Die hereinflutende Reformationslitteratur
legte unter seinen Nachfolgern den
Verlag brach, indem diese
Luthers Annäherungsversuche, das große Verlagshaus zu gewinnen,
von der
Hand
[* 13] wiesen und ihre Thätigkeit auf ein umfassendes humanistisches Büchersortiment beschränkten.
Vgl. O.Hase,
[* 14] Die
Koberger (2. Aufl., Leipz. 1885).
Ostern 1873 seiner
Stelle wieder verlustig gegangen, siedelte er zunächst nach
Mannheim,
[* 22] später nach
Wien
[* 23] über, wo er gegenwärtig
noch lebt, und veröffentlichte seitdem die
Schriften: »Meine Erlebnisse als Hoftheaterdirektor« (2. Aufl., Leipz.
1874);
»Der
Verfall der deutschen Schaubühne
und die Bewältigung der Theaterkalamität« (das. 1880).
Außerdem schrieb Köberle, dem der
Großherzog von
Baden
[* 25] 1879 aus freiem
Entschluß einen lebenslänglichen
Gehalt von 5000 Mk. aussetzte, noch den
Roman
»Alles um ein
Nichts« (Leipz. 1871, 3 Bde.)
und die gegen den Jesuitismus gerichtete
Schrift »Deutsche
[* 26] Antwort auf welsche
Projekte. Enthüllungen
über die
Palastrevolution im
Vatikan
[* 27] etc.« (Stuttg. 1870).
woran sich mehrere
Programme über den österreichischen Dichter
PeterSuchenwirt (1828-52, 3
Tle.) reihten. Aus seiner Lehrthätigkeit ging hervor
seine
»Laut- und Flexionslehre der mittelhochdeutschen und neuhochdeutschen
Sprache«
[* 31]
(Halle
[* 32] 1862; 4. Aufl. von
Schade, 1878).
Sein Hauptwerk, der
»Grundriß der Geschichte der deutschen
Nationallitteratur«, in der ersten
Auflage (Leipz. 1827) nur als
Leitfaden für den Gymnasialunterricht entworfen, wurde in der vierten Bearbeitung (das.
1847-1866) zu einem umfassenden Handbuch der Geschichte der deutschen
Nationallitteratur, welches, objektiv gehalten, die
litterarische
Entwickelung der deutschen
Nation nach allen
Richtungen hin darlegt und sowohl von einer außerordentlichen Belesenheit
als von seltener
Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit der Forschung
Zeugnis ablegt. Die 5.
Auflage wurde
nach Kobersteins
Tod von Koberstein
Bartsch (Leipz. 1872-75, 5 Bde.)
herausgegeben, der auch die Herausgabe der 6.
Auflage (1884 ff.) besorgte.
Noch sind von Koberstein zu nennen: »Vermischte
Aufsätze
zur Litteraturgeschichte und
Ästhetik« (Leipz. 1858). Außerdem gab er
»Heinrich v.
KleistsBriefe an seine
SchwesterUlrike«
(Berl. 1860) und den dritten
Band
[* 33] von
Löbells
»Entwickelung der deutschen
Poesie« (Braunschw. 1865) heraus. -
Sein Sohn
Karl,
geb. zu Schulpforta, widmete sich 1856 nach vollendeten Gymnasialstudien in
Stettin
[* 34] der
Bühne und war seit 1862 Mitglied
des Hoftheaters in
Dresden,
[* 35] bis er 1883 in denRuhestand trat. Seitdem lebt er in
Blasewitz ganz litterarischen
Arbeiten. Er hat sich als dramatischer Dichter durch die
Trauerspiele:
»FlorianGeyer«
(Dresd. 1863) und »König
Erich XIV« (das.
1869) sowie das
Lustspiel »Was Gott zusammenfügt, das soll der
Mensch nicht scheiden« (das. 1872) einen
Namen gemacht. Die
beiden letztern
Stücke wurden vielfach mit Beifall aufgeführt. Neuerlich veröffentlichte er: »Preußisches
Bilderbuch«, geschichtliche
Aufsätze (Leipz. 1887).
breite Straßen und namentlich gegen den Rhein eine imponierende Häuserfronte. Als Plätze sind hier der Klemensplatz mit einem
fast 20 m hohen Obelisken, dem von Krahe erbauten Theater,
[* 40] dem Postamt etc. und der Schloßplatz zu bemerken. Unter den kirchlichen
Gebäuden sind erwähnenswert: die Liebfrauenkirche, auf dem höchsten Punkte der Stadt gelegen, mit 58 m
hohen, im spätromanischen Stil gehaltenen Türmen;
das Schiff
[* 41] wurde 1250, das Chor 1404-31 erbaut, das Innere ist freundlich
und gefällig;
die Kastorkirche, am nördlichen Ende der Rheinzollstraße, nahe der Moselspitze gelegen, mit 4 Türmen, wurde
von Ludwig dem Frommen 836 als Kollegiatkirche gegründet und ist somit eine der ältesten christlichen
Kirchen der Rheingegend;
der gegenwärtige Bau romanischen Stils wurde 1208 vollendet, das Spitzbogengewölbe an Stelle der alten
Holzdecke erst 1498 beendet. Im nördlichen Seitenschiff befindet sich das Grabmal der heil. Ritza, einer Tochter (nach andern
einer Enkelin) Ludwigs des Frommen. Im Chor stehen die Grabdenkmäler des TriererErzbischofs Kuno v. Falkenstein
(gest. 1388) und seines Nachfolgers Werner v. Falkenstein (gest. 1418).
Das Freskowandgemälde im Chor ist von J. ^[JosephAnton]
Settegast, einem Koblenzer, 1848-49 ausgeführt worden. Auch die andern Gemälde, in jüngster Zeit entstanden, sind
sein Werk. Die Kirche war Schauplatz der Länderverteilung zwischen den SöhnenLudwigs des Frommen (860)
sowie verschiedener Kirchenversammlungen. Die Florinskirche ist dem evangelischen Gottesdienst gewidmet; Türme und Langhaus
zeigen den romanischen Stil, während das von 1356 herrührende Chor gotischen Charakter trägt; das Innere ist unter Lasaulx'
Leitung sehr schön restauriert.
Die St. Johann-, auch Jesuitenkirche, zum anstoßenden Gymnasium gehörig, wurde 1617 erbaut; die Karmeliterkirche,
mit einem Freskogemälde von Anschütz, einem Koblenzer, ist gegenwärtig katholische Garnisonkirche. Außer diesen Kirchen
hat noch mehrere Filialkirchen, Betsäle und eine Synagoge. Unter den weltlichen Gebäuden verdient das Residenzschloß zuerst
genannt zu werden. Von 1778 bis 1785 vom letzten Kurfürsten von Trier,
[* 42] Klemens Wenzeslaus, aufgeführt, besteht
es aus einem Mittelbau mit dem nach dem Schloßplatz zu gelegenen Portal, vor dem sich acht 13 m hohe und 5,2 m im Umfang haltende
Säulen
[* 43] erheben, und zwei Flügeln, die auf der Nord- und Südseite in zwei vorspringenden Pavillons endigen.
Das Ganze ist 170 m lang und hat drei Stockwerke. SchöneAnlagen ziehen sich von hier rheinaufwärts, in
denselben befindet sich das Denkmal des Dichters Max v. Schenkendorf. In der Nähe der Moselbrücke sind noch zu bemerken die
ehemalige kurfürstliche Burg (jetzt Fabrikgebäude) und das Kaufhaus, im 15. Jahrh. erbaut, 1688 zerstört und 1725 wiederhergestellt.
Der Bau der 320 m langen Moselbrücke mit 14 Bogen
[* 44] ward 1343 begonnen. Über diese Brücke
[* 45] läuft die vom
letzten Kurfürsten angelegte Wasserleitung,
[* 46] welche, beim Dorf Metternich beginnend, mehreren Brunnen
[* 47] der Stadt und dem Schloß
gutes Trinkwasser zuführt.
Koblenz bildet mit dem gegenüber am rechten Rheinufer gelegenen Ehrenbreitstein (s. d.) eine Festung
[* 48] ersten
Ranges. Die Neubefestigung wurde von 1816 bis 1828 ausgeführt. Nach der Feldseite ist die Stadt durch einen Montalembertschen
Turm und
[* 49] eine kasemattierte Umwallung mit Kavalieren als Außenwerken, gegen Rhein und Mosel aber durch Kavaliere und Mauerbefestigungen
geschützt. Vor dieser Umwallung liegt die ehemalige Kartause mit dem FortKonstantin und auf der dieses
beherrschenden Höhe des Hunnenkopfes das starke FortAlexander mit zwei kleinern detachierten Forts.
Jenseit der Mosel auf dem Petersberg erhebt sich das FortFranz, neben dem drei Montalembertsche Türme stehen. Am Fuß dieses
Forts steht das 1795 errichtete, 1885 renovierte Denkmal des französischen GeneralsMarceau. Ein schönes,
von Schaper 1884 ausgeführtes Standbild des Generals v. Goeben befindet sich auf dem kleinen Paradeplatz, ein sinniges Denkmal
in weißem Marmor ziert sein Grab auf dem städtischen Friedhof. Die Zahl der Einwohner belief sich 1885 mit der Garnison (Garde-Grenadierregiment
Nr. 4, 2 Infanteriebat. Nr. 28 und Nr.
68, 2 Abteil. Feldartillerie Nr. 8, 1Bat. Fußartillerie Nr. 4, 1 Pionierbat. Nr. 8 und 1 Trainbat.
Nr. 8) auf 31,669 Seelen, darunter 23,989 Katholiken, 7106 Evangelische und 515 Juden. An größern industriellen Etablissements
hat Koblenz mehrere Pianofortefabriken, eine Kartonagen- und Papierwarenfabrik, Schaumweinfabriken, eine Maschinenfabrik
und Schiffbauerei.
Der Handel ist besonders bedeutend in Wein, Holz,
[* 50] Berg- und Hüttenprodukten und Kolonialwaren. Mit Gegenständen des täglichen
Bedarfs versorgt Koblenz einen großen Teil der Eifel, der Moselgegend, des Hunsrücks, des Westerwaldes, der Lahn und des Mittelrheins.
An Bankinstituten besitzt Koblenz eine Reichsbankstelle (Umsatz 1885: 211 Mill. Mk.), die Mittelrheinische
Bank und die Koblenzer Volksbank. Lebhaft ist trotz der zahlreichen Eisenbahnverbindungen nach den verschiedensten Gegenden
die Schiffahrt.
Den fränkischen Königen diente Koblenz später bisweilen zum Aufenthalt, und 860 fand hier eine Versöhnung der SöhneLudwigs des
Frommen statt. Bis hierher erstreckten sich 882 die Verheerungen der Normannen. KaiserHeinrich II. übergab die Stadt 1018 dem
Erzstift Trier, bei welchem sie bis zum Ende des 18. Jahrh. verblieben ist. 1105 veranlaßte
hier Heinrich V. eine Zusammenkunft mit seinem kaiserlichen Vater, um diesen in seine Gewalt zu bringen. 1138 wurde Konrad II.
in St. Kastor zu Koblenz zum Kaiser gewählt, und 1146 predigte hier Bernhard von Clairvaux den zweiten Kreuzzug.
Hier suchte Eduard III. von EnglandKaiserLudwig 1338 zum Kriege gegen Frankreich zu bewegen. Während des
Dreißigjährigen Kriegs nahm die Stadt 1632 eine kaiserliche Besatzung auf, wurde aber von den Schweden
[* 57] genommen, dann von
Franzosen besetzt und 1636 von den Kaiserlichen erstürmt. 1688 belagerten und beschossen die Franzosen unter dem Marschall
v. Boufflers die Stadt, vermochten jedoch nur den ältesten Teil derselben zu zerstören. Im Lauf des 18. Jahrh.
wurde Koblenz mehrfach erweitert, und noch mehr geschah für die Hebung
[* 58] derselben, als der KurfürstKlemens Wenzeslaus seine Residenz 1786 von
Ehrenbreitstein hierher verlegte.
Bald darauf gewann an Regsamkeit des Lebens, indem es in seinen Mauern den emigrierten AdelFrankreichs vereinigte.
Die nachmaligen KönigeLudwig XVIII. und Karl X. hielten sich am kurfürstlichen Hof
[* 59] und in dem kurfürstlichen Schlosse Schönbornslust
auf, und hier wurden die Restaurationspläne vorbereitet; von hier erließ der Herzog von Braunschweig
[* 60] das unglückliche
Koblenzer Manifest. Aber schon 1794 sah sich der Kurfürst genötigt, bei Annäherung der französischen
Armee unter Marceau die Stadt zu verlassen, und diese fiel in die Hände der Franzosen.
Die Befestigungswerke wurden demoliert und die Klöster aufgehoben, und Koblenz wurde 1798 Hauptstadt des Rhein- und Mofeldepartements.
Am nahmen die Verbündeten die Stadt in Besitz, die im darauf folgenden Jahr unter die KronePreußens
[* 61] kam, Hauptstadt eines Regierungsbezirks und 1822 Sitz der höchsten Behörden für die Rheinprovinz wurde.
Vgl. Günther,
Geschichte der Stadt Koblenz (Kobl. 1815);
Ch. v. Stramberg, Koblenz, die Stadt, historisch und topographisch (das. 1854, 3 Bde.);
Wegeler, in seiner Mundart und seinen hervorragenden Persönlichkeiten (das. 1875);
Derselbe, Beiträge
zur Geschichte der Stadt Koblenz (2. Aufl., das. 1882);
Becker, Das königliche Schloß
zu Koblenz (das. 1886).
Der Regierungsbezirk Koblenz (s. Karte »Rheinprovinz«) umfaßt 6202 qkm (112,64 QM.), hat
(1885) 616,554 (1880: 604,052) Einw., darunter 209,139 Evangelische, 396,388 Katholiken und 9268 Juden,
und besteht aus den 13 Kreisen:
Benennung
der Hausgeister (s. d.), besonders wenn sie denMenschenStreiche spielen, sie necken
und schrecken (daher die Redensart: lachen wie ein Kobold). Je nach dem Geräusch, das sie im Haus verursachen, oder nach der Vermummung,
die sie annehmen, führen sie die NamenPoltergeist, Klopfer, Hämmerlein, Popelchen, Mummanz, Heinzelmännchen u. a. Im Neuhochdeutschen
ist der Name mehr auf den Begriff des die Bergleute neckenden Grubengeistes beschränkt. Das Wort Kobold wird
gewöhnlich vom griechischen kóbâlos (»Schalk«) abgeleitet; mittellateinisch hieß der Kobold gobelinus, woraus das französische
gobelin gebildet ist.
Halbaffe aus der Familie der Fußwurzeltiere (Tarsidae), 16 cm
lang, mit großem, rundem, dicht auf den Schultern sitzendem Kopfe, froschartigem Gesicht,
[* 63] ungemein weiter
Mundspalte, sehr großen Augen (1,5 cmDurchmesser), großen Ohren, sehr kurzen Vordergliedern und langen Hintergliedern, an
welchen die Fußwurzeln auffallend dünn und ganz schwach behaart sind. In der Handfläche und an den Fingerenden finden
sich große, polsterartige Ballen. Der Schwanz ist 24 cm lang, am Ende lang, fast buschig behaart.
Der Pelz ist gelbbraungrau, am Kopf und Rücken dunkler, am Bauch
[* 64] weißlich. Er findet sich auf allen malaiischen Inseln, westlich
bis Malakka, aber nirgends häufig, lebt einzeln oder paarweise in dichten Wäldern, bewegt sich nach Art des Laubfrosches
und ist am Tag, wo er sich meist an dunkeln, feuchten Orten verborgen hält, auffallend wenig scheu. Er
nährt sich von Insekten,
[* 65] Eidechsen
[* 66] und andern Tieren und soll auch Früchte fressen. In der Gefangenschaft erwies er sich gefräßig,
sehr reinlich und wurde bald ungemein zutraulich. Die auffallende Erscheinung des Tiers gab den Eingebornen Veranlassung zu
vielen Fabeleien.
Die zugleich eingeführten
Büffel haben sich zu großen Herden vermehrt, welche jetzt von südaustralischen Viehzüchtern verwertet
werden. S. Karte »Australien«.
¶
Unter den sechs Kirchen zeichnen sich die St. Moritzkirche (mit ihrem 85 m hohen Turm und dem Epitaphium
des unglücklichen HerzogsJohannFriedrich des Mittlern) sowie die neue katholische Kirche aus. Das Residenzschloß (die »Ehrenburg«
genannt, 1549 an der Stelle eines Barfüßerklosters erbaut, 1693 nach einem Brand erneuert) enthält unter anderm
einen ornamentenreichen Riesensaal, eine schöne Hofkirche, wertvolle Bildergalerie und einen prächtigen Söller. Im Hofgarten
sind das herzogliche Palais und das Mausoleum des HerzogsFranz und seiner Gemahlin Auguste sehenswert.
Unter den übrigen Gebäuden sind hervorzuheben: das Zeughaus mit der herzoglichen Bibliothek von 60,000 Bänden, mehrere Schulgebäude,
das sogen. Augustenstift, das Theater, der Marstall, das neue Schlachthaus, die große Aktienbierbrauerei,
mehrere Villen und Privatgebäude, das neue Land-Krankenhaus, die Kasernevor der Stadt etc. Ein Kriegerdenkmal in frühgotischem
Stil steht auf dem Ernstplatz. Auf dem neuen, vortrefflich gepflegten Gottesacker am Glockenberg befindet sich das neue fürstliche
Erbbegräbnis in byzantinischem Stil. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit der Garnison (1 Füsilierbat.
Nr. 95) 16,210, darunter 769 Katholiken und 195 Juden.
Die Industrie ist lebhaft. Koburg hat mechanische Webereien und Spinnereien, Maschinen-, Farben-, Zement-, Porzellan- und Möbelfabrikation,
Dampfsägewerke, Marmorschleiferei, Holzschnitzerei, Wagen-, Korbwaren-, Korsett-, Seifen- und Lichtefabriken, Mälzerei etc.
Besondere Bedeutung hat die Bierbrauerei,
[* 74] renommiert ist auch die Theaterdekorationsmalerei. Neben dem
Kleinhandel hat sich in neuerer Zeit auch ein bedeutender Holz-, Getreide-, Gemüse- und Korbwarenhandel in die Stadt gezogen.
Dem Geldverkehr dienen sechs Bankgeschäfte. Koburg ist Sitz des herzoglichen Staatsministeriums, eines Landratsamtes, eines Amtsgerichts
mit Kammer fürHandels- undStrafsachen und hat ein Gymnasium, eine Realschule, eine Baugewerkschule, ein
Schullehrerseminar, eine Taubstummenanstalt, ein Waisenhaus, Bürgerhospital, Landkrankenhaus etc. Auf der Nordostseite
der Stadt und mit dieser durch schöne Anlagen verbunden liegt die alte, geschichtlich denkwürdige Feste Koburg, deren Restauration 1838 begonnen
wurde.
Sie besteht aus dem alten eigentlichen Schloß, das seit 1782 bis zur Restauration als Zucht- und Arbeitshaus
diente, dem sogen. LangenBau (mit den herzoglichen, besonders an Vögeln sehr reichen Naturaliensammlungen), dem ehemaligen
Zeughaus, dem neuen Wirtschaftsgebäude und dem Fürstenbau. Letzterer ist vollständig nach dem Geschmack seiner Entstehungszeit
wiederhergestellt und reich an kunstvollen Wandverzierungen, von
denen die Freskomalereien von HeinrichSchneider hervorzuheben
sind.
Sehenswert sind besonders der Waffensaal, geschmackvoll geordnet und nicht arm an historisch wichtigen Stücken(wieThomasMünzersSchwert etc.), das Lutherzimmer (mit den Bildnissen der berühmtesten Reformatoren und dem der Katharina v. Bora) und
die Gewehrkammer; auch enthält der Bau eine reiche Kupferstichsammlung (über 200,000 Blatt),
[* 75] eine Autographen- und eine
Münzsammlung. Die sogen. HoheBastei auf der Feste gewährt einen umfassenden Rundblick. In der Nähe von Koburg sind ferner bemerkenswert:
die Kapelle und die Platte mit schönen Spaziergängen, der Eckardtsberg, die herzoglichen Lustschlösser Kallenberg und Rosenau,
das Palais des verstorbenen Herzogs Ernst von Württemberg
[* 76] und das Dorf Neuses, der ehemalige Wohnsitz des
Dichters Rückert mit dessen Kolossalbüste (von Conrad). - Namen und Ursprung soll die Stadt von der Feste Koburg haben, die zur
Zeit König Heinrichs I. erbaut sein soll; der Stadt Koburg selbst geschieht erst in einer Urkunde von 1207 Erwähnung.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen,
[* 78] Kreis
[* 79] Krotoschin, unweit der Orla, hat 2 katholische und eine evang.
Kirche, eine Synagoge, Viehmärkte und (1885) 2275 meist kath. Einwohner.
1) HeinrichGottfried, Schauspieler und Theaterunternehmer, geb. 1703 zu Gera,
[* 80] studierte einige
Jahre Jurisprudenz in Leipzig, trat 1728 in die Neubersche Gesellschaft daselbst ein, in der er nicht nur als Schauspieler, sondern
auch als Theaterdichter und Dekorationsmaler eins der wertvollsten Mitglieder war (auch von Lessing hoch geschätzt), wandte
sich 1748 nach Wien und gründete 1749 eine eigne Gesellschaft in Leipzig, die unter anderm 1756 Lessings
»MißSara Sampson« zum erstenmal zur
¶
mehr
Aufführung brachte. Als sich dieselbe 1756 bei Ausbruch des Kriegs auflöste, trat an die Spitze der Schauspielertruppe in
Hamburg
[* 82] (deren Mitglied Ekhof war),
kehrte aber 1766 nach Leipzig zurück, wo er das neuerbaute Schauspielhaus mit E. Schlegels
»Hermann« eröffnete. 1768 begab er sich auf Einladung der Herzogin Amalie nach Weimar,
[* 83] 1770 wieder nach
Leipzig und von da nach Berlin, wo er starb. Kochs ernstes Streben ging dahin, das deutsche Theater zu einer wirklichen
Kunstanstalt zu erheben. An die Stelle der bisher beliebten faden Burlesken setzte er sogen. Intermezzos oder Zwischenspiele,
kurze musikalisch-dramatische Darstellungen, die sich lange in Gunst erhielten, und führte 1752 in Leipzig
die erste komische Operette (»Der Teufel ist los«, von Chr. F. Weiße) zu Gottscheds Leidwesen mit unerhörtem Beifall auf.
Seit 1795 hielt er wieder seine Vorlesungen. Durch einen Senatsbeschluß von 1802 ward er zum Mitglied
des Tribunats ernannt. 1810 ward er Mitglied des Generalkonsistoriums und Ehrenrektor der Universität. Er starb in
Straßburg. Von seinen Schriften nennen wir: »Tableau des révolutions de l'Europe dans le moyen-âge« (Laus. 1771; neue Aufl.,
Par. 1809, 3 Bde.; das.
1813, 4 Bde.),
Hier entstanden die Landschaften: KlosterSan Francesco bei Civitella, Olevano und das Tiberthal. Nach Rom zurückgekehrt, malte
er dort unter anderm vier Fresken im Dantezimmer der VillaMassimi (1824-29). Er war Jahrzehnte hindurch der Mittelpunkt des
deutschen Kunstlebens in Rom und übte durch seine originelle Persönlichkeit einen bedeutenden Einfluß
auf die jüngere Generation. Sein derber Humor und seine Kampfeslust spiegeln sich in der satirischen, gegen unberechtigte Kritik
und falsche Kunstkennerschaft gerichteten Schrift »Moderne Kunstchronik oder die rumfordische Suppe, gekocht und geschrieben
von J. A. Koch« (Stuttg. 1834). In seinen letzten Jahren litt er bittere Not. Eine ihm beim WienerHof durch
Cornelius ausgewirkte Pension konnte er nur kurze Zeit genießen, da er bereits in Rom starb.
und
besorgte die neue Bearbeitung von Rohlings »Deutschlands
[* 91] Flora«. 1824 ward er als Professor der Medizin und Botanik nach Erlangen
[* 92] berufen, wo er starb. Sein Hauptwerk ist die »Synopsis florae germanicae et helveticae« (Frankf. a. M. 1837; 3. Aufl.,
Leipz. 1857),
welche auch im Auszug erschien als »Taschenbuch der deutschen und schweizer.
Flora« (8. Aufl. von Hallier, das. 1881).
als Kreisgerichtsdirektor in seine alte Stellung zurückkehren. 1854 in den Ruhestand versetzt, lebte er auf seinem Rittergut
Blumenthal bei Neiße und nach dessen Veräußerung in Neiße, wo er starb, nachdem er während der Konfliktszeit
als Abgeordneter eines schlesischen Wahlkreises und Mitglied der Fortschrittspartei vorübergehend am öffentlichen Leben
teilgenommen hatte. Ein SchülerSavignys, hat Koch durch zahlreiche Schriften auf Theorie und Praxis des preußischen Rechts einen
bestimmenden Einfluß ausgeübt und die preußische Rechtswissenschaft auf historischer Grundlage neu geschaffen.
fand die allgemeinste Anerkennung und begründete seinen Ruf als Reformator der preußischen Rechtslitteratur. Hierauf
folgte sein wissenschaftlich bedeutendstes Werk: »Das Recht derForderungen nach gemeinem und preußischem Recht« (Bresl. 1836-43, 3 Bde.; 2. Aufl.,
Berl. 1858-59),
womit die »Lehre von dem Übergang der Forderungsrechte« (Bresl. 1837) zu
verbinden ist. Eine dogmatische Bearbeitung des gesamten preußischen Zivilrechts unternahm in dem bahnbrechenden »Lehrbuch
des preußischen gemeinen Privatrechts« (Berl. 1845, 2 Bde.; 3. Aufl.
1857-58),
dem er später noch »Das preußische Erbrecht, aus dem gemeinen deutschen Recht entwickelt« (das. 1865-67) hinzufügte.
Auch die Reform der Gerichtsverfassung und des Prozesses bahnte er durch die Schrift »Preußens Rechtsverfassung,
und wie sie zu reformieren sein möchte« (Bresl. 1843, Forts. 1844) sowie durch sein Lehrbuch »Das preußische Zivilprozeßrecht«
(Bd. 1, Berl. 1847; 2. Aufl.
1854; Bd. 2, 6. Aufl. 1871) an. Wie er 1838 als Mitbegründer des sogen. »Fünfmännerbuchs«
die »Ergänzungen und Erläuterungen der preußischen Rechtsbücher« ins Leben gerufen hatte, so entfaltete
er in spätern Jahren eine hervorragende kommentierende Thätigkeit. Die bedeutendsten Arbeiten dieser Art sind: die »Prozeßordnung
nach ihrer heutigen Geltung« (Berl. 1851, 6. Aufl. 1871) und
das »Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten, mit Kommentar« (das. 1852-55, 4 Bde.
mit Register; 8. Aufl. 1883 ff.);
Eine unmittelbar praktische
Richtung verfolgte in der »Anleitung zum Referieren« (Marienw. 1832, 2. Aufl. 1836),
in dem »Formularbuch für instrumentierende
Gerichtspersonen und Notarien« (Bresl. 1844; 8. Aufl., Berl.
1870) und in der »Anleitung zur preußischen Prozeßpraxis« (das.
1860-61, 2 Bde.). Endlich ist zu erwähnen seine »Beurteilung der ersten 10 BändeEntscheidungen des Obertribunals«
(Berl. 1847),
Die botanische Ausbeute seiner Reisen verarbeitete
er in den »Beiträgen zu einer Flora des Orients« (Halle u. Berl. 1848-54, 6 Hefte); auch gab er eine Karte von dem kaukasischen
Isthmus und von Armenien (Berl. 1850, 4 Blatt) heraus. Er wurde 1836 zum außerordentlichen Professor der Botanik in Jena ernannt,
siedelte jedoch 1847 nach Berlin über, habilitierte sich an der dortigen Universität und wurde einige
Jahre später zum außerordentlichen Professor ernannt.
welchem sich »Vorlesungen über Dendrologie« (Stuttg. 1875) und
»Die deutschen Obstgehölze« (Berl. 1876) anschlossen.
Koch hat auf die Entwickelung des Gartenbaues großen Einfluß ausgeübt; er stand seit 1848 zu dem FürstenPückler-Muskau in innigen Beziehungen und war bei der Anlage des Parks von Branitz mit thätig. Von seinen Schriften sind noch
zu nennen: »Hortus dendrologicus« (Berl. 1853-1854, 2 Tle.);
8) KarlFriedrich, Sprachforscher, geb. zu Berka im Weimarischen, studierte 1832-35 in JenaTheologie, übernahm dann
ein Erziehungsinstitut in Eisenach
[* 105] und widmete sich fortan ausschließlich der Pädagogik. Er starb als
Professor am Realgymnasium zu Eisenach Koch wandte sich besonders der grammatischen Seite des Sprachunterrichts zu und
suchte die Resultate der historischen Forschungen J. Grimms, soweit sie zum Verständnis der jetzigen Sprachformen nötig sind,
in einer für den Schulgebrauch geeigneten Form darzulegen. So entstand seine durch übersichtliche
Anordnung des Stoffes ausgezeichnete »Deutsche Grammatik nebst Typen und Figuren« (Jena 1860, 5. Aufl. 1873),
welcher die »Deutsche
Elementargrammatik« (4. Aufl., das. 1868) nachfolgte. Andre Werke von ihm sind: »HistorischeGrammatik der englischen Sprache«
(Götting. 1863-69, 3 Bde.) und »Linguistische
Allotria; Laut-, Ablaut- und Reimbildungen der
¶