(Skarpanto), türk.
Insel im Ägeischen
Meer, zu den
Sporaden gehörig, zwischen
Kreta undRhodos, 220 qkm
(4 QM.) groß, hat meist steile, unzugängliche
Ufer und ist mit kahlen
Gebirgen
(Eisen,
[* 8] Marmorgruben) erfüllt, die im Lastos 1219 m
Höhe erreichen.
Die durchweg griechischen Bewohner (etwa 5000) wohnen in mehreren Dörfern zerstreut und beschäftigen sich
hauptsächlich mit Holzarbeiten.
(Carpetani), mächtiges
Volk im alten
Hispanien (s. d.), besaß die Plateaulandschaft
am Tagus
(Tajo) unterhalb seines Quellgebiets, also das eigentliche
Zentrum der ganzen
Halbinsel, und hatte das durch außerordentlich
feste
Lage ausgezeichnete Toletum
(Toledo)
[* 9] zur Hauptstadt.
(CyprinusNilss.),
Gattung aus der
Ordnung der
Edelfische und der
Familie der Karpfen (Cyprinoidei), länglich-eirunde,
seitlich zusammengedrückte
Fische mit großen
Schuppen, langer Rückenflosse mit knöchernem, gesägtrandigem
Stachel, endständigem
Maul, vier Barteln an der Oberkinnlade und fünf dreireihig gestellten Schlundzähnen. Der gemeine Karpfen
(Teich-,
Flußkarpfen, C. carpioL., s. Tafel
»Fische I«),
[* 13]
bis 1,5 m lang und bis 35 kg schwer, mit weitem
Maul, dicken
Lippen, starken
und langen Barteln, tief halbmondförmig ausgeschnittener Schwanzflosse, goldgelb, ins Blaugrüne spielend, mit meist grauem
Rücken und grauen, oft rötlich angeflogenen
Flossen, in Gestalt, Beschuppung und Färbung aber stark wechselnd (Spiegelkarpfen,
Karpfenkönig mit wenigen, unverhältnismäßig großen
Schuppen, Lederkarpfen, fast schuppenlos, Goldkarpfen mit rotgoldigen
Schuppen), lebt in seichten, schlammigen
Teichen oderSeen, ruhig fließenden
Flüssen mit schlammigem
Grund,
findet sich wohl ursprünglich in der
Donau, im
Rhein und
Main, im
KaspischenMeer und seinen Zuflüssen, auch in den
Flüssen
Nordasiens und
Chinas, ist durch die
Kultur sehr verbreitet, z. B. nach
England im 15. Jahrh., nach
Altpreußen gegen die Mitte
des vorigenJahrhunderts verpflanzt und auch in
Nordamerika,
[* 14]
Australien
[* 15] und auf
Java eingebürgert worden.
Gegenwärtig findet er sich ganz allgemein verbreitet in Mitteleuropa. Als die besten Karpfen schätzt man diejenigen
aus den
Ländern östlich der
Elbe und Oder und aus
Österreich.
[* 16] Er nährt sich von allerlei kleinen
Tieren und Pflanzenstoffen,
durchwühlt den Schlamm und verschluckt dabei auch erdige
Bestandteile. Zur Laichzeit (Mai, Juni bis
August)
entwickeln sich beim Männchen auf dem
Scheitel, den
Wangen und Kiemendeckeln viele kleine, weißliche
Warzen; er wird dann
wanderlustig, steigt in den
Flüssen aufwärts und laicht an seichten, dicht bewachsenen
Stellen.
Die Zahl der
Eier
[* 17] beträgt oft über 600,000. Die jungen Karpfen werden im ersten Jahr 8-12, im zweiten
bis 30
cm und mehr lang und im dritten Jahr fortpflanzungsfähig.
Manche Karpfen bleiben steril und zeichnen sich dann durch besondere
Güte des
Fleisches aus. Den größten Wert verleiht dem Karpfen die Leichtigkeit, mit der er sich inTeichen
züchten läßt. Der Karpfen erreicht ein sehr hohes
Alter; im
Charlottenburger Schloßgarten bei
Berlin
[* 18] lebten bis vor kurzem nachweislich 120 Jahre
alte Karpfen
In denTeichen gewöhnt sich der auf das
Läuten einer
Glocke oder auf einen gewissen Pfiff zur Futterstelle zu kommen.
Er war schon den Griechen und
Römern bekannt, wurde aber von ihnen weniger geschätzt als von uns;
(ungar. Korpona), königliche Freistadt im ungar. KomitatHont, hat viele gotische Gebäude, ein Piaristenkollegium,
Mineralquellen, Obst- und Weinbau und (1881) 3408 Einw. (Katholische und Evangelische). - Karpfen wurde im 9. Jahrh. gegründet, galt
wegen seiner Befestigung für den Schlüssel der ungarischen Bergstädte und hatte bis zum 16. Jahrh. nur
deutsche Einwohner, welche später den Slawen weichen mußten.
Franciszek, poln. Dichter, geb. zu Holosko
in Galizien, erhielt seine Bildung in der Jesuitenschule zu Lemberg
[* 23] und lebte hierauf eine Zeitlang in Wien und als Gutspachter
in Galizien. 1783 wurde er Sekretär
[* 24] beim FürstenAdamCzartoryiski in Warschau
[* 25] und durch denselben in des
KönigsStanislausAugust nähern Umgang gezogen. Doch weder das Hofleben noch später das als Erzieher in fürstlichen Häusern
sagte dem geraden und freimütigen Mann zu. Er erhielt 1791 zwei an der Bialowiczer Heide in Litauen gelegene Staatsgüter auf 50 Jahre
zur Bebauung überlassen und lebte fortan daselbst als Wohlthäter seiner Untergebenen. Er starb Karpinskis Lieder
leben als echt national im Munde des polnischen Volkes; am ausgezeichnetsten sind darunter die elegischen Gesänge (z. B. »Klagelied
Ludgardens«). Seine Schriften (hrsg. von Dmochowski, Warsch. 1804, 4 Bde.;
neue Aufl., Krak. 1862) enthalten außer Liedern und Idyllen eine Übersetzung der Psalmen, eine Tragödie:
»Judyta«, und mehrere prosaische Aufsätze. Seine Selbstbiographie gab Moraczewski (2. Aufl., Lemb.
1849) heraus.
(griech.), das weibliche, mit einer Trichogyne (s. d.) ausgestattete Geschlechtsorgan der Florideen und Koleochäten,
welches infolge der Befruchtung
[* 27] nicht unmittelbar die Eisporen wie bei andern Algen
[* 28] hervorbringt, sondern
einen Fruchtkörper, in welchem sich die Sporen nachträglich bilden.
(Karpokras), aus Alexandria, in der ersten Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr., stellte aus Platonischen, gnostischen
und christlichen Lehren
[* 30] ein neues, mystisch-theosophisches Lehrsystem auf, dessen Anhänger (Karpokratianer) die Göttlichkeit
Christi leugneten, jedoch die Seele des Menschen für ein höheres, aus Gott geflossenes Wesen hielten.
der eine überaus günstige
Ausnahme fand, folgte rasch eine ganze Reihe andrer nach, die in ziemlich ungebildetem Stil meist Selbsterlebnisse Karrs behandelten,
und von denen »Geneviève« (1838) als der gelungenste zu bezeichnen ist. Größeres Aufsehen
machten seine
»Guêpes« (»Wespen«),
eine Zusammenstellung von Bonmots, beißenden Anekdoten u. litterarischen Splitterrichtereien, die er
von 1839 bis 1848 im »Figaro« erscheinen ließ, auch später noch fortsetzte und gesammelt (1853-57, 7 Bde.)
herausgab. Sie zogen ihm viele Feindschaften, sogar den Versuch einesMordes von Frauenhand, zu. Außerdem
hat sich Karr im Drama (»Pénélope normande« u. a.) sowie in der Gattung der Proverbes (1853) versucht und in »Les femmes« (1853)
eine Sittenstudie geliefert.
Seit 1855 in Nizza
[* 33] wohnhaft, trat er nach langem Schweigen nach dem Krieg von 1870 im »Moniteur universel« mit neuen »Guêpes«
hervor, die dann unter verschiedenen Titeln wieder gesammelt erschienen, aber sich nur als das Werk eines
grämlichen und müden Greises erwiesen und ihren ohnmächtigen Stachel gegen die Republik und ihre namhaftesten Repräsentanten
kehrten. In neuern Schriften, wie: »Dieu et diable« und »Le
[* 34] crédo du jardinier« (1875),
trat er gegen die katholische Kirche auf. Seine »Œuvres complètes« erschienen 1860 und öfter. - Seine
Tochter Thérèse Karr, geb. 1835, ist ebenfalls Schriftstellerin und veröffentlichte unter
anderm: »Les soirées germaniques offertes à la jeunesse« (1860, Erzählungen von M. Hartmann, A. Stifter, B. Auerbach
[* 35] enthaltend);
»Les huit grandes époques de l'histoire de France« (1862);
(franz. carré), quadratisch; als Hauptwort: Quadrat, auch Rechteck; im Militärwesen eine Gefechtsformation der
Infanterie, mit nach vier Seiten hin geschlossener Fronte zur Abwehr von Kavallerie. Das Karree ist entweder hohl oder voll, je
nach der Größe des innern Raums, der bei erstern zur Aufnahme von Kavallerie, selbst Fahrzeugen, bei letztern
der berittenen Kommandeure, Spielleute, Ärzte etc. dient. Die Karrees wurden meist bataillonsweise formiert und gaben ihr Feuer
in gliederweisen Salven ab; das erste Glied
[* 36] fiel dazu aufs Knie.
[* 42] (Karre), ein- oder zweiräderiges Fuhrwerk, als Handkarre von Menschenhand, als Lastkarre von Zugtieren fortbewegt,
die in der Gabeldeichsel gehen. Letztere Karren sind auf schmalen, festen Wegen, in Gebirgen und auf kurze Entfernungen vorteilhaft,
verlangen aber, namentlich in der Gabeldeichsel, starke Pferde,
[* 43] die bis zu fünf voreinander gespannt werden.
Schieb- oder Schubkarren sind meist einräderig aus Holz,
[* 44] in neuerer Zeit auch ganz aus Eisen, finden meist bei Erd- und Bauarbeiten
Verwendung. Karrenbüchsen, ursprünglich Bezeichnung für fahrbare Geschütze
[* 45] (Karroballisten der Römer).
[* 46] König Karl XV.
von Schweden
[* 47] konstruierte eine schnell feuernde Bataillons-Hinterladekanone, die er Karrenbüchse nannte.
Sie sollen ihren Namen von den Gebrüdern
Carron in Schottland erhalten haben, in deren Gießerei
[* 56] die ersten Karronaden gefertigt wurden, und fanden als Oberdecksgeschütze 1779 Anwendung
durch die Engländer;
AnnaLuise, Dichterin, gewöhnlich unter dem Namen »die Karschin« angeführt, geb. auf
dem Meierhof Hammer
[* 58] bei Schwiebus
[* 59] an der schlesischen Grenze, wo ihr Vater Dürbach eine Schenkwirtschaft betrieb, brachte in
ihrer frühen Jugend einige Jahre bei Verwandten in einem kleinen Städtchen zu und diente sodann in ihrer
Heimat als Hirtin. Ihre erste Ehe mit Hirsekorn, einem Tuchweber in Schwiebus, war sehr unglücklich und wurde nach elf Jahren
getrennt; auch eine zweite Verbindung mit dem Schneider Karsch, einem Trunkenbold, brachte ihr nur Elend.
Gelegenheitsgedichte, die sie auf Verlangen mit erstaunlicher Schnelligkeit verfaßte, erwarben ihr die
Gunst des Barons v. Kottwitz; dieser brachte sie 1761 nach Berlin und führte sie daselbst als ein ungewöhnliches Naturtalent
in den Kreis
[* 60] der Denker und SchöngeisterSulzer, Hagedorn, Gleim, Mendelssohn, Lessing ein. Ihre poetische Ader schien unerschöpflich
und ergoß sich über alle möglichen Gegenstände. Zugleich aber auch hoffärtig geworden, gelangte
sie trotz der bedeutenden Unterstützungen seitens ihrer Freunde zu Berlin, Halberstadt,
[* 61] Magdeburg,
[* 62] wo sie sich abwechselnd aufhielt,
und des ansehnlichen Honorars von 2000 Thlr. für die Herausgabe ihrer Gedichte (Berl.
1764) nie in eine sorgenfreie Lage und belästigte ihre Gönner fortwährend mit Gesuchen um Geld.
FriedrichWilhelm II. ließ ihr nach seiner Thronbesteigung ein Haus bauen. Sie starb Die frühsten
dichterischen Versuche der Karsch tragen das Gepräge einer lebhaften Phantasie und eines feurigen Gefühls; was sie später, seit
ihrer Einführung in die hohen Zirkel, dichtete, ist meist fade Lobhudelei und gewöhnliche Reimerei. Karsch war
die Mutter der KarolineLuise v. Klencke (geb. 1754 zu Fraustadt,
[* 63] gest. in Berlin), die außer eignen Dichtungen auch
die »Gedichte« der Mutter mit deren Biographie (2.
Aufl., Berl. 1796) herausgab, und Großmutter der
Schriftstellerin Helmina v. Chézy (s. d.). H. Klencke behandelte ihr Leben in einem Roman (1853).
Vgl. Kohut,
Die deutsche Sappho, A.L. Karschin (Dresd. 1887).
Das Karsgebiet ist ein Hochgebirgsland, erfüllt mit parallelen Gebirgszügen, die im O. an die Hauptkette des Kaukasus und die GebirgePersiens stoßen und in südwestlicher Richtung sich über die Grenzen
[* 68] hinaus fortziehen. Das nördliche Grenzgebirge, der Arsianzweig
des an der russischen Grenze westlich von Achalzych verlaufenden Ädscharischen Gebirgszugs, erhebt sich
zu 2500 m. Die Wasserscheiden sind nur auf Gebirgspässen zu überschreiten, welche im O. durchschnittlich 2400 m hoch liegen.
Die Vegetation trägt den Charakter südlicher Gegenden: Alpenwiesen bis zu Höhen von 2-3000 m geben im Frühjahr und Sommer
vortreffliche Weiden für die zahlreichen Herden;
Waldungen gibt es außer in Saruschad und Schuragel überall; Kiefern mit Birken untermischt reichen
bis zu 2100 m. Der Weinstock gedeiht bis zu 1000 m, doch ist der Weinbau sehr unbedeutend und der gewonnene Wein sauer. Die
Obstzucht ist gleichfalls sehr gering; Gärten gibt es nur in den Bezirken Kagysman und Olti. Ergiebige Ernten geben alle Getreidearten,
Gerste
[* 71] und Mais gedeihen in den höchsten Lagen. Am Achalkalaki haben die seit 1830 dort angesiedelten Russen von der Sekte der
Duchoborzen das sonst nur zur Weide
[* 72] dienende Land in Ackerfelder umgewandelt. An Kommunikationen ist noch
großer Mangel; fahrbare Straßen existieren fast gar nicht. Ethnographisch herrscht der georgische Typus vor: schlanker Wuchs,
kräftige Körperformen, helle Gesichtsfarbe, vorwiegend blaue Augen;
auch die Sprache
[* 73] ist grusisch, meistens jedoch durch
das Türkische verdrängt.
Handgerät zum Umbrechen des Acker- und Gartenbodens, aus einer zwei- oder dreizinkigen Hacke bestehend. Die Zinken
sind 18-20 cm und darüber lang, 1-2,5 cm breit und haben unten eine spitzige Schärfe. Oben, wo die Zinken
zusammenlaufen, befindet sich ein Öhr, in welches der etwa 1 m lange Stiel befestigt wird. Bei der Arbeit haut man mit dem
Karst schräg in die Erde hinein, reißt die von den Zinken gefaßte Scholle los und legt sie um. Der Karst dient auch zur Vertilgung
der Quecken, zum Umreißen eines berasten Bodens, zur Umarbeitung eines sehr steinigen, steilen, abhängigen
oder unebenen Landes. Der schwersten Karste bedient man sich bei Bearbeitung der Weinberge.
(ital. Carso), Gebirge im österrreich. ^[richtig: österreich.] Küstenland, welches sich an die Triglawgruppe
der südöstlichen (Julischen) Alpen
[* 78] anschließt. Im weitern Sinn bezeichnet man als Karst (Karstgebirge, Karstland)
eine gewisse Ausbildungsform der Oberfläche eines Gebirges, deren charakteristische Merkmale die plateauartige Gestaltung
des Gebirges im großen und das Vorherrschen jüngerer Kalkformationen, wie Kreide
[* 79] und Nummulitenkalk, bilden.
Das Karstland kennzeichnet sich durch Unfruchtbarkeit; es stellt im ganzen, namentlich an den Küstenstrichen längs der Adria,
eine öde, weißgraue, grobfelsige, waldlose Wüste dar. Diese Unfruchtbarkeit ist aber keine ursprüngliche,
wie dies die in grünem Schmuck prangenden Karstdistrikte des höhern Binnenlandes jetzt noch zeigen. Sie ist vielmehr die
Folge der Waldverwüstung, die hier wahrscheinlich schon von den ersten Ansiedlern, dann von den Römern und Venezianern betrieben
wurde und auch gegenwärtig nicht ganz aufgehört hat. In neuester Zeit wurden wohl energischere Versuche
gemacht, die Zerstörung der Wälder aufzuhalten, und auch mit der Wiederaufforstung einzelner Karstflächen begonnen, doch
können die bisherigen Resultate noch immer nicht als befriedigende bezeichnet werden.
Der Karst im weitern Sinn bildet ein in großen Stufen angeordnetes Terrassenland, das von vielgestaltigen
zerrissenen, oft äußerst wilden Bergreihen und Kalkstöcken sowie von allerlei Kesselthälern und Löchern durchzogen ist,
wobei gewöhnlich Höhenzüge aus eocänem Sandstein die Übergänge von einer Stufe zur andern vermitteln. Die Kesselthäler
sind nicht selten von 350-500 m hohen Kalkwänden eingefaßt und von Bächen oder kleinen Flüssen bewässert, die aus
einer Höhle austreten und nach kurzem Lauf wieder in einer Höhle verschwinden.
Fehlt eine solche Abflußöffnung, dann sind diese Thäler versumpft. Sie werden von den Slawen Dolinen und bei größerer
Ausdehnung
[* 80] Poljen (d. h. Felder) genannt. Auf ihrer Bodenfläche hat sich fruchtbare Erde angesammelt. Zuweilen, besonders dort,
wo die Hochflächen ebener
sind, ist der Boden von dicht aneinander gereihten, meist regelmäßigen, kreisrunden
Löchern durchwühlt, die zum Teil mit Alluvium ausgefüllt sind, zum Teil aber sich in unbekannte Tiefen fortsetzen.
Viele sind von Schwärmen der Höhlentaube bewohnt, weshalb man sie Taubenlöcher, auch Karstlöcher nennt. Charakteristisch
für das Karstland ist sein Reichtum an Höhlen, darunter die berühmte AdelsbergerGrotte, die Magdalenengrotte,
Poikhöhle, die Höhle von Planina, die fünf LuegerGrotten mit dem Höhlenschloß, die Höhle von Corgnale, die Höhlen der Reka
etc. Der größte Teil des Karstes gehört der Kreideformation an; nur einzelne Gebirgsstreifen bestehen aus Jurakalk.
Die Trias ist insbesondere in dem zu den Dinarischen Alpen gehörigen Velebit und der Kapela vertreten.
Von Wichtigkeit ist die thonige, eisenschüssige, daher rote Erde, welche die Karstklüfte und Mulden erfüllt und bei genügender
Feuchtigkeit dem Ackerbau und Holzwuchs günstig ist. Die eigentümlichen Reliefformen des Karstes sind nur an die weitreichende
Verbreitung des Kalkes und an die bedeutende Erosionsfähigkeit des letztern gebunden. Unter den mineralischen
Naturschätzen des Karstes hat das Quecksilber (Gruben von Idria) die größte Bedeutung; außerdem finden sich noch Braunkohlen
in Krain,
[* 81] Istrien und Dalmatien und in letzterm Land auch Asphalt.
Das Karstland erstreckt sich, von der Idria und obern Laibach
[* 82] angefangen, bis in die Balkanhalbinsel
[* 83] hinein
und hat in der Herzegowina, in Montenegro,
[* 84] bei Cattaro und in einigen Teilen Albaniens seine wildeste Gestalt. Zum Meer hin fällt
der in Steilwänden ab und setzt sich in den zahlreichen vorgelagerten Inseln fort. Unter den Höhenrücken des Karstes treten
in Österreich besonders zwei Züge hervor. Der nördliche Zug,
eine einzige Hochterrasse, besteht aus drei
Teilen: dem Tarnovaner Wald, einer meist bewaldeten Hochfläche zwischen den FlüssenIsonzo,
[* 85] Wippach und Idrizza, mit dem höchsten
Gipfel Mrsawez (1406 m hoch);
dem Birnbaumer Wald, südöstlich vom erstern, teils öde, teils bewaldet, im Nanos 1299 m,
in der Piukaplanina mit dem Javornik 1266 m, im KrainerSchneeberg zu 1796 m ansteigend, und den Hochflächen
der Windischen Mark, darunter der Hornwald mit dem 1099 m hohen Hornbühel: Der südliche, niedrigere Zug
ist der eigentliche
Karst, welcher südlich an den TriesterMeerbusen grenzt, gegen welchen er mit einem 350 m hohen Abhang steil
herabstürzt, und auf seiner vegetationsarmen Hochfläche Erhebungen bis 1024 m (Slounik) hat. Im SO. schließt sich an denselben
der nach den Bewohnern (Tschitschen) benannte Tschitschenboden, der die HalbinselIstrien füllt, im steil ansteigenden MonteMaggiore seine größte Höhe mit 1394 m erreicht und sich in Cherso, Osero etc. insularisch fortsetzt.
Östlich vom Tschitschenboden dehnt sich noch 50 km weit der Liburnische oder Kroatische Karst aus, eine kahle, unebene Platte
(Risnjak 1526 m), an welche sich die Kapela (bis 1533 m), Plisevica (1649 m), der Velebit (Sveto Brdo 1753 m) und der Dalmatinische
Karst oder die Dinarischen Alpen (bis 1898 m) anschließen. Als nördliche Vorlage des Karstes erstreckt sich
gegen das rechte Saveuferdas Uskokengebirge (St. Geraberg 1175 m). Die eigentümliche Bodenbeschaffenheit
hat, wie erwähnt, auch auffällige Bewässerungsverhältnisse zur Folge; die atmosphärischen Niederschläge müssen sich
entweder in Lachen und kleinen Seen an der Oberfläche sammeln oder noch häufiger durch die Spalten und
Klüfte in große Tiefen hinabsinken, ein Schicksal,
¶
mehr
das auch die wenigen Bäche und Flüßchen trifft, deren Bildung der Boden gestattet hat. Sie verlieren sich in einer Höhle,
fließen eine Strecke unter der Erde und kommen in viel geringerer Höhe wieder zu Tage. Bei einigen wiederholt sich dieser Vorgang
sogar mehrmals, und der neu hervorkommende Fluß erhält dann gewöhnlich auch einen neuen Namen (z. B.
Poik - Unz - Laibach, Temenitz - Pretschna etc.). Alle diese Gewässer werden unter der Erde durch das überall hinabdringende
atmosphärische Wasser allmählich verstärkt und brechen schließlich oft mit großer Wasserfülle hervor.
Der bedeutendste dieser Karstflüsse ist der nach S. strömende Timavo, dessen Oberlauf die Reka ist.
Unter den Seen im Karstgebiet ist der ZirknitzerSee (s. d.) seines periodischen Steigens und Fallens wegen der berühmteste;
bekannt sind auch die 13 Plitvicaseen in Kroatien. Das Klima
[* 87] ist auf der Höhe des Karstes trotz der südlichen Lage durch den
Einfluß kalter Luftströmungen rauh; Sommer und Winter sind trocken, während Frühjahrs- und Herbstregen
vorherrschen.
Von den Winden
[* 88] ist der kalte Nordostwind, die Bora, wegen ihrer verheerenden Gewalt gefürchtet.
Vgl. Schmidl, Zur Höhlenkunde
des Karstes (Wien 1854);
Wessely, Das Karstgebiet Militärkroatiens und die Karstfrage (Agram
[* 89] 1877);
s. Maderaner Thal.
[* 92] ^[richtig: Maderanerthal.] ^[= ein dünn bevölkertes Hochalpenthal des schweizer. Kantons Uri, in dessen Hintergrund, von ...]
3) KarlJohannBernhard, Mineralog,Berg- und Hüttenmann, Neffe von Karsten 1), geb. zu Bützow, studierte in Rostock die
Rechte, wandte sich aber dann der Medizin und seit 1801 der Metallurgie und Bergbaukunde zu. Er arbeitete
bis 1803 auf den Eisenhütten der Mark, dann in Schlesien,
[* 97] errichtete 1806 die Zinkhütte Lidognia, in der man zuerst aus GalmeiZink darstellte, wurde 1811 Oberhüttenrat und Oberhüttenverwalter für Schlesien und hielt später auch Vorlesungen zu Breslau,
[* 98] bis er 1819 als Geheimer Oberbergrat in das Ministerium des Innern nach Berlin berufen wurde. Er gehörte
1850-51 der Ersten Kammer an, trat 1851 in den Ruhestand und starb in Berlin. Karsten zählte zu den ersten Repräsentanten
der Metallurgie und hat auf die Entwickelung des Bergbaues und Hüttenwesens in Deutschland
[* 99] großen Einfluß
geübt. Er schrieb: »Handbuch der Eisenhüttenkunde« (Halle 1816, 2 Bde.; 3. Aufl.,
Berl. 1841, 5 Bde.);
auch veröffentlichte er mehrere astronomische, meteorologische
und mineralogische Beobachtungen.
5) Hermann, Naturforscher und Reisender, Vetter des vorigen, geb. zu Stralsund,
[* 105] studierte in Rostock
und Berlin, bereiste 1843-47 und, nachdem er sich an der BerlinerUniversität für Botanik habilitiert hatte, 1848-56 Venezuela,
[* 106] Neugranada und Ecuador. Nach seiner Heimkehr lehrte er in BerlinBotanik, übernahm als Professor die Leitung des von ihm begründeten
physiologischen Laboratoriums daselbst, folgte 1868 einem Ruf als Professor der Botanik nach Wien, wo er ebenfalls
ein Laboratorium
[* 107] gründete, trat aber 1872 von seinem Amt zurück und lebt seitdem in der Schweiz.
[* 108] Karsten leitete aus seinen anatomischen
Untersuchungen der Tropenvegetation die allen Gewächsen zu Grunde liegende Einheitlichkeit des Baues ab, er gelangte zu dem
Resultat, daß nicht die chemischen Verwandtschaftskräfte der im Zellsaft gelösten Substanzen, sondern
vielmehr die der Zellmembran innewohnende chemisch-physiologische Thätigkeit die organischen Verbindungen erzeuge.
»FloraeColumbiae terrarumque adjacentium specimina selecta in peregrinatione duodecim annorum observata« (Berl.
1857-69, 2 Bde., mit 200 kolorierten Tafeln);
»Denkschrift über den großen norddeutschen Kanal«
[* 117] (das. 1865). 1856 begann er die Herausgabe
der auf 21 Bände berechneten »Encyklopädie der Physik«, für welche er mit Harms und Weyer die »Einleitung in die Physik« (Leipz.
1870) bearbeitete; auch redigierte er die »Fortschritte der
Physik« (Berl. 1847 bis 1853) und veröffentlichte außer mehreren Arbeiten in den Berichten der Ministerialkommission zur Untersuchung
der deutschen Meere: »Untersuchungen über das Verhalten der Auflösungen des reinen Kochsalzes in Wasser« (1846) und »Hygrometrische
Tabelle zur Anwendung bei Gebläsen und Gradierwerken« (1847);
alter Scherzname der Bauern, als deren Abzeichen der Karst (s. d.) galt, wurde in Schriften des 16. Jahrh.
(von dem Bauernkrieg) als Bezeichnung des redlichen, aber unzufriedenen und trotzigen Bauernstandes gebraucht, der
nach Reform verlangte.
Artilleriegeschoß, welches aus einer cylindrischen Blechbüchse besteht (daher Büchsenkartätsche),
die mit 50-250 g schweren Kartätschkugeln gefüllt und an den Enden durch starke Metallscheiben, Treibscheiben, geschlossen
ist. Die Kartätsche für glatte Geschütze hat noch einen hölzernen Kartätschspiegel zum Anbinden der Kartusche; die Kartätsche gezogener
Geschütze aus Zinkblech enthält meist 40-60 Kugeln einer Zink-Antimonlegierung. Die Kartätsche hat seit der Vervollkommnung
des Schrapnells sehr an Bedeutung verloren und wird nur noch bei Feldgeschützen und 8-9 cmKanonen auf Entfernungen bis höchstens 500 m
gegen den anstürmenden Feind verwendet.
Die Kartätsche kommt schon bei den ersten Geschützen derart vor, daß man Metallstückchen, Nägel,
[* 120] Steine etc.
in das Rohr lud und als »Hagel« gegen den Feind schoß. Ende des 16. Jahrh. kamen Beutelkartätschen,
bei denen die Kugeln in einem verschnürten Zwilchbeutel steckten, Anfang des 17. Jahrh. Büchsenkartätschen
in Gebrauch (vgl. Geschoß,
[* 121] S. 213). Die Beutelkartätschen erhielten Halt durch eine im Spiegel
[* 122] steckende Spille. Bei
den Trauben- oder Tannzapfenkartätschen wurden auf den Spiegel größere und kleinere Kugeln mit Pech angeklebt, mit Leinwand
bezogen und
verschnürt.
Mönchsorden, um 1086 vom heil. Bruno aus Köln
[* 123] mit sechs Gefährten in der ihm vom BischofHugo vonGrenoble
[* 124] überlassenen Wüste von Chartreuse für Gebet und fromme Betrachtungen sowie Handarbeiten, besonders Bücherabschreiben,
gestiftet und 1170 vom Papst bestätigt. Der RegelBenedikts folgend, erhielten die Kartäuser 1134 von ihrem fünften Generalprior,
Guigo, noch besondere Statuten (consuetudines Cartusiae, statuta Guigonis), die ihnen (einige Stunden, besonders an Kapiteltagen,
abgerechnet) ewiges Stillschweigen und Einsamkeit in abgesonderten Zellen vorschrieben.
Später kam hierzu noch das Verbot alles Fleischessens. Die Oberleitung führen der Prior und acht jährlich
ernannte Definitoren. Durch Ernst und Friedensliebe ausgezeichnet, spaltete sich dieser höchst geachtete Orden
[* 125] nur einmal (1378)
in zwei Parteien, deren jede einem der gleichzeitigen Päpste anhing, die sich aber 1410 wieder vereinigten. Den durch große
Schenkungen anwachsenden Reichtum verwandten die Mönche gern zur Ausschmückung ihrer Wohnungen (Kartausen)
und Kirchen (z. B. die Certosa bei Pavia).
Die Kartäuser tragen einen langen weißen Rock mit weißer Kapuze, beim Ausgehen einen schwarzen Chorrock (cappa). Die ihnen dienenden
Laienbrüder nahmen eine sehr gedrückte Stellung ein und zerfielen in drei Klassen: conservi, donati und
redditi. Der Frauenorden der Kartäuserinnen entstand 1234, erhielt die Ordensregel der Kartäuser und wurde von den
Obern der letztern beaufsichtigt. Die Kartäuserinnen hatten Laienschwestern und durften mit keinem Mann sprechen. Ihr Orden
beschränkte sich fast auf Frankreich, hatte im Anfang des 18. Jahrh. nur noch fünf Klöster und
erlosch 1790.
ursprünglich die bei den Turnierspielen zu beobachtende Kampfordnung; dann eine schriftliche Aufforderung zumZweikampf, daher
der Überbringer einer HerausforderungKartellträger genannt wird. Das deutsche Strafgesetzbuch (§ 203)
bedroht einen solchen mit Festungshaft bis zu sechs Monaten. Kartell (Kartellkonvention) ist ferner eine Bezeichnung für Verträge
oder Verabredungen, die besonders da angewandt wird, wo es sich um Verträge handelt, durch welche nicht neue Rechtsverhältnisse
begründet werden sollen, sondern für einen voraussichtlich ohne das Zuthun beider Teile eintretenden
Fall Vorsorge getroffen wird. Auch die Bedeutung liegt in dem Worte, daß Parteien, die sonst Konkurrenten sind, für den einzelnen
Fall Vorsorge treffen, um ihre gemeinsamen Interessen gegenüber Dritten zu wahren. Eisenbahngesellschaften schließen ein
Kartell über Tariffeststellung, über gegenseitige Benutzung ihrer Wagen u. dgl. (s.
Eisenbahnkartelle); Versicherungsgesellschaften schließen ein um einander Auskunft über die
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