Stadt liegt der über 10,000
Hektar große und wildreiche Reichswald) wird Kleve im
Sommer von vielen
Fremden besucht. - Die Stadt,
deren
Name (Cleve,
[* 2]
Clive, Kleef) auf die
Lage derselben am Bergvorsprung deutet, verdankt ihre Entstehung dem ersten von
KaiserHeinrich II. nach Kleve, d. h. nach der alten (römisch-fränkischen)Burg, versetzten
Erbgrafen Rudgar von
Flandern. 1242 erhielt es
Stadtrecht.
Später bildete Kleve das
Zentrum der kleveschen
Grafschaft.
Vgl. Velsen, Die Stadt Kleve (Kleve
1846);
Scholten, Die Stadt Kleve, Beiträge zur Geschichte derselben (das. 1879-81);
Sein Lieblingsgebiet ist der russische
Wald, dessen erhabene
Schwermut er besonders zur Winterszeit bei Sonnenuntergang mit
großer Anschaulichkeit zu schildern weiß. Er versteht aber auch den eigentümlichen
Charakter, welchen der russischeWald
im
Frühling und im
Herbst annimmt, mit schlichter Naturwahrheit festzuhalten. Auch in Strandlandschaften entfaltet er eine
hervorragende Begabung. Seine Hauptbilder, die sich in der Sammlung der
PetersburgerAkademie und im russischen und
Berliner
[* 6] Privatbesitz befinden, sind: esthländisches Fischerhaus, 20
GradRéaumur (in einer russischen Vorstadt), russischer Spätherbst,
Dämmerung amMeer (Ostseestrand), Meeresstille, esthländische
Wassermühle,
Insel Nargö bei
Reval,
[* 7] verlassener
Park im
SchloßMarienburg
[* 8] in
Livland,
[* 9] russischer
Wald im
Winter,
Stillleben im
Wald, welke
Blätter, Fischerdorf am Peipussee.
(Schusser,Märbel), kleine, aus gefärbtem
Thon gebrannte oder in besondern
Mühlen
[* 10] geschliffene
steinerne
Kugeln zum
Spielen der
Kinder, eignen sich auch sehr gut zum Verschließen von
Büretten,
Ventilen etc.
(spr. klitz-),Wenzeslaw, tschech. Dramendichter,
geb. zu
Chlumetz, ward
Professor am akademischen
Gymnasium der
AltstadtPrag
[* 11] und k. k.
Schulrat; starb Er
war neben Machatschek und Turinsky der erste, welcher eine würdige
Richtung im tschechischen
Drama einschlug. Die meisten
von KlicperasStücken sind
Originale und geschickt in der
Konzeption, in den
Situationen neu und effektvoll. Wir nennen davon
die
Trauerspiele: »Sobieslav und
Friedrich«, »Die
Familie Swojanow«, »Die
Zwillinge« und das
Lustspiel »Der
Zauberhut«. Klicpera schrieb auch
Novellen, die sich durch glückliche
Erfindung und treffliche Charakterschilderung auszeichneten.
Seine »Gesammelten
Schriften« erschienen 1864.
(lat. Clientela), ein röm.
Rechtsverhältnis, ähnlich der deutschen
Hörigkeit
(Klient, s. v. w. Höriger), ein uraltes
Institut italischer
Völkerschaften.
Auf
Rom
[* 20] ging es von
Latium über und bildete sich daselbst zu einem ganz eigentümlichen
Verhältnis aus. Der
Klient gehörte
zu der
Familie des
Patriziers, der sein Patronus war (jedoch ohne Mitglied derselben zu sein), und erhielt
von diesem ein
Grundstück zum Bebauen. Der
Patron mußte ihn vor
Gericht vertreten, sich seines
Vermögens und seiner
Geschäfte
annehmen, überhaupt ihm jeden
Schutz angedeihen lassen.
Der
Klient war dagegen seinem
Patron zu
Gehorsam verpflichtet, mußte ihn unterstützen, wenn es not that, und zog mit ihm in
den
Krieg, wie er auch an den Familienfesten des
Patrons teilnahm. Denn das
Verhältnis wurde durchaus als
ein heiliges Familienverhältnis aufgefaßt; der
Klient durfte daher weder gegen den
PatronZeugnis ablegen, noch wurde dasselbe
von diesem gegen jenen verlangt. Durch die Übersiedelung unterworfener
Gemeinden nach
Rom, durch
Freilassungen etc. wuchs die
Zahl der
Klienten sehr an, und allmählich gingen sie in der
Plebs auf. Gegen das Ende der
Republik wurde
das
Patronat sogar so weit ausgedehnt, daß ganze
Städte und
Völker sich einen römischen
Großen zum
Patron wählten; so waren
z. B. die Meteller die
Patrone von
Sizilien
[* 21] und die Scipionen die
Patrone von
Massilia. - In unsrer heutigen
Gerichtssprache nennt man die von einem
Anwalt Vertretenen die
Klienten desselben; auch wird der
Ausdruck wohl noch auf andre
Verhältnisse
übertragen, um die Beziehungen Schutzbefohlener zu ihrem mächtigen Vertreter zu bezeichnen.
[* 22] (griech.), ursprünglich jede
»Neigung«, aber
¶
mehr
auch speziell die Neigung einer Stelle der Erdoberfläche gegen die Rotationsachse der Erde, welche von ihrer geographischen
Breite
[* 24] abhängig ist. In dieser mathematisch-astronomischen Bedeutung wird das Wort Klima nach dem Vorgang der alten Geographen,
namentlich des Ptolemäos, auch in Bezug auf die größten Tageslängen einer Gegend der Erde gebraucht, indem
man Klimate (astronomische) die Zonen zwischen je zwei Parallelkreisen der Erde nennt, für welche vom Äquator nach den Polarkreisen
zu die Dauer des längsten Tags um eine halbe Stunde zunimmt.
Man unterscheidet hiernach auf jeder Halbkugel, vom Äquator bis zum Polarkreis fortschreitend, 24 Klimate, zu welchen zwischen
dem Polarkreis und dem Pol selbst noch sechs hinzutreten, für welche die Dauer des längsten Tags von einer
Zone (oder einem Klima) zur andern immer um einen Monat wächst. Am Pol selbst muß der längste Tag 6 Monate dauern. Während die
Klimate am Äquator mehrere Grade breit sind, sinken sie bei Annäherung an den Polarkreis auf die Breite
von einigen Minuten herab und erreichen dann erst wieder in der kalten Zone, wo die Dauer des längsten Tags von Klima zu um einen
Monat wächst, eine größere Breite. Die folgende Tabelle gibt für die nördliche Halbkugel die Daten für einige dieser Klimate
an:
Wegen der Strahlenbrechung
[* 25] oder Refraktion der Sonne
[* 26] ist in jedem dieser Klimate die Dauer des längsten Tags immer etwas größer
als die angegebenen Zahlen, welche aus den verschiedenen Stellungen der Sonne berechnet sind. Auch ist noch
die Bewegung der Erde in der Ekliptik von Einfluß auf die Tageslängen, also auch auf diese Klimate. Diese von den alten Geographen
eingeführte Einteilung der Erdoberfläche in Klimate bezweckte, die geographische Breite eines Ortes nach
der Dauer des längsten Tags an diesem Ort zu bestimmen. Jetzt ist diese Einteilung der Erdoberfläche in astronomische Klimate
nicht mehr gebräuchlich.
Jetzt wird das Wort Klima ausschließlich in meteorologischer u. physisch-geographischer Beziehung
gebraucht. Man übertrug den Namen Klima zunächst auf die Witterungsverhältnisse eines Ortes, weil man diese nur für eine
Funktion der Breite hielt. Dies würde aber nur dann der Fall sein, wenn die ganze Erdoberfläche mathematisch genau eine Sphäroidfläche
ohne Unebenheiten wäre und durchweg aus derselben Substanz bestände. Doch wie verschieden gestalten sich
nicht die Witterungsverhältnisse
unter derselben Breite je nach der Lage des Ortes auf einem Gebirge oder im Flachland sowie nach der Beschaffenheit
der Erdoberfläche, wenn dieselbe Meer oder Festland ist, oder wenn letzteres aus einer trocknen Sandwüste oder aus einem
von Flüssen durchzogenen Waldgebiet besteht.
Gegenwärtig versteht man unter Klima den Zustand des Wetters an einem bestimmten Ort oder in einer bestimmten Gegend oder, was
dasselbe sagt, die Größe und die Beschaffenheit der meteorologischen Elemente sowie deren periodische und nichtperiodische
Veränderungen. Die klimatischen Untersuchungen beziehen sich demnach auf die Temperatur, die Feuchtigkeit, den Luftdruck, den
ruhigen Luftzustand oder die Wirkung ungleichnamiger Winde,
[* 27] die Größe der elektrischen Spannung, die Reinheit der Atmosphäre
oder ihre Vermengung mit mehr oder minder schädlichen gasförmigen Ausdünstungen, endlich den Grad habitueller
Durchsichtigkeit und Heiterkeit des Himmels, der nicht bloß wichtig ist für die vermehrte Wärmestrahlung
[* 28] des Bodens und die
organische Entwickelung der Gewächse, sondern auch für die Gefühle und Seelenstimmung des Menschen.
Die Lehre
[* 29] von den Klimaten der verschiedenen Gegenden bildet den Teil der Meteorologie (s. d.), welchen
man Klimatologie nennt. Da die Temperaturverhältnisse den für uns fühlbarsten Einfluß auf das Klima eines Ortes ausüben,
so hat man die verschiedenen Zonen, in welche die Erdoberfläche nach den verschiedenen Konstellationen der Sonne durch die
beiden Wendekreise und die beiden Polarkreise geteilt wird, nach der Wärmemenge, welche die Orte einer
Zone der Erde durchschnittlich im Lauf eines Jahrs erhalten, die heiße, die wärmere und kältere gemäßigte und die kalte
Zone genannt und danach auch das Klima der Gegenden innerhalb jener Zonen bezeichnet.
Die durchschnittliche Wärme
[* 30] oder das Klima der heißen Zone ist 30-20° C., der wärmern gemäßigten Zone
20-12° C., der kältern gemäßigten Zone 12-4° C., der kalten Zone 4° C. bis -10° C. und darunter. Die mittlere Jahrestemperatur
ist aber keineswegs allein entscheidend für das Klima eines Ortes; vielmehr sind es die Verteilung der Wärme im Lauf eines Jahrs
und die geographische Lage eines Ortes sowie seine Erhebung über den Meeresspiegel, die Konfiguration der
Erdoberfläche und die dadurch bedingten Änderungen in der Witterung, welche das Klima desselben bestimmen.
Daher unterscheidet man die durch die Zonen bestimmten verschiedenen Formen des Klimas, das tropische, das temperierte oder
gemäßigte und das kalte noch anders voneinander als durch ihre jährliche Mitteltemperatur. Das tropische
Klima zeigt außer einer hohen Mitteltemperatur eine geringe jährliche, aber eine bedeutende tägliche Veränderung
derselben, eine große Menge Wasserdampf, regelmäßige Windverhältnisse und eine beträchtliche Regenmenge, welche zu bestimmten
Zeiten des Jahrs fällt, nämlich dann, wenn die Mittagshöhe der Sonne am größten ist.
Die Jahreszeiten
[* 31] des tropischen Klimas sind daher: die Regenzeit, die mit dem höchsten Sonnenstand eintritt,
und die trockne Jahreszeit, welche mit dem niedrigsten Sonnenstand zusammenfällt. Je nachdem der Ort weiter vom Äquator entfernt
ist oder näher an ihm liegt, wechseln diese beiden Zeiten ein oder zweimal im Jahr. Das tropische Klima umfaßt
die Region der Passate und der Monsune und wird in der Mitte geteilt durch den Gürtel
[* 32] der äquatorialen Windstillen oder Kalmen
(s. d.). Das gemäßigte Klima zeigt eine Mitteltemperatur von 20-4°
C. Je weiter man sich vom Äquator entfernt, desto größer wird durchschnittlich die jährliche Veränderung der Temperatur,
desto geringer die Menge des
¶
mehr
Wasserdampfes, desto unregelmäßiger die Windverhältnisse und desto schwächer und ungleichmäßiger verteilt die Menge
des atmosphärischen Niederschlags. Das kalte Klima umfaßt die Gebiete der beiden kalten Zonen; ihre Mitteltemperatur ist 4°
C. und darunter. Gerade in diesem Klima ist die Temperatur das meteorologische Element, welches den entscheidenden Einfluß auf
die klimatologischen Zustände ausübt. Die Temperaturbeobachtungen in den Polargegenden sind zwar vorläufig
noch lückenhaft, doch hat es sich bereits herausgestellt, daß auf der nördlichen Halbkugel die niedrigste mittlere Jahrstemperatur
nicht auf den geographischen Nordpol fällt, der geographische Nordpol und der Kältepol also verschiedene Punkte sind.
Obgleich in den letzten Dezennien während der Überwinterungen in arktischen Gegenden mehrfache Temperaturbeobachtungen
ausgeführt sind, so fehlt doch noch viel, bis wir über die Witterungsverhältnisse der kalten Zone aufgeklärt sein werden.
Als charakteristisches Kennzeichen des Polarklimas kann man ansehen, daß während der strengen Kälte des Winters (als niedrigste
Temperatur hat man in Floeberg Beach, Grantland, 82° 27' nördl. Br., im Winter 1875/76 -58,8° C. beobachtet)
der Himmel
[* 34] klarer ist als im Sommer, wo bei etwas milderer LuftNebel mit Regen und Schnee
[* 35] zu wechseln pflegt.
Die Perioden eines heitern Himmels dauern dann, wenn südliche oder westliche Winde über das vom Eis
[* 36] freie Meer wehen, meistens
nur wenige Tage oder selbst auch nur Stunden. Außer den durch die Zonen bedingten Klimaten unterscheidet
man nun noch das ozeanische oder See-, Insel- oder Küstenklima im Gegensatz zum kontinentalen oder Binnenlandklima, das Gebirgsklima
im Gegensatz zum Tieflandsklima und das Klima von Hochebenen. Das ozeanische oder Seeklima zeichnet sich aus durch relativ
hohe Wintertemperatur und relativ niedrige Sommertemperatur, geringe jährliche und tägliche Veränderung der Temperatur,
große Feuchtigkeit, starke Winde, zumal im Winter, viel Niederschlag und dichte Bewölkung; das kontinentale oder Binnenlandsklima
durch warmen Sommer und kalten Winter, trockne Luft, schwache und unregelmäßige Winde, klaren Himmel und wenig Niederschlag.
Das feste Land, welches die Wärmestrahlen leichter absorbiert und ausstrahlt als das Meer, wird sich
schneller erwärmen und leichter wieder erkalten als dieses, welches wegen der größern spezifischen Wärme des Wassers nicht
so schnell erwärmt wird, aber die einmal erlangte Wärme auch nicht so rasch wieder abgibt. Die Temperatur der Meeresoberfläche
ist deshalb gleichförmiger und die Größe ihrer Schwankungen, sowohl der jährlichen als auch der täglichen,
geringer als in der Mitte der großen Kontinente.
Außerdem wird die Ausgleichung der Temperaturextreme in der Nähe der Küsten auch noch dadurch bewirkt, daß der Himmel hier
meistens bedeckt ist und dadurch sowohl der wärmende Einfluß der Sonnenstrahlen im Sommer als auch die
Erkaltung der Erdoberfläche durch Wärmestrahlung im Winter verhindert wird. Inseln, Küsten und Halbinseln teilen das weniger
veränderliche Seeklima, während die Unterschiede zwischen Sommer- und Wintertemperatur desto größer werden, je weiter
man sich von den Küsten entfernt. Einige besonders charakteristische Beispiele von See- und Kontinentalklima sind
in der folgenden Tafel zusammengestellt, in welcher außer der mittlern Jahrestemperatur auch die Mitteltemperatur für den
kältesten und wärmsten Monat und deren Differenz angegeben ist:
Europa
[* 37]
ist unter allen Ländern gleicher geographischer Breite in Bezug auf seine Wärmeverhältnisse ganz besonders günstig
gelegen, indem es bei verhältnismäßig warmem Sommer und gelindem Winter im Sommer dem Kontinentalklima
und im Winter dem Seeklima zugehört und darin das Gegenteil von Nordamerika
[* 38] bildet, welches mit seinem verhältnismäßig
kühlen Sommer zum Seeklima und mit seinem strengen Winter zum Kontinentalklima gehört. Daß die Einflüsse des Land- und
Seeklimas auf das Gedeihen der Kulturpflanzen von der größten Bedeutung sind, ist klar. An vielen OrtenSibiriens wird z. B. bei einer mittlern Jahrestemperatur von -10,3°
C. während des kurzen und heißen SommersGetreide
[* 39] auf einem Boden gebaut, welcher in einer Tiefe von 1 m stets gefroren bleibt,
während auf Island
[* 40] bei einer viel höhern mittlern Jahrestemperatur und einem viel mildern Winter der Bau vonGetreide
nicht mehr möglich ist, weil die dort herrschende niedrige Sommertemperatur dasselbe nicht mehr zur Reife gelangen läßt.
Das Klima von Gebirgen ist dadurch charakterisiert, daß die Temperatur mit wachsender Erhebung über die Meeresfläche abnimmt,
und daß große Gebirgsmassen die Luft durch die auf ihnen angesammelten Eis- und Schneemassen abkühlen.
Auch haben die Gebirge einen wesentlichen Einfluß auf die atmosphärischen Niederschläge, die in unsern Gegenden vorzugsweise
auf der südwestlichen Seite erfolgen und bei isoliert liegenden Gebirgen, wie z. B. beim Harz, wesentlich verschiedene Feuchtigkeitsverhältnisse
auf der südwestlichen und der nordöstlichen Seite zur Folge haben.
die Feuchtigkeit der Atmosphäre und bewirken ein Zurückhalten der Bodenfeuchtigkeit, während vegetationslose Gegenden entgegengesetzte
Verhältnisse hervorrufen. Auch das Wohlbefinden der Menschen ist in hohem Grad von der Gleichmäßigkeit des Klimas abhängig,
wobei noch die Verteilung der Wärme innerhalb 24 Stunden in Betracht kommt. Gesellen sich zur gleichmäßigen Verteilung der
Wärme noch Reinheit der Luft und Beständigkeit im Feuchtigkeitsgehalt derselben, so kann ein Ort mit solchem
Klima den wohltuendsten Einfluß auf den Menschen ausüben, und wie in solchen Gegenden manche Krankheiten niemals aufzutreten
pflegen, so können Menschen, die mit denselben behaftet sind, durch einen längern oder kürzern Aufenthalt an einem sogen.
»klimatischen Kurort« (s. d.) geheilt werden.
In Bezug auf das Klima eines Ortes ist hier noch die Frage zu erledigen, ob sich dasselbe im Lauf der geschichtlichen Zeit ändern
kann. Die Temperatur der Erde ist, soweit die Beobachtungen reichen, dieselbe geblieben. Aus der Thatsache, daß in Palästina
[* 44] heute noch Weinstock und Dattelpalme nebeneinander kultiviert werden wie zur Zeit Moses', schließt Arago,
daß sich das Klima jenes Landes nicht wesentlich geändert haben kann, weil die geographische Südgrenze für den Weinstock mit
der Nordgrenze für die Dattelpalme zusammenfällt.
Bei den klimatischen Veränderungen eines Landes hat außer der Wärme auch die atmosphärische Feuchtigkeit einen
wesentlichen Einfluß, und für Europa deuten verschiedene Thatsachen darauf hin, daß die Feuchtigkeit in historischen Zeiten
abgenommen hat. Das Aussterben gewisser Pflanzen in nördlichen Gegenden sowie das Zunehmen des Eises an der Ostküste Grönlands
stehen zwar unzweifelhaft fest, doch kann man daraus ebensowenig wie aus den vielfach beobachteten Veränderungen in der
Lage des untern Randes einiger Alpengletscher auf eine säkulare Veränderung im K. schließen, da derartige Erscheinungen
vorübergehend und durch andre Verhältnisse als durch klimatische Änderung veranlaßt sein können. Ob eine säkulare Veränderung
im K. eines Landes stattgefunden hat oder nicht, wird sich erst nachweisen lassen, wenn Beobachtungen über eine
längere Zeit vorliegen als bisher.
Jahre (Stufenjahre, kritisches Alter), diejenigen Lebensjahre, in welchen der menschliche
Organismus scharf ausgeprägten, gewissermaßen stoßweise auftretenden Veränderungen unterworfen sein soll. Solche
stoßweise Veränderungen kommen jedoch genau genommen nicht vor, alle Umwandlungen und Entwickelungsvorgänge am Organismus
geschehen vielmehr allmählich. Gegenwärtig pflegt man als klimakterische Jahre diejenigen zu bezeichnen, in welchen
beim Weib die geschlechtlichen Funktionen erlöschen, wo die Frau zur Matrone wird, also etwa das 44.-48.
Lebensjahr. In diesem Lebensabschnitt gehen allerdings augenfällige Veränderungen mit dem weiblichen Körper vor sich. Auch
ist das Erlöschen der Geschlechtsfunktionen sehr oft mit allerhand Beschwerden und selbst krankhaften Störungen, namentlich
im Bereich der Sexualorgane, verknüpft.
Zeit (Tempus climactericum), früher jede astrologisch gefahrdrohende Zeit, d. h.
eine Zeit, in der die
Konstellation zweier Gestirne für den Einzelnen oder für das Allgemeine Gefahr andeuten soll, so z. B.,
wenn Mars
[* 46] und Merkur
[* 47] divergieren: Krieg und Hungersnot, etc.
Daß klimatische Kurorte nicht in der Nähe großer gewerblicher Betriebe, welche die Luft verunreinigen, liegen können, ist selbstverständlich.
In Bezug auf die Benutzung von Heilzwecken unterscheidet man das See- und Küstenklima von den Klimaten des Binnenlandes,
die sich wieder wesentlich modifizieren, je nachdem es sich um höher oder niedriger gelegene Ebenen, um Thäler, Berge, um
höhere Gebirge oder um das eigentliche Hochgebirge handelt. Die höhern Gebirge unterscheiden sich wieder wesentlich, je nachdem
sie unter dem Einfluß von Hochgebirgen stehen oder nicht. Dabei bleibt immer die Hauptfrage, ob der
Gang
[* 50] der Meteorationserscheinungen ein gleichmäßiger ist oder nicht. Besondere Beachtung verdienen die Winterstationen,
in welchen sich der Winter verhältnismäßig günstig zu gestalten pflegt. Man unterscheidet folgende Gruppen:
3) MittlereHöhen unter alpinem Einfluß (500-900 m); sie unterscheiden sich von den vorigen nur graduell,
sind im allgemeinen trockner und von schrofferm Temperaturwechsel, so daß sie stärker
¶
4) eigentlichen Hochgebirge (900 m Höhe und darüber) mit seiner hohen Evaporationskraft der Luft, seiner
dünnen, leicht durchsichtigen, meist trocknen Atmosphäre, welche schroffen Temperaturwechseln ausgesetzt ist und deshalb
noch intensiver anregend auf alle vegetativen Körperfunktionen, Atmung, Verdauung, Blutzirkulation, einwirkt. Natürlich verlangt
die Anwendung dieser Höhenkurorte kräftige, widerstandsfähige Konstitution. Sie wirkt günstig bei manchen Formen von Bleichsucht
mit nervösen Störungen, von Verdauungsträgheit infolge von übertriebener Ernährung, bei nervösem
und bronchialem Asthma, Skrofulose, chronischen Lungenentzündungen und beginnender Schwindsucht, jedoch, wie eingangs hervorgehoben
worden, nur mit individueller Auswahl, da sich ja der Ruf der Höhenkurorte gegenüber der Schwindsucht nur in sehr beschränktem
Maß bewährt hat.
Als Winteraufenthalt ist besonders Davos im Oberengadin (1556 m) bekannt, dessen klare, sonnige, im Winter
mehr gleichmäßige Luft einen Aufenthalt von ca. 6½ Stunden im Freien gestattet und manchen Kranken zuträglich ist; jedoch
darf man bereits elende und schwerleidende Schwindsüchtige diesem Klima nicht aussetzen. Hier sind zu nennen: St. Beatenberg
im Berner Oberland (1150 m), Bergün (1389 m) am Albulapaß, Churwalden (1212 m), welches sich als Übergangsstation
vor und nach dem Aufenthalt in noch höher gelegenen Orten besonders empfiehlt, Engelberg in Unterwalden (1019 m) in sehr geschützter
Lage, Fettan (1647 m), St. Moritz, Samaden, Pontresina, SilsMaria (sämtlich ca. 1800 m hoch) im Engadin, Tarasp (1270 m)
ebenda.
5) Das Seeklima ist ausgezeichnet durch hohen Luftdruck bei reichlicher Feuchtigkeit, größere Gleichmäßigkeit der Temperatur
als im Binnenland, stärkende, kräftige Winde, hohen Ozongehalt. Die klimatischen Kurorte an den Seeküsten wirken kräftig
auf die Atmung und Wärmebildung, anregend auf die Herzthätigkeit und sehr erregend auf das Nervensystem; es ist also
hier, wie bei den Höhenkurorten, eine widerstandsfähige Konstitution notwendig, da schwächliche und reizbare Personen vom
Seeklima überwältigt werden.
Alle diese Winterkurorte sind für schwache Rekonvaleszenten, für Lungenkranke und leicht erregbare nervöse Patienten geeignet,
sofern diesen die Möglichkeit geboten wird, während des ganzen Winters fast täglich die freie Luft zu
genießen und im allgemeinen unter klimatischen Einflüssen zu leben, die nicht hohe oder doch nicht allzu hohe Anforderungen
an die vitalen Kräfte des Organismus stellen. Speziell für Lungenkranke hat man an mehreren klimatisch begünstigten Orten
Einrichtungen getroffen, welche die Ausnutzung des Winters zu erfolgreicher ärztlicher Behandlung gestatten,
so namentlich in Falkenstein im Taunus, zu Görbersdorf in Schlesien und zu Reiboldsgrün in Sachsen.
[* 82] Wintergärten, nach Süden
offene Wandelbahnen, drehbare Pavillons und vor allem der nahe Wald gestatten dem Patienten ausgiebigen Genuß der freien Luft.
Görbersdorf und Falkenstein verzeichneten nur fünf Wintertage pro Jahr, an welchen die Kranken das Haus
nicht verlassen dürfen. Auch die schlesischen Bäder, besonders Reinerz, sind der Ausführung ähnlicher Einrichtungen näher
getreten.
In den klimatischen Kurorten sind in neuester Zeit mehrfach Einrichtungen getroffen worden, welche dieselben nach ÖrtelsMethode
als Terrainkurorte bei Kreislaufstörungen benutzbar machen (vgl. Fettsucht). Neben einer eigentümlichen
Diät haben die Patienten vom Arzt genau vorgeschriebene kürzere oder längere Spaziergänge auf mehr oder weniger steigendem
Terrain auszuführen. Es sind daher die Wege genau reguliert und nach Wegstunden eingeteilt, so daß z. B. alle zehn Minuten
eine Marke am Weg angebracht ist.
Bedingung für einen Terrainkurort ist die Lage in einem nicht zu breiten Gebirgsthal, welches, von Anhöhen
und Bergen
[* 83] umgeben, die Kranken vor Wind und schroffen Temperaturwechseln schützt. Die Wege sind mit Ruhebänken versehen,
auch ist für Schutz gegen plötzlich hereinbrechendes Unwetter gesorgt. Örtel unterscheidet ebene Wege, Wege von geringer
und solche von starker Steigung und steile Bergpfade, von denen jede Abteilung wieder besondere Bedingungenin sich schließt und nur Nutzen gewährt, wenn alle Vorschriften betreffs der Ruhepausen etc.
innegehalten werden. Von den bis jetzt eingerichteten Terrainkurorten empfehlen sich im Vorfrühling: Meran-Mais, Bozen-Gries,
Arco, Abbazia;
Helfft-Thilenius, Handbuch
der Balneotherapie (9. Aufl., Berl. 1882);
Braun und Fromm, Systematisches Lehrbuch der Balneotherapie (5. Aufl., Braunschw.
1886; daraus die oben erwähnte Schrift von Fromm besonders abgedruckt);
im weitern Sinn Bezeichnung für Leute aus Vorderindien überhaupt.
Der Name geht wohl
auf das altindische Reich Kalinga des Plinius zurück, das im Süden der Gangesmündung (in der Gegend des heutigen Orissa?)
lag und in lebhafter Handelsverbindung mit den östlichen Inseln stand.
Mit seiner Gattin, einer gewandten Schauspielerin, unternahm er auch mehrere Kunstreisen in Deutschland, deren Erlebnisse er in
dem Werke »Kunst und Natur« (Braunschw. 1819, 2 Bde.)
schilderte. 1830 zum Generaldirektor des Hoftheaters ernannt, starb er in Braunschweig. Als
dramatischer Dichter bekundete ein entschiedenes theatralisches Geschick für die Wahl der Stoffe und die Anordnung der Szene;
Originalität und Phantasie gehen seinen Stücken ab, seine Sprache ist übertrieben derb.
der sich als ein Zerrbild der Goetheschen
Dichtung darstellt. Klingemanns Dramen erschienen gesammelt unter dem Titel: »Theater« (Stuttg. u. Tübing. 1809-1820, 3 Bde.)
und »Dramatische Werke« (Braunschw. 1817-18, 2 Bde.).
Äußerlich und flach wie seine Schauspiele waren auch seine einst beliebten Romane.
(Clingen), Stadt im FürstentumSchwarzburg-Sondershausen, Unterherrschaft, an der Helbe, hat Tuffsteingruben
u. Ornamentenfabriken, 4 Mahl- und 2 Ölmühlen, bedeutenden Zuckerrübensamenbau, eine Käsefabrik und (1885) 1121 evang.
Einwohner.
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Obernburg, am Main und an der
LinieAschaffenburg-Amorbach der Bayrischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, ein Schloß, eine Burgruine mit schöner Aussicht,
wichtige Thongruben, Obst- und guten Weinbau (der rote Klingenberger war sonst hoch geschätzt) und (1885) 1013 meist
kath. Einwohner.
FriedrichMaximilian von, deutscher Dichter der Sturm- und Drangperiode, geboren im Februar 1752 (nicht 1753)
zu Frankfurt
[* 100] a. M., Sohn eines Stadtartilleristen, verlor früh seinen Vater, der die Seinigen in den dürftigsten
Umständen zurückließ, half sich durch eignen Fleiß und Energie weiter und ging um 1772 nach Gießen,
[* 101] um. Jurisprudenz zu
studieren. Viel eifriger als mit dieser beschäftigte er sich indes mit schöner Litteratur und gewann damals die FreundschaftGoethes, den er mit den beiden Stolberg
[* 102] 1775 auf der Reise nach Zürich
begleitete und später auch in Weimar
[* 103] besuchte.