anderer, namentlich vegetabilischer,
Kohle besitzt, machte
Figuier 1811 aufmerksam. Auf die
Empfehlungen von
Derosne,
Payen und
Pluvier wurde sie sehr bald allgemein in der Zuckerfabrikation benutzt; aber erst
Dumont benutzte 1828 gekörnte in feststehenden
metallenen
Filtern und entdeckte die Möglichkeit der Wiederbelebung. Anfangs legte man den größten Wert auf
das Entfärbungsvermögen, und erst in neuerer Zeit wurde, namentlich durch die
Arbeiten von
Stammer, auf die viel größere
Wichtigkeit des Absorptionsvermögens für Alkalisalze hingewiesen.
Vgl.
Stammer, Lehrbuch der Zuckerfabrikation (Braunschw.
1874).
(griech. Osteomylitis ^[richtig:
Osteomyelitis]), entweder ein langsam verlaufender
Prozeß,
welcher neue Knochensubstanz anbildet und die Markhöhle verengert (innere Hyperostose), oder eine akute
Eiterung, welche
zur Zerstörung des
Knochenmarks, oft zum
Brande des ganzen
Knochens, ja durch heftiges
Fieber unter unerträglichen
Schmerzen
zu Eiterfieber und zum
Tod führen kann. Die erste chronische Form kommt bei allen veralteten Knochenleiden,
namentlich bei
Knochenbrand und
Knochenfraß, sowie bei der
Syphilis
(Osteomyelitis gummosa) vor.
Die akute Form ist vorwiegend die Begleiterin von
Knochenbrüchen,
Schußwunden,
Amputationen, wobei eitererregende
Bakterien
in das weiche Markgewebe gelangen, hier
Eiterung und durchAufnahme ins
Blut typhusähnliches
Fieber und
Tod veranlassen. Als
Ursache dieser Knochenmarkentzündung ist neuerdings von Rosenbach eine besondere Art der
Spaltpilze aufgefunden worden, welche
als Staphylococcus pyogenes aureus bezeichnet wird. Diese Eiterkokken siedeln sich zuweilen in dem
Mark der Röhrenknochen
an, wodurch eine
Krankheit entsteht, welche man, da äußere
Ursachen derselben nicht bekannt sind, als
spontane oder idiopathische Knochenmarkentzündung bezeichnet.
Sie befällt in ihrer leichtern Form besonders
Kinder, in der schweren Form
Personen, deren Blutbildung sehr mangelhaft ist,
entweder wegen unzureichender
Bildung der Blutkörper überhaupt (perniziöse
Anämie) oder wegen übermäßigen Auftretens
farbloser
Zellen
(Leukämie); diese Knochenmarkentzündung verläuft mit oder ohneFieber und endet schon wegen des Grundleidens
stets tödlich. Die Behandlung der chronischen Knochenmarkentzündung bietet keine Aussicht auf Erfolg. Die akute
Entzündung ist mit absoluter Ruhigstellung, Eisbeuteln und
Morphium zu bekämpfen; sofern das
Fieber beunruhigend wird, ist
höchste
Gefahr im
Verzug und weder
Resektion der erkrankten Knochenstücke noch
Amputation ganzerGlieder
[* 4] zu scheuen.
ein durch Zerkleinerung von
Knochen hergestelltes Dungmittel. Die
Knochen bieten vermöge ihrer
Zähigkeit
der Zerkleinerung großen
Widerstand und werden deshalb durch vorherige Behandlung mit gespannten Wasserdämpfen mürbe gemacht.
Man bringt sie zu diesem Behuf in große cylindrische
Kessel aus
Eisenblech, in denen sie auf einem falschenBoden
ruhen, und leitet gespannten Wasserdampf hinein, oder man behandelt sie bei kleinerm Betrieb in liegenden, eingemauerten
Kesseln, in welchen unter dem falschen
Boden befindliches
Wasser durch direktes
Feuer erhitzt wird.
Das
Dämpfen darf nur etwa vier
Stunden fortgesetzt werden, damit sich nicht zu viel organische
Substanz in
Leim verwandle; auch
dürfen
die
Knochen nicht mit
Wasser in Berührung kommen, weil sie durch dieses ausgelaugt werden würden. Bei diesem
Verfahren
des
Dämpfens geht das
Knochenfett verloren; will
man es gewinnen, so müssen die
Knochen vor dem
Dämpfen mit
Wasser ausgekocht
werden, wodurch aber ein Teil des gebildeten
Leims ausgezogen wird. Die gedämpften
Knochen werden auf
einer
Darre getrocknet, auf
Knochenbrechern zwischen
Walzen, deren Oberfläche mit scharfen stählernen pyramidenförmigen Hervorragungen
versehen ist, zerbrochen und dann auf einem gewöhnlichen
Mahlgang mit französischen
Steinen oder auf eisernen Kollermühlen
gemahlen und gesiebt.
Auch Stampfwerke,
Kreis- oder Cylinderraspeln oder massiv gebaute
Desintegratoren werden zum Zerkleinern benutzt.
Gegenwärtig zerkleinert man die
Knochen zunächst aus einem Stampfwerk und gibt die dabei gewonnenen Körnungen
(Knochenkörnungen)
an die Knochenkohlefabriken ab, welche durch Verkohlung derselben unmittelbar einen Handelsartikel gewinnen und so die Erzeugung
eines fast wertlosen Kohlenstaubes vermeiden (vgl.
Knochenkohle). Der aus dem Stampfwerk durch das Sortiersieb abgeschiedene
Grieß wird auf Steinmühlen zu möglichst feinem Knochenmehl weiter vermahlen. Da bei der
Zerkleinerung der
Knochen vorzugsweise die harten, festen Wandungen in die Körnungen eingehen, während die weichern, schwammigen
Teile der
Knochen vollständig in
Pulver verwandelt werden, und da jene vorzugsweise reich an phosphorsaurem
Kalk sind, während
letztere verhältnismäßig mehr stickstoffhaltige organischeSubstanz enthalten, so muß ein unter Abscheidung
von Körnungen bereitetes in seiner
Zusammensetzung von dem durch vollständiges Aufmahlen von
Knochen erhaltenen abweichen.
Dies zeigen folgende
Analysen, von denen die ersten zwei sich auf Knochenmehl der erstern, die andern zwei auf Knochenmehl der
letztern
Sorte beziehen:
Man benutzt als
Dünger (s. d., S. 218) und behandelt es oft mit
Schwefelsäure,
[* 5] um den darin enthaltenen
unlöslichen basisch phosphorsauren
Kalk in löslichen sauren phosphorsauren
Kalk zu verwandeln. Auch ist versucht worden,
sehr feines Knochenmehl dem Viehfutter beizumischen, um die Knochenbildung bei jungen
Tieren zu begünstigen. In
Dalekarlien bereitet
man
Brot
[* 6] unter Zusatz von Knochenmehl.
(Sutura), eine Form der unbeweglichen Knochenverbindung, bei welcher die zackigen Ränder zweier
Knochen
dicht ineinander greifen. Sie kommt beim
Menschen nur zwischen den Kopfknochen vor, wo die einzelnen
Nähte besondere
Namen
tragen (s.
Schädel). Bei der sogen. falschen
Naht sind die Knochenränder nur rauh und ohne
Zacken, so
daß die
Verbindung eine nicht so feste ist. Die Knochenhaut geht stets über die
Naht hinweg und ist enger mit ihr als mit
den
Flächen der
Knochen verbunden. Im hohen
Alter verschwinden die meisten
Nähte der
Knochen, so daß letztere
geradezu miteinander verschmelzen. Wenn hingegen in der
¶
mehr
Jugend die Nähte zu früh verwachsen, so kann sich der Schädelraum nicht mehr ausdehnen und das Gehirn
[* 8] eine richtige Größe
nicht erreichen. - Die künstliche Knochennaht (mit Silber- oder Bleidraht) dient zur Verbindung zwischen zwei Stücken eines gebrochenen
oder resezierten Knochens.
(Tuber), in der Botanik im allgemeinen alle fleischig verdickten Stengel- und Wurzelorgane. Von der Zwiebel unterscheidet
sich die Knolle dadurch, daß bei dieser die Verdickung vom Stengel
[* 15] selbst gebildet wird und zwar infolge
starker Entwickelung des Parenchyms, Blattorgane aber, wenn sie überhaupt vorkommen, nur als äußere Bedeckung auftreten,
während bei jener die Stengelmasse schwach entwickelt ist und der Hauptteil von voluminösen Blattorganen gebildet wird.
Eine Knolle, welche von Blattbildungen schalenartig umhüllt ist (Safran, Herbstzeitlose), heißt Knollenzwiebel (bulbotuber). Im
strengen Sinn bedeutet Knolle nur ein wirkliches Stengelorgan, während man ein knollenförmig verdicktes
Wurzelgebilde Wurzelknolle (radix tuberosa) nennt. Die eigentlichen Stengelknollen sind von ihren Blättern umhüllt oder
lassen doch auf ihrer Oberfläche die Narben rudimentär ausgebildeter Blätter erkennen, welche den Wurzelknollen stets fehlen;
außerdem besitzen sie oft in den Achseln der Blattnarben entwickelungsfähige Knospen
[* 16] (Augen). Gewöhnlich
wird die Niederblattregion des Stengels zur Knolle, und darum ist dieselbe meist unterirdisch; nur beim Kohlrabi
[* 7]
(Fig. 1) befindet
sie sich über der Erde.
Die Knolle kommt meist an perennierenden Kräutern vor, und dann ist entweder das ganze Rhizom
[* 17] als Knolle ausgebildet (Safran, Herbstzeitlose,
Erdkastanie, Corydalis, Alpenveilchen,
[* 7]
Fig. 2), oder es besteht aus mehreren knollenförmigen Gliedern (Schwertlilie),
oder der Stengel bildet viele dünne Triebe, von denen einzelne Stücke, meist die Enden, zu Knollen werden (Kartoffel,
[* 7]
Fig. 3).
Alle Stengelknollen, insofern sie entwickelungsfähige Knospen besitzen und Wurzeln zu schlagen vermögen, können zur Vermehrung derPflanze dienen, besonders wenn diese eine Mehrzahl solcher entwickelt; sogar aus jedem Stück einer zerschnittenen
Knolle läßt sich eine neue Pflanze erziehen, wenn wenigstens ein entwickelungsfähiges Auge
[* 18] an demselben vorhanden ist. Durch
eigentliche Wurzelknollen ist dagegen in der Regel
keine Vermehrung möglich, weil diesen die Knospen fehlen. Eigentümlich verhalten sich die sogen. Doppelknollen (tubera geminata)
vieler Orchideen,
[* 20] besonders der GattungOrchis (Beispiel hierzu in
[* 19]
Fig. 4, 5). Der Stengel trägt an seinem untern, in der Erde
befindlichen Ende zwei gleich gestaltete Knollen nebeneinander. Die ältere gehört dem Stengel an, die
andre, mehr seitlich stehende trägt auf ihrer dem Stengel ansitzenden Spitze eine Knospe. Diese Knolle ist eine eigentliche Wurzel,
[* 21] welche unterhalb der am Stengel gebildeten Knospe aus diesem hervorwächst, knollenförmig anschwillt und nach dem Verschwinden
des diesjährigen Stengels und seiner Knolle während des Winters im Boden zurückbleibt; im Frühling erwächst
die Knospe zu einem neuen blühenden Stengel, der nun abermals eine neue Knolle nebst Knospe für das kommende Jahr entwickelt.
(Kleiderknöpfe) werden aus den verschiedensten Materialien und in unübersehbarer Mannigfaltigkeit gefertigt.
Die Metallknöpfe zerfallen in gegossene und Blechknöpfe, erstere wieder in zinnerne oder solche aus Messing oder streng
flüssigen Legierungen. Die Zinnknöpfe mit Öhr, welche in Metallformen in einem Stück gegossen, gehören zu
den ältesten; dann kamen die gegossenen auf, welche beim Gießen
[* 38] statt des Öhrs 2-4 Löcher erhielten und die aus Knochen gedrehten
vorteilhaft ersetzten. Knöpfe aus Messing gegossen erhielten angelötete Öhre. Jetzt werden Metallknöpfe fast nur aus Blech durch
Ausschneiden von runden Scheiben und Prägen derselben erzeugt. Die Bildung des Öhrs erfolgt dabei gewöhnlich
durch Ausprägen eines kleinen Buckels, der quer durchlöchert wird. Sie sind entweder massiv oder hohl, d. h. aus zwei
Scheiben (Ober- und Unterboden) gebildet, welche durch Umkrempen vereinigt
¶
mehr
und durch eine zwischengelegte Pappscheibe steif gemacht werden. Zahlreiche Erfindungen beschäftigten sich mit einem Ersatz
der Öhre, und man hat selbst durch Anwendung von Schrauben
[* 40] oder durch Nietung das Annähen der Knöpfe zu ersparen gesucht. Überzogene
Knöpfe werden jetzt meist auch mit Hilfe von Metall aus mehreren Teilen dargestellt (überzogene Maschinenknöpfe)
und die Öhre durch ein aus dem Unterboden hervorragendes Beutelchen ersetzt. Die Arbeitsmittel der Knopffabrikation waren
früher sehr einfach; nach dem Vorgang Englands aber wurden mehrfach Maschinen eingeführt, von denen die zur Verfertigung
der Öhre aus Draht
[* 41] besonderes Interesse erregen.
Porzellanknöpfe werden aus sehr fein gepulvertem, durch Digestion mit Salzsäure von Eisenoxyd gereinigtem
Feldspat, bisweilen unter Zusatz von Knochenasche, in der Weise gefertigt, daß man die trockne, pulverige Masse in einer Schraubenpresse
formt, welche in entsprechenden Vertiefungen einer Metallplatte das Pulver zusammendrückt und zugleich die vier Löcher durchsticht.
Mit jedem Niedergang werden ca. 500 Knöpfe verfertigt, und dies kann in einer Minute zwei- bis dreimal geschehen.
ehemals zünftige Handwerker, welche übersponnene Knöpfe (s. d.), Schnuren, Quasten,
Portepees, Gürtel
[* 47] u. dgl. verfertigten und gewöhnlich
mit den Posamentieren Eine Zunft bildeten. An Stelle der ehemaligen Knopfmacher ist heute der Fabrikbetrieb getreten.
Gallen, welche durch den Stich einer Gallwespe (Cynipscalicis Burgsd.)
in die jungen Eicheln, vorzugsweise an QuercuspedunculataEhrh., seltener Q. sessilifloraSm., hervorgebracht werden. Die Gallwespe
schiebt das Ei
[* 49] zwischen den Becher
[* 50] und den hervorwachsenden Fruchtknoten, und es entwickelt sich nun eine schließlich
1,5-2,5
cm lange, tiefbraune, stellenweise gelbliche oder schwärzliche Galle mit flügelförmigen Fortsätzen,
während die Frucht mehr oder weniger verkümmert.
[* 39] (Cartilago), eine Art des Bindegewebes im tierischen Organismus, ist meist fest, leicht zu durchschneiden, auf
der Schnittfläche glatt und gleichartig, sehr elastisch und biegsam, von schwach bläulicher oder gelblicher Farbe. Er ist
sehr reich an Wasser (66 Proz.), schrumpft beim Trocknen zu einer hornähnlichen Masse ein, quillt im Wasser
wieder auf und widersteht der Fäulnis sehr lange. Bei längerm Kochen mit Wasser löst er sich zu einer gallertähnlichen Masse,
dem Knorpelleim (Chondrin, s. d.), auf; seine Asche enthält viel kohlensaures und schwefelsaures Natron und bei weitem weniger
Erdsalze. Der feinere Bau der Knorpel ist sehr einfach. Es sind nämlich in ihm gleichmäßig rundliche Zellen
(sogen. Knorpelzellen) verbreitet und mit einer von ihnen selbst ausgeschiedenen, oft sehr umfangreichen
Zwischensubstanz umgeben. Nach dem Verhalten der letztern unterscheidet man mehrere Arten Knorpel, zwischen denen jedoch Übergänge
vorkommen. Die hyalinen Knorpel
[* 39]
(Fig. 1) besitzen eine gleichmäßige, glasartige Zwischensubstanz
und kommen beim Menschen in großer Ausdehnung
[* 56] vor (die Knorpel des Kehlkopfes, mit Ausnahme des Kehldeckelknorpels,
ferner die Knorpel der Luftröhre u. der Bronchien, die Gelenkknorpel, die Rippen- und Nasenknorpel). Die Faserknorpel
[* 39]
(Fig. 2) sind
dadurch charakterisiert, daß ihre Grundsubstanz gefasert ist, u. daß sie beim Kochen nicht Chondrin, sondern gewöhnlichen
Leim geben; ihre Farbe ist mehr gelblich oder weißgelb. BeimMenschen bilden sie die Zwischengelenkknorpel
(am Knie, zwischen Schlüsselbein und Brustbein etc.).
[* 39]
^[Abb.: Fig. 1. Hyalinknorpel a Knorpelzellen, c Grundsubstanz.]
[* 39]
^[Abb.: Fig. 2. Faserknorpel a Knorpelzellen, b Fasern.]
¶
mehr
die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern und die sehnig-knorpelige Masse der Symphysen und Synchondrosen überhaupt. Die
Netzknorpel, auch gelbe oder elastische Knorpel genannt, sind solche, deren Zwischensubstanz aus einem dichten Filz oder Netz feinster,
elastischer Fäserchen besteht. Sie haben eine lebhaft gelbe Farbe, sind sehr weich und elastisch und finden sich
beim Menschen fast nur in der Ohrmuschel und dem Kehldeckel vor. (Als pathologische Bildung gibt es noch den Gallertknorpel.
Derselbe hat die Konsistenz einer festen Gallerte; manchmal ist er viel weicher, fast zerfließend, stark transparent. Er besteht
aus Knorpelzellen und einer schleimreichen Grundsubstanz.) - Die Ernährung der Knorpel geschieht von der festen,
an Blutgefäßen reichen Faserhaut (dem sogen. Perichondrium) aus, welche sie umgibt; doch befinden sich in ihnen selbst feine
Bahnen (Saftbahnen), welche zwar nicht für die Blutkörperchen,
[* 58] aber für die Blutflüssigkeit durchgängig sind. Nerven
[* 59] und
Lymphgefäße mangeln dem Knorpel gleichfalls. - Verwendung finden die Knorpel im Körper wegen ihrer Festigkeit
[* 60] als
Stützen weicher Organe; auch sind manche Knochen zuerst eine Zeitlang knorpelig.
Überhaupt haben die hyalinen Knorpel eine gewisse Tendenz, zu verkalken und zu verknöchern; namentlich tritt diese Umwandlung
im Alter und sehr häufig infolge entzündlicher Ernährungsstörungen des Knorpels ein. Wird ein Knorpel durch mechanische
Gewalt, durch Eiterung oder Blutergüsse von seiner Knorpelhaut abgetrennt, so stirbt er ab, ähnlich wie
beim Knochenbrand (s. d.). Knorpelbrüche und andre Durchtrennungen der echten
Knorpel heilen auf die Weise, daß eine faserige (nicht hyaline) Gewebsmasse die Bruchenden etc. miteinander verbindet.
S. auch Knorpelgeschwulst. - Unter den wirbellosen Tieren besitzen nur die Tintenschnecken
[* 61] echten Knorpel, welcher
in Gestalt einer Kapsel das Gehirn derselben umgibt; knorpelartige Bildungen finden sich außerdem noch bei manchen niedern
Tieren.
(Chondroma, Enchondroma), eine aus Knorpelgewebe bestehende krankhafte Neubildung. Die Knorpelgeschwülste
haben ein langsames Wachstum, erreichen im Lauf einiger Jahre nicht selten den Umfang einer Faust, selbst
eines Kindskopfes und bleiben dann meist stationär. Zuweilen zeigen diese Geschwülste freilich auch ein schnelleres, selbst
rapides Wachstum und vergrößern sich, sich selbst überlassen, ins Unbegrenzte. Namentlich die weichern, sogen.
Gallertenchondrome zeigen das letztere Verhalten.
Die Knorpelgeschwulst kommt bei jugendlichen Individuen häufiger als bei andern vor. Ihr Lieblingssitz
sind die Knochen, namentlich die kurzen Röhrenknochen der Finger und der Hand,
[* 63] der Zehen und des Mittelfußes, aber auch die
großen Röhrenknochen, seltener die platten, dicken und kurzen Knochen. Die Enchondrome des Knochens blähen den letztern auf,
durchbrechen auch die dünne Knochenhülse nicht selten, verschonen aber stets die Gelenkenden der Knochen.
Sie kommen oft in mehrfacher, selbst vielfacher Anzahl fast an allen Knochen des Skeletts vor, sogen. suprakartilaginären
Ekchondrosen oder Exostosen, behalten aber gerade in diesem Fall meist den gutartigen Charakter.
Außer an Knochen werden Enchondrome öfters beobachtet in gewissen Drüsen, nämlich in den Speicheldrüsen, den Brustdrüsen,
den Hoden und dem Eierstock, wo sie als steinharte, höckerige Tumoren auftreten. Obschon die in der Mehrzahl
der Fälle eine gutartige Neubildung darstellt, so kennt man doch auch Fälle, und namentlich sind dies
die weichen oder Gallertenchondrome,
welche einen bösartigen Verlauf nahmen, wo die Knorpelmasse in die Venen, die Lymphgefäßstämme überging, auf
die Lymphdrüsen und selbst auf entfernte Organe, z. B. auf die Lungen, metastatisch sich verbreitete. Daher wird jedes Enchondrom,
wenn es erreichbar ist und nicht als stationär angesehen werden kann, auf operativem Weg entfernt; durch medikamentöse
Mittel ist es nicht zur Rückbildung zu bringen.
SofiaMargareta, Freifrau von, schwed. Romanschriftstellerin, geb.
Tochter des schwedischen Hofmarschalls Zelow, vermählte sich 1820 mit dem Obersten v. Knorring und starb Nachdem
sie schon in ihrem siebenten Jahr kleine Erzählungen und Novellen geschrieben, veröffentlichte sie 1834 anonym ihren ersten
Roman »Kusinerna«, der ungewöhnliches Aufsehen machte. Später folgten ziemlich rasch aufeinander: »Vannerna«
(1835),
»Torparen och
hans omgifning« (»Der Ansiedler und seine Umgebung«, 1843),
»Förhoppningar« (1843),
»Nya skizzer« (1845) u. a. Selbst der höhern Gesellschaft angehörend, schilderte sie am liebsten
das Leben in diesen Kreisen, leicht und lebendig, auf eine Weise, die von feiner Beobachtung zeugt; doch
wußte sie auch dem Volksleben seine charakteristischen Seiten abzugewinnen. Die meisten ihrer Romane sind auch ins Deutsche
[* 67] übertragen.
bei den Tieren dasjenige Stück des elterlichen Körpers, aus welchem auf ungeschlechtlichem Weg ein neues Individuum
heranwächst und entweder zeitlebens mit dem elterlichen Tier in Zusammenhang bleibt, oder sich erst später
von ihm loslöst. Im Gegensatz zum Ei, welches stets eine einzige Zelle
[* 80] darstellt, besteht die Knospe aus mehreren Zellen und zwar
sowohl aus solchen der Hautschicht (Ektoderm) als auch aus denen der Darmschicht (Entoderm), hat also die
wichtigsten Körperschichten (vgl. Keimblätter) bereits in sich, während sie im Ei sich erst neu bilden müssen.
In der Botanik ist Knospe (Auge, Gemma) der jugendliche Zustand eines Sprosses, in welchem die Stengelglieder desselben noch ganz
kurz,
die an denselben befindlichen Blätter daher noch dicht zusammengedrängt und in ihrer Entwickelung ebenfalls noch wenig
fortgeschritten sind. Jeder in der Fortbildung Begriffene Sproß (Stamm oder Zweig) endigt daher in eine
Knospe (Gipfel-, Haupt-, End- oder Terminalknospe, G. terminalis,
[* 16]
Fig. 1). Bei vielen Pflanzen bilden sich aber auch an der Seite
des Stengels und zwar in den Achseln der Blätter regelmäßig Anlagen neuer Sprosse (Seiten- oder Achselknospen, Gemmae laterales
s. axillares,
[* 16]
Fig. 2). Ihre Verteilung am Stengel ist lediglich durch die Blattstellung
[* 82] bedingt, und das
Blatt,
[* 83] welches die in seiner Achsel trägt, heißt ihr Trag-, Stütz- oder Mutterblatt.
Meistens steht nur eine einzige in der Blattachsel, doch finden sich z. B. bei Lonicera noch eine oder mehrere unmittelbar
über derselben; diese nennt man Neben- oder Beiknospen (Gemmae accessoriae). Die Achselknospen bedingen
die normale Verzweigung des Stengels, weil jede zu einem neuen Zweig erwächst; darum ist auch die Stellung der Zweige von der
Blattstellung des Muttersprosses abhängig, und darum bleiben Stämme, welche keine Seitenknospen entwickeln, auch unverzweigt
(Palmen,
[* 84] Baumfarne). Anderseits schlägt auch bei manchen Pflanzen regelmäßig die Gipfelknospe fehl, und
es übernimmt die zunächst darunterstehende Seitenknospe, die dann leicht mit einer wahren Endknospe verwechselt werden
kann, die Fortsetzung des Zweigs. Dies kommt besonders bei Holzgewächsen (Linde, Ulme, Hainbuche, Haselnuß) vor; bei Syringa
[* 16]
(Fig.
2) endigt der gipfelknospenlose Zweig mit zwei gegenständigen Seitenknospen.
Eigentliche Gipfelknospen haben z. B. Eiche, Roßkastanie, Pappel, Ahorn
[* 16]
(Fig. l), die Obstbäume. Je nach
der Art des Sprosses, zu welchem sich eine Knospe entwickelt, unterscheidet man: Blattknospen (Gemmae foliiparae), wenn sie zu
einem nur mit Blättern versehenen Sproß werden, Tragknospen oder Fruchtaugen (Gemmae floriparae), wenn sie einen blütentragenden
Sproß hervorbringen, endlich Blütenknospen (Gemmae florales s. Alabastra), welche die noch unentfaltete
Blüte
[* 85] selbst darstellen.
Bei allen Seitenknospen entsteht der Vegetationspunkt an der Oberfläche des Muttersprosses und zwar schon in der frühsten
Periode, kurz nach oder fast gleichzeitig mit der Anlage des Trugblattes, wenngleich die vollständige Erstarkung der in ein
späteres Alter des Sprosses fällt. Die sogen. zufälligen oder Adventivknospen (Gemmae adventitiae) bilden
sich dagegen immer nur an schon entwickelten, oft ganz alten Pflanzenteilen, sind in ihrer Stellung ganz regellos, indem sie
bald mehr zerstreut, bald haufenweise zum Vorschein kommen, wie besonders an ältern Baumstämmen (Stockausschlag), und entstehen
dann stets im Innern und zwar in der Kambiumschicht, so daß sie also die Rinde durchbrechen. Sie treten
auch an den obersten, horizontal an der Bodenoberfläche hinlaufenden Wurzeln auf und bedingen dann einen Wurzelausschlag (Pappeln,
Sauerkirschen und auch bei manchen krautigen Pflanzen,