ernannt, starb Karadschitsch in
Wien.
[* 2] Von
Schriften ist noch seine mustergültige serbische Übersetzung des
NeuenTestaments
(Wien 1847) zu erwähnen. Anfangs vielfach angefochten, ist Karadschitsch mit seinen
Reformen jetzt allgemein durchgedrungen.
Gegenwärtig trifft man sie nur noch zerstreut unter den
Slawen, im
Orient und in Nordafrika.
Ihre Litteratur
ist ziemlich reich. Zu den ältesten Schriftstellern der Karäer gehören:
Benjamin benMose Hawendi (Nahawendi),
Daniel ben
Mose
al Komsi,
Joseph ben Noach Habozri,
Jakob ben Isak al Kirkasani, dessen Sohn
Joseph Haroeh, Sahal ben Mazliach,
Salman ben Jerochim, Jefet ha
Levi u. a. Die Karäer haben keineswegs durch
Verwerfung der rabbinischen
Tradition die Religionsübung
erleichtert und vereinfacht, sondern sie in Erschwerungen gekleidet, die, wie z. B. ihr
Sabbat-,
Schlacht- und Ehegesetz etc.,
weit drückender sind als die
Satzungen der
Rabbiner.
Scharfe Widerlegung erfuhr das Karäertum durch
Juda ha Levi,
AbrahamIbn Esra und
David Neto.
Vgl.
Fürst, Geschichte des Karäertums (Leipz. 1865).
(Chial, türk.), eine dem chines.
Schattenspiel entlehnte Unterhaltung der osmanischen
Türken, bei welcher
der betreffende
Spieler hinter einer erhellten transparenten
Leinwand beliebige
Puppen herumtanzen läßt;
wird meist von obscönen
Reden begleitet und bildet vorzüglich im Ramasanmonat eine beliebte Abendunterhaltung.
(Karagué),
Landschaft in Zentralafrika, im W. des Ukerewesees gelegen, wird von
Grant
und
Speke, die sie zuerst 1858 erforschten, ebenso wie von
Stanley als ein wahres Negerparadies geschildert und
bildet eine
von schönen
Wiesen unterbrochene Parklandschaft von großem Wildreichtum, die der
Kagera bewässert. Der höchste
Berg ist
der Mfumbiro
(ca. 3000 m). Auch reiche
Salz- und Kupferlager sowie heiße
Quellen (43 ⅓° R.) befinden
sich in Karagwé. Die
ca. 15,000 Einw. scheinen zwei verschiedenen
Rassen anzugehören, von denen die herrschende den
Galla verwandt
scheint. Der König ist ein
Vasall des
Kaisers von
Uganda; der wichtigste
Ort ist Kafuro, wo sich arabische
Händler niedergelassen
haben.
Georgios, einer der
Helden des griech. Freiheitskampfes,
Armatole aus Sklylikaria bei
Arta im westlichen
Griechenland, geb. 1782, war infolge des unermüdlichen
Kampfes der Bewohner seines
Distrikts gegen die türkische Tyrannei
mit der
Führung des kleinen
Kriegs vertraut geworden und erwarb sich die besondere
GunstAliPaschas, in
dessen
Garde er 1807 eintrat. Nach dessen
Sturzschloß er sich dem griechischen
Aufstand an und erwarb sich, klein, aber feurig
und begabt, durch geschickte Kriegführung in
Ätolien großen
Ruhm.
Als 1825
Missolunghi hart bedrängt wurde, bezog Karaïskákis, den seine Geliebte in Amazonentracht begleitete, bei
Salona ein
Lager,
[* 13] um von dort aus die Belagerer durch rastlose
Angriffe zu beunruhigen. Als die
Festung
[* 14] dennoch fiel, ward
Karaïskákis zum Oberanführer in
Rumelien ernannt und zwang durch kleinen
Krieg die türkischen
Truppen bald zur Räumung dieser
Provinz.
Hierauf wandte er sich mit 6000 Mann nach Livadien, siegte bei Dobrena und eilte von da nach Arachova,
wo er im
Dezember 1826 den Feind nach langem, heftigem
Gefecht völlig besiegte und aus den
Köpfen der 2000 gefallenen
Türken
eine
Pyramide als
Siegeszeichen errichtete.
Der neugriechische Dichter Panagiotis
Sutsos hat Karaïskákis zum Gegenstand eines
Trauerspiels gemacht. -
Sein Sohn Spiridion Karaïskákis war
mehrmals Kriegsminister und ist Deputierter.
Kreis
[* 24] des russisch-asiat. Gebiets Semipalatinsk, 200,288 qkm (3637 QM.) mit (1879)
121,560 Einw., fast ausschließlich Kirgisen, eine wasserarme Steppe, die dem Landbau viel Schwierigkeiten bietet, Viehzucht
[* 25] aber begünstigt.
türk. Volksstamm in Mittelasien, welcher einen Bruchteil der Bevölkerung
[* 29] der russischen
GouvernementsAstrachan, Tobolsk und Turkistan, der Chanate Bochara und Chiwa (in letzterm am zahlreichsten
und kompaktesten) ausmacht. Als Überbleibsel eines zahlreichern Volkes, das im 17. Jahrh. keine unwichtige Rolle in den mittelasiatischen
Steppen spielte, erscheinen sie jetzt als die am meisten unterdrückten von allen mittelasiatischen Nomaden. Zu verschiedenen
Malen sich gegen Chiwa auflehnend, wurden sie immer wieder unterworfen. Sie erfreuen sich des Rufs, die
schönsten Frauen in Turkistan zu haben, stehen aber sonst auf einer äußerst niedrigen Stufe. Sie beschäftigen sich mit Ackerbau,
Viehzucht undFischerei.
[* 30] Am Amu Darja bilden sie ein großes Gemeinwesen, zu welchem zwölf verschiedene Stämme gehören, welche
das Land als Gemeinland bebauen.
1) (tibet. Nyentschen Thangla, »Steppenpaß der großen
Wildnis«, im W. auch Mustagh genannt) mächtige Gebirgskette in Zentralasien,
[* 34] das zweithöchste Gebirge der Erde, zieht vom Pamirplateau
in südöstlicher Richtung die Nordgrenze von Kaschmir
[* 35] entlang und bildet die Nordkette des Himalajasystems sowie die Wasserscheide
zwischen den Becken des Indus und des Tarim. Der Karakorum besteht aus weiten Hochthälern mit Thalsohlen bis
zu 5210 m Höhe; die sie begleitenden Berge erreichen ihre größte Höhe im K2 oder Dapsang genannten Gipfel (8619 m); Hauptpaß
ist der 5568 m hohe Karakorumpaß, dessen Namen die Gebrüder Schlagintweit zuerst auf den ganzen Gebirgszug ausdehnten (s.
Karte »Zentralasien«).
2) (Chara-Cheem, »schwarze Festungsmauer«) die Ruinen des Hoflagers der ehemaligen Mongolenchane im nördlichen Asien,
[* 36] liegen
im Gebiet der Chalka, 8 km vom Orchonfluß, unter 45° nördl. Br., im SW. von Urga und bestehen aus viereckigen, 500 Schritt
langen Wällen von Thonerde. Hier residierten Dschengis-Chan und seine Nachfolger bis 1256.
Die Länge dieser wasserlosen Fläche ist 370 km von WNW. nach
OSO., die Breite
[* 37] 140 km. Sie besteht aus kahlen Flugsandhügeln und Depressionen, deren dürftige VegetationHerden den Aufenthalt gestattet.
Essigkouleur mit kohlensaurem Ammoniak) gekocht wird, bis er sich in eine dunkelbraune, sich aufblähende Masse verwandelt
hat, und dann vorsichtig mit Wasser vermischt wird.
Vgl. Aßmuß, Die Fabrikation der Zuckerkouleur (Berl. 1866).
Nikolai Michailowitsch, der berühmteste russ. Geschichtschreiber, geb. zu
Michailowka im GouvernementOrenburg, erhielt seine Bildung in Moskau,
[* 42] trat sodann zu Petersburg
[* 43] in Militärdienste,
verließ aber dieselben bald wieder, um sich den Wissenschaften zu widmen. Nachdem er mit seinen »Blättern für Kinderlektüre«
und »Lektüre der Kinderschriften« (Mosk. 1785-89, 2 Bde.)
als Schriftsteller aufgetreten, unternahm er 1789 eine Reise durch Deutschland,
[* 44] die Schweiz
[* 45] und Frankreich und
kehrte 1791 nach Moskau zurück, wo er zunächst mit andern das »Moskauische Journal« (1791-92) begründete, dann die »Aglaja«
(1794-95, 2 Bde.; deutsch von Biedenfeld, Leipz. 1819),
eine Sammlung seiner kleinern poetischen und prosaischen Arbeiten, und die »Briefe eines reisenden Russen« (Mosk. 1797 bis
1801, 6 Bde.; deutsch von Richter, Leipz. 1802, 6 Bde.)
veröffentlichte. Es folgten die »Aeonidae« (Mosk.
1799),
eine Sammlung von Gedichten, das »Ausländische Pantheon« (1798),
eine Art Litteraturzeitung, und das »Pantheon russischer
Autoren« (1801). Im J. 1803 zum Reichshistoriographen und Hofrat ernannt, arbeitete er seitdem ununterbrochen an seinem
Hauptwerk, der »Geschichte des russischen Reichs« (Petersb. 1816-29, 11 Bde.,
von denen der letzte von Bludow vollendet ist; 5. Aufl., das. 1840-45; dazu Register von Strojew, das. 1836), einem bis jetzt
insbesondere in Bezug auf die Form unübertroffenen Nationalwerk, zu dessen Abfassung der Staat ihm alle Archive öffnete,
und dessen Druck der Kaiser mit einer namhaften Summe unterstützte.
Die beste Übersetzung ist die französische von Saint-Thomas und Jauffret, von Karamsin selbst durchgesehen (Par. 1819-20, 8 Bde.);
eine deutsche Übertragung, nach der zweiten Originalausgabe, erschien Leipzig
[* 46] 1820-33, 11 Bde. Karamsins Werk selbst reicht
nur bis 1611. Ein für den KaiserAlexander I. 1811 verfaßtes »Memoire über das alte und neue Rußland«
zeugt von einer gewissen Beschränktheit und von tendenziöser Voreingenommenheit gegen die Ideen des Fortschritts. Karamsin starb in
Zarskoje Selo. Sein litterarischer Nachlaß erschien 1862 in Petersburg. Zu Simbirsk ward ihm 1845 ein Denkmal gesetzt.
Mustafa,Großwesir, Sohn eines Spahi, ward von Mohammed Köprili erzogen und befördert, auch zum Schwiegersohn
erwählt, kämpfte mit diesem 1667-69 auf Kreta, folgte 1676 seinem SchwagerAchmed Köprili als Großwesir, führte dann mit
PolenKrieg, schloß Sobieski am Dnjestr ein, machte aber 1680 Frieden. Nachdem er sich mit einer Tochter
Mohammeds IV. vermählt, unternahm er 1682, um Tököly als Vasallenkönig von Ungarn
[* 47] einzusetzen, mit einem großen Heer einen
Kriegszug gegen KaiserLeopold I. und drang langsam bis Wien vor, das er vom Juli bis September 1683 belagerte. Da er dasselbe
aber nicht erstürmen ließ, um nicht die Beute mit dem Heer teilen zu müssen, und 12. Sept. die große Niederlage
am Kahlenberg erlitt, sodann auf dem fluchtähnlichen Rückzug nach Belgrad
[* 48] bei Parkany noch eine Schlacht verlor, wurde er auf
Befehl des Sultans in Belgrad erdrosselt.
Konstantin, griech. Archäolog, geb. zu Arta in Epirus als Sohn eines sehr reichen Gutsbesitzers,
machte seine Studien zu Famina, Korfu
[* 49] und Athen, erwarb hier 1861 den juristischen Doktorgrad, ward alsbald der türkischen
Gesandtschaft zu Paris
[* 50] beigegeben, fungierte später als Generalsekretär der Société générale del
'Empire ottoman, gründete dann ein Bankgeschäft, widmete sich aber seit 1876 ausschließlich archäologischen Studien. Er
nahm auf seinen ausgedehnten Besitzungen Ausgrabungen vor, deren Ergebnis die Entdeckung der Ruinen von Dodona war. Eine Reihe
der gefundenen Kunstgegenstände war 1878 in Paris ausgestellt. Er selbst beschrieb seine wichtige Entdeckung in einem größern
Werk: »Dodone et ses ruines« (1878, 2 Bde.),
und wurde zum Mitglied der archäologischen Gesellschaften zu Paris und Berlin
[* 51] ernannt.
Nikolai Nikolajewitsch, russ. Belletrist und Zeichner, geb. 1842,
wurde im Moskauer Kadettenkorps erzogen, trat nach Ablauf
[* 53] der Studienzeit als Offizier in die Armee, kämpfte 1863-64 gegen die
aufständischen Polen, ließ sich darauf in die turkistanische Armee versetzen und machte dort 1865-71
mit Auszeichnung alle Feldzüge mit. Während seines Aufenthalts in Turkistan entwickelte sich sein Talent für Skizzenmalerei,
und er nahm endlich seinen Abschied, um sich ganz der Thätigkeit eines Illustrators zu widmen.
Seitdem hat Karasin bei allen russischen Feldzügen in Zentralasien als Korrespondent und Zeichner für russische
wie ausländische illustrierte Blätter fungiert. Außerdem ist ein talentvoller belletristischer Schriftsteller. Die bis
jetzt von ihm erschienenen Romane und Erzählungen: »An der fernen Grenze Rußlands«, »Auf der Jagd nach Gewinn«, »Im Schilfrohr«
etc. zeugen von einer lebhaften Phantasie, die den eigentümlichen Scharfblick des Dichters für die besondere
Gefühls- und Anschauungswelt der asiatischen Völkerschaften trefflich ergänzt und interessante Kulturbilder mit charakteristisch
ausgeprägtem Kolorit zu Tage förderte.
Name mehrerer Flüsse
[* 54] in der Türkei
[* 55] und in andern von türkisch-tatarischen Volksstämmen
bewohnten Ländern. Am bedeutendsten ist der Karasu oder Struma (s. d.).
¶
Stadt im russ. GouvernementTaurien, am FlußKarasu, an einer Felsenwand gelegen und von schönen Gärten
umgeben, hat 2 griechisch-katholische, eine armenisch-gregorianische und eine römisch-kath.
Kirche, 24 Moscheen und Minarets, mehrere jüdische Synagogen und (1880) 11,877 Einw., deren Zahl mit jedem Jahr
abnimmt, ebenso wie der nicht unbedeutende Handel, den die Armenier hier früher mit Talg, Wolle, Leder,
Früchten, Wein, Tabak
[* 57] und Burkas (Zirkelmäntel aus Kamelhaar) trieben. - Karasu-Basar ist ein sehr alter Ort, wie die im Berg Ackkai befindlichen
Höhlen beweisen. Die blühendste Periode der Stadt war unter der Herrschaft der Genuesen, von welchen sie im 15. Jahrh.
in die Hände der Tataren überging. Nachdem die Krim
[* 58] Rußland einverleibt worden, ward Karasu-Basar zur Hauptstadt
derselben bestimmt, diese jedoch nach fünf Jahren (1784) nach Simferopol verlegt. Bemerkenswert ist der Tasch-Chan, ein mit
einer 13 m hohen Steinmauer umgebenes, festungsartiges Kaufhaus.
Karasutsas' Poesie hat bei aller Anmut, die sie auszeichnet, einen durchaus ethisch-patriotischen, daher männlichen
Charakter, der durch die Reinheit und Mannigfaltigkeit der Form noch gehoben wird.
(eigentlich Kuara), der getrocknete Schotenkern des Johannisbrots oder der Karube (CeratoniasiliquaL., griech.
kerátion, arab. charub), womit man inAfrika
[* 60] das Gold,
[* 61] in Ostindien
[* 62] die Diamanten zu wiegen pflegte. Auch in Deutschland wurden
die Feinheitsgrade des legierten Goldes bis auf die neueste Zeit nach Karaten, d. h. Vierundzwanzigsteln,
bestimmt. Eine Goldmünze, welche 18 Karat hielt, war demnach eine Goldlegierung, worin 18/24 = ¾ des GewichtsGold, die übrigen
6/24 = ¼ andres Metall, gewöhnlich Kupfer, waren.
Man teilte das in 12 Grän. Diese Feinheitsbestimmung, das sogen. Probiergewicht, war nur ideell, indem die Karate eben nur
das Verhältnis zwischen dem Rauhgewicht (Schrot) und dem Feingewicht bezeichneten als Zähler eines Bruches,
dessen Nenner stets 24 war. Als Einheit gebrauchte man gewöhnlich die Mark, welche man in 24 Karat teilte. Die Feinheit der Goldmünzen
wird jetzt nach Tausendsteln bestimmt, und Gold von 18 Karat ist gleich solchem von 750 Tausendsteln oder
¾ Gold und ¼ Zusatz. In England ist nominelle Einheit für die Feinheitsbestimmung des Goldes das Troypfund zu 24 Karat (carats),
und das Karat teilt sich in 4 Grän (grains) à 4 Quarts.
Karatierung ist beim Gold s. v. w. Legierung, s. Goldlegierungen. Karat ist auch die Einheit derJuwelengewichte und
als solche allenthalben fast von gleicher Schwere. Man teilt das Karat entweder in einer Halbierung bis 1/64 oder auch in 4 Grän.
Am verbreitetsten sind das holländische Juwelenkarat, = 20,589 Zentigramm, und das englische, = 20,530 Zentigr.; das preußische
Juwelenkarat ist = 20,554, das österreichische = 20,608, das französische = 20,587 Zentigr.
Held der griechischen Freiheitskämpfe, geb. 1766 zu Dobra (Makedonien), war 1790-1821 Armatol von Südmakedonien
und begünstigte als solcher thunlichst die Vorbereitungen zum Befreiungskrieg. Im Frühjahr 1822 trat er offen gegen die
türkische Herrschaft auf, ward Heerführer und kämpfte in dem befestigten Nausa gegen türkische Übermacht, wobei sein
hoffnungsvoller Erstgeborner den Heldentod fand, die Gattin mit drei andern Kindern in Sklaverei geriet. Karatassos mit zwei Söhnen schlug
sich nach Missolunghi durch und kämpfte bis 1830 als General stets unbesiegt bei Peta, auf Euböa, Skiathos, Schoinolacka und
Thermopylä. Ruhmbedeckt starb er in Naupaktos. - Nicht immer wird von ihm unterschieden sein
zweiter Sohn, Demetrius Tsiamis Karatassos, geb. 1798, während der Freiheitskriege Genosse aller Kämpfe seines Vaters, dann erster
Adjutant des KönigsOtto, seit 1856 Statthalter von Argolis. Er kommandierte die Aufständischen 1841 und 1854 in Makedonien und
starb 1861 in Belgrad auf einer Rundreise zur Vorbereitung eines allgemeinen Aufstandes gegen die Türken.
Sein und seines VatersLeben beschrieb N. Philippides (Athen 1879).
Landschaft in Zentralasien, der östlichste Teil des Chanats Bochara, zwischen der Hissar- und Serafschankette
im N. und der Darwaskette im S., von Zuflüssen des Amu Darja durchzogen, grenzt im N. und O. an das russische
Ferghanagebiet, im S. an Darwas und im W. an Hissar. Der bedeutendste Fluß ist der aus dem Alaigebirge kommende und das Land
von O. nach W. durchschneidende Surch-Ob (rotes Wasser), an dessen rechtem Ufer die Residenz des Schahs, Garm (Harm), mit 300 Höfen
liegt.
Der am dichtesten bevölkerte Teil von Karategin liegt 2000 m ü. M.
und hat ein rauhes, schneereiches Klima.
[* 63] Der Winter beginnt Mitte Oktober und dauert bis Mitte Mai, mit einer Temperatur bis
gegen -40° R. Die Vegetation ist eine äußerst üppige: Nußbäume, Ahorne, Ebereschen, Apfel- und Birnbäume wachsen an den
Abhängen der Berge;
Selbst Weintrauben findet man hier und da. Ackerbau und Viehzucht sind die Erwerbszweige der Bewohner (Tadschik und Kara-Kirgisen).
- Über die Geschichte ist sehr wenig bekannt. Bis 1868 soll Karategin vollkommen unabhängig gewesen sein und unter
der oligarchischen Verwaltung eines Schahs aus den Nachkommen Alexanders vonMakedonien gestanden haben. 1868 versuchte
der unabhängige Regent des Kuljab, Sary-Chan, ein Schutzbündnis gegen den Emir von Bochara abzuschließen.
Der damalige Schah Musafar ging darauf nicht ein und wurde infolgedessen von Sary-Chan, der in Karategin einbrach, gefangen
genommen. Letzterer, gezwungen durch einen Angriff des Emirs von Bochara, nach Kuljab zurückzukehren, setzte
den gefangenen Schah Musafar als seinen Regenten in ein. Später (1870) wurde Karategin von chokandischen Truppen eingenommen und Musafar-Schah
als Kriegsgefangener Chudajar-Chan übergeben, bis Bochara wieder seine Ansprüche auf das Land geltend machte. 1877 wurde
Karategin vollständig von Bochara abhängig, erhielt von dort einen Bek und wird jetzt vollständig als Provinz
von Bochara verwaltet.
Alexander (Iskender Pascha), türk. Staatsmann, geb. zu Konstantenopel
aus einer angesehenen griechischen Familie des Fanar, wurde erst in Konstantinopel,
[* 64] dann in Paris ausgebildet, trat in den diplomatischen
Dienst der
¶
Stadt im türk. Wilajet Kossowo, östlich von Üschküb, in einem Felsenkessel gelegen, hat mehrere kleine
Moscheen, eine christliche Kirche, Bergbau
[* 67] auf silberhaltiges Blei, Metallwarenindustrie und 6000 Einw. (zum Teil Bulgaren).
(Kurrachee), Hauptort eines Distrikts der britisch-ind. Provinz Sind (PräsidentschaftBombay),
[* 68] im Hintergrund
einer wohlgeschützten Bai und Endstation der Indusbahn, mit (1881) 73,560 Einw., davon 5228 im
Kantonnement. Die Stadt, am Nordende des Indusdelta gelegen, hat infolge der Versandung von SchahBandar
einen schnellen Aufschwung genommen; doch kann der Hafen nur mit beträchtlichen Kosten in gehöriger Tiefe für große Seeschiffe
gehalten werden, da die Ablagerungen des Indus von der Strömung die Küste entlang nordwärts geführt werden. Er ist jetzt
durch einen Hafendamm geschützt, welcher die Insel Kiamari, wo Güter und Passagiere landen, mit dem Festland
verbindet. Karatschi ist völlig im modernen englischen Stil erbaut, enthält mehrere Kirchen und Schulen, ein großes Palais des Commissioners,
Bibliothek, Museum u. a. Die reichen Europäer bewohnen die Villenstadt Clifton.
Die Wasserversorgung der Stadt aus oft sehr ungesunden Zisternen ist mangelhaft, und da die mittlere Jahrestemperatur 25,4°
C. erreicht und bei gänzlichem Mangel an Schattenbäumen lästige Staubstürme häufig auftreten, so
ist der Gesundheitszustand kein befriedigender; die Cholera ist hier wiederholt (1866, 1868 und 1870) mit großer Heftigkeit
aufgetreten. Seine gegenwärtige kommerzielle Bedeutung verdankt in erster Linie der überraschenden Zunahme des Weizenbaues
in den nordwestlichen Provinzen, so daß es in dieser Beziehung mit Bombay rivalisiert. Der Weizenexport
stieg von 1881 bis 1883 von 169,465 auf 2,739,633 Ztr. Während des nordamerikanischen Bürgerkriegs war Karatschi auch Hauptausfuhrhafen
für Baumwolle.
[* 69] Jetzt werden hauptsächlich ausgeführt: Weizen, Ölsaaten, Wolle, Baumwolle, Felle etc., 1884 für 37,5 Mill.
Rupien, während die Einfuhr 33,3 Mill. Rupien wertete. - Der Distrikt Karatschi, zwischen dem Ran of Katsch, dem
Indus und Belutschistan, hat ein Areal von 36,556 qkm (664 QM.) mit
(1881) 478,688 Einw.
und ist in seinem südlichen Teil ein ebenes, von Grundwasser
[* 70] gesättigtes Alluvialland, während den nördlichern niedrige,
gegen die Grenze höhere Bergrücken durchziehen. Im N. beherbergt der Mancharsee zahllose Krokodile,
[* 71] im
Indusdelta bei Shalhander sind große Salzlager.
in der Türkei auch Name der Wachthäuser (großer, viereckiger Hütten),
[* 72] die, mit 7-8 Gendarmen besetzt, an den Balkanpässen etc. zur Sicherung der Landstraßen errichtet sind.
(CarassiusNils.), Gattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Karpfen (Cyprinoidei),
karpfenähnliche, breite Fische
[* 73] mit endständigem Maul ohne Bartfäden, vier einreihig gestellten Schlundzähnen und rückwärts
gesägtem Knochenstrahl in den Rücken- und Afterflossen. Die Seekarausche (Karutsche, Bauernkarpfen, Barutschel, Gareisl, C.vulgarisNils.), bis 35 cm lang und über 1 kg schwer, mit sehr stumpfer, engmäuliger Schnauze, sehr breiter
Stirn und schwach ausgeschnittener Schwanzflosse, dunkel messinggelb, auf dem Rücken stahlblaugrün, auf den Flossen mit rötlichem
Anflug, in der Färbung sehr variierend, findet sich in ganz Mittel-, Nord- und Osteuropa, besonders in stehendem Wasser, gedeiht
in dem verschiedenartigsten, unreinsten Wasser, lebt in der Tiefe von Würmern, faulenden Pflanzenstoffen
und Schlamm, verweilt auch im Winter in Erstarrung in der Tiefe, laicht im Juni oder Juli an seichten Stellen und vermehrt
sich sehr stark.
Das Weibchen legt gegen 100,000 Eier.
[* 74] Durch die Kultur sind zahlreiche Abarten entstanden, von denen eine mit sehr gestrecktem
Leib als Giebel (Steinkarausche, C.GibelioBl.) beschrieben wurde; eine andre Varietät ist durchweg goldgelb
(Goldkarausche). Auch erzeugt die Karausche regelmäßig Blendlinge mit dem Karpfen. Die Karausche eignet sich zur Zucht in moderigem Wasser
und als Futter für Forellen. Besonders geschätzt ist sie in Rußland, wo sie alle Gewässer der Steppen bevölkert. IhreLebensfähigkeit
gestattet, sie zu jeder Jahreszeit zu versenden. Eine Varietät der Karausche ist auch der Goldfisch (s. d.).
(Karawele, span. cárabela), Fahrzeug mit lateinischen Segeln, dergleichen sich Vasco da Gama zuerst bedient
haben soll.
In der Türkei nannte man Karavellen große Lastschiffe, die aber nicht zum Segeln eingerichtet waren, und an der
französischen Küste heißen so noch heute Fischerfahrzeuge von 10-15 Ton.
(v. pers. kervan oder kiarvan, der Wortbedeutung
nach s. v. w. Handelsschutz), Benennung der Reisegesellschaften im Orient, wo unzulängliche polizeiliche Maßregeln das Alleinreisen
in gewissen Zeiten und Gegenden unmöglich machen. Die Karawanen sind zumeist Handelskarawanen; es gibt aber auch Pilgerkarawanen,
die von allen Teilen der muselmanischen Welt nach Mekka und andern berühmten Wallfahrtsorten ziehen. An der
Spitze der Karawane befindet sich der Kerwan-Baschi (Karawanenoberhaupt), in einigen Ländern vom betreffenden Fürsten dazu ernannt
und sogar mit dem jus gladii bekleidet. Karawanenstraße nennt man jeden sichern, stark frequentierten Weg und Karawanseraien
jene Bauten, wo die in Rede stehenden Reisegesellschaften in den Städten oder auf dem Weg sich niederlassen.
In Städten bestehen dieselben zumeist aus viereckigen, oft mit Pracht aufgeführten, ein oder zwei Stock hohen Gebäuden mit
rund herumlaufenden Zellen, deren Fenster und Thüren auf einen
¶
mehr
gegen den Hof
[* 76] zulaufenden Gang
[* 77] sich öffnen. In diesen Zellen wohnen die Kaufleute mit ihrer Ware, während das Erdgeschoß und
die Kellerräume von den Tieren eingenommen werden. In der Mitte einer derartigen Herberge befindet sich bisweilen ein Bassin
zum Tränken der Tiere und zu den Waschungen vor dem Gebet. Die Karawanseraien sind zumeist fromme Stiftungen
reicher Kaufleute, hoher Würdenträger und fürstlicher Personen. In der Türkei haben sich in der Errichtung solcher Gebäude
besonders hervorgethan: SultanMurad I., Mohammed II., Soliman der Prächtige und Achmed IV.;
(Caruanca), die Fortsetzung des unter dem Namen der Karnischen Alpen bekannten Zugs der südlichen Ostalpen,
von diesen westlich durch den Gailitzbach getrennt, ziehen an der Grenze von Kärnten und Krain
[* 79] über 100 km weit östlich bis
zum Mißlingbach hin und bilden einen ungeteilten Rücken, der nach N. und S. steil abfällt. Die höchsten
Gipfel sind der 2558 m hohe Grintouz, der Stou u. a. Über den 1360 m hohen Loibl führt in 1275 m Höhe der Loiblpaß mit Straße
von Klagenfurt
[* 80] nach Laibach.
[* 81] Die kahle, wild zerrissene, blaß-rötliche Kalksteinkette gewährt besonders vom Drauthal aus,
gegen das sie überall steil abstürzt, einen imposanten Anblick.
(türk. Kurbatsch), aus ledernen Riemen geflochtene Peitsche. ^[= Werkzeug zum Antreiben der Zugtiere etc., besteht gewöhnlich aus einer von Lederriemen oder ...]
Name einer geheimen politischen Gesellschaft in Italien,
[* 85] die in der Zeit der
französischen Herrschaft über Neapel
[* 86] entstand und mit dem Freimaurerbund zusammenhing, von dem sie manche Formen ihrer Organisation
entlehnte. Ihr Ritual war vom Kohlenbrennen hergenommen. Reinigung des Waldes von Wölfen, d. h. Kampf gegen Tyrannei, war die
Grundlage ihrer Symbole. Untereinander nannten sie sich »gute Vettern«. Der Versammlungsort hieß »Hütte«
(baracca),
die äußere Umgebung »Wald«, das Innere der Hütte »Kohlenverkauf« (vendita),
der Verein sämtlicher Hütten einer
Provinz eine »Republik«. Solche Republiken waren die von Westlukanien in Principato citeriore, die aus 182 Hütten bestand und
ihren Sitz zu Salerno hatte, die von Ostlukanien in Basilicata zu Polenza, von Hirpinien, Daunien etc.
Ihr Ziel war die Begründung nationaler Unabhängigkeit und freisinniger Staatsformen. Sie bekämpften daher auf das entschiedenste
die despotische Reaktion der Fürsten in Italien seit 1815. In Neapel zählten sie Tausende von Mitgliedern und spielten bei der
Revolution von 1820 eine wichtige Rolle.
Eine Venta zählte höchstens 20 »bons cousins«, wie sich auch in Frankreich die Eingeweihten nannten, im Gegensatz zu den
Nichtkarbonari, den »pagani«. Die Abgeordneten von 20 Venten bildeten eine Zentralventa, die durch einen Deputierten mit der
hohen Venta ihrer Provinz oder ihres Departements in Verbindung stand. Eine höchste Venta zu Paris ließ durch Emissäre den hohen
Venten ihre Befehle zukommen. Es galt bei ihr der Grundsatz, daß nichts Schriftliches aufbewahrt, die
ganze Verbindung nur durch mündlichen Verkehr unterhalten werden dürfe.
Gewöhnlich kannte jeder Karbonaro nur die Mitglieder seiner Venta. Nach ihren Statuten sollte der Eidbruch, sobald er zur
Entdeckung ihrer Geheimnisse führe, nach dem Spruch eines geheimen Gerichts und durch die Hand
[* 87] eines durch das Los bestimmten
bon cousin mit dem Tod bestraft werden. Seit ihrer Verpflanzung nach Frankreich bis zum Ende des französisch-spanischen
Kriegs und dem Umsturz der Cortesverfassung war die Charbonnerie sehr thätig und hatte auch unter dem MilitärVerbindungen.
Das ausschließende Streben dieser Männer, alles von Paris abhängig zu machen, war später mit die Veranlassung, daß sich
zuerst mehrere italienische Flüchtlinge, unter ihnen namentlich Mazzini, der ihnen seit 1827 angehörte,
von der Gesellschaft lossagten, um das junge Italien zu gründen, was zu vielfachen Kämpfen und gegenseitigen Anklagen dieser
Verbindungen führte. Noch 1841 wurde in Südfrankreich eine als reformierte Karbonaria bezeichnete Verbindung entdeckt. Damit
verschwinden jedoch ihre Spuren, wenigstens ist die Verbindung als solche ohne allen Einfluß auf die Umwälzung
im Februar 1848 geblieben.
Vgl. »Memoirs of the secret societies of the South of Italy, particularly the Carbonari« (a. d. Ital.,
Lond. 1821).