unzureichenden
MengeWasser und erhält dabei eine
Lauge, die hauptsächlich Kaliumchlorid und
Chlormagnesium enthält und beim
Abkühlen
eine Kristallmasse von Kaliumchlorid liefert, welche durch ein- oder zweimaliges
Waschen auf einen
Gehalt von 80 Proz. gebracht werden
kann. Die Waschwasser dienen zum
Lösen von Rohsalz, die vom Kaliumchlorid getrennte
Mutterlauge wird so weit verdampft,
bis sich
Kochsalz mit etwa 6 Proz. Kaliumchlorid und 30 Proz.
Schönit
(Doppelsalz von schwefelsaurem
Kali mit schwefelsaurer
Magnesia) abscheidet.
Dies
Salz
[* 2] dient als
Dünger. Aus der abgekühlten
Mutterlauge kristallisiert abermals Kaliumchlorid, welches wie das erste durch
Waschen
gereinigt wird. Die von demselben abgezogene
Mutterlauge gibt beim
Verdampfen ein ähnliches Düngesalz
wie die erste
Mutterlauge, dann aber beim
Abkühlen nicht Kaliumchlorid, sondern
Carnallit, den
man inWasser löst, um durch
Verdampfen der
Lösung reines Kaliumchlorid zu gewinnen, welches durch wiederholtes
Waschen leicht auf 90 Proz. gebracht werden kann.
Alles gewaschene
Salz wird schließlich im Flammofen getrocknet und enthält dann 88-99 Proz.
Kaliumchlorid. Die letzte
Mutterlauge, welche von dem
Carnallit abgezogen wurde, verarbeitet man auf
Brom. Kaliumchlorid bildet farblose
Kristalle
[* 3] vom
spez. Gew. 1,995, schmeckt wie
Kochsalz, ist luftbeständig, schmilzt bei 738° und verflüchtigt sich bei starker Rotglut. 100 Teile
Wasser lösen bei 0°: 28,5, bei 15°: 33,4 und
bei 110°, dem
Siedepunkt der
Lösung, 59 Teile Kaliumchlorid. In
Alkohol ist es kaum löslich. Kaliumchlorid dient zur
Darstellung von
Kalisalpeter
(aus
Natronsalpeter),
Alaun,
[* 4] chlorsaurem, chromsaurem, schwefelsaurem, kohlensaurem
Kali, mit
Salpeter und
Salmiak zu
Kältemischungen,
selten als
Arzneimittel.
Die
Bildung von cyansaurem
Kali wird durch Zusatz von
Kohle vermieden, aber das Kaliumcyanid ist dann durch beigemengte
Kohle unansehnlich.
Reines Kaliumcyanid erhält man durch Einleiten von Blausäuredampf in eine alkoholische
Lösung von
Ätzkali, aus welcher sich
das als weißes
Pulver abscheidet. Geschmolzenes Kaliumcyanid ist nach dem Erstarren weiß, kristallinisch, schmeckt scharf alkalisch,
bittermandelartig, reagiert alkalisch, wird an der
Luft schnell feucht und durch die
Kohlensäure zersetzt, wobei sich ein
Geruch nach
Blausäure entwickelt. Es muß daher in gut verschlossenen
Flaschen aufbewahrt werden. Es löst sich
leicht in
Wasser, wenig in
Alkohol; die wässerige
Lösung zersetzt sich beim
Kochen und löst viele
Metalle zu Doppelcyaniden.
Es nimmt begierig
Sauerstoff auf, verwandelt sich beim
Schmelzen an der
Luft in cyansaures
Kali und wirkt sehr stark reduzierend;
mit
Schwefel zusammengeschmolzen, gibt es Rhodankalium. Es gehört zu den stärksten
Giften und wirkt wie
Blausäure, welche sich daraus auf Zusatz von
Säuren entwickelt.
Wenig mehr als 1 g tötet sicher und sehr schnell oft momentan durch
Lähmung des Atmungszentrums im verlängerten
Rückenmark,
so daß an
Hilfe nicht zu denken ist; sehr kleine
Dosen kann man durch
Brechmittel oder dieMagenpumpe zu
beseitigen suchen. Man benutzt Kaliumcyanid zur galvanischen Vergoldung und Versilberung, indem
man damit
Bäder bildet, welche Doppelcyanüre
von
Gold
[* 6] und
Silber enthalten; es dient auch zum
Löten (wobei es
Oxyde reduziert und reine metallische Oberflächen schafft),
in der
Photographie, als
Reagens, zur
Darstellung andrer Cyanverbindungen, zum Entfernen von Höllensteinflecken
aus Wäsche und von der
Haut,
[* 7] auch als
Arzneimittel.
Konzentriertere
Lösungen darf man nicht anwenden, weil eine starke
Lösung von Kaliumhydroxyd den kohlensauren
Kalk
zersetzt, indem sich wieder kohlensaures
Kali bildet. Die von dem kohlensauren
Kalk getrennte
Lösung von Kaliumhydroxyd bildet die
Ätzlauge
(Ätzkalilauge,
Kalilauge). Man kann dieselbe auch aus Holzasche (welche kohlensaures
Kali enthält) darstellen, indem man
die
Asche zunächst mit
Wasser auszieht und die
Flüssigkeit mit gelöschtem
Kalke kocht, oder indem man
eine innige Mischung von
Asche und gelöschtem
Kalk mitWasser auszieht.
Zur
Darstellung von festem Kaliumhydroxyd wird die klare
Lauge in einem blanken gußeisernen
Kessel über lebhaftem
Feuer bis zum spez. Gew.
1,16, dann aber weiter in einem silbernen
Gefäß
[* 8] eingedampft, weil die
Lauge bei weiterer
KonzentrationEisen oxydiert. Man bewahrt die
Kalilauge in Glasgefäßen auf und verschließt diese am besten mit Paraffinpfropfen, weil
Kork und
[* 9] eingeriebene Glasstöpsel stark angegriffen werden. Die
Kalilauge des
Handels hat 36° B. Die offizinelle
Kalilauge
soll in 3 Teilen 1 Teil Kaliumhydroxyd enthalten und das spez. Gew.
1,33-1,334 besitzen. Den
Gehalt einer
Kalilauge bei verschiedenem spezifischen
Gewicht zeigt die folgende
Tabelle, welche für
die
Temperatur von 15° berechnet ist:
Verdampft man die
Ätzlauge weiter, so erstarrt sie beim Erkalten und bildet das trockne
Ätzkali
(Kali causticum siccum), welches
häufig in versilberten
Formen in federkielstarke
Cylinder gegossen wird
(Ätzstein, geschmolzenes
Ätzkali). Das aus kohlensaurem
Kali dargestellte Kaliumhydroxyd enthält die Verunreinigungen dieses
Salzes. Zur Gewinnung von chemisch reinem Kaliumhydroxyd glüht
man reines salpetersaures
Kali mit zerschnittenem dünnen
Kupferblech in einem kupfernen
Tiegel und laugt die erkaltete
Masse
mit
Wasser aus. Kaliumhydroxyd ist weiß, kristallinisch, sehr zerfließlich, absorbiert begierig
Kohlensäure, löst sich leicht in
Wasser
und
Alkohol, reagiert alkalisch, schmeckt sehr stark ätzend, schmilzt bei Rotglut, verflüchtigt sich
bei höherer
Temperatur, zerstört die meisten
Pflanzen-
¶
Die Lösung von Kaliumjodid löst viel Jod. Kaliumjodid wird in der Photographie, zur Darstellung von Anilinfarben und als Arzneimittel benutzt;
es wirkt im allgemeinen wie Jod, ohne so stark zu reizen; man gibt es innerlich, besonders gegen Syphilis,
Skrofulose, Neuralgien, Drüsenanschwellungen, Gicht etc. Es erscheint in kurzer Zeit in den Sekreten, im Speichel oft bereits
nach 10 Minuten. Die viel angewandte Jodkaliumsalbe wird aus 20 Teilen Kaliumjodid, 1 Teil unterschwelligsaurem Natron, 15 Teilen Wasser
und 165 Teilen Schmalz bereitet; ob aber auf die unverletzte Haut eingerieben, resorbiert wird, ist zweifelhaft.
(Kali) K2O entsteht bei Oxydation von Kalium in vollkommen trockner Luft, ist weiß, spröde,
schwer flüchtig, schmilzt bei Rotglut und gibt mit Wasser unter Feuererscheinung Kaliumhydroxyd.
Leitet man Schwefelwasserstoff in konzentrierte Ätzkalilösung, so kristallisiert farbloses Kaliumsulfhydrat (Kaliumhydrosulfid)
HKS, welches sich dem vorigen ähnlich verhält und mit Kalilauge Einfachschwefelkalium gibt. Kalium verbindet sich noch in
mehreren Verhältnissen mit Schwefel zu Polysulfureten (Zwei-, Drei-, Vier-, Fünffachschwefelkalium). Diese
entstehen beim Zusammenschmelzen gleicher Teile von kohlensaurem Kali und Schwefel und beim Kochen von Kalilauge mit Schwefel.
Fluß im schwed. Lappland, kommt aus den Seen Pajtasjaur und Kaalasjärvi, fließt anfänglich
in südöstlicher, dann in südlicher Richtung, empfängt aus dem Torneå-Elf den Tärandö-Elf (eine Bifurkation, auf welchezuerstL. v. Buch aufmerksam gemacht hat) und mündet, 400 km lang, in den Bottnischen Meerbusen.
im gewöhnlichen Sinn s. v. w. kohlensaurer Kalk, welcher in größten Mengen als Kalkstein, Marmor, Kreide,
[* 14] Kalkspat
[* 15] etc. vorkommt; dann s. v. w. gebrannter Kalk (Calciumoxyd) oder gelöschter Kalk (Ätzkalk, Calciumhydroxyd).
Der gebrannte Kalk wird im großen zur Bereitung von Mörtel dargestellt. Dies geschieht durch sehr starkes Erhitzen (Kalkbrennen)
des bei hoher Temperatur sich zersetzenden kohlensauren Kalks unter Verhältnissen, welche das Entweichen der Kohlensäure
gestatten. Man verarbeitet in Steinbrüchen gewonnenen Steinkalk, als Geschiebe oder Gerölle gesammelten Lesekalk, erdigen
Mergelkalk, der vor dem Brennen meist eingesumpft und in Formen gestrichen werden muß, und am
¶
mehr
Meeresstrand gesammelte Muschelschalen (Muschelkalk). Bei Rotglut verliert der kohlensaure Kalk Wasser, und es beginnt das Entweichen
von Kohlensäure, welche indes erst bei Weißglut vollständig ausgetrieben wird. Reiner Kalk verändert sich dabei nicht weiter;
häufig aber enthält der kohlensaure Kalk Thon (kieselsaure Thonerde) und Kieselsäure, und dann entstehen bei hoher Temperatur
sinternde Verbindungen, welche bewirken, daß der gebrannte Kalk sich beim Übergießen mit Wasser nicht mehr löscht (totgebrannter
Kalk). Um dies zu vermeiden, ist die Temperatur sorgfältig zu regeln; aber auch dann bleibt unreiner Kalk minderwertig, weil
die Beimengungen nicht jene Eigenschaft besitzen, wegen welcher man den Kalk anwendet.
Man brennt den Kalk bisweilen noch in Meilern, in denen man den Kalkstein mit Stein- oder Braunkohle schichtet,
in meilerähnlichen Feldöfen oder Gruben, bei größerm Betrieb aber in besondern Kalköfen. Von diesen haben die liegenden
im Grundriß länglich viereckige Gestalt und sind mit einem flachen Gewölbe
[* 17] überspannt, welches verschließbare Zuglöcher
zur Regulierung des Zugs besitzt. Jeder Ofen besitzt drei Schüröffnungen mit Rost und Aschenfall und denselben
gegenüber einen während des Brandes zu vermauernden Eingang zum Einbringen des Kalksteins.
Von letzterm setzt man, anschließend an die Schüröffnungen, durch die Tiefe des ganzen Ofens kleine Gewölbe auf und füllt
dann den weitern Ofenraum durch die seitwärts angebrachten, später gleichfalls zu vermauernden Öffnungen.
Gewöhnlich liegen zwei Öfen
[* 18] beisammen und besitzen einen gemeinsamen Schornstein. Der Brand wird bis zur Weißglut fortgesetzt
und diese je nach der Beschaffenheit längere oder kürzere Zeit unterhalten, worauf man den Ofen langsam erkalten läßt.
Ein Brand währt 36-40 Stunden. Viel häufiger werden stehende Kalköfen angewandt, welche man zweckmäßig
an oder in einem Bergabhang neben dem Kalkbruch anlegt und 1,25-12,5
m hoch und zwar cylindrisch, viereckig, konisch, elliptisch etc. baut. Man unterscheidet auch
Flaschenöfen mit Verjüngung nach oben und Trichter- oder Kesselöfen mit Erweiterung nach oben, im letztern Fall zweckmäßig
von der Gestalt eines halben Eies. Beide Ofenarten werden auch Schneller- oder Fixöfen genannt.
Nach dem Betrieb unterscheidet man Öfen mit periodischem
und kontinuierlichem Gang,
[* 19] je nachdem man den Ofen nach dem Ausziehen
des garen Kalks abkühlen läßt und dann wieder füllt oder rohen Kalkstein ununterbrochen in dem Maßoben aufgibt, wie
garer unten ausgezogen wird. Dabei modifiziert sich der Betrieb nach der Beschaffenheit des Brennmaterials. Koks und Kohlenklein,
magere Steinkohle etc. schichtet man in abwechselnden Lagen mit dem Kalk und entzündet die Beschickung im untern Teil des Ofens.
Man kann hierbei geringes, billiges Brennmaterial anwenden und erzielt eine gute Ausnutzung der Wärme,
[* 20] während freilich der Kalk durch die Asche des Brennmaterials verunreinigt und leicht zum Sintern gebracht wird. Bei dem etwas
teuern Betrieb mit besonderer Feuerung kommt der Kalk nur mit der Flamme
[* 21] in Berührung, er wird besser, gleichmäßiger, und
man kann ihn in größern Stücken brennen, die sich bei der Aufbewahrung weniger leicht löschen. In neuerer
Zeit wendet man mit Vorteil Gasfeuerung
[* 22] beim Kalkbrennen an. Dieselbe gestattet die Benutzung jeglichen Brennmaterials, vermeidet
die lästige Rauchbildung bei Beginn des Brandes, gewährt Ersparnis an Brennmaterial und größere Leistungsfähigkeit und
liefert ein gutes Produkt.
[* 16]
Fig. 1-3 zeigen einen Kalkofen für periodischen Betrieb. Zum Brennen dient der untere, oben überwölbte
Raum von 4 m Höhe. Er besitzt 4 Schürlöcher e e e e mit Rosten für das Brennmaterial (Braun- oder Steinkohle). Der Kalk wird
durch die Öffnung b eingetragen, welche man nach der Füllung des Ofens vermauert. Durch d wird der gebrannte Kalk ausgetragen,
a ist der Zugang zu dem Raum über dem Gewölbe. Man beobachtet von dort das Austreten der Flamme aus den Gewölbeöffnungen,
um nach Erfordernis einzelne derselben durch aufgelegte Steine zu verschließen und die Glut in andre Teile des Ofens zu lenken.
[* 16]
Figur 2 und 3 zeigen, wie der Ofen eingesetzt wird. Bei jeder Feuerung baut man ein zur bessern Verteilung
der Flamme dienendes Gewölbe, und in der Mitte wird ein StückHolz
[* 23] angebracht, durch dessen Verbrennung ein zentraler Schacht
zur Leitung der Flamme entsteht. Man feuert in den ersten sechs Stunden schwach und gibt dann allmählich stärkeres Feuer,
bis die gelbe Kalkflamme aus den Gewölbeöffnungen
[* 16]
^[Abb.: Fig. 1-3. Kalkofen für periodischen Betrieb.]
¶
mehr
hervorschlägt und eine klare Glut im Ofen sichtbar ist.
Als Repräsentant der kontinuierlichen Öfen gilt der Rüdersdorfer
[* 24]
(Fig. 4 u. 5). Er besteht aus dem Schacht, welcher durch
die Futtermauer d und das von dieser durch einen mit Asche oder Schutt gefüllten Zwischenraum getrennte Rauhgemäuer e gebildet
wird, und besitzt außerdem eine Umhüllungsmauer c, so daß zwischen dieser und dem Rauhgemäuer ein
Raum bleibt, welcher durch Gewölbe in Zellen geteilt ist. Letztere benutzt man zur Aufbewahrung von Material. Während des Ganges
des Ofens ist der untere Teil des Schachtes mit gar gebranntem Kalk gefüllt, der durch die vier Zugöffnungen a
an der Schachtsohle von Zeit zu Zeit gezogen wird.
Der Schacht hat eine Höhe von etwa 14 m. Etwa 4 m über der Sohle befinden sich die Feuerungen b für Torf und Holz, welche zu
drei oder fünf um den Ofen herum angebracht und mit Rost und Aschenfall versehen sind. Um die Arbeitervor der von dem gezogenen Kalk ausströmenden Hitze zu schützen, ist ein Kanal
[* 25] angebracht, durch welchen die Hitze in die Gewölbe
gelangt. Der einmal angeheizte Ofen wird so lange im Gang erhalten, bis Reparaturen erforderlich werden. Man verbraucht in
diesem Ofen auf 1 Volumen gebrannten Kalk 1,4 Vol. hartes oder 2-2,25 Vol. weiches Holz oder 1,5-2 Vol. Torf.
Mit 1 Vol. Braunkohle erhält man 1-1,5, mit 1 Vol. Steinkohle bis 3,5 Vol. gebrannten Kalk.
Die mit Gasfeuerung betriebenen Kalköfen haben bis jetzt hauptsächlich in der Zucker- und Ammoniaksodafabrikation Anwendung
gefunden, wo man die aus dem Kalk ausgetriebene Kohlensäure mit den Verbrennungsgasen unter der verschlossenen
Gicht ableitet, um sie in dem Fabrikbetrieb zu benutzen. Der Gaskalkofen gleicht in der innern Form etwa einem RüdersdorferOfen, nur sind an Stelle der Feuerungen Gasdüsen angebracht, welche mit einem nahe am Ofenschacht herumgehenden Gaszuführungskanal
verbunden werden.
Die Verbrennungsluft tritt durch die noch glühenden Steine unterhalb der Düsen durch die im Boden befindlichen,
mit Fallthüren versehenen schrägen Ausziehkanäle ein. An zwei Seiten des Ofens befinden sich Gasgeneratoren, aus welchen
das Gas zunächst in Teersammler (zur Abscheidung der Teerdämpfe durch Abkühlung), dann in den erwähnten Gaszuführungskanal
tritt. Man
braucht auf den gebrannten Kalk nur 50 Proz. Braunkohle. Bisweilen werden auch die Gichtgase aus
Hochöfen oder die Wärme aus Koksöfen
[* 26] zum Kalkbrennen benutzt, und in neuerer Zeit findet auch der ursprünglich zum Ziegelbrennen
bestimmte Ringofen zum Brennen von Kalk Anwendung. Er zeigt den gewöhnlichen Kalköfen gegenüber dieselbe Überlegenheit hinsichtlich
der Ausnutzung der Wärme wie beim Brennen der Thonware. Während aber beim Ringofen das zu brennende Material
festliegt und das Feuer beweglich gemacht ist, beruht der kontinuierliche Kanalofen auf dem entgegengesetzten Prinzip: das
Feuer steht fest, und der Kalk wird auf Wagen demselben entgegengeführt.
Der kohlensaure Kalk verliert beim Brennen an Gewicht über 40 Proz., an Volumen aber nur 10-20 Proz., mithin
ist der gebrannte Kalk porös und leichter (spez. Gew. 2,3);
reines Calciumoxyd CaO ist weiß, unschmelzbar; der gewöhnliche gebrannte Kalk ist durch Eisenoxyd meist gelblich und durch
Verunreinigungen, namentlich mit Silikaten, schmelzbar. Er saugt begierig Wasser auf, erhitzt sich dabei (bis 150°) und zerfällt
unter starker Volumvergrößerung und Entwickelung eines laugenartigen Geruchs (er »löscht sich«) zu gelöschtem Kalk (Kalkhydrat,
Calciumoxydhydrat, Calciumhydroxyd CaO2H2 ). 100 Teile Kalk erfordern etwa 32 Teile Wasser zur Bildung von
Hydrat.
Trockner Kalk absorbiert keine Kohlensäure, aber an der freien Luft absorbiert er allmählich Feuchtigkeit und zerfällt zu pulverigem
Kalkhydrat, welches begierig Kohlensäure aufnimmt und sich in kohlensauren Kalk verwandelt. BeimLöschen
muß man den Kalk mit mehr Wasser übergießen, als er zur Bindung bedarf (2½-3 Teile), weil er nur in diesem Fall einen voluminösen,
zarten Kalkbrei liefert. Dieser fühlt sich fett, schlüpfrig und zäh an, wenn aber der Kalk magnesia-
und thonreich war, kurz, wenig geschmeidig, mager. Danach unterscheidet man fetten und magern Kalk. Reiner Kalk gibt mit 2,5 Teilen
oder 3,2-3,6 VolumenWasser das 2,5fache Gewicht oder das 3,2-3,6fache Volumen Kalkbrei (so weit abgetrocknet, daß er Risse bekommt),
magerer Kalk aber mit 2-2,5 VolumenWasser nur das zweifache Volumen Brei. Man sagt daher, fetter Kalk wächst
oder gedeiht besser als magerer. 10 Proz. Magnesia machen den
Kalk schon deutlich mager, bei einem Gehalt von 25-30 Proz. Magnesia ist der Kalk unbrauchbar. Läßt man den Kalk mit wenig Wasser
zu Pulver zerfallen, so erhält man mit diesem nicht mehr einen fetten Brei. Zur Aufbewahrung löscht man den Kalk und bringt
den dünnen Brei in eine Grube mit durchlassenden Wänden (man »sumpft ihn ein«); er wird dann mit der
Zeit noch fetter und speckiger. Damit er nicht Kohlensäure anzieht, bedeckt man ihn mit Brettern und schüttet auf diese
eine LageSand.
Neuerdings bewahrt man gebrannten Kalk für die Mörtelfabrikation dadurch jahrelang auf, daß man ihn mit wenig Wasser
zu Pulver löscht, in einem Haufen acht Tage liegen läßt, durch ein Sieb mit 0,5 mm weiten Maschen das Grobe absiebt, dies zerreibt,
ebenfalls zu Pulver löscht und das Produkt in Haufen aufschüttet, welche vor Regen geschützt oder mit Kohlenasche bedeckt
werden müssen. Unter Kalkmilch versteht man eine rahmartige Mischung von Kalkhydrat mit Wasser; bei längerm
Stehen setzt sich aus derselben das Kalkhydrat zu Boden, und über demselben befindet sich dann eine klare Lösung von Kalkhydrat
in Wasser (Kalkwasser). 100 Teile Wasser lösen bei 15° 0,14, bei 100° nur 0,7 Teil Kalkhydrat.
Die Lösung schmeckt schrumpfend, reagiert alkalisch, trübt sich beim Erhitzen, überzieht sich an der
Luft mit einem Häutchen von kohlensaurem Kalk und gibt mit Leinöl eine eigelbe Emulsion. Ätzkalk ist eine starke Base, wirkt
ätzend, fällt die Magnesia- und die Metallsalze, zersetzt die Kohlensäuresalze der Alkalien, bildet mit Säuren die Kalksalze
(s. d.), löst sich leicht in Zuckerlösung zu Zuckerkalk und bildet mit Chlor den Chlorkalk.
[* 28] Man benutzt
gebrannten Kalk zu feuerfesten Tiegeln, zum Drummondschen Kalklicht, als schlackenbildenden Zuschlag beim Ausbringen von Metallen,
als Zusatz zum Glas,
[* 29] bei der Verarbeitung des Kryoliths, zur Verarbeitung der Melasse, zum Austrocknen von geschlossenen Räumen,
zum Entwässern von Flüssigkeiten, mit welchen er sich nicht chemisch verbindet, als Putzmittel, zu Kitten
etc. Meist aber wird er gelöscht und zu Mörtel benutzt.
Marktflecken im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf,
[* 36] KreisKleve, am Ley, hat eine evangelische und eine kath.
Kirche (letztere der schönste niederrheinische Backsteinbau, mit 7 Schnitzaltären u.
Altarblatt von Joest), Schiffahrt, Viehmärkte u. (1885) 2036 meist kath.
Einwohner. Kalkar ist Geburtsort des GeneralsSeydlitz, dem auf dem Marktplatz ein Denkmal errichtet ist.
(spr. -brettsche),Trümmergestein aus eckigen, manchmal verschieden gefärbten Kalksteinbruchstücken
und einem meist kalkigen Bindemittel.
Manche Kalkbreccien werden wegen ihrer Schönheit ähnlich wie Marmor benutzt, z. B. Brecciato
oder Mischio di Serravezza von Stazzema bei Carrara, bei welcher etwas gerundete, mit einer Rinde von Talk oder Chlorid überzogene
Marmorfragmente durch einen bläulichbraunen Zement verkittet sind.
2) Friedrich, Klavierspieler und Komponist, Sohn des vorigen, geb. 1788 während der Reise von Kassel nach
Berlin, bildete sich im Konservatorium zu Paris und erhielt bereits 1801 die ersten Preise des Klavierspiels und der Komposition. 1803 ging
er nach Wien,
[* 41] wo er sich bei Hummel und Clementi vervollkommte, machte 1805 Kunstreisen durch Deutschland
[* 42] und ließ sich 1814 in
London
[* 43] nieder, wo er sich als Klavierlehrer Ruhm u. Geld erwab ^[richtig: erwarb]. 1824 nach Paris zurückgekehrt,
widmete er sich hier mit gleichem Eifer dem Unterricht u. wurde das Haupt einer Klavierschule, welche unter seiner Leitung zur
höchsten Berühmtheit gelangte. Selbst ein Chopin glaubte, als er, bereits als fertiger Künstler, nach Paris kam, den Unterricht
Kalkbrenners nicht entbehren zu können, und nur die von letzerm ^[richtig: letzterm] gestellte Bedingung,
Chopin solle sich zu einem dreijährigen Kursus verpflichten, veranlaßte diesen, von
¶
mehr
seinem Vorhaben abzustehen. Kalkbrenners glänzendes Spiel, in welchem die Clementische mit der Hummelschen Vortragsweise
verschmolzen war, rechtfertigte allerdings seinen Ruf, ebenso wie seine den Eigentümlichkeiten seines Instruments Rechnung
tragenden, effektvollen und instruktiven Kompositionen. Da jedoch auf beiden Gebieten das Streben nach äußerem virtuosen
Glanz den geistigen Gehalt überwog, so waren die von der Kalkbrennerschen Schule der Kunst geleisteten Dienste
[* 45] nur von zweifelhaftem Wert, und jenes hauptsächlich durch sie geförderte Virtuosentum, welches während der 20er und 30er
Jahre in den Konzertsälen ganz Europas herrschte, konnte nur so lange Bestand haben, bis mit dem Auftreten Mendelssohns, Schumanns,
Chopins und Liszts eine ernstere Kunstrichtung eingeschlagen wurde.
Damit war auch Kalkbrenners zahlreichen Kompositionen das Urteil gesprochen, obwohl sich unter denselben neben oberflächlichen
Modeartikeln auch einzelne gediegene Arbeiten befinden, wie z. B. vier Konzerte, ein Konzert für zwei Klaviere und namentlich
seine Klavierschule mit den dazugehörigen Etüden. Kalkbrenner starb in Enghien bei Paris mit Hinterlassung
eines ansehnlichen Vermögens, welches er teilweise als Geschäftsteilnehmer an der durch seinen Einfluß wesentlich geförderten
Pleyelschen Klavierfabrik erworben hatte.
Bei den Pflanzen kommt der Kalk entweder der Zellhaut eingelagert, oder ihrer Oberfläche aufgelagert,
oder als Inhaltsbestandteil in den Kristallschläuchen (s. d.) vor. Am häufigsten findet sich oxalsaurer Kalk
in Form von Körnern oder deutlichen Kristallen in der Zellwandung; kohlensaurer Kalk wird in der Zellhaut mancher Haare
[* 46] und
in den Cystolithen abgelagert. Letztere bestehen in zapfen- oder traubenförmigen, mit kohlensaurem Kalk imprägnierten Zellwandverdickungen,
die in die Zellhöhlung mancher Epidermiszellen bei Urtikaceen, z. B. Ficus, Morus, Humulus, Urtica, und Akanthaceen hineinragen.
Die Kalkauflagerungen kommen als oberflächliche Schüppchen bei manchen Farnblättern und den Blättern der weiß inkrustierten
Saxifraga- und Plumbago-Arten, als krustenförmige Überzüge bei manchen Wasserpflanzen,
[* 47] wie den Laichkräutern (Potamogeton)
und den Charen, vor.
(kalquieren, franz. calquer), Übertragung einer Zeichnung, Schrift, eines Plans und dergl. vom Original auf
eine andre Fläche. Dies kann auf sehr verschiedene Weise durch Abdrucken, Durchzeichnen, Aufpudern, Aufpausen etc. geschehen.
Das Kalkierpapier zum Durchzeichnen ist ein dünnes, sehr durchscheinendes, ziemlich weiches, aber verhältnismäßig
festes Papier, welches aus rein gehecheltem Flachs oder ganz schäbefreiem Werg dargestellt wird; Kalkierleinwand ist Musselin,
welcher auf einer Seite einen gleichmäßigen Überzug von Stärkekleister erhalten hat und dann auf Kalandern getrocknet
und geglättet ist.
Gestein aus abgerundeten Kalksteinstücken, welche durch ein kalkiges Bindemittel
vereinigt sind, entsteht zum Teil noch heute, wenn kalkreiches Wasser durch Anhäufungen von Kalksteingeröllen hindurchrieselt
und dabei seinen Kalkgehalt absetzt.
Varietäten des Mergels (s. d.) mit vorwaltendem Kalkgehalt, der oft 75 Proz.
beträgt, tritt dicht, schieferig, oft dünnschieferig (Mergelschiefer), bituminös, auch erdig auf. Tuffartiger Kalkmergel oder Mergeltuff
(Steinmergel) ist porös, löcherig (Zellenmergel), die Löcher sind meist mit Mergelerde, auch mit kohlensaurem Kalk gefüllt.
Muschelmergel nennt man Zusammenhäufungen von Muschel- und Schneckenschalen mit Kalk und Thon. Namentlich
treten die auf in der Muschelkalk- und Oolithformation und in der Kreidegruppe (Pläner). Die losen Kalkmergel benutzt man als Dungmittel
auf kalkarmem Boden, so auf Torf-, Sand-, namentlich aber auch auf Thonboden. Viele Steinmergel (Zementstein) eignen sich zur
Herstellung von hydraulischem Mörtel.
Gestein, aus konzentrisch-schaligen Kalkkugeln, durch ein kalkiges Zement verbunden, zusammengesetzt. Die
Größe der Kugeln schwankt zwischen Hirsekorn- und Erbsengröße und ist für dasselbe Vorkommen meist
eine sehr konstante. Im Rogenstein ist das Bindemittel der Kalkspatkugeln, deren konzentrische Struktur gewöhnlich erst durch
die Verwitterung deutlich wird, ein runzeliges oder thonig-sandiges. Oolithe sind besonders im Jura, Rogenstein in der Trias entwickelt.
IhreBildung ist noch unerklärt, da sich die äußerlich ähnlichen Erbsensteine (s. d.) nicht als Analogie
anziehen lassen, indem sie Quellabsätze sind, während Oolithe und Rogensteine sich als wohlgeschichtete Meeresabsätze vorfinden.
Auch als versteinerte Molluskeneier sind die Oolithe gedeutet worden.