Die erdigen
Calcite sind von erdigem
Bruch, zerreiblich und abfärbend, meist weiß, matt. Hierher gehören die
Bergmilch, ein
kryptokristallinisches
Gemenge von
Aragonit
[* 3] und kreideähnlichem Kalkspat mit etwas organischer
Substanz, die
Kreide,
[* 4] ein leicht zerreibliches, mager anzufühlendes
Gestein, welches fast nur aus einer Zusammenhäufung mikroskopisch kleiner
Schalen von
Polythalamien oder
Foraminiferen besteht, und der
Wiesenmergel oder
Alm, erdiger, mergeliger
Absatz aus Kalkgerölle
durchsickernden
Wassern und
Niederungen.
Abgesehen von der
oben erwähnten Verwendung des
Doppelspats in der
Optik, braucht man den durchscheinenden weißgelblichen
Kalksinter oder sogen.
Kalkalabaster zu
Ornamenten, ebenso und auch zu Bildhauerarbeiten den körnigenMarmor;
die
Architektonik wendet auch die schön gefärbten dichten
Kalksteine als gemeinen
Marmor vielfach an; es werden Ornamentstücke,
Tischplatten u. dgl. daraus verfertigt. Der gewöhnliche
dichte
Kalkstein ist ein vorzüglicher
Baustein, ebenso der dichte italienische
Travertin; aber selbst die porösen
Abarten des
Kalktuffs, zum Teil leicht zu sägen, sind nicht unbeliebt als
Bausteine.
Für die Dauerhaftigkeit des Kalkspats als Baumaterial sprechen die aus
Nummulitenkalk erbauten
PyramidenÄgyptens, die aus
Travertin erbauten
Tempel
[* 17] und
Paläste der alten
Römer,
[* 18] wobei freilich das günstige südliche
Klima
[* 19] zu berücksichtigen ist.
Hervorragend ist die Bedeutung des
Kalks für die Bereitung der
Mörtel. Die verschiedensten
Kalke liefern
das
Material für die Kalkbrennereien zu gewöhnlichem
Mörtel und zur Herstellung von
hydraulischem
Mörtel. Die dicken
Platten
der
Kalkschiefer von
Solnhofen, welche gleichförmiges und feines
Korn besitzen, benutzt man als lithographischen
Stein; mit
schlechten plattiert man
Hausfluren etc. und fertigt
Kühlschiffe aus ihnen, mit den dünnern deckt man
Häuser.
Gestein, welches wesentlich aus kohlensaurem
Kalk besteht und grob- oder feinkörnig, dicht und oolithisch
auftritt. Der körnige Kalkstein heißt
Marmor (s. d.), aber auch der scheinbar dichte erweist sich unter dem
Mikroskop
[* 20] kristallinisch,
und zwar ist der kohlensaure
Kalk in der
Regel als
Kalkspat ausgebildet. Die
Farbe des Kalksteins ist sehr
verschieden, der dichte Kalkstein ist meist grau oder gelblichgrau, auch blaugrau, der
Marmor oft ganz weiß. Als accessorische
Bestandteile
finden sich im
Marmor:
Granat,
[* 21]
Hornblende,
[* 22]
Epidot,
[* 23]
Glimmer,
Spinell,
[* 24]
Apatit,
[* 25]
Vesuvian,
[* 26]
Glimmer,
Graphit etc., während die dichten
Kalksteine äußerst arm an solchen Beimengungen zu sein pflegen, dagegen oft sehr reichlich fossile
Organismen enthalten, die dem
Marmor fehlen.
Mancher
Marmor besteht aus sehr reinem kohlensauren
Kalk, andre Kalksteine gehen durch steigenden Magnesiagehalt in
Dolomit,
durch steigenden Thongehalt in
Mergel, einige auch in
Sandstein über. Stets enthalten die Kalksteine geringe
Mengen in
Säuren
unlöslicher
Substanzen, welche aus mikroskopischen Trümmern der verschiedensten Mineralsubstanzen bestehen.
Kalksteine sind durch alle sedimentären
Formationen verbreitet; die körnigen Kalksteine der kristallinischen
Schiefer, die
Kalksteinlagerungen im
Devon,
[* 27] noch mehr der
»Bergkalk«, d. h. der Kalkstein der ältern (untern) Abteilung des
Kohlengebirges, dann
wieder der
Zechstein (des obern
Perm),
der
»Muschelkalk« der mittlern
Trias, der Kalkstein des obern
Jura, der
Hippuritenkalk der
Kreide, der tertiäre (eocäne)
Nummulitenkalk, auch der
Grobkalk des
PariserBeckens sind hervorzuheben. Über die Entstehung
der Kalksteine sind die
Ansichten noch geteilt; der kohlensaure
Kalk, aus welchem sie bestehen, war sicher einmal in
Lösung
befindlich, ob er aber aus dieser
Lösung durch physikalische
Prozesse ausgeschieden wurde oder durch die
Mitwirkung von Organismen, welche schwefelsauren
Kalk, der im Meerwasser in erheblich größerer
Menge sich findet als kohlensaurer
Kalk, in
Carbonat umwandelten, ist ungewiß.
Jedenfalls enthält auch die an fossilen Resten reichste
Kreide immer noch mehr kohlensauren
Kalk, an welchem sich keine
Spur
von organischen
Formen nachweisen läßt, als
Versteinerungen. Ob indes die kleinsten Organismen, die den
Kalk angeblich aus seiner
Lösung ausgeschieden haben und in ihren
Schalen den Tiefseeschlamm bildeten, aus welchem später
der Kalkstein hervorging, durch die
Kristallisation des kohlensauren
Kalks für unsre
Wahrnehmung verschwunden sind, muß vorläufig
dahingestellt bleiben.
(Duckstein,
Tuffstein,
Süßwasserkalk), lockerer
Kalkstein, welcher in süßen Gewässern abgesetzt, durch die
in ihm enthaltenen Pflanzenteile sehr porös gehalten und stets das
Produkt der Auslaugung von kohlensaurem
Kalk aus ältern
Gebirgen ist, an deren
Rand sich der
Tuff besonders in
Thälern abgesetzt hat. Die Kalktuffe sind meist sehr jungen
Ursprungs, die wichtigsten Tuffbildungen
Deutschlands
[* 29] sind diluvial
(Weimar,
[* 30]
Kannstatt
[* 31] etc.) oder alluvial
(Meißen,
[* 32] Norddeutschland
im
Norden
[* 33] des
Harzes, in fast allen Teilen der
¶
mehr
Schwäbischen Alb etc.) und enthalten auch verschiedenartige Einschlüsse: die alluvialen
Tuffe nur solche von lebenden Tier- und Pflanzenarten (Hirsch,
[* 35] Pferd,
[* 36] auch Mensch, Landschnecken, Bachschnecken, Blätter von unsern
Waldbäumen u. dgl.), die diluvialen dagegen auf
andre Lebensbedingungen hinweisende Reste. Eine Abart des Kalktuffs ist der bald schalige, bald dichte, oft durch
parallele, langgezogene Blasenräume poröse Travertin, der sich besonders an den Kaskaden bei Tivoli in Italien bildet. Man benutzt
Kalktuff zu Beeteinfassungen in Gärten, zu Grotten und in Aquarien. Aus Röhrenstücken zusammengesetzter Kalktuff, der durch Überrindung
von später verwesten Wurzeln, Schilf etc. entstanden ist, wurde früher als Beinbrech, Beinwell bei Knochenbrüchen
benutzt.
(v. lat. calculus, Steinchen, deren man sich in der
ältesten Zeit beim Rechnen bediente), Berechnung, Überschlagung, auch Rechnungsmethode;
im geschäftlichen und amtlichen
Leben angewandt auf Voranschläge, Rentabilitätsberechnungen etc. Kalkulieren, rechnen, berechnen, eine Schlußfolge
machen;
Kalkulation, Berechnung;
Kalkulationsbuch, das kaufmännische Buch, in welchem die Warenkalkulationen angestellt werden;
Kalkulator, ein Beamter, der Voranschläge und derartige Rechnungen auszuführen oder zu prüfen hat.
[* 34] Hauptstadt des britisch-ind. Kaiserreichs, insbesondere der Lieutenant-Governorship Niederbengalen, am linken
Ufer des Hugli oder Bhagirathi, 160 km vom Golf von Bengalen, unter 22° 33' nördl. Br. und 86° östl. L. v. Gr., erstreckt sich
von N. nach S. am Fluß entlang nahe an 5 km, während die Breite
[* 37] zwischen 2 und 3 km schwankt. Die eigentliche
Stadt, vom Fluß und der Circular Road eingeschlossen, bedeckt 21 qkm; sie enthält die weit ausgedehnte Esplanade, den Maidan,
Exerzierplatz für die Truppen und Promenade der eleganten Welt, auf welcher dicht an den Ufern des Hugli
das große, von Clive als regelmäßiges Achteck erbaute Fort William einen Raum einnimmt, dessen Umfang 3 km mißt, das eine
ganze Stadt mit Gärten sowie ein großes Arsenal einschließt, mit 619 Geschützen besetzt und für eine Besatzung von 25,000
Mann eingerichtet ist.
Nach N. zu begrenzen den Maidan der Palast des Vizekönigs, das Rathaus, die Bank von Bengalen, das Generalpostamt,
Zollamt, die Münze; weiter sind nennenswert die Gebäude des GesetzgebendenRats, der Obergerichtshof, eine Irrenanstalt, ein
großes Gefängnis, Hospital, der Palast des anglikanischen Bischofs, die 27 protestantischen (darunter die St. Pauls-Kathedrale)
und 8 kath. Kirchen, ein deistisches Gotteshaus (merkwürdigerweise gibt es keine orthodoxen Hindutempel.).
Die Zahl der Einwohner von Kalkutta betrug 1881: 684,658 Seelen, wovon 251,439 in den Vorstädten lebten. Nach der Religion unterschied
man 428,692 Hindu, 221,013 Mohammedaner, 30,478 Christen, außerdem Buddhisten, Juden, Parsen u. a., nach der Nationalität 7109 Europäer
(227 Deutsche,
[* 40] 121 Österreicher), 322 Amerikaner, 2004 nichtindische Asiaten u. a. Von der
Gesamtzahl waren 436,022 männlichen und nur 248,636 weiblichen Geschlechts. Die Industrie der Stadt ist nicht bedeutend und
beschränkt sich fast ganz auf Kleinindustrie; die Etablissements der Großindustrie befinden sich zumeist in dem schon genannten
gegenüberliegenden Howrah.
Mit Einschluß desselben zählte man 1878: 20 Jutespinnereien mit 4000 Metiers, welche 75,000 Ton. Jute
[* 41] verarbeiteten und 80 Mill. Säcke herstellten, und 5 Baumwollspinnereien mit 133,000 Spindeln. Großartige Etablissements besitzt
der Staat in Stadt und Umgegend, darunter die große Geschützgießerei zu Kosipur. Unterstützt durch Fluß, Eisenbahnen und
die Nähe des Meers, hat sich der Handel zu großartigen Verhältnissen entwickelt. 1884 bezifferte sich
derselbe bei der Einfuhr auf 224,
Auch schrieb er in jener Zeit eine treffliche »Geschichte der Serben« (1877; deutsch von Schwicker, Pest 1878, Bd. 1). Nach
seinem Rücktritt gehörte er mehrere Jahre dem ungarischen Abgeordnetenhaus als konservatives Mitglied an; er vertrat hier
schon 1876 eine energische austro-slawische Orientpolitik. Als Andrássy das Ministerium des Auswärtigen 1879 niederlegte
und der des Ungarischen nicht kundige Haymerle sein Nachfolger wurde, ward Kállay zum ersten Sektionschef des Ministeriums des Äußern
ernannt, um dasselbe vor der ungarischen Delegation zu vertreten. Auch leitete Kállay dasselbe interimistisch nach HaymerlesTod (1881) bis zu Kalnokys Ernennung. Nach Szlávys Entlassung ward Kállay zum Reichsfinanzminister ernannt
und widmete sich besonders und mit Erfolg der Verwaltung der okkupierten ProvinzenBosnien
[* 44] und Herzegowina.
Lustschloß und gewöhnlicher Wohnsitz des Herzogs von Koburg,
[* 45] auf einer freien Bergkuppe nordwestlich von der
Stadt Koburg, 475 m ü. M. gelegen. Im 12. Jahrh.
der Stammsitz einer angesehenen Ritterfamilie, wurde die alte Feste durch den Herzog Ernst I. von Koburg nach dem PlanHeideloffs
restauriert und durch den Herzog Ernst II. erweitert und verschönert.
Dabei eine elegante, nach englischen Vorbildern eingerichtete
Musterfarm.
einer der tüchtigsten spartan. Feldherren, folgte 406 v. Chr., noch sehr jung, dem Lysandros, der ihm
aus Eifersucht viel Schwierigkeiten verursachte, im Oberbefehl über die Flotte, eroberte Methymna auf Lesbos,
nahm dem athenischen Flottenführer Konon 30 Schiffe
[* 51] ab und schloß diesen mit dem Reste der Flotte bei Mytilene ein. Eine neue
athenische Flotte von 150 Schiffen gedachte Kallikratidas zwischen Lesbos und dem Festland des Nachts mit seinen 120 Schiffen zu überfallen,
wurde aber durch einen Sturm verhindert. Am folgenden Morgen segelten ihm die Athener selbst zum Kampf entgegen,
und Kallikratidas nahm die
gebotene Schlacht bei den Arginusen an. Lange schwankte der Sieg, bis Kallikratidas beim Anprallen seines Schiffs an ein
feindliches über Bord stürzte und ertrank (406); bald befand sich die ganze peloponnesische Flotte auf wilder
Flucht.
1) tapferer Athener aus Aphidna, stimmte als Polemarch des Jahrs 490 v. Chr. in der schwankenden Beratung
der Heerführer, ob auf dem marathonischen Gefilde die Schlacht gegen die Perser geliefert werden sollte, mit Miltiades für
den Angriff und fiel beim Kampf um die persischen Schiffe.
2) Griech. Dichter und Grammatiker, Sohn des Battos, aus dem edlen Geschlecht der Battiaden zu Kyrene, hielt anfangs eine Schule
zu Eleusis, einer Vorstadt von Alexandria, bis er von PtolemäosPhiladelphos an das Museum von Alexandria berufen und um 260 v. Chr.
zum Vorsteher der Bibliothek ernannt wurde, die er bis zu seinem Tod, um 240, verwaltete, und um deren
Sichtung und Katalogisierung er sich die größten Verdienste erwarb. Durch seine nach Fächern und in diesen chronologisch
geordneten Verzeichnisse (pinakes) der alexandrinischen Bücherschätze in 120 Büchern legte er zugleich den Grund zu der
griechischen Litteraturgeschichte. Im ganzen wurden ihm 800 prosaische und poetische Schriften des verschiedenartigsten
Inhalts beigelegt.
Vollständig erhalten haben sich nur 6 Hymnen und 64 Epigramme. In letztern und den verlornen Elegien, die namentlich von den
Römern sehr hochgehalten und nachgeahmt wurden, wie von Catull, Properz und Ovid, bestand seine Hauptstärke. Wie die
erhaltenen Überreste zeigen, waren die Elemente seiner PoesieKunst und Gelehrsamkeit, nicht eigentliche
poetische Begabung. Besondere Erwähnung mögen von seinen Dichtungen noch finden die »Aitia«, eine Sammlung von Elegien in 4 Büchern,
welche die Ursprungssagen von Städten, Kulten u. a. mit großer Gelehrsamkeit behandelten, und das vielgelesene Epos »Hekale«.
BesteAusgabe der gesamten Überreste von O. Schneider (Leipz. 1870-73, 2 Bde.),
der Hymnen und Epigramme von Meineke (Berl. 1861) und Wilamowitz (das. 1882); Übersetzung der
Hymnen von Schwenk (Stuttg. 1833),
Vgl. Lincke, De Callimachi vita et scriptis
(Halle
[* 52] 1862).
3) Griech. Bildhauer, zu Athen um die 89.-94. Olympiade (424-404 v. Chr.) thätig. Man nennt von ihm: tanzende
Spartanerinnen; eine sitzende Hera
[* 53] zu Platää; die goldene Lampe,
[* 54] welche Tag u. Nacht im Erechtheion zu Athen brannte (das archaistische
Relief im kapitolinischen Museum, das von einem Kallimachos herrührt, gehört in die römische Zeit). Kallimachos kann zwar nicht,
wie berichtet wurde, die Kunst, den Marmor zu bohren, erfunden haben, scheint aber doch eine wesentliche
Vervollkommnung dieser Technik erreicht zu haben. Kallimachos war nie mit seinen Arbeiten zufrieden, sondern feilte und besserte endlos
an denselben herum, daher er auch den Beinamen Katatexitechnos erhielt. Vitruv schreibt ihm die Erfindung des korinthischen
Kapitäls und der korinthischen Säulenordnung
[* 55] zu. Nach Plinius wäre er auch als Maler thätig gewesen.
aus Ephesos,
[* 56] Schöpfer der griechisch-politischen Elegie, lebte um 700 v. Chr., zu einer Zeit, wo die kleinasiatischen
Griechen vielfach von den Lydiern bedrängt wurden. In dem einzigen von ihm, wiewohl nicht vollständig, erhaltenen Gedicht
spornt er seine erschlafften Landsleute in einfacher, männlicher Weise zu heldenmütigem Kampf an (gedruckt
¶
mehr
in Bergks »Poetae lyrici graeci«, Bd.
2; übersetzt vonWeber in den »Elegischen Dichtern der Hellenen«, Frankf. 1826, von E. Geibel im »Klassischen Liederbuch« u. a.).
Vgl. Franke, Callinus sive de carminis elegiaci origine (Altona
[* 58] 1816).
ein Beiname der Aphrodite,
[* 61] von Statuen derselben gebräuchlich, welche sie nach hinten blickend darstellen. Der Name soll
folgendem Vorfall seine Entstehung verdanken. Zwei sizilische Mädchen stritten sich, welche von ihnen am Hinterteil schöner
sei. Ein Jüngling, zum Schiedsrichter aufgefordert, entschied für die ältere und vermählte sich mit ihr, sein Bruder mit
der andern. Beide Mädchen, nun reich geworden, errichteten darauf der Aphrodite zu Syrakus
[* 62] einen Tempel mit
ihrem Bild inoben bezeichneter Stellung. Eine berühmte Statue dieser Art, wenn die Darstellung nicht etwa ein Hetärenmotiv
ist, steht im Nationalmuseum zu Neapel
[* 63] (vgl. Aphrodite).
Naturkundiger und Historiker aus Olynthos, um 360 v. Chr. geboren, des Aristoteles Verwandter und Schüler,
hielt sich behufs historischer und naturwissenschaftlicher Studien in Athen auf, wo er innige Freundschaft mit Theophrast schloß,
und begleitete hierauf Alexander d. Gr. auf seinem Zug
nach Asien.
[* 67] Er zog sich aber bald durch freimütige
Äußerungen über AlexandersGebot der fußfälligen Verehrung seiner Person (Proskynesis) nach persischer Sitte und seine Weigerung,
sich demselben zu fügen, des KönigsZorn zu und wurde daher wegen angeblicher Teilnahme an der Verschwörung des Hermolaos
ins Gefängnis geworfen, worin er starb (wahrscheinlich 328). Er schrieb in der rhetorischen Weise seiner
Zeit eine »Hellenische Geschichte« der 30 Jahre von 387 bis 357, eine Geschichte
des sogen. heiligen Kriegs 355-346 und eine wahrscheinlich bis zum Jahr 330 reichende Geschichte der Kriegszüge Alexanders
d. Gr.; außerdem mehrere naturhistorische Werke. Alle seine Schriften sind jedoch bis auf wenige Fragmente
verloren gegangen.
Eine romanhafte Geschichte Alexanders d. Gr., die den Namen des als Verfassers führt und eine Hauptrolle der mittelalterlichen
Alexandersage bildet, gehört einem andern Verfasser und einer viel spätern Zeit, wahrscheinlich dem 2. oder 3. Jahrh.
n. Chr., an (vgl. Alexandersage).
2) Griech. Rhetor, wahrscheinlich aus dem 3. Jahrh. n. Chr., verfaßte nach dem Beispiel des Philostratos eine (noch vorhandene)
Beschreibung von 14 Statuen berühmter Künstler, wie Skopas, Praxiteles, Lysippos u. a., in trocknem und geziertem
Ton und ohne die Fähigkeit, eine wirkliche Anschauung von den geschilderten Kunstwerken zu geben. Sie wurden meist mit den
Werken des Philostratos herausgegeben, so von Welcker und Jacobs (Leipz. 1825), von Kayser (neue Ausg., das. 1870-71). - Kallistratos hieß
außerdem ein älterer alexandrinischer Grammatiker, Schüler des Aristophanes von Byzanz, der um die Mitte des 2. Jahrh. v. Chr.
lebte und sich namentlich mit der Kritik und Erklärung des Homer, der dramatischen Dichter etc. beschäftigte. Doch sind seine
Schriften nur aus vereinzelten Anführungen bekannt.
(Wassersterne), dikotyle, etwa 25 Arten umfassend Pflanzenfamilie aus der Ordnung
der Tricoccae, Wasserpflanzen
[* 71] mit gegenständigen, am Sproßgipfel meist rosettenartig zusammengedrängten blättern und achselständigen,
eingeschlechtigen, von zwei Vorblättern umgebenen, sehr reduzierten Blüten, die entweder aus einem Staubgefäß oder aus einem
nackten, zweigriffeligen Fruchtknoten bestehen, der bei der Fruchtreife in vier einsamige Steinfrüchtchen zerfällt.
(Callnberg), Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft
Zwickau,
[* 74] Amtshauptmannschaft Glauchau,
[* 75] an der Linie St. Egidien-Stollberg der Sächsischen Staatsbahn, nur durch die Rödlitz
von Lichtenstein (s. d.) getrennt, hat ein Lehrerinnenseminar, Weberei,
[* 76] Strumpfwirkerei, Fabrikation von Bettdecken, seidenen
und halbseidenen Shawls und Tüchern und (1885) 2853 evang. Einwohner.
¶
Hafenstadt auf der Westküste der dänischen InselSeeland, AmtHolbäk, Endpunkt der Eisenbahnlinie Kopenhagen-Kallundborg,
mit einer berühmten, in den letzten Jahrzehnten restaurierten fünftürmigen Kirche und (1880) 3167 Einw. Das Schloß, welches
nebst der Kirche um 1170 gebaut ist, wurde im 16. Jahrh. als Staatsgefängnis benutzt (Christian II. saß 1549-59 hier gefangen)
und im schwedischen Krieg (1658) völlig zerstört.
die beiden Haupttage eines vom 19.-25. Thargelion (Mai
bis Juni) in Athen begangenen Sühnfestes, während dessen das Erechtheion, das Heiligtum der Burggöttin
Athene, nebst dem alten Holzbild der Göttin unter geheimnisvollen Bräuchen gereinigt wurde. An dem Tag, an welchem die Waschung
des Bildes stattfand, mußten alle öffentlichen Geschäfte ruhen. Das Fest scheint ursprünglich eine Beziehung auf die Jahreszeit
und das Reifen der Feldfrüchte gehabt zu haben, für die man sich der Gunst der Göttin versichern wollte.
(v. ital. calamaio, »Tintenfaß«,
LoligoLam.), Gattung der Tintenschnecken
[* 81] (s. d.), Tiere mit fleischigem, nacktem, cylindrischem, hinten zugespitztem Körper,
auf dem Rücken sich vereinigenden Flossen, welche dem Hinterende meist die Gestalt einer geflügelten
Pfeilspitze geben, und mehreren Reihen von Saugnäpfen auf den Fangarmen. Im Rücken liegt ein biegsamer horniger Schulp. Der
gemeine Kalmar (L. vulgarisLam.), ein ungemein zartes, zierliches Tier mit zwei großen Augen und halbdurchsichtigem Körper von
Gestalt eines Pfeils, lebt im Mittelmeer und im Atlantischen Ozean gewöhnlich scharenweise beisammen; sie
schwimmen mit derselben Leichtigkeit vor- wie rückwärts und ernähren sich von kleinen Krebsen, werden aber selbst die Beute
der größern Fische
[* 82] und sind auch eßbar. In der Tiefsee kommen riesige Exemplare vor (s. Kraken).
Län im südöstlichen Schweden, umfaßt den östlichen Teil der LandschaftSmåland und die der Küste
vorgelagerte InselÖland (s. d.), grenzt im N. an Ostgotland, im W. an dieses und die LäneJönköping
[* 83] und Kronoberg, im S. an
Blekinge und hat ein Areal von 11,493,3 qkm (208,7 QM.)
mit (Ende 1885) 240,507 Einw. Das Festland ist im NO. felsig und waldreich, während der Süden bedeutende kornreiche
Ebenen enthält. Doch sind nur 13,7 Proz. des ArealsAcker- und Gartenland, 9,3 Proz. Wiesen und 51,8 Proz. Wald. Die Küste ist
von Schären umlagert und uneben, gehört aber zum Teil zu den schönsten Gegenden Schwedens. Hauptbeschäftigung der Bewohner
sind überall Ackerbau und Viehzucht,
[* 84] im N. auch Waldwirtschaft. Man erntet vornehmlich Hafer,
[* 85] Roggen und
Gerste;
[* 86] 1882 zählte man 21,819 Pferde,
[* 87] 146,999 StückRindvieh, 103,543 Schafe.
[* 88] Das Län umfaßt 15 Gerichtsbezirke. - Die gleichnamige
Hauptstadt, ziemlich regelmäßig gebaut, auf einer
durch eine Brücke mit dem festen Land verbundenen Insel (Quarnholmen),
am Kalmarsund, der InselÖland gegenüber, war als der Schlüssel von Göta-Rike ehemals sehr stark befestigt;
jetzt sind die Festungswerke größtenteils geschleift.
Von hier Eisenbahn nach Emmaboda, zum Anschluß an die LinieKarlskrona-Wexiö. Die Stadt hat eine schöne Kathedrale, ein altes
Schloß, ein Gymnasium, einen guten Hafen, eine Schiffswerfte, Tabaks-, Zichorien- und Zündhölzerfabrikation und (1885) 11,819
Einw., welche lebhaften Handel mit Getreide
[* 89] treiben. 1882 liefen 715 Schiffe von 78,210 Ton. ein. Kalmar ist
Sitz eines Bischofs und eines deutschen Konsuls. Durch einen tiefen Meeresarm von der Stadt getrennt, liegt das sehr verfallene,
aber jetzt zum Teil restaurierte Schloß auf welchem die Kalmarische Union abgeschlossen wurde, welche die
drei skandinavischen Reiche zu einem Ganzen vereinigte, aber zum Teil durch die Schuld der Unionskönige eine Quelle des Unglücks
für dieselben wurde.
Sie wurde mehrmals erneuert, zerfiel aber durch GustavWasas Thronbesteigung in Schweden 1523. Letzterer stieg in der Nähe von
Kalmar bei der Landspitze Stensö nach seiner Flucht aus der dänischen Gefangenschaft ans Land. Kalmar wurde 1500-1613
abwechselnd von Dänen und Schweden besetzt und blieb seit dem letztgenannten Jahr den Schweden. Ludwig XVIII. von Frankreich,
welcher 1804 mit seinem Bruder, dem nachherigen König Karl X., während seines Exils in Kalmar wohnte, hat auf Stensö einen Denkstein
für GustavWasa errichten lassen.
(franz. Calmes) oder Gegend der Windstillen ist die Zone, welche die Passatwinde der beiden Hemisphären voneinander
trennt. Die Region der Kalmen bildet sich da, wo der Nordostpassat (s. Passatwinde) der nördlichen und der Südostpassat der südlichen
Hemisphäre zusammentreffen, indem sich diese zu einem rein östlichen Wind kombinieren, der aber unmerklich
wird, weil seine horizontale Bewegung durch die senkrechte Bewegung des in der heißen Zone entstehenden starken aufsteigenden
Luftstroms neutralisiert wird.
Die volle Entwickelung der Kalmen tritt ebenso wie bei den Passatwinden nur über der ebenen und gleichartigen Meeresfläche auf;
mitten im Land wird sie durch lokale Störungen behindert und oft unkenntlich gemacht. Auch in der Nähe des Landes tritt der
störende Einfluß desselben deutlich auf und macht sich in desto größerer Entfernung geltend, je steiler
sich das Land erhebt, und je größer dasselbe ist. Die Ruhe der Atmosphäre wird in der Region der Kalmen fast
¶
mehr
täglich durch heftige Gewitter unterbrochen, auch ist hier die Wolkenbildung im allgemeinen so stark, daß man diese Gegend
den Wolkenring genannt hat. Trotz der vielen elektrischen Entladungen ist die Lust dick und schwül und die Hitze oft kaum
erträglich. Auch außerhalb der beiden Passate finden sich Zonen mit ziemlich viel Windstillen, welche
nach den beiden Wendekreisen der Windstillengürtel des Wendekreises des Krebses und des Steinbockes genannt werden.
L., Gattung der Erikaceen, kleine, immergrüne Sträucher mit länglichen oder elliptischen Blättern, kurzröhrigen,
napf- und präsentiertellerförmigen, meist roten Blüten und fünffächeriger, fünfklappiger Kapsel.
Mehrere Arten, wie Kalmia angustifoliaL.,KalmialatifoliaL. und Kalmia glaucaAit. aus Nordamerika, werden in mehreren Varietäten als Ziersträucher
kultiviert, sind aber gegen Kälte empfindlich.
Berg im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, der höchste Punkt der Hardt (s. d.), südwestlich von Neustadt
[* 93] gelegen, 681 m
hoch, mit einem Aussichtsturm.
locker gewebtes, aber dicht gewalktes, langhaariges, mit Glanz appretiertes Köpergewebe aus dickem Streichwollgarn,
wird verschieden gefärbt und zu Winterkleidern benutzt.
Einen ähnlichen Stoff stellt man aus starkem, rauhem Baumwollgarn
dar, indem man ihm in der Appretur das Aussehen des echten Kalmuck gibt.
(Westmongolen), ein zum mongolischen Zweig der Altaier gehöriges Volk, wo sie heute Olöd
genannt werden, dessen Hauptvertreter heute die Choschoten, Dsungaren, Dorboten und Torgoten (Törga-Uten) in China
[* 94] und Sibirien
sind. Die letztern beiden Stämme zogen, die Torgoten 1636, die Dorboten 1723, aus ihren Stammsitzen in der Dsungarei infolge
von Zwistigkeiten, sowie um das ReichDschengis-Chans wiederherzustellen, nach W.; doch fehlte es dem »Oirat«
genannten Bund an einem gemeinsamen Oberhaupt, und so zogen sie, Niederlassungen gründend, zuerst zum Altai, von da in die
Kirgisensteppe, dann zum Quellengebiet des Tobol, endlich an den Muhadscharbergen vorüber zum Uralfluß und zur Wolgamündung.
Dort ließen sie sich nieder, doch kehrte 1771 ein großer Teil, unzufrieden mit der russischen Regierung,
unter unsäglichen Gefahren nach China zurück. Die zurückgebliebenen Kalmücken nomadisieren seit Ende vorigen Jahrhunderts friedlich
in der Steppe zwischen Wolga und Ural, um Astrachan und Stawropol bis gegen Saratow, wo sie oft mit den Herrnhutern in Sarepta in
Berührung kamen. Die Kalmücken am Altai heißen auch schwarze oder Bergkalmücken, zum Unterschied von den türkisierten
Teleuten (s. d.) oder weißen Kalmücken im GouvernementTomsk.
Als
Oberhaupt haben die russischen Kalmücken einen vor 1800 vom Dalai-Lama, seitdem von der russischen Regierung
eingesetzten Lama, welcher in Bazar Kalmuk an der Wolga bei Astrachan wohnt und jeden Sommer eine Rundreise durch die Steppe macht.
Das Christentum hat hier und da unter ihnen Wurzeln geschlagen, auch bekennt sich ein Teil der Kalmücken zur mohammedanischen Religion.
IhreSprache
[* 98] ist eine Mundart der mongolischen, trägt Spuren hohen Altersan sich, ist aber sehr arm. Grammatiken
derselben schrieben Rémusat in »Recherches sur les langues tartares«, Zwick (Donauesching. 1852) und die Russen Popow (Kasan
[* 99] 1847)
und Bobrownikow (das. 1849). Ein Wörterbuch veröffentlichte Zwick (Donauesching. 1853). Die Kalmücken haben geschriebene Gesetze und
auch eine Litteratur, die meist aus Gedichten und historischen, mit Sagen verwebten Überlieferungen besteht;
eine epische Dichtung, die »Dschangariade« (kalmückisch hrsg.
von Golstunskij, Petersb. 1864),
die Märchensammlung »Siddi-Kür« von Jülg (mit Übersetzung, Leipz. 1866) herausgegeben. Ihr Handel ist Tauschhandel
von Vieh gegen Korn, wollene Kleider, Küchengeräte u. dgl. Bei den chinesischen
und sibirischen Kalmücken liegt die Verwaltung in den Händen ihrer Stammfürsten (Jaisang) und deren Unterbeamten; Chinesen wie Russen
wissen aber auf sie durch Ehrenbezeigungen aller Art einzuwirken. In Rußland sind die Kalmücken des donischen Gebiets der allgemeinen
Wehrpflicht unterworfen, während die im GouvernementAstrachan vorhandenen davon befreit sind.
Vgl. Bergmann,
Nomadische Streifereien unter den Kalmücken (Riga
[* 100] 1804-1805, 4 Bde.);
Wenjukow, Die russisch-asiatischen Grenzlande (deutsch, Leipz.
1874).
(Acorus L.), Gattung aus der Familie der Araceen, Kräuter mit kriechendem, stark verzweigtem, aromatischem Wurzelstock,
reitenden, scheidigen und schwertförmigen Blättern, sehr langem Blütenschaft, walzenförmigen Blütenkolben
ohne Blütenscheide und oblong kegelförmigen, rötlichen Beeren. A.CalamusL., mit schwammig-fleischigem, bis 56 cm langem,
walzenförmigem, geringeltem, auf den Blattnarben punktiertem, blaß pfirsichblutrotem Wurzelstock, linealschwertförmigen,
60-120 cm langen Blättern, grünlichgelben Blüten und einem 30 cm langen Blatt,
[* 101] welches die Verlängerung
[* 102] des Blütenschafts
bildet und die Blütenscheide ersetzt.
Die Frucht ist unbekannt. Der Kalmus stammt aus den Küstenländern des SchwarzenMeers, findet sich auch in Mittelasien bis zum
Altai und Japan sowie verwildert im größten Teil Europas und in Nordamerika am Ufer stehender und langsam fließender Gewässer.
Der Wurzelstock ist als Kalmuswurzel (Rhizoma Calami) offizinell. Er wird geschält, gespalten und getrocknet,
ist dann gelblichweiß, schwammig, weich, schmeckt stark aromatisch bitterlich, riecht aromatisch und enthält außer einem
Bitterstoff etwa 1 Proz. gelbes ätherisches Öl, welches fast ganz aus einem bei 260° siedenden Kohlenwasserstoff besteht.