die südlichste der bei Dahschur in
Ägypten
[* 8] gelegenen
Pyramiden, deren
Kanten geknickte
Linien bilden,
da sich etwa in halber
Höhe derselben der Neigungswinkel verändert.
(Genu), im allgemeinen ein in einen
Winkel
[* 15] gebogener Teil; im besondern an der Hintergliedmaße der höhern
Wirbeltiere
die Verbindungsstelle von
Ober- und Unterschenkel. Bei den
Säugetieren wird es von dem Ende des Oberschenkelknochens, dem
obern Ende des
Schienbeins, der Kniescheibe, vielen
Bändern sowie
Muskeln
[* 16] etc. gebildet. Das Kniegelenk
des
Menschen (s. Tafel
»Bänder des
[* 17]
Menschen«) gestattet wegen der es umgebenden
Kapsel und der innerhalb und
außerhalb derselben
liegenden
Bänder dem Unterschenkel nur die
Beugung
[* 18] und Streckung bis zu etwa 150°, doch ist damit zugleich eine seitliche
Bewegung (Rollung) verbunden.
Vorn wird das
Gelenk von der Kniescheibe (patella) überdeckt, welche unmittelbar unter der
Haut
[* 19] liegt und nichts als eine
Verknöcherung
(sogen. Sesambein) der mächtigen Strecksehne für den Unterschenkel vorstellt. Diese (s.
Tafel
»Muskeln des
Menschen«) nimmt nämlich die
Fasern der vier
Streckmuskelnin sich auf, geht zur Kniescheibe und setzt
sich jenseit derselben an das obere Ende des
Schienbeins an. Die Kniescheibe gleitet daher bei Streckung des Unterschenkels
über das Kniegelenk weg nach
oben hin.
Durch die
Sehnen, welche hinten an der innern und äußern Seite des
Knies vom Oberschenkel zum Unterschenkel gehen, entsteht
die Kniekehle (fossa poplitea), in deren Tiefe wichtige
Blutgefäße und
Nerven
[* 20] verlaufen.
Verletzungen
des
Knies sind wie die der andern
Gelenke zu beurteilen und zu behandeln. Nach
Verrenkungen wird das Knie selten wieder völlig
gebrauchsfähig;
Beschädigungen der Kniescheibe heilen bei zweckmäßiger Behandlung ohne bleibenden Nachteil.
Entzündungen
des Kniegelenks sind gewöhnlich sehr langwierig und gefährlich (s.Gelenkentzündung). In der Gelenkflüssigkeit
bilden sich bisweilen
Gelenkmäuse (s. d.), und bei
Personen, die viel knieen, entsteht eine
Wassersucht des
Schleimbeutels am
Kniescheibenband, welche durch völlige
Ruhe des
Gelenks, Druckverbände oder durch
Operation zu beseitigen ist.
seit dem
Altertum ein Zeichen der
Ehrerbietung vor einem
Höhern, namentlich vor Gott. In der katholischen
Kirche ist sie besonders dem Altarsakrament gegenüber vorgeschrieben; in der evangelischen
Kirche ist sie wohl beim
Genuß
des
Abendmahls, hier und da auch bei der Entgegennahme der
Absolution in der
Beichte und an
Bußtagen üblich, nirgends aber
gesetzlich. Eine
Verfügung des bayrischen
Ministers v.
Abel, welcher 1838 auch die protestantischen
Soldaten
zur Kniebeugung nötigen wollte, führte zu einem mehrjährigen heftigen Streit, an dem sich unter andern
Döllinger,
Harleß und
Thiersch
in
Schriften beteiligten.
ein Gebirgsstock des
Schwarzwaldes auf der badisch-württemberg.
Grenze, mit weitgebreitetem
Rücken, der im
Roßbühl 965 m
Höhe erreicht und eine herrliche Fernsicht über
Vogesen und
Alpen
[* 21] sowie den größten
Teil des
Schwarzwaldes und
Schwabens bis an die
BergeTirols gewährt.
VierFlüsse,
[* 22]
Murg,
Acher,
Rench (zum
Rhein) und
Wolf (zur
Kinzig),
nehmen am Kniebis ihren Ursprung, und mehrere Hochseen liegen in seinem Bereich. Die
Hochebenen sind meist kahl und sumpfig oder
mit
Heidekraut bewachsen, die Abhänge mit Nadelholz, das weiter unten mit Laubholz untermischt ist,
bekleidet; die Thalregion enthält kultiviertes Land mit besonders stark betriebenem Obstbau.
Über den Kniebis, der von jeher ein Hauptbollwerk des südlichen
Deutschland
[* 23] gegen feindliche
Invasionen von
Westen her bildete,
führt die strategisch wichtige Kniebisstraße, die an der 1734 gegen die
Franzosen errichteten Alexanderschanze 972 m
Höhe erreicht. Hier liegt der teils zu
Baden,
[* 24] teils zu
Württemberg
[* 25] gehörige Luftkurort Kniebis mit (1885) 184 Einw.
Der Kniebis ist reich an
Mineralquellen, vorherrschend kohlensäurehaltigen
Eisensäuerlingen, die viel besucht werden. Zu diesen
Kniebisbädern gehören:
Freiersbach,
Petersthal,
Griesbach im Renchthal,
Antogast und
Rippoldsau (s. diese
Artikel).
¶
[* 27] aus zwei unter einem stumpfen Winkel scharnierartig verbundenen Stangen gebildeter Hebel,
[* 28] findet unter anderm
Anwendung bei der Kniehebelpresse (s. Presse).
[* 29]
(Sehnenphänomen), die Erscheinung, daß bei frei herabhängendem Unterschenkel einer sitzenden Person,
deren Fuß den Boden nicht berührt, auf Beklopfen des Kniescheibenbandes eine plötzliche Streckung des Unterschenkels erfolgt,
indem die großen Streckmuskeln des Oberschenkels kontrahiert werden.
Karl, Nationalökonom, geb. 1821 zu Marburg,
[* 41] studierte 1841-45 und habilitierte sich 1846 an der dortigen Universität.
Im Auftrag des Märzministers Eberhard arbeitete er 1849 den Plan zur Gründung eines Polytechnikums in Kassel aus, an welchem
er eine Lehrerstelle übernehmen sollte. Doch zerschlug sich seine Beförderung zum Professor, weil er
sich weigerte, die Erklärung abzugeben, daß er nichts der Politik des MinisteriumsHassenpflug Nachteiliges vortragen wolle. 1852 übernahm
er eine Lehrerstelle an der Kantonschule in Schaffhausen;
[* 42] 1855 wurde er als Professor der Kameralwissenschaften nach Freiburg
[* 43] i. Br. berufen und
verfaßte dort 1860, als der Abschluß des badischen Konkordats bevorstand, das »Promemoria der protestantischen Professoren
an der badischen Landesuniversität Freiburg".
. Nach der Berufung eines liberalen Ministeriums wurde er in die Zweite Kammer gewählt und 1862 zum
Direktor des Oberschulrats ernannt. In dieser Stellung arbeitete er die Vorlage für eine Reform des badischen
Volksschulwesens und, als die Agitation der katholischen Geistlichkeit den badischen Schulstreit verschärfte, das Spezialgesetz
über die Aufsichtsbehörden für die Volksschulen (vom aus, welches die geistlichen Schulvisitatoren und Ortsinspektionen
durch weltliche Schulräte ersetzte.
(Fungus genu, Tumor albus), s. Gelenkentzündung^[= Bezeichnung für überaus zahlreiche, in ihrem anatomischen Sitz, ihrem Ablauf, ihren Krankheitsersc ...] 4).
[* 26] ein unten hinter einer senkrechten Umfangswand, oben hinter einer geneigten Dachfläche befindliches
Stockwerk, bei welchem also beide Teile ein Knie, d. h. einen Winkel cda oder ceb (s. Figur), miteinander bilden. Der Kniestock tritt
entweder in die Stelle eines gewöhnlichen bewohnbaren Stockwerks und gestattet die Ersparnis eines Teils der Umfangswand,
oder bezweckt eine Vergrößerung des Dachraums durch eine Höherlegung der Sparrenfüße de über dessen
Fußboden ab, wobei letztere häufig noch mit Brettern belegt und als Repositorien benutzt werden.
diejenige malerische Darstellung der menschlichen Gestalt, welche dieselbe in der Umrahmung nur bis zum
Knie zur Anschauung bringt.
Gewöhnlich findet diese Bezeichnung bloß beim Porträt Anwendung;
doch werden auch einfachere,
aus einer oder doch nur wenigen Figuren bestehende Genre- oder Historienbilder schon in der klassischen Kunst und noch häufiger
in der neuern als Kniestücke behandelt.
AdolfFranzFriedrich, Freiherr von, Schriftsteller, geb. zu Bredenbeck unweit Hannover, studierte in
Göttingen
[* 49] die Rechte, ward 1771 vom Landgrafen von Hessen
[* 50] zum Hofjunker und Assessor der Kriegs- und Domänenkammer
zu Kassel ernannt, wo er sich aber bald durch amtliche und gesellige Mißhelligkeiten unmöglich machte, und führte dann
eine Weile hindurch ein Wanderleben, bis er sich 1777 in Hanau
[* 51] niederließ, wo er, zum weimarischen Kammerherrn ernannt, als
gern gesehener Kurzweilmacher viel am dortigen Hofe verkehrte. 1780 siedelte er nach Frankfurt
[* 52] a. M. über,
wo er einige Jahre in Zurückgezogenheit lebte, um 1783 in Heidelberg, später in Hannover, 1791 in Bremen
[* 53] seinen Wohnsitz zu
nehmen. Hier starb er als Oberhauptmann und Scholarch Für den Illuminatenorden 1780 gewonnen, hatte er große
Anstrengungen gemacht, demselben die Oberhand über die Rosenkreuzer und andre damals florierende
¶
mehr
Geheimbünde zu verschaffen. Nach Aufhebung des Ordens wegen seiner Teilnahme in Untersuchung gezogen, gab er unter dem NamenPhilo eine Schrift über denselben heraus (1788), die großes Aufsehen erregte. Knigge war als Romanschreiber, Popularphilosoph,
dramatischer Dichter, Publizist, Musiker etc. produktiv. Seine bekannteste Schrift ist die »Über den Umgang mit Menschen«
(Hannov. 1788, 16. Aufl. 1878), eine einst vielgelesene Sammlung von
Lehrsätzen, Lebensregeln und Erfahrungsmaximen, die von großer Weltbeobachtung und Menschenkenntnis zeugt, aber von
einer beschränkt-egoistischen Grundansicht ausgeht.
Die zahlreichen Romane Knigges (»Der Roman meines Lebens«, 1781-87, 4 Bde.; »Geschichte
PeterClausens«, 1783-85, 3 Bde.; »Geschichte
des armen Herrn v. Mildenburg«, 1789-90; »Des
seligen Herrn Etatsrats SamuelKonrad v. Schafskopf hinterlassene Papiere«, 1792; »Die Reise nach Braunschweig«,
[* 55] 1792, u. a.) sind
im ganzen flüchtige Arbeiten und trotz der überall darin prunkenden StichworteHumanität und Aufopferung ohne festen sittlichen
Kern und Gehalt; am besten hat der Verfasser noch hier und da den niedrig-komischen Ton getroffen. Eine
Sammlung von Knigges Schriften erschien in 12 Bänden (Hannov. 1804-1806).
(engl., spr. neit), in England s. v. w. Ritter, mit dem PrädikatSir vor dem Taufnamen. Dieser Titel wurde in England
von Wilhelm dem Eroberer eingeführt, war ursprünglich an den Besitz eines Ritterguts (Knight'sFee) geknüpft und verpflichtete
zum Kriegsdienst. Eduards II. Statute of Knights beweist, daß diese Würde im 14. Jahrh. nicht immer sehr
gesucht war, und nach den langen Kriegen zwischen England und Frankreich konnten sich Ritter von der Kriegspflicht loskaufen,
bis dieselbe von Karl II. völlig aufgehoben wurde. Seit dem 16. Jahrh. wird der Titel auch an Zivilisten verliehen. Der Titel
ist nicht vererblich. Wer nicht Ordensritter (Knight of the Garter etc.) ist, wird als Knight Bachelor (bas chevalier)
bezeichnet. Knight Banneret (Bannerherr) ist eine Würde, die früher auf dem Schlachtfeld verliehen wurde (zuletzt von Karl I.).
Knights of the shire hieß man die von den Freisassen der Grafschaften ins Parlament geschickten Vertreter.
(spr. neit),Charles, engl. Verleger und Schriftsteller, geb. 1791 zu Windsor, Buchhändler in London
[* 56] und seit 1859 Redakteur
der amtlichen »LondonGazette«, machte sich besonders als Herausgeber der von der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger
Kenntnisse unternommenen Publikationen verdient, namentlich der »Penny Cyclopaedia« (1830-56, 30 Bde.),
welche als die Anfänge der populären Litteratur in England zu betrachten sind, und der
»National Cyclopaedia« (1847-51, 12 Bde.; neue Aufl.
1866). Als Schriftsteller beschäftigte sich Knight vorzugsweise mit Shakespeare. Hierher gehören, außer einer Ausgabe von dessen
Werken mit sehr vollständigem Kommentar (1839, 8 Bde.): »The
life of Shakespeare« (1843) und »Studies of Shakespeare« (1849). Auch gab er heraus: »London« (1841-44, 6 Bde.);
»Popular history of England« (1856-62, 8 Bde.; 3. Aufl.
1876);
»Shadows of the old booksellers« (1865,
neue Ausg.
1872) und eine Selbstbiographie in »Passages of a working-life« (1863-65, 3 Bde.; neue
Ausg. 1873);
ferner »Half hours in English history« (neue Ausg. 1884, 4 Bde.).
Für die Siegesstraße in Berlin malte er 1871 eins der Velarien: Germania
[* 61] ruft das Volk zu den Waffen,
[* 62] ein Bild, das durch lebendigen
Ausdruck und fein gestimmte Farbe viel Beifall fand. Noch stärker offenbarte sich seine romantische Richtung in einem mit glänzender
koloristischer Bravour ausgeführten Gemälde: Tannhäuser und Venus (1873, Berliner
[* 63] Nationalgalerie). Im
J. 1875 zum Lehrer an die Kunstakademie zu Berlin berufen, begann er gleichzeitig die Ausführung von vier dekorativen Friesgemälden
für das Treppenhaus der Berliner Universitätsbibliothek, welche die Jugenderziehung im Altertum (Athen),
[* 64] die scholastische
Wissenschaft (Paris), die Humanisten und Reformatoren (Wittenberg)
[* 65] und die Neuklassiker Deutschlands
[* 66] (Weimar)
[* 67] in lebensvollen Gruppen berühmter Männer darstellen. Das umfangreiche, auf gründlichen Studien beruhende und in großem Stil
durchgeführte Werk wurde 1884 vollendet und brachte ihm die große goldene Medaille der BerlinerAusstellung ein. 1885 trat
er von seinem Lehramt zurück. Er hat sich auch als Illustrator bethätigt und schrieb »Grübeleien
eines Malers über seine Kunst« (Berl. 1887).
Stadt in Dalmatien, an der Krka und der Dalmatiner Staatsbahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts,
hat eine alte Bergfeste, ein Franziskanerkloster und (1880) 1271 meist griechisch-unierte Einwohner.
(Knyphausen), ehemalige Grafschaft im Großherzogtum Oldenburg,
[* 68] 45 qkm (0,82 QM.) groß,
mit drei Kirchspielen (Fedderwarden, Sengwarden und Accum) und 3200 Einw., ist fast rings von der
Herrschaft Jever umgeben und besteht ganz aus Marschland. Die Herrschaft gehörte seit dem 16. Jahrh. dem ostfriesischen Geschlecht
der Freiherren zu In- und Knyphausen, wurde 1624 an Oldenburg abgetreten und bildete dann mit der Herrschaft
Varel ein gräflich oldenburgisches Fideikommiß. Durch Vermählung der Erbtochter des letzten Grafen von Oldenburg 1733 kam es
an das reichsgräfliche Haus von Bentinck, 1806 an Holland und 1810 mit diesem an Frankreich. Seit 1825 (durch das sogen. BerlinerAbkommen) genoß Kniphausen halbsouveräne Rechte unter oldenburgischer Oberhoheit, bis dieselben nach langen Streitigkeiten 1854 an
Oldenburg abgetreten wurden (s. Bentinck, Erbfolgestreit).
an und ward durch den Sieg derRadikalen 1533 Bürgermeister. Er nahm Johann von Leiden bereitwillig auf, verhalf ihm zur Herrschaft
und ward dessen Schwertträger, dann Statthalter. Nach der Einnahme der Stadt durch die Bischöflichen ward er im Januar 1536 grausam
hingerichtet und sein Leichnam in einem eisernen Käfig ausgestellt.
Stadt in der steir. Bezirkshauptmannschaft Judenburg, an der Mur und der Staatsbahnlinie St. Michael-Villach
gelegen, hat einen großen Marktplatz mit einer Pestsäule, (1880) 3948 Einw.,
ein Bezirksgericht, ein Krankenhaus
[* 75] und eine Siechenanstalt, eine Eisenbahnwerkstätte, eine Metallwarenfabrik, Sensen- und
Drahtstiftfabrik, Dampfsäge, Kunstmühle, Holznägelfabrik.
Neckarkreis, OberamtMaulbronn, hat bedeutende Fabrikation von Mundharmoniken, Sandsteinbrüche
und Steinhauerei, Acker- und Weinbau und (1885) 2100 (als Gemeinde 2559) fast nur evang. Einwohner. Knittlingen gilt als der Geburtsort
des DoktorFaust.
(Knäs, russ. Knjas, serb. Knes), ein in wechselnder Bedeutung durch den ganzen slawischen Volksstamm verbreitetes
Wort, eigentlich »Herr, Befehlender«. In Rußland bezeichnet Knjäs den hohen Adel, dem deutschen »Fürst« entsprechend. Es gibt
drei Klassen von Knjasen: russische, litauische und Knjase tatarischer Abstammung. Die russischen leiten
ihren Ursprung von den alten russischen Fürstenfamilien her, welche vor ihrer Unterjochung durch die Großfürsten, besonders
durch Iwan III. Wassiljewitsch, die einzelnen Provinzen Rußlands beherrschten und sämtlich zum HausRurik (deshalb »Rúrikowitschi«
genannt) gehörten.
Bis auf Peter I. waren dies die einzigen Familien, welche den Titel Knjäs führen durften. Ihre Zahl beträgt
gegenwärtig noch ungefähr 20, zu denen die Dolgorúkij, Repnin, Wjásemskij, Schtscherbátow, Lobánow-Rostówskij, Gortschaków,
Gagárin u. a. gehören. Die litauischen Knjase stammen von den alten litauischen Großfürsten, insbesondere von Gedimin,
dem Begründer des litauischen Staatswesens; sie führen noch heute
das litauische Wappen
[* 77] mit einigen Zusätzen. Zu ihnen
gehören die Gollizin, Trubezkoi, Kurákin.
Die dritte, sehr zahlreiche Klasse der Knjase bilden teils solche, welche von ehemals wirklich regierenden tatarischen Chanen
abstammen, wie die Urussow, Mestschérskij, Jussuvow u. a., teils solche, deren Vorfahren nur
gewöhnliche Adlige (Mursa) waren, von der russischen Regierung aber den Titel Knjäs erhielten. Das Prädikat der
russischen Fürsten ist Erlaucht (ssijátelstwo); einigen ist der TitelDurchlaucht (swatlost) besonders verliehen. Durch Ukas
vom werden zu »Fürsten kaiserlichen Geblüts« die Urenkel des Zaren.
Bei den Serben bedeutet Knes bald »Fürst«, bald »Graf«, weshalb der Rettore von Ragusa
[* 78] zur Zeit der Republik Knjäs genannt wurde
und der Fürst von Montenegro
[* 79] noch jetzt diesen Titel führt. Es bezeichnet aber auch häufig den Ortsrichter
oder Schulzen einer Dorfgemeinde, so namentlich in Dalmatien und in der ehemaligen RepublikPoglizza, deren Regent sich Veliki
Knez (Großgraf) nannte. In der Walachei hießen im 13. Jahrh. die Lehnsherrschaften Knezate und die Herren
derselben Knezc.
(bis 1859 Gurgusowatz genannt), Kreisstadt im KönigreichSerbien, am FlußTimok, mit Realschule und 3459 Einw.
Auf einer Anhöhe die Überreste des 1859 niedergebrannten Turms (Kula), 1842-58 das berüchtigte Gefängnis für politische
Verbrecher. Im Krieg 1876 wurde Knjaschewatz durch die Türken eingenommen und fast gänzlich zerstört.
Der Kreis
Knjaschewatz umfaßt 1637 qkm (29,73 QM.) mit 80,050 Einw.,
meist eingewanderten Bulgaren, welche sich hauptsächlich mit Viehzucht
[* 80] beschäftigen.
Der Kreis Knjaschewatz wurde erst 1833 an Serbien
abgetreten.
Jákow Borissowitsch, russ. Dichter, geb. 3. Okt. (a. St.) 1742 zu Pskow, erhielt seine Bildung in Petersburg
[* 81] und machte sich namentlich mit der französischen, deutschen und italienischen Litteratur bekannt. Nach
beendigten Studien arbeitete er zuerst im Ministerium des Auswärtigen und auf dem Kontor des Bauwesens, trat darauf in den Militärdienst
und nahm später als Major seinen Abschied. 1783 von der PetersburgerAkademie zu ihrem Mitglied erwählt, nahm er an der Abfassung
des von dieser herausgegebenen Wörterbuchs teil.
welche 1789 beim Ausbruch der französischen Revolution geschrieben war, aber erst nach seinem Tod 1793 im Druck
erschien. Sie wurde als Aufruf zur Revolution gedeutet und sollte öffentlich von Henkershand verbrannt
werden; doch begnügte man sich damit, alle Exemplare zu kassieren und zu vernichten. Eine vollständige Sammlung seiner Werke
erschien zuletzt in 2 Bänden (Petersb. 1847-48).
Knoblauchs Hauptwerk ist die neue Synagoge zu Berlin, vollendet 1866, in maurischem Stil, meisterhaft in der Gestaltung des
Innenraums, in welchem die maurischen Formen auf das glücklichste mit der modernen Eisenkonstruktion in Einklang gesetzt sind,
und in der kuppelgekrönten Fassade, die in Backsteinbau durchgeführt ist. Knoblauch hat außerdem zahlreiche
Schlösser auf dem Land gebaut. Er war Begründer des Berliner Architektenvereins und starb als Baurat und Mitglied der Akademie in
Berlin.
Ignaz, Afrikareisender, geb. zu St. Kantian in Unterkrain, ward apostolischer
Generalvikar für Innerafrika,
residierte seit 1848 in Chartum und drang Ende 1849 auf dem Bahr el Abiad
bis 4° 10' nördl. Br. vor.
Die Ergebnisse dieser Reise veröffentlichte Klun zum Teil in »Reise auf dem WeißenNil« (Laib.
1852).
Die 1850 zurückgebrachten ethnographischen Sammlungen schenkte Knoblecher teils der Stadt Laibach,
[* 94] teils dem Naturalienkabinett
in Wien.
[* 95] Er starb in Neapel.
(Malleoli), bei höhern Wirbeltieren die beiden länglichen Knochenhügel, die am untern Ende des
Unterschenkels seitlich hervorragen und einen Knochen
[* 96] des Fußes zu sicherer Einlenkung desselben am Schenkel umfassen (s. Tafel
»Bänder des
[* 17] Menschen« und »Skelett
[* 97] des Menschen I«).
[* 96] (Beine, Ossa), harte, starre, schwere, gelblichweiße Körper, welche, untereinander zu dem Skelett (s. d.) verbunden,
das Gerüst des Körpers der höhern Tiere darstellen. Sie werden ihrer Hauptmasse nach aus einem eigentümlichen Gewebe,
[* 99] dem
Knochengewebe, gebildet, sind im gesunden Zustand unempfindlich und widerstehen der Fäulnis sehr lange, enthalten auch von
allen Geweben des Körpers das wenigste Wasser und die meisten festen Bestandteile. Für den Chemiker bestehen
sie 1) aus einer weichen, biegsamen organischen Substanz, dem sogen. Knochenknorpel, welcher die Grundlage des Knochens abgibt
und die Gestalt desselben bedingt (man erhält ihn durch Behandlung des Knochens mit verdünnter Salzsäure; er macht etwa
30-37 Proz. des Knochengewichts aus und gibt beim Kochen den sogen. Knochenleim), und 2) aus der innig
damit gemischten Knochenerde, welche den Knochen ihre Härte, Schwere und Starrheit verleiht (sie besteht hauptsächlich aus phosphorsaurem
Kalk [84 Proz.], kohlensaurem Kalk, phosphorsaurer Magnesia, etwas Chlorcalcium und Fluorcalcium).
Der Anatom unterscheidet am lebenden Knochen die Weichteile (Knochenhaut, Mark, Blutgefäße), welche durch Faulenlassen entfernt
werden, und die eigentliche harte Knochenmasse; an letzterer wiederum die kompakte oder Rindensubstanz,
welche sich an der Oberfläche (namentlich am Mittelstück langer Röhrenknochen) vorfindet, und die schwammige, spongiöse
Substanz, welche aus feinen, netzförmig verbundenen Knochenbälkchen besteht und im Innern des Knochens liegt.
Jene ist überall mit seinen Röhren
[* 100] von 0,03-0,12 mm mittlerer Weite durchsetzt, welche die Kapillarblutgefäße
enthalten und als Gefäßkanälchen oder Haversische Kanälchen bezeichnet werden (H
[* 85]
Fig. 1-3); die spongiöse Substanz hingegen
enthält nur da Gefäßkanälchen, wo sie aus dickern Blättern und Balken besteht. Das Knochengewebe zwischen den HaversischenKanälen besitzt einen deutlich geschichteten Bau (Knochenlamellen, L
[* 85]
Fig. 1). Auf dünnen Schliffen bemerkt man
ferner in der Substanz des Knochens
¶
mehr
zahlreiche mikroskopisch kleine Lücken in ganz regelmäßiger Anordnung und von bestimmter Gestalt: es sind die sogen. Knochenhöhlen
(K
[* 96]
Fig. 1-3), welche im lebenden Knochen die Knochenzellen enthalten. Von ihnen kommen etwa 900 auf
ein Quadratmillimeter; sie stehen durch feine hohle Fortsätze miteinander und mit den HaversischenKanälen in Verbindung und
stellen so ein die gesamte Knochensubstanz durchziehendes Röhrennetz her, vermittelst dessen der aus den Blutgefäßen stammende
Nahrungssaft auch ins dichteste Knochengewebe eindringt.
Die Knochenzellen, welche die Knochenhöhlen vollständig ausfüllen, vereinigen sich gleichfalls unter sich durch zahlreiche
feinste Ausläufer zu einem Netz, welches die Ernährung des Knochengewebes vermittelt. In ihnen lagern
sich darum auch keine Kalksalze ab. Die Knochen- oder Beinhaut (periosteum) ist eine feste, weißliche, glänzende Faserhaut
von wechselnder Dicke, welche den Knochen überall, mit Ausnahme der überknorpelten Gelenkflächen, überzieht und fest mit ihm
zusammenhängt.
Mit ihrer äußern Oberfläche verweben sich die Sehnen der Muskeln und die Bänder. Sie ist reich an Blutgefäßen
und Nerven, welche beide auch in den Knochen eindringen. Wird die Knochenhaut auf irgend eine Weise vom Knochen abgetrennt, so werden
letzterm seine Ernährungsquellen abgeschnitten, und er muß, soweit er entblößt ist, absterben (s.
Knochenbrand).
[* 102] Anderseits besitzt sie die Fähigkeit, Knochensubstanz zu erzeugen, und thut dies sogar,
wenn sie aus dem Zusammenhang mit ihrem eignen Knochen gelöst und an andre Körperstellen, selbst in andre Individuen,
verpflanzt wird. Knochenmark heißt die weiche Masse, welche die Lücken der schwammigen Knochensubstanz ausfüllt. Es besteht
aus gallertartigem Bindegewebe mit vielen Fettzellen, ist außerordentlich reich an Blutgefäßen und enthält auch Lymphgefäße.
Soweit es nicht in Fettgewebe umgewandelt ist, scheint es gleich der Milz den Ort für die Entstehung der
roten Blutkörperchen
[* 103] aus weißen zu bilden.
Entstehung und Wachstum des Knochens sind noch nicht völlig aufgeklärt. Die allermeisten Knochen des Körpers gehen aus einer
knorpeligen Anlage hervor; eine geringe Anzahl aber, nämlich gewisse
Schädelknochen, bilden sich aus
einer weichen bindegewebigen Anlage heraus. Die Verknöcherung der knorpeligen oder bindegewebigen Anlage der Knochen findet von
ganz bestimmten Stellen (den sogen. Ossifikationspunkten) aus in radial fortschreitender Richtung statt. Die Ablagerung der
mineralischen Substanz geschieht aber keineswegs direkt in den Zellen des Bindegewebes oder des Knorpels, so
daß diese einfach zu den schon oben erwähnten Knochenzellen würden, vielmehr werden jene Gewebe allmählich aufgelöst und
durch echtes Knochengewebe ersetzt. Letzteres wird von besondern Zellen (Osteoblasten), welche vielleicht den im Knochenmark
enthaltenen weißen Blutkörperchen entstammen und langsam verkalken, gebildet.
Ihrer Gestalt nach teilt man die in lange, platte und dicke (kurze) Knochen. Die langen, cylindrisch
gestalteten Knochen oder Röhrenknochen kommen nur an den Extremitäten vor, wo lange Hebelarme notwendig sind, um
große und schnelle Bewegungen auszuführen. Ihr Mittelstück (diaphysis) besteht fast ganz aus Rindensubstanz und führt
in seinem Innern den mit schwammiger Substanz und Knochenmark gefüllten Markkanal; die Enden (apophysis,
epiphysis) bestehen fast ganz aus schwammiger Substanz mit einem dünnen Überzug von Rindensubstanz.
Sie sind ansehnlich dicker als das Mittelstück und tragen die mit einer dünnen Knorpellage überzogene Gelenkfläche. Solange
der Knochen wächst, sind sie mit dem Mittelstück durch eine dünne Knorpelscheibe verbunden, die aber nach vollendetem
Wachstum auch verknöchert, so daß alsdann der Röhrenknochen wirklich nur Ein Stück bildet. Platte (breite)
Knochen werden zur Bildung von Höhlen verwendet, z. B. die Knochen des Schädelgewölbes. Die dünne Lage von spongiöser Substanz, welche
zwischen die beiden Rindenplatten eingeschaltet ist, führt hier den NamenDiploe. Die dicken (kurzen) Knochen, wie sie
an der Hand
[* 104] und am Fuß vorkommen, bestehen aus schwammiger Substanz mit einem dünnen Überzug von Rindensubstanz. - Die Verbindung
der Knochen untereinander findet bald in beweglicher Weise, durch Gelenke (s. d.), bald in unbeweglicher Weise statt. Im letztern
Fall (der sogen. Synar-
[* 96]
^[Abb.: Fig. 1. Querschliff durch einen Röhrenknochen.