GeflügelteInsekten
[* 2] fehlen, daher vollzieht sich die
Befruchtung der
[* 3]
Kruciferen
[* 4] durch den
Wind. Das
Klima
[* 5] ist ein höchst rauhes
und nebeliges, da noch innerhalb der
Zone des südlichen
Treibeises liegt. Entdeckt wurde die
Insel 1772 von dem französischen
Seefahrer
Kerguelen-Trémarec (s. d.); Rosnevet nahm sie 1774 für
Frankreich inBesitz. 1776 nahm
Cook einen
Teil derselben auf und nannte sie Desolationland; nähere Erforschungen stellten 1799 Rhodes und namentlich 1840 der jüngere
Roß an, bei welchem sich der
BotanikerHooker befand. Erst 1874 wurde von der englischen
FregatteChallenger das südliche
Kap
(KapChallenger) umsegelt. In demselben Jahr machten die deutschen
Schiffe
[* 6] Arcona und
Gazelle hier
Beobachtungen;
das letztere brachte die deutsche Expedition zur
Beobachtung des Venusdurchgangs zum Betsy
Cove an der
Nordküste, während
eine englische und eine amerikanische sich im
Royal Sound stationierten.
(spr. kerghlen-tremareck),YvesJoseph de, franz.
Seemann, geb. 1745 zu
Quimper in der
Bretagne, trat
in französische Seedienste, segelte 1771 nach
Ostindien,
[* 7] um den von
Grenier vorgeschlagenen kürzern Weg
dahin zu prüfen, und entdeckte auf der Rückfahrt die nach ihm benannte
InselKerguelenland (s. d.), die er für
Frankreich in
Besitz nahm. Zum
Kapitän ernannt, erhielt er darauf den Auftrag zu neuen Entdeckungsreisen, doch
nötigten ihn
Sturm und Mangel bald zur Rückkehr.
Angeklagt, einen Teil seiner
Mannschaft an einer wüsten
Küste im
Stiche gelassen zu haben, ward er zum Verlust seines
Ranges
und zur
Haft in
Saumur verurteilt.
Später wieder im
Dienst und abermals entlassen, starb Kerguelen-Trémarec im März 1797 in
Paris.
[* 8] Er schrieb:
»Relation d'un voyage dans la mer du
Nord en 1767-68« (Amsterd. 1772);
»Relation de deux voyages dans les mers australes et
des
Indes« (Par. 1782);
»Relation des combats et des événements de
la guerre maritime de 1778« (das. 1796).
(Krka),
Fluß in
Dalmatien, entspringt am
Dinara, fließt in südwestlicher
Richtung in einem tief in den Karstboden
eingeschnittenen
Bett,
[* 9] nimmt die Cikola auf, bildet mehrere
Wasserfälle, namentlich bei Kistanje und oberhalb Scardona, fließt
dann fast ohne
Gefälle weiter und mündet nach 55 km langem
Lauf bei
Sebenico in das
Adriatische Meer.
Karl, ungar.
Publizist, Redner und Gelehrter, geb. zu Szentgál im
VeszprimerKomitat, studierte
in
Pápa,
Preßburg
[* 10] u.
Halle,
[* 11] bis die Ereignisse von 1848 ihn in die
Heimat zurückriefen. Hier diente er der
Sache des Freiheitskampfes
als Nationalgardist und trat nach Beendigung der
Revolution die Professur der
Philosophie am reformierten
Kollegium in
Pápa an, die er bis 1865 bekleidete. Inzwischen hatte er 1859 den 1.
Band
[* 12] seiner »Világtörténelem«
(»Weltgeschichte«)
veröffentlicht und wurde infolgedessen zum Mitglied der ungarischen
Akademie gewählt.
erschienen. 1865 ward
er im Enyinger
Bezirk
(Veszprim) zum Reichstagsabgeordneten gewählt und zählte zu den eifrigsten und
tüchtigsten Mitgliedern
der Deákpartei. Er zeichnete sich als bedeutender Redner aus und wurde wegen seiner Thätigkeit und
Vielseitigkeit bei den meisten Kommissionsarbeiten in Anspruch genommen. Nach dem
Schluß des
Reichstags (1868) wurde er zum
Staatssekretär im Landesverteidigungsministerium ernannt. 1870 wurde er Finanzminister, nahm aber 1873 seine Entlassung.
Seit 1874 bekleidet Kerkápoly die Professur der
Staatswissenschaften an derPesterUniversität.
(Karlenah), zu
Tunis
[* 14] gehörige Inselgruppe, im
Golf von
Gabes
(KleineSyrte), östlich von Sfax, besteht aus den
Inseln Charki und Gharbe und einigen kleinern und wird von 3000
Fischern und Ackerbauern bewohnt.
in der Heraklessage diebische
Kobolde, die den Wanderern auflauerten. Meist werden ihrer zwei genannt
und an den
Thermopylen lokalisiert. Sie verachteten die Warnung ihrer
Mutter Theia, sich vor dem Mann »mit dem schwarzen Hintern«
zu hüten, und wurden daher von
Herakles,
[* 15] der als solcher kam, überwältigt, aber wieder laufen gelassen.
Schon ein
Homerisches
nach ihnen genanntes Scherzgedicht hatte von diesen
Vagabunden gesungen, und ein
Relief des ältesten
Tempels
von Selinunt zeigt sie von
Herakles an der
Keule aufgehängt und getragen. Aus
Kleinasien, wo wirkliche Individuen dieser Art
auf den großen
Märkten zu finden waren, wurden sie nach
Athen
[* 16] auf die
Bühne verpflanzt und dort zu humoristischen
Typen verschmitzter
Diebe, wie die griechische
Komödie sie liebte. Die Kerkopen gehören recht eigentlich zur Märchenpoesie der
Griechen.
Hauptstadt eines
Liwas im türk.
WilajetMosul, südöstlich von
Mosul, um einen künstlichen
Hügel herumgebaut,
der ehedem ein jetzt zu einem eignen Stadtteil umgebautes
Schloß trug, und auf dem eine
Moschee (früher
christliche Kirche) steht mit dem vermeintlichen
Grab des
ProphetenDaniel, zu dem die
Juden am Pfingstfest wallfahrten, hat etwa
15,000 Einw. (mohammedanische
Kurden) und ist Hauptmarkt für die Erzeugnisse des südlichen
Kurdistan.
(Alkermes, Kermeskörner, unechte Kochenille, Grana Kermes), die getrockneten Weibchen der Kermesschildlaus (CoccusilicisFabr.), welche auf der Stecheiche (QuercuscocciferaL.) lebt. Die Tierchen saugen sich im März an den Stengeln der Eiche fest
und erleiden in diesem Zustand die Begattung. Es entwickeln sich dann die mit einem roten Saft gefüllten
1800-2600 Eier,
[* 25] und Ende Mai findet man diese unter der toten Hülle der bald nach dem Legen zu Grunde gegangenen Mutter. Um diese
Zeit wird der Kermes gesammelt, mit Essig besprengt und getrocknet; er bildet erbsengroße, runde oder zusammengefallene, braune,
glatte, glänzende, durch die Anheftungsstelle genabelte Körner und gibt zerrieben ein rotes Pulver. Kermes enthält
denselben Farbstoff wie die Kochenille (Karminsäure), hat aber nur 1/12 des Färbevermögens der letztern; er färbt auch weniger
schön, aber echter.
Den besten Kermes liefert die Provence, geringere SortenSpanien,
[* 26] Italien,
[* 27] Griechenland,
[* 28] der Orient, Algerien und Marokko. Kermes war schon
den Alten bekannt, man bediente sich desselben als erstes Farbebad für die Stoffe, welche in Purpur gefärbt
werden sollten. Als die Kunst, tyrischen Purpur zu färben, verloren gegangen war, wurde ein wichtiger Ausfuhrartikel für
mehrere südliche Länder. Auch im Mittelalter wurde er sehr geschätzt, seit Einführung der Kochenille aber ist er mehr und
mehr zurückgedrängt. Man benutzt ihn noch zum Färben von Konditorwaren, Wein, Likör etc. Zum Färben
der türkischen Fes, welche namentlich Frankreich nach der Türkei
[* 29] liefert, dient ein Gemisch von Krapp und Kermes.
im gewöhnlichen Sprachgebrauch zunächst der oder die härtern Teile im Innern weicher
Früchte;
in der Botanik verschiedenartige Teile, insofern sie im Innern eines Organs sich befinden und durch härtere, dichtere
Beschaffenheit oder wohl auch nur durch abgegrenzte Umrisse von den umgebenden Teilen sich unterscheiden lassen, nämlich:
an den Steinfrüchten der Steinkern (s. Frucht), an den Samenknospen der von den Integumenten umgebene Eikern,
Nucleus (s. Samenknospe), am Holzkörper der dikotyledonen Bäume und Sträucher das Kernholz (s. Holz),
[* 30] an der Zelle
[* 31] der Zellkern,
Nucleus (s. Zelle). - In der Gießerei
[* 32] (s. d.) heißt Kern derjenige massive Teil der hohlen Gießformen,
der beim Gießen
[* 33] bewirkt, daß sich ihm entsprechend eine Höhlung bildet, und der dem Mantel entgegengesetzt
ist. - In der Pferdekunde heißt Kern oder Kunde (auch Marke, Bohne, Kennung) die dunkelbraune Vertiefung auf der Reibefläche
der Schneidezähne, die als Alterszeichen wohl von gewissem Wert, aber von keiner maßgebenden Bedeutung ist (s.
Zähne).
[* 34] Falsche
[* 35] Kunde (Kontermarke), der dunkle Fleck, der zur Täuschung, resp. Nachahmung der natürlichen
Kunde mittels roher Schwefelsäure
[* 36] in die Reibefläche der Schneidezähne eingeätzt wird. - In der Weidmannssprache heißt
Kern das getrocknete Fleisch von nicht jagdbaren Tieren, besonders von Pferden und Rindvieh, das, in Riemen geschnitten, zur Hundefütterung
verwendet wird.
Seine Hauptwerke sind neben zahlreichen kleinern Beiträgen in holländischen und andern gelehrten Zeitschriften: »Handleiding
bij het onderwijs der nederlandsche taal« (eine nach GrimmsGrundsätzen bearbeitete niederländische Schulgrammatik, 7. Aufl.,
Amsterd. 1884);
eine holländische Übersetzung der »Sakuntalâ« (1862);
die Textausgabe von »Brihat-Sanhitâ«,
einem astrologischen Werk des Inders Varâha Mihira, in der »Bibliotheca indica« (7. Teil 1865),
und eine englische Übersetzung des Werkes im Journal der Royal Asiatic Society zu London (1869 ff.);
ferner Text und deutsche
Übersetzung der »Yoga yâtrâ« des Varâha Mihira in Webers »IndischenStudien«, Bd. 10 u. 14 (1867
u. 1876);
»Kawistudien«, den Text der zwei ersten
Gesänge des altjavanischen Gedichts »Arjuna-wiwâha« enthaltend, nebst
Übersetzung und Erklärung (das. 1871);
»Aryabhatîya, a manual of astronomy« (Leid. 1874);
»Wrttasanc'aya«, ein altjavanisches
Gedicht über Prosodie, in Kawitext mit holländischer Übersetzung (das. 1875);
»Eene indische sage in javaansch gewand«
(Amsterd. 1876);
»Geschiedenis van het Buddhisme in Indie« (Haarl. 1881-83; deutsch von Jacobi, Leipz. 1882-84);
eine englische
Übersetzung des buddhistischen religiösen Buches »Saddharma Pundarika« (Oxf. 1884)
und »De Fidji taal vergeleken met hare verwanten in Indonesie enPolynesie« (Amsterd. 1886).
(CoccothraustesBriss.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel,
[* 56] der Familie der Finken
(Fringillidae) und der Unterfamilie der eigentlichen Finken (Fringillinae), kräftig gebaute Tiere mit sehr großem, dickem,
am Grund sehr breitem Schnabel, bis zur Spitze leicht gekrümmter Schnabelfirste, breiten Flügeln, unter deren Schwingen die
dritte am längsten ist, und deren hintere vor dem stumpfen Ende auf der Außenfahne hakig ausgeschweift
ist, kurzen, kräftigen, mit mittellangen, scharfspitzigen Krallen bewehrten Füßen und kurzem, gabeligem Schwanz.
Der Kirschkernbeißer (Kirschfink, Stein-, Nuß-, Bollenbeißer, Finkenkönig, C. vulgarisBriss.), 18 cm lang, 31 cm breit, dickleibig,
auf dem Vorderkopf graugelb, auf dem Hinterkopf braungelb, auf dem Rücken braun, auf der Unterseite graubraun,
am Bauch
[* 57] grauweiß, an der Kehle schwarz; die Flügel haben einen weißlichen Fleck auf der Mitte, der Schnabel ist im Frühling
blaugrau, im Herbst horngelb, der Augenstern graurot, die Füße sind hellrötlich. Er findet sich im gemäßigten Europa
[* 58] und
Asien,
[* 59] bei uns von März bis November, wandert bis Algerien und Marokko, während nördlich wohnende auch
in Deutschland
[* 60] überwintern, liebt bergigen Laubwald, Kirschgärten und Feldhölzer, ist etwas plump und träge, fliegt
schwerfällig, aber schnell und ist sehr vorsichtig und listig. Er nährt sich besonders von den Kernen der Weiß- und Rotbuchen,
der Kirschen und Vogelbeeren, aber auch von Kornsämereien (in Gemüsegärten), Knospen,
[* 61] Käfern, Larven
etc. und ist sehr gefräßig. Er nistet im Mai und oft noch Anfang Juli auf schwachen Zweigen und legt 3-5 aschgraue, braun
gefleckte und gestrichelte Eier. Nach der Brutzeit streicht er mit seinen Jungen im Land umher. Der Gesang ist nicht viel wert;
auch richtet der Vogel in Kirschpflanzungen, auf Erbsenbeeten etc. oft erheblichen Schaden an. In der Gefangenschaft
wird er sehr zahm, ist aber langweilig, zänkisch und beißt tüchtig.
(engl. Kernes), irische Bauern, die ehedem mit Schwert und Speer (später auch mit Feuergewehr) als leichtes Fußvolk
dienten, im Gegensatz zu den Galloglassen (Galloglasses), dem mit furchtbaren Schlachtbeilen bewaffneten
schweren Fußvolk.
Tendenzen Bonapartes durchschaut hatte (Ende 1801). Von 1803 bis 1812 wirkte er in Hamburg als Arzt. Gram über die Napoleonische
Zwingherrschaft und übergroße Anstrengung in der opfermutigen Ausübung seines Berufs beschleunigten sein Lebensende. Er
starb
»Eine Erscheinung aus dem Nachtgebiet der Natur« (Stuttg. 1836) und »Nachricht
von dem Vorkommen des Besessenseins« (das. 1836) zur ernsthaften Behauptung des Hereinragens
der Geisterwelt in die irdische. Daß Kerner übrigens auch Momente hatte, wo er von dem ihn sonst beherrschenden Hang zum Dämonismus
frei war und mit dem dämonistischen Spuk, unter dessen Einfluß seine Phantasie für gewöhnlich stand, selbst Spott
treiben konnte, beweist sein wunderliches Drama »Der Bärenhäuter im Salzbade« (Stuttg. 1837), das nur als Persiflage des ganzen
Geisterkrams, von dem seine Phantasie erfüllt war, verständlich wird.
Fast ganz erblindet, legte Kerner 1851 Amt und Praxis nieder. König Ludwig I. von Bayern
[* 72] hatte dem Dichter einen
kleinen Jahrgehalt
ausgesetzt, dem König Wilhelm vonWürttemberg 1853 noch eine Summe zulegte; er wurde zum Ritter des Ordens
der württembergischen Krone sowie zum Mitglied des bayrischen Maximiliansordens ernannt und erhielt, als er 1858 sein 50jähriges
Doktorjubiläum feierte, von nah und fern zahllose Beweise von Hochschätzung und Verehrung. Die Schule des Dichters Kerner wie
die Uhlands war das Studium der Volkslieder, und Kerner traf den volksmäßigen Liederton in einer Weise, daß selbst Kenner, wie
Arnim und Brentano, ein Kernersches Lied für ein Volkslied nahmen.
Während aber Uhland klar und plastisch ist, waltet bei Kerner mehr das Phantastische und die Versenkung in dunklere Empfindungen
vor. Seine Muse zeigt sich am eigentümlichsten da, wo sie das gegebene Menschliche verflüchtigt und
im Dufte der Sehnsucht in das Unendliche aufsteigen läßt; daher ist der Grund seiner Poesie wehmütiger und ernster als im
Volkslied. Übrigens tragen alle seine Lieder den wahrhaften Charakter des Liedes: sie sind schlagend, kurz, voll
Seele und überraschender, zuweilen freilich seltsamer Bilder.
Die Romanzen suchen das Schaurige, Geisterhafte. Seine Dichtungen in ungebundener Rede und in dramatischer Form haben einen
hier und da auch in den Gedichten vorklingenden kernigen Humor und mitunter scharfen Witz. Eine Sammlung seiner »Gedichte«
erschien zuerst 1826 (5. verm. Aufl. u. d. T.:
»Lyrische Gedichte«, Stuttg. 1854),
seine »Dichtungen«, welche auch die »Reiseschatten«, den »Bärenhäuter«
u. a. in Prosa enthalten, 1834 (3. vermehrte Aufl., das. 1841, 2 Bde.).
Eine anmutige Schilderung von Kerners Jugendjahren enthält sein »Bilderbuch aus
meiner Knabenzeit« (Braunschw. 1849; 2. Abdruck, Stuttg. 1886). Auch gab Kerner »Gedichte
von JohannLämmerer, einemWeber in Gschwend« (Gmünd
[* 73] 1820) heraus. 1853 veröffentlichte er noch eine Schrift:
»Die somnambulen Tische«. Mit dem »Letzten Blütenstrauß« (Stuttg. 1852) nahm der Dichter von der PoesieAbschied, doch folgte
noch 1859 eine neue Sammlung lyrischer Gedichte unter dem Titel: »Winterblüten«.
Seine »Ausgewählten poetischen Werke« erschienen in 2 Bänden (Stuttg. 1878). Er starb in
Weinsberg.
du Prel, J. Kerner und die Seherin von Prevorst (Leipz. 1886).
Sein Sohn Theobald Kerner, geb. zu Gaildorf, praktischer Arzt in Weinsberg, hat sich ebenfalls als lyrischer (auch politischer)
Dichter und talentvoller Erzähler sowie durch magnetische Kuren, in denen er eine Theorie seines Vaters
praktisch anzuwenden versuchte, bekannt gemacht. Er veröffentlichte: »Gedichte« (Jena
[* 76] 1845 u. Stuttg. 1852);
ernannt. Von hier aus bereiste er das botanisch bis dahin fast ganz unbekannte Hochgebirge an der Grenze von Ungarn und Siebenbürgen,
den Bakonyer Wald und sehr oft die Theißniederung. Die Ergebnisse dieser Exkursionen sind teils in seinem »Pflanzenleben der
Donauländer« (Innsbr. 1863),
teils in dem Werk »Vegetationsverhältnisse des mittlern und
östlichen Ungarn und Siebenbürgen« (das. 1875, Lief. 1 u.
2) niedergelegt. 1860 erhielt Kerner die Professur der Naturgeschichte an der UniversitätInnsbruck. Hier gestaltete er die Alpenpflanzenanlage
zu einer Sehenswürdigkeit, legte kleine Versuchsgärten in der alpinen Region an und bestimmte weit über 1000 Baumgrenzen
durch barometrische Messungen. Auch bemühte er sich um die Verbesserung der Alpenwirtschaft und gründete
auf dem Blaser eine kleine Versuchsstation für diesen Zweck. Seine Schrift über die Kultur der Alpenpflanzen (Innsbr. 1864) trug
viel zur Verbreitung dieser Liebhaberei bei. 1877 in den Ritterstand erhoben, folgte er 1878 einem Ruf als Professor der Botanik
und Direktor des botanischen Gartens und Museums an der WienerUniversität. Hier gestaltete er den botanischen
Garten
[* 79] dem Plan entsprechend um, welchen er in seiner Schrift »Die botanischen Gärten, ihre Aufgabe in der Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft« (Innsbr. 1874) entwickelt hatte. Er schrieb noch unter anderm: »Flora der Bauerngärten in Deutschland« (»Verhandlungen
der Zoologisch-botanischen Gesellschaft« 1855);
»Studien
über die obern Grenzen
[* 80] der Holzpflanzen in den Österreichischen Alpen«
[* 81] (7 Abhandlungen in der »Österreichischen Revue« 1863-67);
ein bei kupferarmen Schwefelkiesen derartig geleitetes Röstverfahren, daß sich der Kupfergehalt im Innern,
im Kern der gerösteten Stücke, an Schwefel gebunden, angereichert hat, während die Hülle aus sehr kupferarmen
Oxyden und Sulfaten besteht (s. Rösten).
Höhe, der höchste Punkt auf der ostpreußischen Seenplatte (313 m hoch), liegt in einer kahlen Hügelgruppe,
etwa 15 km südlich von Osterode
[* 86] und dem Drewenzsee.
veraltete Methode des Aderlassens am harten Gaumen der Pferde.
[* 87] In Wirklichkeit kommt die
Geschwulst (Froschgeschwulst) an dem zweiten oder dritten Querwulst des Gaumens, gegen welche diese Blutentleerung vorgenommen
wurde, nicht vor.
Der Appetitmangel, der irrtümlich auf die vermeintliche Abnormität bezogen wurde, beruht auf andern Ursachen,
vorzugsweise auf einer mangelhaften Verdauung.
Wird beim Kernstechen die Gaumenarterie verletzt, so ist die Applikation eines Verbandes
zur Blutstillung erforderlich.
ein meist in der Kehle detachierter Festungswerke liegendes kasemattiertes und bombensicher eingedecktes
Werk, das nach Verlust der äußern Umfassung selbständig Widerstand leisten soll. Im neupreußischen System legte man ein
in Hufeisenform, meist in zwei Etagen, in die Mitte der Fronte. Vgl. Festung,
[* 88] S. 183.
(Gero), um 750Mönch von St. Gallen, dem eine althochdeutsche Interlinearversion der Benediktinerregel (hrsg. in
Hattemers »Denkmalen des Mittelalters«, Bd. 1, St. Gallen 1844) sowie eine altdeutsche Übersetzung des apostolischen Glaubensbekenntnisses
und das sogen. »Glossarium Keronis« (abgedruckt
bei Hattemer) ohne Grund zugeschrieben werden.
(spr. kerpelj),Anton Kerpely, Ritter von Krassai, Metallurg, geb. zu Arad in Ungarn, arbeitete seit 1856 bei
derBerg- und Hüttenverwaltung in Dognatska, wurde 1857 Sekretär bei der k. k. Staatseisenbahngesellschaft und nach Wien versetzt, 1858 aber
auf die Bergakademie in Schemnitz geschickt und 1862 als Ingenieur auf dem Eisenwerk Anina im Banat angestellt. 1864 kam
er als Chemiker auf die der Gesellschaft ebenfalls gehörende Paraffinfabrik zu Orawitza, ging aber schon im folgenden Jahr
als Ingenieur zu der Direktion des KronstädterBergbau- und Hüttenvereins-Komplexes nach Ruszkberg und baute eine Eisenwerksanlage
in der Nähe von Ruszkberg, die er bis Herbst 1867 leitete. 1867 ging er als Verwaltungsadjunkt in den
Rhonitzer Eisenwerksdistrikt und 1868 als Professor der Metallurgie nach Schemnitz, 1872 wurde er zum Bergrat ernannt und 1875 in
den Ritterstand erhoben. 1869 machte Kerpely eine Studienreise durch Belgien,
[* 90] Deutschland und Frankreich, und 1870 besuchte
er die Eisenwerke Ungarns und Siebenbürgens, worüber er »Das Eisenhüttenwesen in Ungarn, sein Zustand und seine Zukunft«
(1872) veröffentlichte.
Auf seine Veranlassung wurde an der SchemnitzerAkademie eine Lehrabteilung ausschließlich für Eisenhüttenwesen eingerichtet.
Er schrieb: »Handbuch über Anlage und Einrichtung der Eisenhütten« (Leipz. 1873-84);
Seit 1865 gibt er die »Berichte über den Fortschritt der Eisenhüttentechnik« (Leipz.) heraus, auch redigiert er eine ungarische
hüttenmännische Zeitung.
¶
Grafschaft in der irischen ProvinzMunster, reicht vom Ästuar des Shannon bis zum KenmareRiver und umfaßt 4799 qkm
(87,1 QM.) mit 1851: 238,254, 1881: 201,039 Einw.
(wovon 96,6 Proz. katholisch). Noch 49,4 Proz. der Bevölkerung
[* 96] sind der irischen Sprache mächtig. Kerry ist
die rauheste, aber an Naturschönheiten reichste Provinz von ganz Irland. Die Baien von Tralee, Dingle und Kenmare schneiden tief
in das Land ein und bilden von Bergen
[* 97] erfüllte Halbinseln. Zwischen den beiden ersten erstreckt sich die Halbinsel Corkaguiney,
auf der sich im O. der Berg Baurtregaum zu 852 m, im NW. der MountBrandon zu 953 m erheben; der westlichste
Punkt derselben ist Dunmore Head, vor dem die Inselgruppe der Blaskets liegt. Im östlichen Teil der zwischen der Dingle- und
der Kenmarebai liegenden Halbinsel erheben sich die Mac Gillicuddy's Reeks, das höchste GebirgeIrlands, mit dem 1041 m hohen
Carrantuo Hill, und am Ostfuß der Reeks liegen die herrlichen Seen von Killarney, der obere ganz von Gebirgen eingeschlossen,
der untere mit steilem West-, aber flachem Ostufer.
Der FlußLaune verbindet die Seen mit der Dinglebai. Südlich von Killarney steht der 840 m hohe Mangerton und nordöstlich
davon, nahe der GrenzeCorks, die 691 m hohen Paps. Der Nordostteil von Kerry ist ein Hügelland mit wenigen
breiten Thalebenen. Der Ackerbau liegt danieder, nur die Viehzucht und
[* 98] Milchwirtschaft sind von einiger Bedeutung. Von der ganzen
Oberfläche sind etwa 14 Proz. Ackerland, 48 Proz. Weiden, 1,5 Proz. Wald und 2,7 Proz. Gewässer. Der
Viehstand bestand 1881 aus 209,739 Rindern, 82,929 Schafen, 46,630 Schweinen und 15,373 Pferden. An Mineralien
[* 99] gewinnt man sehr
schöne Schiefer und Fliesensteine; Kupfer,
[* 100] Blei
[* 101] und Eisenerze kommen vor. Der Fischfang beschäftigt 480 Boote. Der Gewerbfleiß
ist unbedeutend. Der Handel bringt Butter, Käse, gesalzenes Fleisch und Schlachtvieh zur Ausfuhr. Hauptstadt
ist Tralee.
(Kersanton), dunkles, feinkörniges, bisweilen sehr zähes Gestein, ein Glimmerdivrit, besteht aus Plagioklas
und Magnesiaglimmer und enthält außerdem Augit,
[* 102] Hornblende,
[* 103] Calcit, Erzkörnchen etc. Er bildet meist schmale, weithin ziehende,
eruptive Gänge in den kristallinischen Schiefern des Erzgebirges, im Oberharz, in Nassau, in den Vogesen, der Bretagne, im niederösterreichischen
Waldviertel, in Asturien etc. und wird zu
mancherlei Bauzwecken benutzt.
(engl., spr. -si,Kirsey), halbtuchartiger, geköperter, stark gewalkter Flanell, der weiß und gefärbt, in
sehr verschiedener Feinheit, wie das feine Tuch zugerichtet und bearbeitet ist, und bei dem der Köper durch den dazu genommenen
starken Einschlag bedeckt wird.
(spr. kertbenj, eigentlich Benkert), KarlMaria, deutsch-ungar. Schriftsteller, geb. zu Wien, erlernte
in Pest den Buchhandel, ging dann zum Militär, verließ dieses aber 1843 wieder und lebte seit 1845, mit litterarischen Arbeiten
beschäftigt, in verschiedenen Städten des In- und Auslandes, bis er sich schließlich in Berlin niederließ.
Seit 1874 unheilbar krank, starb er in Budapest.
[* 104] Kertbeny hat sich besonders durch seine Übersetzungen ungarischer Dichter,
namentlich Petöfis, Aranys, Vörösmartys und Jókais, verdient gemacht. Außerdem veröffentlichte er historisch-politische
und litterargeschichtliche Skizzen, wie: »Silhouetten und Reliquien« (Prag
[* 105] 1861-63, 2 Bde.),
(Kertsch-Jenikale), Hafenstadt im russ. GouvernementTaurien, auf der Ostküste der HalbinselKrim,
[* 107] an der Straße von
Kertsch (auch Straße von Jenikale, bei den Alten Kimmerischer Bosporus genannt), die 42 km lang und 4-40 km breit
ist, aber zum Teil nur 4,2 m Tiefe hat, so daß zur Durchfahrt die Schiffe gelichtet werden müssen. Die Stadt, am Fuß des
steilen Mithridatesbergs amphitheatralisch in Halbmondform gelegen, mit Festung, 4 Kirchen, einem berühmten Museum für Altertümer
etc., wurde im Krimkrieg (11.-14. Juni 1855) von den verbündeten Westmächten eingenommen und dem Erdboden
gleich gemacht.
Ausgeführt werden besonders Weizen, Gerste,
[* 110] Leinsaat, Leder, Fische,
[* 111] Kaviar, im ganzen 1885 für 1,654,127 Rub.; die Einfuhr ist
sehr unbedeutend (25,736 Rub.), namentlich Holz und Tischlerarbeiten, Früchte und Öl. Kertsch ist auch Station der Dampfer von der
LinieOdessa-Krim-Asow und der Sitz eines deutschen Konsuls. Gegen 4 km südlich von der Stadt liegt die
gleichnamige starke Festung, 85 m ü. M., bestimmt, die Durchfahrt ins Asowsche Meer zu hindern. Die 3 km lange Linie der Befestigungen
ist so gebaut, daß auf jeden Punkt ein starkes Kreuzfeuer konzentriert werden kann. Die Garnison ist in bombenfesten Gebäuden
untergebracht. Von der Landseite ist die ganze Festung durch einen hohen Wall verdeckt. - An der Stelle
von Kertsch lag im Altertum die Stadt Bosporos oder Pantikapäon, später die Hauptstadt des bosporanischen, dann des pontischen
Reichs unter Mithridates und Pharnakes. Im Mittelalter gehörte die Stadt den Genuesen (bis 1475),
¶