Unteritaliens, die sich, östlich vom
Ionischen, westlich vom Tyrrhenischen
Meer bespült, zwischen 40° 7' und 37° 56' nördl.
Br. von N. nach S. erstreckt. Die
Landschaft umfaßt die drei italienischen
ProvinzenCatanzaro,
Cosenza und
Reggio di
Calabria
und hat 17,257 qkm (nach Strelbitskys Berechnung nur 15,048 qkm = 273,3 QM.)
mit (1881) 1,257,883 Einw. (1885 auf 1,304,980 berechnet). Näheres
s. unter den einzelnen
Provinzen; die Geschichte des heutigen Kalabrien s.
Bruttii.
(Karri-Karri), großes, 1000-3300 m hohes Steppenland in Südafrika,
[* 10] das sich von N.
nach S. zwischen
Ngamisee und
Oranjefluß 900 km lang und von W. nach O. zwischen den
Hügeln des Namaqualandes und denen des
Transvaal hinzieht (s.
Karte bei
»Kapland«),
[* 10]
und Zetes, die Boreaden, d. h.
Söhne des
Boreas von
Oreithyia. Beide waren geflügelt und Teilnehmer am Argonautenzug.
Als sie auf dieser
Fahrt nach Salmydessos kamen, befreiten sie
Phineus, den Gemahl ihrer
SchwesterKleopatra,
von den
Harpyien,
[* 16] indem sie dieselben vermittelst ihrer
Flügel durch die
Lüfte verfolgten. Sie sollen auf der Heimkehr von
den Leichenspielen des
Pelias auf der
InselTenos von
Herakles
[* 17] getötet worden sein zur
Strafe dafür, daß
sie denArgonauten den
Rat gegeben hatten,
Herakles zu töten. Auf
Tenos zeigte man ihre
Gräber und Grabsäulen, von denen die
eine sich beim
Wehen des
Boreas bewegte.
Ein
Aufstand der Anhänger der
KöniginEmma, der
WitweKamehamehas IV., wurde durch das Einschreiten britischer und amerikanischer
Marinesoldaten unterdrückt. 1874 unternahm Kalakaua eine
Reise nach den
Vereinigten Staaten
[* 20] und erlangte einen für sein
Königreich
sehr vorteilhaften Handelsvertrag. Um die chinesischeEinwanderung, welche die einheimische
Bevölkerung
[* 21] der
Sandwichinseln fast zu ersticken droht, zu mindern und sein Land durch die Heranziehung von
Malaien, die mit den Eingebornen
stammverwandt sind, wieder zu bevölkern, trat Kalakaua 1881 eine
Reise nach
Japan,
China und
Ostindien
[* 22] an, die er dann auch nach
Amerika
[* 23] und den meisten Hauptstädten
Europas ausdehnte (s.
Hawai). Seine
Ehe mit der
Königin Kapiolani (seit 1860)
ist kinderlos geblieben.
Kalamata, unweit der Stätte des antiken Pherä gelegen, im 13. Jahrh. im
BesitzVillehardouins und seiner Nachkommen, bildete eine
der zwölf bedeutenden
Burgen
[* 29] der
Halbinsel und ward später von den
Venezianern erobert, die es im 18. Jahrh. an die
Türken
verloren.
¶
(spr. -suh), schöner Ort im nordamerikan. StaatMichigan, am schiffbaren Fluß Kalamazoo, 70 km
oberhalb dessen Mündung in den Michigansee, hat ein Irrenhaus (mit 660 Patienten), ein Baptistenkolleg, ein Seminar für Lehrerinnen
und (in der ganzen Gemeinde) 1885: 13,938 Einw.
[* 30] (Kalandermaschine, v. franz. calandre, Rolle, Mange, Glättmaschine), eine der wichtigsten Appreturmaschinen,
mit welcher den Geweben und Papier Dichte, Glätte und Glanz erteilt werden. Die wirksamen Bestandteile der Kalander sind ein oder
mehrere PaareWalzen mit harter, möglichst glatter und glänzender Oberfläche,
durch welche man das getrocknete und wieder
angefeuchtete Gewebe
[* 44] hindurchgehen läßt. Von je zwei zusammen arbeitenden Walzen muß die eine aus nicht nachgiebigem, die
andre aus elastischem Material bestehen, weil zwei gleich harte Walzen niemals gleichmäßig auf alle Teile des
Gewebes wirken würden.
Als elastische Walzen benutzt man jetzt meist Papierwalzen, zu deren Herstellung man zahlreiche auf eine eiserne Achse geschobene
Papier- oder Pappscheiben mittels Spindelpressen oder hydraulischer Pressen sehr stark zusammenpreßt und auf einer Drehbank
[* 45] mit Stählen und Diamantsplittern sehr genau abdreht. Mit den Papierwalzen arbeiten als harte Walzen hohle
gußeiserne, möglichst hochpolierte Hartgußwalzen (Glanz-, Hartwalzen) von 20-30 cmDurchmesser, während Papierwalzen etwa
30-40 cm stark sind.
Zur Erzielung eines höhern Glanzes werden die hohlen Walzen durch Einleiten von Dampf
[* 46] oder durch Einlegen erhitzter massiver
Eisenwalzen (Glührollen) geheizt. Die Zahl der Walzen eines Kalanders wechselt von 2-10, und im letzten
Falle liegt eine heizbare Hartgußwalze zwischen zwei Papierwalzen, während die oberste und unterste Walze nicht heizbare
Gußeisenwalzen sind. Die Walzen werden übereinander in horizontaler Lage in zwei Gußeisenständern so eingelagert, daß
sie sich der Dicke des Gewebes etc. entsprechend einstellen lassen (mit Ausnahme der untersten).
Der Walzendruck wird dadurch hervorgebracht, daß man die beiden Zapfen
[* 47] der obersten Walze durch stark belastete
Hebel
[* 48] niederdrücken läßt. Dies Hebelsystem überträgt meist das Belastungsgewicht von 80-100 kg 30fach auf jeden
Zapfen, und da nun die Berührungsfläche je zweier 1,2 m langer Walzen selbst bei größter Belastung kaum 60 qcm beträgt,
so ist man mit Hinzurechnung des Eigengewichts der Hebel und der Walzen im stande, auf das Gewebe einen Druck
von 120 Atmosphären auszuüben.
Durch Anwendung von Schraubenzugapparaten kann dieser Druck sogar auf 300-400 Atmosphären gebracht werden. Der Schraubenzugapparat
führt aber, da er nicht nachgiebig ist, leicht zu Bruch. Der Antrieb erfolgt bei zweiwelligen Kalandern
von der Transmissionswelle durch Riemen direkt auf die Glanzwelle; bei drei- und fünfwelligen Kalandern treibt man durch
Riemen zunächst eine Vorgelegswelle und übersetzt dann durch zwei Räder auf die Glanzwelle, während alle andern Walzen durch
Reibung
[* 49] mitgenommen werden. Den höchsten Glanz erhält man mit den sogen. Glanzkalandern, bei welchen die
Hartwalze eine größere Geschwindigkeit als die Papierwalze besitzt und infolgedessen auf
das Gewebe etc. eine plättende Wirkung ausübt (Friktionskalander). Damit sich bei der Zuführung eines Gewebes keine Falten
bilden, legt man vor die Walzen viereckige Spannstäbe, zwischen welchen das Gewebe zickzackförmig durchgeht. Für steife,
gestärkte Ware wendet man auch Streckstäbe an, in welche von der Mitte aus nach beiden Seiten entgegengesetzte
Schraubengewinde eingeschnitten sind, die bei der Umdrehung den darübergleitenden Stoff immer nach auswärts und somit eben
streichen.
Zur Aufwickelung des durch die Walze gegangenen Gewebes befindet sich neben jedem Zapfen der obern Papierwalze ein drehbarer
Winkelhebel, dessen einer Schenkel die Aufwickelwalze trägt, während der zweite Schenkel derart mit Gewichten belastet
wird, daß die Aufwickelwalze beständig an die genannte Papierwalze angedrückt wird und mit ihr rotieren muß. Durch diese
Anordnung wickelt die Aufwickelwalze gleich viel Gewebe auf, wenn auch ihr Durchmesser durch die beständig sich anhäufenden
Lagen des Gewebes größer wird.
Zur Bedienung der Kalander sind zwei Arbeiter notwendig, von denen der eine an der vordern, der andre an der
hintern Seite der Maschine
[* 51] thätig ist.
[* 50]
Fig. 1 zeigt einen dreiwelligen Kalander ohne Friktion,
[* 50]
Fig. 2 den Schnitt durch die Walzen.
Dabei ist a Glanzwalze, bb' Papierwalzen, cc' Ständer auf dem Fundament dd, ee Belastungsgewichte für das in ff auf die
Zapfen der Oberwalze drückende Hebelsystem, g Welle, die von der Deckentransmission durch den Riemen h angetrieben wird, Fest-
und Leerscheibe trägt und die Bewegung durch die Räder ik auf a fortpflanzt. m
[* 50]
(Fig. 2) ist das Gewebe, n die Spannstäbe,
o die Ausbreitwalze, l die Aufwickelwalze.
(Fratres calendarii, auch Brüder von der Gesellschaft desHeiligenGeistes), eine der sogen. religiösen
Brüderschaften (s. d.). Sie kamen am ersten Tag jedes Monats (Calendae, daher ihr Name) zusammen, um ihre
Vereinsangelegenheiten zu besprechen und ein Mahl zu halten. Von dem Kloster Öttberg, im Gebiet der AbteiKorvei in Westfalen,
[* 52] verbreiteten sich die sogen. Kalanden seit dem 13. Jahrh. über
ganz Niederdeutschland, die Niederlande
[* 53] und Frankreich, wurden von Päpsten und Kaisern begünstigt und gelangten zu großen Reichtümern.
Aber infolgedessen arteten die Schmausereien so aus, daß man die Kalandsbrüder Festbrüder nannte und für Schmausen
»Kaländern« gebräuchlich wurde; ihre Vereine aber wurden zuerst in den protestantischen, später auch in den katholischen
Ländern aufgelöst und ihre Besitzungen konfisziert.
ein nach A. B. Meyer wahrscheinlich zu den Negritos gehöriger, nach andern aber äußerlich
von den Javanern nicht zu unterscheidender Volksstamm
in Java, welcher gegenüber den malaiischen Javanern eine Art Pariastellung
einnimmt, und dessen Abstammung von einem Hund abgeleitet wird.
ind. Gymnosophist, begleitete, 83 Jahre alt, Alexander d. Gr. auf der Rückkehr auf seinem Eroberungszug von
Taxila am Indus aus und verbrannte sich, die Lasten des Alters fürchtend, angesichts des ganzen makedonischen
Heers, wahrscheinlich zu Susa.
die Kavallerieregimenter der TerritorialarmeeRumäniens (s. d.). ^[= (hierzu Karte "Rumänien, Bulgarien, Serbien etc."), Königreich an der untern Donau, ...]
[* 50] (griech.), der lilienförmige Arbeitskorb der griechischen Frauen (vgl. Abbildung), hatte bei den Festen der
Athene,
[* 54] besonders aber bei denen der Demeter
[* 55] eine symbolische u. mystische Bedeutung als Blumenkorb der Persephone
[* 56] (s. Eleusis);
danach auch Name eines ähnlich gestalteten Thongefäßes u. des kelchförmigen Kapitäls der korinthischen Säule.
(Calau), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt
[* 59] a. O., Knotenpunkt der LinienHalle-Guben u. Lübbenau-Kamenz
der Preußischen Staatsbahn, hat 2 evang. Kirchen, darunter die im gotischen Stil erbaute, wiederholt restaurierte
Stadtkirche, ein schönes Rathaus von 1880, ein Amtsgericht, bedeutende Stiefelfabrikation (Lieferung besonders nach den Rheinlanden)
und (1885) 2936 Einw. -
Kalau wird zuerst 1285 urkundlich genannt; das Schloß (Dunkelsberg) verfiel schon im 15. Jahrh., dagegen haben sich die Mauer,
die Wälle und Gräben der Stadt noch bis ins 18. Jahrh. erhalten.
im Altertum Stadt und Insel im Saronischen Meerbusen, an der Küste von Argolis (das jetzige Poros), berühmt
wegen ihres Poseidontempels, welcher einst Mittelpunkt einer ursprünglich ionischen Amphiktyonie von sieben Seestädten,
später ein selbst von den Makedonien geachtetes Asyl war.
2) Charlotte von, geborne Marschalk von Ostheim, eine der Frauengestalten des Weimarer Dichterkreises, besonders durch ihr Verhältnis
zu Schiller bekannt, geb. zu Waltershausen im Grabfeld, verbrachte ihre Jugend teils in Meiningen,
[* 64] teils in ländlicher Einsamkeit, schon damals verschlossen und äußerlich kalt, im Innern bis zum äußersten leidenschaftlich.
Durch Intrigen des Weimarer Kammerpräsidenten v. Kalb (Goethes Vorgängers im Amt), welcher die Hand
[* 65] ihrer Schwester gleichsam
erzwungen hatte und sich die Verfügung über das bedeutende Familienvermögen sichern wollte, wurde sie 1783 mit
dessen Bruder, dem pfalz-zweibrückischen MajorHeinrich v. Kalb, gegen ihre Neigung vermählt und folgte diesem im Mai 1784 in
die Garnisonstadt Landau.
[* 66]
Auf der Durchreise hatte sie in Mannheim
[* 67] Schiller kennen gelernt und begann bald darauf, nachdem sie selbst
nach Mannheim übergesiedelt war, in leidenschaftlicher Schwärmerei für den jungen Dichter zu erglühen. Von Schillers eignen
damaligen Gefühlen dürften die Gedichte: »Freigeisterei der Leidenschaft« und »Resignation« Zeugnis ablegen. Im J. 1787 begab
sich Schiller besonders um ihretwillen von Dresden
[* 68] nach Weimar,
[* 69] wo sie damals lebte, und eine Verbindung
zwischen ihnen schien beiden nicht unmöglich.
Seine spätere Verheiratung entfremdete ihn der Freundin, die nun ihre schwärmerische Neigung auf Hölderlin, damals Hofmeister
ihres Sohns, übertrug. Nach Hölderlins Weggang war Jean Paul das Ideal, dem sie ihre Verehrung widmete, und von dem sie im
»Titan« als die Titanide Linda poetisch verherrlicht wurde. Als
1804 ihr Mann starb, entschied
sich der gänzliche Verlust ihres Vermögens, und aus den glänzenden Verhältnissen ihrer Jugendzeit versank sie mit den
vorrückenden Jahren in immer tiefere Dürftigkeit.
Sie lebte, verlassen und später völlig erblindet, abwechselnd in Berlin,
[* 70] Frankfurt, Würzburg,
[* 71] dann wieder in Berlin, bis sie 1820 durch
die PrinzessinMarianne von Preußen
[* 72] gegen den empfindlichsten Mangel geschützt und mit einer Wohnung im
königlichem Schloß bedacht wurde, die sie im Leben nicht mehr verließ. Sie starb fast 82 Jahre alt, bis zuletzt
stark und klar im Geist. Als Schriftstellerin ist die geistvolle und vielseitig gebildete Frau nicht aufgetreten.
In Berlin diktierte sie Erinnerungen aus ihrem Leben (nach ihrem Tod u. d. T.: »Charlotte« erschienen; neu hrsg. von Palleske,
Stuttg. 1879),
(Calbe), 1) an der Saale, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg,
[* 74] an der Saale und
an den LinienBerlin-Blankenheim und Kalbe-Grizehne der Preußischen Staatsbahn, hat ein Schloß, eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein Amtsgericht, Wollspinnerei, Tuch-, Wollwaren-, Papier- und Zuckerfabrikation, Müllerei, Bierbrauerei,
[* 75] Ziegelbrennerei,
Bergbau
[* 76] auf Braunkohlen, Gurken- und Zwiebelbau und (1885) 8850, mit den unmittelbar anstoßenden
Ortschaften Bernburger Vorstadt, Schloßvorstadt und Domäne Kalbe 11,281 meist evang. Einwohner. - 2) an der Milde, Stadt daselbst,
KreisSalzwedel,
[* 77] an der Milde, hat ein Amtsgericht, Hopfen- und Tabaksbau, Bierbrauerei und (1885) 1804 evang.
Einwohner.
Max, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Breslau,
[* 78] studierte 1869-72 daselbst
besonders Kunst- und Litteraturgeschichte, ging 1872 nach München,
[* 79] wo er seine Studien fortsetzte, war darauf seit 1874 in
seiner Vaterstadt als Musik- und Kunstreferent journalistisch und eine Zeitlang auch als Archivar am schlesischen Provinzialmuseum
thätig. 1879 ging er als Mitredakteur der »Wiener Allgemeinen Zeitung« nach Wien
[* 80] und ist seit 1883 daselbst
als Musikkritiker der »Presse«
[* 81] thätig. Kalbeck veröffentlichte mehrere Sammlungen lyrischer Dichtungen, welche als Zeichen eines
ungewöhnlichen Talents allgemein eine freundliche Aufnahme gefunden haben: »Aus Natur und Leben« (Bresl. 1870, 2. Aufl. 1872);
(Gebärfieber), eine bei Kühen innerhalb der ersten vier Tage nach dem Gebären, selten
auch schon einen Tag vor dem Gebären vorkommende Krankheit, welche sich vorzugsweise durch Lähmung¶
mehr
des Rückenmarks und der Ganglien der Bauchorgane sowie durch Bewußtlosigkeit charakterisiert. Bei hochgradiger Ausbildung des
Kalbefiebers zeigen die Kühe ein tobsüchtiges Benehmen. Von dem Kalbefieber werden fast nur Kühe befallen, welche in den letzten
Wochen der Trächtigkeit proteinreiche Nahrung, besonders Mehltränke, erhalten haben. Mit dem Eintritt der Krankheit sinkt die
Bluttemperatur um 1-2°, erst später tritt Erhöhung der Eigenwärme ein; die Milch versiegt, die Futteraufnahme ist verringert
und 1-2 Stunden später ganz aufgehoben; Einknicken der Hinterfessel und demnächst Unvermögen zu stehen.
Der Kopf wird entweder auf dem Boden lang ausgestreckt, oder auf eine Seite gelegt. Die Dauer des Kalbefiebers erstreckt
sich auf 2-5 Tage. Im allgemeinen verläuft das Übel bei 60 Proz. der erkrankten Kühe tödlich. Das Wesen des Kalbefiebers
ist bis jetzt nicht genau bekannt. Einige halten dasselbe für identisch mit der Eklampsie der Frauen; andre denken sich die
Aufsaugung von atmosphärischer Luft in der Gebärmutter
[* 84] als Grundlage des Leidens. Die Behandlung wird durch
Verabreichung drastischer Abführmittel (Aloe mit Glaubersalz, auch Krotonöl) und durch erregende Mittel (Äther, Spiritus,
[* 85] Kampfer,
Terpentinöl) bewirkt. Größern Erfolg hat die Prophylaxe, bei welcher den hochtragenden Kühen 2-3 Wochen vor dem Abkalben
nur Heu, Stroh und Wurzelfrüchte, aber kein Mehl
[* 86] verabreicht wird. Zweckmäßig ist auch wöchentlich zweimal
eine Laxanz aus Glaubersalzlösung. Das Fleisch der am Kalbefieber erkrankten Kühe ist dem Menschen nicht nachteilig.
(Kalbsmilch, Briesle, Brissel, Brösche, Widder, Milchling, Schweser, franz. Ris de veaux), die Thymusdrüse
(s. d.) des Kalbes, wird in der Kochkunst vielfach verwendet, teils grilliert (gebacken), sautiert, gebraten, namentlich aber
blanchiert als Hauptzusatz zu den verschiedenartigsten Ragouts.
in der griech. Mythologie Sohn des Thestor aus Mykene, berühmter Seher und Begleiter der Griechen nach Troja,
[* 93] weissagte schon vor der Abfahrt in Aulis die zehnjährige Dauer des Kriegs.
Die ihm gewordene Weissagung
eines plötzlichen Todes, wenn er mit einem bessern Seher zusammentreffe, ging durch Mopsos in Erfüllung, dem er im Hain des
klarischen Apollon bei Kolophon begegnete. Im Orakelwettkampf besiegt, starb er aus Gram oder durch Selbstmord. Er hatte ein
Heiligtum mit Orakel in Daunien (Apulien).
Gegen Ende 1795 ward er Oberbefehlshaber der Truppen in Pommern,
[* 100] 1796 General der Kavallerie und 1806 Gouverneur von Thorn
[* 101] und
Danzig.
[* 102] Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena
[* 103] und Auerstädt,
[* 104] an der er als Befehlshaber der Reservedivision nicht teilnahm
(er ward beschuldigt, aus Eifersucht gegen die andern Generale, die er auch scharf zu kritisieren pflegte,
mit Absicht zu spät gekommen zu sein), mit dem Oberkommando der geschlagenen Armee betraut, bewerkstelligte er deren Rückzug.
der nördlich vom Clota (Clyde) und Boderia (Firth
of Forth), jenseit des Antoninuswalles, gelegene Teil Schottlands, welcher nie von den Römern unterworfen wurde, wenn sie auch
unter Agricola siegreich in denselben eindrangen. Die Bewohner (Kaledonier),
zum keltischen Stamm gehörig, waren ein Urvolk
Britanniens und neben den Briten das mächtigste der Insel; es bestand bei ihnen Vielweiberei und die Sitte,
den Körper mit Tierfiguren zu tättowieren. Seit dem 4. Jahrh. erscheinen sie unter dem NamenPikten, mit denen sich am Ende
desselben Jahrhunderts die aus Irland eingewanderten Skoten verbanden. Häufig, aber unrichtig wird mit dem Namen Kaledonien auch ganz
Schottland bezeichnet.
Kanal,
[* 118] großer Kanal in Schottland, welcher Inverneß am Loch Beauly mit Fort William
am Loch Eil und somit die Nordsee mit dem Atlantischen Ozean verbindet. Er wurde 1803-47 nach dem PlanTelfords auf Staatskosten
gebaut (Kosten 1,256,000 Pfd. Sterl.) und ist mit Einschluß der von ihm durchschnittenen
Seen 97 km lang (ohne diese nur 35). Er hat 5 m Tiefe und wird von 28 Schleusen durchschnitten. Sein höchster
Punkt liegt 29,4 m ü. M. Früher von Bedeutung,
wird er jetzt nur wenig von Schiffen benutzt, und die jährlichen Einnahmen (etwa 8500 Pfd. Sterl.) decken kaum die Unterhaltungskosten.
(griech., »Schönklangbild«,
phonisches Kaleidoskop),
[* 119] von Wheatstone angegebener Apparat, besteht aus einer Holzplatte, auf welcher runde, eckige, gerade
oder gebogene Stäbe befestigt sind, die an ihrem freien Ende kleine spiegelnde Glaskugeln oder eine verstellbare Platte mit
verschiedenfarbigen, symmetrisch geordneten Knöpfen tragen. Wird einer der Stäbe durch einen Hammer
[* 120] oder
einen Violinbogen in Schwingungen versetzt, und trifft ein Sonnenstrahl den Knopf, so sieht man die Bahn, welche das Ende des
Stabes beschreibt, als eine in sich zurückkehrende und sich beständig ändernde Lichtlinie. S. Schall.
[* 121]
ein auf den Gesetzen der Reflexion
[* 122] des Lichts beruhendes, von Brewster 1817 angegebenes Instrument, besteht
aus zwei ebenen rechteckigen Spiegeln, welche unter einem beliebigen Winkel,
[* 123] gewöhnlich einem solchen von 30 oder 60°, und
mit einander zugewendeten Spiegelflächen aneinander stoßen und in dieser Lage in einer innen geschwärzten Röhre befestigt
sind. Man benutzt in der Regel 12-16 cm lange Spiegel.
[* 124] Die Röhre ist an dem einen Ende mit einer Scheibe,
in welcher sich ein kleines Loch zum Durchsehen befindet, und an dem andern mit zwei Glasscheiben verschlossen, die etwa 2 mm
voneinander abstehen und eine Kapsel bilden, in welche man kleine Splitter gefärbten Glases, kleine Federspitzchen, Samenkörnchen
u. dgl. bringt; die äußere
Glasscheibe ist matt geschliffen.
Sieht man nun durch das kleine Loch, indem man das andre Ende des Kaleidoskops gegen das Tageslicht kehrt, so erblickt man
bei jeder Lage der Körperchen die regelmäßigsten, bald vom Mittelpunkt ausgehenden, bald vom äußern Umfang nach diesem
hin sich erstreckenden Sterne. BeimDrehen des Instruments verändert sich sogleich die Lage der Objekte, und
man erhält ein durchaus verschiedenes Bild. Der Reichtum der Gestalten, welche auf diese Weise erzeugt werden können, ist
unerschöpflich und das Kaleidoskop deshalb ein sehr beliebtes Spielwerk. Die Entstehung der Bilder gründet sich darauf, daß zwischen
zwei geneigten Spiegeln ein Körper in jedem ein Bild gibt, welches hinter dem einen Spiegel und vor dem
andern liegt und folglich auf letztern wie ein wahrer Gegenstand einwirkt. Daraus folgt in
¶