Braunstein und
Schwefelsäure
[* 2] etc. Sie bildet eine farblose
Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,945, riecht unangenehm,
schmeckt scharf sauer, mischt sich nicht mit
Wasser, löst sich leicht in
Alkohol und
Äther, erstarrt bei -18°, siedet bei
205°. Von ihren
Salzen sind die der
Alkalien gallertartig, viele der übrigen kristallisieren. Kapronsäureäthyläther C6H11O2.C2H5 ^[C6H11O2.C2H5] riecht angenehm ätherisch und siedet bei 166°.
Thal,
[* 4] Seitenthal des Salzachthals in
Salzburg,
[* 5] eins der schönsten Tauernthäler, etwa 20 km lang, mündet
südwestlich vom
ZellerSee, enthält nahe an seinem
Ausgang das Dorf Kaprun, im obersten Teil die 1877 erbaute Rainerhütte
und den großartigen Mooserboden.
Das Kapruner Thörl, 2634 m, führt in das westlich gelegene schöne
Stubachthal.
Ernst, Pianofortefabrikant, geb. zu
Döbeln
[* 9]
(Sachsen),
[* 10] machte sich, nachdem er in den ersten europäischen
Etablissements seines
Faches gearbeitet, 1860 in
Dresden
[* 11] selbständig und wurde bald darauf zum königlich
sächsischen Hofpianofortefabrikanten ernannt.
Sein nach ihm benanntes
System waren
Flügel kleinsten
Formats (Stutzflügel),
die sich nicht weniger durch Solidität und Haltbarkeit als durch lieblichen und doch kräftigen
Ton auszeichnen, wobei ihm
die Adoptierung der Steinwayschen
Repetitionsmechanik mit Oberdämpfung von wesentlichem Vorteil war. 1875 erhielt er ein
Patent auf eine neue Saitenlage in
Flügeln; seine wichtigste
Erfindung war aber der sogen.
Resonator, eine
Vorrichtung, wodurch die Klangschönheit und
Fülle des
Tons, namentlich in den höhern
Registern, wesentlich erhöht wird.
Die damit versehenen
Instrumente heißen »Patentflügel mit
Resonator«. Derselbe besteht aus einem in der für den Klavierbau
überhaupt maßgebenden Harfenform gebauten Schallkasten, welcher auf den Resonanzboden aufgeschraubt
ist. Ein unten mit
Rippen versehener Resonanzboden bildet die
Decke
[* 12] desselben. Der Teil der
Saiten, welcher über dem
Resonator
liegt, hat unter seiner Mitte stets ein Schallloch, wohin die Saitenchöre durch einen auf dem Resonanzboden befestigten
Schallkanal vom
Steg ausgeführt werden. Diese Einrichtung dient dazu, der
Resonanz der meist zu dünnen
Töne des
Sopran- und höhern
Registers eine erhebliche Verstärkung,
[* 13] dem
Timbre der einzelnen Oktavengattungen zugleich eine
größere Übereinstimmung und richtiges
Verhältnis in der Klangstärke zu verleihen. Kaps' großartiges Etablissement liefert
jährlich etwa 900
Flügel und 600
Pianinos. Er starb inDresden.
(Capsula), Fruchtorgan, welches bei der
Reife von selbst aufgeht, indem seine trockne, haut-,
leder- oder holzartige
Schale sich aufspaltet oder bestimmte Öffnungen bekommt, so daß die von ihr eingeschlossenen
Keime
(Sporen oder
Samen)
[* 14] entleert werden; im engern
SinnFrüchte der
Phanerogamen, deren
Schale bei der
Reife mit
Klappen,
Zähnen
[* 1]
(Fig.
1), Löchern
[* 1]
(Fig. 2) oder mit einem Deckel
[* 1]
(Fig. 3)
aufspringt, und aus welcher daher die
Samen ausgestreut werden. Unterformen der Kapsel sind die Balgkapsel,
Hülse,
[* 15]
Schote,
Porenkapsel.
Kapselbänder, s.
Gelenk.
eine deutsche. Die Industrie der Stadt ist nicht von Belang, der Handel dagegen bedeutend; die Handelsartikel sind die des
Kaplandes (s. d., S. 489). Dampferlinien (s. Dampfschiffahrt, S. 491) verbinden die Kapstadt mit England, Portugal
[* 25] u. a. Der Hafen ist
durch Anlage von mächtigen Hafendämmen und Docks bedeutend verbessert worden. Die Stadt zählt ohne das
an der See belegene Greenpoint und das Villenstädtchen Rondebosch, wohin Eisenbahnen führen, (1875) 33,239 Einw. der verschiedensten
Nationalitäten: Engländer, Holländer, Deutsche,
[* 26] Franzosen, Kaffern, Hottentoten, Malaien, Inder und einige Chinesen. Die Zahl der
Weißen beträgt über 16,000. Die Stadt wurde 1652 gegründet, kam 1806 unter englische Herrschaft und
bildet einen selbständigen Distrikt des Kaplandes.
(lat.), Bezeichnung einer Handlungsweise, durch welche man jemand einen
Vorteil oder Gewinn in Aussicht stellt, um ihn zu gewinnen und dadurch für sich selbst einen Vorteil zu erlangen. Daher kaptatorische
Verfügungen (institutiones captatoriae), solche letztwillige Dispositionen, welche nur dann in Kraft
[* 27] treten
sollen, wenn der Bedachte den Testierer oder eine andre Person wieder letztwillig bedenken werde. Verfügungen dieser Art sind
nach gemeinem Recht als unmoralisch und nichtig anzusehen, jedoch ohne daß dadurch die Ungültigkeit einer Disposition zu
gunsten des Testierers, zu welcher sich der Bedachte etwa bewogen gesehen haben sollte, herbeigeführt
würde.
(lat. captio), das Fangen, verfängliche Art zu fragen, verfänglicher Trugschluß;
kaptiös (lat. captiosus),
verfänglich;
kaptiöse Fragen sind solche, welche in der Weise gestellt sind, daß der Befragte, indem er darauf antwortet,
mittelbar eine Thatsache bestätigt, die er leugnen könnte.
in der Türkei
[* 28] Bezeichnung für Amtsgebäude infolge einer uralten Sitte, nach welcher
die Herrscher die bei ihnen wegen Schutzes gegen Unrecht Vorsprechenden am Eingang ihres Hauses empfingen und anhörten. Jeder
Ort von Bedeutung hat ein Kapu; nur das von Konstantinopel
[* 29] führt den NamenPascha-Kapisi, d. h. Pforte des
Paschas, unter welch letzterm nach einigen der Großwesir verstanden wird, während nach andern Pascha
hier eine Abkürzung von
Padischah sein, demnach sich auf den Sultan beziehen soll.
Die Existenz der Hohen Pforte als solcher, wie sie heute besteht, stammt erst aus der Reformzeit des türkischen Staatswesens,
und das heutige Gebäude wurde nach dem Brand von 1842 erbaut. Es umfaßt das Bureau des Großwesirats
sammt dem HohenRat (Medschlisiwala), das Amt der auswärtigen Angelegenheiten mit den entsprechenden Sekretariaten und Übersetzungsbüreaus,
ferner das Ministerium des Innern, den Appellationshof, das Amt der vier Konfessionen,
[* 30] nämlich der Griechisch-Unierten und
-Nichtunierten, der Katholiken und Juden, schließlich das Ordenskapitel, das Archiv offizieller Aktenstücke
und eine Schule samt Bibliothek für französisch lernende junge Beamte. Kapu ist auch der Titel der Amtslokalität des Scheich
ul Islam und der des Seraskiers (Kriegsministers), welche beide sich an andern Orten in Konstantinopel befinden.
hoher Beamter im Serail des Sultans, ehemals Haupt der seit längerer Zeit abgeschafften
Eunuchen und als solcher sogar dem Kislar-Agassi im Rang vorgehend.
(Kapudan-Beg), der Großadmiral des osmanischen Reichs und oberste Befehlshaber der gesamten großherrlichen
Seemacht. Er hat den Rang eines Marschalls und war ehedem Gebieter über den um das Arsenal liegenden Teil
von Pera sowie die türkischen Inseln des SchwarzenMeers und des Archipels nebst vielen Seeplätzen, aus denen er seine Einkünfte
bezog; außerdem erhielt er ein Fünftel von der Beute. Er ist Mitglied des Diwans, hat aber auf der Flotte einen eignen Diwan,
der in letzter Instanz entscheidet, und besitzt außerhalb der Dardanellen das Recht über Leben und Tod.
Als Gefolge hat er drei KompanienInfanterie.
Tributärstaat in der ProvinzPandschab des britisch-indischen Kaiserreichs, 1606 qkm (29 QM.) groß mit
(1881) 252,617 Einw., wozu noch in Audh 1813 qkm (33 QM.) mit 249,301 Einw. kommen, über welche der Radscha keine
Hoheitsrechte ausübt.
Die Einkünfte des Staats betragen 180,000 Pfd. Sterl., wovon 13,100 Pfd. Sterl.
als Tribut an die englische Regierung zu zahlen sind;
(Capucini ordinis fratrum minorum), ein Zweig des Franziskanerordens, der unter allen Kongregationen die strengste
Regel hat. Die Kapuziner trugen braune, wollene Kutten mit langen, spitzen Kapuzen (daher ihr Name) und Sandalen
[* 35] an den bloßen Füßen.
Gestiftet 1525 in Italien
[* 36] vom Pater Matteo di Bassi (Baschi) in Urbino, 1528 vom PapstClemens VII. bestätigt,
konstituierten sie sich 1529 als einen extremen, das Proletariat unter den Mönchen darstellenden Bettelorden. Mit der Zeit
fanden sie auch in Frankreich (seit 1573) und in Deutschland
[* 37] (seit 1592) sowie in der Schweiz
[* 38] und in Spanien Eingang. Erst 1619 erhielten
sie eigne Generale. Als burleske Volksprediger (daher der Ausdruck »Kapuzinade«) und geschickte Bettler
verspottet und durch körperliche wie geistige Verwahrlosung herabgekommen, haben sie das Schicksal der Orden
[* 39] im vorigen wie
in diesem Jahrhundert unter den ersten geteilt.
ein aus Stephanskörnern, Sabadill, weißer Nieswurz, Petersiliensamen, Anis etc.
zusammengesetztes Pulver, das zur Vertreibung der Kopfläuse in die Haare
[* 40] gestreut wird, dessen Gebrauch jedoch nicht ganz unbedenklich
ist.
Inseln, zu Portugal gehörige Inselgruppe an der westafrikanischen Küste, 560 km vom GrünenVorgebirge entfernt
und zwischen 14° 45'-17° 30' nördl. Br. und 22° 30-25° 10' westl. L. v. Gr. gelegen,
besteht aus zehn bewohnten Inseln nebst einigen Felseilanden, deren Gesamtareal offiziell auf 4271 qkm (77,6 QM.),
von Behm und Wagner auf 3851 qkm (69,9 QM.) mit (1879)
99,317 Einw. berechnet wird. Die Inseln zerfallen in eine nordwestliche und eine südöstliche Gruppe,
wie folgt:
Unter den 99,317 Einw. sind 54,468 weiblichen Geschlechts. Die Einwohner sind Nachkommen von Portugiesen, welche nach der 1456 erfolgten
Entdeckung durch Cadamosto 1461 auf diese damals gänzlich unbewohnten Inseln geführt wurden, und von Negersklaven von der
gegenüberliegenden Küste von Guinea; die Sprache
[* 41] ist wie die Bevölkerung
[* 42] eine Mischung portugiesischer
und afrikanischer Elemente. Sämtliche
Inseln, von tiefen und sichern Kanälen getrennt, sind hoch; auf einigen erheben sich
sogar ansehnliche, fast beständig mit Schnee
[* 43] bedeckte Berge, so auf São Antão der 2500 m hohe Zuckerhut (Pão d'Açucar),
auf Fogo der Pik (2700 m), ein noch thätiger Vulkan, der 1847 Strecken von Kulturland zerstörte.
Überhaupt tragen sämtliche Inseln Zeichen ihres vulkanischen Ursprungs, auch warme Quellen sind zahlreich. Das Klima
[* 44] ist vom
Dezember bis Juli heiß (25° C. im Mittel); im August beginnen die Winterregen, die bis November anhalten, und nach denen das
an sich schon ungesunde Klima am gefährlichsten ist. Am gesündesten sind Brava, São Vicente und São Antão,
das auch eine Heilquelle besitzt. Von den Winden
[* 45] wehen im Winter am gewöhnlichsten die West- und Südwestwinde, die, von Gewittern
begleitet, sich oft zu Orkanen steigern.
Kulturboden ist wenig vorhanden, und der Ertrag des geringen Ackerbaues, welcher stattfindet, wird nicht
selten durch die furchtbarste Dürre und durch Heuschreckenzüge vernichtet. Wälder gibt es nicht, nur hier und da gewahrt
man Gruppen von Kokos- und andern Palmen.
[* 46] Der Grund der Schluchten und Thäler ist mit Buschwerk bedeckt; daneben wachsen Indigo
[* 47] und Baumwolle
[* 48] wild, und auch Bananen und Tamarinden sind häufig; im allgemeinen aber erscheint der Boden
nackt.
die Weine vom Kap der Guten Hoffnung. Der Weinbau am Kap wurde 1660 durch französische Hugenotten begründet,
und 1665 wurden die ersten Weinproben nach Holland gesandt. Im 18. Jahrh. und bis in die neuere Zeit galt
der Kapwein für das edelste Getränk der Erde; gegenwärtig aber ist dieser Nimbus geschwunden, und man hört viel mehr absprechende
Urteile, zumal die feinern, edlern Sorten nur in geringer Quantität erzeugt werden und wenig in den Verkehr kommen.
Der Constantia verdankt seine Güte größtenteils der sorgfältigen Behandlung (Gesamtproduktion nicht
über 1000 hl im Jahr); die Weinbauern aber verfahren allgemein in solcher Weise, daß der Weinhändler genug zu thun hat,
um aus ihrem Wein trinkbare Sorten zu fabrizieren. Die Constantiaweine sind rote und weiße Likörweine erster und zweiter Klasse,
von köstlichem Gewürz und einer Süßigkeit, welche in vollkommenem Einklang zum Alkoholgehalt steht;
ihnen am nächsten steht der Rota aus Steelenbosch, ein roter Muskatwein, und der Witteboom. Von den trocknen Weißweinen werden
im Thal von Drakenstein, besonders beim Dorf Paarl, die vorzüglichsten produziert, und diese Weine gehen meist als Kap-Rheinweine
(Cape Hock [vgl. Hock]). Man unterscheidet jetzt auch Kapweine und südafrikanische Weine, um die neuern, im Charakter,
Körper und Geschmack wesentlich vervollkommten Weine nicht durch den übeln Ruf leiden zu lassen, welchen sich viele Kapweine
¶
mehr
ehemals erworben haben. Die Gesamtproduktion wird auf 24,000 Pipen im Wert von 380,000 Pfd. Sterl. angegeben.
ehemals selbständiges Chanat, jetzt der südlichste Teil des russ. GouvernementsJelissawetpol, von Persien
[* 64] durch
den Araxes getrennt, ist ein von sich kreuzenden Zügen erfülltes Gebirgsland, das in mehreren Gipfeln (Kjambil 4740 m, Kapudschich 3918 m)
die Schneegrenze überragt. Das Land stand zuerst unter der Oberherrschaft armenischer Fürsten (Melik), bis
die tatarischen Einwohner einen damaligen Dorfältesten, Pana Chan, zum alleinigen Fürsten erhoben und die armenischen Meliks
stürzten. Pana Chan erbaute Schuscha und machte es zu seiner Residenz. Der letzte karabaghische Chan war Mechti KuliChan, der 1822 nach
Persien floh; die Russen nahmen nach seiner Flucht Karabagh unter eigne Verwaltung.
(franz. carabine), ein für den bequemen Gebrauch der Kavallerie verkürztes Infanteriegewehr, selten über 1 m
lang. An der linken Seite ist er mit einem Ring versehen, in welchen der an einem Lederriemen des Bandeliers befestigte Karabinerhaken
eingehakt wird, damit der Reiter den Karabiner nach dem Schuß frei herunterfallen lassen kann. Er wird an der
rechten Seite des Sattels oder am Riemen über der Schulter getragen. In seiner Konstruktion schließt er sich vollständig an
das Ordonnanzgewehr des betreffenden Staats an, dessen Patrone er auch verfeuert. In Deutschland erhielt die Kavallerie nach 1870 an
Stelle des Zündnadelkarabiners (SystemDreyse) den für die Anwendung der Patrone M/71 aptierten Chassepotkarabiner,
der aber nach und nach durch den Karabiner M/71 ersetzt worden ist; s. Handfeuerwaffen,
[* 65] S. 109.
(franz. carabiniers, carabins), ursprünglich s. v. w.
berittene Arkebusiere. Heinrich IV. teilte solche Karabiniere seiner schweren Reiterei zu, später waren sie bald in selbständige Abteilungen
formiert, bald auf die Reiterregimenter verteilt. In der Napoleonischen Zeit gab es zwei, nach 1815 anfänglich
eins, bald wieder mehrere Regimenter als schwere, aber mit einer längern Schußwaffe (Karabiner) versehene Reiterregimenter.
Nach 1870 verschwand der Name in Frankreich. Seit 1876 führt ein königlich sächsisches schweres Reiterregiment den auch
schon früher in dieser Armee üblich gewesenen Namen Karabiniere Belgien
[* 66] hat ein Regiment Karabiniere unter seinen Fußtruppen.
In Italien ist Karabinier s. v. w. Gendarm.
(Karadžič), Wuk Stephanowitsch, der Begründer der neuserbischen Litteratur, geb. zu Trschitz
an der Drina im damals noch türkischen Serbien
[* 68] aus einer herzegowinischen Familie.
Obschon es in seinem Geburtsort an allen
Bildungsmitteln fehlte, überwand doch der starke Wissensdrang des Knaben alle Hindernisse: aus einer altslawischen Bibel
[* 69] lernte
er beim Hüten der Herde lesen, aus Schilf schnitzte er sich Federn, und aus Schießpulver
[* 70] bereitete er sich
Tinte.
Als aber 1813 die Türken wieder das Übergewicht erlangten und der HeldKaradjordje nach Österreich fliehen mußte, begab
sich Karadschitsch gegen Ende 1813 nach Wien.
[* 74] Hier wurde er von dem Slawisten Kopitar, der seine ausgezeichnete Begabung für Auffassung
von Volksart und Volkssprache erkannte, bewogen, sich ausschließlich litterarischen Arbeiten zu widmen. Die damals vorhandenen
serbischen Bücher waren in der altslawischen Kirchensprache, vermischt mit russischen Bestandteilen, geschrieben, dem Volk aber
vollkommen unverständlich; Karadschitsch' Bestreben war daher, die reine Volkssprache der Serben mit einfacher, verständlicher Orthographie
an die Stelle jener zu setzen und zur Schriftsprache zu erheben. Zu diesem Zweck unermüdlich thätig, veröffentlichte er
zunächst eine kleine Sammlung von Liedern in der serbischen Volkssprache (»Mala prostonarodna slaveno-srbska pesmarica«,
Wien 1814),
der er den ersten Versuch einer serbischen Grammatik (»Pismenica srbskoga jezika«, das.
1814) und sein serbisches Wörterbuch (»Srbski rječnik«, mit lateinischer und deutscher Übersetzung
der Wörter und vielen ethnologisch-historischen Erklärungen, 1818; 2. vermehrte Aufl., das. 1852) folgen ließ.
Als Einleitung war dem letztern Werk eine neue Bearbeitung seiner Grammatik beigegeben, die JakobGrimm 1824 ins
Deutsche übersetzte. Am meisten erregte er die allgemeine Aufmerksamkeit, auch des Auslandes, durch seine musterhafte Sammlung
serbischer Volkslieder: »Narodne srbska pjesme« (Leipz.
u. Wien 1823-33, 4 Bde.; 2. erweiterte Ausg.,
Wien 1841-1865; dazu noch »Srbske pjesme iz Herzegovine«, das.
1866), die in viele fremde Sprachen übersetzt wurde (deutsch von Talvj, 2. Aufl., Leipz. 1853, 2 Bde.;
von Gerhard, das. 1828, 2 Bde.; von
Kapper, das. 1852, 2 Bde.). Außerdem
gab er für serbische Geschichte und Philologie den Almanach »Danica« (»Morgenstern«,
[* 75] Wien 1826-34, 5 Bde.) sowie »Serbische Volkssprüche«
(»Srbske narodne poslowice«, 2. Aufl., das 1849)
und eine Sammlung serbischer Volksmärchen (»Srbske narodne
pripovijetke« (das. 1853; deutsch von Karadschitsch' Tochter Wilhelmine, Berl. 1854) heraus. Im J. 1828 wurde Karadschitsch vom FürstenMilosch von
Serbien zur Ausarbeitung eines Gesetzbuchs beauftragt, infolgedessen er nach Belgrad übersiedelte; doch konnte er sich mit
dem despotischen Wesen des Fürsten auf die Dauer nicht vertragen und kehrte nach zwei Jahren nach Wien zurück.
1834-35 bereiste er Dalmatien und Montenegro (worüber er in dem Werk »Montenegro und die Montenegriner«, 1837, berichtete),
1837-38 Ungarn
[* 76] und Kroatien, später wiederholt Serbien. Von den Akademien der Wissenschaften zu Wien, Berlin,
[* 77] Petersburg,
[* 78] Moskau
[* 79] etc. zum Ehrenmitglied¶
mehr
ernannt, starb Karadschitsch in Wien. Von Schriften ist noch seine mustergültige serbische Übersetzung des NeuenTestaments
(Wien 1847) zu erwähnen. Anfangs vielfach angefochten, ist Karadschitsch mit seinen Reformen jetzt allgemein durchgedrungen.
Gegenwärtig trifft man sie nur noch zerstreut unter den Slawen, im Orient und in Nordafrika. Ihre Litteratur
ist ziemlich reich. Zu den ältesten Schriftstellern der Karäer gehören: Benjamin benMose Hawendi (Nahawendi), Daniel ben Mose
al Komsi, Joseph ben Noach Habozri, Jakob ben Isak al Kirkasani, dessen Sohn Joseph Haroeh, Sahal ben Mazliach,
Salman ben Jerochim, Jefet ha Levi u. a. Die Karäer haben keineswegs durch Verwerfung der rabbinischen Tradition die Religionsübung
erleichtert und vereinfacht, sondern sie in Erschwerungen gekleidet, die, wie z. B. ihr Sabbat-, Schlacht- und Ehegesetz etc.,
weit drückender sind als die Satzungen der Rabbiner. Scharfe Widerlegung erfuhr das Karäertum durch Juda ha Levi,
AbrahamIbn Esra und David Neto.
Vgl. Fürst, Geschichte des Karäertums (Leipz. 1865).
(Chial, türk.), eine dem chines. Schattenspiel entlehnte Unterhaltung der osmanischen Türken, bei welcher
der betreffende Spieler hinter einer erhellten transparenten Leinwand beliebige Puppen herumtanzen läßt;
wird meist von obscönen
Reden begleitet und bildet vorzüglich im Ramasanmonat eine beliebte Abendunterhaltung.
(Karagué), Landschaft in Zentralafrika, im W. des Ukerewesees gelegen, wird von Grant
und Speke, die sie zuerst 1858 erforschten, ebenso wie von Stanley als ein wahres Negerparadies geschildert und
bildet eine
von schönen Wiesen unterbrochene Parklandschaft von großem Wildreichtum, die der Kagera bewässert. Der höchste Berg ist
der Mfumbiro (ca. 3000 m). Auch reiche Salz- und Kupferlager sowie heiße Quellen (43 ⅓° R.) befinden
sich in Karagwé. Die ca. 15,000 Einw. scheinen zwei verschiedenen Rassen anzugehören, von denen die herrschende den Galla verwandt
scheint. Der König ist ein Vasall des Kaisers von Uganda; der wichtigste Ort ist Kafuro, wo sich arabische Händler niedergelassen
haben.
Georgios, einer der Helden des griech. Freiheitskampfes, Armatole aus Sklylikaria bei Arta im westlichen
Griechenland, geb. 1782, war infolge des unermüdlichen Kampfes der Bewohner seines Distrikts gegen die türkische Tyrannei
mit der Führung des kleinen Kriegs vertraut geworden und erwarb sich die besondere GunstAliPaschas, in
dessen Garde er 1807 eintrat. Nach dessen Sturzschloß er sich dem griechischen Aufstand an und erwarb sich, klein, aber feurig
und begabt, durch geschickte Kriegführung in Ätolien großen Ruhm.
Als 1825 Missolunghi hart bedrängt wurde, bezog Karaïskákis, den seine Geliebte in Amazonentracht begleitete, bei Salona ein Lager,
um von dort aus die Belagerer durch rastlose Angriffe zu beunruhigen. Als die Festung
[* 88] dennoch fiel, ward
Karaïskákis zum Oberanführer in Rumelien ernannt und zwang durch kleinen Krieg die türkischen Truppen bald zur Räumung dieser Provinz.
Hierauf wandte er sich mit 6000 Mann nach Livadien, siegte bei Dobrena und eilte von da nach Arachova,
wo er im Dezember 1826 den Feind nach langem, heftigem Gefecht völlig besiegte und aus den Köpfen der 2000 gefallenen Türken
eine Pyramide als Siegeszeichen errichtete.
Scharen von Freiwilligen strömten nun zu Karaïskákis' Fahnen. Schon hatte er durch neue Siege bei Volizza und Lepanto den Weg nach Westen
geöffnet und Chaidara erreicht, als im Januar 1827 unerwartet die Türken bei Distomo erschienen. Karaïskákis trat ohne Säumen den
Rückweg an, stieß 18. Febr. bei Karistos auf den Feind und schlug ihn aufs Haupt. Bei dem Versuch, die Akropolis
[* 89] zu entsetzen,
fiel er unweit der vom Piräeus nach Athen
[* 90] führenden Straße. Dort ward ihm ein Denkmal
errichtet.
Vgl. Paparrhigopulos, Georg Karaïskákis (Athen 1877).
Der neugriechische Dichter Panagiotis Sutsos hat Karaïskákis zum Gegenstand eines Trauerspiels gemacht. - Sein Sohn Spiridion Karaïskákis war
mehrmals Kriegsminister und ist Deputierter.
Kreis
[* 95] des russisch-asiat. Gebiets Semipalatinsk, 200,288 qkm (3637 QM.) mit (1879)
121,560 Einw., fast ausschließlich Kirgisen, eine wasserarme Steppe, die dem Landbau viel Schwierigkeiten bietet, Viehzucht
[* 96] aber begünstigt.
türk. Volksstamm in Mittelasien, welcher einen Bruchteil der Bevölkerung der russischen
GouvernementsAstrachan, Tobolsk und Turkistan, der Chanate Bochara und Chiwa (in letzterm am zahlreichsten
und kompaktesten) ausmacht. Als Überbleibsel eines zahlreichern Volkes, das im 17. Jahrh. keine unwichtige Rolle in den mittelasiatischen
Steppen spielte, erscheinen sie jetzt als die am meisten unterdrückten von allen mittelasiatischen Nomaden. Zu verschiedenen
Malen sich gegen Chiwa auflehnend, wurden sie immer wieder unterworfen. Sie erfreuen sich des Rufs, die
schönsten Frauen in Turkistan zu haben, stehen aber sonst auf einer äußerst niedrigen Stufe. Sie beschäftigen sich mit Ackerbau,
Viehzucht undFischerei.
[* 100] Am Amu Darja bilden sie ein großes Gemeinwesen, zu welchem zwölf verschiedene Stämme gehören, welche
das Land als Gemeinland bebauen.
1) (tibet. Nyentschen Thangla, »Steppenpaß der großen
Wildnis«, im W. auch Mustagh genannt) mächtige Gebirgskette in Zentralasien,
[* 104] das zweithöchste Gebirge der Erde, zieht vom Pamirplateau
in südöstlicher Richtung die Nordgrenze von Kaschmir
[* 105] entlang und bildet die Nordkette des Himalajasystems sowie die Wasserscheide
zwischen den Becken des Indus und des Tarim. Der Karakorum besteht aus weiten Hochthälern mit Thalsohlen bis
zu 5210 m Höhe; die sie begleitenden Berge erreichen ihre größte Höhe im K2 oder Dapsang genannten Gipfel (8619 m); Hauptpaß
ist der 5568 m hohe Karakorumpaß, dessen Namen die Gebrüder Schlagintweit zuerst auf den ganzen Gebirgszug ausdehnten (s.
Karte »Zentralasien«).
2) (Chara-Cheem, »schwarze Festungsmauer«) die Ruinen des Hoflagers der ehemaligen Mongolenchane im nördlichen Asien,
[* 106] liegen
im Gebiet der Chalka, 8 km vom Orchonfluß, unter 45° nördl. Br., im SW. von Urga und bestehen aus viereckigen, 500 Schritt
langen Wällen von Thonerde. Hier residierten Dschengis-Chan und seine Nachfolger bis 1256.
Die Länge dieser wasserlosen Fläche ist 370 km von WNW. nach
OSO., die Breite
[* 107] 140 km. Sie besteht aus kahlen Flugsandhügeln und Depressionen, deren dürftige VegetationHerden den Aufenthalt gestattet.