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der Bergpredigt« (das. 1887). Ferner veröffentlichte er mehrere kleinere Schriften über die soziale Frage und gibt seit 1880 mit W. Baur und E. Frommel die »Neue Christoterpe« heraus.
der Bergpredigt« (das. 1887). Ferner veröffentlichte er mehrere kleinere Schriften über die soziale Frage und gibt seit 1880 mit W. Baur und E. Frommel die »Neue Christoterpe« heraus.
(Kagalnik, Kunduk), ein 160 km langer Fluß im russ. Gouvernement Bessarabien, ergießt sich auf türkischem Gebiet in den Salzsee Sasyk.
Seine Ufer sind stark bevölkert, namentlich durch deutsche Kolonisten.
kogitabel, denkbar;
Kogitation, Nachdenken, Erwägung.
(spr. konnjack), s. Franzbranntwein. ^[= (Weinbranntwein, Weinsprit, Esprit de vin), in weinreichen Ländern, namentlich in Frankreich, ...]
(Kognakäther, Kognakessenz), zur Darstellung von künstlichem Kognak bestimmte Präparate, teils s. v. w. Drusenöl (s. d.), teils Pelargonsäureäthyläther aus ätherischem Rautenöl, teils sogen. Kocinsäureäthyläther, d. h. ein zusammengesetzter Äther, welchen man aus dem aus Kokosseife abgeschiedenen Gemenge von Fettsäuren erhält. Dies Fettsäuregemenge wurde früher für eine eigentümliche Säure (Kocinsäure) gehalten, besteht aber aus Laurin-, Myristin- und Palmitinsäure, Kapryl-, Kaprin- und Kapronsäure; löst man es in Alkohol und leitet Chlorwasserstoff [* 2] in die Lösung, so scheidet sich nach dem Verdünnen mit Wasser ein gelbliches, nach Reinetten riechendes Öl, der sogen. Kocinsäureäthyläther, aus, welcher sich zur Nachahmung des Kognakaromas recht gut eignet.
Kognation, s. v. w. Blutsverwandtschaft, ^[= s. Cognatio, Verwandtschaft.] s. Verwandtschaft
(lat.), Erkenntnis, Untersuchung, besonders gerichtliche (s. Cognitio);
kognoszieren, erkennen, gerichtlich untersuchen.
(lat.), zusammenhaften, -hängen, Kohäsion (s. d.) zeigen;
Kohärenz, Zusammenhang;
eins der reichsten ungar. Magnatengeschlechter, hat seinen Namen vom Schloß Kohár in der Szalader Gespanschaft, welches nach der Familiensage Konrad, Graf von Ungarisch-Altenburg, 1061 vom König Salomon erhalten haben soll, und nach dem sich das Geschlecht seit 1111 nannte. Bedeutend wird das Geschlecht erst seit Emmerich [* 3] in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. Es wurde 1616 in den Freiherren-, unter Wolfgang Kohary (gest. 1704) in den Grafen- und 1815 in den Fürstenstand erhoben, erlosch aber schon mit dem Fürsten Franz Joseph, k. k. Kämmerer und Hofkanzler in Ungarn, [* 4] in männlicher Linie.
Dessen einzige Tochter, Antonie (geb. gest. übertrug Namen und Güter auf ihren Gemahl, den Herzog Ferdinand Georg von Sachsen-Koburg-Gotha (geb. seitdem Koburg-Kohary, welcher als österreichischer General der Kavallerie starb. Die Kinder aus dieser Ehe waren: Ferdinand, geb. Gemahl der 1853 verstorbenen Königin Maria II. da Gloria von Portugal [* 5] (gest. August, geb. österreichischer Generalmajor und königlich sächsischer Generalleutnant, Gemahl der Prinzessin Klementine von Orléans, [* 6] gest. mit Hinterlassung von drei Söhnen, von denen der jüngste, Prinz Ferdinand (geb. 1887 zum Fürsten von Bulgarien [* 7] gewählt wurde; Viktoria, geb. Gemahlin des Herzogs von Nemours, gest. u. Leopold, geb. k. k. Generalmajor a. D., gest.
(lat.), die molekulare Anziehungskraft, welche zwischen den benachbarten Teilchen eines festen Körpers thätig ist und welche, wenn man die Teilchen durch eine äußere Kraft [* 8] voneinander zu entfernen sucht, die Trennung derselben zu verhindern strebt. Die Festigkeit [* 9] (s. d.), d. h. der Widerstand, welchen ein Körper gegen das Zerreißen, Zerbrechen, Zermalmen, Zerdrehen leistet, ist demnach eine Äußerung der Kohäsion;
ebenso die Härte (s. d.), d. h. der Widerstand;
welchen ein Körper dem Ritzen seiner Oberfläche entgegensetzt. Je nach der Art, wie die Trennung der Teilchen erfolgt, wird das Verhalten der Körper hinsichtlich ihrer Kohäsion verschieden bezeichnet;
wird der Zusammenhang nicht sogleich völlig gelöst, sondern geht dem Zerreißen eine beträchtliche und bleibende Gestaltsänderung vorher, so heißt der Körper geschmeidig;
die Geschmeidigkeit selbst wird wieder je nach der besondern Art der Einwirkung Dehnbarkeit oder Streckbarkeit, Hämmerbarkeit, Schweißbarkeit, Knetbarkeit, Biegsamkeit, Zähigkeit genannt.
Erfolgt die Trennung plötzlich und ohne vorangegangene merkliche Formänderung, so heißt der Körper spröde. Harte Körper sind in der Regel spröde, weiche dagegen geschmeidig. Die Teile geschmeidiger Körper lassen sich durch bloßes Zusammenpressen wieder zu einem Ganzen vereinigen; so werden z. B. Platingeräte durch Zusammenpressen des Platinschwammes hergestellt und zwei glühende Eisenstücke durch Zusammenschweißen miteinander zu einem Stück vereinigt.
Alle diese Eigenschaften scheinen weniger durch die stoffliche Beschaffenheit der Teilchen als vielmehr durch das Gefüge, d. h. die gegenseitige Anordnung der Teilchen, bedingt zu sein; dafür spricht, daß dieselben oft durch geringe Beimengungen einer andern Substanz sowie durch Temperaturwechsel beträchtlich geändert werden. Am bekanntesten ist ist dieser Beziehung das Eisen, [* 10] welches durch eine geringe Vermehrung seines Kohlenstoffgehalts zu Stahl wird.
Kupfer [* 11] gewinnt durch Zusatz von etwas Zinn an Härte. Der erhitzte Stahl wird durch rasches Abkühlen gehärtet, die Kupferzinnlegierung dagegen wird durch dasselbe Verfahren weniger hart. Beim Abkühlen eines erhitzten Stahlstücks wird zuerst die Oberfläche kalt und zieht sich zusammen, während das Innere noch heiß und ausgedehnt bleibt; erkaltet nachher auch der Kern, so findet er in der wie ein Gewölbe [* 12] widerstehenden Hülle ein Hindernis gegen die natürliche Zusammenziehung. So geraten die äußern Teilchen in einen Zustand gewaltsamer Pressung, die innern aber in einen Zustand gewaltsamer Spannung, der sich als Sprödigkeit offenbart. Dasselbe gilt von rasch abgekühltem Glas [* 13] (vgl. Glasthränen und Bologneser Flasche). Die flüssigen Körper besitzen nur geringe Kohäsion; über die Kohäsionserscheinungen der Flüssigkeiten s. Kapillarität. Die luftförmigen Körper haben gar keine Kohäsion.
(hebr.), der Prediger Salomos (s. d.). ^[= ("der Friedliche"), König von Israel, Sohn Davids von der Bathseba und dessen Nachfolger ...]
(hebr., Mehrzahl Kohanim), s. v. w. Priester. ^[= (v. griech. presbyteros, lat. sacerdos), die Verwalter des religiösen Kultus, die berufsmäßigen ...]
Baba, s. Kuhi Baba. ^[= Gebirgsstock in Zentralasien, am Südende des Hindukusch, etwa 5484 m hoch; auf der Südseite ...]
(lat.), zurückhalten, mäßigen;
Kohibition, Verbot, Einhalt.
s. Diamant, ^[= # (Demant, griech. u. lat. Adamas; hierzu Tafel "Diamanten"), Mineral aus der Ordnung ...] [* 14] S. 932.
Name verschiedener Berglandschaften in Asien, [* 15] so in Persien, [* 16] Afghanistan, [* 17] Belutschistan, Turkistan u. a.
Gattung aus der Familie der Kruciferen [* 18] (s. Brassica), im engern Sinn eine Art dieser Gattung, B. oleracea L., und besonders die von dieser Art durch die Kultur erhaltenen Abarten. Man unterscheidet:
1) Winterkohl (Gartenkohl, B. oleracea acephala Dec.), welcher der Stammform am ¶
nächsten steht, mit stielrundem, aufrechtem, hohem Stengel [* 20] und flachen, mehr oder weniger zerschlitzten oder krausen Blättern, welche sich nicht zum Kopf schließen. Hierher gehören: a) ewiger Kohl, Blattkohl, Baum- oder Kuhkohl (B. vulgaris Dec.), welcher 1,5-2 m hoch wird und viele flache, buchtig fiederspaltige, grüne oder rötliche Blätter treibt, die man namentlich von unten herauf zur Fütterung abbricht; b) Grünkohl (B. quercifolia Dec.), mit gespitzten, flachen, nicht oder nur schwach welligen Blättern; c) Braunkohl (B. crispa Garcke), mit krausen, fiederspaltigen, grünen oder bräunlichen Blättern mit länglich eingeschnittenen Lappen, verträgt viel Kälte und wird erst nach einem Spätherbstfrost speiserecht. Manche Varietäten desselben pflanzt man auch zur Zierde an. 2) Rosenkohl (B. gemmifera Dec.), mit aufrechtem, 30-60 cm hohem Stengel, halbgeschlossener großer Endknospe, vielen kleinen, völlig kopfig geschlossenen Seitenknospen und blasigen Blättern, die im Oktober ein feines Gemüse geben. Man legt die Stengel mit Wurzelballen in das Mistbeet und bedeckte sie mit Laub, damit sie bleicher und zarter werden.
3) Wirsing (B. sabauda L.) wird besonders in zwei Hauptarten, als gewöhnlicher Wirsing (Herzkohl, Börsch, welscher Kohl), mit blasigen Blättern und geschlossenen Köpfen, und als Savoyerkohl, mit kleinblasigen, am Rand fein krausen Blättern und offenen Köpfen, und in mehreren Varietäten in Gärten und auf Feldern gebaut. Die Kultur gleicht der des Kopfkohls (B. capitata L.). Dieser (auch Kappes, Kabis, Kraut) hat einen stielrunden, kurzen Stengel, konkave, meist völlig glatte Blätter, welche einen geschlossenen Kopf bilden.
Man unterscheidet gemeines Kraut, mit rundlichen, Yorker oder Filderkraut, mit spitz zulaufenden, und Rotkraut, mit rundlichen, weinroten Köpfen. Diese Abarten werden in vielen Varietäten und Sorten (Ochsenherz, Butterkraut, Zentnerkraut etc.) gebaut, und man unterscheidet Früh- und Spätkraut, von denen ersteres nur dem Garten [* 21] angehört und entweder im Herbst gesäet und unter Stroh- und Laubdecke überwintert (Winterkraut), oder erst im Frühjahr gesäet wird.
4) Beim Kohlrabi (Oberkohlrabi, B. gongylodes L.) erweitert sich der anfangs dünne Strunk zum fleischigen, grünweißen oder rotvioletten Knollen, [* 22] aus welchem die Blätter kommen. Den frühsten Kohlrabi erhält man vom Winterkohlrabi, den man im August säet und überwintert; doch ist derselbe weniger zart als der im Frühjahr gesäete, den man recht früh verstopfen muß.
5) Blumenkohl (Käsekohl, Karviol, B. botrytis L.) hat lange, glatte, flache, weißrippige Blätter, in deren Herzpunkt sich ein monströser fleischiger Stengel bildet, der an der Spitze seiner zahlreichen kurzen Äste weiße, fleischige Massen verwachsener Blüten trägt. Man unterscheidet Spargelkohl oder Broccoli, mit ausgebreiteten, rispenartig gestellten, fleischigen Sprossen, und den häufigern Karviol, mit gedrängt stehenden Ästen und dicht aneinander liegenden Blumen, von welchem wieder viele Varietäten vorkommen.
Dieser Kohl wird meist in Gärten gebaut, erfordert die größte Sorgfalt und kräftigste Düngung. Alle Kohlarten verlangen tief und sorgfältig, völlig gartenartig zugerichtetes Land und starke Düngung; man säet sie auf Pflanzbeete in geschützter, aber dem Durchzug der Luft geöffneter Lage (bei Gartenkultur in halbwarme Mistbeete) und vermeidet sorgfältig dicht gedrängten Stand (besonders bei Kohlrabi und Blumenkohl), damit die Pflanzen nicht spindelig werden.
Die Verpflanzung geschieht gewöhnlich mittels des Pflugs; die größern Sorten müssen am besten 60 cm weit voneinander zu stehen kommen, und man darf die Pflanzen nicht tiefer setzen, als sie im Beet standen. Die weitere Behandlung gleicht der bei der Runkelrübenkultur gebräuchlichen. Zur Samenkultur werden die schönsten Exemplare im Keller oder Garten überwintert und im Frühjahr auf ein recht kräftiges, sonniges Beet verpflanzt. Beim Kopfkohl muß man den Kopf an der Spitze mit einem flachen Kreuzschnitt anschneiden, damit der Blütenstiel durchbrechen kann. Der Kohl hat viele Feinde, welche an der Wurzel, [* 23] im Stengel und von den Blättern leben, dadurch junge Pflanzen häufig ganz vernichten, ältere stark beschädigen. Am schädlichsten sind die Raupen der Weißlinge, der Kohleule, des Kohlzünslers sowie Ackerschnecken, Erdflöhe und Engerlinge. Die Kohlarten enthalten:
Eiweißartige Körper | Fett | Zucker | Sonstige stickstofffreie Substanzen | Cellulose | Asche | Wasser | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Blumenkohl | 2,829 | 0.208 | 1,216 | 3,289 | 0.935 | 0.723 | 90,800 |
Grünkohl | 2,882 | 0.762 | 1,173 | 11,287 | 1,818 | 1,408 | 80,670 |
Savoyerkohl | 3,510 | 0.726 | 1,357 | 5,233 | 1,384 | 1,310 | 86,480 |
Rotkohl | 1,826 | 0.190 | 1,741 | 4,123 | 1,287 | 0.769 | 90,064 |
Weißkohl | 1,204 | 0.128 | 2.00 | 2,547 | 1,052 | 0.562 | 92,509 |
Kohlrabi | 2,658 | 0.119 | Spur | 4,411 | 1,289 | 1,093 | 90,430 |
Für den Winterbedarf muß der Kohl frostfrei und vor Austrocknung geschützt aufbewahrt werden. Dies geschieht am besten in Gruben unter Stroh-, Laub- oder Moosdecke. Man trocknet den Kohl auch oder setzt ihn in Gläser oder Büchsen ein, während der Weißkohl in großer Menge gehobelt und mit Salz [* 24] (und Gewürzen) in Fässern eingemacht wird. Er erleidet dabei eine saure Gärung und hält sich bis über das nächste Frühjahr hinaus (Sauerkraut, Sauerkohl, Scharfkohl, Zettelkraut). Kohl bildet das wichtigste Gemüse, wird in manchen Sorten auf weite Strecken versandt (afrikanischer Blumenkohl nach Norddeutschland) und im landwirtschaftlichen Betrieb auch als Viehfutter angebaut.
römischer, s. Beta. ^[= # Tourn. (Mangold), Gattung aus der Familie der Chenopodiaceen, ein- oder mehrjährige, kahle ...]
Johann Georg, ausgezeichneter Reiseschriftsteller, geb. zu Bremen, [* 25] studierte in Göttingen; [* 26] Heidelberg [* 27] und München [* 28] die Rechte, war dann Hauslehrer in Kurland, [* 29] bereiste später Livland und Rußland, namentlich Südrußland, und ließ sich 1838 in Dresden [* 30] nieder. Der Beifall, den seine Schriften: »Petersburg [* 31] in Bildern und Skizzen«, »Reisen im Innern von Rußland und Polen«, »Reisen in Südrußland« und »Die deutsch-russischen Ostseeprovinzen«, fanden, bestimmte ihn, sich ganz dem Fach der Reisebeschreibung zu widmen, und so veröffentlichte er seit 1842 eine Reihe interessanter Werke voll fesselnder Schilderungen über die meisten Länder Europas (über Österreich-Ungarn, [* 32] Steiermark [* 33] und Bayern [* 34] 1842, über England, Schottland und Irland 1843 und 1844, über Dänemark [* 35] und Schleswig-Holstein, [* 36] über die Niederlande, [* 37] Dalmatien und Montenegro [* 38] etc.). 1854 begab sich Kohl nach Nordamerika, [* 39] wo er vier Jahre lang neben seinen Reisen auch historischen und geographischen Studien sich widmete. Als Früchte seiner dortigen Thätigkeit sind hervorzuheben: »Reisen in Kanada, New York und Pennsylvanien« (New York 1857);
»Reisen im Nordwesten der Vereinigten [* 40] Staaten« (St. Louis 1859);
»Kitschi-Gami, oder Erzählungen vom Obern See« (Bremen 1859).
Andre Werke von ihm sind: »Der Verkehr und die Ansiedelungen der Menschen ¶
in ihrer Abhängigkeit von der Gestaltung der Erdoberfläche« (Dresd. 1841);
»Der Rhein« (Leipz. 1851, 2 Bde.);
»Skizzen aus Natur- und Völkerleben« (Dresd. 1851, 2 Bde.);
»Aus meinen Hütten« [* 42] (Leipz. 1850, 3 Bde.);
»Geschichte der Entdeckung Amerikas« (Brem. 1861) und »Die beiden ältesten Karten von Amerika, [* 43] 1527 und 1529« (Weim. 1860).
Während seines Aufenthalts in Nordamerika (seit 1854) verfaßte Kohl im Auftrag des Büreaus der Küstenvermessung auch eine »Entdeckungsgeschichte der Küsten der Vereinigten Staaten«, der sich später eine »Geschichte des Golfstroms und seiner Erforschung« (Brem. 1868) anschloß. Seit 1858 wieder in Bremen, wurde er daselbst zum Stadtbibliothekar ernannt und starb Er veröffentlichte noch: »Nordwestdeutsche Skizzen« (Brem. 1864, 2. Aufl. 1873);
»Deutsche [* 44] Volksbilder und Naturansichten aus dem Harz« (Hannov. 1866);
»Am Wege. Blicke in Gemüt und Welt« (Brem. 1866, neue Folge 1873);
»History of the discovery of Maine« (mit 22 Karten, Portland 1869);
»Die Völker Europas« (2. Aufl., Hamb. 1872);
»Die geographische Lage der Hauptstädte Europas« (Leipz. 1874);
»Kleine Essays« (Wien [* 45] 1875);
»Geschichte der Entdeckungsreisen und Schiffahrten zur Magellansstraße« (Berl. 1877) und »Die natürlichen Lockmittel des Völkerverkehrs« (Bremen 1878).
Gemeinschaftlich mit seiner Schwester Ida Kohl, geb. 1814, seit 1846 Gattin des Grafen Hermann v. Baudissin, schrieb er: »Englische [* 46] Skizzen« (Leipz. 1845, 3 Bde.);
letztere allein gab noch heraus: »Paris [* 47] und die Franzosen« (das. 1845, 3 Bde.).
s. Drossel. ^[= # (Turdus L.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Drosseln (Turdidae ...]
s. Cirsium. ^[= Tournef. (Kratzdistel), Gattung aus der Familie der Kompositen, ausdauernde oder zweijährige ...]
das Produkt der Erhitzung pflanzlicher und tierischer Stoffe bei Luftabschluß. Alle pflanzlichen und tierischen Stoffe bestehen aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, und viele enthalten auch Stickstoff. Erhitzt man sie bei Abschluß der Luft, so zersetzen sie sich unter Bildung flüchtiger Verbindungen, durch welche der größte Teil des Wasserstoffs, Sauerstoffs, event. auch des Stickstoffs in Form von Kohlenstoffverbindungen fortgeführt wird, und es bleibt, oft unter Erhaltung der Struktur, ein schwarzer Rest, die Kohle, welche überwiegend aus Kohlenstoff besteht und je nach der Temperatur, der sie ausgesetzt war, mehr oder weniger Wasser- und Sauerstoff, event. auch Stickstoff enthält.
Ähnlichen Zersetzungen unterliegt die organische Substanz bei jenem Prozeß, dessen erste Produkte Torf und Braunkohle und dessen Endglieder Steinkohle und Anthracit (vielleicht auch Graphit) sind. Auch hier wird ein kohlenstoffreiches, wasser- und sauerstoffarmes Produkt, die fossile Kohle, gebildet; aber der Prozeß schreitet nicht so weit fort, daß nicht durch Erhitzung noch flüchtige wasserstoffhaltige Verbindungen ausgetrieben werden könnten. Der kohlenstoffreichere Rückstand solcher Operation sind die Koks (s. d.). Die bei jedem Verkohlungsprozeß sich entwickelnden flüchtigen Zersetzungsprodukte, welche hauptsächlich aus Kohlenstoff und Wasserstoff bestehen, sind zum Teil wieder bei höherer als ihrer Entstehungstemperatur zersetzbar, wobei sie einen Teil ihres Kohlenstoffs abscheiden.
Eine derartige Abscheidung ist die Gaskohle (Retortengraphit), welche sich an den heißesten Stellen der Retorten, in denen das Leuchtgas [* 48] dargestellt wird, ablagert, sowie auch der Ruß, welcher sich bei unvollständiger Verbrennung der die Flamme [* 49] bildenden Gase [* 50] ausscheidet. Werden Körper verkohlt, welche bei der Verkohlungstemperatur schmelzen (Zucker, [* 51] Stärkemehl, Leim), so entsteht eine glänzende, blasige, sehr leicht zerreibliche Masse (Glanzkohle), während die Kohle nicht schmelzender Substanzen oft noch deren Struktur zeigt, wie die Holzkohle.
Die aus Gasen abgeschiedene Kohle (Gaskohle) und die durch Verkohlung reiner chemischer Verbindungen (z. B. Zucker) erhaltene Kohle enthalten nur Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, während stickstoffhaltige Substanzen eine stickstoffhaltige Kohle und gewöhnliche Pflanzen- und Tierstoffe eine Kohle liefern, welche auch mehr oder weniger mineralische Stoffe enthält. Diese bleiben als Asche zurück, wenn man die Kohle bei Luftzutritt erhitzt, bis der Kohlenstoff vollständig verbrannt ist.
Sehr aschen- und stickstoffreich ist die Knochenkohle (s. d.), welche bei der Verbrennung ihres Kohlenstoffgehalts an der Luft ihre Struktur unverändert behält. Holzkohle wird durch Erhitzen von Holz [* 52] bei Luftabschluß dargestellt. Die älteste Methode der Holzkohlengewinnung (Kohlenbrennerei) ist der aus dem Altertum stammende Meilerbetrieb (Köhlerei), bei welchem das Holz in annähernd halbkugel- oder kegelförmigen Haufen (Meilern) in großen Scheiten regelmäßig (und zwar stehend oder liegend) um drei in der Mitte errichtete Pfähle (Quandel) aufgesetzt und mit einer Decke [* 53] von Rasen, Erde und Kohlenklein bedeckt wird.
Unter dieser Decke leitet man die Verbrennung bei sorgsam geregeltem Luftzutritt in der Weise, daß womöglich nicht mehr Holz verbrennt, als durchaus erforderlich ist, um die gesamte Holzmasse auf die Verkohlungstemperatur zu erhitzen. Im wesentlichen sollen nur die aus dem erhitzten Holze sich entwickelnden Gase oder Dämpfe verbrennen. Ist die Verkohlung vollendet, was man an der Farbe des entweichenden Rauchs erkennt, so läßt man den Meiler abkühlen und nimmt ihn auseinander (Kohlenziehen, Kohlenlangen). In Haufen oder liegenden Werken verkohlt man das Holz besonders in Süddeutschland, Rußland und Schweden. [* 54]
Auch hierbei wird das Holz in Haufen geschichtet; aber die Verkohlung erfolgt nur allmählich von einem Ende des länglichen Haufens zum andern, und die verkohlten Stücke werden sogleich gezogen. Ganz ähnlich wie in Meilern oder Haufen verläuft die Verkohlung in runden oder eckigen gemauerten Meileröfen, welche eine leichtere, vollständigere Gewinnung der Nebenprodukte (Teer, Holzessig, die beim Meilerbetrieb in der Regel verloren gehen) gestatten, aber eine geringere Ausbeute und weniger gute Kohle liefern.
Bei diesen Öfen [* 55] tritt, wie bei Meilern und Haufen, Luft zu dem zu verkohlenden Holz, und ein Teil desselben erzeugt durch seine Verbrennung die nötige Temperatur. Man hat aber den Verkohlungsprozeß viel mehr in der Gewalt und kann ihn besser leiten, wenn man das Holz in Gefäßen, die von außen geheizt werden, also ohne Luftzutritt, verkohlt. Dies geschieht in Retorten, Röhren [* 56] oder Cylindern zuweilen mit erhitzter Luft, mit Gichtgasen der Hochöfen, mit überhitzten Wasserdämpfen oder mit Anwendung von Gebläseluft.
Eine solche sorgfältige Verkohlung ist besonders zur Gewinnung von Kohle für die Schießpulverfabrikation erforderlich. In Spandau [* 57] benutzt man große eiserne Cylinder, welche außerhalb des Ofens gefüllt, mit einem Deckel verschlossen und in den Ofen geschoben werden. Ein großer beweglicher Deckel schließt den Raum, in welchem der Cylinder sich befindet. Die aus dem Holze sich entwickelnden Gase leitet man in die Feuerung. Die Temperatur wird mittels eines Pyrometers bestimmt. Rotkohle für Jagdpulver wird mit überhitztem Wasserdampf dargestellt. Als Nebenprodukt erhält man Holzkohle ¶
bei der Darstellung von Leuchtgas aus Holz, bei der Darstellung von Holzessig und bei der Teerschwelerei.
Holz gibt beim Erhitzen bis 150° nur hygroskopisches Wasser ab; dann entwickeln sich saure Dämpfe, von 300° ab immer dichter werdender gelber oder gelbbrauner Dampf [* 59] und Gase. Beim Abkühlen der entweichenden Produkte erhält man Teer und Holzessig (welcher auch Methylalkohol enthält). Die Ausbeute an Kohle ist um so geringer, je höher die Temperatur gesteigert wurde, und zugleich wird die Kohle beständig reicher an Kohlenstoff und Asche und entsprechend ärmer an Wasserstoff und Sauerstoff. Die fortschreitende Zersetzung zeigt folgende Tabelle:
Zusammensetzung des Rückstandes in 100 Teilen | |||||
---|---|---|---|---|---|
Temperatur | Gewicht des Rückstandes | Kohlenstoff | Wasserstoff | Sauerstoff u. Stickstoff | Asche |
150° | - | 47.5 | 6.1 | 46.3 | 0.08 |
200 | 77.1 | 51.8 | 4.0 | 44.0 | 0.2 |
250 | 49.7 | 65.6 | 4.8 | 29.0 | 0.6 |
300 | 33.6 | 73.2 | 4.2 | 21.9 | 0.6 |
350 | 29.7 | 76.6 | 4.1 | 18.4 | 0.6 |
432 | 18.9 | 81.6 | 2.0 | 15.2 | 1.2 |
1023 | 18.7 | 82.0 | 2.3 | 14.1 | 1.6 |
1500 | 17.3 | 94.6 | 0.7 | 3.8 | 1.7 |
Das zwischen 270 und 300° erhaltene Produkt ist braunschwarz (Rotkohle, Röstkohle), hat bei einer um die Hälfte größern Ausbeute fast denselben Wirkungswert wie die über 340° erhaltene Schwarzkohle und wird deshalb zu metallurgischen Zwecken und wegen gewisser Eigenschaften zur Schießpulverfabrikation vielfach dargestellt. Mit dem Steigen der Verkohlungstemperatur wächst die Dichtigkeit und die Leitungsfähigkeit der Kohle für Wärme [* 60] und Elektrizität; [* 61] zugleich aber sinkt die Entzündlichkeit der Kohle und ihre Neigung, Feuchtigkeit anzuziehen.
Vergleicht man das scheinbare Volumen (ohne Abzug der Zwischenräume) des Holzes mit dem der Kohle, so liefern Eichenholz 71,8-74,3, Rotbuchenholz 73, Birkenholz 68,5, Hainbuchenholz 57,3, Föhrenholz 63,6 Proz. Kohle. Dem wirklichen Volumen nach beträgt die Kohlenausbeute im Durchschnitt 47,6 Proz. Wird das Holz bei 150° getrocknet und bei 300° verkohlt, so erhält man Gewichtsprozente Kohle: aus Eichenholz 46, aus Fichtenholz 40,75, Rüster [* 62] 34,7, Hainbuche 34,6, Birke 34,17, Faulbaum 33,6, Esche 33,3, Linde 31,85, Pappel 31,1, Roßkastanie 30,9. Harzfreies, nicht saftreiches Holz gibt glanzlose, höchst poröse Kohle; die aus harzigem, saftreichem Holz erhaltene Kohle enthält im Innern der Zellen die aus den Saftbestandteilen gebildete Glanzkohle.
Stets ist Holzkohle leicht zerreiblich, aber nur infolge ihrer Struktur; die Kohlensubstanz ist hart und ein gutes Poliermittel für Metall. Bei gewöhnlicher Temperatur ist sie höchst beständig und liegt jahrhundertelang im Boden, ohne sich zu verändern; an der Luft absorbiert sie begierig Gase und Dämpfe (s. Absorption) und aus Flüssigkeiten gelöste Stoffe. Die Gewichtszunahme frischer Kohle beim Liegen an der Luft beträgt in 24 Stunden bei Eichen- und Birkenkohle 4-5 Proz., Fichten-, Buchen-, Erlenkohle 5-8 Proz., Kiefern-, Weiden-, Pappelkohle 8-9 Proz., Tannenkohle 16 Proz. Im allgemeinen absorbiert bei niedriger Temperatur dargestellte Kohle am stärksten.
Der von der Kohle absorbierte Sauerstoff wirkt kräftig oxydierend, er verwandelt z. B. Schwefelwasserstoff in Schwefelsäure [* 63] und Wasser, Ammoniak in salpetersaures Ammoniak, Schwefelammonium in schwefelsaures Ammoniak; auch Fäulnisprodukte werden energisch zerstört, und mit Kohle umgebenes Fleisch zersetzt sich erst nach längerer Zeit und ohne Fäulniserscheinungen. Kohle wirkt geruchlos machend, indem sie riechende Stoffe absorbiert; übelriechendes, fauliges Wasser wird durch frisch ausgeglühte Holzkohle gereinigt, Weingeist vom Fuselöl befreit.
Aber die Kohle wirkt nicht auf die im Wasser enthaltenen mikroskopischen Organismen (Bakterien etc.), und beim Filtrieren [* 64] des Wassers durch Kohle gehen dieselben durch das Filter; das Wasser wird also geruchlos, aber nicht von den Krankheiten übertragenden Organismen befreit. Kohle absorbiert auch Farbstoffe, insbesondere wirkt die stickstoffhaltige Kohle (Knochenkohle in erster Reihe) stark entfärbend. Neben den Farbstoffen werden auch Salze von der Kohle absorbiert, und darauf beruht zum großen Teil der Wert der Knochenkohle für die Zuckerfabrikation. Kohle entzieht dem Kalkwasser den Kalk, fällt Metalloxyde, besonders die der schweren Metalle, aus den wässerigen Lösungen ihrer Salze oder absorbiert letztere unverändert; Silber- und Kupfersalze werden durch Kohle reduziert. Bitterstoffe, Glykoside, Kohlehydrate, besonders Alkaloide, werden ebenfalls absorbiert. Bei längerm Liegen an der Luft verliert die Kohle ihr Absorptionsvermögen, erlangt es aber wieder durch Ausglühen; auch können der Kohle die aus Flüssigkeiten aufgenommenen Substanzen wieder entzogen werden (Wiederbelebung), so daß sie namentlich nach darauf folgendem Ausglühen von neuem benutzbar ist.
Man benutzt Holzkohle zur Erzeugung intensiver Hitze besonders überall da, wo Rauch- und Flammenbildung vermieden werden muß, z. B. im Schmiedefeuer, [* 65] beim Glühendmachen von Plättstählen, bei chemischen Operationen, beim Erhitzen von Gegenständen im Zimmer etc. Da sie Metalloxyde reduziert, dient sie zur Gewinnung von Metallen aus den Erzen. Bei dem hohen Preis der Holzkohle sucht man diese aber soviel wie möglich durch Steinkohle oder Koks zu ersetzen, Holzkohle dient ferner zur Darstellung von Schießpulver [* 66] und Stahl, zum Entfuseln des Branntweins, zum Klären und Entfärben von Flüssigkeiten, zum Filtrieren des Wassers, zum Konservieren fäulnisfähiger Substanzen, zum Desinfizieren, zum Reinigen von Kohlensäure (für Mineralwässer), Wasserstoff, ranzigen Fetten und dumpfigem Getreide, [* 67] als Zahnpulver, als Poliermittel für Metalle, zur Füllung von Aspiratoren für die Benutzung in Räumen, in welchen schädliche Gase befindlich sind.
Wasser in Fässern, die inwendig verkohlt sind, bleibt sehr lange frisch. Als Dünger macht Holzkohle den Boden locker und wirkt außerdem durch ihre Absorptionsfähigkeit für Ammoniak und Kohlensäure. Zierpflanzen mit faulenden Wurzeln können geheilt werden, wenn sie in mit Kohle gemischte Erde gebracht werden. Große Wunden an Saftgewächsen heilen leicht, wenn man sie mit Kohlenpulver bestreut, auch kann man solche Gewächse, Knollen und Samen [* 68] für langen Transport gut in Kohle verpacken. Retortengraphit und nach besonderm Verfahren bereitetete Koks werden zu galvanischen Batterien und zu den Polspitzen beim elektrischen Licht [* 69] benutzt. Tierische Kohle dient namentlich zum Entfärben von Flüssigkeiten. Manche Kohlensorten dienen als schwarze Farbe (Frankfurter Schwarz, Beinschwarz, chinesische Tusche etc.), und Linden- und Weidenkohle werden zum Zeichnen benutzt.
eine Gruppe meist vegetabilischer Substanzen, welche neben 6 oder 12 Atomen Kohlenstoff Sauerstoff und Wasserstoff in dem Verhältnis enthalten, in welchem diese Elemente Wasser ¶
bilden. Man könnte diese Körper also betrachten als Verbindungen von Kohlenstoff mit verschiedenen Mengen Wasser, als Hydrate des Kohlenstoffs, und dieser Anschauung verdanken sie ihren Namen. Die Kohlehydrate gehören zu den wichtigsten Bestandteilen des Pflanzenkörpers; Cellulose bildet z. B. die Wandungen der vegetabilischen Zellen, während Stärkemehl, Inulin, Zucker oft in großer Menge in verschiedenen Teilen der Pflanzen (Stämme, Knollen, Wurzeln, Samen) als Reservestoffe aufgespeichert sind. Im Tierreich findet man Kohlehydrate besonders in der Milch und im Blut.
Sie entstehen ganz allgemein in den Pflanzen, im tierischen Körper aber wohl nur als Zersetzungsprodukte komplizierterer Substanzen, dagegen werden in den Pflanzen wie in den Tieren häufig verschiedene Kohlehydrate ineinander übergeführt. Man hat mehrere Kohlehydrate auch künstlich dargestellt, aber gerade von den in der Natur verbreitetsten ist die Synthese bisher noch nicht gelungen. Alle Kohlehydrate sind starre Körper, teils kristallisiert, teils amorph oder organisiert, nicht flüchtig, meist in Wasser löslich und stets von neutraler Reaktion.
Die chemischen Beziehungen der Kohlehydrate sind noch nicht erforscht; jedenfalls sind sie nicht als einfache Hydrate des Kohlenstoffs zu betrachten, ebensowenig wie Essig- und Milchsäure, welche gleichfalls Sauerstoff und Wasserstoff in dem Verhältnis enthalten, in welchem die Elemente Wasser bilden. Manche Reaktionen stellen die Kohlehydrate den Alkoholen sehr nahe; namentlich geben sie mit Säuren Verbindungen, welche den zusammengesetzten Äthern vergleichbar sind. Bei der trocknen Destillation [* 71] geben die Kohlehydrate brennbare und nicht brennbare Gase, Teer, saure Produkte und Kohle, bei der Oxydation Oxalsäure, oft erst nach vorhergehender Bildung von Zucker- und Schleimsäure; mit konzentrierter Salpetersäure bilden sie zum Teil explosive Nitroprodukte.
Unter sich stehen die Kohlehydrate jedenfalls in innigem Zusammenhang, und beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure verwandeln sich die meisten in gärungsfähigen Zucker. Alle Kohlehydrate unterliegen dem Einfluß von Fermenten. Die meisten zeigen charakteristisches Verhalten gegen polarisiertes Licht. Nach ihrer Zusammensetzung kann man drei Gruppen unterscheiden, die wahren Zuckerarten C12H22O11 : Rohrzucker, Milchzucker, Melitose, Melizitose, Mykose;
die Glykosen C6H12O6 : Traubenzucker, Fruchtzucker, Galaktose, Sorbin, Eukalin, Inosit, und eine dritte Gruppe, entsprechend der allgemeinen Formel C6H10O5 : Stärkemehl, Glykogen, Dextrin, Inulin, Gummi, Cellulose, Tunicin.
Die Kohlehydrate zeigen wichtige Beziehungen zu mehreren andern Gruppen, so zu den Säuren, von denen viele aus Kohlehydraten entstehen, zu den Humuskörpern, welche sich ganz allgemein aus Kohlehydraten bilden, zu den Pektinkörpern, Fetten, Alkoholen, zu den sogen. Pseudozuckern und zu sehr vielen komplizierten Stoffen, in welchen sich ein Kohlehydrat, namentlich oft Zucker, als Paarling findet (vgl. Glykoside). Die Kohlehydrate spielen im Pflanzen- und Tierleben die wichtigste Rolle.
Sie sind in der Pflanze neben Proteinkörpern das hauptsächlichste organisationsfähige Material und werden in der Zeit der höchsten Assimilationsthätigkeit weit über den augenblicklichen Bedarf hinaus gebildet und als Reservestoffe abgelagert. Beim neuen Erwachen der Vegetation und noch vor Ausbildung der assimilierenden Blätter werden diese Reservestoffe zur Bildung neuer Organe verwendet. Im tierischen Körper werden die Kohlehydrate, welche zu den wichtigsten Nahrungsmitteln gehören, wohl größtenteils in Fett verwandelt (daher auch Fettbildner) und im Blut verbrannt. In der Technik finden viele Kohlehydrate ausgedehnte Verwendung, besonders die Cellulose, Zucker, Stärkemehl; sämtlicher Alkohol wird aus Kohlehydraten dargestellt.
Vgl. Sachsse, Die Chemie und Physiologie der Farbstoffe, Kohlehydrate und Proteinsubstanzen (Leipz. 1876).
s. v. w. Anthracit. ^[= älteste fossile Kohlenart von eisenschwarzer, zuweilen ins Grauschwarze übergehend ...]
s. Kohle. ^[= das Produkt der Erhitzung pflanzlicher und tierischer Stoffe bei Luftabschluß. Alle pflanzlichen ...]
auf Dampfschiffen die der maschinellen Abteilung in der Regel nahe gelegenen Kohlenräume für den zum Maschinenbetrieb notwendigen Brennstoff, welche besonders auf ozeanischen Dampfern sehr beträchtlichen Raum (bis 1200 Ton.) beanspruchen und in Kriegsschiffen, wenn irgend thunlich, so angeordnet werden, daß sie Maschinen und Kessel gegen feindliche Geschosse [* 72] decken.
s. v. w. Kohlensäureanhydrid, gewöhnlich Kohlensäure genannt.
s. v. w. Schwefelkohlenstoff. ^[= (Kohlensulfid, Schwefelalkohol, Carboneum sulfuratum) CS2 entsteht bei Einwirkung ...]
s. Kohlenoxyd. ^[= (Kohlenmonoxyd) CO entsteht, wenn man Kohlensäure (CO2) über glühende Kohlen leitet, indem ...]
(Kohlenstoffeisen), durch wiederholtes Schmelzen von Eisen mit Kohle erhaltenes kohlenstoffreiches Eisen.
(Blackband), Gestein, Gemenge von Eisenstein mit Thon und 12-40 Proz. Kohle;
wichtiges Eisenerz, das in Flözen, welche der Steinkohlenformation eingelagert sind, besonders in Schottland und Westfalen, [* 73] vorkommt.
s. Steinkohle. ^[= (Schwarzkohle), im petrographisch-technischen Sinn die schwarzen, kohlenstoffreichen, an Wasserstoff ...]
s. Steinkohle. ^[= (Schwarzkohle), im petrographisch-technischen Sinn die schwarzen, kohlenstoffreichen, an Wasserstoff ...]
s. Steinkohlenformation. ^[= (karbonische Formation; hierzu die Tafeln "Steinkohlenformation I-III ...]
aus Steinkohle bereitetes Leuchtgas. ^[= (hierzu Tafel "Leuchtgas"), ein mit leuchtender Flamme brennendes Gasgemisch, welches ...]
im allgemeinen alle Ablagerungen, welche Flöze von Anthracit, Stein- oder Braunkohle führen. Im engern Sinn rechnet man aber hauptsächlich die zu der Steinkohlenformation (s. d.) gehörenden, Kohlenflöze einschließenden Schichten hierzu und im engsten Sinne nur den obern Teil derselben, das sogen. produktive Kohlengebirge (engl. Coalmeasures). Minder verbreitet sind die Kohlengebirge andrer Formationen, am wichtigsten noch diejenigen der Tertiärformation [* 74] (s. d.), ferner sind hervorzuheben die der Wealdenformation (s. d.) in Norddeutschland, die des Sandsteins an der obern Grenze der Trias in Schonen u. a. O., die der Lettenkohle oder des Unterkeupers, die der Dyas, d. h. ihres untern, dem produktiven Kohlengebirge direkt auflagernden Teils (des Rotliegenden), welcher sozusagen eine kontinuierliche Fortsetzung von jenem bildet, und endlich die anthracitführenden, devonischen Schichten (besonders in Nordamerika).
s. Steinkohlenformation. ^[= (Kohlenformation, karbonische Formation; hierzu die Tafeln "Steinkohlenformation I-III ...]
s. Anthrakonit. ^[= (Anthrakolith, Madreporit), durch Kohle schwarz gefärbter Kalkspat, kommt in ...]
s. Triasformation. ^[= (hierzu Tafel "Triasformation"), die älteste der mesozoischen Formationen, die Dyasformat ...] [* 75]
die kleinen bei der Steinkohlengewinnung fallenden Stückchen;
auch der beim Transport oder beim Ausstürzen der Kohlenwagen und längern Liegen entstehende Abfall von kleinen Stückchen oder Staub (Lösche, Krümpfe, Stübbe).
Holzkohlenklein oder Koksklein im Gemenge mit Thon dient unter dem Namen Gestübbe zum Auskleiden des Herdraums von Schmelzöfen.
s. v. w. Kohlenflöz, ^[= s. Steinkohle.] s. Steinkohle.
s. v. w. elektrisches Licht. ^[= jede durch den elektrischen Strom hervorgebrachte Lichterscheinung. Der elektrische Strom erzeugt ...]
s. v. w. Kohlenoxyd. ^[= CO entsteht, wenn man Kohlensäure (CO2) über glühende Kohlen leitet, indem ...]
(Kohlenmonoxyd) CO entsteht, wenn man Kohlensäure (CO2 ) über glühende Kohlen leitet, indem alsdann die Kohlensäure die Hälfte ihres Sauerstoffs an die Kohle abgibt. Auch wenn man kohlensauren Kalk mit Kohle, Eisen, Zink, oder ¶
wenn man Metalloxyde, wie Eisenoxyd, Zinkoxyd, Bleioxyd, mit Kohle glüht, entsteht Kohlenoxyd. Leitet man Wasserdampf über glühende Kohlen, so entstehen in wechselnden Verhältnissen Kohlenoxyd, Kohlensäure, Kohlenwasserstoff und Wasserstoff. Ameisensäure und Ameisensäuresalze geben mit konzentrierter Schwefelsäure Kohlenoxyd, indem die Ameisensäure (CH2O2) ^[(CH2O2)] in CO und H2O zerfällt. Oxalsäure (C2H2O4) ^[(C2H2O4)] zerfällt beim Erhitzen in Kohlenoxyd, Kohlensäure und Wasser; erhitzt man aber ein Oxalsäuresalz, so erhält man nur Kohlenoxyd und Wasser, weil die Kohlensäure, an die Base des Salzes gebunden, zurückbleibt.
Man bereitet Kohlenoxyd durch Erhitzen von Oxalsäure mit konzentrierter Schwefelsäure, muß aber das Gas, um die Kohlensäure zu entfernen, durch Kalkmilch oder Barytwasser leiten. Auch beim Erhitzen von gelbem Blutlaugensalz mit konzentrierter Schwefelsäure erhält man sehr reines Kohlenoxyd. Dies ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas, vom spez. Gew. 0,968, läßt sich sehr schwer zu einer Flüssigkeit verdichten, löst sich wenig in Wasser, leicht in einer ammoniakalischen Kupferchlorürlösung, läßt sich leicht entzünden und verbrennt mit blaßblauer Flamme zu Kohlensäure. Es reagiert neutral, reduziert beim Erhitzen viele Metalloxyde und Sauerstoffsalze, wird durch Eisen bei Rotglut zerlegt, indem Kohlenstoff und Kohlensäure entstehen, und gibt, mit feuchtem Ätzkali erhitzt, Ameisensäure.
Halbfeuchte Streifen Baumwollzeug, mit konzentrierter säurefreier Chlorplatinlösung getränkt, färben sich durch Kohlenoxyd. Es spielt in der Metallurgie eine große Rolle, indem man mittels desselben den Erzen ihren Sauerstoff entzieht. Überall, wo Kohle an der Luft verbrennt, entsteht Kohlensäure; wenn diese aber mit glühender Kohle in weitere Berührung kommt, so wird sie, wie angegeben, zu Kohlenoxyd reduziert, und dies verbrennt an der Oberfläche der aufgeschichteten Kohlen mit blauer Flamme.
Letztere beobachtet man an jedem Windofen und in den Zimmeröfen, [* 77] wenn darin nur noch ausgeglühtes, nicht mehr mit leuchtender Flamme brennendes Heizmaterial enthalten ist. Wird in letzterm Fall die Klappe des Ofens geschlossen, so findet das Kohlenoxyd nicht mehr hinreichenden Sauerstoff zur Verbrennung und entweicht in das Zimmer. Häufig sind diesem Kohlendunst noch Spuren von empyreumatischen Stoffen beigemengt, und man entdeckt ihn daher bald durch den Geruch; war aber die Kohle sehr vollkommen ausgeglüht, so ist das entweichende Gas fast geruchlos, und es kann sich in ziemlich großer Menge der Zimmerluft beimengen, ohne bemerkt zu werden.
Hierauf beruht die Gefährlichkeit der Ofenklappen, welche viel rationeller durch luftdicht schließende Ofenthüren ersetzt werden. Kohlenoxyd ist sehr giftig, da es sich mit dem Hämoglobin der Blutkörperchen [* 78] verbindet und diese unfähig macht, in den Lungen Sauerstoff aufzunehmen. Beim Einatmen von Kohlenoxyd entstehen Angstgefühl, Schwindel, Kopfschmerzen, Ohnmacht, und in dieser erfolgt der Tod. Die Leichen widerstehen auffallend lange der Verwesung, zeigen auf der Haut [* 79] hellrote Flecke, Muskeln, [* 80] Nieren, Leber, Magendrüsen zeigen hochgradige, fettige Entartung, und das Blut ist meist charakteristisch kirschrot.
Bei Vergiftungen mit Kohlenoxyd muß man sofort für frische Luft sorgen, künstliche Atmung einleiten und durch Bespritzen mit kaltem Wasser, Hautreize, Nies- und Hustenreizmittel auf die peripheren Nerven [* 81] zu wirken suchen. Im Notfall ist Transfusion vorzunehmen. Kohlenoxyd wurde 1776 von Lassone entdeckt und seine Zusammensetzung 1800 von Cruikshank nachgewiesen. Auf die schädliche Wirkung des Kohlendunstes hatte aber schon Hofmann 1716 aufmerksam gemacht.
Vgl. Jäderholm, Gerichtlich-medizinische Diagnose der Kohlenoxydvergiftung (deutsch, Berl. 1876);
Friedberg, [* 82] Vergiftung durch Kohlendunst (das. 1866);
Hofmann, Über Kohlenoxidvergiftung (Wien 1879);
Maschka, Über Vergiftung mit Kohlenoxyd (Prag [* 83] 1880).
s. Kohlenoxyd. ^[= (Kohlenmonoxyd) CO entsteht, wenn man Kohlensäure (CO2) über glühende Kohlen leitet, indem ...]
ein Papier, welches in seiner Masse gut gereinigte Kohle enthält, wirkt beim Filtrieren etwas entfärbend und soll darin eingewickelte, leicht faulende Stoffe vor Fäulnis schützen.
dunkle Stelle von etwa 8° Länge und 5° Breite [* 84] in der Polarregion des südlichen Himmels, mit einem einzigen, dem bloßen Auge [* 85] erkennbaren Sternchen siebenter Größe u. auch nur wenigen teleskopischen Sternen. Die Dunkelheit wird dem Kontrast der Sternleere mit dem Glanz der benachbarten Stellen der Milchstraße und der hellen Sterne des Kreuzes, an dessen Ostseite der Kohlensack liegt, zugeschrieben. Zwei andre dunkle Stellen in der Karlseiche, die ältere Reisende auch als Kohlensäcke bezeichnen, sind an Dunkelheit und Schärfe der Begrenzung nicht mit dem Kohlensack beim Kreuz [* 86] vergleichbar.
(Kohlensäureanhydrid, Kohlendioxyd) CO2 findet sich zu etwa 0,04 Proz. in der Atmosphäre, entströmt in großen Massen thätigen Vulkanen und an vielen Orten aus Rissen und Spalten des Erdbodens (Brohl, Hundsgrotte bei Neapel, [* 87] Dunsthöhle bei Pyrmont, Thal [* 88] des Todes auf Java, Mofetten in Italien). [* 89] Quellwasser verdankt gelöster Kohlensäure seinen erfrischenden Geschmack, und die sogen. Säuerlinge sind sehr reich an Kohlensäure Kohlensäuresalze bilden einen Hauptbestandteil der Erdrinde, namentlich der kohlensaure Kalk (Kalkstein) setzt ganze Gebirge zusammen.
Aus diesen kohlensauren Salzen entwickelt sich Kohlensäure gasförmig, wenn man sie mit einer stärkern Säure übergießt, und so wird die in der Natur frei, wenn Kalkstein durch kieselsäurehaltige Lösungen in Kieselgestein verwandelt wird. Kohlensäure entsteht aber auch ganz allgemein bei Oxydation kohlenstoffhaltiger Verbindungen, z. B. beim Verbrennen von Holz und andern Pflanzenstoffen und bei Behandlung derselben mit oxydierend wirkenden Chemikalien. Erhitzt man z. B. Stärkemehl, Zucker oder andre Stoffe, welche aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehen, mit Kupferoxyd oder chromsaurem Bleioxyd, so werden sie von diesem vollständig zu Kohlensäure und Wasser oxydiert.
Dasselbe geschieht, wenn abgestorbene Pflanzen- oder Tierstoffe an feuchter Luft liegen: es tritt Verwesung ein, und das Endprodukt derselben ist Kohlensäure und Wasser. Gärungs- und Fäulnisprozesse liefern ebenfalls Kohlensäure (Zuckerlösungen gären auf Zusatz von Hefe, [* 90] wobei der Zucker in Alkohol und Kohlensäure zerfällt), und wenn man organische Substanz bei Abschluß der Luft erhitzt (trockne Destillation), so entwickelt sich neben andern (entzündlichen) Gasen auch Kohlensäure. Die Kohlensäure ist also ganz allgemein Zersetzungsprodukt pflanzlicher und tierischer Stoffe, und da solche im Boden fast niemals fehlen, so bildet sich auch in demselben beständig Kohlensäure, und so ist es erklärlich, daß diese in keinem Quellwasser fehlt. Wo aber organische Stoffe im Boden massenhaft angehäuft sind, wie in den Steinkohlenflözen, tritt auch Kohlensäure reichlich auf (schwere Wetter, [* 91] Schwaden der Bergleute) und entweicht oft aus dem Boden in Strömen. In die Atmosphäre gelangt auch viel Kohlensäure durch den Atmungsprozeß der Menschen und Tiere; der eingeatmete Sauerstoff wird im Körper zur Oxydation organischer Stoffe verbraucht, und das Oxydationsprodukt, die Kohlensäure, verläßt den Körper mit der ausgeatmeten Luft.
Zur Darstellung von Kohlensäure übergießt man ¶