Auch besorgte er eine Bearbeitung des Mohsschen Mineralsystems
(Wien 1853) und gab Ȇbersichten der
Resultate mineralogischer Forschungen von 1844 bis 1849«
(Wien 1852, dann
Leipzig,
[* 9] fortgesetzt
bis 1865),
ein Totenmal, das nur zur
Erinnerung an den Abgeschiedenen errichtet
war, ohne seine Überreste zu erhalten. Die ersten Kenotaphien waren einfache
Grabmäler zum Andenken
an solche, deren Gebeine nicht aufgefunden werden konnten; der fromme
Glaube gebot, die
Manen wenigstens durch diese
Fiktion
zu sühnen. Bei der
Weihe eines solchen
Mals wurde der Verstorbene dreimal mit
Namen gerufen und eingeladen, in dem leeren
Grab
seine
Wohnung zu nehmen. Dasselbe geschah auch, wenn ein geehrter
Toter fern von der
Heimat begraben lag.
In einem solchen
Fall errichteten ihm die
Angehörigen oder Mitbürger der Vaterstadt ein bisweilen sehr prachtvolles Ehrenmal.
Kenotaphion nannte man auch die Grabstätte, welche man für sich und die Seinigen bei Lebzeiten erbauen und einrichten
ließ.
und
Kryptiker (griech.), Parteinamen der
Gießener und
Tübinger Theologen in den christologischen Streitigkeiten
zu Anfang des 17. Jahrh., da die erstern, Balthasar
Menzer an der
Spitze, die
Ansicht aufstellten,
Christus habe sich während
seines Erdenlebens der göttlichen
Eigenschaften völlig entäußert (Kenosis), die letztern hingegen, namentlich
LukasOsiander,
behaupteten, er habe sie zwar besessen, aber verhüllt (Krypsis) und keinen
Gebrauch von ihnen gemacht.
fashionabler Stadtteil im
WestenLondons, mit königlichem
Schloß, großartigem
Gewerbemuseum (s. unten),
der Alberthalle, dem
Garten
[* 13] der Gartenbaugesellschaft, dem naturgeschichtlichen
Museum und zahlreichen
stattlichen Privathäusern.
Der Wahlbezirk Kensington zählt (1881) 163,151 Einw.
Die
Geschlechter sind streng getrennt. Der
Kursus ist fünfmonatlich und beginnt mit 1. März und 1. Okt. Die
Prüfungen erstrecken sich auf fünf Abteilungen nach den besondern Unterrichtsgegenständen. Diejenigen Zöglinge, welche
mit glücklichem Erfolg die verschiedenen
Klassen absolvieren und dabei die Auszeichnung zweijähriger Stipendien genossen
haben, sind bei dem
Austritt aus der
Kunstschule berechtigt, in jeder beliebigen
Kunstschule des
Königreichs als
Lehrer einzutreten.
Neben diesen
Normalschulen bestehen in denselben
Räumen des
Museums Unterrichtsschulen für
Dilettanten,
wo für den
Eintritt die Erlangung des zweiten
Grades im Freihandzeichnen schon genügt. 800-900
Schüler besuchen gleichzeitig
diese
Klassen, und mehr als die Hälfte davon gehört dem weiblichen
Geschlecht an. Der Betrag der Unterrichtskosten ist verschieden,
je nach dem
Umfang der erteilten
Anweisung. Im
Lauf eines
Semesters bezifferte sich derselbe aus mehr als
60,000 Mk. Die jährlichen
Ausgaben für die Kunstbibliothek des
Museums betragen 42,000 Mk., für den Ankauf von Kunstwerken
123,000 Mk., für die
Nachbildung von Kunstwerken 32,000 Mk., für den Ankauf von
Ölgemälden und Aquarellen der englischen
Schule 22,000 Mk., für
Photographien und Kupferstiche 11,000 Mk. Das
Museum besitzt etwa 700
Ölgemälde und 1500 Aquarelle
von
Meistern der englischen
Schule. Dieselben sind nicht in erster
Linie dazu bestimmt, dem Museumbesucher zur Belehrung oder
Unterhaltung zu dienen, sondern man sendet diese
Bilder großenteils an die
Kunstschulen desLandes aus,
um sie daselbst als Unterrichtsmaterial benutzen zu lassen. Die Zahl solcher
Schulen im Land beträgt etwa 675 mit 45,000
Schülern. Von den zahlreichen
¶
mehr
Schätzen des Kunsthandwerks, welche im K. vereinigt sind, werden gleichfalls nach den verschiedenen Ausstellungen im Land
Gegenstände auf kürzere oder längere Zeit abgegeben.
Grafschaft in England, die Südostecke des Landes bildend, grenzt nördlich an Essex (durch die Themse davon geschieden)
und an die Nordsee, östlich an den Kanal
[* 15] von Dover,
[* 16] südlich an Sussex, westlich an Surrey und umfaßt 4028 qkm
(73,1 QM.) mit (1881) 977,706 Einw.
Der größte Teil der Grafschaft ist fruchtbares Hügelland. Die Kreidekette der nördlichen Downs tritt von Surrey her in das
Land und erstreckt sich (bis 196 m hoch) östlich bis nach Folkestone und Dover.
Eine zweite Hügelkette (Ragstone Range), aus Kreidemergel und Grünsand bestehend, läuft der ersten parallel. Zwischen beiden
liegt der fruchtbare Landstrich Holmsdale und südlich von ihnen der Weald (s. d.),
früher Wald, jetzt angebaut. An der Küste kommen ausgedehnte StreckenMarschland vor, besonders auf der Sheppeyinsel an der
Nordküste. Der bedeutendste Fluß ist die Themse, welche hier den Darent und den Ravensbourne aufnimmt;
nächst ihr der Medway, der einen geräumigen Hafen bildet, und der Stour.
Der Grand Military Canal umschließt die Romneymarsch (an der Südküste). Das Klima
[* 17] ist gesund, nur in den Marschländern kommen
Fieber vor. Alle Getreidearten gedeihen; Gemüsebau wird in der NäheLondons im ausgedehntesten Maß betrieben.
Außerdem erzeugt Kent Hopfen,
[* 18] Kirschen, Äpfel und andres Obst, Bohnen, Erbsen. Von der Oberfläche bestehen 36 Proz. aus Ackerland,
35,4 Proz. aus Wiesen, 8,3 Proz. aus Wald. Viehzucht
[* 19] wird besonders in den Marschgegenden betrieben. Man zählte 1885: 23,668
Ackerpferde, 76,707 Rinder,
[* 20] 1,019,847 Schafe
[* 21] und 63,929 Schweine.
[* 22] Die Grafschaft hat wichtige Papiermühlen,
Ziegelbrennereien, Zementwerke und Schiffswerften, die Industrie im allgemeinen aber ist gering. - Kent hieß das erste der angelsächsischen
Königreiche in England, das um 450 gegründet und 823 mit Mercia verbunden wurde. Das Land wird seit alten Zeiten in fünf Bezirke
(lathes) geteilt, deren jeder früher seinen eignen Gerichtshof hatte. Verschiedene Teile der Grafschaft
erfreuen sich auch noch jetzt gewisser Freiheiten und sind der Autorität der Grafschaftsbeamten nicht unterworfen. Diese sind:
Canterbury, Rochester, die Cinque Ports, die Romneymarsch und Maidstone. Letzteres ist Hauptstadt.
Vgl. Bevan, Handbook to the
county of K. (4. Aufl., Lond. 1882).
1) Edmund, Graf von, Sohn König Eduards I., ältester BruderEduards II., den er 1325, indem er sich mit der KöniginIsabella und andern Unzufriedenen verband, entthronen half. Als sich später die Königin und ihr BuhleMortimer durch Grausamkeit
und Übermut allgemein verhaßt machten, beteiligte sich Kent nebst seinem Bruder, dem Grafen von Norfolk,
und andern Großen an einer Verschwörung gegen dieselben, wurde aber 1330 verhaftet, des Hochverrats schuldig erklärt und 21. März hingerichtet.
Im J. 1465 wurde der Titel eines Grafen von Kent, 1706 eines Marquis und 1710 eines Herzogs von an die FamilieGrey
verliehen, bei welcher er bis 1740 verblieb.
(griech.), nach uralter Sage der Griechen ein roher, halb tierischer, in Wäldern und Gebirgen wohnender thessalischer
Volksstamm, rauhhaarig, voll wilder Begierde nach Wein und Frauen, wurde von den Lapithen befehdet und aus
seinen Wäldern und Bergen
[* 34] verdrängt. Pindar läßt diese von Göttern und Menschen gemiedenen Ungetüme von Ixion (s. d.) abstammen,
der den Kentauros, den Stammvater der Kentauren, mit einem der Hera
[* 35] ähnlichen Wolkengebilde (Nephele) zeugte. Auch nach Diodor waren
die Kentauren Söhne des Ixion von der Wolke und wurden auf dem Pelion von Nymphen erzogen, wo aus ihrem Umgang mit
Stuten die noch wildern Hippokentauren hervorgingen. Frühzeitig wurden sie als Menschen bis zum Nabel, von da abwärts
¶
mehr
als Pferde
[* 37] gedacht. SchonHomer erwähnte den durch ihre Trunkenheit und Lüsternheit entstandenen Kampf mit den Lapithen auf der
Hochzeit des Peirithoos (s. d.), der als der Kampf des zivilisierten Hellenentums gegen barbarische Unkultur aufgefaßt und
auch von andern Dichtern vielfach behandelt wurde, ebenso wie ihre Vertreibung vom Pelion, infolge deren
auch der weise Cheiron (s. d.) auswandern mußte. In der bildenden Kunst treten die Kentauren zuerst in einer noch unentwickelten
Zwitterbildung mit menschlichen Vorderbeinen, also in voller Menschengestalt, mit dem Anhängsel eines Pferdekörpers auf,
dann in der bekannten Form, welche auch die neuere Kunst beibehalten hat.
Beliebt waren Darstellungen des Heraklesabenteuers bei dem Kentauren Pholos (s. d.), vor allem aber der
erwähnte Kampf mit den Lapithen, bei welchem Theseus Vorkämpfer der letztern war. Diese Szene (Kentauromachie) bildet den Lieblingsstoff
der Tempelfriese und -Metopen (Theseion, Parthenon), ist aber auch in Gemälden (von Mikon, Zeuxis, auf Vasen)
[* 38] gern behandelt
worden. Statuarisch gibt ihn wieder die von Alkamenes entworfene, aber von elischen Lokalmeistern ausgeführte
Westgiebelgruppe des Zeustempels zu Olympia.
Die spätere Kunst verwendet die Kentauren im Gefolge des aus Indien im Triumphzug kommenden Dionysos,
[* 39] als den Wagen des Gottes ziehend
und Nymphen oder Eroten auf dem Rücken tragend. In dieser Auffassung ist die nicht erhaltene Gruppe des
Arkesilaos zu denken. Wir besitzen aber noch zwei in schwarzem Marmor ausgeführte Kentaurenstatuen von Aristeas und Papias
aus Aphrodisias in Karien (gefunden in der VillaHadrians bei Tivoli, jetzt im KapitolinischenMuseum), eine Gruppe, welche mehrfach
im Altertum kopiert worden ist (Wiederholungen im Vatikan,
[* 40] in Paris
[* 41] etc.). Der ältere, schwermütig resigniert
ausschauende Kentaur ist gefesselt und trägt einen kleinen Liebesgott auf dem Rücken (s. Abbildung), während der jüngere
in übermütiger Laune ein Schnippchen schlägt. Es ist ein leicht verständlicher, epigrammatischer Gedanke, den die neuere
Kunst (Thorwaldsen) in ähnlichen Darstellungen wieder aufgenommen hat. Was die Etymologie anlangt, so hat
der Name Kentauros, der oft als »Stierjäger« gedeutet wurde, mit dem »Stier« (tauros) höchst wahrscheinlich nichts zu thun,
sondern entspricht den indischen Gandharven, wieKuhn (»Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung«, Bd.
1) erkannt hat. Von Roscher (»Jahrbücher für Philologie«, 1872 u. 1874) werden die als Personifikationen wilder, von Waldgebirgen
niederströmender Bäche, von E. H. Meyer (»Indogermanische Mythen« I: Gandharven-Kentauren, Berl. 1883) als Winddämonen
gefaßt.
Kentia CanterburyanaBull., mit großen
gefiederten Blättern und ovalem Umriß, und Kentia Forsteriana Th. Moore
sind am häufigsten in Gewächshäusern zu finden.
(spr. -töcki, abgekürzt Ky. oder Kent.), einer der Unionsstaaten von Nordamerika,
[* 46] liegt zwischen 36° 30'-39°
6' nördl. Br. und zwischen 82° 2'-89° 40' westl. L. v. Gr.
und grenzt gegen S. an Tennessee, gegen O. an Virginia, gegen N., wo der Ohiofluß die Grenze bildet, an
Ohio, Indiana und Illinois und gegen W. an Missouri, von dem er durch den Mississippi getrennt wird. Im W. nehmen die sogen. Barrens,
d. h. unfruchtbare Strecken, eine bedeutende Oberfläche ein, gehen aber in den Flußthälern in ziemlich fruchtbares Gelände
über.
Ihnen schließt sich die sogen. blaue Grasregion an, welche den mittlern Teil des Staats einnimmt, eine der gesegnetsten Teile
Nordamerikas, berühmt durch seine schönen Frauen, schönen Pferde, seinen guten Tabak,
[* 47] seine prächtigen Waldungen und seinen
natürlichen Reichtum. IhrenNamen verdankt diese Region einem blauen Kalkstein, der hier die wellenförmigen
Hügel bildet. Endlich steigt das Land im O. zu wirklichen Bergen an, die indes eine Höhe von 800 m nicht zu überschreiten
scheinen.
Die Bewässerung ist ungemein günstig, und die Mehrzahl der Flüsse
[* 48] ist schiffbar. Der wichtigste unter allen, obgleich nur
Grenzfluß, ist der Ohio, in den sich sämtliche Flüsse des Landes ergießen, so namentlich der Fluß Kentucky, der
hier in den Cumberlandbergen entspringt und nach einem gewundenen Lauf durch ein malerisches Thal
[* 49] oberhalb Louisville in den
Ohio tritt. Der Green River gehört gleichfalls in seinem ganzen Lauf dem Staat an. Der Cumberland und der Tennessee durchfließen
den westlichen Teil des Staats, und beide sind noch über die Grenzen
[* 50] desselben hinaus für Dampfer schiffbar.
Der Mississippi bespült einen Teil der Westgrenze. Kentucky gehört ganz der großen Flözregion des Westens an. Die Schichten liegen
fast horizontal. Die Mitte bilden silurische und devonische Kalke, und im W. reicht das Kohlenbassin von Illinois
und Indiana in das Land hinein, aus welchem man die ausgezeichnete Brackenridgekohle gewinnt. Die Kohlenformation des Ostens
gehört dem großen appalachischen Becken von Virginia und Pennsylvanien an (s. unten); der Kalk derselben ist
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mehr
berühmt durch seine herrlichen versteinerten Korallen
[* 52] und durch seine Höhlen, von denen z. B. die Mammutshöhle (s. d.)
zu den merkwürdigsten der Welt gehört. In den Einsenkungen der Kalkregion finden sich flache, salzhaltige Sümpfe, sogen.
Saltlicks, die von Hirschen und Elentieren besucht werden wie ehedem von Büffeln und in der Vorzeit von
Mastodonten, Megalonyx, Pferden etc., deren Knochen
[* 53] noch in der Umgegend gefunden werden; eins der merkwürdigsten ist das Große
Knochenlick südwestlich von Cincinnati.
Das Klima von Kentucky ist im ganzen sehr gesund, die Winter sind feucht, doch mild; die mittlere Jahrestemperatur beträgt 10°
R., die Extreme sind 30° und -7,5,° so daß Rinder und Schafe meist das ganze Jahr hindurch im Freien bleiben.
Die angenehmsten Jahreszeiten
[* 54] sind Frühling und Herbst, wo das Wetter
[* 55] bei Südwestwinden schön und beständig, nur oft zu trocken
ist. Kentucky hat ein Areal von 104,632 qkm (1900,2 QM.) mit 1870: 1,321,011, 1880:
1,648,690 Bewohnern, worunter 271,451 Farbige und 59,512 Ausländer (30,413 Deutsche).
[* 56]
Die echten Kentuckyer, ursprünglich aus Virginia eingewandert, sind ein hochherziges, biederes Volk und haben sich in Zeiten,
wo dem Vaterland Gefahr drohte, stets als Männer bewiesen. Sie sind gastfrei und leidenschaftliche Jäger. Die öffentlichen
Schulen wurden 1884 von 238,440 Kindern besucht, doch können 22 Proz. der über 10 Jahre alten Weißen
und 70 Proz. der Schwarzen nicht schreiben. Die Negerkinder werden, wie auch sonst, in besondern Schulen unterrichtet. An höhern
Lehranstalten hat der Staat eine Universität nebst 14 Colleges mit (1884) 2017 Studenten.
Die Pferde und Rinder von Kentucky sind hoch geschätzt. 1880 zählte man 373,000 Pferde, 116,000 Maultiere, 844,200 Rinder, 1 Mill.
Schafe und 2,225,000 Schweine. Der Viehstand ist jetzt größer als zur Zeit der Sklavenarbeit, und auch die Produktion von
Tabak und Nährpflanzen (mit Ausnahme des Maises) hat zugenommen. Der Bergbau
[* 61] fördert Steinkohlen (1884:
1,550,000 Ton.), Eisenerze (1884: 45,052 T. Roheisen) und Blei
[* 62] (1880: 10,681 T.). Auch etwas Steinöl und Salz
[* 63] (aus Solen und den
oben genannten Saltlicks) werden gewonnen.
Nach derselben hat Wahlrecht jeder freie, weiße, 21 Jahre alte männliche Einwohner, der zwei Jahre im Staat, ein Jahr in der
County und 60 Tage in dem Wahldistrikt gewohnt hat, indem er stimmen will. Die exekutive Gewalt ist einem Gouverneur und einem
Vizegouverneur übertragen, welche
alle vier Jahre vom Volke gewählt werden. Der Gouverneur ist für die seiner Amtszeit zunächst
folgenden vier Jahre nicht wählbar. Dem Gouverneur stehen zwei administrative Beamte zur Seite: der Schatzmeister, welcher
durch das Volk alle zwei Jahre gewählt wird, und der Staatssekretär, welcher durch den Gouverneur ernannt
wird mit Zustimmung des Senats.
Die gesetzgebende Gewalt besteht aus einem Senat und einem Haus derRepräsentanten. Die Senatoren, 38 an der Zahl, werden von
den einzelnen Distrikten auf vier Jahre gewählt, die Repräsentanten, 100 an der Zahl, auf zwei Jahre. Sitzungen der gesetzgebenden
Körper werden jährlich gehalten, dürfen nicht über 60 Tage währen und nicht ohne zwei Drittel der
Stimmen aller Mitglieder jeder Abteilung stattfinden. Die Richter werden vom Volk auf 2-8 Jahre gewählt. Die Finanzen des Staats
sind von jeher gut verwaltet worden, und da Kentucky der Union treu blieb, ersparte es sich die Ausbeutung durch nordische Abenteurer.
Die Staatseinnahme war 1885: 3,233,364 Doll., die Staatsausgabe nur 2,825,150. Die Staatsschuld belief sich Juli 1885 auf 1,174,000
Doll., doch waren 711,346 Doll. bar in einem Amortisationsfonds vorhanden. Eingeteilt ist in 115 Counties und hat Frankfort
zur Hauptstadt.
Erst 1754 entdeckte man die Mündung des Flusses Kentucky, der dem Staate den Namen gab. Derselbe soll »blutiger
Fluß« bedeuten und an die Kämpfe erinnern, welche dort zwischen Indianern und Weißen stattfanden. Andre deuten ihn (Kän-tuck-ee)
als »Land des grünen Rohrs«, nach einer hohen schilfartigen Pflanze (Arundinaria macrosperma), welche statt Grases ungeheure
Strecken des Bodens bedeckte. Durch einen indischen Händler, JohnFinlay, auf die Fruchtbarkeit jener Gegend
aufmerksam gemacht, unternahm 1769 Oberst Boon eine Erforschung derselben; die Expedition wurde aber von den Indianern überfallen,
und Boon allein entkam dem Tod und verweilte bis 1771 gleich einem Einsiedler in der Wildnis. 1775 ließ er sich darauf mit
noch fünf andern Familien im heutigen Kentucky nieder.
Sie erbauten an dem Ufer des Flusses ein Fort, welchem sie denNamen Boonsborough gaben, und sahen die Niederlassung von Jahr
zu Jahr wachsen. 1777 bildete sie bereits einen eignen Kanton
[* 64] und 1782 einen DistriktVirginias. 1786 löste Kentucky den Verband
[* 65] mit
Virginia, die Trennung ward 1790 vom Kongreß anerkannt und 1792 als eigner Staat in die Union aufgenommen.
Die eingebornen Indianer wurden von 1778 bis 1830 größtenteils über den Mississippi und nach Süden gedrängt, den Zurückgebliebenen
kaufte man ihre Ländereien ab. Während des amerikanischen Bürgerkriegs blieb Kentucky der Union treu. Doch wurde es 1861 und 1862 zeitweise
von den Konföderierten besetzt, und die Bevölkerung
[* 66] war sowohl gegen die Aufhebung der Sklaverei als namentlich gegen die
Erteilung des Stimmrechts an die Neger. Der sogen. Kuklux-Clan (s. d.) trieb namentlich in Kentucky sein Unwesen. S.
Karte »Vereinigte Staaten«.
Stadt in Westgalizien, Bezirkshauptmannschaft Biala, an der Sola, mit Bezirksgericht, Reformatenkloster, Denkmal
des 1412 hier gebornen heil. Joh. Kantius, seiner Zeit berühmten Professors an der KrakauerUniversität, Tuchweberei, Gerberei
und (1880) 4925 Einw.
¶
(spr. kih-okük), Stadt im nordamerikan. StaatIowa, am Fuß der untern Stromschnellen (Lower rapids) des Mississippi,
der bis zu ihr für große Dampfer schiffbar ist, und an der Mündung des Des Moines, zum größten Teil auf hohen, steilen
Flußufern gelegen, ist gut gebaut, hat eine medizinische Schule, blühenden Handel, Maschinenbau und (1885)
13,151 Einw.
(Kephallenia, ital. Cefalonia), nächst Korfu
[* 70] die größte und wichtigste der Ionischen Inseln mit (1879)
68,321 Einw., liegt dem Golf von Paträ gegenüber, nur durch eine schmale Meerenge von Ithaka getrennt, südlich von Levkas und
nördlich von Zante, umfaßt 664 qkm (12,06 QMeilen) und bildet mit einigen anliegenden Inseln (darunter
Ithaka) einen griechischen Nomos von 815 qkm (14,43 QMeilen) Flächeninhalt und mit (1879)
80,957 Einw. Kephalonia wird von NW. nach SO. von dem Gebirge Elatovuni durchzogen, dessen höchster Punkt, der antike Ainos, 1620 m
Höhe erreicht.
Die Lage und Höhe des Gebirges verleiht dem Klima trotz der Milde, die es im allgemeinen charakterisiert,
viele rauhe Wetterstriche; besonders fallen im Herbst häufige und starke Regengüsse. Von den vielen Busen und Baien der Insel
sind die von Argostoli (16 km lang), Samos und Assos die größten. Flüsse hat Kephalonia nicht, doch mehrere gute
Quellen. Der Boden ist sehr fruchtbar; die vegetabilische Erde hat einen warmen Kalkstein (Hippuriten- oder Rudistenkalk) zur Unterlage,
so daß sie jedes Jahr eine doppelte Fruchternte abwirft.
Der Fleiß der Bewohner hat jedes brauchbare Fleckchen der Insel angebaut und die Abhänge durch Terrassen verbessert. Man
gewinnt viel Öl und Wein, weniger Getreide; Hauptprodukt aber für den lebhaften Export sind die Korinthen
(1885: 9,4 Mill. kg), welche besonders auf der Halbinsel von Lixuri gedeihen und zumeist nach den Niederlanden und Großbritannien
gehen. Außerdem wächst Mastix, Aloe und auch Manna. Ziegen- und Schafherden sind in ziemlicher Anzahl vorhanden.
Der Schiffsverkehr belief sich 1885 auf 571 einlaufende Schiffe
[* 71] mit 201,926 Ton. und 568 auslaufende mit 201,381 Ton. Die Einwohner
sind (bis auf 246 Ausländer) Griechen, vortreffliche Seeleute und Krieger. Finden sie keinen genügenden Erwerb, so gehen sie
zur Erntezeit nach Morea, von wo sie statt des Lohns gewöhnlich Getreide und andre Lebensmittel heimbringen.
Die Frauen bestellen das Feld, verfertigen Töpfe und Ölkrüge sowie Baumwollwaren und Teppiche aus rauhen Ziegenhaaren. Kephalonia ist
Sitz eines deutschen Konsuls.
Hauptstadt der Insel ist Argostoli (s. d.) am gleichnamigen Meerbusen. An demselben liegt Lixuri (s. d.) und an der Nordostküste
die alte Festung
[* 72] Assos. Aus der Glanzzeit der Insel im Altertum ist, wenige Mauertrümmer ausgenommen (wie
von dem berühmten Altar
[* 73] des Zeus
[* 74] Ainesios auf dem Elatovuni und von den vier unten genannten Städten), nichts auf uns gekommen.
In mythischer Zeit erscheint als von Lehnsfürsten unter des OdysseusOberhoheit beherrscht, später als Tetrapolis, d. h.
unter vier selbständige Städte
geteilt: im O. Pronnos und das herrliche Same (heute Ruinen Sami), von
wo aus die Taphier einst Schiffahrt und Seeräuberei trieben und üppige Jünglinge in dem Palast des Odysseus zur Freiwerberei
erschienen;
Das jetzige Kephalonia hieß in ältester Zeit Same oder Samos, später Kephallenia, die Einwohner Kephallener. Die bedeutendsten Städte
im Altertum waren Pale, Kranioi, Same und Pronoi. Zu einer bedeutenden Rolle erhob sich in der alten Geschichte nie. Im 5. Jahrh.
v. Chr. schloß es sich dem Athenischen Seebund, im 3. Jahrh. dem
Ätolischen Bund an. M. Fulvius unterwarf Kephalonia 189 den Römern, die es mit der römischen ProvinzEpirus vereinigten. Bei der Teilung
des römischen Reichs kam Kephalonia zum oströmischen Reich, befreite sich aber und stellte sich unter den Fürsten von Achaia. An
die Venezianer kam Kephalonia 1224 durch Gajo, den damaligen Herrn der Insel, als Geschenk. 1479 eroberten es die Türken und verpflanzten
die Einwohner nach Konstantinopel.
[* 76]
attischer Heros, Sohn des Hermes
[* 78] und der Herse oder des Deion und der Diomede, war der Gemahl der Prokris,
des attischen KönigsErechtheus Tochter, ward von Eos
[* 79] mit der Gabe, sich beliebig verwandeln zu können, beschenkt und benutzte
dieselbe, um die Treue seiner Gattin zu prüfen. Prokris bestand die Probe nicht, floh, verstoßen, nach
Kreta zur Artemis
[* 80] und erhielt von dieser oder von Minos einen Hund (Lailaps) und einen Jagdspeer, welchen beiden kein Wild entging.
Wieder mit ihrem Gemahl versöhnt, schenkte sie ihm jene Wundergaben. Später ein Liebesverhältnis desselben mit Eos vermutend,
schlich sie ihm auf der Jagd nach und wurde, da Kephalos aus dem Rauschen auf ein Wild schloß, von dem nie fehlenden Speer getötet.
Durch den Areopag zu ewiger Verbannung verurteilt, nahm an dem Zug
der Thebaner gegen die Teleboer teil, stiftete am Vorgebirge
Leukatas dem Apollon
[* 81] ein Heiligtum und stürzte sich zur Sühnung jenes Mordes vom Felsen.
der ältere, aus Athen,
[* 84] griech. Bildhauer der attischen Schule, um 400-370 v. Chr. blühend, wahrscheinlich
Vater und Lehrer des
¶
mehr
Praxiteles, schuf fast ausschließlich Götterbilder in Erz undMarmor und war vielleicht der erste, der die neun Musen
[* 86] künstlerisch
ausprägte. Von seiner Eirene (Friedensgöttin) mit dem jungen Plutos auf dem Arm findet sich eine treffliche (früher Leukothea
mit dem Bakchosknaben genannte) Marmorkopie in der Glyptothek zu München,
[* 87] die mit dem großartigen Stil
des Pheidias eine besondere Innigkeit verbindet (s. Tafel »Bildhauerkunst
[* 88] II«,
[* 89] Fig. 5). - Auch der Sohn des Praxiteles, Kephisodotos der
jüngere, war ein in Erz- und Marmorarbeiten bedeutender Künstler.
Der eine derselben (jetzt Sarantapotamo) kommt
vom Kithäron herab und mündet östlich bei Eleusis;
der andre (jetzt Podoniphti) entspringt auf dem
Pentelikon und Parnes und strömt durch die Pedias westlich bei Athen vorüber.
Ein dritter Kephisos (jetzt Mavronero) durchfließt
Phokis und Böotien und mündete in den Kopaissee, aus dem er durch unterirdische Abflüsse (Katabothren) seinen Ausgang fand.
Johannes, der Entdecker der Gesetze der Planetenbewegung, geb. zu Weil der Stadt
in Württemberg
[* 90] als Sprößling des herabgekommenen schwäbischen Adelsgeschlechts der Kappel, kam als schwächlicher Knabe
nach einer freudlosen, in Weil, Leonberg und Ellmendingen verlebten Jugendzeit 1584 auf die Klosterschule zu Adelberg, 1586 auf
die zu Maulbronn und, nachdem er 1588 die Würde eines Bakkalaureus erlangt, 1589 auf das Stift zu Tübingen,
[* 91] um Theologie zu studieren.
Von wesentlichem Einfluß auf sein späteres Leben war der Umstand, daß hier Mästlin sein Lehrer in der Astronomie
[* 92] wurde; von
ihm erhielt er die erste Kenntnis der Kopernikanischen Lehre.
[* 93] Nach vollendetem Studium nahm er 1594, da
seine vom orthodoxen Dogma abweichenden religiösen Ansichten ihn für den Kirchendienst in Württemberg untauglich machten,
die Stelle eines Landschaftsmathematikus der protestantischen Stände von Steiermark
[* 94] an, mit welcher das Lehramt für Mathematik
und Moral am Provinzialgymnasium in Graz
[* 95] verbunden war.
Während er hier durch das Eintreffen verschiedener Prophezeiungen, die er, nach der Sitte der Zeit, dem
von ihm veröffentlichen Kalender beigegeben, bei der großen Menge rasch in den Ruf eines ersten Astrologen kam, begründete
er gleichzeitig seinen wissenschaftlichen Ruf durch das 1596 unter dem Titel: »Prodromus dissertationum cosmographicarum, continens
mysterium cosmographicum de admirabili proportione coelestium orbium etc.«
veröffentlichte tiefsinnige Werk, in welchem er zuerst den während seines ganzen Lebens von ihm festgehaltenen Gedanken entwickelte,
daß in unserm Planetensystem
[* 96] ein bestimmter Organismus nachweisbar sein müsse.
Insbesondere suchte er hier mit Hilfe der regulären Körper (vgl. Polyeder)
[* 97] die Fragen zu beantworten, warum es nur die sechs
damals bekannten Planeten
[* 98] gebe und welchem Gesetz ihre Entfernungen folgen. Durch dieses Werk wurde Kepler mit
Tycho Brahe bekannt, und als nun durch die Aufhebung der Religionsfreiheit in Steiermark (1598) die Stellung Keplers in Graz eine
schwierige geworden, folgte er 1600 einer Einladung Brahes, der ihn als Gehilfen nach Prag rief. Doch haben
beide Männer nur kurze Zeit zusammengelebt, da Brahe schon starb und Kepler inzwischen zweimal nach Steiermark reisen
mußte.
Nach BrahesTod zum Mathematikus und Hofastronomen des KaisersRudolf II. ernannt, lag ihm vor allem die Berechnung neuer Planetentafeln
(der sogen. Rudolfinischen Tafeln) mit Benutzung
des reichen, von Brahe gesammelten Beobachtungsmaterials
ob. Die Lösung dieser Aufgabe verzögerte sich dadurch, daß Kepler zunächst über die Bewegung des PlanetenMars
[* 99] ins klare kommen
wollte; gerade diesen Planeten, dessen Bahn eine ziemlich bedeutende Exzentrizität besitzt, hatte Brahe sehr genau beobachtet,
und dadurch war in den Stand gesetzt, die Gesetze seiner Bewegung zu ermitteln.
Nach zahlreichen, außerordentlich mühsamen Versuchen fand er endlich die beiden ersten der nach ihm benannten Gesetze der
Planetenbewegung (s. Planeten), die er 1609 in seinem Hauptwerk »Astronomia nova seu Physica coelestis
tradita commentariis de motibus stellae Martis« (Prag) veröffentlichte. Zwei Jahre später erschien seine »Dioptrice«
(Augsb.), welche eine Theorie und mancherlei Verbesserungen des kurz vorher erfundenen Fernrohrs enthält.
Inzwischen gestalteten sich die äußern Verhältnisse Keplers sehr trübe: zu der Geldnot, in die er geraten, weil die kaiserliche
Kasse ihm seinen Gehalt nie regelmäßig auszahlen konnte, gesellte sich noch häusliches Elend, der Verlust von Frau und Kind,
endlich die Absetzung seines Gönners, des KaisersRudolf II., der 1611 seine Würden seinem BruderMatthias
abtreten mußte.
Unter diesen Umständen bot Kepler den oberösterreichischen Landständen seine Dienste
[* 100] an und siedelte 1612 nach Rudolfs II. Tod
nach Linz
[* 101] über, um an der dortigen Landschaftsschule Mathematik zu lehren, die Landkarte zu revidieren und
seine Planetentafeln zu vollenden. Bei allen diesen Arbeiten behielt er das Ziel, welches er sich in seinem »Mysterium cosmographicum«
gestellt, unverrückt vor Augen und suchte insbesondere eine Beziehung zwischen den Geschwindigkeiten oder Umlaufszeiten der
Planeten aufzufinden.
Die mannigfachsten Versuche wurden gemacht und selbst die harmonischen Verhältnisse nach Weise der Pythagoreer
mit herangezogen; so wollte Kepler gefunden haben, daß sich die Geschwindigkeiten im Aphel und Perihel beim Saturn und Jupiter
wie 4:5, beim Mars aber wie 2:3 verhalten, entsprechend den Schwingungszahlen bei der großen Terz und Quinte, und daraus schloß er
nun, daß jeder Planet in seiner Bahn ein musikalisches Intervall durchlaufe u. dgl. Endlich, im März 1618,
kam er auf das richtige Gesetz, und 15. Mai war dasselbe, nach Beseitigung eines Rechenfehlers, festgestellt.
Dasselbe wurde als das dritte der drei Gesetze der Planetenbewegung 1619 in der Schrift »Harmonices mundi libri V« veröffentlicht.
Nachdem Kepler 1620 und 1621 längere Zeit in seiner Heimat verweilt hatte, um seiner in einen Hexenprozeß
verwickelten hochbejahrten Mutter beizustehen, und 1622 vom KaiserFerdinand II. nach längerm Zögern in seinem Amt als kaiserlicher
Mathematikus bestätigt worden war, vollendete er die Rudolfinischen Tafeln, deren Druck aber bei der Leere der kaiserlichen
Kassen nur langsam vorschritt und erst 1627 in Ulm
[* 102] vollendet wurde, wohin sich Kepler wegen der nun auch in
Oberösterreich eingetretenen Protestantenverfolgung zurückgezogen hatte.
Die äußern Verhältnisse Keplers waren inzwischen nach wie vor drückende geblieben. Nachdem er die kaiserliche Hofkammer
vergeblich um Auszahlung seiner auf 12,000 Gulden angewachsenen Gehaltsrückstände gedrängt hatte, wurde er vom Kaiser
an Wallenstein verwiesen und ging deshalb zu diesem nach Sagan.
[* 103] Allein Wallenstein hieß Kepler wohl als Astrologen willkommen,
verhalf ihm aber nicht zu seiner Forderung, und so entschloß sich Kepler, nachdem er eine ihm angebotene Professur zu Rostock
[* 104] abgelehnt, im
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