Bingerbrück-Neunkirchen der Preußischen Staatsbahn, 187 m ü. M., hat eine
Simultankirche, ein neues
Rathaus, bedeutende Feinlederfabrikation (jährlicher
Umsatz etwa 12 Mill. Mk.), Bierbrauerei,
[* 2]
Tuch-
und Strickgarnfabriken und (1885) 4852 meist evang. Einwohner.
berühmter goldhaltiger
Berg bei
Verespatak (s. d.) im ungarischen
KomitatUnter-Weißenburg
(Siebenbürgen). Der
über 200 m hohe Abhang des kahlen, zackigen Bergrückens ist fast ganz von Berghalden bedeckt, wird
seit
Jahrhunderten durch primitive
Bergbaue maulwurfartig durchwühlt und wurde auch schon von den
Römern ausgebeutet. Die
vielen kraterförmigen Aushöhlungen von 30 m Tiefe sehen mit ihren zackigen Felsrändern alten Burgruinen ähnlich und werden
vom
Volk Csetate mare und Csetate mike (große und kleine
Burg) genannt. Es sind dies die alten römischen
Grubenbaue, welche zahlreiche
Altertümer enthalten, darunter auch die kulturgeschichtlich hochinteressanten Wachstäfelchen
(Cerat-Tafeln), worin
Verträge, Rechnungen etc. eingeritzt sind (s.
Inschriften, S. 973).
Fruchtäther vom
Geruch der Kirschen, besteht aus 1 Teil
Chloroform, 3 Teilen Essigsäureäthyläther, 3 Teilen
Benzoesäureäthyläther und 150 Teilen
Weingeist.
(CerasusTourn.), Untergattung der
GattungPrunus
(Familie der
Rosaceen),
Bäume oder
Sträucher
mit ganzen, elliptischen, gesägten Blättern, kurz vor oder mit diesen sich entwickelnden, in zwei- oder mehrblütigen
Dolden
von Laubblättern gestützt oder ohne solche stehenden, langgestielten
Blüten, rundlichen, nicht bereiften
Früchten ohne
Längsfurche und glatten, rundlichen
Steinen. Der Süßkirschenbaum
(Holz-,
Wald-,
Bauern-, Haferkirsche,
Zwiesel,
PrunusaviumL., C. nigra Mill.) ist ein ziemlich hoher
Baum mit gedrängt stehenden, steifen, aufrechten
Ästen, ziemlich
lang gestielten, schlaffen, länglich-spitzen, gesägten, hell- und mattgrünen, auf der Unterfläche behaarten
Blattern,
meist zwei
Drüsen am Blattstiel, stets aus zweijährigem
Holz
[* 17] kommenden
Blüten, süßer
Frucht und rundem
Stein ohne scharfe
Kante.
Dieser in unsern Wäldern vorkommende, im
Gebirge bis in die obere Fichtenregion vordringende, vielleicht
in
Europa
[* 18] heimische oder in vorgeschichtlicher Zeit aus
Vorderasien eingeführte
Baum erreicht einen Stammdurchmesser von 1-1,25
m, trägt kleine, rote oder schwarze, süße
Früchte und wird in vielen
Varietäten, auch mit bunten Blättern und gefüllten
Blüten, in
Europa überall bis
Norwegen,
[* 19] im südlichen
Sibirien, in
Nordamerika
[* 20] und
Australien,
[* 21] selbst in
Japan
[* 22] kultiviert.
Hierher gehören die Herzkirsche (Maikirsche, C. julianaDec.), mit herzförmiger, roter, gelblicher oder schwarzer, weichfleischiger
Frucht, und die hartfleischige Knorpelkirsche (C. duracinaDec.)
Ehrhardt nennt die
Varietäten mit dunkelm
FleischPrunus nigricans,
die mit hellem P. varia (P. rubicundaBechst.). Der Forstmann sieht den Vogelkirschbaum in den Mittelwaldbeständen
gern, thut aber in der
Regel nichts für seine
Vermehrung, da sich der
Baum durch Vermittelung der
Vögel
[* 23] sehr leicht selbst
ansäet.
Die aus
Samen
[* 24] erzogenen Stämmchen dienen zur Unterlage von Edelreisern. Zur Erzielung kräftiger
Wildlinge säet man die
vollkommen reifen
Früchte mit dem
Fleisch und bedeckt sie nur sehr wenig. Die
Baumweichsel (Sauerkirschbaum, P.CerasusL., C.
vulgaris Mill., C. acidaGärtn.), ein
Baum von geringen
Dimensionen und minderer Dauer als der vorige, mit mehr zerstreut stehenden,
steifen, aufrechten
Ästen, steif abstehenden, länglich-spitzen oder elliptischen, dunkeln, glänzenden, fast
doppelt gesägten, unbehaarten Blättern, nur ausnahmsweise mit
Drüsen am Blattstiel, kürzer gestielten, oft auf einem gemeinschaftlichen
Stiel mit kleinen Blättern stehenden
Blüten, sauren
Früchten und runden
Steinen ohne scharfe
Kanten, stammt aus
Vorderasien,
wächst so gut wie wild in der
Krim,
[* 25] in
Bithynien und
¶
mehr
Makedonien, verwildert in Litauen, Polen, Schottland, wird in vielen Varietäten und in derselben Verbreitung wie die vorige
kultiviert. Hierher gehört die Glaskirsche (C. acidaEhrh.), mit farblosem Fruchtsaft, und die Morelle(C. austeraEhrh.),
mit rotem Fruchtsaft. Die Strauchweichsel(P. acidaDum., C. collina Lej. et Court.)
ist in allen Teilen kleiner als die vorige und nur künstlich zu einem Baum heranziehbar, mit schwachen,
meist übergebogenen Ästen, steif abstehenden, breit-elliptischen oder länglichen, stets spitzen, dunkelgrünen, kahlen
Blättern, meist kleinen Drüsen am Blattstiel, sauren Früchten und runden Steinen ohne scharfe Kanten.
Das Vaterland dieser Art ist unbekannt, nach einigen soll sie aus Südspanien eingeführt sein; in der
Rhön und im Saalthal kommt sie verwildert vor; sie zeichnet sich besonders durch die Neigung zur Bildung von Wurzelbrut und
Ausläufern aus. Man unterscheidet Weichseln mit hellem, wässerigem Saft als Amarellen und solche mit gefärbtem als echte
Weichseln und Natten. Botanisch lassen sich ebenfalls zwei Abarten unterscheiden, von denen die eine (Ostheimer
Kirsche, fränkische Wucherkirsche) stets niedrig und buschig bleibt und kleine Früchte trägt, während die andre leicht
zu einem Stamm herangezogen werden kann. Zu letzterer gehört C. MarascaHost., aus deren Früchten der Maraskino bereitet wird.
Bei P. semperflorensEhrh. (Allerheiligenkirsche, immerblühender Kirschbaum, C.serotinaRth.) entwickeln sich
die Blütenknospen zu Zweigen, die Blüten stehen einzeln oder gepaart in Blattwinkeln und erscheinen bei allmählicher Entwickelung
des Zweigs bis in den Herbst. Der Zwergkirschbaum (P. fruticosaPall., C. Chamaecerasus Lois.),
ein niedriger, bisweilen aus dem Boden sich ausbreitenderStrauch, der vorigen sehr ähnlich, mit kurzgestielten, länglichen
oder breit-elliptischen, gekerbten, unbehaarten Blättern, kleinen Blüten, säuerlichen Früchten und spitzem, aus beiden
Seiten mit Kanten versehenem Stein, stammt wohl aus Ungarn,
[* 27] Südrußland und Sibirien und wird als Zierpflanze in mehreren Formen
gezogen.
Die Felsenkirsche (Mahalebkirsche, St. Lucienkirsche, Steinweichsel, Weichselkirsche, P. MahalebL.,P.odorataLam.), strauch-
oder baumartig, mit eirunden oder rundlich-spitzen, unbehaarten, gekerbt-gesägten Blättern, oft mit
zwei Drüsen am Blattstiel, kleinen, wohlriechenden Blüten in kurzgestielten Doldentrauben, kleinen, blauschwarzen, bitterlichen
Früchten mit rundem Stein, stammt aus Südosteuropa und dem Orient. Mahaleb ist die ursprüngliche arabische Benennung des
Gewächses, welches im 16. Jahrh. nach Westeuropa kam, namentlich in Frankreich schnelle Verbreitung fand
und wegen des (wahrscheinlich durch einen Gehalt an Kumarin hervorgebrachten) Wohlgeruchs seines Holzes und namentlich seiner
Rinde zu allerlei Spezereien gebraucht wurde.
In denVogesen, besonders in der Nähe des Klosters der heil. Lucie bei Michel, verarbeitet man das Holz namentlich zu Pfeifenrohren,
Schnupftabaksdosen etc. Die Felsenkirsche hat ein großes Ausschlagsvermögen,
besonders am Stock, und liefert schöne gerade Stockloden. Von großer Wichtigkeit ist ihre Kultur zu Pfeifenrohren, welche
in großem Maßstab
[* 28] in Baden bei Wien betrieben wird. Hauptzweck derselben ist die Erziehung gerader Stämmchen, an welchen man
die Bildung von Zweigen möglichst zu verhindern sucht, um Rohre ohne Schnittstellen zu erhalten. Man gewinnt
jährlich 400,000 Stämme, welche zur Erhöhung desGlanzes und behufs größerer Dauer der Farbe eigentümlich präpariert werden
und dann 2 Mill. Rohre geben.
Nach dem von Lucas erweiterten Truchseßschen System teilt man die Kirschen in 12 Klassen: A. Süßkirschen.
10) Amarellen: Früchte mit nicht färbendem Saft und heller Haut. D. Hybride Kirschen.
11) Halbkirschen oder hybride Süßkirschen: Wuchs süßkirschenartig, Frucht weichselartig.
12) Halbweichseln oder hybride Sauerkirschen: Wuchs sauerkirschenartig, Frucht süßkirschenartig. Jede Klasse wird in drei
Ordnungen geteilt, je nachdem der Stein rundlich, eiförmig oder länglich-oval ist. Innerhalb der Ordnungen
werden die Sorten nach der Reifezeit angeordnet.
Zum Anbau empfehlen sich (die Zahl bei jeder Sorte bezeichnet die Woche der Reife in der Kirschenzeit): Schwarze Herzkirschen:
Koburger Maiherzkirsche 1, Werdersche frühe 1, Fromms 1, Spitzens 1, Krügers 1, Ochsenherzkirsche 2, Schöne von
Marienhöhe 2. Schwarze Knorpelkirschen: Hedelfinger Riesenkirsche 2, Thränenmuskateller 2, schwarze spanische 2, Tilgners
schwarze 3, Badacsoner Riesenkirsche 3, große schwarze 3. Bunte Herzkirschen: Werdersche bunte 1, Bordans 1, Downton 1, Winklers
weiße 2, Elton 2, Lucienkirsche 2. Bunte Knorpelkirschen: weiße spanische 1, Büttners rote 2, Büttners späte rote 3, Gubener
Bernsteinkirsche 3, große Prinzessinkirsche, schöne Agathe 3. Gelbe Knorpelkirschen: Groths Wachskirsche 1, Dönissens 2. Süßweichseln:
rote Maikirsche 1, frühe Lemercier 1, Velserkirsche 2. Glaskirschen: SchönevonChoisy 1, spanische 1, großer Gobet 1, große
Glaskirsche 1. Weichseln: Von der Natte 1, Ostheimer 1, Frauendorfer 1, frühe Morelle 1, frühe Süßweichsel
3, Jerusalemskirsche 3, große lange Lotkirsche 3, Brüsseler braune 3. Amarellen: königliche 1, Herzogin von Angoulême 1. Halbweichseln:
Königin Hortensie 3, Chatenays Schöne 3. - Zusammensetzung der Kirschen:
Die Kirschen finden hauptsächlich Verwendung als Obst, frisch, eingemacht und getrocknet (entkernte,
¶
mehr
getrocknete Kirschen heißen Kirschrosinen); ferner verarbeitet man sie auf Kirschsaft, Kirschwein, Kirschbranntwein (Kirschwasser
und Maraskino); aus den Samen kann man ein fettes Öl pressen, und da sie Amygdalin enthalten, geben sie, zerstoßen, mit Wasser
angerührt und destilliert, ein Bittermandelöl- und blausäurehaltiges Destillat, welches wie Bittermandelwasser zu benutzen
ist. Das Holz des Vogelkirschbaums ist gelb oder gelbrot, gestreift, geflammt, mit zahlreichen Markstrahlen
und deutlichen Jahresringen, grob, aber glänzend, ziemlich hart, schwer spaltbar, läßt sich leicht bearbeiten und durch
Beizen dem Mahagoniholz ähnlich machen; es wird von Tischlern, Drechslern und Instrumentmachern sehr gesucht, liefert dauerhafte
Wein- und Essigfässer und wird auch verkohlt.
Das rötliche, wohlriechende Holz derMahalebkirsche ist sehr hart, nimmt schöne Politur an, springt wenig, widersteht der
Fäulnis und wird zu feinen Tischler- und Drechslerarbeiten, namentlich auch zu Messerheften, verwendet. Die jungen dünnen
Stämme liefern, wie erwähnt, Pfeifenrohre, die als türkische in den Handel kommen. Der Sauerkirschbaum liefert unechte Rohre;
sein rötlichbraunes Holz zeichnet sich durch Härte, Feinheit und schöne Farbe aus und ist ebenfalls als Werkholz geschätzt.
Aus dem Stamm des Kirschbaums schwitzt bisweilen in großer MengeKirschgummi (s. d.) aus.
Anbau. Der Kirschbaum verlangt zu gutem Gedeihen einen mehr warmen, nicht feuchten, sandhaltigen Boden mit Kalk und wächst gut
in lockerm Boden, dessen Untergrund aus Kalkmergel besteht. Nur wenige Sorten sind in Bezug auf eine freie Lage empfindlich, die
meisten ertragen sie gut. Noch weniger eigen in Bezug auf Boden und Lage als der Süßkirschbaum ist der Sauerkirschbaum, welcher
selbst auf feuchterm Standort noch gedeiht. Ersterer verlangt einen Standort, wo die Wurzeln tief eindringen
können, sei es auch nur zerklüfteter Fels; die schwachen Wurzeln des letztern dagegen dringen nicht tief ein.
Süßkirschbäume sind nur dauernd ergiebig, wenn man sie zuweilen düngt, oder wenn sie auf bearbeitetem, gedüngtem Boden
stehen. Die Ostheimer Kirsche ist höchst empfehlenswert für Obstgärten sowie für das freie Feld und
eignet sich besonders für sonnige, warme Abhänge in sandigem Lehmboden und in Kalkboden, mag er auch steinig und schlecht
sein, wie z. B. bei Ostheim in Franken. Zur Vermehrung des Süßkirschbaums erzieht man durch Aussaat der Steine derVogelkirschen
oder andrer gewöhnlicher Sorten die Wildlinge, welche meist in Kronenhöhe, selten niedriger, veredelt
werden.
Die Vogelkirsche war als europäischer Baum den alten Römern bekannt, wurde aber mit dem Kornelkirschbaum
zusammengestellt und war noch nicht veredelt, während man, wie es scheint, auf kleinasiatischem Boden am Idagebirge und bei
Milet veredelte Süßkirschen schon zur Zeit des KönigsLysimachos kannte. Plinius erzählt, der römische FeldherrLucullus
habe die Kirsche (wohl die Sauerkirsche) aus der Stadt Kerasos an der pontischen Küste nach Italien
[* 45] verpflanzt.
Plutarchos erwähnt dies in seinem Leben des Lucullus nicht; doch deutet der Name der sinopischen Kolonie allerdings darauf hin,
daß dort Kirschen (griech. kerasos) in großer Menge kultiviert wurden. Der neueingeführte Kirschbaum gedieh in Europa
vortrefflich, und schon nach 120 Jahren, zur Zeit des Plinius, wurde er in Britannien angepflanzt und wuchs an den Ufern des
Rheins und im heutigen Belgien.
[* 46] In der Folge veredelte er sich gerade diesseit der Alpen
[* 47] in höherm Grad als am Mittelmeer, wo
ihm unter der Einwirkung der See das Klima
[* 48] zu gleichmäßig mild ist. Der griechische Name Kerasos ist in
fast alle Sprachen übergegangen, und auch unser deutsches Kirsche leitet sich davon ab. Außerdem ist aber durch ganz Europa
als zweiter Name, besonders der sauren Kirsche, Weichsel verbreitet, dessen Herkunft dunkler ist. Das deutsche Weichsel erscheint
in vielen Sprachen wieder, aber über seine Bedeutung ist nichts bekannt.
Hauptstadt des gleichnamigen Sandschak im türk. WilajetAngora in Kleinasien, am Kilidschli Su, mit reichen
Gärten und 3-4000 Einw. In der Nähe die einst wichtige, jetzt halb verfallene Kessikbrücke über den Halys.
(Kirschharz, Gummi nostras), aus Kirsch-, Pflaumen-, Mandel-, Aprikosenbäumen ausschwitzendes Gummi, bildet
halbkugel- oder nierenförmige, ziemlich spröde Stücke, ist blaß weingelb bis tief rotbraun, schmeckt fade, hinterläßt
beim Lösen in Wasser eine farblose oder gelbliche Gallerte und enthält wechselnde Mengen von Arabin und Cerasin.
(PrunusLauro-CerasusL.), ein immergrüner, 2-6 m hoherStrauch mit großen, lederartigen, glänzenden,
elliptischen, am Rand umgebogenen und fein gesägten oder ganzrandigen Blättern, winkelständigen Blütenähren, verhältnismäßig
kleinen, weißen, duftenden Blumenblättern und rundlich herzförmigen, schwärzlichen Beeren. Der Kirschlorbeer stammt aus den Kaukasusländern,
aus Kleinasien und Persien
[* 49] und kam durch Clusius um 1570 nach Wien und von dort als Zierstrauch nach Deutschland,
[* 50] wo er an geschützten Orten und gut gedeckt im Freien aushält.
¶
der Roman »Erlachhof« (Stuttg. 1887, 2 Bde.)
u. a. folgten, Werke, welche eine bei Frauen ungewöhnliche Schärfe der Beobachtung, eine kaltblütige Charakteristik der gesellschaftlichen
Halb- und Dreiviertelswelt, eine außerordentliche Lebendigkeit in der Darstellung der internationalen Reisegesellschaft, eine
glänzende Sicherheit in der Wiedergabe des gemütlosen, halbfrivolen Tons, in welchem sich ebendiese
Gesellschaft gefällt, aufweisen. Die Vorbilder zu diesen Darstellungen findet Ossip Schubin bei Turgenjew und einigen neuern
Franzosen, und bei allem unzweifelhaften Talent ist in ihnen ein Zug
zur Manier vorhanden, welcher nur durch die Vertiefung auch
in andre Probleme und Lebenskreise als die seither bevorzugten beseitigt werden könnte.
gegorner und destillierter Kirschsaft, wird auf der ganzen mittelschweizerischen
Hochfläche, besonders längs des Nordabhanges der Alpen und im Jura, auch im Schwarzwald und Elsaß, produziert. Am meisten
geschätzt ist das Kirschwasser des ZugerLandes, des Frickthals und von Baselland. Man verarbeitet besonders eine schwarze, süße, weiche,
rotstielige Kirsche, pflückt sie ohne Stiele, unterwirft sie in Fässern oder Zementgruben der Gärung,
verschließt die Behälter, sobald kein Gas mehr entweicht, und destilliert im Winter aus kupfernen Blasen, wobei man den Vorlauf
in die Blase zurückgibt und die Destillation unterbricht, sobald das Destillat nicht mehr stark genug ist. In manchen Gegenden
werden die Kirschkerne besonders zerquetscht, doch entwickelt sich auch ohne diese Maßregeln der charakteristische
Bittermandelgeruch. Kirschwasser
hat 18-24° Cartier und verliert im Alter den herben Geschmack. 1 Ztr. Kirschen liefert 5-7 Lit. Kirschwasser von
20° Cartier. Unter Kirschwasser versteht man auch ein verdünntes Bittermandelwasser.
Sie beschäftigen sich mit Handel, Gemüse-, Tabaks-, Weinbau und Obstzucht wie auch Ackerbau. In industrieller Hinsicht ist
die Tabaksfabrikation und die Mühlenindustrie am bedeutendsten. Kischinew ist Sitz des Gouverneurs von Bessarabien
und Erzbischofs von Kischinew und Chotin sowie Sitz eines deutschen Konsuls. Als Kischinew 1812 an Rußland fiel, zählte es erst 7000 Einw.
Der Kreis Kischinew hat äußerst fruchtbaren Humusboden und ist einer der bevölkertsten im Reich. In der Nähe der Stadt findet
sich eine schwefelhaltige Quelle,
[* 69] Burkut genannt.
eine dürre Felseninsel mit wenigen Oasen, Schwefelgruben, etwas Korallen- und Perlfischerei und 15,000 Einw. Der gleichnamige
Hauptort an der Ostspitze hat 5000 Einw.;
an der Westspitze gründeten die Engländer die Niederlassung Bassidor, welche sie
aber bald wieder aufgaben.
(Kisser), kleine Insel in der Bandasee, nordöstlich von Timor, zur niederländischen Residentschaft
Amboina gehörig, auf welcher sich neben den ursprünglichen wilden Bewohnern die Nachkommen von Holländern, Franzosen und
Deutschen befinden, deren Vorväter hierher als Soldaten der OstindischenKompanie kamen. Die holländischen Abkömmlinge tragen
alle holländische Namen. Sie sprechen malaiisch, sind Christen und schicken ihre Kinder fleißig zur Schule. IhreFelder lassen
sie durch Sklaven bearbeiten, welche sie auf Handelsreisen im portugiesischen Timor kaufen. Hauptort ist Delftshaven. Früher
hatte die OstindischeKompanie zwei Forts auf der Insel, die beide verfallen sind.
Kisfaludy, seit 1830 Mitglied der unter seiner Mitwirkung gestifteten ungarischen Akademie, hat auf die Entwickelung und Vervollkommnung
seiner vaterländischen Sprache
[* 73] und deren schöner Litteratur einen großen Einfluß geübt. SeinenRuhm begründete
er durch »Himfys Liebeslieder« (»Himfy
szerelmei«, Ofen 1807, 2 Bde.), deren 1. Teil 1801 erschien. Die lyrischen
Gedichte, welche diese Sammlung bilden, sind wohl an vielen Stellen überschwenglich, schwülstig und von einer oft unleidlichen
Sentimentalität, doch bricht an andern Stellen wahres Gefühl hervor, und sie mußten bei einer Nation, deren
Litteratur noch sehr arm an Originalwerken war, immerhin Aufsehen erregen.
Noch schrieb er: »Sagen aus Ungarns Vorzeit« (»Regék a magyar elöidöböl«, Ofen 1807, 2. Aufl. 1812; deutsch von Machnil,
Pest 1863),
das Epos »Gyula ezerelme« (Ofen 1825) und Dramen (das. 1825, 2 Bde.; darunter
»Johann Hunyady« und »Ladislaus der Kumanier«). Eine Gesamtausgabe seiner Werke veranstaltete Toldy (Pest
1847, 6 Bde.); »Nachgelassene
Werke« erschienen 1870 in 4 Bänden. Im Nationalmuseum zu Budapest
[* 74] ist das Denkmal des Dichters aufgestellt.
2) Károly, ungar. dramatischer Dichter, Bruder des vorigen, geb. zu Téth im RaaberKomitat, machte 1805-1809 die
Feldzüge in Italien und Deutschland mit, lebte dann in Wien und siedelte 1817 nach Pest über. Hier gab er
von 1822 an den poetischen Almanach »Aurora« (9 Jahrgänge) heraus, machte sich durch seine Bühnenstücke zum Liebling des
Publikums und starb Mit Kisfaludy beginnt die jetzige Ära des ungarischen Theaters. Er bewegt sich
in allen seinen Arbeiten, ernster wie heiterer Natur, stets in den heimischen Grenzen.
[* 75] Seine Trauerspiele, wie: »Die Tataren in
Ungarn« (Pest 1814),
»Stibor« (das. 1820) u. a.,
behandeln Episoden aus der ungarischen Geschichte, namentlich aus der Heroenzeit des Kampfes zwischen dem
Heidentum und
dem Christentum, zwischen diesem und dem Islam und endlich aus den Zeiten des innern Bürgerkriegs. Seine Lustspiele
haben sämtlich das ungarische Volksleben zum Vorwurf; unter ihnen war »StudentMatthias« lange Zeit ein Zugstück. Eine Sammlung
seiner Werke veranstaltete Toldy (1831, 10 Bde.; 5. Aufl.,
Pest 1859, 8 Bde.). Eine Übersetzung
mehrerer seiner dramatischen Arbeiten findet sich in Gaals »Theater der Magyaren« (Brünn
[* 77] 1820). SeinLeben beschrieb Bánoczi
(Pest 1882).
Eine bleibende Erinnerung an die Brüder Kisfaludy, namentlich an Károly, ist die 1837 gegründete Kisfaludy-Gesellschaft. Der in 5000 Gulden
bestehende Überschuß von einer Sammlung, um dem Verstorbenen zu Füred am Plattensee ein Denkmal zu setzen,
ward nämlich zur Aussetzung von Preisen für ästhetische Abhandlungen und belletristische Arbeiten verwendet, und bald wuchs
die Summe durch freiwillige Schenkungen und den Erlös aus den Werken Kisfaludys bedeutend an. Die Kisfaludy-Gesellschaft erweiterte
dabei alljährlich den Kreis ihrer Mitglieder, und ihre Thätigkeit rief nicht nur durch die jährlich
verteilten Preise viele gediegene Arbeiten hervor, sondern übte auch durch ihre Jahrbücher, ihr kritisches Journal »Szepirodalmi
szemle«, die Herausgabe älterer und neuerer ungarischer Meisterwerke etc. bedeutsamen
Einfluß auf die Entfaltung der jungen ungarischen Litteratur aus. Außerdem lieferte sie gediegene Übersetzungen antiker
und moderner Meisterwerke, namentlich der dramatischen Dichtungen von Shakespeare, Molière u. a., des Don
Quichotte von Cervantes, und veröffentlichte Sammlungen von ungarischen und in Übersetzung von slowakischen und ruthenischen
Volksliedern.
Irmak (Kyzyl Irmak, »roter Fluß«, der Halys der Alten), der bedeutendste StromKleinasiens, entspringt am Kössedagh
südöstlich von Tokat, fließt südwestlich, dann nordwestlich, nördlich und zuletzt nordöstlich,
so daß sein ganzer Lauf einen großen Bogen
[* 78] beschreibt. Er mündet 80 km östlich von Sinope ins Schwarze Meer.
(Kizlar-Agasi, Chadim-Agassi, türk.), einer der höchsten Hofbeamten des
Sultans, mit dem TitelMuschir, das Oberhaupt der schwarzen Verschnittenen, denen er selbst angehört, führt die Oberaufsicht
über die Odalisken und spielte ehedem eine sehr bedeutende Rolle auch in Staatsangelegenheiten, insofern er bei gewissen
feierlichen Aufzügen selbst den höchsten Würdenträgern voranging.
Heute beschränkt sich sein Einfluß nur auf die Haremsangelegenheiten
des Sultans. Er ist zugleich Vorsteher aller kirchlichen Gebäude und milden Stiftungen.
Bezirksstadt im Terekgebiet der russ. Statthalterschaft Kaukasien, links am Terek und an der
Straße von Astrachan nach Derbent und Wladikawkas. Der Ort hat 4 griechisch-katholische und 4 armeno-gregorian. Kirchen, 6 Moscheen,
eine Weinbauschule und (1879) 9257 Einw. 1730 wurde Kisljar gegen
die Überfälle der Gorzen befestigt, ist aber jetzt keine Festung
[* 81] mehr. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner
ist Garten- und namentlich Weinbau sowie Seiden- und Baumwollweberei. Der Wein von
¶
mehr
Kisljar gilt für sehr gut und findet seinen Hauptabsatz nach Nishnij Nowgorod.
geschleifte Festung im Terekgebiet der russ. Statthalterschaft Kaukasien, Kreis Pätigorsk, mit (1879) 1453 Einw.,
bekannt durch seine sehr heilkräftigen Eisenquellen, liegt in 880 m Höhe.
Küste, südlich von der Mündung des Dschubaflusses, eine
Gründung (1869-70) der Desarguta- und Cablalla-Somal, wurde 1870 durch die Expedition der Gebrüder Rabaud unter französisches
Protektorat gestellt, jedoch vom Sultan von Sansibar
[* 83] sogleich reklamiert.
Der Ort zählte 1872 bereits 8000 Einw., meist Somal.
Als solcher leitete er die Operationen im türkischen Feldzug von 1828, ward zum Generalleutnant und 1829 zum
Befehlshaber des 4. Reservekavalleriekorps befördert. Nach dem Frieden ward er russischer Gouverneur der Moldau und Walachei
und stellte daselbst eine geordnete Verwaltung her. 1833 erhielt er auch das Kommando des 6. Infanteriekorps, das dem durch
die Heere des Vizekönigs von Ägypten
[* 95] bedrohten Sultan zu Hilfe eilen sollte, avancierte 1834 zum General
der Infanterie und ward dann nach Petersburg
[* 96] berufen, um eine Stelle im Reichsrat einzunehmen und dem zur Reorganisation der
Krondomänen niedergesetzten Komitee zu präsidieren. Am zum Wirklichen Domänenminister ernannt, erwarb er sich
große Verdienste um das Wohl der seiner Obhut anvertrauten 18 Mill. Kronbauern. Er gründete 1841 ein
eignes »Journal der Reichsdomänen«, errichtete viele Schulen, Mustermeiereien etc. und suchte insbesondere auf eine gerechtere
Rechtspflege hinzuwirken. Im März 1839 ward er in den Grafenstand erhoben. 1856 ging er als Botschafter nach Paris, legte diese
Stelle 1862 nieder, blieb aber in Paris, wo er starb.