sein, wenigstens schränkten sie das Gebiet der Katten am
Taunus durch erweiterte
Befestigungen ein. Am Markomannenkrieg (162-180)
nahmen sie als südwestliche
Vorhut des großen
Bundes hervorragenden
Anteil.
Bald darauf sind sie verschollen, und neue
Namen
als Bezeichnung germanischer
Stämme treten im 3. Jahrh. auf. Zuletzt hat
KaiserCaracalla (211-217) gegen
die Katten gekämpft, welche fortan in den Gesamtnamen
»Franken« einbegriffen sind. Vereinzelt tritt der alte
Name noch auf bei
zwei Schriftstellern aus dem Ende des 4. Jahrh.,
SulpiciusAlexander (bei
Gregor von Tours citiert) und
Claudian. Es ist wahrscheinlich,
daß die
Hessen
[* 2] mit den in einem verwandtschaftlichen Zusammenhang stehen; doch ist der
Name jener mit
dem der Katten durchaus nicht identisch, nicht einmal davon abzuleiten.
[* 3] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Oppeln,
[* 4] am Rawabach,
Knotenpunkt der
LinienKosel-Oswiecim und Nendza-Kattowitz
der Preußischen Staatsbahn, 272 m ü. M., hat eine evangelische, eine katholische
und eine altkath.
Kirche, eineSynagoge, ein
Amtsgericht, ein
Gymnasium, eine Eisenbahnmaschinenbauanstalt,
eine
Eisen- und eine Phosphorbronzegießerei,
Sägemühlen, eine Holzimprägnieranstalt, Molkerei, Dampfziegelei,
Kohlen- und
Holzhandel und (1885) 14,200 Einw. (2482
Evangelische, 10,140 Katholiken und 1576
Juden). Kattowitz war 1815 noch ein unbedeutendes
Dorf und ward erst 1867 Stadt. Der
Kreis
[* 5] Kattowitz ward erst 1873 gebildet; er enthält mehrere große Industriedörfer,
wie
Antonienhütte,
Bogutschütz,
Chorzow,
Klein-Dombrowka,
Laurahütte (s. d.),
Schoppinitz und
Siemianowitz (s. d.).
glattes, leinwandartig gewebtes, ziemlich dichtes Baumwollzeug.
Weißer Kattun, zum
Bedrucken bestimmt, bildet den Rohkattun, auch gehören dazu
Kammertuch und
Shirting; einfarbige, gesteifte und geglättete
Kattune heißen
Sarsenets und Futterleinwand. Bedruckte Kattune (in
England meist
Kalikos, in
FrankreichIndiennes genannt) bilden einen der wichtigsten
Artikel der
Web- und Druckindustrie in
England,
Deutschland,
[* 7]
Frankreich und der
Schweiz.
[* 8] Sie kamen ursprünglich aus
Indien nach
Europa;
[* 9] aber die Maschinenproduktion ist hier zu solcher
Entwickelung gelangt,
daß jetzt europäischer in
Indien die dortigeHandarbeit verdrängt hat.
Die ersten
Spuren der Verfertigung von Baumwollzeug finden sich nach Herodot bei Völkern in der Gegend des
KaspischenMeers,
dann bei den Ägyptern, von denen diese
Kunst zu den
Indern überging. Diese trieben schon 138
v. Chr. mit gedruckten und gemalten
baumwollenen
ZeugenHandel nach
China.
[* 10] Bis zu Ende des vorigen
Jahrhunderts zeichneten sich die ostindischen
Kattune vor andern durch Lebhaftigkeit und
Festigkeit
[* 11] der
Farben aus, Vorzüge, welche die
Inder durch sorgfältige Zubereitung
der
Farben und Vorbereitung des Kattuns zur
Annahme der
Farbe bewirkten.
Auch wird bei den
Indern viel Kattun bemalt, indem man den
Umriß des
Musters vorher mit durchlöcherten Papierschablonen
und Kohlenstaub aufträgt. Gegen Ende des 17. Jahrh. fingen die
Holländer an, die ostindischen weißen
Gewebe
[* 12] zu bedrucken;
dies wurde bald in
Hamburg,
[* 13]
Augsburg,
[* 14] in der
Schweiz, in
Sachsen
[* 15] etc. nachgeahmt, und später webte man die Kattune selbst. Zuerst
gelangte die Kattunindustrie in
England zu kolossalerEntwickelung; während der
Napoleonischen Kriege gründete
und verfeinerte dann auch
Frankreich, namentlich das Elsaß, seine Druckerei und behauptete später, besonders
in feinerer
Ware, durch geschmackvolle
Muster den Vorrang. Gegenwärtig ist auch die deutsche Kattunindustrie hoch entwickelt. Geschäftsmittelpunkte
für Kattundruck in
Deutschland sind das Elsaß,
Berlin,
[* 16]
Chemnitz,
[* 17]
Eilenburg,
[* 18]
Augsburg,
Elberfeld,
[* 19]
Hamburg, Breslau.
[* 20]
hellfarbig grundiertes, mit einfachen
Mustern bedrucktes
Papier. ^[= # ein blattförmiges, durch Verfilzung feiner Fäserchen entstandenes Fabrikat, das in den verschieden ...]
aanZee,Dorf in der niederländ.
ProvinzSüdholland, an der
Nordsee, bildet mit Katwyk-aan-den-Ryn oder Katwyk-Binnen
und mit het Land die
GemeindeKatwyk oder de-beide-Katwyken-en-het-Land, mit dem berühmten
Kanal,
[* 22] durch
den derAlteRhein, der
sich früher in den
Dünen verlor, vermittelst eines künstlichen Durchbruchs derDünen in das
Meer geführt
wird.
DreiReihen von
Schleusen, die erste mit 4, die zweite mit 8 und die dritte mit 10 gewaltigen
Thoren, schützen nicht nur
das Land gegen die
Fluten der
See, sondern bilden auch in dem breiten und tiefen Rheinkanal mehrere
Bassins, welche durch sinnreiche
Einrichtung der
Schleusen im stande sind, allen eingewehten und eingeschlämmten
Sand wieder hinauszuspülen.
Am Eingang des
Kanals und am Meeresufer sind großartige
Deiche errichtet. Die Werke wurden unter König
Ludwig seit 1807 von
dem
BaumeisterConrad ausgeführt und 1841 erweitert. Dabei die unter
Wasser liegenden
Ruinen eines römischen
Kastells (Huis
te Britten), die bei sehr niedrigem Wasserstand zu
Tage kommen (zuletzt 1696). Katwyk aan Zee hat (1883) 6573 Einw.,
meist
Fischer, und wird auch als
Seebad benutzt.
Fluß, entspringt auf dem
Bleiberg bei Ketschdorf im preuß. Regierungsbezirk
Liegnitz,
[* 23] hat bis vor
Goldberg
nördliche, dann nordöstliche
Richtung und ergießt sich nach 98 km langem
Lauf unfern
Parchwitz in die
Oder. Die Katzbach hat einen reißenden
Lauf, indem ihr
Gefälle 360 m beträgt, ist aber im
Sommer in der
Regel wasserarm.
Ihre wichtigsten
Zuflüsse sind die
Schnelle Deichsel auf der linken und die an
Jauer
[* 24] vorbeigehende Wütende
Neiße
[* 25] auf der rechten Seite.
Berühmt ist die Katzbach durch die
Schlacht Die schlesische
Armee, zusammengesetzt aus dem 1. preußischen
Armeekorps unter
York und den beiden russischen
Korps der
GeneraleLangeron und
Sacken, unter dem Oberbefehl
Blüchers, war dem
TrachenbergerKriegsplan gemäß
vor der französischen Übermacht, die
Napoleon selbst bei Wiedereröffnung der Feindseligkeiten
MitteAugust gegen sie heranführte, vom
Bober bis hinter die Katzbach zurückgewichen, aber auf die
Kunde von
Napoleons Rückkehr nach
Dresden
[* 26] wieder vorgegangen, als der französische Befehlshaber,
MarschallMacdonald, mit etwa 80,000
Mann sorglos und von der
Nähe der Feinde nichts ahnend gerade die Katzbach zu überschreiten sich anschickte.
Blücher hatte für
den beabsichtigten
Angriff auf die
Franzosen26. Aug. seinem rechten
¶
mehr
Flügel unter Sacken befohlen, den Feind bei Liegnitz zu beschäftigen; York sollte im Zentrum, Langeron auf dem linken Flügel
rechts und links von der Wütenden Neiße bis zur Katzbach vorgehen und diese überschreiten. Als nun die Vortruppen auf dem linken
Ufer der Katzbach und der Neiße von den mit Übermacht andringenden Franzosen auf das Plateau rechts der Neiße
zurückgedrängt wurden und Blücher trotz des strömenden Regens erkannte, daß der Feind mit der Sachlage unbekannt sei,
befahl er York und Sacken, auf dem PlateauStellung zu nehmen, so viel Feinde heraufzulassen, als sie glaubten schlagen zu können,
und dann anzugreifen und sie den von Defileen und Bergbächen durchschnittenen Abhang ins tiefe Neißethal
wieder hinabzuwerfen. Um 3 Uhr
[* 28] nachmittags begann Yorks linker Flügel, die Brigade Hünerbein, den Angriff und schmetterte mehrere
französische Bataillone mit Bajonett und Kolben nieder.
Ein verunglückter Angriff, den Jürgaß mit der Reiterei unternahm, drohte die LinieYorks zu zerreißen;
alle Versuche neuer auf der Höhe anlangender französischer Truppen, der Verwirrung zu steuern und den
Andrang der Verfolger aufzuhalten, blieben erfolglos;
sie wurden mit fortgerissen.
Dem Thal
[* 29] der Wütenden
Neiße zueilend, sahen sich die Flüchtigen in den Hohlwegen durch festgefahrene Kanonen etc. aufgehalten. Dazu war durch den
Regen der Fluß zu einer solchen Höhe angeschwollen, daß der größte Teil derer, die es wagten, hindurchzusetzen, fortgerissen
wurde und ertrank. Eine bei Niederkrayn geschlagene Notbrücke reichte für die andringende Menge nicht
hin, auch hier fanden viele den Tod. Die Artillerie der Verbündeten rückte bis an den Thalrand vor und vollendete die Niederlage
des Feindes durch Kartätschen und Granaten,
[* 30] die sie in den verworrenen Knäuel der Fliehenden schleuderte.
Nur der Einbruch der Nacht und das schlechte Wetter
[* 31] hinderten die energische Verfolgung. Der linke Flügel
der Verbündeten unter Langeron blieb unthätig. Das siegreiche Heer brachte die Nacht in heftigem Regen ohne jeglichen Schutz,
ohne Lebensmittel auf dem Schlachtfeld zu. Erst 27. Aug. konnte die Verfolgung beginnen, trotzdem ward sie dem Feind verderblich
genug. Am 29. Aug. wurde bei Plagwitz die Division Puthod zersprengt; 1. Sept. war der Vortrab bis zur LausitzerNeiße vorgedrungen, ganz Schlesien
[* 32] vom Feind befreit. 103 Kanonen, 2 Adler,
[* 33] 18,000 Gefangene, darunter 3 Generale, im ganzen
30,000 Mann, hatten die Franzosen verloren; der Rest ihres Heers war vollständig demoralisiert. Die Verbündeten hatten einen
Verlust von 3400 Mann an Toten und Verwundeten. Die Soldaten nannten die Schlacht erst die Schlacht an der
Wütenden Neiße, Blücher gab ihr aber nach der Katzbach den Namen aus Rücksicht auf Sacken. Er selbst erhielt übrigens 1814 den
Titel eines FürstenBlücher von Wahlstadt nach dem nahen, durch die Mongolenschlacht 1241 bekannten Dorf Wahlstadt.
Berglandschaft in der preuß. ProvinzSchlesien, welche sich im N. von Kupferberg am Bober zu beiden
Seiten der Katzbach abwärts bis über Goldberg hinaus erstreckt und eigentlich nur eine Fortsetzung des niederschlesischen
Steinkohlengebirges ist.
Auf demselben ist die Hohe Kullge (740 m) der höchste Gipfel, der Gröditzberg (407 m) der
am meisten gegen N. vorgeschobene Punkt. Im W. fällt das Gebirge in das tiefe Thal des Bober, im NO. mit den Jauerschen Bergen
[* 34] zur Ebene ab.
(Julus,
Amentum), ährenartiger Blütenstand,
[* 35] bei welchem die verhältnismäßig kleinen, unansehnlichen Blüten
hinter dicht stehenden, dachziegelartig sich deckenden Deckblättern sitzen, wie bei den meisten Kätzchenblütlern
(Amentaceen).
Säugetiergattung aus der Ordnung der Raubtiere
[* 38] und der Familie der Katzen (Felida),
Zehengänger mit kräftigem und doch schlankem, zum Sprung befähigtem Leib, kugeligem Kopf auf starkem Hals, kurzen Kiefern,
mäßig hohen Beinen, fünfzehigen Vorder- und vierzehigen Hinterfüßen, kräftigen, durch elastische
Bänder zurückziehbaren Krallen, langem Schwanz, 6 kleinen Vorderzähnen, je einem großen starken, kaum gekrümmten Reißzahn,
je 2 Lückenzähnen und oben je 2, unten einem Backenzahn.
Die dicke, fleischige Zunge ist mit hornigen, nach hinten gerichteten Stacheln besetzt. In keiner andern Gruppe prägt sich
das Raubtiernaturell so entschieden aus wie hier. Das letzte Zehenglied ist senkrecht aufgerichtet, so
daß dasselbe den Boden nicht berührt, und das Tier tritt mit den weichen, oft dicht behaarten Ballen der Sohle auf. Katzen
finden sich überall in der Alten und Neuen Welt, meist im Wald, aber auch in Steppen und Wüsten, in der Ebene
und im Gebirge.
Als Versteck dienen ihnen Bäume, Gebüsch, Felsspalten und verlassene Baue andrer Tiere; sie halten sich bei Tage verborgen und
ziehen sich, wenn angegriffen, feig zurück; mit der Dunkelheit aber gehen sie auf Raub aus und streifen umher oder legen
sich auf die Lauer. Alle sind stark und sehr gewandt; sie gehen langsam, geräuschlos, laufen schnell,
machen Sprünge von 10-15facher Leibeslänge, klettern meist sehr geschickt, sind dem Wasser abhold, schwimmen aber im Notfall
recht gut und vermögen mit ihren Tatzen die Beute sehr geschickt zu treffen.
Die größern Arten strecken mit einem einzigen Schlage große Tiere zu Boden und schleppen enorme Lasten
mit dem Maul fort. Gehör
[* 39] und Gesicht
[* 40] sind gut entwickelt; bei den kleinern ist die Pupille elliptisch, zieht sich am Tag zu einem
feinen Spalt zusammen, rundet sich aber im Zorn und in der Dunkelheit zu einem fast vollkommenen Kreis aus; Bartschnurren am
Maul und über den Augen dienen als Tastorgane, die Empfindlichkeit aber ist über den ganzen Körper verbreitet,
und alle Katzen sind höchst empfänglich für Einflüsse von außen.
Auch der Geschmackssinn ist gut entwickelt, während die eigentümliche Vorliebe für stark duftende Pflanzen (Baldrian, Katzengamander),
auf welchen sich z. B. die Hauskatze wie im Rausch wälzt, nicht für eine sehr feine Ausbildung des Geruchs
spricht. In den geistigen Fähigkeiten stehen die Katzen hinter den Hunden zurück, doch sind auch sie derErziehung und Veredelung
fähig. Der Charakter der meisten Arten ist ein Gemisch von Besonnenheit, List, Blutgier und Tollkühnheit; viele werden rückhaltlos
zahm, doch brechen oft ihre tief eingewurzelten natürlichen Begabungen unvermutet wieder durch.
Sie leben vom Raub der Wirbeltiere, namentlich der Säugetiere, und nur sehr wenige fressen Aas. Sie beschleichen ihre Beute und
ergreifen sie im Sprung, quälen sie bisweilen noch lange wie spielend, stehen aber von weiterer Verfolgung ab, wenn der Angriffssprung
mißlang. Selbst die größten fürchten anfangs den Menschen, scheinen aber, wenn sie ihn mehrfach besiegt
haben, das Menschenfleisch allem andern vorzuziehen. In beutereicher Gegend morden sie viel mehr, als sie selbst verzehren
können. Die Weibchen
¶
werfen 1-6 Junge, für welche die Mutter zärtlich sorgt, während der Vater sich nur gelegentlich um sie kümmert, die noch
blinden Jungen sogar häufig frißt. Bei allen Katzen wiederholt sich die Grundform des Leibes sehr streng, und wohl in keiner
andern Tiergruppe unterscheiden sich die einzelnen Gattungen und Arten so wenig voneinander. Daher sind
für die Einteilung ziemlich nebensächliche Merkmale maßgebend, oft schon Haarwucherungen, Färbung etc.
Man kann die Gattung in drei Untergattungen teilen: Katzen im engern Sinn (Felis), Krallen völlig zurückziehbar, Schwanz in der
Regel fast so lang wie der Rumpf, Beine niedrig, keine Ohrpinsel.
echte Katzen(CatiWagn.), klein, ungefleckt, bisweilen gestreift, mit senkrecht elliptischer
Pupille. B. Neukontinentale Formen: Löwenartige (Puma), ungefleckt, ohne Mähne, und Pardelkatzen (Jaguar), sämtlich kleiner
als die altkontinentalen Formen.
sie ist sehr gedrungen gebaut, mit dickem Kopf, sehr dichtem, langem Pelz, welcher beim Männchen fahl- oder
schwarzgrau, beim Weibchen gelblichgrau ist;
das Gesicht ist rotgelb mit vier schwarzen Streifen, der Leib mit schwarzem Rückenstreif
und vielen verwaschenen Querstreifen gezeichnet;
der Bauch
[* 45] ist gelblich, schwarz gefleckt, die Beine sind schwarz gestreift;
charakteristisch ist ein gelblichweißer Kehlfleck und der starke, bis zur Spitze gleichmäßig dicke, schwarz geringelte
Schwanz.
Die Spur der Wildkatze ist der der Hauskatze, der Trittform nach, sehr ähnlich, nur sind die Tritte größer,
runder und markieren sich tiefer und schärfer im Boden. Die Trittstellung ist beim Schleichen etwas geschränkt. In der Flucht
setzt die Wildkatze ähnlich wie der Fuchs
[* 46] (s. d., S. 767) und schnürt auch ziemlich so wie dieser. Die Wildkatze findet sich
in ganz Europa mit Ausnahme des Nordens, einzeln in allen deutschen Mittelgebirgen, von wo sie weit in die
Waldungen der Ebene hinausschweift, viel häufiger in Süd- und namentlich in Südosteuropa.
Sie bewohnt besonders dichte, ausgedehnte Gebirgswaldungen, namentlich Nadelwälder, und haust in Felslöchern, hohlen Bäumen,
Dachs- und Fuchsbauten, im Gebüsch etc., im Winter auch in Scheunen. Sie lebt einzeln, beschleicht in der
DämmerungVögel,
[* 47] Hasen, Kaninchen,
[* 48] auch Reh- und Hirschkälber und Fische.
[* 49] Ihre Hauptnahrung bilden aber Mäuse und Ratten; in Gehegen,
besonders Fasanerien, wird sie schädlich, auch plündert sie Hühner- und Taubenställe.
Sie paart sich im Februar und wirft im April in den angedeuteten Verstecken 5-6 blinde Junge, welche sie
in der
Gefahr nicht verteidigt. Sie scheint sich auch mit der Hauskatze zu paaren. IhreJagd kann unter Umständen gefährlich werden,
da sie angeschossen nicht selten den Menschen angreift und sich hartnäckig verteidigt, während sie sonst in der Regel vor
dem Menschen große Furcht zeigt. GroßeHunde
[* 50] bekämpft sie erfolgreich. In der Gefangenschaft wird sie
bisweilen zahm.
Die Zwergkatze (Kueruck, F. undata Ruepp.,
s. Tafel), 65-70 cm lang, wovon 20-23 cm auf den Schwanz kommen, ist bräunlich fahlgrau, unten weiß, oben dunkel rostbraun,
unten braunschwarz gefleckt; vier Längsstreifen ziehen sich über Stirn, Scheitel, Nacken, andre Streifen verlaufen im Gesicht
und an der Brust. Diese Katze findet sich in Indien, auf den Sundainseln und in Ostasien, lebt meist auf Bäumen,
ist äußerst blutgierig und nährt sich hauptsächlich von Vögeln.
Die Falbkatze (nubische Katze, F. maniculata Ruepp.,
s. Tafel) ist 50 cm lang, mit 25 cm langem Schwanz, oben fahlgelb oder fahlgrau, an den Seiten heller, am
Bauch weißlich, am Rumpf und an den Beinen mit dunkeln, schmalen, verwaschenen Querbinden, am Oberkopf und im Nacken mit acht
schwarzen Längsbinden. Der Schwanz ist oben fahlgelb, unten weiß, schwarz geringelt und hat eine schwarze Spitze. Sie bewohnt
Ost- und Innerafrika und Palästina
[* 51] und gilt als Stammmutter der Hauskatze (F. domesticaL.). Die Mumien
und die Abbildungen auf altägyptischen Denkmälern stimmen am meisten mit dieser Katze überein, und es ist wahrscheinlich,
daß die Priester das heilige Tier von Meroe in Südnubien nach Ägypten
[* 52] brachten, von wo es sich dann weiter verbreitete.
In der Schädelbildung stimmt die Falbkatze mit der Hauskatze sehr nahe überein, und die Hauskatzen
Nordafrikas zeigen noch ganz das Gepräge der Falbkatze. Die Niam-Niam fangen noch heute Falbkatzen ein und wissen dieselben
in kurzer Zeit so weit zu zähmen, daß sie sich an die Wohnung gewöhnen und in der Nähe derselben die zahlreichen Mäuse
vertilgen. Den alten Ägyptern war die Katze wohl das heiligste aller Tiere, und wer eine Katze tötete, wurde unerbittlich mit
dem Tod bestraft.
Die GöttinBast
[* 53] (s. d.) wurde mit einem Katzenkopf abgebildet, und in ihr Heiligtum brachte man gewöhnlich die Katzenmumien.
Griechen und Römer
[* 54] kannten die Katze nicht als Haustier; erst Palladius im 4. Jahrh. n. Chr. gebraucht den
Namen catus, der seitdem von Italien
[* 55] aus wie das Tier selbst zu europäischen und asiatischen Völkern wanderte. Bei den Germanen
galt die (wilde) als Lieblingstier der Freyja, deren Wagen mit zwei Katzen bespannt war. Später wurde die Katze wegen ihres schleichenden,
nachtwandlerischen Wesens und der im Finstern unheimlich glühenden Augen ein Gegenstand des Aberglaubens: Hexen und Zauberinnen
verwandeln sich in Katzen;
namentlich an die dreifarbige und die schwarze Katze knüpft sich viel Aberglaube.
Von Ägypten aus
ging die Katze wahrscheinlich zuerst östlich; sie war ein Liebling Mohammeds. Viel später kam sie in die
nördlichen Länder, im 10. Jahrh. wird sie in der Gesetzsammlung für Wales als ein offenbar kostbares Tier erwähnt, und im 11. Jahrh.
hatten vornehme Frauen kostbare Schoßkatzen. Ge-
genwärtig ist die Katze im europäischen Süden und Osten und im Morgenland viel beliebter als bei den germanischen Völkern.
In Ägypten genießt sie besonders große Achtung und wird in Kairo
[* 57] auch öffentlich verpflegt. Sie wurde früh nach Amerika
[* 58] verpflanzt, kam auch nach Australien
[* 59] und ist auf Neuseeland verwildert. Erst vor 20 Jahren verbreitete sie
sich am Amur. Sie hat sich durch die Zähmung viel weniger verändert als der Hund und läßt die Stammart immer noch deutlich
erkennen.
Auch ihr Verhalten ist ein wesentlich andres als das des Hundes. Sie bewahrt stets eine gewisse Selbständigkeit, zeigt, auch
wo sie wenig Pflege findet, mehr Anhänglichkeit an das Haus als an die Familie, entweicht selbst vollständig
in den Wald und kehrt, obwohl stark verwildert, im Herbst zu demselben Haus zurück; vollständig verwildert sie nicht leicht.
Sie ist stets reinlich und zierlich, geht gemessen und lautlos, bewegt sich aber auch in schnell fördernden Sätzen
oder Sprüngen, wobei sie freilich von jedem Hund eingeholt wird.
Sie springt 2-3 m hoch, klettert sehr geschickt durch Einhäkeln ihrer Krallen und weiß, wenn sie fällt, stets den Boden
mit den Füßen zuerst zu berühren. Wasser meidet sie, doch schwimmt sie im Notfall recht gut. Zum Schlaf legt sie
sich zusammengerollt am liebsten auf Heu. Ihre an und für sich rauhe Stimme ist ungemein biegsam. Unter ihren Sinnen ist das
Gehör und Gefühl am schärfsten entwickelt. Sie besitzt großen Mut und bewährt ihn im Kampf mit den stärksten Hunden, sie
ist aber auch rauflustig und balgt sich besonders mit andern Katzen zur Nachtzeit.
Sie schmeichelt gern und läßt sich schmeicheln, sie befreundet sich auf das innigste mit ihrem Pfleger; aber sie ist nicht
gutmütig wie der Hund und beißt und kratzt oft, wenn man es gar nicht vermutet. Sie paart sich Ende Februar oder Anfang März
und Anfang Juni. Nach 55 Tagen wirft sie 5-6 blinde Junge, welche am neunten Tag sehen lernen. Die Alte hält
die Jungen namentlich vor dem Kater möglichst lange verborgen und verteidigt sie mit größter Tapferkeit, zeigt aber, während
sie säugt, großes Mitleid auch gegen andre Tiere, nimmt kleine Hunde, Hasen, Ratten, Mäuse etc. als Pfleglinge
an und widmet ihnen dieselbe Sorgfalt wie den eignen Jungen.
Sie zeigt überhaupt eine überraschende Mutterliebe und widmet sich den Jungen mit vollkommenster Hingebung. Die Hauptnahrung
der Katze bilden Mäuse;
sie fängt aber auch Vögel, wagt sich an ziemlich
große Hasen und legt sich sogar auf den Fischfang. Im Haus plündert sie den Speiseschrank.
Die Hauskatze hat wenig Spielarten,
ihre Färbungen erben nicht fort und haben keinen zoologischen Wert. Die hellgrauen, mit schwarzen Fußballen und
an den Hinterfüßen schwarzen Sohlen, heißen Cyperkatzen. Eine schöne Rasse ist die sogen. Angorakatze (F. domestica angorensis,
s. Tafel), mit langem, seidenweichem, weißem, gelblichem oder gräulichem Haar,
[* 63] auch bunt, mit fleischfarbenen Lippen und
Sohlen. Sie gilt als faul, aber auch als besonders klug und anhänglich.
Über ihre Abstammung ist nichts Sicheres bekannt. Die Katze ist im ganzen denselben Krankheiten unterworfen
wie der Hund. Relativ häufig kommt der infektiöse Katarrh der Kopfschleimhäute (Schnupfen) und die Krätze (Räude) vor. Leicht
wird die Katze auch von dem Rotz des Pferdes und von der Tollwut des Hundes angesteckt. Außerdem ist dieselbe das Wohntier für
einige
parasitäre Bandwurmlarven (Blasenwürmer), durch welche aber keine erheblichen Störungen veranlaßt werden.
Von den sporadischen Krankheiten sind Darmkatarrhe nicht selten. Da der Katze die Medikamente nicht gut eingegeben werden können,
so ist die Behandlung auf die diätetische Pflege zu beschränken. Am besten bewährt sich die Verabreichung von frischem,
nahrhaftem Fleisch. Vegetabilische Nahrungsmittel,
[* 64] welche leicht der Gärung verfallen, sind beim Darmkatarrh
zu vermeiden. Vom Ungeziefer wird sie nicht sehr geplagt. Man benutzt von der Katze das Fell als Pelzwerk
[* 65] und züchtet sie zu
diesem Zweck an mehreren Orten; das weiße Fleisch ist zart und erinnert im Geschmack einigermaßen an Kalbfleisch. Früher
benutzte man verschiedene Teile der Katze medizinisch.
[* 36] in der Befestigungskunst s. v. w. Kavalier; im Kriegswesen ehedem (lat. catus) bewegliches Schirmdach, welches
die Schanzgräber vor den aus der belagerten Stadt geschleuderten Steinen etc. sicherte, also etwa s. v. w.
Vinea und Testudo.
[* 66] - In der Technik heißt Katze bei Kranen eine Vorrichtung verschiedener Konstruktion zur Veränderung des Aufhängepunktes
der Last; in der Weberei
[* 67] der Fadenführer am Scherrahmen. - Neunschwänzige Katze (engl. cat of nine tails) nennt man eine in neun
Riemen auslaufende Peitsche zu körperlichen Züchtigungen. Die Strafe mit der neunschwänzigen Katze wurde 1868 infolge
der Bemühungen des FeldmarschallsHerzogs von Cambridge in der englischen Armee zwar abgeschafft, aber für die Flotte blieb
dieselbe trotz mehrfacher Versuche zu ihrer Abschaffung noch immer bestehen.
(amaurotisches ein eigentümliches Leuchten des Augenhintergrundes, welches durch Netzhautablösung
(s. d.) entsteht und deshalb nur bei erblindeten Augen vorkommen kann, s. Tafel »Augenkrankheiten«,
[* 68] Fig. 16.
(Trebnitzer Landrücken), Teil des Mährisch-Schlesischen Landrückens im preuß. Regierungsbezirk
Breslau, nördlich von Breslau, bildet das Quellgebiet der Bartsch und erreicht im Weinberg bei Trebnitz 310 m Höhe.
Denselben Namen führt ein andrer Teil des genannten Landrückens zwischen Bober und Oder, westlich von Glogau.
[* 69]
sonst Grafschaft am Main und Rhein, geteilt in die obere
Grafschaft, zum Großherzogtum Hessen gehörig und begrenzt vom Rhein, Odenwald und von der Wetterau, 1100 qkm
(20 QM.) groß mit der Hauptstadt Darmstadt,
[* 70] und die niedere Grafschaft, welche an den Rhein, an Dietz, Dillenburg und Idstein
grenzte und 468 qkm (8½ QM.) umfaßte, mit der Hauptstadt St. Goar. Der gleichnamige Marktflecken im
preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden,
[* 71] Kreis Unterlahn, hat ein altes Schloß, ein Amtsgericht, eine Privatirrenanstalt, Eisen-
und Braunsteingruben, (1885) 1117 meist evang. Einwohner und kommt
schon im 10. Jahrh. vor. Die Burg Neukatzenelnbogen auf einem hohen Felsen über St. Goarshausen (gewöhnlich die »Katz« genannt),
war Ende des 14. Jahrh. erbaut und wurde 1806 von den Franzosen gesprengt. Die Grafen von Katzenelnbogen stammen von
Heinrich I. (1096-1102) ab, teilten sich 1245 in die LinienAlt-Katzenelnbogen und Neu-Katzenelnbogen, von denen
¶
Häufig färbt man die was am dunkelfarbigen Leder zu erkennen ist; schönere Resultate gibt das Blenden, wobei nur die Spitzen derHaare gefärbt werden. So behandelte Katzenfelle sollen sich besser halten als die natürlichen,
welche mit der Zeit rötlich und unscheinbar werden. Die Felle der Wildkatze, welche besonders aus Rußland, Polen, dem Kaukasus,
Sibirien, der Türkei und Ungarn,
[* 80] aus Süddeutschland und Frankreich kommen, sind größer und stärker als die der Hauskatze,
haben längeres und feineres, meist braungelbliches, fast hechtgraues, schattiertes Haar und vollständige
schwarze Ringel auf dem gelblichgrauen Schwanz. Diese Katzenfelle bilden ein weiches, doch wenig haltbares Pelzwerk und werden, braun
gefärbt, vielfach in der Türkei und Ungarn verbraucht. Schwarze sibirische Katzenfelle heißen auch Genettenfelle. Die Produktion von
Katzenfellen beträgt in Sibirien 250,000 Stück, in Mitteleuropa 500,000, in Nordamerika
[* 81] 45,000, im europäischen Rußland
200,000, in Schweden
[* 82] und Norwegen 5000 Stück. Die nordamerikanischen Katzenfelle stammen von Lynx canadensis, s. Luchsfelle.
nordwestlichste Insel der Hawaigruppe im StillenOzean, besteht durchweg aus zersetztem vulkanischen Gestein, ist
daher sehr fruchtbar und erreicht im Wailele 2100 m Höhe.
Die Häfen Waimea im S. und Hanalai im N. sind schlecht und schutzlos.
(Caub), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Rheingaukreis, rechts am Rhein und an der LinieFrankfurt
[* 86] a. M.-Wetzlar-Lollar der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, eine Oberförsterei, sehr
bedeutende Schieferbrüche, Weinbau, Schiffahrt und (1885) 2179 meist evang. Einwohner. Über der
Stadt thront auf steilem Berg die Ruine Gutenfels, und derselben gegenüber steht auf einem Felsen mitten im Rhein die vieltürmige
BurgPfalz, nach der Sage Entbindungsort der frühern Pfalzgräfinnen. Der Ort wird schon 983 genannt, gehörte
dann den Herren v. Falkenstein, kam 1277 an die Pfalz und erhielt 1324 Stadtrechte. Kaub war Übergangsort der preußischen und
russischen Armee unter Blücher in der Neujahrsnacht 1813-14, woran ein Denkmal erinnert. Am und später
noch mehrmals wurde Kaub von Bergstürzen heimgesucht.
Das
Wort ist aus dem oberdeutschen kaudern (kollern, undeutlich reden) und welsch (fremdländisch) zusammengesetzt
und wurde ursprünglich zur Bezeichnung gewisser Gaunersprachen angewendet.
Überbau über einer Schachtmündung oder einem Stollenmundloch, dient den Bergarbeitern vor dem Anfahren zum
Aufenthalt und zum Aufbewahren des Grubengezähes, zur Abhaltung von Tagewassern etc.
(Masticatio), die Zerkleinerung der dem Mund übergebenen Nahrungsstoffe vermittelst der Kauorgane,
wozu die sämtlichen Teile des Mundes, die Zähne
[* 88] und die Kaumuskeln gehören, zusammen der Kauapparat genannt. Beim Kauen wird
der Unterkiefer durch die Schläfemuskeln in die Höhe und rückwärts, durch die Kaumuskeln (masseteres) auf- und vorwärts
gezogen; die innern und äußern Flügelmuskeln besorgen vorzugsweise die horizontale (zermalmende) Bewegung
der Zahnreihen aneinander.
Ist das Kauen mangelhaft, so werden nicht allein die Speisen nicht gehörig zerkleinert, sondern auch nicht hinreichend eingespeichelt.
Bei Fleischfressern sind die Schläfemuskeln ungemein groß und stark; beim Löwen füllen sie, wie ein Polster, die ganzen
Seiten des Kopfes aus. Die Kaumuskeln sind hingegen bei den Nagetieren stark entwickelt, dagegen sind die
Flügelmuskeln letzterer sehr klein. Die Bewegungen der Kaumuskeln werden vermittelt durch die motorische Portion des Nervus
trigeminus. S. Tafel »Nerven
[* 89] I«,
[* 72]
Fig. 1, u. Tafel »Mundhöhle
[* 90] etc.«,
[* 72]
Fig. 1.
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Ferdinand, Opernkomponist, geb. 1751 zu Klein-Thaya in Mähren,
[* 92] studierte Medizin, widmete sich dann der Musik und
wurde um 1795 Kapellmeister des Marinellischen Theaters inWien.
[* 93] Später war er noch an verschiedenen andern TheaternWiens als
Kapellmeister und Komponist angestellt und wurde namentlich durch seine komischen Opern der erklärte Liebling
des Publikums. Unter diesen fand sein »Donauweibchen« den meisten Beifall,
ein Werk, welches mit seinen leichtfaßlichen und anmutigen Melodien bis in die neueste Zeit sein Publikum gefunden und den
Theaterdirektoren ungeheure Summen eingebracht hat, während der Komponist seine letzten Lebensjahre in Dürftigkeit zubringen
mußte. Er starb, völlig verarmt,
(lat. Emtio venditio, franz. Vente), der Vertrag, nach welchem der eine, der Verkäufer (venditor),
eine Sache, die Ware (merx), dem andern, dem Käufer (emtor) überliefern und von diesem dagegen eine Geldsumme, den Preis (pretium),
erhalten soll. Waren können nicht allein körperliche Sachen sein, sondern jedes andre Vermögensstück, wie Forderungen (s.
Zession) und dingliche Rechte, eine Erbschaft und andre Vermögensmassen, nicht aber Gegenstände, welche dem
Verkehr überhaupt entzogen sind.
Auch eine künftige und ihrer Existenz nach ungewisse Sache kann Gegenstand des Kaufs sein (Hoffnungskauf, emtio spei), z. B.
der Kauf einer Jagdausbeute. Davon ist der Fall verschieden, daß eine künftige, der Existenz nach gewisse, aber nach Quantität
und Qualität ungewisse Sache, z. B. die Frucht auf dem Halm, gekauft wird (emtio rei speratae, Kauf der gehofften
Sache), oder daß eine künftighin erst anzufertigende oder eine von dem Verkäufer erst zu erwerbende Sache den Gegenstand
des Kaufvertrags bildet.
Die Ware kann ferner individuell bestimmt (species) sein, z. B. wenn ich mir ein bestimmtes,
einzelnes Exemplar eines Buches kaufe, weil sich in demselben eine mir wertvolle handschriftliche Notiz
befindet; oder die Ware ist nur nach Gattung (genus) und nach Zahl, Maß oder Gewicht bestimmt, z. B. wenn ich mir schlechthin
ein Exemplar des betreffenden Buches bestelle (s. Gattungskauf). Der Preis (Kaufpreis, Kaufgeld, Kaufschilling) muß in einer bestimmten
Geldsumme bestehen, neben welcher indessen auch noch andre Leistungen verabredet werden können; er gilt
als genügend bestimmt, wenn seine Höhe zwar noch nicht in Zahlen ausgedrückt ist, aber sich doch dereinst nach der Abrede
bestimmen läßt, z. B. wenn nach dem Marktpreis eines spätern Tags gekauft ist.
Erreicht der Preis nicht die Hälfte des Wertes der Ware zur Zeit des Kaufs (laesio enormis - ultra dimidium),
so kann nach gemeinem Rechte der Verkäufer wegen Verletzung über die Hälfte Aufhebung des Handels fordern; ein Grundsatz,
welcher auch auf den Käufer, der mehr als den doppelten Wert derSache bezahlte (Verletzung unter der Hälfte), ausgedehnt
worden ist. Bei gewagten Geschäften, z. B. bei dem Kauf einer Leibrente oder Lebensversicherungspolice,
läßt sich dies nicht anwenden, da der Wert zum voraus sich nicht feststellen läßt. Bei Handelsgeschäften fällt nach
dem deutschen Handelsgesetzbuch (Art. 286) eine solche Anfechtung überhaupt hinweg, ebenso ist die Anfechtbarkeit allgemein
ausgeschlossen in
Bayern
[* 97] und Sachsen.
Nach preußischem Landrecht begründet eine Verletzung über die Hälfte nur die Vermutung eines Irrtums
auf seiten des Käufers, welche den Vertrag aufzuheben geeignet ist. Diese Vermutung schließt indessen den Gegenbeweis durch
den Verkäufer nicht aus. Im französischen Recht ist lediglich dem Verkäufer eines Grundstücks, wenn er um mehr als 7/12
des Preises verletzt ist, ein Anfechtungsrecht gegeben. Der Kauf ist abgeschlossen, perfekt, sobald die
Parteien über Ware und Preis einig sind.
Perfekt ist auch der Kauf nach Probe oder nach Muster (à l'échantillon), wobei der Verkäufer nur durch Lieferung probemäßiger
Ware erfüllt, und der Kauf zur Probe, wobei der Käufer den Beweggrund angibt; bedingt ist dagegen der Kauf auf
Probe (à l'essai) oder auf Besicht (Besichtkauf), welcher erst mit der Genehmigung der Ware durch den Käufer perfekt wird.
Mit dem Abschluß gehen Gewinn und Verlust an der Ware auf Rechnung des Käufers. Wird aber nach Zahl, Maß oder Gewicht verkauft,
so daß zur Ermittelung des Gesamtpreises noch die Zählung oder sonstigen Messung der Ware nötig wird,
so sind zwar beide Teile an den Vertrag gebunden, die Gefahr geht aber erst mit der Zählung oder Messung auf den Käufer über
(s. Gefahr).
Der Verkäufer hat die Ware vollständig und rechtzeitig zu übergeben, bis dahin aber sorgfältig zu
verwahren; er ist zwar nicht gehalten, das Eigentum zu übertragen, steht aber dafür, daß der Käufer die Sache ungestört
besitze (prästiert das habere licere) und hat daher für Entwährung (s. d.) einzustehen. Ist die Ware der Gattung nach bestimmt,
so muß der Verkäufer im ZweifelWare von mittlerer Güte liefern. Mängel, welche den Wert derSache mindern,
berechtigen den Käufer, binnen sechs Monaten mit der Wandlungsklage (actio redhibitoria) Aufhebung des Kaufs oder binnen
Jahresfrist mit der Würderungsklage (actio aestimatoria s. quanti minoris) Minderung des Preises zu fordern.
BeimViehhandel ist nach deutscher Rechtsbildung der Käufer in der Regel nur zur Wandlungsklage und zwar
nur wegen bestimmter Haupt- oder Gewährsmängel (s. d.) berechtigt, aber auch noch dann, wenn die Mängel
erst eine gewisse Zeit nach dem Kauf hervortreten. Der Käufer muß die Ware rechtzeitig in Empfang nehmen und haftet für den
durch seinen Verzug verursachten Aufwand und Schaden; es wird in der RegelZug um Zug gekauft, der Preis ist
daher gleich nach Empfang der Ware zu zahlen und im Fall der Säumnis zu verzinsen (Barkauf, Kauf per contant); vor derZahlung
geht das Eigentum der in der Erwartung derselben übergebenen Ware nicht über.
Anders, wenn ausdrücklich Kredit gegeben oder dies nach der Natur des Geschäfts oder nach dem Gebrauch anzunehmen
ist (Kreditkauf, Kauf auf Kredit, auf Borg, auf Zeit, auf Ziel). Kaufgeschäfte, welche beiderseits nicht sofort bei dem Abschluß,
sondern erst eine bestimmte Zeit danach zu erfüllen sind, heißen Zeitgeschäfte (s. Börse, S. 236). Ist der Kaufpreis
vor derÜbergabe der Ware zu zahlen, so spricht man von einem Pränumerationskauf. Ohne besondere Verabredung besteht keine
Verpflichtung zur Pränumeration, daher nach Entscheidungen des frühern Reichsoberhandelsgerichts der Verkäufer ohne besondere
Vereinbarung auch nicht befugt ist, den Kaufpreis mittels Postnachnahme zu erheben.
Im Handel ist der Kauf das wichtigste Geschäft, und er hat daher eine besondere Ausbildung erfahren, so namentlich
in dem allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuch (Buch III, Tit. II, Art. 337-359). Aus
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