übrigen
IndianernNordamerikas, durchschnittlich klein, aber wohlgebaut und kräftig, führen
meist ein seßhaftes
Leben in Rindenhütten oder Blockhäusern und zeigten, ehe sie durch
Branntwein u. a. herunterkamen, große
Geschicklichkeit in Anfertigung von Haarschmuck aus
Walroß- und Haifischzähnen, Klappern,
Waffen,
[* 16] Götzenbildern, Kriegermasken,
Schnitzereien etc. Auch verwendeten sie vor Ankunft der
EuropäerKupfer
[* 17] zur Verfertigung ihrer
Dolche und Lanzenspitzen, doch
weiß man über den Ursprung des Metalls nichts; jetzt sind sie im
Besitz von
Gewehren. Gegenwärtig wird
nur noch das Korbflechten von
Frauen und Mädchen mit großer Gewandtheit betrieben. Im übrigen sind
¶
mehr
die noch immer dasselbe, kühne und schlaue Volk wie vor 100 Jahren, das den Fremden bei der Jagd auf Seehunde, Seelöwen und Pelztiere
unentbehrliche Dienste
[* 19] leistet. IhrePirogen, die oft 50-60 Menschen fassen können, bestehen aus ausgehöhlten Baumstämmen
oder aus Holzgestellen, die mit Seehundsfellen überzogen werden. Wasser, Regen, Wälder, Bären, Fische
[* 20] etc.
fassen sie als feindliche Mächte auf, deren Gunst man sich um jeden Preis erwerben muß, und an deren Spitze ein namenloses
Wesen steht, der Inbegriff des Todes, der Zerstörung und alles Unglücks.
Von großem Einfluß sind immer noch die sogen. Medizinmänner, die als Lehrer, Priester, Propheten und
Dichter in Einer Person fungieren. Der Unsterblichkeitsglaube ist bei den Koloschen vorhanden, doch beruht er auf sehr materiellen
Anschauungen. Es besteht eine Adelsklasse und der Gebrauch des Totem; die Kriegsgefangenen werden zu Sklaven gemacht, bei Leichenbegängnissen
auch geopfert.
im Altertum Stadt in Phrygien, am Lykos (Nebenfluß des Mäandros), deren Bewohner sich durch
Fabrikation und Färben von Wolle auszeichneten.
Unvergeßlich ward der Name der Stadt durch des ApostelsPaulusBrief an die dortige
Christengemeinde, eine der ersten in Kleinasien. Im Mittelalter trat das nahe Chonä an Kolossäs Stelle, und diesen Namen (Chonas)
führt noch heute ein Dorf unweit der Ruinen Kolossäs.
[* 18] (jetzt Coliseo), das berühmte, von Vespasian begonnene und von Titus 80 n. Chr. vollendete
Flavische Amphitheater in Rom, welches bei einer Achsenlänge von 185 m, einer Achsenbreite von 156 m und einer Höhe von 48½
m in der ursprünglichen, jetzt teilweise durch Abbruch verringerten Ausdehnung
[* 35] eine Ellipse
[* 36] von 524 m umschloß und 85,000
Zuschauer faßte. Auf einem mächtigen Unterbau, der die Behälter der wilden Tiere und die Maschinerien
für szenische Veränderungen aller Art enthielt und jetzt zur Hälfte wieder ausgegraben ist, ruhte die Arena, welche bedeutend
kleiner als gegenwärtig war (die beiden Achsen 77:46½ m). Von hier ab erhoben sich terrassenförmig die Sitzreihen, deren
oberste von einer stattlichen Säulenstellung umgeben war.
Der oben offene Raum wurde zum Schutz gegen Sonne
[* 37] und Regen mit mächtigen, an riesigen Mastbäumen befestigten prachtvollen Teppichen
überspannt. Über den drei untern Stockwerken der Außenseite, welche innen die Um- und Zugänge zu den Sitzreihen, außen
die mit Rundbogen geschlossenen, mit Statuen ausgestatteten Fensteröffnungen enthielten (vgl. nebenstehenden
Durchschnitt und Aufriß), befand sich das dem erwähnten Säulengang entsprechende, undurchbrochene vierte Stockwerk mit den
zur Aufnahme jener Mastbäume bestimmten Konsolen. Um dem Äußern eine noch lebendigere Gliederung zu geben, waren die beiden
untern Stockwerke mit dorischen und ionischen, die beiden obern Geschosse
[* 38] mit korinthischen Halbsäulen geschmückt; alle
äußern und konstruktiv wichtigern Teile sind aus Travertinquadern, die übrigen Teile aus Backsteinen hergestellt.
ein in Böhmen
[* 40] und Österreich
[* 41] begütertes altes Adelsgeschlecht slawischen Ursprungs, dessen ältester Stammsitz
in Oberkrain gesucht wird, jedenfalls aber auf böhmischer Erde heimisch und hier emporgekommen, bestand früher
aus vielen Linien, von denen gegenwärtig nur noch die seit 1674 reichsgräfliche Hauptlinie Kolowrat-Krakowsky übrig ist, die
sich wieder in drei Zweige: Brzeznitz, Radenin und Teinitzl, teilte,
von denen nur noch die mittlere, deren HauptGrafPhilipp
ist, blüht.
Der letzte Vertreter der ältesten, 1660 in den Reichsgrafenstand erhobenen Linie, Kolowrat-Liebsteinsky, war
FranzAnton, geb. 31. Jan, zu Prag.
[* 42] Derselbe trat in den österreichischen Staatsdienst, ward 1807 zum Stadthauptmann von Prag,
sodann 1810 an Stelle des GrafenWallis
zum Oberstburggrafen von Böhmen wie zum Präsidenten der böhmischen Stände ernannt und zeichnete
sich in dieser Stellung durch Besonnenheit, Charakterfestigkeit und Milde aus, während seine Arbeitskraft
nicht hoch geschätzt wurde und er meist andre für sich arbeiten ließ.
Besondere Verdienste erwarb er sich um die Belebung des Nationalgefühls der Böhmen durch Forderung des Studiums der böhmischen
Sprache und Geschichte sowie durch Sammlung von historischen und ethnographischen Denkmälern, welchen Bestrebungen er in der
Gründung des vaterländischen Museums einen Mittelpunkt gab. GleichePflege wie der Wissenschaft und Kunst ließ er Wohlthätigkeitsanstalten
angedeihen, wie denn das reorganisierte Armeninstitut, die Sparkasse etc. ihm ihre Entstehung verdanken.
Nicht minder faßte er die materiellen Interessen des Landes ins Auge
[* 43] und erstrebte unter anderm Handelsfreiheit, allmähliches
Aufhören des intellektuellen wie des merkantilischen Prohibitivsystems, Reduktion des stehenden Heers und
Wiederbelebung der längst verkommenen historischen Provinzialstände, wenigstens als Kreditanstalt. 1825 ward er von Kaiser Franz
gleichsam als Gegengewicht gegen Metternich in das Staatsministerium nach Wien berufen und machte, namentlich seit Ferdinands
Regierungsantritt (1835), seinen Einfluß zu gunsten einer versöhnlichen Politik geltend. Infolge der
Ereignisse vom März 1848 trat Kolowrat, nachdem er 21. März bis 4. April an der Spitze eines neuen Ministeriums gestanden, aus dem öffentlichen
Dienst zurück und starb, eine humane, den Künsten und Wissenschaften stets befreundet gebliebene Persönlichkeit, in
Wien kinderlos.
(griech.), Instrument zur Tamponade der Scheide, besteht aus einer mittels eines Messinghahns verschließbaren
Kautschukblase.
Der Kolpeurynter wird zusammengefaltet in die Scheide eingeführt und nun mit Wasser aufgespritzt, worauf der Hahn
[* 44] geschlossen
wird.
Man benutzt den Kolpeurynter bei Blutungen aus der Gebärmutter,
[* 45] ferner wenn bei schon eingeleiteter Geburt die Wehen wieder nachlassen
und man sowohl eine Verstärkung
[* 46] der Wehen als auch einen Gegendruck gegen die springfertige Blase wünscht.
Adolf, Begründer der katholischen Gesellenvereine, geb. zu Kerpen bei Köln
[* 47] erlernte das Schuhmacherhandwerk,
studierte dann in Köln und Bonn
[* 48] Theologie, wurde 1845 Priester, gründete 1846 in Elberfeld
[* 49] einen Gesellenverein,
ward 1849 Domvikar in Köln, 1862 Rektor der Minoritenkirche und starb, zum apostolischen Notar und päpstlichen Geheimkämmerer
ernannt, in Köln. Über seine bemerkenswerte Wirksamkeit auf praktisch-
¶
(griech., Elytroraphie), künstliche Verengerung der Scheide durch Ausschneiden von Stücken der Schleimhaut
und Vernähen der Wundränder zur Heilung von Gebärmutter- und Scheidenvorfall.
(franz.), hausieren, von Haus zu Haus tragen, auch im übertragenen Sinn: Nachrichten durch Weitererzählen
verbreiten;
Kolporteur (spr.-ör), Hausierer, Tabulettträger;
bei uns besonders eine Person, welche meist im Auftrag von
Buchhändlern, Antiquaren etc. Bücher, Zeitungen u. dgl. zum Verkauf herumträgt oder
Subskribenten etc. sammelt;
daher Kolportageschriften (Kolportageromane etc.), Druckwerke, namentlich
lieferungsweise erscheinende Drucksachen, welche hauptsächlich auf den Vertrieb durch Kolporteure berechnet sind.
Neben
einer geringwertigen Litteratur finden durch den Kolportagebetrieb in neuerer Zeit auch wertvolle und für die Volksbildung
hochwichtige litterarische Unternehmungen (encyklopädische, populär-wissenschaftliche Werke) eine erhebliche Unterstützung.
Schriften und Bildwerke, welche in sittlicher oder religiöser Beziehung Ärgernis zu geben geeignet
sind, oder welche mittels Zusicherung von Prämien oder Gewinnen vertrieben werden, sind nach der Gewerbenovelle vom von der
Kolportage ausgeschlossen.
Außerdem hat derjenige, welcher Schrift- und Bildwerke im Umherziehen feilbieten will, ein Verzeichnis derselben der zuständigen
Verwaltungsbehörde seines Wohnortes zur Genehmigung vorzulegen, welche nur dann zu versagen ist, wenn
das Verzeichnis Druck- oder Bildwerke solcher Art enthält, wie sie vom Kolportagevertrieb ausgeschlossen sind. Nur die in
dem genehmigten Verzeichnis aufgeführten Schriften und Bildwerke darf der Kolporteur während der Ausübung seines Gewerbebetriebs
bei sich führen. Im übrigen bedarf derselbe, wie jeder Hausierer, eines Wandergewerbescheins und ist überhaupt
den Bestimmungen für den Gewerbebetrieb im Umherziehen unterworfen. Dagegen wird der Buchhandlungsreisende, der nur
Muster
und Probeexemplare mit sich führt und Bestellungen darauf entgegennimmt, als Handlungsreisender (s. d.) angesehen.
Vgl. Deutsche
[* 53] Gewerbeordnung, § 56, Nr. 10, § 55, 56a ff.,
§ 44, 44a; Baumbach, Der Kolportagebuchhandel und die Gewerbenovelle (Berl. 1883).
[* 50] (lat.), Taubenhaus; dann wegen der Ähnlichkeit
[* 57] Bezeichnung für altrömische Grabkammern mit reihenweise
übereinander angebrachten Nischen zur Aufnahme der Aschenurnen. Gräber solcher Art finden sich nur in Rom und dessen nächster
Umgebung und stammen fast sämtlich aus dem 1. Jahrh. n. Chr. Sie hatten die Bestimmung, bei möglichst sparsamer Anlage und
Ausschmückung doch für die Asche möglichst vieler Verstorbenen Raum zu gewähren; sie waren halb oder
ganz unterirdisch und die thönernen Aschentöpfe (ollae) in die Mauer selbst so eingebaut, daß über der Mündung die kleine
(ca. ½ m breite) Nische sich öffnete, um die Beisetzung der Asche (die Leichenverbrennung
[* 58] ist dabei als
allgemein üblich vorausgesetzt) zu ermöglichen.
Über den Nischen angebrachte Marmortäfelchen gaben die Namen der Beigesetzten an (vgl. Abbildung). In der Regel wurden solche
Kolumbarien von reichen Leuten angelegt, deren Sklaven und Freigelassene zu zahlreich waren, um in dem Familienbegräbnis
Platz zu finden, und namentlich auch die Kaiser und deren Gemahlinnen ließen dergleichen Massenbegräbnisse
erbauen. Erhalten sind deren mehrere, unter andern ein von der Livia, der Gemahlin des Augustus, für ihre Freigelassenen an der
Appischen Straße in Rom errichtetes Kolumbarium, das 1726 aufgefunden wurde.
Auch für arme Leute, die zur Erwerbung eines eignen Grabes nicht die Mittel hatten, legten Spekulanten in
Rom gemeinsame Begräbnisse an, in denen man einen Platz erwerben konnte. Noch gewöhnlicher wurden Kolumbarien von religiösen
oder gewerblichen Vereinen für ihre Mitglieder gestiftet oder auch von eignen Sterbekassengesellschaften errichtet, die den
Beteiligten gegen einmalige Kapitalzahlung und laufende Beiträge das Anrecht auf ein anständiges Leichenbegängnis und
eine Grabnische sicherten. Die Zahl der jetzt bekannten Kolumbarien beträgt mehr als 100. In unsrer
Zeit hat man den Namen Kolumbarium auch auf die Halle
[* 60] übertragen, in welcher die Urnen mit der Asche der in den modernen Feuerbestattungsöfen
(Gotha)
[* 61] verbrannten Leichen beigesetzt werden.
eine
Republik im nordwestlichen Teil des südamerikan. Kontinents, erstreckt sich (mit Einschluß des politisch dazu gehörigen
DepartementsPanama)
[* 66] von 12° 30' nördl. bis 2° 40' südl. Br. u. 67° 30'-83° westl. L. v. Gr.,
grenzt nördlich an den zentralamerikanischen StaatCostarica und das Karibische Meer, östlich an Venezuela
und an Brasilien,
[* 67] südlich an Peru und Ecuador, westlich an den StillenOzean und hat im oben bezeichneten Umfang (der jedoch von
den Nachbarstaaten nicht überall anerkannt wird) einen Flächeninhalt von 857,945 qkm (15,582,2
QM.). Die Weltlage Kolumbiens, zwischen zwei Weltmeeren, ist äußerst günstig und auch
die Küstenbildung des Landes, wenigstens im N., eine sehr vorteilhafte. Am KaribischenMeer sind an der Westseite der Halbinsel
von Goajira die Bahia Honda,
[* 68] Bahia Portete, die Bai oder Lagune von Santa Marta, welche die östlichen Mündungsarme des Rio
[* 69] Magdalena
empfängt, und weiter westlich der herrliche Hafen von Cartagena zu bemerken.
Unter den zu Kolumbien gehörigen Inseln sind der aus zehn Inseln bestehende Perlenarchipel im Golf von Panama und
die 518 qkm große InselCoiba die bedeutendsten; die übrigen sind meist unbewohnte Eilande. Die Bodenbeschaffenheit des Landes
ist sehr mannigfaltig. Dasselbe wird von drei zu der Andeskette gehörigen Gebirgszügen durchschnitten, die vom Gebirgsknoten
von Pasto ausgehen, fast parallel nach N. streichen und durch die Längenthäler des Cáuca und Magdalenenstroms geschieden werden.
Auf der mittlern Kette, der Kordillere von Sumapaz oder Quindiu, liegen die höchsten Berge des Landes, unter ihnen der Pan
[* 70] de
Azucar (4870 m) und die Vulkane
[* 71] von Purace (4700 m) und Tolima (5584 m), wahrscheinlich der höchste Gipfel
Südamerikas nördlich vom Äquator. Die östliche Kette durchstreicht das Plateau von Cundinamarca (Bogotá) und hat beim Übertritt
nach Venezuela noch einen Gipfel von 3910 m Höhe. Die westliche oder Küstenkordillere endlich hat eine Kammhöhe von kaum 1500 m.
Ihr höchster Gipfel ist der Cerro Munchique (3012 m). Sie sendet unter 5° nördl. Br. einen Arm nach der
Küste, der den wasserreichen Atrato vom StillenOzean trennt und beim Übertritt auf die Landenge von Panama zur Hügelkette herabsinkt.
Abgesondert von den genannten Ketten liegt im nördlichen Teil des Gebiets noch die Sierra de Santa Marta
(5100 m). In Kolumbien sind die kristallinischen Massengesteine fast überall unter jüngern
Schichten versteckt. Die thätigen Vulkane liegen auf der mittlern Kette und gruppieren sich
um den Cumbal (4790 m), den Pasto
(2544 m) und den Tolima; auch Erdbeben
[* 72] sind nicht selten, doch treten sie in der Regel nicht so zerstörend
auf wie in Zentralamerika. Der ganze östliche Teil der Republik ist Tiefland, wo sich die Becken der großen Zuflüsse des
Amazonenstroms und des Orinoko: des Putumayo, Caqueta, Rio dos Vaupes, Guayabero und Meta, ausbreiten.
Das Klima
[* 73] ist infolge der verschiedenen Bodenbeschaffenheit der einzelnen Gegenden im höchsten Grad wechselvoll; man kann
im Lauf eines Tags alle Klimate der Erde und alle Jahreszeiten
[* 74] durchwandern. In die Region des ewigen Schnees,
dessen untere Grenzlinie am Tolima in 4687 m Höhe liegt, ragen nur die höchsten Spitzen des Gebirges. Ihr zunächst folgt die
Region der Páramos (rauhe und windige, unbewohnte Bergeinöden); hier beträgt die mittlere Temperatur nicht unter 10° C.,
Nebel sind häufig, und nicht selten fällt auch Schnee.
[* 75]
Die dritte Region, die Tierra fria (1500 bis 3000 m), nimmt einen großen Teil des Hochlandes ein, und eine noch größere
Ausdehnung hat die mildere Tierra templada (zwischen 500 und 1500 m Höhe), zu der außer den untern Stufen der Kordilleren und
deren niedrigern Ausläufern die Thäler des Magdalenenstroms und des Cáuca gehören. Der bei weitem größte
Flächenraum gehört aber der Tierra caliente an, die sich über die Küstenebenen, die untern Thäler des Cáuca und Magdalena
und das ungeheure Tiefland im O. erstreckt.
Die mittlere Jahrestemperatur an den Küsten beträgt etwa 29° C., in der Tierra templada 22-25° C., in der
Tierra fria 12 bis 20° C. (z. B. in Bogota, 2611 m ü. M., 14,4° C., und dort herrscht
bei den nie aufhörenden Regen ein beständiger April). In den Tiefebenen im O. der Andes unterscheidet man zwei tropische Jahreszeiten
zu je 6 Monaten, an den Küsten des StillenOzeans dagegen regnet es das ganze Jahr hindurch. Auf den Hochebenen
sind April und November die regenreichsten Monate, in den Páramos dagegen Juli und Februar. Im allgemeinen kann man das Land
als gesund bezeichnen; wirklich der Gesundheit verderblich sind nur die sumpfigen, feuchten Küstenniederungen mit ihrem übermäßig
heißen Klima.
Die Fauna Kolumbiens gleicht ungefähr der von Zentralamerika, sowohl in Beziehung auf die nützlichen
Tiere (Hirsche,
[* 76] Tapire, Armadille, Taubenarten etc.) als auf die schädlichen und lästigen (Jaguare, Schlangen,
[* 77] Moskitos, Niguas,
Flöhe etc.), welch letztere auch in den gemäßigten Teilen des Innern vielerorts eine
Art Landplage bilden. Außerdem gesellen sich hierzu noch mehrere Arten von Termiten
[* 78] und periodisch (alle
6-10 Jahre) Zugheuschrecken. In den zum Teil mit üppigem Graswuchs bedeckten Ebenen (Llanos) des Ostens finden sich große Herden
wilden Rindviehs und in den Strömen zahlreiche Alligatoren. Die Flora des Landes ist den geschilderten klimatischen Verhältnissen
gemäß eine sehr mannigfache und infolge der günstigen Bodenbeschaffenheit fast überall eine ungemein
üppige. Ausgedehntere Strecken sterilen Landes kommen gar
¶
Besonders zwei Arten derselben sind für das Land charakteristisch: die Wachspalme (Ceroxylon) und der Palmito oder die Mostpalme
(Oreodoxa frigida). Sehr schöne Bäume sind die Encinas, welche mit den Cedrelaceen prächtig kontrastieren. Auch die Cinchonen
finden sich in verschiedenen Spezies fast in allen Teilen des Landes, am wertvollsten in der Höhe zwischen 2600 und 3000 m
(der Nebelregion der Andeskette, mit einer mittlern Temperatur von 12-13° C.), und namentlich an den Abhängen des Plateaus
von Bogotá nach dem Magdalenenstrom hin.
Der Kautschukbaum kommt in drei Arten vor. Auch treffliches Bauholz liefert der Urwald, namentlich eine für
Schiffbau vorzüglich geeignete Zedernart und auch Mahagoni, ferner Brasilholz und Dividivi (Caesalpinia coriaca), welche einen
wichtigen Ausfuhrartikel bilden, Steinnüsse (Tagua, Ivory nuts, von einer Pandanusart), während die in Zentralamerika so wichtigen
Mahagonischlägereien in Kolumbien nicht vorkommen. Endlich finden sich auch wohlriechende Harz- und Gummiarten sowie Balsamarten
(namentlich peruvianischer) reichlich. Einen durchaus andern Charakter als der Wald im W. hat der auf den
Abhängen der Sumapaz, weil aus andrer Formation stehend, und die Palmen (darunter eine mit glänzend weißem Stamm) zeigen
nicht die mindeste Ähnlichkeit mit denen des Quindiugebirges. Vanille wächst vielfach wild, wird aber nicht zur Ausfuhr
gesammelt.
Die Republik von Kolumbien umfaßt die unten aufgeführten 9 Departements nebst 7 Territorien, welche zeitweise
von den Departements, innerhalb deren Gebiet sie liegen, der Zentralregierung überlassen werden, die sie durch Präfekten
verwalten läßt, wobei Hauptzweck deren Entwickelung oder die Heranbildung wilder Indianerstämme ist.
Zu
dieser Einwohnerzahl würden noch etwa 50,000 nicht zivilisierte Indianer (Indios bravos) zu rechnen sein. Im J. 1880 schätzte
man die Bevölkerung
[* 82] auf 4 Mill. Seelen, einschließlich von 220,000 Indios Bravos. Auf 1000 Männer kamen 1870: 1058 Weiber.
Von der Gesamtbevölkerung sollen sein 1,600,000 Weiße und Mestizen mit vorwiegend europäischem Blut,
500,000 Ladinos (Mischlinge von Weißen und Indianern, mit vorwiegend indianischem Blut) und 500,000 Sambos (Mischlinge von Indianern
und Negern). Neger sind nicht gerade zahlreich. Die Bewohner zeichnen sich im allgemeinen durch Geschicklichkeit, Heiterkeit
und Gastfreiheit, die KreolenAntioquias (die »Neuengländer von Kolumbien«) insbesondere durch Handelsthätigkeit
aus. Sinn für Wissenschaft und Litteratur findet man bei den Gebildetern mehr als bei andern Südamerikanern.
Staatsreligion war bis 1886 die römisch-katholische. Früher überaus reich und mächtig, ist die Kirche seit Losreißung
des Landes von Spanien an Besitz und Ansehen gesunken. Es bestehen zur Zeit noch ein Erzbistum (in Bogotá)
und acht Bistümer. Anhänger andrer Glaubensbekenntnisse erfreuen sich vollkommener Duldung. Von höhern Unterrichtsanstalten
gibt es eine Universität zu Bogotá, die freilich wenig besagen will, und eine ziemliche Anzahl von Colegios und Priesterseminaren.
Für das Volksschulwesen ist seit den 70er Jahren viel geschehen.
[Bodenkultur, Erwerbszweige.]
Die Bodenkultur steht noch auf sehr niedriger Stufe. Obschon die Kulturpflanzen
aller Zonen vorzüglich gedeihen, wird davon doch kaum genug für den eignen Bedarf gebaut und selbst dies mit sehr geringer
Sorgfalt. Als Hauptnahrungsmittel dienen Mais, Maniok und Bananen, welch letztere fast ohne alle Kultur wachsen. Reis wird wenig
(im Cáucathal), Weizen nur in der Tierra fria gebaut; auch der Anbau von Kakao ist für den starken Verbrauch nicht ausreichend.
Die einzigen Kulturpflanzen, welche ansehnliche Exportartikel bilden und bei einer weniger indolenten Bevölkerung noch ganz
andre Resultate liefern könnten, sind Kaffee, der in der Tierra fria vortrefflich gedeiht, und besonders
Tabak,
[* 83] dessen Anbau seit Abschaffung des Tabaksmonopols (1849) durch die Betriebsamkeit deutscher Unternehmer eine beträchtliche
Ausdehnung gewonnen hat. Die besten Sorten sind die von Ambalema, Chiron und El Carmen im Magdalenenthal, Palmira im Cáucathal.
Auch Indigo
[* 84] und Baumwolle
[* 85] gedeihen vortrefflich; eine Agavefaser (figne) wird zu Säcken, Tauwerk etc. verwendet.
Zucker
[* 86] wird ziemlich viel in den tiefern Thälern gebaut, bildet aber keinen Ausfuhrartikel.Viehzucht
[* 87] bildet in einigen Landesteilen
die Hauptbeschäftigung der Einwohner, kann sich aber infolge der häufigen Bürgerkriege nicht entwickeln. Unter den Mineralien
[* 88] des Landes nimmt Gold,
[* 89] welches in ausgedehnten Lagern fast in allen Departements (am reichsten in Antioquia)
vorhanden ist, den obersten Rang ein; die Ausbeute beträgt trotz des unvollkommenen Betriebes jährlich 10-12 Mill. Pesos.