ein ergreifendes
Bild der
Gebrechen und Verirrungen der
modernen
Gesellschaft, das den
Konflikt zwischen modernen Zuständen und den Anforderungen christlicher Sinnesart darstellt;
»Phaeton, or loose thoughts on loose thinkers« (1852);
»Hypatia,
or new foes with an old face« (1852; deutsch von Gilsa, 4. Aufl., Leipz.
1885),
worin der tragische
Konflikt zwischen der poetischen
Philosophie des
Heidentums und der Jugendkraft des
Christentums mit
künstlerischem
Sinn behandelt wird, und
»WestWard ho!« (1855, 3 Bde.; deutsch von Schück, Gotha
1885),
»At last: a christmas in the
West Indies« (1872, 2 Bde.) u. a.
Ein Bändchen
Poesien von Kingsley war 1858 unter dem
Titel: »Andromeda, and other poems« erschienen;
eine vollständige Sammlung
seiner »Poems« erschien zuletzt 1884. Seit 1859 als
Professor der neuern Geschichte an der
UniversitätCambridge
angestellt, hielt Kingsley eine
Reihe von
Vorträgen, die unter dem
Titel: »The
Roman and the
Teuton« (1864) erschienen.
Nach seinem
Rücktritt 1869 wurde er
Kanonikus von
Chester und starb, nachdem er 1874 zum zweitenmal
Nordamerika
[* 3] besucht und daselbst Vorlesungen
(gesammelt 1875) gehalten hatte, in Eversley. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 28
Bänden;
eine deutsche Übersetzung ausgewählter
Predigten besorgte D. Krätzinger (Gotha 1885-86, 2 Bde.).
Vgl.
»Charles Kingsley, letters and memories of his life« (hrsg. von seiner
Witwe 1876; deutsch, 2. Aufl., Gotha 1882);
2)
Henry, engl. Schriftsteller,
Bruder des vorigen, geb. 1830, studierte in
Oxford,
[* 4] ging 1853 nach
Australien,
[* 5] wo er mehrere Jahre blieb, und widmete sich nach seiner Rückkehr der litterarischen Beschäftigung.
Sein erster
Roman: »The
recollections of Geoffry Hamlyn« (1859),
blieb sein bester. Von den zahlreichen nachfolgenden nennen wir: »Ravenshoe« (1862;
deutsch, Leipz. 1863);
»OldMargaret« (1871) u. a. Spannende
Handlung und
anschauliche Schilderungen, besonders australischen
Lebens, finden sich in seinen Werken, doch auch manche Nachlässigkeiten
im
Stil. 1870-71
Redakteur der
»DailyReview«, machte er als sein eigner Kriegskorrespondent den deutsch-französischen
Feldzug mit, wohnte der
Schlacht von
Sedan
[* 6] bei und betrat als der erste
Engländer die Stadt. Er starb Seine letzten
Werke waren: »The
Harveys« (1872);
rooms (spr. ruhms),Seebäder bei
Portsmouth. ^[= (spr. pórtsmöth), 1) Seestadt in Hampshire (England), auf der Insel Portsea und an der Einfahrt ...]
[* 7]
2) Kingston on
Thames (spr. temms'),Stadt in der engl.
GrafschaftSurrey, 16 km südwestlich von Charing
Croß
(London),
[* 10] ein alter,
unregelmäßig gebauter, aber historisch interessanter
Ort am rechten
Ufer der
Themse, über die eine
Brücke
[* 11] von 20
Bogen
[* 12] führt,
hat einAsyl für Soldatenwitwen, ein
Spital, bedeutenden Gemüsebau, Fabrikation von landwirtschaftlichen
Geräten, Töpferwaren und Kokosnußsieben,
Matratzen und (1881) 19,875 Einw. Kingston war früher
Krönungsort der angelsächsischen
Könige, die bei diesem Vorgang auf einem noch jetzt vor dem
Rathaus befindlichen
Stein gesessen
haben
sollen. -
5) Stadt im nordamerikan.
StaatNew York, am
Hudson, dicht bei
Rondout (s. d.), mit dem es (1880) 18,344 Einw.
zählt. Kingston wurde 1663 von den
Holländern gegründet.
Testament zu seiner Erbin ein, und nach seinem Tod 1773 kam sie in den lebenslänglichen Genuß seiner bedeutenden Güter, welche
nach ihrem Tod auf einen jüngern Neffen des Verstorbenen übergehen sollten, indem ein älterer ganz von der Erbschaft ausgeschlossen
wurde. Dieser, darüber erbittert, suchte die letzte Ehe seines Oheims für ungültig zu erklären und
klagte die verwitwete Herzogin der Bigamiean, da die Ehescheidung von Hervey von keinem kompetenten Gerichtshof vollzogen sei.
Sie eilte aus Italien,
[* 23] wo sie gerade verweilte, nach England zurück, fand zwar hohe Fürsprache, ward aber gleichwohl vom
Oberhaus im April 1776 für schuldig befunden und verurteilt; nur ihr hoher Adel bewahrte sie vor schimpflicher
Strafe. Sie hieß fortan Gräfin von Bristol, doch blieb das Testament des Herzogs von Kingston gültig und sie selbst im Genuß seines
Vermögens. Sie lebte fortan abwechselnd in Rom und
[* 24] Petersburg
[* 25] auf glänzendstem Fuße, später auf dem Schloß zu Ste.-Assise
bei Fontainebleau, wo sie starb.
Vgl. Faverolles, La duchesse de Kingston (Par. 1813);
(spr. kingstaun), 1) Seestadt in Irland, 7 km von Dublin,
[* 26] mit vielen schönen Gebäuden, einem Nonnenkloster,
beliebtem Seebad und (1881) 18,586 Einw. Vormals Dunleary genannt, nahm
die Stadt 1821 ihren jetzigen Namen an zu EhrenGeorgs IV., der damals hier landete.
Der Hafen, 1817 angefangen,
wird durch zwei 1067 m und 1493 m lange Dämme gebildet und hat 101 Hektar Oberfläche. Er ist Vorhafen von Dublin. -
großer Golf des Timormeers an der Nordwestküste von Australien, in dessen Einfahrt zahlreiche
Inseln gelagert sind.
Einzelne Teile des Kingsundes sind die Goodenough-, Disaster-, Stokes- und Conebai.
Die Einfahrt wurde
bereits 1821 von King gefunden, der Golf später von Stokes erforscht, welcher auch den in seinen südlichen Zipfel mündenden
Fitzroyfluß entdeckte.
Besser bekannt wurde der Kingsund aber erst nach der Entdeckung des Kimberleydistrikts
durch A. Forrest und die Auffindung von Goldfeldern in diesem (s. Kimberley 2).
Aus Gesundheitsrücksichten und zugleich im Interesse eines begonnenen kunsthistorischen Werkes trat Kinkel im
Herbst 1837 eine Reise durch das südliche Frankreich
und Oberitalien
[* 29] nach Rom an, wo er bis zum Frühjahr des folgenden Jahrs
blieb. Nach seiner Rückkehr kam er mit Simrock, Freiligrath, Matzerath und WolfgangMüller in nähere Verbindung und lernte
um dieselbe Zeit seine nachherige GattinJohanna, geborne Mockel (s. unten), kennen, die bei ihrem klaren
und doch phantasiereichen Geist einen großen Einfluß auf ihn gewann.
Sie gab den ersten Anstoß zur Gründung des »Maikäferbundes«, der unter anderm Anlaß zu der frischen und lieblichen Dichtung
»Otto der Schütz, eine rheinische Geschichte in zwölf Abenteuern« (Stuttg. 1846, 56. Aufl.
1881), im Ton des altdeutschen kurzzeiligen Epos, ward. Kinkel war inzwischen Religionslehrer am Gymnasium und 1840 zugleich Hilfsprediger
der evangelischen Gemeinde in Köln
[* 30] geworden, wohin er alle Sonntage fuhr, und erntete mit seinen rhetorisch glänzenden Predigten,
von denen er eine Sammlung (Köln 1842) herausgab, ungeteilten Beifall.
Der Orthodoxie immer mehr sich entfremdend, machte er sich dadurch die Geistlichkeit zum Feind, und vollends
sein Verhältnis zu Johanna als einer geschiedenen Katholikin, mit der er sich vermählte, erregte dermaßen Anstoß,
daß man ihm sogar die Hilfspredigerstelle entzog. Bald darauf mit der Theologie offen brechend, trat er 1845 in die
philosophische Fakultät zu Bonn über, indem er Vorlesungen über Kunstgeschichte und Poesie eröffnete. Schon zuvor hatte die
Sammlung seiner »Gedichte« (Stuttg. 1843, 7. Aufl.
1872) die günstigste Aufnahme gefunden.
Jetzt erschien sein Buch »Die Ahr. Landschaft, Geschichte u. Volksleben«, welchem der 1. Band
[* 31] seiner »Geschichte der bildenden
Künste bei den christlichen Völkern« (Bonn 1845) folgte. Von Dichtungen aus jenen Jahren nennen wir den
Anfang der erst viel später (1872) vollendeten poetischen Erzählung »Der Grobschmied von Antwerpen«
[* 32] und »Margret, eine Dorfgeschichte«,
letztere eine der vorzüglichsten Erzählungen der neuern deutschen Litteratur. 1846 wurde Kinkel zum außerordentlichen Professor
der Kunst- und Kulturgeschichte ernannt und erhielt bald darauf einen Ruf nach Berlin, der jedoch infolge
eines von ihm veröffentlichten Gedichts (»Männerlied«) wieder zurückgenommen
wurde.
Hatte Kinkel schon seit der Thronbesteigung FriedrichWilhelms IV. regen Anteil an der politischen Bewegung genommen, so erregte
die Katastrophe von 1848 sein ganzes Wesen aufs heftigste, und er entwickelte eine außerordentliche und
unermüdliche Thätigkeit auf seiten der republikanischen Partei. Er nahm teil an dem Sturm der BonnerDemokraten auf das Zeughaus
zu Siegburg
[* 33] begab sich nach dem unglücklichen Ausgang des Unternehmens in die Pfalz und schloß sich dem pfälzisch-badischen
Aufstand an. Am 29. Juni verwundet und gefangen, wurde er vom Kriegsgericht zu lebenslänglicher Festungsstrafe
verurteilt, die der König in lebenslängliches Zuchthaus verwandelte. Kinkel wurde in das Zuchthaus zu Naugard abgeführt und hier
zu den gewöhnlichen Sträflingsarbeiten angehalten. Im April 1850 mußte er wegen seiner Teilnahme an dem Zug
nach Siegburg vor
den Assisen in Köln erscheinen, wurde aber von diesen infolge seiner glänzenden Verteidigungsrede freigesprochen.
Nachdem er auf der Rückkehr von Köln einen vergeblichen Fluchtversuch gemacht, wurde er nun doch zur Festungsstrafe nach
Spandau
[* 34] abgeführt und mußte sich hier derselben Behandlungsweise wie die übrigen Gefangenen unterwerfen, bis er im
November 1850 durch einen begeisterten Verehrer, den damaligen StudentenKarlSchurz (s. d.), auf fast wunderbare
¶
mehr
Weise befreit wurde. Kinkel wandte sich zunächst nach London, wohin ihm bald seine Familie nachfolgte, dann im September 1851 zu
politischen Zwecken nach Nordamerika, wo er indessen nur kurze Zeit verblieb. Nach London zurückgekehrt, zog er sich mehr und
mehr von dem politischen Parteiwesen zurück, nahm 1853 eine Anstellung als Lehrer der deutschen Sprache
[* 36] und Litteratur am Westbourne College an und widmete seine ganze Thätigkeit seinen Vorlesungen über deutsche Litteratur an der
London University und in Privatkreisen. Auch seine schriftstellerische Laufbahn nahm er von neuem auf in dem Drama »Nimrod«
(Hannov. 1857) und gründete 1859 die deutsche Wochenschrift »Hermann«, welche er jedoch nur ein halbes
Jahr lang redigierte.
Eine zweite Sammlung seiner
»Gedichte« (Stuttg. 1868) brachte auch den
vollendeten »Grobschmied von Antwerpen« (4. Aufl. 1887),
von dem in der ersten Sammlung nur ein Bruchstück mitgeteilt worden
war, und der an frischer Kraft
[* 39] und poetischer Fülle des Ausdrucks »Otto dem Schütz« wohl gleichkam, ohne
jedoch so populär zu werden wie das letztere Gedicht. Durch gleich glücklichen Fluß des Vortrags und lebendiges Kolorit ausgezeichnet
war auch seine letzte kleine epische Dichtung: »Tanagra, Idyll aus Griechenland«
[* 40] (Braunschw. 1883, 3. Aufl. 1886). Außerdem
erschienen: Festreden auf »FriedrichRückert« (Zürich
1867) u. »FerdinandFreiligrath, 1867« (Leipz. 1867);
2) Johanna, Schriftstellerin, Gattin des vorigen, geb. (nicht 1807) zu Bonn, Tochter des Gymnasiallehrers Mockel,
heiratete früh den Musikalienhändler Mathieux, den sie jedoch schon nach wenigen Monaten wieder verließ, und lebte seitdem
der Ausbildung ihres bedeutenden musikalischen Talents. Um Gottfried Kinkel (s. oben) ihre Hand
[* 43] reichen zu können,
trat sie zur protestantischen Kirche über und ward nach erfolgter gerichtlicher Trennung ihrer ersten Ehe 1843 mit jenem getraut.
Nach der Befreiung ihres Gatten aus Spandau folgte sie diesem nach London, wo sie infolge eines Sturzes
aus dem
Fenster starb. Johanna Kinkel war eine aus schwärmerischer Empfindung und nüchterner Realität seltsam gemischte Natur, die sich
auch in ihren gemeinsam mit Kinkel herausgegebenen »Erzählungen« (Stuttg. 1849, 3. Aufl. 1883) offenbarte.
Ihr hinterlassener Roman »Hans Ibeles in London« (Stuttg. 1860, 2 Bde.)
weist viel lebendige Erinnerung und scharfe Charakteristik auf. Von ihren musikalischen Kompositionen ist
die »Vogelkantate«, ein launiges Gesangstück, populär geworden. Praktischen Wert hatten ihre »AchtBriefe über Klavierunterricht«
(Stuttg. 1852).
(Mentum, Genion), bei den höhern Wirbeltieren der mittlere, rundliche Vorsprung am untern Ende des Gesichts, welcher
vielfach (z. B. beim Menschen) nach oben durch eine quer laufende Vertiefung von der Unterlippe getrennt
ist.
eingetrockneter gerbsäurehaltiger Pflanzensaft von verschiedener Abstammung. Das Malabarkino von PterocarpusMarsupiumRoxb. wird auf der Malabarküste durch Einschnitte in die Rinde des Baums gewonnen, fließt als rötlicher Saft
aus und erstarrt sehr bald ohne künstliche Wärme;
[* 47] es bildet kleine, glänzende, eckige Stücke von schwärzlicher, ins Rote
fallender Farbe, schmeckt adstringierend, dann süßlich, löst sich fast vollständig in heißem Wasser und Alkohol und besteht
im wesentlichen aus Kinogerbsäure. Die Lösungen scheiden an der Luft unter Aufnahme von Sauerstoff unlösliches
Kinorot ab. Es kommen nur geringe Quantitäten in den Handel; man benutzt es bisweilen als Adstringens, zu Zahnpulvern etc.,
wahrscheinlich auch bei der Fabrikation von Wein und, wenn es billig genug zu haben ist, in der Gerberei. Kino wurde zuerst seit 1733 in
Afrika
[* 48] von Pterocarpus erinaceus gewonnen und in den Arzneischatz eingeführt. Schon zu Anfang
¶
(spr. kinnssehl), Seestadt in der irischen GrafschaftCork, an der Mündung des Bandon, ein interessanter Ort
mit vielen alten Häusern von spanischer Bauart, vorzüglichem Hafen, bedeutender Seefischerei und (1881) 5386 Einw. Zwischen 1381 und 1601 unterhielt
die Stadt lebhaften Verkehr mit Spanien.
[* 50]
Jan Henrik van Kinsbergen, Graf von Doggersbank, niederländ. Admiral, geb. zu Doesborg in Gelderland,
trat im 15. Jahr in den Marinedienst und stieg schnell zum Vizeadmiral. BeimAusbruch des Kriegs zwischen
der Pforte und Rußland 1771 trat er in die Dienste
[* 51] der KaiserinKatharina II. und erhielt von derselben das Kommando über ein
Geschwader im SchwarzenMeer. Dort schlug er im September 1773 durch damals noch neue Flottenbewegungen die an
Stärke
[* 52] bei weitem überlegene türkische Flotte und erprobte zum erstenmal den Nutzen der beweglichen Signale.
altes böhm. Herrengeschlecht von Wchinic, dessen gesicherte Stammreihe sich
bis in den Anfang des 16. Jahrh. verfolgen läßt, wo Johann Dlask von Wchinic auf Oparno als Stammvater der Kinsky erscheint,
welche sich im 16. und 17. Jahrh. zur utraquistischen und
reformierten Kirche bekannten und an den ständischen
Kämpfen hervorragenden Anteil nahmen. Die Grafenwürde erhielt zuerst im J. 1628 auf Verwendung WallensteinsWilhelm Kinsky, Sohn
Johanns, Gemahl der ElisabethTerzka, Oberst und Vertrauter des Friedländers, welcher zu Eger
[* 56] ermordet wurde, nachdem
er denVerdacht des Verrats vorzugsweise dadurch auf sich gelenkt hatte, daß er WallensteinsVerhandlungen
mit dem französischen GesandtenFeuquières führte. (Vgl. Schebek, Kinsky und Feuquières, Berl. 1882.) Der größte Teil der
Kinskyschen Güter fiel dem Fiskus anheim und kam den Aldringer, Gordon und Gallus zu gute, nur der Neffe des letztgenannten, Johann
Oktavian, geb. 1612, Sohn des 1572 gebornen, 1626 gestorbenen Wenzel III. Kinsky (der durch sein bewegtes
Leben und charakterloses politisches Agitieren übel berufen war. 1622 aber wieder rehabilitiert wurde), behielt Chlumetz und
Böhmisch-Kamnitz und trat zum katholischen Glauben über.
Die beiden jetzt noch lebenden Linien des Geschlechts stammen von WenzelNorbert Oktavian, gest. 1719, Hofkanzler, dann Oberstkanzler
von Böhmen,
[* 57] dessen älterer Sohn, FranzFerdinand, geb. 1678, gest. 1741, als Staatsmann wirkte und Begründer
der gräflichen Linie wurde, und dessen jüngerer Sohn, StephanWilhelm, gest. 1749, die fürstliche Würde erlangte. Die letztere
vererbte auf die Nachkommen von dessen BruderPhilippJoseph, geb. 1700, gest. 1749, seit 1738 oberster KanzlerBöhmens,
von Maria Theresia mit ihrem ganzen Vertrauen beehrt, aber ein starrsinniger Autonomist.
Der namhafteste Sprößling des gräflichen Geschlechts ist FranzJoseph, Graf von Kinsky, geb. 1739, österreichischer Feldzeugmeister.
Er begann seine Laufbahn als Rat bei dem böhmischen Appellationsgericht, trat dann aber seit 1759 in Kriegsdienste und nahm
an den letzten Feldzügen des Siebenjährigen Kriegs teil. Er wurde hervorragender Mitbegründer der österreichischen
Militärschule und insbesondere Direktor der NeustädterMilitärakademie, wo ihm 1829 von Schülern ein Denkmal gesetzt wurde.
Im J. 1788 war er während des türkischen Feldzugs dem Erzherzog, nachmaligem Kaiser Franz II., an die Seite gestellt, machte
die Kriege von 1792 an als Feldzeugmeister mit; starb Er schrieb eine ansehnliche Anzahl militärwissenschaftlicher
Werke (2. Aufl., Wien
[* 58] 1806-25, 6 Bde.). An der Spitze des gräflichen Zweigs steht gegenwärtig Oktavian, geb. 1813, erbliches
Mitglied des österreichischen Herrenhauses, an derjenigen der fürstlichen LinieFerdinandBonaventura, geb. 1834, gleichfalls
erbliches Mitglied des Reichsrats.
Vgl. Folkmann, Die gefürstete Linie des uralten und edlen Geschlechts
Kinsky (Prag
[* 59] 1861).
vielbesungener kyprischer Held, Liebling und Priester der paphischen Aphrodite,
[* 60] deren Priesteramt
auch auf Kinyras' Nachkommen (Kinyraden) überging.
und er erst später nach Kypros übergesiedelt sein, wo er die Stadt Paphos gründete. Er zeugte mit seiner eignen Tochter
Myrrha den Adonis (s. d.) und tötete sich, nachdem er seines Frevels inne geworden.
Das Wort Kinyras hängt mit dem phönikischen
kinnor (»Harfe«) zusammen. Er galt für den Urheber von musikalischen Festfeiern.
1) rechter Nebenfluß des Rheins in Baden
[* 66] und der Hauptfluß im mittlern Schwarzwald, entspringt nahe der Ostgrenze
des Schwarzwaldes im Württembergischen, südlich von Freudenstadt bei Loßburg, fließt nach W., empfängt
links die Schiltach und die vom Kesselberg kommende Gutach (mit dem links einmündenden Fallbach, welcher bei Triberg einen 170 m
hohen Wasserfall in sieben Absätzen bildet), rechts die vom Kniebis kommende Wolfach, wendet sich bei Haslach nach NW., tritt
bei Offenburg
[* 67] in die Ebene, nimmt in derselben links die vom Hünersedel kommende Schutter auf und mündet,
nachdem sie eine Insel gebildet, bei Kehl, 75 m breit. Die Kinzig ist 112 km lang und wird stark zur Holzflößerei benutzt. Von
ihr hatte früher der Kinzigkreis in Baden seinen Namen, der Offenburg zur Hauptstadt hatte. - 2) Fluß in der
preuß. ProvinzHessen-Nassau,
[* 68] entspringt am Sterbfritzer Eisenbahntunnel im Kreise
[* 69] Schlüchtern, durchströmt in Südwestrichtung
ein ansehnliches Thal,
[* 70] das er bei Gelnhausen
[* 71] verläßt, und mündet nach 82 km langem Lauf bei Hanau
[* 72] rechts in den Main.
(Quioco), afrikan. Volksstamm im Reich des Muata Jamvo (s. d.), welchem er tributär ist.
Sie sind wohlgebaute Leute, welche das Haar
[* 73] in lange, bleifederdicke Strähne geflochten tragen und tüchtige Jäger und Bienenzüchter
sind. Auch beuten sie ihre Wälder nach Gummi aus. Als Besitztum schätzen sie aber vor allem die Sklaven, die sie gut behandeln.
IhreDörfer legen sie in Wäldern an, wo sie sich Raum durch Niederbrennen der Bäume verschaffen. An Haustieren
züchten sie Ziegen, Hühner
[* 74] und Hunde,
[* 75] seltener Schweine
[* 76] und Schafe,
[* 77] und pflanzen Maniok, Mais, Hirse,
[* 78] Erdnüsse, Bohnen. Da im Lande
der Kioko das Eisen
[* 79] zu Tage liegt, befassen sie sich mit oberflächlicher Gewinnung und Verarbeitung desselben
in Schmelzöfen, und die Kiokoschmiede sind im Lundareich geschätzt.
Von hoher Bedeutung ist für die Kioko der in großem Maßstab
[* 80] betriebene Raubbau auf Gummi, infolge dessen die Gummifelder sehr
gelichtet werden und, weil keine Nachpflanzung vorgenommen wird, das Volk in einer nordwärts gerichteten Bewegung sich befindet,
um immer wieder neues Material für diesen Raubbau in Angriff zu nehmen. Das Land der Kioko ist in Distrikte
eingeteilt,
von denen jeder unter einem großen Häuptling mit NamenMona steht. Jedes der Dörfer hat einen kleinen Häuptling,
welcher an den MonaTribut zu zahlen hat, welcher denselben alljährlich oder alle 2-3 Jahre an den Muata Jamvo
abführt.
zeltartiger Gartenbau, rund oder viereckig, auf Säulen
[* 84] ruhend, vorn offen oder mit Gitterwerk geschlossen. Am äußersten
Teil der obern Gemächer orientalischer Paläste findet sich fast stets ein Kiosk, der wie ein Erker vorsteht
und 50 cm über den Grund des Diwans erhöht ist, von welchem er gleichsam eine Fortsetzung bildet. In großen Parkanlagen,
besonders in England, sind Kioske in türkischem oder chinesischem Geschmack üblich; ebenso dienen derartige Bauten in größern
Städten als Verkaufsstellen für Zeitungen (Zeitungskiosk) etc.
und Wipper (v. niederd. kippen, d. h.
abschneiden, und wippen, d. h. schnellen, so in die Wagschale werfen, daß diese
sinkt), im 17. Jahrh. Benennung derjenigen Münzherren, welche das gute Geld einschmolzen und geringhaltiges ausprägten.
Dieses Unwesen herrschte besonders zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, und der Wert des guten Geldes stieg dadurch so sehr,
daß 1621 ein guter Thaler 7-8 und 1623 sogar 16-20 Thlr. galt. Daher nannte man den Zeitraum von 1621 bis 1623 vorzugsweise
die Zeit der Kipper u. W., leichte und verfälschte Münzen
[* 86] aber Kipper- oder Kipfergeld.
[* 87] im Verein mit dem Meßtisch
[* 88] der Hauptapparat für die topographische Aufnahme, dient als Projektionsinstrument,
als Horizontal- und Vertikalwinkel- und als Entfernungsmesser. Die Kippregel (s. Figur, S. 746) besteht aus einem
messingenen Lineal, über welchem auf einem Träger
[* 89] (Säule) ein um eine Horizontalachse drehbares Fernrohr
[* 90] derart steht, daß
bei genau horizontaler Lage des Lineals eine Kante desselben, die Ziehkante, in die durch die Fernrohrachse gelegte Vertikalebene
fällt. Wird daher das Fernrohr nach einem Ziel gerichtet, so ist die an der Ziehkante gezogene Linie die
Projektion
[* 91] der Visierlinie auf die Meßtischplatte. Zum Messen von Vertikalwinkeln ist am Fernrohr ein Gradbogen befestigt, der
sich an einem am Träger (Säule) angeschraubten Nonius
[* 92] vorbeischiebt. Zum Horizontalstellen des Fernrohrs ist unter oder über
demselben eine Röhrenlibelle korrigierbar an ihm befestigt. Ist mit Hilfe dieses
¶
mehr
Niveaus das Fernrohr horizontal gestellt, so muß für Höhenmessungen der Winkel
[* 94] in Betracht gezogen werden, den nun der Index
am Gradbogen zeigt (Korrektionswinkel). Zur Beseitigung dieses lästigen Korrektionswinkels ist bei neuern Kippregeln der
Nonius fein verschiebbar hergestellt worden, und es kann dann jede Vertikalwinkelmessung direkt am Gradbogen und Nonius abgelesen
werden. Um rückwärtige Alignements aufsuchen zu können, sind Kippregeln zum Durchschlagen eingerichtet, d. h. das Fernrohr
kann um 360° gedreht werden.
Zur Orientierung des Meßtisches ist auf dem Lineal eine schmale Bussole mit 13-18 cm langer Magnetnadel befestigt, welche an den
schmalen Seinen einen Limbus von etwa 30° trägt, dessen Nord- (Null-) Linie genau parallel der Ziehkante
liegt, woraus auch die selbständige Verwendbarkeit der Kippregel zum Messen von Horizontalwinkeln bis zu 15° hervorgeht. Außerdem
ist auf dem Lineal noch ein Dosenniveau zum Horizontalstellen des Meßtisches befestigt. Die Vorrichtung zum Distanzmessen besteht
in einem Fadenkreuz, dessen Kreuzungspunkt in der optischen Achse des Fernrohrs liegt.
Parallel
[* 95] zum horizontalen Faden
[* 96] sind in gleichen Abständen von diesem noch zwei Fäden ausgespannt. Dieses Fadenkreuz aus Kokon-
oder Spinnenfäden ist in einem Ring befestigt, der im Okularrohr durch vier Stellschrauben gehalten wird. Breithaupt hat statt
dieser Fäden in ein Glasplättchen Striche eingeschnitten und dieses in dem Tragring befestigt. Die Entfernung
wird an einer im Zielpunkt aufgestellten Distanzlatte abgelesen, welche auf ihrer der Kippregel zugekehrten Seite in Zentimeter eingeteilt
ist, und beträgt so vielmal 1 m, als Zentimeter zwischen den beiden äußern Parallelstrichen, und so vielmal 2 m, als zwischen
dem mittlern und einem der äußern Parallelstriche Zentimeter abgelesen werden; demnach wäre bei einer 3 m
langen Latte die größte meßbare Länge 2 . 300 = 600 m. Über die Verwendung der Kippregel zur Höhenmessung
[* 97] s. d. Die Kippregel hat sich
aus dem von Prätorius, Professor in Altorf bei Nürnberg,
[* 98] um 1590 erfundenen, von Lehmann verbesserten, jetzt nicht mehr
gebräuchlichen Diopterlineal (s. d.) entwickelt. Besonders hat Reichenbach
[* 99] (gest. 1826) in München
[* 100] sich um Erfindung der Kippregel verdient
gemacht. Zu den vorzüglichsten Konstruktionen gehört jetzt die von Breithaupt in Kassel;
[* 101] vgl. Aufnahme, topographische.
(Kaptschak), Volksstamm in Mittelasien, besonders in dem ehemaligen Chanat Chokand (der
jetzt russischen ProvinzFerghana) wohnend. Nach Vambéry ist es der älteste türkische Stamm, welcher in Sprache und Sitten sowie
in Physiognomie und Charakter seiner alten Nationalität am meisten treu geblieben ist. In ihrer Gesichtsbildung ähneln die
Kiptschak den Mongolen, indem sie wie jene schiefe Augen, vorstehende Backenknochen und ein bartloses Kinn haben.
Bei kleiner Statur sind sie sehr gewandt und tapfer. Sie haben bei allen Aufständen und Kriegen des ehemaligen Chanats Chokand
eine sehr wichtige und hervorragende Rolle gespielt. Jetzt wendet sich dieser kriegerische Stamm dem friedlichen Handel und
Ackerbau zu.