mittlern Teil desselben, wo sich gewöhnlich eine bedeutende
Schwiele befindet. Das Übel ist in der
Regel angeboren, kann
sich aber auch nach der
Geburt entwickeln, wenn z. B. der
Fuß wegen
Geschwüren u. dgl. längere Zeit in einer
bestimmten
Lage gehalten und dadurch das
Gleichgewicht
[* 2] zwischen den
Streck- und
Beugemuskeln aufgehoben wird.
Die
Heilanzeigen bestehen in der Wiederherstellung des natürlichen
Antagonismus zwischen den betreffenden Muskelgruppen und
in der Geraderichtung des
Fußes durch mechanische Vorrichtungen, wobei die subkutane Durchschneidung der widerstrebenden
Muskeln
[* 3] und
Sehnen gewöhnlich vorweg vorgenommen werden muß.
Um denFuß in seiner normalen
Stellung zu erhalten oder ihn allmählich
in dieselbe zurückzuführen, sind verschiedene
Verbände und
Maschinen angegeben worden, unter welchen
die mit einem festen
Schuh versehene Klumpfußmaschine die bekannteste ist.
Ihr folgt der
Unterricht in fremden
Sprachen, der vom 10.-14. Lebensjahr für
Realisten und Humanisten noch derselbe sein soll.
Erst dann, mit der Bestimmung des künftigen
Berufs, sollen sich beide voneinander trennen. Nachdem er in dem ihm vom König
zur Errichtung einer Erziehungsanstalt eingeräumten Lustschloß
Stetten selbst mit seinen
Grundsätzen
die Probe gemacht, näherte er dieselben allmählich wieder der bestehenden
Tradition. In dieser modifizierten Gestalt haben
sie wesentlich auf die Einrichtung der gelehrten
Schulen (Schulplan von 1845) und der
Realschulen (Ȇber die Errichtung von
Realschulen«, Stuttg. 1836)
Württembergs eingewirkt, zumal seitdem Klumpp 1849 in die Oberstudienbehörde berufen worden war.
In dieser
Stellung machte sich Klumpp unter anderm verdient um Einführung des Schulturnunterrichts und Errichtung der Turnlehrerbildungsanstalt.
Auch bearbeitete er die 3.
Auflage von
Guts Muths'
Gymnastik (Stuttg. 1847). Er starb
KarlBenjamin, Zoolog und Reisender, geb. zu
Güglingen, lebte 1863-1869 und nach dreijährigem
Aufenthalt in
Europa
[* 7] zur Bearbeitung seiner Sammlungen wieder 1872-1875 als
Arzt meist in Kosseil am
RotenMeer, dessen
Küste er nebst dem Nilthal mehrfach bereiste. Nach
Deutschland
[* 8] zurückgekehrt, erhielt er die
Stellung eines
Kustos
am Naturalienkabinett zu
Stuttgart. Er schrieb: »Bilder aus Oberägypten, der
Wüste und dem
RotenMeer« (2. Aufl., Stuttg. 1877);
»Die Korallentiere des
RotenMeers« (Berl. 1877-79, 3
Tle.);
KarlAugust,
Historiker, geb. zu Darmsheim bei
Stuttgart, studierte in
Tübingen
[* 10]
Theologie
und Geschichte,
war dann mehrere Jahre Pfarrgehilfe seines
Vaters in Großheppach und ward 1841 zum zweiten und 1863 zum ersten
Universitätsbibliothekar in
Tübingen ernannt. Er veröffentlichte: »Urkunden zur Geschichte des
SchwäbischenBundes« (Litterar.
Verein, Stuttg. 1846-1853, 2 Bde.);
»Die deutschen Einheitsbestrebungen in ihrem geschichtlichen Zusammenhang«
(Leipz. 1853);
»Geschichte der deutschen Einheitsbestrebungen 1848-71« (Berl.
1872-73, 2 Bde.);
»Die
UniversitätTübingen in ihrer Vergangenheit und Gegenwart dargestellt« (Leipz.
1877) und
»GustavSchwab als Dichter und Schriftsteller« (Stuttg. 1881).
Ferner bearbeitete er neu den früher mit G.
Schwab
herausgegebenen »Wegweiser durch die Litteratur der
Deutschen« (4. Aufl., Leipz. 1870, mit 3 Nachträgen bis
1879).
die schrägen, langgestreckten Öffnungen seitlich im
Bug des
Schiffs (zuweilen auch im
Heck), welche anderseits auf dem Oberdeck münden, für den
Durchgang der Ankerketten.
dikotyle, etwa 230
Arten umfassende, in den
Tropen einheimische
Familie aus der
Ordnung der
Cistifloren,
[* 14] meist
Bäume mit gegenständigen, am Blattstielgrund artikulierten Blättern und regelmäßigen, variabel
gebauten, hypogynen
Blüten mit zahlreichen, durch
Spaltung entstandenen
Staubgefäßen.
Die Klusiaceen sind zunächst mit den Hyperikaceen
verwandt.
Vgl. Baillon,Histoire des plantes, Bd. 6. Die Klusiaceen gewähren
vorzugsweise durch ihren harzigen, balsamischen
Milchsaft
(Gummigutt,
Tacamahaca) Nutzen.
(Cluver, lat. Cluverius),Philipp, verdienter deutscher Geograph und Altertumsforscher,
geb. 1580 zu
Danzig,
[* 15] sollte in
Leiden
[* 16] die
Rechte studieren, widmete sich aber der
Erd- und
Altertumskunde, weshalb ihm sein
Vater
jede Unterstützung entzog. Die
Not zwang ihn, zwei Jahre lang österreichische Militärdienste zu nehmen; dann kehrte er
nach
Leiden zu seinen
Studien zurück, machte hierauf eine
Reise durch
England,
Schottland,
Frankreich,
Deutschland
und
Italien
[* 17] und ließ sich endlich abermals in
Leiden nieder, von den
Kuratoren der
Hochschule durch einen Jahrgehalt in den
Stand gesetzt, seinen litterarischen Bestrebungen sorgenfrei zu leben. Er starb bereits 1623. Klüver schrieb:
»Introductio in universam geographiam tam veterem quam novam«
(Leiden 1629 u. öfter; am vollständigsten von Bruzen de la Martinière, Amsterd.
1729; deutsch 1733),
der erste gelungene
Versuch einer systematischen Behandlung der historisch-politischen
Geographie nach
ihrem ganzen
Umfang;
»De tribus Rheni alveis atque ostiis et de quinque populis quondam accolis« (das.
1611; abgedruckt in
Scrivers »Antiquitates inferioris
Germaniae«, das. 1619 und 1631);
»Sicilia, Sardinia
et
Corsica
[* 18] antiqua« (das. 1619);
(griech. klysma), eine Flüssigkeit, welche in den After eingespritzt und in den Darmkanal
hinaufgetrieben wird. Das Klystier soll entweder nur die im Mastdarm angehäuften Kotmassen erweichen und ausspülen, oder es soll
auf die erkrankte Mastdarmschleimhaut direkt einwirken, wie z. B. beider Ruhr, oder es soll zur Einverleibung in den Körper
dienen, wenn wegen irgend welcher Hindernisse die Einführung in den Magen
[* 23] unmöglich ist, wie z. B. bei
Verschluß der Speiseröhre, des Mageneinganges, bei operativer Eröffnung desMagens oder bei Geisteskranken, welche hartnäckig
die Nahrung verweigern. Im ersten Fall genügt kaltes oder lauwarmes Wasser. Im zweiten bedient man sich einhüllender, schleimiger
(Leinsamen, Stärke),
[* 24] schmerzstillender (Opium) oder zusammenziehender (Tannin) Zusatzmittel. Im letzten Fall verordnet man nicht
nur Arzneien, sondern auch Nahrungsmittel
[* 25] aus starken, flüssigen Nährstoffen, wie Eigelb, Pepton, tierische
Gallerte, frisches Blut, Leim, Milch und die von Leube empfohlenen Fleischklystiere. Hegar und Simon haben durch Eingießungen von
3-4 Lit. Wasser in den Darm
[* 26] bei hartnäckigen Verstopfungen, Darmverschließungen, Schleimflüssen, Wurmkrankheiten etc. gute Resultate
erzielt. Bei Darmverschlingungen hat sich auch das Einpumpen von Luft (Luftdouche) bisweilen nützlich erwiesen.
(Klysopompe), Instrument zur Einspritzung
[* 27] von Flüssigkeiten in den Mastdarm. Man benutzt eine meistens
aus Zinn hergestellte Spritze von ca. 300 ccm Rauminhalt, an welche eine elfenbeinerne oder besser eine aus weichem Gummi
verfertigte Spitze angeschraubt oder angesteckt wird. Ferner wirkliche Pumpapparate zum Selbstgebrauch, bei denen die Flüssigkeit
in eine kleine Wanne gegossen wird, von wo aus sie die Pumpe
[* 28] durch ein biegsames Rohr, dessen Spitze in den After eingeführt
ist, forttreibt.
Sehr bequem und dauerhaft, namentlich auch zum Selbstklystieren geeignet, sind Kautschukapparate (englische
Ballonspritze), welche aus einem langen Gummischlauch bestehen, in dessen Mitte sich ein Gummiballon befindet. Beide Enden
des Schlauches sind mit entsprechenden Ventilen versehen. Man taucht das eine Ende des Schlauches in Wasser, drückt den Ballon
[* 29] zusammen und läßt ihn Wasser ansaugen, bis er völlig gefüllt ist. Dann führt man das andre Ende des
Schlauches, welches mit einer Spitze versehen ist, in den After ein und drückt den Inhalt des Ballons in den Darm. Der Ballon füllt
sich sofort wieder mit Wasser, und so kann man beliebige MengenWasser in den Darm einführen, ohne die Spitze des Instruments
aus dem After zu entfernen. Die einfachste Klystierspritze ist ein Irrigator, bei welchem die Flüssigkeit durch ihre
eigne Schwere einläuft.
dazwischen vielfach mit Arbeiten für den Wintergarten des Königs inMünchen und das SchloßLinderhof beschäftigt. Seine Bilder
zeichnen sich durch poetische Auffassung aus; architektonische Motive ordnet er zumeist den landschaftlichen unter und liebt
farbenreiche Abendstimmungen die ihren Zauber über Ruinen und mächtige Baumgruppen ausgießen. Von besonderm Wert sind seine
Aquarelle. Die »Münchener Bilderbogen« enthalten eine Reihe prächtiger Schnitte nach Knabs Zeichnungen. Von seinen größern
Bildern sind zu nennen: romanische Architektur (verlassener Klosterkirchhof, 1862), römische Fragmente (1866), römisches
Grabmal (1866), Schloßruine aus der Renaissancezeit (1866), im Park (1868), Klosterhof mit Brunnen
[* 46] (1868), römische Landschaft (1872), italienischer Schloßgarten (1873), römische Thermen und Ruine in der Campagna.
(Knabenkonvikte), bischöfliche Lehr- und Erziehungsanstalten zur Heranbildung künftiger Geistlichen.
Derartige Anstalten bei jeder Kathedrale zu begründen, machte das tridentinische Konzil den katholischen Bischöfen in seiner 23. Sitzung
zur Pflicht. Die Zöglinge treten in diese Anstalten mit dem 12. Jahr ein, empfangen sofort geistliche
Kleidung, Tonsur etc. und bleiben in denselben unter strenger Abschließung nach außen bis zur Priesterweihe.
Die bischöflichen Seminare wurden 1780 in Österreich
[* 47] aufgehoben. Seitdem ist fast beständig in allen größern Staaten Streit
über die Oberaufsicht der Seminare gewesen, welche der Staat in Anspruch nimmt, die Kirche dem Staat verweigert.
Darüber ist es neuerdings in Deutschland zur Schließung einer ganzen Anzahl dieser Anstalten gekommen. Erst in den letzten
Jahren ist eine Reihe derselben (z. B. in Schiltigheim bei Straßburg,
[* 48] in Breslau, in Fulda
[* 49] etc.) nach Verständigung der Bischöfe
mit der Staatsgewalt wiederhergestellt worden.
Innerhalb der evangelischen Kirche findet sich etwas Analoges fast nur in Württemberg,
[* 50] wo in der Reformationszeit einige Klöster
als Schulen zur Vorbildung künftiger Theologen eingerichtet wurden, die seit 1806 amtlich als Seminare bezeichnet werden.
Doch ist hier selbstverständlich die Abschließung nicht in der Weise durchgeführt wie in den katholischen Anstalten;
auch sind die Seminare zu Maulbronn, Blaubeuren, Schönthal und Urach Staatsanstalten und können sich daher nie dem nationalen
Leben in dem Maß wie jene entfremden.
1) Joseph, Bildhauer, geb. zu Fließ im Oberinnthal (Tirol)
[* 51] als Sohn eines Bauern, kam, nachdem er
bei einem Schnitzer zu Imst in der Lehre
[* 52] gewesen, 1837 zu Jos. OttoEntres und dann zu Sickinger in München,
wo er an Heiligenfiguren arbeitete, nebenbei aber auch die Antiken studierte. Im J. 1843 selbständig geworden, widmete er
sich der Wiederbelebung der alten Holzschnitzkunst. Er schuf darauf die Kolossalgruppe: die TaufeChristi für die Deutschherrenkirche
zu Mergentheim
[* 53] in Württemberg (1852);
2) Karl, Maler, Sohn des vorigen, geb. zu München, war anfangs Bildhauer und Schüler seines
Vaters, wandte sich aber dann der Malerei zu und bildete sich unter Piloty zum Genremaler aus. Von seinen Genrebildern, deren
Motive meist den niedern Volksklassen entnommen sind, heben wir hervor: den bestohlenen Geizhals (1874),
die Schusterwerkstatt (1875), die kleinen Zitherspieler (1878), den
Wildschützen, die Herausforderung zum Fingerhackeln (1882) und die Holzfahrt im bayrischen Hochgebirge
(1883).
chromsaures Diazobenzol, entsteht bei Behandlung von Anilin mit salpetriger Säure und Fällen des Produkts
mit salzsaurer Lösung von doppeltchromsaurem Kali. Es bildet einen gelben, unlöslichen, sehr explosiven
Körper, der als Surrogat des Knallquecksilbers empfohlen wurde.
s. v. w. Donnerbüchsen, ^[= Name der ältesten Kanonen, kurze, mit eisernen Bändern auf einer Holzunterlage befestigte ...] s. Handfeuerwaffen,
[* 60] S. 102.
Viel schwächer als reines Knallgas explodiert ein Gemisch von 2 VolumenWasserstoff mit 5 VolumenLuft, weil die in
letzterer enthaltenen 4 VolumenStickstoff die Reaktion schwächen. BeimArbeiten mit Knallgas kann man dasselbe gefahrlos durch lange,
sehr enge Metallröhren ausströmen lassen und entzünden, weil durch solche die zur Verbrennung nötige Wärme
[* 65] schnell genug
abgeleitet wird, um die Fortpflanzung der Verbrennung in das Gefäß
[* 66] hinein zu verhindern. Besser aber leitet
man beide Gase erst im Moment der Verbrennung zusammen, indem man z. B. das Sauerstoffgas in die Wasserstoff- oder Leuchtgasflamme
treten läßt.
Zur Herstellung eines solchen Knallgasgebläses dient ein weites Rohr, durch welches das brennbare Gas ausströmt, während
ein in dem weitern liegendes engeres Rohr den Sauerstoff zuführt. Die Knallgasflamme ist sehr klein, aber
ungemein heiß, und in derselben schmelzen Kieselsäure und Platin mit Leichtigkeit. Man benutzt sie zum Löten der Bleiplatten
für die Schwefelsäurekammern, wobei es genügt, die mit reiner Metallfläche sich berührenden Platten mit der Flamme zu
bestreichen. Man schmelzt auch große Mengen¶
mehr
Platin mit in Tiegeln aus Ätzkalk und lötet Platin ohne Anwendung eines Lots, wie die Bleiplatten. Erhitzt man in der Knallgasflamme
einen Kegel aus Kreide
[* 68] (oder Zirkonerde), so gerät derselbe in lebhaftestes Glühen und strahlt ein Licht
[* 69] aus, welches hinsichtlich
der Weiße und des Glanzes mit Sonnenlicht verglichen werden kann. Dies von Drummond 1826 erfundene Hydrooxygenlicht
(Drummondsches Licht, Kalklicht, Siderallicht, Knallgaslicht) wurde zuerst für Leuchttürme, Signale, dann auch für Bauten,
in Nebelbilderapparaten, zu mikroskopischen Darstellungen (Hydrooxygengasmikroskop) u. dgl.
mit der Laterna
[* 70] magika, besonders in Amerika,
[* 71] zur Beleuchtung
[* 72] von Straßen, Plätzen und Theatern und bei Belagerungen angewandt.
In einer Entfernung von 90 m war dabei noch die feinste Schrift lesbar. Genügt eine etwas geringere Lichtintensität,
so benutzt man das Oxycalciumlicht, eine an gewöhnlichem Docht brennende Alkoholflamme, welche durch eingeblasenen Sauerstoff
gegen einen in nächster Nähe befindlichen Kalkcylinder geblasen wird.
Nur wenn das Schießpulver eingeschlossen und am Ausweichen verhindert ist, wird es durch Knallquecksilber zur Explosion gebracht.
Verdünnte Schwefelsäure
[* 77] zersetzt es ohne Explosion, und Feuchtigkeit schwächt die Explosivität sehr
stark. Mit 30 Proz. Wasser kann es auf Marmor mit einem hölzernen Stempel ohne Gefahr zerrieben werden. Man benutzt es hauptsächlich
zum
Füllen von Zündhütchen, die Anwendung als Schieß- und Sprengmaterial ist wegen der gefährlichen Handhabung zu bedenklich;
auch verbietet seine enorm zerstörende Wirkung die Verwendung in Feuerwaffen, weil die Zersetzung (in Stickstoff,
Kohlenoxyd und Quecksilberdampf) so plötzlich erfolgt, daß in der kurzen Zeit die Trägheit des Geschosses nicht überwunden
wird, sondern vielmehr selbst starke Rohrwände zersprengt werden.
Nur in den kleinsten Ladungen, welche mit der Kugel im Zündhütchen angebracht werden, ist die Anwendung in den sogen. Zimmerpistolen
möglich. Viel explosiver ist das Knallsilber (Brugnatellis oder HowardsKnallsilber), welches auf ähnliche
Weise, aber unter Anwendung der größten Vorsicht, dargestellt wird, farblose, glänzende Kristalle bildet, in Wasser leichter
löslich und höchst giftig ist. Auch die kleinste MengeKnallsilber explodiert selbst im feuchten Zustand frei liegend mit
durchdringendem Knall. Man benutzt es zu Knallbonbons, Knallerbsen, Knallfidibus etc.
2) JohannMichael, Architekt, geb. 1793 zu Stuttgart, ging frühzeitig nach Rom,
[* 80] veröffentlichte zusammen
mit dem Architekten Gutensohn das trefflich gezeichnete Werk »Die Basiliken des christlichen Roms« (50 Foliotafeln, Münch. 1843,
neue Ausg. 1864; Par. 1873), zu welchem Bunsen den Text schrieb. 1841 kehrte er nach Stuttgart zurück, nachdem er schon 1840 zum
Hofbaumeister ernannt worden war, und errichtete daselbst die Jubiläumssäule König Wilhelms (1846). Er schuf ferner die
in edlem, an Schinkelsche Architektur erinnerndem Stil entworfene königliche Adjutantur sowie eine Anzahl von Privathäusern.
Knapp starb 1856.
3) Albert, geistlicher Liederdichter, geb. zu Tübingen, war nach Vollendung seiner theologischen
Studien eine Zeitlang Prediger zu Kirchheim unter Teck und kam dann als Stadtpfarrer nach Stuttgart, wo er starb.
Knapp verbindet in seinen Liedern Geistesklarheit mit der wärmsten Empfindung. Wir erwähnen: »Christliche Gedichte« (Stuttg.
1829, 2 Bde.; 3. Aufl., Basel
[* 81] 1843; Bd. 3 u. 4 u. d. T.:
»Neuere Gedichte«, Stuttg.
1834);
eine Auswahl seiner Gedichte in 1 Bd. (das.
1854, 2. Aufl. 1868) und »GeistlicheLieder«, Auswahl (das. 1864, 2. Aufl. 1886).
Viele seiner Dichtungen enthält das von ihm
1833-53 herausgegebene Taschenbuch »Christoterpe«. Außerdem veröffentlichte
er: »Evangelischer Liederschatz für Kirche und Haus« (3. Aufl., Stuttg. 1865);
Nach seinem Tod erschienen
seine »Gesammelten prosaischen Schriften« (Stuttg. 1870
¶
mehr
1875, 2 Bde.).
Vgl. »Albert ein Lebensbild« (eigne Aufzeichnungen, fortgeführt von seinem Sohn Joseph Knapp, Stuttg. 1867);
Gerok,
Albert als schwäbischer Dichter (das. 1879).
4) FriedrichLudwig, Technolog, geb. zu Michelstadt, erlernte 1832-35 die Pharmazie, studierte in Gießen
[* 83] und Paris
[* 84] bis 1838, habilitierte sich dann in Gießen, erhielt 1841 die Professur der Technologie daselbst, ging 1853 als
Professor der staatswirtschaftlichen Fakultät und Betriebsbeamter der königlichen Porzellanmanufaktur nach München und folgte 1863 einem
Ruf als Professor der technischen Chemie am Carolinum in Braunschweig.
[* 85] Knapp hat mehrere bahnbrechende Untersuchungen auf dem Gebiet
der chemischen Technologie, namentlich sehr wichtige Arbeiten über die Lederbereitung, geliefert; seine
Hauptleistung aber war das vortreffliche »Lehrbuch der chemischen Technologie« (Braunschw. 1847, 2 Bde.; 3. Aufl.
1865-75),
(Schildknappe, Knecht), im Mittelalter ritterbürtige junge Leute, die bei einem Ritter das
Waffenhandwerk erlernten; da sie häufig den Schild
[* 92] (franz. écu) trugen, wurden sie auch Schildträger (écuyers) genannt.
Sie begannen ihre Lehrzeit meist schon mit dem 8. Lebensjahr und wurden mit dem 14. unter feierlichem Zeremoniell und Überreichung
eines geweihten Schwerts durch Priesterhand vor dem Altar zu Knappen ernannt. Der Knappe mußte nun seinem
Herrn bei Anlegung der Rüstung
[* 93] (s. d.) behilflich sein und ihn auf allen Kriegszügen und zu den
Turnieren begleiten, die Instandhaltung der Waffen,
[* 94] Pflege der Pferde
[* 95] überwachen, ihm die Waffen zum Kampf reichen und in jeder
Beziehung für ihn sorgen, ihm auch in Kampfesgefahr mit dem Schwert oder der StreitaxtHilfe leisten, doch
durfte er die Lanze nicht führen. Hatte er das 21. Lebensjahr erreicht und sich durch Mut und Treue ausgezeichnet, so empfing
er denRitterschlag. Der Name Knappe übertrug sich später auch auf Lehrlinge anderer Lebenskreise, so spricht
man von Mühlknappen, Bergknappen etc.
(Bergknappschaft), die Gesamtheit der in einem Bergwerk oder in einem Revier beschäftigten Bergleute. Sie
bildete früher eine privilegierte Korporation unter gewählten ältesten (Knappschaftsältesten) und Vorstehern, war befreit
vom Soldatendienst, von persönlichen Steuern, genoß einen gefreiten Gerichtsstand etc. Diese Vorrechte sind ebenso wie die
ihnen entsprechenden Beschränkungen der Knappschaft heute beseitigt; dagegen haben sich die überlieferten
Gebräuche der Knappschaft, die Abzeichen (Schlägel
[* 96] und Eisen),
[* 97] der Bergmannsgruß (Glück auf!), die eigentümliche Tracht bei festlichen
Aufzügen etc. noch erhalten.
Zur gegenseitigen Unterstützung, insbesondere gegen die Gefahren des Berufs, wurden bereits seit alter Zeit eigne Knappschaftskassen
(Bruderladen, so besonders in Österreich genannt, Gnadengroschenkassen) gebildet, deren bereits die Kuttenberger
Bergordnung von 1300 gedenkt. Ursprünglich war die Bildung derselben der freien Vereinigung der Beteiligten (Knappschaftsvereine)
überlassen. Die neuere Gesetzgebung (Preußen
[* 98] seit 1854) hat jedoch die Bildung solcher Kassen allgemein (in Sachsennur für
Erzbergbau) vorgeschrieben.
AlleArbeiter müssen beitreten. Neben ihnen sind auch die Werksbesitzer an den Kosten und der Verwaltung
beteiligt. Dieselben haben wenigstens die Hälfte der von den Arbeitern gezahlten Beiträge zuzuschießen. Die Verwaltung
erfolgt durch einen von den Werksbesitzern und Arbeitern je zur Hälfte gewählten Vorstand unter der Aufsicht der Bergbehörde.
Die Kasse soll die Mitglieder versichern auf den Fall der Krankheit (freie Kur, Krankenlohn), der Invalidität
(Invalidenpension) und des Todes (Beitrag zu den Begräbniskosten, Witwen- und Waisenpension).
Die Höhe der gewährten Pension wächst mit der Dauer der Mitgliedschaft, die der Unterstützungen und der Beiträge wird
durch Statut festgestellt. Die minderberechtigten (unständigen) Mitglieder haben auf Pension keinen Anspruch. 1852 bestanden
in Preußen 53 Vereine mit 56,462 Mitgliedern, 1885: 81 Vereine mit 334,553 Mitgliedern in 1974 Bergwerken, Hütten
[* 99] und Salinen
(180,902 ständige, meistberechtigte und 153,651 minderberechtigte). Die Einnahmen waren 17,11, die Ausgaben 17,48, das Vereinsvermögen
25,91 Mill. Mark bei 28,133 Invaliden, 30,755 Witwen und 56,471 Waisen. Die durchschnittliche Lebensdauer
im Ganzinvalidenstand war 14,06 Jahre. - In Österreich bestanden 1884: 354 »Bruderladen« mit 121,641 Mitgliedern, welche 1,550,692
Gulden einzahlten, wogegen von seiten der Werksbesitzer 553,405 Guld. beigetragen wurden.
Die Zahl der im Provisionsbezug stehenden ehemaligen Mitglieder, Witwen und Waisen belief sich auf 30,418 Personen, welche
an dauernden Unterstützungen 1,208,296 Guld., an Krankengeldern, Kosten für ärztliche Pflege und Medikamente,
an Begräbniskosten und zeitlichen Unterstützungen 818,720 Guld. erhielten. Das Bruderladenvermögen betrug 12,017,199 Guld.,
wovon auf die Salinen 459,441, auf andre ärarische Werke 1,218,944 und auf Privatunternehmern 10,328,814 Guld. entfielen.
Vgl. Salomon, Les caisses de secours et de prévoyance des ouvriers-mineurs en Europe (Par.
1878);
(spr. nährsböro), Stadt im westlichen Yorkshire (England), malerisch am Nidd gelegen, den hier Felsen
einengen, und von den großartigen Ruinen eines Schlosses aus der Zeit Eduards III.
¶
mehr
überragt, hat Fabrikation von Leinwand und (1881) 5000 Einw. Dabei eine versteinernde Quelle
[* 101] (Dropping Well) und unterhalb
die St. Robert'sCave, in welcher EugenAram seinen FreundClarke ermordete, und Ribston Hall,
[* 102] wo eine berühmte Apfelsorte zuerst
kultiviert wurde.
[* 100] eine Maschine,
[* 103] mittels deren man Garne, Bindfaden, Schnüre etc. auf mechanischem
Weg in die Form eines Knäuels wickeln kann. Die Knäuelwickelmaschine ahmt fast genau die Bewegung der ein Knäuel wickelnden Hand
[* 104] nach, ebenso
hat auch das entstehende Knäuel mit einem von der Hand hergestellten die größte Ähnlichkeit;
[* 105] nur wird zur Auflösung desselben
beim Verbrauch das innere Ende benutzt, welches zu diesem Zweck außerhalb des Knäuels zurückbehalten
wird.
Das Knäuel wird auf einem Stab
[* 106] von etwa 20 mmDicke gebildet und erhält daher im Innern ein cylindrisches Loch. Das Aufwickeln
erfolgt dadurch, daß der Faden
[* 107] eine Öse passiert, welche, an einer rotierenden Gabel befestigt, den erwähnten
Stab umkreist. Letzterer kann gegen die Ebene dieses Kreises beliebig schräg gestellt werden, wodurch das Knäuel länger oder
kürzer ausfällt, und er erhält eine langsame Drehung, damit sich die einzelnen Garnlagen nicht auf-, sondern nebeneinander
legen und überhaupt eine runde Form entstehen lassen.
Die Knäuelwickelmaschine von Stein (s. Figur) gestattet, Knäuel von jeder gebräuchlichen Größe und Form zu wickeln. An
einem gußeisernen Arm a ist ein Schwungrad c angebracht, welches auf einem Bolzen d vermittelst der Kurbel
[* 108] e drehbar ist. Eine
kleine, in a eingeschraubte Röhre f trägt den Flügel g, welcher von einer über das Schwungrad laufenden Schnur
in Umdrehung versetzt wird und dadurch das durch die Röhre f zugeführte Garn von der Öse o auf die Spindel l wickelt, welche
ihrerseits durch den Wirtel k und eine Schnur von dem Wirtel l gedreht wird. Seitlich an a sitzt ferner ein Bügel m, der um einen
Zapfen
[* 109] h drehbar ist und die Spindel l trägt. Soll nun ein Knäuel gewickelt werden, so dreht man die Kurbel
e, wodurch der Flügel g die Spindel umwickelt, während die langsame Drehung der Spindel l um die Achse und das langsame oder
schnellere Heben und Senken des Bügels m die Kreuzung des Fadens und die flache oder längliche Knäuelform
hervorbringen.
(althochd. Chnouf, Nebenform von Knopf), mittelalterliche Bezeichnung der
romanischen Säulenkapitäler, insbesondere der sogen. Würfelkapitäler (s. Figur), seltener der kapitälförmigen Tragsteine
unter abgesetzten romanischen Wandsäulen. Die Grundform des Knaufs bildet die Vermittelung des parallelepipedischen Gewölbanfanges
mit dem cylindrischen Säulenschaft u. besteht aus dem Vermittelungskörper
b nebst den beiden Trennungsgliedern a und c des letztern, bez. von dem Gewölbanfang
und dem Säulenschaft.
Der Vermittelungskörper b selbst entsteht aus der Durchdringung von Würfel und Halbkugel, wobei der erstere sich an die quadratische
Trennungsplatte a, die letztere nach Wegfall eines dem Schaftdurchmesser entsprechenden Kugelabschnittes
sich an den kreisförmigen Halsring c der Säule geometrisch genau anschließt. Hiernach sind dd die von den Seitenflächen
jenes Würfels herrührenden senkrechten, unten durch Kreisbogen begrenzten Teile der Oberfläche des Vermittelungskörpers,
während e den von der Halbkugel herrührenden, oben durch jene Kreisbogen, unten durch einen Kreis
[* 110] begrenzten Teil
derselben darstellt. Die Oberflächenteile a sind später häufig als etwas hervortretende Platten ausgebildet und diese sowie
die Oberflächenteile e mit mehr oder minder reichen geometrischen, vegetabilischen und animalischen Ornamenten ausgestattet
worden. Eine reichere Ausbildung des Knaufs s. Tafel »Baukunst
[* 111] IX«,
[* 112] Fig. 1.
Ludwig, Maler, geb. zu Wiesbaden,
[* 115] machte seine Studien 1845-52 in Düsseldorf
[* 116] unter Karl Sohn und Schadow,
folgte aber nicht ihrer Richtung, sondern widmete sich frühzeitig der Schilderung des Volkslebens, weshalb schon seine ersten
Bilder: der Bauerntanz (1850), die Spieler (1851, in der städtischen Galerie zu Düsseldorf, eine Wiederholung
im Museum zu Leipzig), der Bienenvater (1851), Alter schützt vor Thorheit nicht (1851), das Leichenbegängnis im Walde, dem ein
Verbrecher begegnet (1852), die Gräfin Helfenstein bittet um Schonung ihres Gatten (1852), der Taschendieb auf dem Jahrmarkt
(1852), großen Beifall fanden, wenngleich die Färbung nach der damaligen DüsseldorferManier dunkel
und schwerfällig ist. 1852 ging er nach Paris, wo er, nur unterbrochen durch einen einjährigen Aufenthalt in Italien (1857-58),
bis 1860 thätig war.
Hier schuf er die Hauptbilder seiner ersten Periode: die goldene Hochzeit (1858), die Taufe (1859), den Auszug zum Tanz. Ein kleines
Genrebild, die Promenade (1855), wurde für das Luxembourg-Museum angekauft. Nachdem er sich ein Jahr in
seiner Vaterstadt aufgehalten, siedelte er 1861 nach Berlin über, wo er bis 1866 blieb. Dieser Zeit gehören die Bilder: die
Wochenstube, der Taschenspieler, Durchlaucht auf Reisen, der Schusterjunge und der Leiermann an. Von 1866 bis 1874 lebte er in
Düsseldorf, und in diese Periode fallen diejenigen Bilder,
¶