Kniegeige,
in neuerer Zeit auch s. v. w. Violoncello.
in neuerer Zeit auch s. v. w. Violoncello.
[* 2] aus zwei unter einem stumpfen Winkel [* 3] scharnierartig verbundenen Stangen gebildeter Hebel, [* 4] findet unter anderm Anwendung bei der Kniehebelpresse (s. Presse). [* 5]
senkrechter Abstand der Schartensohle oder Feuerlinie vom Geschützstand, abhängig von der Feuerhöhe (s. Lafette) der Geschütze. [* 6]
s. Kiefer, ^[= # (Föhre, Pinus L., hierzu Taf. "Kiefern"), Gattung aus der Familie der Abietineen, ...] S. 713.
Christoph Heinrich, Zeichner, geb. 1748 zu Hildesheim, [* 7] kam, nachdem er längere Zeit in Hannover, [* 8] Hamburg, [* 9] Kassel [* 10] und Lübeck [* 11] verweilt, nach Berlin, [* 12] wo er die Gunst des Fürstbischofs Kraschinski von Ermeland gewann, der ihn auf eine Kunstreise nach Italien [* 13] sandte. Goethe lernte ihn in Rom [* 14] kennen und wählte ihn zum Begleiter auf seiner Reise nach Sizilien. [* 15] Hierauf schloß sich an Tischbein und Hackert an und erhob sich vom Vedutenzeichner in kurzer Zeit zu einem Landschaftszeichner von eigentümlicher Bedeutung. Er starb in Neapel [* 16] als Professor der Kunstakademie. Anfangs arbeitete Kniep meist in Sepia; später zeichnete er vorwiegend mit schwarzer Kreide, [* 17] meist auf weißem Grund.
(Sehnenphänomen), die Erscheinung, daß bei frei herabhängendem Unterschenkel einer sitzenden Person, deren Fuß den Boden nicht berührt, auf Beklopfen des Kniescheibenbandes eine plötzliche Streckung des Unterschenkels erfolgt, indem die großen Streckmuskeln des Oberschenkels kontrahiert werden.
Das Fehlen des Kniephänomens ist ein wichtiges Symptom gewisser Nervenkrankheiten.
eine knieförmig gebogene Röhre. ^[= Johann Friedrich, einer der Hauptrepräsentanten des Rationalismus, geb. 30. Juli 1777 zu Roßbach ...]
Karl, Nationalökonom, geb. 1821 zu Marburg, [* 18] studierte 1841-45 und habilitierte sich 1846 an der dortigen Universität. Im Auftrag des Märzministers Eberhard arbeitete er 1849 den Plan zur Gründung eines Polytechnikums in Kassel aus, an welchem er eine Lehrerstelle übernehmen sollte. Doch zerschlug sich seine Beförderung zum Professor, weil er sich weigerte, die Erklärung abzugeben, daß er nichts der Politik des Ministeriums Hassenpflug Nachteiliges vortragen wolle. 1852 übernahm er eine Lehrerstelle an der Kantonschule in Schaffhausen; [* 19] 1855 wurde er als Professor der Kameralwissenschaften nach Freiburg [* 20] i. Br. berufen und verfaßte dort 1860, als der Abschluß des badischen Konkordats bevorstand, das »Promemoria der protestantischen Professoren an der badischen Landesuniversität Freiburg". . Nach der Berufung eines liberalen Ministeriums wurde er in die Zweite Kammer gewählt und 1862 zum Direktor des Oberschulrats ernannt. In dieser Stellung arbeitete er die Vorlage für eine Reform des badischen Volksschulwesens und, als die Agitation der katholischen Geistlichkeit den badischen Schulstreit verschärfte, das Spezialgesetz über die Aufsichtsbehörden für die Volksschulen (vom aus, welches die geistlichen Schulvisitatoren und Ortsinspektionen durch weltliche Schulräte ersetzte.
Als zwischen der Regierung und den Ultramontanen ein Kompromiß zu stande kam, trat Knies zurück und wurde 1865 zum Professor der Staatswissenschaften in Heidelberg [* 21] ernannt. Knies gehört zu den Vertretern der historischen Richtung in der Volkswirtschaft. Außer zahlreichen Abhandlungen in Zeitschriften schrieb er: »Die Statistik als selbständige Wissenschaft« (Kassel 1850);
»Die katholische Hierarchie etc.« (Halle [* 22] 1852);
»Die politische Ökonomie vom Standpunkt der geschichtlichen Methode« (Braunschw. 1853, 2. Aufl. 1883);
»Die Eisenbahnen und ihre Wirkungen« (das. 1853);
»Der Telegraph [* 23] als Verkehrsmittel« (Tübing. 1857);
»Die Dienstleistung des Soldaten und die Mängel der Konskriptionspraxis« (Freiburg 1860);
»Zur Lehre [* 24] vom volkswirtschaftlichen Güterverkehr« (das. 1862) und »Finanzpolitische Erörterungen« (Heidelb. 1871),
zwei Universitätsprogramme;
»Geld und Kredit« (Berl. 1873 bis 1876, 3 Bde.; 2. Aufl. 1886 ff.);
»Weltgeld und Weltmünze« (das. 1874).
(Fungus genu, Tumor albus), s. Gelenkentzündung ^[= Bezeichnung für überaus zahlreiche, in ihrem anatomischen Sitz, ihrem Ablauf, ihren Krankheitsersc ...] 4).
Bergarten, worin kleine Partikeln Kupfer [* 25] oder Kupfererz enthalten sind;
sie werden als Zuschlag beim Kupferschmelzen gebraucht.
[* 1] ein unten hinter einer senkrechten Umfangswand, oben hinter einer geneigten Dachfläche befindliches Stockwerk, bei welchem also beide Teile ein Knie, d. h. einen Winkel cda oder ceb (s. Figur), miteinander bilden. Der Kniestock tritt entweder in die Stelle eines gewöhnlichen bewohnbaren Stockwerks und gestattet die Ersparnis eines Teils der Umfangswand, oder bezweckt eine Vergrößerung des Dachraums durch eine Höherlegung der Sparrenfüße de über dessen Fußboden ab, wobei letztere häufig noch mit Brettern belegt und als Repositorien benutzt werden.
diejenige malerische Darstellung der menschlichen Gestalt, welche dieselbe in der Umrahmung nur bis zum Knie zur Anschauung bringt.
Gewöhnlich findet diese Bezeichnung bloß beim Porträt Anwendung;
doch werden auch einfachere, aus einer oder doch nur wenigen Figuren bestehende Genre- oder Historienbilder schon in der klassischen Kunst und noch häufiger in der neuern als Kniestücke behandelt.
Adolf Franz Friedrich, Freiherr von, Schriftsteller, geb. zu Bredenbeck unweit Hannover, studierte in Göttingen [* 26] die Rechte, ward 1771 vom Landgrafen von Hessen [* 27] zum Hofjunker und Assessor der Kriegs- und Domänenkammer zu Kassel ernannt, wo er sich aber bald durch amtliche und gesellige Mißhelligkeiten unmöglich machte, und führte dann eine Weile hindurch ein Wanderleben, bis er sich 1777 in Hanau [* 28] niederließ, wo er, zum weimarischen Kammerherrn ernannt, als gern gesehener Kurzweilmacher viel am dortigen Hofe verkehrte. 1780 siedelte er nach Frankfurt [* 29] a. M. über, wo er einige Jahre in Zurückgezogenheit lebte, um 1783 in Heidelberg, später in Hannover, 1791 in Bremen [* 30] seinen Wohnsitz zu nehmen. Hier starb er als Oberhauptmann und Scholarch Für den Illuminatenorden 1780 gewonnen, hatte er große Anstrengungen gemacht, demselben die Oberhand über die Rosenkreuzer und andre damals florierende ¶
Geheimbünde zu verschaffen. Nach Aufhebung des Ordens wegen seiner Teilnahme in Untersuchung gezogen, gab er unter dem Namen Philo eine Schrift über denselben heraus (1788), die großes Aufsehen erregte. Knigge war als Romanschreiber, Popularphilosoph, dramatischer Dichter, Publizist, Musiker etc. produktiv. Seine bekannteste Schrift ist die »Über den Umgang mit Menschen« (Hannov. 1788, 16. Aufl. 1878), eine einst vielgelesene Sammlung von Lehrsätzen, Lebensregeln und Erfahrungsmaximen, die von großer Weltbeobachtung und Menschenkenntnis zeugt, aber von einer beschränkt-egoistischen Grundansicht ausgeht.
Die zahlreichen Romane Knigges (»Der Roman meines Lebens«, 1781-87, 4 Bde.; »Geschichte Peter Clausens«, 1783-85, 3 Bde.; »Geschichte des armen Herrn v. Mildenburg«, 1789-90; »Des seligen Herrn Etatsrats Samuel Konrad v. Schafskopf hinterlassene Papiere«, 1792; »Die Reise nach Braunschweig«, [* 32] 1792, u. a.) sind im ganzen flüchtige Arbeiten und trotz der überall darin prunkenden Stichworte Humanität und Aufopferung ohne festen sittlichen Kern und Gehalt; am besten hat der Verfasser noch hier und da den niedrig-komischen Ton getroffen. Eine Sammlung von Knigges Schriften erschien in 12 Bänden (Hannov. 1804-1806).
Vgl. Gödeke, Adolf Freiherr Knigge (Hannov. 1844);
»Aus einer alten Kiste. Originalbriefe, Handschriften und Dokumente aus dem Nachlaß eines bekannten Mannes« (hrsg. von Klencke, Leipz. 1853).
Über Knigges Verhältnis zu den Illuminaten berichtete Kluckhohn in der Augsburger »Allgemeinen Zeitung« 1874, Nr. 174-196.
(engl., spr. neit), in England s. v. w. Ritter, mit dem Prädikat Sir vor dem Taufnamen. Dieser Titel wurde in England von Wilhelm dem Eroberer eingeführt, war ursprünglich an den Besitz eines Ritterguts (Knight's Fee) geknüpft und verpflichtete zum Kriegsdienst. Eduards II. Statute of Knights beweist, daß diese Würde im 14. Jahrh. nicht immer sehr gesucht war, und nach den langen Kriegen zwischen England und Frankreich konnten sich Ritter von der Kriegspflicht loskaufen, bis dieselbe von Karl II. völlig aufgehoben wurde. Seit dem 16. Jahrh. wird der Titel auch an Zivilisten verliehen. Der Titel ist nicht vererblich. Wer nicht Ordensritter (Knight of the Garter etc.) ist, wird als Knight Bachelor (bas chevalier) bezeichnet. Knight Banneret (Bannerherr) ist eine Würde, die früher auf dem Schlachtfeld verliehen wurde (zuletzt von Karl I.). Knights of the shire hieß man die von den Freisassen der Grafschaften ins Parlament geschickten Vertreter.
(spr. neit), Charles, engl. Verleger und Schriftsteller, geb. 1791 zu Windsor, Buchhändler in London [* 33] und seit 1859 Redakteur der amtlichen »London Gazette«, machte sich besonders als Herausgeber der von der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Kenntnisse unternommenen Publikationen verdient, namentlich der »Penny Cyclopaedia« (1830-56, 30 Bde.),
des »Penny Magazine« (1832-1845),
welche als die Anfänge der populären Litteratur in England zu betrachten sind, und der »National Cyclopaedia« (1847-51, 12 Bde.; neue Aufl. 1866). Als Schriftsteller beschäftigte sich Knight vorzugsweise mit Shakespeare. Hierher gehören, außer einer Ausgabe von dessen Werken mit sehr vollständigem Kommentar (1839, 8 Bde.): »The life of Shakespeare« (1843) und »Studies of Shakespeare« (1849). Auch gab er heraus: »London« (1841-44, 6 Bde.);
»Popular history of England« (1856-62, 8 Bde.; 3. Aufl. 1876);
»Shadows of the old booksellers« (1865, neue Ausg. 1872) und eine Selbstbiographie in »Passages of a working-life« (1863-65, 3 Bde.; neue Ausg. 1873);
ferner »Half hours in English history« (neue Ausg. 1884, 4 Bde.).
of labour (spr. neits of lehbör), s. Ritter der Arbeit.
(Knickbeere), s. Erdbeere. ^[= (Fragaria L.), Gattung aus der Familie der Rosaceen, meist weich- oder seidenhaarige Kräuter ...]
Otto, Maler, geb. zu Osnabrück, [* 34] bildete sich bis 1856 auf der Düsseldorfer Akademie, namentlich unter Knille Sohn, Th. Hildebrandt und W. v. Schadow, darauf ein halbes Jahr unter Couture in Paris [* 35] und brachte sodann vier Jahre in München, [* 36] drei in Italien zu. 1865 erhielt er den Auftrag, Schloß Marienburg [* 37] bei Nordstemmen mit Fresken zu schmücken, welche Szenen aus thüringischen Sagen darstellen. Ferner entstand damals ein Ölbild: Fra Angelico malt im Kloster San Marco zu Florenz. [* 38]
Für die Siegesstraße in Berlin malte er 1871 eins der Velarien: Germania [* 39] ruft das Volk zu den Waffen, [* 40] ein Bild, das durch lebendigen Ausdruck und fein gestimmte Farbe viel Beifall fand. Noch stärker offenbarte sich seine romantische Richtung in einem mit glänzender koloristischer Bravour ausgeführten Gemälde: Tannhäuser und Venus (1873, Berliner [* 41] Nationalgalerie). Im J. 1875 zum Lehrer an die Kunstakademie zu Berlin berufen, begann er gleichzeitig die Ausführung von vier dekorativen Friesgemälden für das Treppenhaus der Berliner Universitätsbibliothek, welche die Jugenderziehung im Altertum (Athen), [* 42] die scholastische Wissenschaft (Paris), die Humanisten und Reformatoren (Wittenberg) [* 43] und die Neuklassiker Deutschlands [* 44] (Weimar) [* 45] in lebensvollen Gruppen berühmter Männer darstellen. Das umfangreiche, auf gründlichen Studien beruhende und in großem Stil durchgeführte Werk wurde 1884 vollendet und brachte ihm die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung ein. 1885 trat er von seinem Lehramt zurück. Er hat sich auch als Illustrator bethätigt und schrieb »Grübeleien eines Malers über seine Kunst« (Berl. 1887).
Stadt in Dalmatien, an der Krka und der Dalmatiner Staatsbahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine alte Bergfeste, ein Franziskanerkloster und (1880) 1271 meist griechisch-unierte Einwohner.
(Knyphausen), ehemalige Grafschaft im Großherzogtum Oldenburg, [* 46] 45 qkm (0,82 QM.) groß, mit drei Kirchspielen (Fedderwarden, Sengwarden und Accum) und 3200 Einw., ist fast rings von der Herrschaft Jever umgeben und besteht ganz aus Marschland. Die Herrschaft gehörte seit dem 16. Jahrh. dem ostfriesischen Geschlecht der Freiherren zu In- und Knyphausen, wurde 1624 an Oldenburg abgetreten und bildete dann mit der Herrschaft Varel ein gräflich oldenburgisches Fideikommiß. Durch Vermählung der Erbtochter des letzten Grafen von Oldenburg 1733 kam es an das reichsgräfliche Haus von Bentinck, 1806 an Holland und 1810 mit diesem an Frankreich. Seit 1825 (durch das sogen. Berliner Abkommen) genoß Kniphausen halbsouveräne Rechte unter oldenburgischer Oberhoheit, bis dieselben nach langen Streitigkeiten 1854 an Oldenburg abgetreten wurden (s. Bentinck, Erbfolgestreit).
Bernt, Wiedertäufer, gebürtig aus Münster, [* 47] aus angesehenem Geschlecht, war Kaufmann, ward wegen der Beteiligung an einem Aufruhr (1527) vom Bischof in den Kerker geworfen, aus dem er sich nur durch eine hohe Summe löste, schloß sich 1532 der wiedertäuferischen Bewegung Rothmanns ¶
an und ward durch den Sieg der Radikalen 1533 Bürgermeister. Er nahm Johann von Leiden bereitwillig auf, verhalf ihm zur Herrschaft und ward dessen Schwertträger, dann Statthalter. Nach der Einnahme der Stadt durch die Bischöflichen ward er im Januar 1536 grausam hingerichtet und sein Leichnam in einem eisernen Käfig ausgestellt.
Winrich von, Hochmeister des Deutschen Ordens, aus einem jetzt erloschenen Geschlecht, das auf Kniprode bei Monheim unterhalb Köln [* 49] saß, ward 1351 zum Hochmeister gewählt. Er hob die Macht des Ordens nach außen hin, indem er 1370 einen Einfall der Litauer durch den Sieg bei Rudau zurückschlug und der Hansa 1370 zu dem glänzenden Frieden von Stralsund [* 50] mit Dänemark [* 51] verhalf. Sein Hauptverdienst ist aber die friedliche Arbeit der Kolonisation, der Begründung einer gerechten, wirksamen Verwaltung, der Förderung von Ackerbau, Gewerbe und Handel, so daß Wohlstand und Bildung einen großen Aufschwung nahmen. Seine Regierung gilt daher mit Recht als die herrlichste und glanzvollste des Ordensstaats. Kniprode starb und ist in der Marienburg beigesetzt.
s. Wacholder. ^[= (Juniperus L.), Gattung aus der Familie der Kupressineen, harzreiche Bäume und Sträucher, ...]
(Knistino, franz. Knistinaux), s. Kri. ^[= # (engl. Crees, Naehiaok), Indianerstamm in Britisch-Nordamerika, längs der James- ...]
(Knittergold, Rauschgold), die dünnste Sorte Messingblech. ^[= s. Messing.]
s. Salz ^[= (Kochsalz, Chlornatrium) NaCl, chemische Verbindung, welche in 100 Teilen 39,34 Teile Natrium ...] [* 52] (Steinsalz).
Stadt in der steir. Bezirkshauptmannschaft Judenburg, an der Mur und der Staatsbahnlinie St. Michael-Villach gelegen, hat einen großen Marktplatz mit einer Pestsäule, (1880) 3948 Einw., ein Bezirksgericht, ein Krankenhaus [* 53] und eine Siechenanstalt, eine Eisenbahnwerkstätte, eine Metallwarenfabrik, Sensen- und Drahtstiftfabrik, Dampfsäge, Kunstmühle, Holznägelfabrik.
s. Knüttelverse. ^[= Verse, wie man sie aus dem Stegreif, zum Scherz, in Gelegenheitsgedichten macht, mit größtmöglich ...]
s. Läuse. ^[= (Pediculina Burm.), Familie aus der Ordnung der Halbflügler, sehr kleine, flügellose Tiere ...]
s. Knistergold. ^[= (Rauschgold), die dünnste Sorte Messingblech.]
Stadt im württemberg.
Neckarkreis, Oberamt Maulbronn, hat bedeutende Fabrikation von Mundharmoniken, Sandsteinbrüche und Steinhauerei, Acker- und Weinbau und (1885) 2100 (als Gemeinde 2559) fast nur evang. Einwohner. Knittlingen gilt als der Geburtsort des Doktor Faust.
Kreis [* 54] des russ. Gouvernements Nishnij Nowgorod, durch Hausindustrie ausgezeichnet;
drei Dörfer machen nur Mützen, zehn flechten Netze, sechs nähen Kornsäcke, andre fertigen Holzarbeiten, Ketten, Nägel, [* 55] Sicheln.
Hauptort ist Knjaginin mit (1881) 1817 Einw.
(Knäs, russ. Knjas, serb. Knes), ein in wechselnder Bedeutung durch den ganzen slawischen Volksstamm verbreitetes Wort, eigentlich »Herr, Befehlender«. In Rußland bezeichnet Knjäs den hohen Adel, dem deutschen »Fürst« entsprechend. Es gibt drei Klassen von Knjasen: russische, litauische und Knjase tatarischer Abstammung. Die russischen leiten ihren Ursprung von den alten russischen Fürstenfamilien her, welche vor ihrer Unterjochung durch die Großfürsten, besonders durch Iwan III. Wassiljewitsch, die einzelnen Provinzen Rußlands beherrschten und sämtlich zum Haus Rurik (deshalb »Rúrikowitschi« genannt) gehörten.
Bis auf Peter I. waren dies die einzigen Familien, welche den Titel Knjäs führen durften. Ihre Zahl beträgt gegenwärtig noch ungefähr 20, zu denen die Dolgorúkij, Repnin, Wjásemskij, Schtscherbátow, Lobánow-Rostówskij, Gortschaków, Gagárin u. a. gehören. Die litauischen Knjase stammen von den alten litauischen Großfürsten, insbesondere von Gedimin, dem Begründer des litauischen Staatswesens; sie führen noch heute das litauische Wappen [* 56] mit einigen Zusätzen. Zu ihnen gehören die Gollizin, Trubezkoi, Kurákin.
Die dritte, sehr zahlreiche Klasse der Knjase bilden teils solche, welche von ehemals wirklich regierenden tatarischen Chanen abstammen, wie die Urussow, Mestschérskij, Jussuvow u. a., teils solche, deren Vorfahren nur gewöhnliche Adlige (Mursa) waren, von der russischen Regierung aber den Titel Knjäs erhielten. Das Prädikat der russischen Fürsten ist Erlaucht (ssijátelstwo); einigen ist der Titel Durchlaucht (swatlost) besonders verliehen. Durch Ukas vom werden zu »Fürsten kaiserlichen Geblüts« die Urenkel des Zaren.
Bei den Serben bedeutet Knes bald »Fürst«, bald »Graf«, weshalb der Rettore von Ragusa [* 57] zur Zeit der Republik Knjäs genannt wurde und der Fürst von Montenegro [* 58] noch jetzt diesen Titel führt. Es bezeichnet aber auch häufig den Ortsrichter oder Schulzen einer Dorfgemeinde, so namentlich in Dalmatien und in der ehemaligen Republik Poglizza, deren Regent sich Veliki Knez (Großgraf) nannte. In der Walachei hießen im 13. Jahrh. die Lehnsherrschaften Knezate und die Herren derselben Knezc.
(bis 1859 Gurgusowatz genannt), Kreisstadt im Königreich Serbien, [* 59] am Fluß Timok, mit Realschule und 3459 Einw. Auf einer Anhöhe die Überreste des 1859 niedergebrannten Turms (Kula), 1842-58 das berüchtigte Gefängnis für politische Verbrecher. Im Krieg 1876 wurde Knjaschewatz durch die Türken eingenommen und fast gänzlich zerstört.
Der Kreis Knjaschewatz umfaßt 1637 qkm (29,73 QM.) mit 80,050 Einw., meist eingewanderten Bulgaren, welche sich hauptsächlich mit Viehzucht [* 60] beschäftigen.
Der Kreis Knjaschewatz wurde erst 1833 an Serbien abgetreten.
Jákow Borissowitsch, russ. Dichter, geb. 3. Okt. (a. St.) 1742 zu Pskow, erhielt seine Bildung in Petersburg [* 61] und machte sich namentlich mit der französischen, deutschen und italienischen Litteratur bekannt. Nach beendigten Studien arbeitete er zuerst im Ministerium des Auswärtigen und auf dem Kontor des Bauwesens, trat darauf in den Militärdienst und nahm später als Major seinen Abschied. 1783 von der Petersburger Akademie zu ihrem Mitglied erwählt, nahm er an der Abfassung des von dieser herausgegebenen Wörterbuchs teil.
Zugleich ward er Lehrer der russischen Litteratur in den obern Klassen des Kadettenkorps. Er starb 14. Jan. (a. St.) 1791 als Hofrat in Petersburg. Knjashnín schrieb unter anderm die Trauerspiele: »Dido«, »Rossláw«, »Sophonisbe«, »Wladissán«, die Lustspiele: »Chwastún« (»Der Prahlhans«),
»Tschudakí« (»Die Sonderlinge«),
mehrere Opern, ein Melodrama und dichtete auch Oden, Fabeln, Lieder und andre kleine Gedichte. Sein letztes Werk war die Tragödie »Wadim Nowgoródskij« (»Wadim von Nowgorod«),
welche 1789 beim Ausbruch der französischen Revolution geschrieben war, aber erst nach seinem Tod 1793 im Druck erschien. Sie wurde als Aufruf zur Revolution gedeutet und sollte öffentlich von Henkershand verbrannt werden; doch begnügte man sich damit, alle Exemplare zu kassieren und zu vernichten. Eine vollständige Sammlung seiner Werke erschien zuletzt in 2 Bänden (Petersb. 1847-48).
Karl August, protestant. Theolog, geb. zu Tzschecheln bei Sorau, [* 62] ward 1831 Privatdozent und 1835 außerordentlicher Professor der Theologie in Breslau [* 63] und 1838 ordentlicher Professor zu Gießen. [* 64] Er starb Von seinen Werken nennen wir die Kommentare über Koheleth (Leipz. 1836), Jesaias (das., 3. Aufl. 1861), die ¶
Genesis (das., 2. Aufl. 1860), Exodus und Leviticus (das. 1858), Numeri, Deuteronomium und Josua (das. 1861);
Georg Wenzeslaus von, Architekt, geb. in der Lausitz, trat in preußische Kriegsdienste, nahm aber 1729 als Hauptmann seinen Abschied, um sich der Malerei und Baukunst [* 66] zu widmen. Nachdem er 1736 Italien bereist hatte, wo er die antike Baukunst kennen lernte, trat er in die Dienste [* 67] des damaligen Kronprinzen, nachmaligen Königs Friedrich II., und spielte im Rheinsberger Kreis eine bedeutende Rolle. Nach der Thronbesteigung Friedrichs II. machte er auf dessen Kosten 1740 eine Reise nach Frankreich und wurde dann Oberaufseher aller königlichen Gebäude sowie Geheimer Finanzrat. Er erbaute unter anderm das Schloß Sanssouci (in der Gartenfassade nach einer Skizze des Königs), das alte Opernhaus zu Berlin, den neuen Flügel des Schlosses zu Charlottenburg [* 68] sowie den des Schlosses in Dessau [* 69] und das Schloß zu Zerbst, [* 70] verschönerte das Potsdamer Schloß, veränderte den dortigen Lustgarten und legte den Tiergarten zu Berlin an. Er starb in Berlin. Als Maler hat er Bildnisse und namentlich Landschaften geliefert. Als Architekt war er der erste in Deutschland, [* 71] welcher in dem Opernhaus zu den Formen der klassischen Baukunst zurückkehrte, während er in der Innendekoration das Rokoko mit Anmut zu behandeln wußte.
Vgl. Friedrichs II. Lobrede auf in den »Œuvres de Frédéric le Grand«, Bd. 7; W. v. Knobelsdorff, Georg Wenz. v. Knobelsdorff (Berl. 1862).
s. Lauch. ^[= # (Allium Hall.), Gattung aus der Familie der Liliaceen, zweijährige oder perennierende Zwiebelgewäc ...]
1) Eduard, Architekt, geb. zu Berlin, machte 1828 sein Examen als Baumeister und ging dann mit Stüler auf Reisen. Berlin besitzt, namentlich in den westlichen Vorstadtstraßen, eine Reihe von Häusern, die er gebaut, und in denen sein feiner Geschmack sich offenbart. Die reinste Eleganz, in echt Schinkelschem Geist, zeigt das Haus der russischen Botschaft, Unter den Linden zu Berlin. Aber auch einfache Wohnhäuser, [* 72] selbst Mietshäuser, verstand er künstlerisch zu gestalten.
Knoblauchs Hauptwerk ist die neue Synagoge zu Berlin, vollendet 1866, in maurischem Stil, meisterhaft in der Gestaltung des Innenraums, in welchem die maurischen Formen auf das glücklichste mit der modernen Eisenkonstruktion in Einklang gesetzt sind, und in der kuppelgekrönten Fassade, die in Backsteinbau durchgeführt ist. Knoblauch hat außerdem zahlreiche Schlösser auf dem Land gebaut. Er war Begründer des Berliner Architektenvereins und starb als Baurat und Mitglied der Akademie in Berlin.
2) Karl Hermann, Physiker, geb. zu Berlin, trat nach Vollendung seiner Studien 1847 in Berlin als Privatdozent ein, wurde 1849 als außerordentlicher Professor nach Marburg berufen und ging 1854 als ordentlicher Professor nach Halle. Seit 1878 ist Knoblauch Präsident der Kaiserlich Leopoldinisch-Karolinischen Akademie deutscher Naturforscher. Knoblauchs Arbeiten beschäftigen sich fast ausschließlich mit den Erscheinungen der Wärmestrahlung; [* 73] ihnen und den Arbeiten Mellonis verdanken wir hauptsächlich unsre genauere Kenntnis des Verhaltens der Wärmestrahlen und den Nachweis, daß dieselben von den Lichtstrahlen nicht verschieden sind.
s. Frösche, ^[= (schwanzlose Lurche, Batrachier, Anura, Batrachia, hierzu Tafel "Frösche"), Ordnung ...] [* 74] S. 752.
Ignaz, Afrikareisender, geb. zu St. Kantian in Unterkrain, ward apostolischer Generalvikar für Innerafrika, residierte seit 1848 in Chartum und drang Ende 1849 auf dem Bahr el Abiad bis 4° 10' nördl. Br. vor.
Die Ergebnisse dieser Reise veröffentlichte Klun zum Teil in »Reise auf dem Weißen Nil« (Laib. 1852).
Die 1850 zurückgebrachten ethnographischen Sammlungen schenkte Knoblecher teils der Stadt Laibach, [* 75] teils dem Naturalienkabinett in Wien. [* 76] Er starb in Neapel.
bei naturwissenschaftl. Namen für August Wilhelm Knoch, geb. 1742 zu Braunschweig, gest. 1818 daselbst als Professor der Physik;
schrieb: »Beiträge zur Insektengeschichte« (Leipz. 1781-83, 3 Bde.);
»Neue Beiträge zur Insektenkunde« (das. 1801).
(Malleoli), bei höhern Wirbeltieren die beiden länglichen Knochenhügel, die am untern Ende des Unterschenkels seitlich hervorragen und einen Knochen [* 77] des Fußes zu sicherer Einlenkung desselben am Schenkel umfassen (s. Tafel »Bänder des [* 78] Menschen« und »Skelett [* 79] des Menschen I«).
Sie erschweren die Ausrenkung des Fußes;
bricht ein Knöchel ab, so geht der Fuß aus seiner Gelenkverbindung und erfordert sorgsame Behandlung.
s. Würfel. ^[= in der Geometrie s. v. w. Kubus (s. d.); in der Kristallographie ist der W. (das Hexaeder) eine ...]
Name einer altgriechischen Marmorfigur, welche ein auf dem Boden sitzendes, mit Knöcheln (astragali, s. Würfel) spielendes Mädchen darstellt.
Exemplare dieser wahrscheinlich auf die Zeit des Lysippos zurückgehenden [* 65] Figur besitzen die Museen von Berlin, Dresden [* 80] u. a.
[* 77] (Beine, Ossa), harte, starre, schwere, gelblichweiße Körper, welche, untereinander zu dem Skelett (s. d.) verbunden, das Gerüst des Körpers der höhern Tiere darstellen. Sie werden ihrer Hauptmasse nach aus einem eigentümlichen Gewebe, [* 81] dem Knochengewebe, gebildet, sind im gesunden Zustand unempfindlich und widerstehen der Fäulnis sehr lange, enthalten auch von allen Geweben des Körpers das wenigste Wasser und die meisten festen Bestandteile. Für den Chemiker bestehen sie 1) aus einer weichen, biegsamen organischen Substanz, dem sogen. Knochenknorpel, welcher die Grundlage des Knochens abgibt und die Gestalt desselben bedingt (man erhält ihn durch Behandlung des Knochens mit verdünnter Salzsäure; er macht etwa 30-37 Proz. des Knochengewichts aus und gibt beim Kochen den sogen. Knochenleim), und 2) aus der innig damit gemischten Knochenerde, welche den Knochen ihre Härte, Schwere und Starrheit verleiht (sie besteht hauptsächlich aus phosphorsaurem Kalk [84 Proz.], kohlensaurem Kalk, phosphorsaurer Magnesia, etwas Chlorcalcium und Fluorcalcium).
Der Anatom unterscheidet am lebenden Knochen die Weichteile (Knochenhaut, Mark, Blutgefäße), welche durch Faulenlassen entfernt werden, und die eigentliche harte Knochenmasse; an letzterer wiederum die kompakte oder Rindensubstanz, welche sich an der Oberfläche (namentlich am Mittelstück langer Röhrenknochen) vorfindet, und die schwammige, spongiöse Substanz, welche aus feinen, netzförmig verbundenen Knochenbälkchen besteht und im Innern des Knochens liegt.
Jene ist überall mit seinen Röhren [* 82] von 0,03-0,12 mm mittlerer Weite durchsetzt, welche die Kapillarblutgefäße enthalten und als Gefäßkanälchen oder Haversische Kanälchen bezeichnet werden (H [* 65] Fig. 1-3); die spongiöse Substanz hingegen enthält nur da Gefäßkanälchen, wo sie aus dickern Blättern und Balken besteht. Das Knochengewebe zwischen den Haversischen Kanälen besitzt einen deutlich geschichteten Bau (Knochenlamellen, L [* 65] Fig. 1). Auf dünnen Schliffen bemerkt man ferner in der Substanz des Knochens ¶
zahlreiche mikroskopisch kleine Lücken in ganz regelmäßiger Anordnung und von bestimmter Gestalt: es sind die sogen. Knochenhöhlen (K [* 77] Fig. 1-3), welche im lebenden Knochen die Knochenzellen enthalten. Von ihnen kommen etwa 900 auf ein Quadratmillimeter; sie stehen durch feine hohle Fortsätze miteinander und mit den Haversischen Kanälen in Verbindung und stellen so ein die gesamte Knochensubstanz durchziehendes Röhrennetz her, vermittelst dessen der aus den Blutgefäßen stammende Nahrungssaft auch ins dichteste Knochengewebe eindringt.
Die Knochenzellen, welche die Knochenhöhlen vollständig ausfüllen, vereinigen sich gleichfalls unter sich durch zahlreiche feinste Ausläufer zu einem Netz, welches die Ernährung des Knochengewebes vermittelt. In ihnen lagern sich darum auch keine Kalksalze ab. Die Knochen- oder Beinhaut (periosteum) ist eine feste, weißliche, glänzende Faserhaut von wechselnder Dicke, welche den Knochen überall, mit Ausnahme der überknorpelten Gelenkflächen, überzieht und fest mit ihm zusammenhängt.
Mit ihrer äußern Oberfläche verweben sich die Sehnen der Muskeln [* 84] und die Bänder. Sie ist reich an Blutgefäßen und Nerven, [* 85] welche beide auch in den Knochen eindringen. Wird die Knochenhaut auf irgend eine Weise vom Knochen abgetrennt, so werden letzterm seine Ernährungsquellen abgeschnitten, und er muß, soweit er entblößt ist, absterben (s. Knochenbrand). [* 86] Anderseits besitzt sie die Fähigkeit, Knochensubstanz zu erzeugen, und thut dies sogar, wenn sie aus dem Zusammenhang mit ihrem eignen Knochen gelöst und an andre Körperstellen, selbst in andre Individuen, verpflanzt wird. Knochenmark heißt die weiche Masse, welche die Lücken der schwammigen Knochensubstanz ausfüllt. Es besteht aus gallertartigem Bindegewebe mit vielen Fettzellen, ist außerordentlich reich an Blutgefäßen und enthält auch Lymphgefäße. Soweit es nicht in Fettgewebe umgewandelt ist, scheint es gleich der Milz den Ort für die Entstehung der roten Blutkörperchen [* 87] aus weißen zu bilden.
Entstehung und Wachstum des Knochens sind noch nicht völlig aufgeklärt. Die allermeisten Knochen des Körpers gehen aus einer knorpeligen Anlage hervor; eine geringe Anzahl aber, nämlich gewisse Schädelknochen, bilden sich aus einer weichen bindegewebigen Anlage heraus. Die Verknöcherung der knorpeligen oder bindegewebigen Anlage der Knochen findet von ganz bestimmten Stellen (den sogen. Ossifikationspunkten) aus in radial fortschreitender Richtung statt. Die Ablagerung der mineralischen Substanz geschieht aber keineswegs direkt in den Zellen des Bindegewebes oder des Knorpels, so daß diese einfach zu den schon oben erwähnten Knochenzellen würden, vielmehr werden jene Gewebe allmählich aufgelöst und durch echtes Knochengewebe ersetzt. Letzteres wird von besondern Zellen (Osteoblasten), welche vielleicht den im Knochenmark enthaltenen weißen Blutkörperchen entstammen und langsam verkalken, gebildet.
Ihrer Gestalt nach teilt man die in lange, platte und dicke (kurze) Knochen. Die langen, cylindrisch gestalteten Knochen oder Röhrenknochen kommen nur an den Extremitäten vor, wo lange Hebelarme notwendig sind, um große und schnelle Bewegungen auszuführen. Ihr Mittelstück (diaphysis) besteht fast ganz aus Rindensubstanz und führt in seinem Innern den mit schwammiger Substanz und Knochenmark gefüllten Markkanal; die Enden (apophysis, epiphysis) bestehen fast ganz aus schwammiger Substanz mit einem dünnen Überzug von Rindensubstanz.
Sie sind ansehnlich dicker als das Mittelstück und tragen die mit einer dünnen Knorpellage überzogene Gelenkfläche. Solange der Knochen wächst, sind sie mit dem Mittelstück durch eine dünne Knorpelscheibe verbunden, die aber nach vollendetem Wachstum auch verknöchert, so daß alsdann der Röhrenknochen wirklich nur Ein Stück bildet. Platte (breite) Knochen werden zur Bildung von Höhlen verwendet, z. B. die Knochen des Schädelgewölbes. Die dünne Lage von spongiöser Substanz, welche zwischen die beiden Rindenplatten eingeschaltet ist, führt hier den Namen Diploe. Die dicken (kurzen) Knochen, wie sie an der Hand [* 88] und am Fuß vorkommen, bestehen aus schwammiger Substanz mit einem dünnen Überzug von Rindensubstanz. - Die Verbindung der Knochen untereinander findet bald in beweglicher Weise, durch Gelenke (s. d.), bald in unbeweglicher Weise statt. Im letztern Fall (der sogen. Synar-
[* 77] ^[Abb.: Fig. 1. Querschliff durch einen Röhrenknochen.
Fig. 2. Längsschliff durch einen Röhrenknochen.
Fig. 3. Haversisches Kanälchen] ¶
throse) ist sie entweder eine unmittelbare (Knochennaht, s. d.) oder eine mittelbare, indem eine Lage Knorpel [* 90] oder auch Bänder zwischen die zu verbindenden Knochenflächen eingeschaltet ist (sogen. Symphyse, Synchondrose, Syndesmose). - Beiden wirbellosen Tieren gibt es keine echten Knochen, obwohl eine Erhärtung ihrer Gewebe durch abgelagerte Kalksalze in mehr oder minder großer Ausdehnung [* 91] sehr gewöhnlich (z. B. bei Echinodermen, Muscheln, [* 92] Schnecken [* 93] etc.) und selbst Knorpel bei einigen unter ihnen verbreitet sind. Über die zum Teil hohlen Knochen der Vögel [* 94] s. d.
Die Krankheiten der Knochen bestehen entweder in einer gewaltsamen Trennung ihres Zusammenhangs (Knochenbrüche, Knochenwunden) oder in einer Veränderung des Gewebes. Im ersten Kindesalter, in welchem die Knochen blutreicher, saftiger und weicher sind, finden sich besonders häufig skrofulose und rhachitische Knochenkrankheiten, während in spätern Lebensaltern Syphilis und Tuberkulose zu langwierigen und entstellenden Knochenerkrankungen Veranlassung geben.
Alle Knochenerkrankungen verlaufen wegen des langsamer vor sich gehenden Ernährungsprozesses der Knochen langsamer als Krankheiten andrer Gewebe; sie sind besonders gefährlich, wenn sie in der Nähe der Gelenke ihren Sitz haben, und können durch langwierige Säfteverluste, Eiter- und Jauchevergiftung, durch speckige und amyloide Entartung innerer Organe schweres Siechtum oder den Tod herbeiführen. Über die einzelnen Knochenkrankheiten s. die betreffenden Artikel: Knochenbrand (mit der Phosphornekrose), Knochenfraß (Knochenentzündung), Knochenhautentzündung, Knochenmarkentzündung, Knochenerweichung, Rhachitis (englische Krankheit), Knochenauswuchs (Knochengeschwulst), Knochenbrüche.
Die Knochen finden ausgedehnte Anwendung in der Technik. Man verarbeitet Rinder-, Pferde-, Hirschknochen und bezieht die erstern zum Teil aus Südamerika. [* 95] Durch Auskochen oder Dämpfen unter schwachem Druck werden die Knochen entfettet, dann an beiden Enden abgesägt, um die Röhren zu gewinnen, worauf man diese bleicht und als Bein an Drechsler, Schnitzer, Knopfmacher abgibt. Man verfertigt aus ihnen Klaviaturen, Stockknöpfe, Schachfiguren, Knöpfe, Messer- und Gabelhefte, Falzbeine, Kämme etc. besonders in Nürnberg, [* 96] Fürth [* 97] und Geißlingen (Württemberg). [* 98]
Vergilbte Beinarbeiten werden wie Elfenbein gebleicht, auch färbt man die in derselben Weise (s. Elfenbein). Höchst wichtig ist die Benutzung der Knochen zu Leim (s. d.) und Düngerpräparaten (s. Knochenmehl); bei Luftabschluß geglüht, geben sie die Knochenkohle, bei Luftzutritt geglüht, Knochenasche. Bei der Bereitung der Knochenkohle entsteht auch empyreumatisches Öl und eine ammoniakalische Flüssigkeit. Durch Auskochen, Dämpfen oder Extrahieren gewinnt man aus den Knochen das Knochenfett.
Vgl. Andes, Die Verarbeitung des Horns, der Knochen etc. (Wien 1885).
Prähistorische Knochengeräte sind meistens kleiner als die Hirschhorngeräte (s. Hirschhorn) und kamen da zur Verwendung, wo die Festigkeit [* 99] des Hirschhorns nicht ausreichte, z. B. bei längern Meißeln, Messern, Harpunen, dünnen Pfriemen und Nadeln. [* 100] Größere Stücke sind die sogen. Schlittknochen, Beinknochen von Pferd [* 101] und Rind, [* 102] welche, unter die Füße gebunden, als Schlittschuhe dienten. Auch bei der Weberei [* 103] fanden die Beinknochen zum Glätten des Gewebes Anwendung.
(Beinasche, weißes Spodium, weiß gebrannte Knochen, weiß gebranntes Elfenbein, präpariertes Hirschhorn) entsteht beim Erhitzen der Knochen an der Luft, wobei die in den Knochen enthaltene organische Substanz vollständig verbrennt und die mineralischen Bestandteile in der Form der Knochen zurückbleiben. Zerrieben bildet die ein weißes Pulver, welches aus etwa 73-84 Proz. basisch phosphorsaurem Kalk, 2-3 Proz. phosphorsaurer Magnesia, 9,4-10 Proz. kohlensaurem Kalk und 4 Proz. Fluorcalcium besteht. Knochenasche wird namentlich in Südamerika gewonnen, wo man bei der Fleischextraktfabrikation die Knochen der geschlachteten Rinder [* 104] als Brennmaterial benutzt. Die zurückbleibende Knochenasche kommt in ganzen Schiffsladungen nach Europa [* 105] und dient hier zur Darstellung von Phosphor und Phosphorsäure, Milchglas (Knochenglas) und Glasuren, als Dünger sowohl im unveränderten Zustand als nach der Behandlung mit Schwefelsäure [* 106] in Form von Superphosphat, ferner zur Herstellung von Treibherden, Muffeln, als Putz- und Poliermittel.
(Knochengeschwulst, Exostose), eine in der Hauptsache aus Knochensubstanz bestehende krankhafte Neubildung, welche sich am äußern Umfang eines Knochens entwickelt. Der Knochenauswuchs wird am häufigsten im jugendlichen Alter und zwar am Unterkiefer, an den großen Röhrenknochen der Extremitäten, am Schädeldach, Becken und nicht selten an den Wirbelkörpern beobachtet. In Bezug auf Form und Umfang der Knochenauswüchse kommen die größten Unterschiede vor.
Sie können von der Größe einer Linse [* 107] bis zum Umfang einer Faust und darüber anwachsen, manchmal sind sie glatt, manchmal uneben oder wie Blumenkohl höckerig zerklüftet. Die Ursache der Bildung eines Knochenauswuchses liegt in einem Reiz der knochenbildenden Gewebe, der Beinhaut oder des Gelenkknorpels oder des Knochenmarks. Derselbe ist meist unbekannter Natur, zuweilen liegt eine Verletzung, Stoß oder Fall zu Grunde, zuweilen entsteht der auf dem Boden einer allgemeinen Syphilis. Am besten gekannt sind die mitunter am ganzen Skelett zahlreich auftretenden Knochenauswüchse, die Exostoses supracartilagineae, welche nach Virchow ihre Entstehung einer unregelmäßigen Verknöcherung im jugendlichen Alter verdanken, wobei kleine abgesprengte Knorpelinseln zuerst zu Knorpelgeschwülsten auswachsen, die später verknöchern. Der Knochenauswuchs ist eine an sich gutartige Neubildung, die nur durch ihren Sitz, z. B. durch Druck auf Nervenstämme, Gelenke etc., lästig, ja sogar gefährlich werden kann. Nur im letztern Fall erfordert ein Knochenauswuchs die operative Entfernung.
[* 86] (Nekrosis), das Absterben eines Knochens oder Knochenteils, das Aufhören aller Lebens- und Ernährungsvorgänge in demselben, welches durch Verletzungen, Entzündungen des Knochens und der umgebenden Weichteile, durch Embolie, bei Syphilis, Typhus und andern schweren Ernährungsstörungen eintreten kann. Ein solcher nekrotischer Knochenteil, den man auch wohl, wenn er nur ein Stück des ganzen Röhrenknochens ist, einen Sequester [* 89] (Fig. b, S. 878) nennt, gleicht einem durch Macerieren präparierten und von allen Weichteilen, Beinhaut, Knorpel, Mark und Gefäßen, befreiten, glatten Knochen, wie ihn die anatomischen Sammlungen aufbewahren. Zuerst noch im Zusammenhang mit dem Lebenden, wird der Sequester bald, wie jedes brandige Gewebstück, durch eine »demarkierende« Entzündung, d. h. durch Bildung eines weichen Granulationsgewebes, aus der gesunden Umgebung exfoliiert, d. h. losgetrennt, und liegt dann von etwas Eiter umspült lose in einer Höhle. Ist der ganze Knochen, z. B. ¶