Kalavryta,
Stadt im griech. Nomos Achaia und Elis, am Nordabhang des Chelmos, Sitz eines Bischofs, mit (1879) 1062 Einw. Berühmt sind die hier verfertigten Käse.
Über der Stadt die Ruinen einer fränkischen Citadelle, vielleicht das alte Kynätha.
Stadt im griech. Nomos Achaia und Elis, am Nordabhang des Chelmos, Sitz eines Bischofs, mit (1879) 1062 Einw. Berühmt sind die hier verfertigten Käse.
Über der Stadt die Ruinen einer fränkischen Citadelle, vielleicht das alte Kynätha.
das Junge mehrerer großer Säugetiere, wie des Rotwildes (Cervus), besonders aber des Rindviehs (Bos), bis es ein Jahr alt ist.
1) Johann, Baron von, nordamerikan. General, geb. zu Hüttendorf bei Erlangen, [* 2] Sohn eines Bauern, ward erst Kellner, trat dann als Jean de in das in französischem Dienste [* 3] stehende deutsche Regiment Löwendal, ward 1743 Leutnant, 1747 Hauptmann, 1756 Major, machte den österreichischen Erbfolgekrieg und den Siebenjährigen Krieg mit, erhielt 1763 als Oberstleutnant seinen Abschied und zog sich, nachdem er sich mit einer reichen Französin verheiratet, aufs Land zurück. 1767 sandte ihn der Minister Choiseul nach Amerika, [* 4] um den militärischen und politischen Zustand der dortigen englischen Besitzungen zu erkunden.
Nach seiner Rückkehr entgingen ihm durch Choiseuls Sturz 1770 die verheißenen Belohnungen, und er lebte in Zurückgezogenheit auf Schloß Milon la Chapelle bei Versailles. [* 5] 1777 ging er mit Lafayette nach Amerika, trat im September als Generalmajor in die Armee der aufständischen Kolonien und kämpfte an der Spitze einer Division tapfer in den Feldzügen der Jahre 1778-80. Als er 1780 unter Gates in Südcarolina einfiel, wurde er 16. Aug. in der gegen seinen Willen begonnenen Schlacht bei Camden elfmal verwundet und starb in Camden. Zufolge eines Kongreßbeschlusses vom wurde ihm in Annapolis ein 1884 vollendetes Ehrendenkmal errichtet, und 1825 wurde auf seinem Grab in Camden von Lafayette ein schönes Denkmal eingeweiht
Vgl. Kapp, Leben des amerikanischen Generals v. Kalb (Stuttg. 1862; engl., New York 1884).
2) Charlotte von, geborne Marschalk von Ostheim, eine der Frauengestalten des Weimarer Dichterkreises, besonders durch ihr Verhältnis zu Schiller bekannt, geb. zu Waltershausen im Grabfeld, verbrachte ihre Jugend teils in Meiningen, [* 6] teils in ländlicher Einsamkeit, schon damals verschlossen und äußerlich kalt, im Innern bis zum äußersten leidenschaftlich. Durch Intrigen des Weimarer Kammerpräsidenten v. Kalb (Goethes Vorgängers im Amt), welcher die Hand [* 7] ihrer Schwester gleichsam erzwungen hatte und sich die Verfügung über das bedeutende Familienvermögen sichern wollte, wurde sie 1783 mit dessen Bruder, dem pfalz-zweibrückischen Major Heinrich v. Kalb, gegen ihre Neigung vermählt und folgte diesem im Mai 1784 in die Garnisonstadt Landau. [* 8]
Auf der Durchreise hatte sie in Mannheim [* 9] Schiller kennen gelernt und begann bald darauf, nachdem sie selbst nach Mannheim übergesiedelt war, in leidenschaftlicher Schwärmerei für den jungen Dichter zu erglühen. Von Schillers eignen damaligen Gefühlen dürften die Gedichte: »Freigeisterei der Leidenschaft« und »Resignation« Zeugnis ablegen. Im J. 1787 begab sich Schiller besonders um ihretwillen von Dresden [* 10] nach Weimar, [* 11] wo sie damals lebte, und eine Verbindung zwischen ihnen schien beiden nicht unmöglich.
Seine spätere Verheiratung entfremdete ihn der Freundin, die nun ihre schwärmerische Neigung auf Hölderlin, damals Hofmeister ihres Sohns, übertrug. Nach Hölderlins Weggang war Jean Paul das Ideal, dem sie ihre Verehrung widmete, und von dem sie im »Titan« als die Titanide Linda poetisch verherrlicht wurde. Als 1804 ihr Mann starb, entschied sich der gänzliche Verlust ihres Vermögens, und aus den glänzenden Verhältnissen ihrer Jugendzeit versank sie mit den vorrückenden Jahren in immer tiefere Dürftigkeit.
Sie lebte, verlassen und später völlig erblindet, abwechselnd in Berlin, [* 12] Frankfurt, [* 13] Würzburg, [* 14] dann wieder in Berlin, bis sie 1820 durch die Prinzessin Marianne von Preußen [* 15] gegen den empfindlichsten Mangel geschützt und mit einer Wohnung im königlichem Schloß bedacht wurde, die sie im Leben nicht mehr verließ. Sie starb fast 82 Jahre alt, bis zuletzt stark und klar im Geist. Als Schriftstellerin ist die geistvolle und vielseitig gebildete Frau nicht aufgetreten. In Berlin diktierte sie Erinnerungen aus ihrem Leben (nach ihrem Tod u. d. T.: »Charlotte« erschienen; neu hrsg. von Palleske, Stuttg. 1879),
einzelne Gedanken und auch größere Dichtungen, von denen ihre Tochter Edda (geb. 1790, Hofdame der Prinzessin Marianne von Preußen, gestorben im Februar 1874) den an persönlichen Zügen reichen Roman »Cornelia« veröffentlichte. Ihre »Briefe an Jean Paul und seine Gattin« gab Nerrlich (Berl. 1882) heraus.
Vgl. E. Köpke, Charlotte v. Kalb und ihre Beziehungen zu Schiller und Goethe (Berl. 1852);
Sauppe, Charlotte v. Kalb (im »Weimarischen Jahrbuch«, Bd. 1).
(Färse), einjähriges Kalb, s. Rind. ^[= (Ochs, Bos L., hierzu Tafel "Rinder"), Gattung der paarzehigen Huftiere aus der Familie ...] [* 16]
(Calbe), 1) an der Saale, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, [* 17] an der Saale und an den Linien Berlin-Blankenheim und Kalbe-Grizehne der Preußischen Staatsbahn, hat ein Schloß, eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, Wollspinnerei, Tuch-, Wollwaren-, Papier- und Zuckerfabrikation, Müllerei, Bierbrauerei, [* 18] Ziegelbrennerei, Bergbau [* 19] auf Braunkohlen, Gurken- und Zwiebelbau und (1885) 8850, mit den unmittelbar anstoßenden Ortschaften Bernburger Vorstadt, Schloßvorstadt und Domäne Kalbe 11,281 meist evang. Einwohner. - 2) an der Milde, Stadt daselbst, Kreis [* 20] Salzwedel, [* 21] an der Milde, hat ein Amtsgericht, Hopfen- und Tabaksbau, Bierbrauerei und (1885) 1804 evang. Einwohner.
Max, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Breslau, [* 22] studierte 1869-72 daselbst besonders Kunst- und Litteraturgeschichte, ging 1872 nach München, [* 23] wo er seine Studien fortsetzte, war darauf seit 1874 in seiner Vaterstadt als Musik- und Kunstreferent journalistisch und eine Zeitlang auch als Archivar am schlesischen Provinzialmuseum thätig. 1879 ging er als Mitredakteur der »Wiener Allgemeinen Zeitung« nach Wien [* 24] und ist seit 1883 daselbst als Musikkritiker der »Presse« [* 25] thätig. Kalbeck veröffentlichte mehrere Sammlungen lyrischer Dichtungen, welche als Zeichen eines ungewöhnlichen Talents allgemein eine freundliche Aufnahme gefunden haben: »Aus Natur und Leben« (Bresl. 1870, 2. Aufl. 1872);
»Neue Dichtungen« (das. 1872);
»Wintergrün«, Epigramme (das. 1872);
»Nächte« (2. Aufl., Berl. 1880);
»Zur Dämmerzeit« (Leipz. 1881).
Außerdem schrieb er: »Bühnenfestspiel zu Baireuth« [* 26] (3. Aufl., Bresl. 1882),
»Neue Beiträge zur Biographie des Dichters Joh. Christ. Günther« (Leipz. 1879),
»Richard Wagners Parsifal« (das. 1882),
»Wiener Opernabende« (Wien 1885) und gab »Ein deutsches Dichterbuch«, aus Originalbeiträgen deutscher Dichter (Stuttg. 1874), heraus.
(Gebärfieber), eine bei Kühen innerhalb der ersten vier Tage nach dem Gebären, selten auch schon einen Tag vor dem Gebären vorkommende Krankheit, welche sich vorzugsweise durch Lähmung ¶
des Rückenmarks und der Ganglien der Bauchorgane sowie durch Bewußtlosigkeit charakterisiert. Bei hochgradiger Ausbildung des Kalbefiebers zeigen die Kühe ein tobsüchtiges Benehmen. Von dem Kalbefieber werden fast nur Kühe befallen, welche in den letzten Wochen der Trächtigkeit proteinreiche Nahrung, besonders Mehltränke, erhalten haben. Mit dem Eintritt der Krankheit sinkt die Bluttemperatur um 1-2°, erst später tritt Erhöhung der Eigenwärme ein; die Milch versiegt, die Futteraufnahme ist verringert und 1-2 Stunden später ganz aufgehoben; Einknicken der Hinterfessel und demnächst Unvermögen zu stehen.
Der Kopf wird entweder auf dem Boden lang ausgestreckt, oder auf eine Seite gelegt. Die Dauer des Kalbefiebers erstreckt sich auf 2-5 Tage. Im allgemeinen verläuft das Übel bei 60 Proz. der erkrankten Kühe tödlich. Das Wesen des Kalbefiebers ist bis jetzt nicht genau bekannt. Einige halten dasselbe für identisch mit der Eklampsie der Frauen; andre denken sich die Aufsaugung von atmosphärischer Luft in der Gebärmutter [* 28] als Grundlage des Leidens. Die Behandlung wird durch Verabreichung drastischer Abführmittel (Aloe mit Glaubersalz, auch Krotonöl) und durch erregende Mittel (Äther, Spiritus, [* 29] Kampfer, Terpentinöl) bewirkt. Größern Erfolg hat die Prophylaxe, bei welcher den hochtragenden Kühen 2-3 Wochen vor dem Abkalben nur Heu, Stroh und Wurzelfrüchte, aber kein Mehl [* 30] verabreicht wird. Zweckmäßig ist auch wöchentlich zweimal eine Laxanz aus Glaubersalzlösung. Das Fleisch der am Kalbefieber erkrankten Kühe ist dem Menschen nicht nachteilig.
der Stich, welcher von vorn in die Vertiefung der Brust angebracht wird, um ein angeschossenes Stück Hochwild zu töten (abzufangen).
s. Chaerophyllum. ^[= L. Gattung aus der Familie der Umbelliferen, meist ausdauernde Kräuter mit ...]
s. Lähme. ^[= (Füllen-, Kälber-, Lämmer- und Ferkellähme, Gelenkkrankheit der Säuglinge, Gliederkrankheit ...]
(Kälberlab), s. Lab. ^[= # (Laab, Kälberlab, Käsemagen), die innere Haut des vierten Magens (Labmagen) junger saugender ...]
kommen getrocknet und gesalzen in den Handel;
die meisten Kalbfelle liefern Rußland, Schweden, [* 31] Norwegen, Deutschland [* 32] (besonders Bayern), [* 33] Dänemark, [* 34] Holland, Ungarn, [* 35] während in England und Nordamerika [* 36] das Kalbfleisch weniger beliebt ist, daher auch Kalbfelle viel seltener sind.
Auch Ostindien [* 37] und Südamerika [* 38] liefern Kalbfelle. Sie werden hauptsächlich auf Oberleder verarbeitet.
(Kalbsmilch, Briesle, Brissel, Brösche, Widder, Milchling, Schweser, franz. Ris de veaux), die Thymusdrüse (s. d.) des Kalbes, wird in der Kochkunst vielfach verwendet, teils grilliert (gebacken), sautiert, gebraten, namentlich aber blanchiert als Hauptzusatz zu den verschiedenartigsten Ragouts.
(franz. Tétine de veau), ein längliches Stück Fett, welches sich beim weiblichen Kalb an der Keule auf der Nuß befindet.
(franz. Noix de veau), das untere, mit Fett bewachsene Stück einer Kalbskeule, dient vorzugsweise zum Frikandeau.
s. Calceolaria. ^[= L. (Pantoffelblume), Gattung aus der Familie der Skrofulariaceen, Kräuter oder Halbsträucher ...]
in der griech. Mythologie Sohn des Thestor aus Mykene, berühmter Seher und Begleiter der Griechen nach Troja, [* 39] weissagte schon vor der Abfahrt in Aulis die zehnjährige Dauer des Kriegs.
Die ihm gewordene Weissagung eines plötzlichen Todes, wenn er mit einem bessern Seher zusammentreffe, ging durch Mopsos in Erfüllung, dem er im Hain des klarischen Apollon [* 40] bei Kolophon begegnete. Im Orakelwettkampf besiegt, starb er aus Gram oder durch Selbstmord. Er hatte ein Heiligtum mit Orakel in Daunien (Apulien).
Stadt, s. Chalcedon. ^[= # nach der gleichnamigen Stadt in Kleinasien benanntes Mineral aus der Ordnung der Anhydride, ...]
(v. lat. calx, Kalk, »Verkalkung«),
ursprünglich das Glühen im offenen Feuer, wobei Metalle Sauerstoff aufnehmen, verkalken. Gegenwärtig versteht man unter Kalcination auch ein Glühen von Substanzen zum Austreiben flüchtiger Stoffe (Wasser, Kohlensäure, Organisches), wobei entweder gleichzeitig eine Oxydation bezweckt wird, also Luft zutreten muß (Kalcination von Eisenvitriol zur Austreibung von Wasser und Oxydation des Eisenoxyduls zu Oxyd, Kalcination der Pottasche zur Entfernung von Wasser und zum Verbrennen organischer Substanzen), oder nicht (Kalcination von Borax [* 41] zur Entfernung von Wasser, des Galmeis zur Verflüchtigung von Kohlensäure). Zuweilen bezweckt man mit der Kalcination nur eine Oxydation ohne jedwede Verflüchtigung von Stoffen, z. B. Umwandlung von Kupfer [* 42] in Kupferoxyd behufs der Kupfervitriolbereitung. Zum Kalcinieren benutzt man besondere Kalcinieröfen oder Kalcinierherde, aber auch gewöhnliche Flammöfen.
s. v. w. Kalkspat. ^[= (Calcit), Mineral aus der Ordnung der Carbonate, kristallisiert rhomboedrisch und tritt in ungemein ...] [* 43]
1) Friedrich Adolf, Graf von, preuß. Feldmarschall, geb. zu Sotterhausen bei Sangerhausen, [* 44] trat 1752 in die preußischen Gardes du Korps und wurde 1758 Adjutant des Prinzen Heinrich, der den französisch gebildeten Offizier liebte, ihn aber 1766 wegen des Verdachts engerer Beziehungen zu seiner Gemahlin von sich entfernte. Nach dem Sieg bei Freiberg [* 45] an dem er sich rühmlich beteiligt hatte, von Friedrich II. zum Major ernannt, machte er als Oberst den bayrischen Erbfolgekrieg, als Generalmajor die holländische Expedition mit, ward 1786 in den Grafenstand erhoben und 1787 Generalleutnant. Im Krieg mit Frankreich bewies er in der Champagne 1792 und bei der Belagerung von Mainz [* 46] 1793 Mut und Geschicklichkeit und zeichnete sich dann 1793 und 1794 bei Kaiserslautern [* 47] aus.
Gegen Ende 1795 ward er Oberbefehlshaber der Truppen in Pommern, [* 48] 1796 General der Kavallerie und 1806 Gouverneur von Thorn [* 49] und Danzig. [* 50] Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena [* 51] und Auerstädt, [* 52] an der er als Befehlshaber der Reservedivision nicht teilnahm (er ward beschuldigt, aus Eifersucht gegen die andern Generale, die er auch scharf zu kritisieren pflegte, mit Absicht zu spät gekommen zu sein), mit dem Oberkommando der geschlagenen Armee betraut, bewerkstelligte er deren Rückzug.
Das seit dem März 1807 von den Franzosen belagerte Danzig, wo er an Mansteins Stelle den Oberbefehl übernahm, konnte er nur bis zum 26. Mai halten; doch verschaffte ihm die bewiesene Tapferkeit die ehrenvollsten Bedingungen. Darauf zum Feldmarschall ernannt, schloß er zu Tilsit [* 53] den Waffenstillstand zwischen Preußen und Frankreich mit Berthier ab sowie 12. Juli die höchst ungünstige Konvention über die Ausführung des Friedens. Im Januar 1810 ernannte ihn der König zum Gouverneur von Berlin. Er starb als solcher Er war begabt und tapfer, aber eitel und in seinem Urteil ungerecht bitter. Die »Dictées du feldmaréchal Kalckreuth« gab sein Sohn Friedrich, Graf v. Kalckreuth (geb.
heraus (Par. 1844),
der sich auch als Verfasser von »Dramatischen Dichtungen« (Leipz. 1824, 2 Bde.) litterarisch bekannt machte.
2) Stanislaus, Graf von, Maler, geb. zu Kozmin in Posen, [* 54] absolvierte das Gymnasium zu Polnisch-Lissa, trat dann in das 1. Garderegiment, ging aber 1845 zur Kunst über und widmete sich von 1846 bis 1847 der Landschaftsmalerei auf ¶
der Düsseldorfer Akademie unter J. W. ^[Johann Wilhelm] Schirmer, verließ dieselbe 1849 und lebte zwei Jahre in Köln, [* 56] dann in Düsseldorf. [* 57] Vom König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen zum Professor ernannt, ward er 1859 nach Weimar zur Gründung einer Kunstschule berufen, die 1860 eröffnet wurde. Er wurde Direktor derselben, legte aber im Januar 1876 sein Amt nieder und lebt jetzt in München. Seine Reisen in der Schweiz [* 58] und den Pyrenäen sowie auch in Italien [* 59] gaben ihm den Stoff zu den meisten seiner sehr zahlreichen Gebirgslandschaften, die durch großartige Formauffassung und Beleuchtung [* 60] einen gewissen idealen Charakter zeigen. Eine beträchtliche Anzahl derselben ist im Besitz fürstlicher Personen. Die Berliner [* 61] Nationalgalerie besitzt eine Ansicht des Lac de Gaube in den Pyrenäen (1855), das Canigaithal in den Ostpyrenäen (1856) und den Rosenlauigletscher in der Schweiz (1878). - Sein Sohn Leopold, Graf von Kalckreuth, ist Porträt-, Genre- und Landschaftsmaler naturalistischer Richtung und Professor an der Kunstschule zu Weimar.
ostpreuß. Adelsfamilie, die im 17. Jahrh. an der Spitze der ständischen Opposition gegen die brandenburgische Herrschaft stand. Generalleutnant Albrecht v. auf Knauten verweigerte hartnäckig dem Großen Kurfürsten die Huldigung als souveränem Herzog. Sein Sohn Christian Ludwig setzte den Widerstand noch fort, als die Stände sich 1663 schon gefügt hatten, obwohl ihn der Kurfürst 1655 zum Obersten und Hauptmann von Oletzko ernannt hatte. 1660 wegen brutalen Amtsmißbrauchs abgesetzt, ging er nach Polen, um zum Einfall in Preußen zu hetzen, kehrte nach dem Tod seines Vaters (1667) nach Preußen zurück, ward aber von seinen eignen Geschwistern 1668 des Hochverrats und der schlimmsten Sittlichkeitsverbrechen angeklagt und verhaftet, auch zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt, jedoch zu einer Geldstrafe begnadigt, die er nicht bezahlte. 1670 floh er nach Polen, trat zum Katholizismus über und bestürmte den König und die angesehensten Personen, den preußischen Ständen gegen den Kurfürsten zu Hilfe zu kommen. Da alle Gesuche um seine Auslieferung erfolglos blieben, schritt der Kurfürst zu einem Gewaltstreich. Sein Resident v. Brandt in Warschau [* 62] lockte in sein Haus, ließ ihn knebeln und in Decken rollen und über die Grenze bringen (Dezember 1670). Kalckstein ward zum Tod verurteilt und 8. Nov. d. J. in Memel [* 63] enthauptet.
s. v. w. Eingeweide, [* 64] besonders die eßbaren Gedärme des Rindes.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Kempen, an den Linien Kempen-Venloo und Viersen-Kaldenkirchen der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, eine Synagoge, ein Hauptzollamt, Fabrikation von Wollenstoffen, Töpferwaren, Kaffeebrennern, Dampf-Gesundheitskaffee, Zigarren, Seifensiederei, Blaufärberei, Lein- und Seidenweberei, Flachsbau etc. und (1885) 3240 meist kath. Einwohner.
(Kaleh, türk.), s. v. w. Schloß, kommt in zusammengesetzten Ortsnamen oft vor (vgl. Kalaa).
Pflanzengattung, s. Crescentia. ^[= L. (Kürbisbaum), Gattung aus der Familie der Gesneraceen, Bäumchen im tropischen ...]
(Caledonia, kelt., »Walddickicht«),
der nördlich vom Clota (Clyde) und Boderia (Firth of Forth), jenseit des Antoninuswalles, gelegene Teil Schottlands, welcher nie von den Römern unterworfen wurde, wenn sie auch unter Agricola siegreich in denselben eindrangen. Die Bewohner (Kaledonier), zum keltischen Stamm gehörig, waren ein Urvolk Britanniens und neben den Briten das mächtigste der Insel; es bestand bei ihnen Vielweiberei und die Sitte, den Körper mit Tierfiguren zu tättowieren. Seit dem 4. Jahrh. erscheinen sie unter dem Namen Pikten, mit denen sich am Ende desselben Jahrhunderts die aus Irland eingewanderten Skoten verbanden. Häufig, aber unrichtig wird mit dem Namen Kaledonien auch ganz Schottland bezeichnet.
Kanal, [* 67] großer Kanal in Schottland, welcher Inverneß am Loch Beauly mit Fort William am Loch Eil und somit die Nordsee mit dem Atlantischen Ozean verbindet. Er wurde 1803-47 nach dem Plan Telfords auf Staatskosten gebaut (Kosten 1,256,000 Pfd. Sterl.) und ist mit Einschluß der von ihm durchschnittenen Seen 97 km lang (ohne diese nur 35). Er hat 5 m Tiefe und wird von 28 Schleusen durchschnitten. Sein höchster Punkt liegt 29,4 m ü. M. Früher von Bedeutung, wird er jetzt nur wenig von Schiffen benutzt, und die jährlichen Einnahmen (etwa 8500 Pfd. Sterl.) decken kaum die Unterhaltungskosten.
Meer, nicht mehr übliche Bezeichnung für einen Teil des Atlantischen Ozeans, zwischen Schottland und den Hebriden.
(griech., »Schönklangbild«, phonisches Kaleidoskop), [* 68] von Wheatstone angegebener Apparat, besteht aus einer Holzplatte, auf welcher runde, eckige, gerade oder gebogene Stäbe befestigt sind, die an ihrem freien Ende kleine spiegelnde Glaskugeln oder eine verstellbare Platte mit verschiedenfarbigen, symmetrisch geordneten Knöpfen tragen. Wird einer der Stäbe durch einen Hammer [* 69] oder einen Violinbogen in Schwingungen versetzt, und trifft ein Sonnenstrahl den Knopf, so sieht man die Bahn, welche das Ende des Stabes beschreibt, als eine in sich zurückkehrende und sich beständig ändernde Lichtlinie. S. Schall. [* 70]
[* 68] (griech., »Schönbildseher«),
ein auf den Gesetzen der Reflexion [* 71] des Lichts beruhendes, von Brewster 1817 angegebenes Instrument, besteht aus zwei ebenen rechteckigen Spiegeln, welche unter einem beliebigen Winkel, [* 72] gewöhnlich einem solchen von 30 oder 60°, und mit einander zugewendeten Spiegelflächen aneinander stoßen und in dieser Lage in einer innen geschwärzten Röhre befestigt sind. Man benutzt in der Regel 12-16 cm lange Spiegel. [* 73] Die Röhre ist an dem einen Ende mit einer Scheibe, in welcher sich ein kleines Loch zum Durchsehen befindet, und an dem andern mit zwei Glasscheiben verschlossen, die etwa 2 mm voneinander abstehen und eine Kapsel bilden, in welche man kleine Splitter gefärbten Glases, kleine Federspitzchen, Samenkörnchen u. dgl. bringt; die äußere Glasscheibe ist matt geschliffen.
Sieht man nun durch das kleine Loch, indem man das andre Ende des Kaleidoskops gegen das Tageslicht kehrt, so erblickt man bei jeder Lage der Körperchen die regelmäßigsten, bald vom Mittelpunkt ausgehenden, bald vom äußern Umfang nach diesem hin sich erstreckenden Sterne. Beim Drehen des Instruments verändert sich sogleich die Lage der Objekte, und man erhält ein durchaus verschiedenes Bild. Der Reichtum der Gestalten, welche auf diese Weise erzeugt werden können, ist unerschöpflich und das Kaleidoskop deshalb ein sehr beliebtes Spielwerk. Die Entstehung der Bilder gründet sich darauf, daß zwischen zwei geneigten Spiegeln ein Körper in jedem ein Bild gibt, welches hinter dem einen Spiegel und vor dem andern liegt und folglich auf letztern wie ein wahrer Gegenstand einwirkt. Daraus folgt in ¶
diesem Spiegel ein zweites Bild, welches in dem ersten ein drittes Bild geben kann, u. s. f. Allein diese Bilder entfernen sich immer mehr von dem Gegenstand und fallen endlich in den Scheitelwinkel [* 75] der Spiegel, also hinter jeden derselben, so daß sie unwirksam werden. Fügt man drei Spiegel so aneinander, daß ein hohles Prisma [* 76] mit spiegelnden Innenflächen entsteht, und bildet daraus ein Kaleidoskop, so erhält man statt des kreisförmigen Gesichtsfeldes eine ausgedehnte Ebene, und diese ist nur durch die Schwächung der äußern Bilder begrenzt, welche dieselben vermöge des Lichtverlustes erleiden, den die wiederholte Spiegelung [* 77] verursacht.
Bildet der Querschnitt des Prismas in diesem Triangularkaleidoskop ein gleichseitiges Dreieck, [* 78] so erblickt man das Gesichtsfeld in lauter gleichseitige Dreiecke geteilt; bildet der Querschnitt dagegen ein gleichschenkelig-rechtwinkeliges Dreieck, so erblickt man auf dem Gesichtsfeld lauter Quadrate etc. Das Kaleidoskop war für technische Zwecke, besonders zum Entwerfen von Mustern, bestimmt; die ewige Wiederholung von Sternen ermüdet indessen, und erst durch die Veränderungen, welche Emsmann dem Instrument 1861 gegeben, dürfte jener Zweck besser erreicht werden.
Das neue Instrument, Typoskop, besteht aus einem gewöhnlichen Kaleidoskop von etwa 13 cm Länge und 3,25 cm Durchmesser, welches an seinem Okularende offen bleibt und noch ein das Rohr umfassendes und an demselben verschiebbares und drehbares Auszugsrohr von 15-20 cm Länge erhält. Letzteres schließt an die Kaleidoskopröhre an, erweitert sich nach dem Okularende und nimmt dort ein polyedrisches Glas [* 79] (weiß, blau oder gelb) in einer etwa 5 cm betragenden Entfernung von der dem Auge [* 80] zugewendeten Öffnung auf.
Dieses Instrument bietet eine überraschende Mannigfaltigkeit von den einfachsten bis zu den zusammengesetztesten Mustern, und es läßt sich dabei sofort übersehen, welchen Eindruck das Muster in der Zusammenstellung machen wird. Durch Drehung des Kaleidoskops oder des polyedrischen Glases sowie durch Verschiebung der zweiten Röhre kann man die Zusammenstellung der einzelnen Bilder einigermaßen abändern, ohne die Bilder selbst zu stören, so daß man über die vorteilhafteste Anwendung derselben sofort ein Urteil gewinnt.
Für den praktischen Gebrauch empfehlen sich zu demselben polyedrischen Glas Kaleidoskope von 60, 45 und 36°; auch wechselt man vorteilhaft das polyedrische Glas und richtet die Kapsel so ein, daß man die Objekte beliebig ändern kann. Ganz ähnliche Bilder wie mit dem beschriebenen Kaleidoskop erhält man auch auf die einfachste Weise durch zwei Spiegel, welche an einer Seite zusammenstoßen und auf eine ebene Fläche gestellt werden. Legt man zwischen beide irgend einen Gegenstand, z. B. einen irgendwie verschlungenen Seidenfaden oder ein Blatt [* 81] Papier mit einer darauf gezeichneten verschnörkelten Linie, so erblickt man ein vollkommen regelmäßiges Bild nach den eben angegebenen Gesetzen, indem sich die Linie oder der Gegenstand zwischen den Spiegeln so oft aneinander reiht, als der Winkel, welchen die Spiegel miteinander bilden, in 360 enthalten ist. Dieser Apparat, Debuskop (Karloskop, Episkop), bietet vor dem gewöhnlichen Kaleidoskop sehr viele Vorteile, weil man den Spiegeln jede beliebige Stellung geben und die Bilder fortwährend willkürlich verändern, aber auch beliebig festhalten kann. Man findet denselben in Tapisseriegeschäften, welche mit demselben auf einfache Weise zeigen, welchen Eindruck »angefangene« Stickereien nach der Vollendung machen werden. S. Chromatoskop. Vgl. Spiegelung.
(arab., »Feder«),
in der Türkei [* 82] allgemeine Bezeichnung für Büreaus und Amtslokalitäten.
an der Westküste Afrikas gebräuchliche Bezeichnung der Meeresbrandung, wie dieselbe an Flachküsten auch anderwärts auftritt.
ehemaliges Fürstentum in der preuß. Provinz Hannover, [* 83] besteht aus den gegenwärtigen Kreisen Hameln, [* 84] Wennigsen, Stadt- und Landkreis Hannover oder aus dem Südteil des Regierungsbezirks Hannover, umfaßt etwa 2250 qkm (41 QM.) mit 280,000 Einw. und hat nur im S. einige Höhenzüge (Ith, Süntel, Osterwald, Deister), im N. aber vorzugsweise Sand- und Moorboden. Es ist nach dem in der Gemeinde Schulenburg des Kreises Wennigsen belegenen Schloß (jetzt Domäne mit Amtsgericht) benannt. - Kalenberg gehörte ursprünglich zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und war 1432-82 unter Wilhelm I. und 1495-1584 unter Erich dem ältern und Erich dem jüngern mit Göttingen [* 85] im Besitz einer Seitenlinie des herzoglichen Hauses. Von dem Zweig Kalenberg des welfischen Hauses Neu-Lüneburg, der 1679 von Ernst August begründet wurde, stammt die Dynastie in Großbritannien [* 86] und die früher in Hannover regierende ab (s. Hannover, S. 133).
Vgl. v. Hodenberg, Calenberger Urkundenbuch (Hannov. 1855-58).
Pfaffe vom, s. Kahlengebirge. ^[= der nordöstlichste, bis an die Donau reichende Ausläufer der Ostalpen in Niederösterreich, ...]
(lat.), die Festverzeichnisse, welche die Namen der in einer Kirche verehrten Märtyrer und Heiligen (s. d.) mit Angabe ihres Festtags enthielten.
Seit dem 8. Jahrh. wurden sie sehr zahlreich;
das größte Ansehen genoß das römische Kalendarium.
Abgabe von Viktualien, welche Landleute dem Pfarrer und Organisten im Herbst zu entrichten hatten;
hier und da noch jetzt gebräuchlich.
s. v. w. Ringelblume, ^[= s. Calendula.] s. Calendula.
(v. lat. calendae), das Verzeichnis der nach Wochen und Monaten geordneten Tage eines Jahrs nebst Angabe der Feste, der Mondphasen, des Auf- und Unterganges der Sonne [* 88] und verschiedener andrer astronomischer Ereignisse. Das Bedürfnis einer Einteilung der Zeit führte schon früh zu der Annahme von Monaten von 29 und 30 Tagen, denen der synodische Monat von 29,5306 Tagen = 29 Tagen 12 Stunden 44 Minuten 3 Sekunden zu Grunde liegt. Durch Beobachtung der Lichtgestalt des Mondes ließ sich die ungefähre Dauer dieser Periode leicht feststellen.
Einen größern Abschnitt bildet das Jahr, welches sich dem mittlern tropischen Sonnenjahr von 365,2422 Tagen = 365 Tagen 5 Stund. 48 Min. 46 Sek. (s. Jahr) anschließt. Durch Beobachtung des heliakischen Frühaufganges des Sirius war die Dauer desselben näherungsweise von 365¼ Tagen schon im 14. Jahrh. v. Chr. den ägyptischen Priestern bekannt. Außer dem Sonnenjahr kommt aber auch ein Mondjahr von 12 Monaten mit abwechselnd 29 und 30 Tagen, also von 354 Tagen, vor. In Athen [* 89] führte Solon dasselbe 594 v. Chr. ein; doch wurde, um eine Übereinstimmung mit dem Lauf der Sonne herbeizuführen, alle drei Jahre noch ein Monat von 30 Tagen eingeschaltet. Vollständiger erreichte dieses Ziel Kleostratos (61. Olympiade) durch die Oktaeteris, einen achtjährigen Schaltkreis, in welchem das 3., 5. und 8. Jahr einen Schaltmonat von 30 Tagen erhielt; da hier in 8 Jahren 90 Tage eingeschaltet wurden, so war die mittlere Dauer eines Jahrs 354 + 11¼ = 365¼ Tage. Die Thatsache, daß 235 synodische Monate nahezu gleich sind 19 tropischen ¶
Jahren, führte Meton 432 v. Chr. zu einem Cyklus von 19 Mondjahren (Enneadekaeteris) von 354 Tagen mit 7 Schaltmonaten von 30 Tagen, welche auf das 3., 5., 8., 11., 13., 16. und 19. Jahr fielen. Bei den Römern war anfangs das alte Jahr der Albaner von 10 Monaten = 304 Tagen im Gebrauch; aber Numa führte 717 v. Chr. ein Mondjahr von 355 Tagen mit 12 festen Monaten (über Namen und Dauer vgl. Monat) ein, in welches alle zwei Jahre nach dem Feste der Terminalien, 23. Febr., ein Schaltmonat Mercedonius eingeschoben wurde, der abwechselnd 22 und 23 Tage hatte. Vier aufeinander folgende Jahre hatten demnach 4 · 355 + 22 + 23 = 1465 Tage, und die durchschnittliche Dauer eines Kalenderjahrs betrug 366¼ Tage.
Da 365¼ Tage um 11 Min. 14 Sek. oder ungefähr 1/129 Tag größer sind als das tropische Sonnenjahr, so kann schon ein Jahr von 365¼ Tagen nicht mit der Sonne in Übereinstimmung bleiben, sondern jedes astronomische Ereignis, welches sich genau in Jahresfrist wiederholt, wie z. B. die Tag- und Nachtgleiche, muß nach 129 Kalenderjahren auf ein um einen Tag früheres Datum rücken. Bei einer Jahreslänge von 366¼ Tagen tritt aber außerdem noch alljährlich eine Verschiebung um einen ganzen Tag ein.
Dieser Umstand, zu dem noch allerhand durch die Pontifices verschuldete Unregelmäßigkeiten in der Einschaltung kamen, hatte den römischen Kalender im Lauf der Zeit in große Verwirrung gebracht, und im J. 47 v. Chr. war derselbe um 67 Tage vom tropischen Jahr entfernt. Mit Beihilfe des alexandrinischen Astronomen Sosigenes und des Scriba M. Flavius führte deshalb Julius Cäsar eine Reform des Kalenders durch, indem er zunächst dem Jahr 708 nach Roms Erbauung, d. h. 46 v. Chr., welches bereits einen Mercedonius von 23 Tagen hatte, noch 67 Tage in zwei Monaten zusetzte, so daß dasselbe 445 Tage zählte.
Dadurch kam der 1. Jan. auf den ersten Neumond nach dem Wintersolstitium, die Frühlings-Tag- und Nachtgleiche aber auf den 24. März. Die mittlere Dauer des Jahrs wurde zu 365¼ Tagen angenommen und festgesetzt, daß immer auf drei gemeine Jahre von 365 Tagen ein Schaltjahr von 366 Tagen folgen solle. Das Gemeinjahr hatte die Monate Januar = 31, Februar = 28, März = 31, April = 30, Mai = 31, Junius = 30, Quintilis = 31, Sextilis = 31, September = 30, Oktober = 31, November = 30, Dezember = 31 Tagen; im Schaltjahr aber erhielt der Februar 29 Tage, wobei als Schalttag der 24. Febr., der Tag nach dem Feste der Terminalien, galt.
Den ersten Tag eines Monats nannten die Römer [* 91] Kalendae; ferner hießen Nonae in den Monaten März, Mai, Juli (Quintilis) und Oktober der 7., in den übrigen der 5., endlich Idus in den vier erstgenannten Monaten der 15., in den übrigen der 13. Tag. Von diesen Tagen aus zählte man rückwärts, so daß man z. B. schrieb: pridie Kalendas Martias, am Tag vor den Kalenden des März, statt: »am letzten Februar«, oder III Kalendas Martias, am 3. Tag vor den Kalenden des März, statt: »am vorletzten Februar«, IV Nonas Januarias, am 4. vor den Nonen des Januar, statt: »am 2. Januar"; es wurde also sowohl der zu bestimmende Tag als der, von dem man rückwärts zählt, mitgerechnet. Dieser von Cäsar eingeführte julianische Kalender erhielt sich im Römerreich bis zum Ende desselben und ging auch in die christliche Kirche über. Da aber 129 Jahre dieses Kalenders um ungefähr einen Tag zu groß sind, so konnte derselbe nicht mit dem Lauf der Sonne in Übereinstimmung bleiben, und in der That fiel schon zur Zeit der Kirchenversammlung zu Nikäa 325 n. Chr. das Frühlingsäquinoktium nicht mehr auf den 24., sondern auf den 21. März. Erst später erkannte man den wahren Grund dieses Zurückweichens aller festen Jahrespunkte, und im 15. Jahrh. rieten zuerst Pierre d'Ailly und der Kardinal Nikolaus von Cusa, eine Anzahl Tage aus dem Kalender auszuwerfen, um das Frühlingsäquinoktium auf den 21. März zu bringen. In der That wurde 1474 auch Regiomontanus vom Papst Sixtus IV. mit der Verbesserung des Kalenders betraut, der plötzliche Tod dieses Gelehrten trat aber hindernd dazwischen.
Ein Jahrhundert später berief Papst Gregor XIII. eine Kommission, zu welcher der Astronom Aloysius Lilius aus Kalabrien, der Bamberger Mathematiker Clavius, der Spanier Petrus Ciaconius und der Italiener Ignatio Danti gehörten, um einen neuen Kalender festzustellen. Da seit Julius Cäsars Zeit ungefähr 13mal 129 Jahre vergangen waren, so hatte sich das Frühlingsäquinoktium um 13 Tage rückwärts geschoben und fiel auf den 11. März. Um es nun den Bestimmungen des Konzils zu Nikäa gemäß auf den 21. zu bringen, ließ man 1582 zehn Tage ausfallen, und zwar wurde einer päpstlichen Bulle vom 24. Febr. d. J. gemäß auf den 4. Okt. gleich der 15. gezählt.
Damit aber im Lauf der Zeit sich nicht wieder der alte Fehler einstelle, wurde als Jahreslänge die Zeit von 365 Tagen 5 Stund. 49 Min. 16 Sek. angenommen, welche den auf Anordnung des Königs Alfons X. von Kastilien herausgegebenen Planetentafeln zu Grunde liegt. Da 400 solcher Jahre = 146,097 Tagen 26 Min. 40 Sek., 400 julianische Jahre aber 146,100 Tage sind, so sind letztere um ungefähr 3 Tage zu groß. Es wurde daher bestimmt, daß zwar im allgemeinen, wie bisher, jedes Jahr, dessen Zahl durch 4 teilbar ist, ein Schaltjahr von 366 Tagen sein solle, daß aber von den Schlußjahren der Jahrhunderte, wie 1600, 1700 etc., den sogen. Säkularjahren, nur die mit 400 teilbaren Schaltjahre, die andern gemeine Jahre sein sollten. Es blieb also in dem gregorianischen Kalender das Jahr 1600 ein Schaltjahr; 1700, 1800, 1900 aber wurden gemeine Jahre und erst 2000 wieder ein Schaltjahr.
Daß diese Regel, bei welcher in 400 Jahren 97 Tage eingeschaltet werden, nicht vollständig genau ist, erkannte die päpstliche Kommission an; indessen war doch dem praktischen Bedürfnis auf lange Zeit Genüge geleistet. Da 400 tropische Jahre zu 365 Tagen 5 Stund. 48 Min. 46 Sek. = 146,096 Tagen 21 Stund. 7 Min., 400 gregorianische Jahre aber = 146,097 Tagen sind, so sind letztere um 2 Stund. 53 Min. oder ungefähr 1/8-1/9 Tag zu groß. Lalande schlug deshalb vor, alle 3600 Jahre einen Schalttag auszuwerfen, Heis wollte dies, von 3200 an, alle 3200 Jahre thun; eine Bestimmung darüber ist noch nicht getroffen.
Zur festgesetzten Zeit eingeführt wurde der neue Kalender nur in Italien, Spanien [* 92] und Portugal; auch in Frankreich, Lothringen und den katholischen Niederlanden geschah dies noch 1582, in dem katholischen Teil von Deutschland und den katholischen Kantonen der Schweiz 1583, in Polen 1586, in Ungarn 1587; 1699 nahmen auch die evangelischen Stände des Deutschen Reichs den neuen Kalender unter dem Namen des »verbesserten« an, und infolgedessen wurde 1700 im protestantischen Deutschland auf den 18. Febr. gleich der 1. März gezählt. Gleichzeitig erfolgte auch in den Vereinigten [* 93] Niederlanden die Annahme des neuen ¶
Kalenders, der schon 1699 in Dänemark eingeführt worden war; 1701 folgte die Mehrzahl der evangelischen Schweizerkantone, St. Gallen aber erst 1724, und in Glarus, Appenzell [* 95] und einem Teil von Graubünden behielten die Protestanten bis zu der Staatsumwälzung von 1798 den alten Kalender bei. England führte den neuen Kalender 1752, Schweden 1753 ein. Der alte Kalender ist jetzt nur noch in Rußland, Griechenland, [* 96] bei den Slawen griechischer Konfession und bei den mohammedanischen Wüstenbewohnern von Fezzan, Tuat etc. im Gebrauch. Da in diesem Kalender die Jahre 1700 und 1800 Schaltjahre waren, im gregorianischen nicht, so ist ersterer oder der Kalender alten Stils gegen diesen, den Kalender neuen Stils, gegenwärtig um 12 Tage zurück; es ist also z. B. 4. Mai alten Stils = 16. Mai neuen Stils. Will man das Datum auf beide Arten angeben, so schreibt man die gregorianische Angabe über die andere, z. B. 16./4. Mai, 2. Juni/21. Mai. - Zur Bestimmung des Wochentags, der auf jedes Datum eines Jahrs fällt, dient der Cyklus der Sonntagsbuchstaben.
Mit letzterm Namen bezeichnet man nämlich den Buchstaben, der auf den Sonntag fällt, wenn man die einzelnen Jahrestage, vom 1. Jan. anfangend, mit den sich immer wiederholenden Buchstaben A, B, C, D, E, F, G bezeichnet. Da ein gemeines Jahr 52 Wochen 1 Tag hat, so schließt es mit demselben Wochentag, mit welchem es anfing, und der Sonntagsbuchstabe rückt von einem Jahr zum nächsten um eine Stelle zurück; bei einem Schaltjahr beträgt dieses Zurückweichen 2 Tage, und man gibt hier dem 23. und 24. Febr. denselben Buchstaben, so daß ein Schaltjahr zwei Sonntagsbuchstaben hat, den ersten für die Zeit vor, den zweiten für die Zeit nach dem 23. Febr. Die Reihenfolge der Sonntagsbuchstaben wiederholt sich nach 4 · 7 = 28 Jahren, und man nennt die Zahl, welche angibt, das wievielte dieser 28jährigen Periode ein gegebenes Jahr ist, den Sonnenzirkel.
Man findet denselben, indem man die Jahreszahl um 9 vermehrt und dann mit 28 dividiert;
der Rest oder, wenn die Division aufgeht, die Zahl 28 ist der Sonnenzirkel. Im julianischen Kalender gehören zum Sonnenzirkel I stets die Sonntagsbuchstaben G F;
im gregorianischen Kalender aber ist der Sonntagsbuchstabe um so viel Stellen vorwärts im Alphabet verschoben, als der Unterschied beider in Tagen beträgt, also gegenwärtig um 12 oder, da man 7 weglassen kann, um 5;
dem Sonnenzirkel I entsprechen also im 19. Jahrh. die gregorianischen Sonntagsbuchstaben E D. Folgende Tafel zeigt den Wechsel der Sonntagsbuchstaben:
Sonnenzirkel | Julian. Sonntagsbuchstaben | Gregor. Sonntagsbuchstaben |
---|---|---|
I | GF | ED |
II | E | C |
III | D | B |
IV | C | A |
V | BA | GF |
VI | G | E |
VII | F | D |
VIII | E | C |
IX | DC | BA |
X | B | G |
XI | A | F |
XII | G | E |
XIII | FE | DC |
XIV | D | B |
XV | C | A |
XVI | B | G |
XVII | AG | FE |
XVIII | F | D |
XIX | E | C |
XX | D | B |
XXI | CB | AG |
XXII | A | F |
XXIII | G | E |
XXIV | F | D |
XXV | ED | CB |
XXVI | C | A |
XXVII | B | G |
XXVIII | A | F |
Es läßt z. B. 1886 + 9 = 1895 bei der Division mit 28 den Rest 19, also ist im gregorianischen Kalender C der Sonntagsbuchstabe, d. h. der 3. Jan. (C) ist ein Sonntag, der 1. Jan. ein Freitag. Daraus ergeben sich die sämtlichen übrigen Wochentage des Jahrs.
Einen wesentlichen Teil des christlichen Kalenders bildet die Angabe der kirchlichen Feste. Diese sind teils fest, wie Neujahr 1. Jan., Epiphanias 6. Jan., Johannis 24. Juni, Michaelis 29. Sept., Weihnachten 25. Dez., teils sind sie beweglich. Die beweglichen Feste richten sich sämtlich nach dem Osterfest. Das letztere aber soll einem Beschluß des nikäischen Konzils zufolge am nächsten Sonntag nach dem Vollmond, der auf das Frühlingsäquinoktium folgt, gefeiert werden; trifft dieser sogen. Ostervollmond auf einen Sonntag, so wird Ostern am nächsten Sonntag gefeiert.
Die Berechnung des Ostervollmondes geschieht mittels der Epakten (s. d.). Da 19 julianische Jahre von 365¼ Tagen nur um 1½ Stunde größer sind als 235 synodische Monate, so fallen nach 19 Jahren die Mondphasen wieder auf dieselben Monatstage; weil aber anderseits 12 synodische Monate (354 Tage 8 Stund. 48 Min. 36 Sek.) um 10 Tage 21 Stund. kleiner sind als ein Jahr, so rückt jede Mondphase im nächsten Jahr um 11 Tage zurück. Epakte ist nun das Alter des Mondes am 1. Jan.; dieselbe wächst dem Erwähnten zufolge von einem Jahr zum andern um 11 Tage.
Sechsmal, wenn die durch Addition von 11 entstandene Summe 30 übersteigt, wird 30 weggeworfen; nach der XIX. Epakte fallen aber bloß 29 Tage weg (Sprung der Epakte), damit man wieder auf die erste kommt. Dieser 19jährige Cyklus heißt der Mondzirkel, und die Zahl, welche angibt, das wievielte in einem solchen Cyklus ein bestimmt es Jahr ist, wird die Goldene Zahl genannt. Dieselbe wird gefunden als der Rest, den die um 1 vermehrte Jahreszahl bei der Division mit 19 übrigläßt; geht die Division auf, so ist 19 die Goldene Zahl.
Bei den Epakten, welche in unserm als julianische verzeichnet sind, gehört zur Goldenen Zahl 1 die Epakte XI. Als aber bei der Kalenderreform 1582 10 Tage ausfielen, reduzierte sich diese Epakte auf I, und als 1700 ein Schalttag ausfiel, wurde sie = 0, wofür man gewöhnlich * schreibt. 1800 dagegen wurde die Epakte aus folgendem Grund nicht geändert, trotzdem daß auch hier ein Schalttag ausfiel. Weil 235 synodische Monate um 1½ Stunde = 1/16 Tag kleiner sind als 19 Jahre, was in 16 · 19 = 304 Jahren einen Tag ausmacht, so muß die Epakte alle 300 Jahre um 1 vergrößert werden; man nennt diese Korrektion die Mondgleichung. Die sogen. julianischen Epakten können hiernach nicht richtig bleiben; sie stimmten aber zur Zeit der Kalenderreform mit Sonnen- und Mondlauf überein, und 1800 trat nun die Mondgleichung hinzu, welche aber durch den Ausfall des Schalttags aufgehoben wurde. Nachstehende Tafel enthält die Goldene Zahl, die julianische und die gregorianische Epakte für das 18. und 19. Jahrh.:
Goldene Zahl | Julian. Epakte | Gregor. Epakte |
---|---|---|
1 | XI | * |
2 | XXII | XI |
3 | III | XXII |
4 | XIV | III |
5 | XXV | XIV |
6 | VI | XXV |
7 | XVII | VI |
8 | XXVIII | XVII |
9 | IX | XXVIII |
10 | XX | IX |
11 | I | XX |
12 | XII | I |
13 | XXIII | XII |
14 | IV | XXIII |
15 | XV | IV |
16 | XXVI | XV |
17 | VII | XXVI |
18 | XVIII | VII |
19 | XXIX | XVIII |
Im J. 1886 z. B. ergibt sich bei der Division mit 19 in 1886 + 1 = 1887 der Rest 6, welches die ¶