metallglänzendes, violettes, schuppiges
Pulver, besteht aus phosphorsaurem Kobaltoxydulammoniak, läßt
sich auf der
Haut
[* 7] wie
Talk verreiben und findet besonders beim
Tapeten- und Buntpapierdruck Anwendung.
Die rote
Lösung wird beim Erhitzen und durch konzentrierte
Salzsäure blau, beim Erkalten wieder rot.
Mit verdünnter
Lösung geschriebene
Züge sind nach dem
Trocknen unsichtbar, treten beim Erwärmen blau hervor, weil das wasserfreie
Salz
[* 9] viel intensiver gefärbt ist als das wasserhaltige, und verschwinden wieder beim Erkalten. Hierauf gründet sich
die Benutzung von Kobaltchlorür zu sympathetischer
Tinte und zu den sogen.
Barometerblumen (mit Kobaltchlorür gefärbte
Leinwand),
welche in feuchter
Luft rot, in trockner blau erscheinen, mit dem
Barometer
[* 10] und der Vorhersage des
Wetters aber nichts zu thun
haben. Enthält das Kobaltchlorür etwas
Nickelchlorür, so erscheint das wasserfreie
Salz grün. Kobaltchlorür resultiert sehr allgemein bei der
Verarbeitung der Kobalterze und bildet insofern den Ausgangspunkt für die Gewinnung der übrigen Kobaltpräparate.
(Indischgelb), gelbe
Farbe, besteht aus salpetrigsaurem Kobaltoxydkali K6Co3N12O24 ,
wird aus einer
Lösung von salpetersaurem
Kobaltoxydul durch salpetrigsaures
Kali als gelber kristallinischer
Niederschlag gefällt,
ist schwer löslich und, weil es leicht vollkommen rein dargestellt werden kann, für die Erzielung reiner
und schöner blauer
Nüancen in der
Glas- und
Porzellanmalerei und für die Emaillierkunst wichtig, auch dient es als gelbe
Öl- und Aquarellfarbe.
(Linnéit),
Mineral aus der
Ordnung der einfachen Sulfuride, kristallisiert tesseral, findet sich auch derb
und eingesprengt, ist glänzend, rötlich silberweiß, häufig gelblich, dabei fast immer rötlich angelaufen,
Härte 5,5,
spez. Gew. 4,9. Kobaltkies ist
Schwefelkobalt Co3S4 mit 58 Proz.
Kobalt, enthält aber fast immer mehr oder weniger
Nickel, welches das
Kobalt, oft mehr als zur Hälfte, ja bis zu 42 Proz., isomorph vertritt (Kobaltnickelkies).
Minder häufig und beträchtlich enthält Kobaltkies
Kupfer
[* 11] und
Eisen.
[* 12] Kobaltkies kommt vor zu Ridderhytta in
Schweden, bei
Müsen (nickelreich),
in
Missouri.
Co2O3 entsteht beim Erhitzen von salpetersaurem
Kobaltoxydul als dunkelbraunes
Pulver,
welches bei hoher
Temperatur in
Oxydul übergeht, in
Salzsäure unter
Entwickelung von
Chlor, in
Schwefelsäure
[* 14] und
Salpetersäure
unterEntwickelung von
Sauerstoff sich löst. Ähnlich verhält sich das braunschwarze Kobalthydroxyd Co2H6O6
, welches entsteht, wenn man Kobalthydroxydul in
Wasser mit
Chlor behandelt oder salpetersaures
Kobaltoxydul
mit Chlorkalklösung fällt. Versetzt man Chlorkalklösung mit einer sehr geringen
Menge eines
Kobaltoxydulsalzes und kocht,
so wird der ganze Sauerstoffgehalt des
Chlorkalks gleichmäßig entwickelt. Salpetrigsaures
Kali fällt
aus Kobaltoxydulsalzlösungen salpetrigsaures Kobaltoxydkali (s.
Kobaltgelb).
Über andre
Präparate s. die einzelnen
Artikel. Die Anwendung der als blaue
Farbe für
Glas,
[* 15]
Email,
Porzellan,
Glasuren beruht auf ihrer Löslichkeit im schmelzenden
Glas. Das Hauptmaterial für die
Darstellung bilden
Speis- und
Glanzkobalt,
seltener
Erdkobalt. Bei dem häufigen Zusammenvorkommen von
Kobalt und
Nickel ist meist auch letzteres zu berücksichtigen,
und es bildet dann die Kobaltgewinnung oft nur eine Nebenarbeit der Nickelgewinnung. Reinere und reichere
Erze werden direkt auf
Kobalt verarbeitet, ärmere, unreinere aber zunächst auf eine
Speise oder einen
Stein verschmolzen, welche
dann bisweilen noch konzentriert werden.
¶
CoO entsteht bei gelindem Erhitzen von Kobalthydroxydul CoOHO, welches als rosenroter Niederschlag gefällt
wird, wenn man gekochte Kobaltoxydulsalzlösung in siedende Kalilauge tröpfelt. Kobaltoxydul ist hellbraun oder grünlichbraun, luftbeständig,
gibt beim Erhitzen an der Luft Kobaltoxyduloxyd, färbt Glasflüsse schön blau, bildet mit Säuren die Kobaltoxydulsalze (s. d.)
und dient zur Darstellung zarter Farben.
Erhitzt man Thonerdehydrat mit Kobalthydroxydul, oder Thonerde mit
salpetersaurem Kobaltoxydul, so entsteht Kobaltaluminat CoAl2O4 ^[CoAl{2}O{4}], das Kobaltblau (s. d.).
finden sich zum Teil in der Natur in mehreren Mineralien
[* 17] und werden durch Lösen von Kobaltoxydul und
kohlensaurem Kobaltoxydul in Säuren oder, soweit sie unlöslich sind, durch Wechselzersetzung erhalten.
Sie sind im wasserfreien Zustand meist blau, im wasserhaltigen rot. Aus der roten Lösung fällt Ammoniak blaues basisches
Salz, welches an der Luft grün und blaugrau, beim Erhitzen schmutzig blaßrot wird und sich in überschüssigem Ammoniak mit
brauner Farbe löst; diese Lösung wird an der Luft dunkler und endlich schön rot.
Salpetersaures Kobaltoxydul Co(NO3)2 + 6H2O ^[Co(NO3)2+6H2O] ist zerfließlich, dient zur Darstellung von
Kobaltfarben und als Kobaltsolution in der chemischen Analyse. Phosphorsaures Kobaltoxydul Co3(PO4)2
^[Co3(PO4)2] wird aus Kobaltoxydulsalzlösungen durch phosphorsaures Natron gefällt, ist rot, wird beim Erhitzen
rotviolett bis violettblau. Es bildet das Kobaltrosa (s. d.). Arsensaures Kobaltoxydul Co3(AsO4)2 + 8H2O ^[Co3(AsO4)2+8H2O]
findet sich als Kobaltblüte, wird aus Kobaltoxydulsalzlösungen durch arsensaures Kali rot gefällt, entsteht auch als Chaux métallique,
wenn man durch Schmelzen von Kobalterzen mit Quarz und Pottasche eisenfreies Arsenkobalt erzeugt und dies
röstet, und dient zur Darstellung von Kobaltfarben. Vgl. Kobaltrosa. Der Zaffer (Kobaltsafflor) ist unreines basisches arsensaures
Kobaltoxydul. Kieselsaures Kobaltoxydul findet sich in den mit Kobalt blau gefärbten Gläsern, also besonders in der Schmalte,
wird aus Kobaltoxydulsalzlösungen durch kieselsaures Kali gefällt und in der Porzellanmalerei sowie zur
Darstellung sehr reiner Schmalte benutzt; man stellt es in Schweden im großen dar.
(Bieberit), Mineral aus der Ordnung der Sulfate, kristallisiert monoklinisch, findet sich meist stalaktitisch,
als Effloreszenz, blaß rosenrot, besteht aus schwefelsaurem Kobaltoxydul CoSO4 + 7H2O mit
ca. 4 Proz. Magnesia;
(Kobang, Rio),
[* 20] früher (bis 1871) Goldmünze in Japan,
[* 21] vor Eröffnung der Häfen à 4 Itzibu (Gold:
[* 22] Silber = 4,6:1),
dann = 14 Itzibu. 1860 wurden neue Kobans, dem allgemeinen Gold- und Silberverhältnis entsprechend, ausgegeben.
Die verschiedenen
Arten des Koban schwankten im Wert zwischen 43,15 und 14,63
Mk.
Hauptstadt des gleichnamigen chines. Gouvernements in der westlichen
Mongolei, westlich vom Karausy-See, am Bujantufluß, in einem weiten, größtenteils von Lehm- und Salzsteppen bedeckten Thal,
[* 28] besteht wie alle chinesischen Grenzstädte aus einer Soldaten- und einer Handelsstadt. Die viereckige Festung wird von hohen,
aber zerfallenden Mauern umgeben, enthält die Wohnung des Gouverneurs, hat eine Besatzung von 500 Mann, eine
MengeHöfe und viele kleine Gebäude; ein dichter Baumwald verleiht ihr den Charakter eines großen Gartens.
Die Handelsstadt besteht aus zwei Längsstraßen und einer Querstraße, von denen die eine Längsstraße mit Pappeln eingefaßt
ist und 60-70 Höfe der großen Kaufhäuser enthält, wogegen in der andern nur Läden sind. An den Enden
der Stadt befinden sich drei Tempel.
[* 29] Auch jenseit des Flusses liegt ein großer, von Mauern umgebener, prächtiger Tempel mit
Wohnungen zahlreicher Lamas. Die Handelsstadt hat etwa 1100 chines. Einwohner. Um sie herum ziehen sich die Zelte nomadisierender
Kalmücken. Rußland unterhält in Kobdo einen Konsul und hat große Anstrengungen gemacht, seine Handelsbeziehungen
mit Kobdo zu
¶
mehr
erweitern. Bis zur Grenze (303 km) ist über das Gebirge ein Karrenweg angelegt, der dann in einen Saumpfad übergeht. Als Handelsstadt
gewinnt Kobdo immer mehr Bedeutung; es passieren dort sowohl die nach dem westlichen Kansu und der westlichen Mongolei gehenden
Waren als die aus den chinesischen Besitzungen herstammenden, zum Transport nach Rußland bestimmten.
1) Ferdinand, Maler und Kupferstecher, geb. zu Mannheim,
[* 32] studierte anfangs in Heidelberg, bis er durch
ein Landschaftsgemälde dem Kurfürsten von Bayern
[* 33] bekannt und durch denselben in den Stand gesetzt wurde, ausschließlich seiner
Neigung zur Malerei zu leben. Er begab sich zur weitern Aasbildung nach Paris
[* 34] und ward 1798 Kabinettsmaler
und Direktor der Galerie zu Mannheim. Er starb in München.
[* 35] Seine Gemälde, meist in BerchemsManier gemalt, zeichnen
sich durch effektvolle Behandlung, der ein glückliches Naturstudium zu Grunde liegt, wie durch fleißige Ausführung, seine
radierten Blätter durch Leichtigkeit der Darstellung aus. Von seinen Radierungen, etwa 300, gab Frauenholz
in Nürnberg
[* 36] 1809 eine Sammlung heraus unter dem Titel: »Œuvres complétes de F. Kobell«, eine solche von 178 Blättern Kugler (Stuttg.
1842). Das Verzeichnis seiner Arbeiten verfaßte S. v. Stengel
[* 37] (Nürnb. 1822).
3) Hendrik, holländ. Maler, geb. 1751 zu Rotterdam,
[* 40] malte und radierte Marinen, welche sich durch Gewandtheit der Ausführung
und Lebendigkeit der Schilderung auszeichnen, und starb nach längerm Aufenthalt in England 1782 in seiner
Vaterstadt. - Sein Sohn Jan, geb. 1782 zu Utrecht,
[* 41] bildete sich bei W. R. van der Wall, vornehmlich aber durch Studien nach PaulPotter zum Tier- und Landschaftsmaler aus und starb in Amsterdam.
[* 42]
Als Dichter und namentlich als Volksdichter zeichnet er sich, abgesehen von der Gewandtheit, die er in Behandlung zweier
ganz verschiedener Dialekte besitzt, durch Phantasie, Innigkeit, Zartheit, echt komische Kraft
[* 44] und einen
ergötzlichen Humor aus. Es gehören hierher seine »Gedichte in hochdeutscher, oberbayrischer
und pfälzischer Mundart«, die zuerst (Münch. 1839-1841) zusammen, später getrennt erschienen: »Hochdeutsche Gedichte« (das.
1852),
»Gedichte in oberbayrischer Mundart« (9. Aufl., Stuttg. 1882),
»Gedichte in pfälzischer Mundart« (6. Aufl., das. 1876);
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau,
[* 45] KreisSteinau, an der Oder, hat eine evangelische, eine katholische
und die Ruinen einer evang. Kirche, in welcher der bekannte Liederdichter JohannHeermann von 1611 bis 1638 predigte, ein altertümliches
Schloß, eine bedeutende Dampfziegelei, eine Dampfschneidemühle, Braunkohlengruben und (1885) 1106 meist
evang. Einwohner.
(Koburger), Anthoni, Buchdrucker und Buchhändler, wirkte 1470-1513 in Nürnberg und druckte
in dieser Zeit ca. 276 Werke, die er auch verlegte und vertrieb. Aus einem Nürnberger Bürgergeschlecht stammend, übertrug
er mit Erfolg die großen Verhältnisse des Gewerbes und Handels auf den jungen Buchhandel. Er arbeitete mit 24 Pressen¶
Die hereinflutende Reformationslitteratur
legte unter seinen Nachfolgern den Verlag brach, indem diese Luthers Annäherungsversuche, das große Verlagshaus zu gewinnen,
von der Hand
[* 55] wiesen und ihre Thätigkeit auf ein umfassendes humanistisches Büchersortiment beschränkten.
Vgl. O. Hase,
[* 56] Die
Koberger (2. Aufl., Leipz. 1885).
Ostern 1873 seiner Stelle wieder verlustig gegangen, siedelte er zunächst nach Mannheim, später nach Wien
[* 62] über, wo er gegenwärtig
noch lebt, und veröffentlichte seitdem die Schriften: »Meine Erlebnisse als Hoftheaterdirektor« (2. Aufl., Leipz.
1874);
»Der Verfall der deutschen Schaubühne
und die Bewältigung der Theaterkalamität« (das. 1880).
Außerdem schrieb Köberle, dem der Großherzog von Baden
[* 64] 1879 aus freiem
Entschluß einen lebenslänglichen Gehalt von 5000 Mk. aussetzte, noch den Roman »Alles um ein Nichts« (Leipz. 1871, 3 Bde.)
und die gegen den Jesuitismus gerichtete Schrift »Deutsche
[* 65] Antwort auf welsche Projekte. Enthüllungen
über die Palastrevolution im Vatikan
[* 66] etc.« (Stuttg. 1870).
woran sich mehrere
Programme über den österreichischen Dichter PeterSuchenwirt (1828-52, 3 Tle.) reihten. Aus seiner Lehrthätigkeit ging hervor
seine »Laut- und Flexionslehre der mittelhochdeutschen und neuhochdeutschen Sprache«
[* 70] (Halle
[* 71] 1862; 4. Aufl. von Schade, 1878).
Sein Hauptwerk, der »Grundriß der Geschichte der deutschen Nationallitteratur«, in der ersten Auflage (Leipz. 1827) nur als
Leitfaden für den Gymnasialunterricht entworfen, wurde in der vierten Bearbeitung (das.
1847-1866) zu einem umfassenden Handbuch der Geschichte der deutschen Nationallitteratur, welches, objektiv gehalten, die
litterarische Entwickelung der deutschen Nation nach allen Richtungen hin darlegt und sowohl von einer außerordentlichen Belesenheit
als von seltener Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit der Forschung Zeugnis ablegt. Die 5. Auflage wurde
nach Kobersteins Tod von Koberstein Bartsch (Leipz. 1872-75, 5 Bde.)
herausgegeben, der auch die Herausgabe der 6. Auflage (1884 ff.) besorgte. Noch sind von Koberstein zu nennen: »Vermischte Aufsätze
zur Litteraturgeschichte und Ästhetik« (Leipz. 1858). Außerdem gab er »Heinrich v. KleistsBriefe an seine SchwesterUlrike«
(Berl. 1860) und den dritten Band
[* 72] von Löbells »Entwickelung der deutschen Poesie« (Braunschw. 1865) heraus. - Sein Sohn Karl,
geb. zu Schulpforta, widmete sich 1856 nach vollendeten Gymnasialstudien in Stettin
[* 73] der Bühne und war seit 1862 Mitglied
des Hoftheaters in Dresden,
[* 74] bis er 1883 in den Ruhestand trat. Seitdem lebt er in Blasewitz ganz litterarischen
Arbeiten. Er hat sich als dramatischer Dichter durch die Trauerspiele: »FlorianGeyer« (Dresd. 1863) und »König Erich XIV« (das.
1869) sowie das Lustspiel »Was Gott zusammenfügt, das soll der Mensch nicht scheiden« (das. 1872) einen Namen gemacht. Die
beiden letztern Stücke wurden vielfach mit Beifall aufgeführt. Neuerlich veröffentlichte er: »Preußisches
Bilderbuch«, geschichtliche Aufsätze (Leipz. 1887).
breite Straßen und namentlich gegen den Rhein eine imponierende Häuserfronte. Als Plätze sind hier der Klemensplatz mit einem
fast 20 m hohen Obelisken, dem von Krahe erbauten Theater,
[* 79] dem Postamt etc. und der Schloßplatz zu bemerken. Unter den kirchlichen
Gebäuden sind erwähnenswert: die Liebfrauenkirche, auf dem höchsten Punkte der Stadt gelegen, mit 58 m
hohen, im spätromanischen Stil gehaltenen Türmen;
das Schiff
[* 80] wurde 1250, das Chor 1404-31 erbaut, das Innere ist freundlich
und gefällig;
die Kastorkirche, am nördlichen Ende der Rheinzollstraße, nahe der Moselspitze gelegen, mit 4 Türmen, wurde
von Ludwig dem Frommen 836 als Kollegiatkirche gegründet und ist somit eine der ältesten christlichen
Kirchen der Rheingegend;
der gegenwärtige Bau romanischen Stils wurde 1208 vollendet, das Spitzbogengewölbe an Stelle der alten
Holzdecke erst 1498 beendet. Im nördlichen Seitenschiff befindet sich das Grabmal der heil. Ritza, einer Tochter (nach andern
einer Enkelin) Ludwigs des Frommen. Im Chor stehen die Grabdenkmäler des TriererErzbischofs Kuno v. Falkenstein
(gest. 1388) und seines Nachfolgers Werner v. Falkenstein (gest. 1418).
Das Freskowandgemälde im Chor ist von J. ^[JosephAnton]
Settegast, einem Koblenzer, 1848-49 ausgeführt worden. Auch die andern Gemälde, in jüngster Zeit entstanden, sind
sein Werk. Die Kirche war Schauplatz der Länderverteilung zwischen den SöhnenLudwigs des Frommen (860)
sowie verschiedener Kirchenversammlungen. Die Florinskirche ist dem evangelischen Gottesdienst gewidmet; Türme und Langhaus
zeigen den romanischen Stil, während das von 1356 herrührende Chor gotischen Charakter trägt; das Innere ist unter Lasaulx'
Leitung sehr schön restauriert.
Die St. Johann-, auch Jesuitenkirche, zum anstoßenden Gymnasium gehörig, wurde 1617 erbaut; die Karmeliterkirche,
mit einem Freskogemälde von Anschütz, einem Koblenzer, ist gegenwärtig katholische Garnisonkirche. Außer diesen Kirchen
hat noch mehrere Filialkirchen, Betsäle und eine Synagoge. Unter den weltlichen Gebäuden verdient das Residenzschloß zuerst
genannt zu werden. Von 1778 bis 1785 vom letzten Kurfürsten von Trier,
[* 81] Klemens Wenzeslaus, aufgeführt, besteht
es aus einem Mittelbau mit dem nach dem Schloßplatz zu gelegenen Portal, vor dem sich acht 13 m hohe und 5,2 m im Umfang haltende
Säulen
[* 82] erheben, und zwei Flügeln, die auf der Nord- und Südseite in zwei vorspringenden Pavillons endigen.
Das Ganze ist 170 m lang und hat drei Stockwerke. SchöneAnlagen ziehen sich von hier rheinaufwärts, in
denselben befindet sich das Denkmal des Dichters Max v. Schenkendorf. In der Nähe der Moselbrücke sind noch zu bemerken die
ehemalige kurfürstliche Burg (jetzt Fabrikgebäude) und das Kaufhaus, im 15. Jahrh. erbaut, 1688 zerstört und 1725 wiederhergestellt.
Der Bau der 320 m langen Moselbrücke mit 14 Bogen
[* 83] ward 1343 begonnen. Über diese Brücke
[* 84] läuft die vom
letzten Kurfürsten angelegte Wasserleitung,
[* 85] welche, beim Dorf Metternich beginnend, mehreren Brunnen
[* 86] der Stadt und dem Schloß
gutes Trinkwasser zuführt.
Koblenz bildet mit dem gegenüber am rechten Rheinufer gelegenen Ehrenbreitstein (s. d.) eine Festung ersten
Ranges. Die Neubefestigung wurde von 1816 bis 1828 ausgeführt. Nach der Feldseite ist die Stadt durch einen Montalembertschen
Turm und
[* 87] eine kasemattierte Umwallung mit Kavalieren als Außenwerken, gegen Rhein und Mosel aber durch Kavaliere und Mauerbefestigungen
geschützt. Vor dieser Umwallung liegt die ehemalige Kartause mit dem FortKonstantin und auf der dieses
beherrschenden Höhe des Hunnenkopfes das starke FortAlexander mit zwei kleinern detachierten Forts.
Jenseit der Mosel auf dem Petersberg erhebt sich das FortFranz, neben dem drei Montalembertsche Türme stehen. Am Fuß dieses
Forts steht das 1795 errichtete, 1885 renovierte Denkmal des französischen GeneralsMarceau. Ein schönes,
von Schaper 1884 ausgeführtes Standbild des Generals v. Goeben befindet sich auf dem kleinen Paradeplatz, ein sinniges Denkmal
in weißem Marmor ziert sein Grab auf dem städtischen Friedhof. Die Zahl der Einwohner belief sich 1885 mit der Garnison (Garde-Grenadierregiment
Nr. 4, 2 Infanteriebat. Nr. 28 und Nr.
68, 2 Abteil. Feldartillerie Nr. 8, 1Bat. Fußartillerie Nr. 4, 1 Pionierbat. Nr. 8 und 1 Trainbat.
Nr. 8) auf 31,669 Seelen, darunter 23,989 Katholiken, 7106 Evangelische und 515 Juden. An größern industriellen Etablissements
hat Koblenz mehrere Pianofortefabriken, eine Kartonagen- und Papierwarenfabrik, Schaumweinfabriken, eine Maschinenfabrik
und Schiffbauerei.
Der Handel ist besonders bedeutend in Wein, Holz,
[* 88] Berg- und Hüttenprodukten und Kolonialwaren. Mit Gegenständen des täglichen
Bedarfs versorgt Koblenz einen großen Teil der Eifel, der Moselgegend, des Hunsrücks, des Westerwaldes, der Lahn und des Mittelrheins.
An Bankinstituten besitzt Koblenz eine Reichsbankstelle (Umsatz 1885: 211 Mill. Mk.), die Mittelrheinische
Bank und die Koblenzer Volksbank. Lebhaft ist trotz der zahlreichen Eisenbahnverbindungen nach den verschiedensten Gegenden
die Schiffahrt.
Den fränkischen Königen diente Koblenz später bisweilen zum Aufenthalt, und 860 fand hier eine Versöhnung der SöhneLudwigs des
Frommen statt. Bis hierher erstreckten sich 882 die Verheerungen der Normannen. KaiserHeinrich II. übergab die Stadt 1018 dem
Erzstift Trier, bei welchem sie bis zum Ende des 18. Jahrh. verblieben ist. 1105 veranlaßte
hier Heinrich V. eine Zusammenkunft mit seinem kaiserlichen Vater, um diesen in seine Gewalt zu bringen. 1138 wurde Konrad II.
in St. Kastor zu Koblenz zum Kaiser gewählt, und 1146 predigte hier Bernhard von Clairvaux den zweiten Kreuzzug.
Hier suchte Eduard III. von EnglandKaiserLudwig 1338 zum Kriege gegen Frankreich zu bewegen. Während des
Dreißigjährigen Kriegs nahm die Stadt 1632 eine kaiserliche Besatzung auf, wurde aber von den Schweden genommen, dann von
Franzosen besetzt und 1636 von den Kaiserlichen erstürmt. 1688 belagerten und beschossen die Franzosen unter dem Marschall
v. Boufflers die Stadt, vermochten jedoch nur den ältesten Teil derselben zu zerstören. Im Lauf des 18. Jahrh.
wurde Koblenz mehrfach erweitert, und noch mehr geschah für die Hebung
[* 95] derselben, als der KurfürstKlemens Wenzeslaus seine Residenz 1786 von
Ehrenbreitstein hierher verlegte.
Bald darauf gewann an Regsamkeit des Lebens, indem es in seinen Mauern den emigrierten AdelFrankreichs vereinigte.
Die nachmaligen KönigeLudwig XVIII. und Karl X. hielten sich am kurfürstlichen Hof und in dem kurfürstlichen Schlosse Schönbornslust
auf, und hier wurden die Restaurationspläne vorbereitet; von hier erließ der Herzog von Braunschweig
[* 96] das unglückliche
Koblenzer Manifest. Aber schon 1794 sah sich der Kurfürst genötigt, bei Annäherung der französischen
Armee unter Marceau die Stadt zu verlassen, und diese fiel in die Hände der Franzosen.
Die Befestigungswerke wurden demoliert und die Klöster aufgehoben, und Koblenz wurde 1798 Hauptstadt des Rhein- und Mofeldepartements.
Am nahmen die Verbündeten die Stadt in Besitz, die im darauf folgenden Jahr unter die KronePreußens
[* 97] kam, Hauptstadt eines Regierungsbezirks und 1822 Sitz der höchsten Behörden für die Rheinprovinz wurde.
Vgl. Günther,
Geschichte der Stadt Koblenz (Kobl. 1815);
Ch. v. Stramberg, Koblenz, die Stadt, historisch und topographisch (das. 1854, 3 Bde.);
Wegeler, in seiner Mundart und seinen hervorragenden Persönlichkeiten (das. 1875);
Derselbe, Beiträge
zur Geschichte der Stadt Koblenz (2. Aufl., das. 1882);
Becker, Das königliche Schloß
zu Koblenz (das. 1886).
Der Regierungsbezirk Koblenz (s. Karte »Rheinprovinz«) umfaßt 6202 qkm (112,64 QM.), hat
(1885) 616,554 (1880: 604,052) Einw., darunter 209,139 Evangelische, 396,388 Katholiken und 9268 Juden,
und besteht aus den 13 Kreisen:
Benennung
der Hausgeister (s. d.), besonders wenn sie denMenschenStreiche spielen, sie necken
und schrecken (daher die Redensart: lachen wie ein Kobold). Je nach dem Geräusch, das sie im Haus verursachen, oder nach der Vermummung,
die sie annehmen, führen sie die NamenPoltergeist, Klopfer, Hämmerlein, Popelchen, Mummanz, Heinzelmännchen u. a. Im Neuhochdeutschen
ist der Name mehr auf den Begriff des die Bergleute neckenden Grubengeistes beschränkt. Das Wort Kobold wird
gewöhnlich vom griechischen kóbâlos (»Schalk«) abgeleitet; mittellateinisch hieß der Kobold gobelinus, woraus das französische
gobelin gebildet ist.
Halbaffe aus der Familie der Fußwurzeltiere (Tarsidae), 16 cm
lang, mit großem, rundem, dicht auf den Schultern sitzendem Kopfe, froschartigem Gesicht,
[* 99] ungemein weiter
Mundspalte, sehr großen Augen (1,5 cmDurchmesser), großen Ohren, sehr kurzen Vordergliedern und langen Hintergliedern, an
welchen die Fußwurzeln auffallend dünn und ganz schwach behaart sind. In der Handfläche und an den Fingerenden finden
sich große, polsterartige Ballen. Der Schwanz ist 24 cm lang, am Ende lang, fast buschig behaart.
Der Pelz ist gelbbraungrau, am Kopf und Rücken dunkler, am Bauch
[* 100] weißlich. Er findet sich auf allen malaiischen Inseln, westlich
bis Malakka, aber nirgends häufig, lebt einzeln oder paarweise in dichten Wäldern, bewegt sich nach Art des Laubfrosches
und ist am Tag, wo er sich meist an dunkeln, feuchten Orten verborgen hält, auffallend wenig scheu. Er
nährt sich von Insekten,
[* 101] Eidechsen
[* 102] und andern Tieren und soll auch Früchte fressen. In der Gefangenschaft erwies er sich gefräßig,
sehr reinlich und wurde bald ungemein zutraulich. Die auffallende Erscheinung des Tiers gab den Eingebornen Veranlassung zu
vielen Fabeleien.
Die zugleich eingeführten
Büffel haben sich zu großen Herden vermehrt, welche jetzt von südaustralischen Viehzüchtern verwertet
werden. S. Karte »Australien«.
¶