oder soll sie zu feinern
Garnen verarbeitet werden, so wird sie schließlich noch auf der Schnippmaschine von allen gröbern
Teilen befreit. Die so vorbereitete J. wird auf
Karden bearbeitet, um die
Fasern voneinander zu trennen, von anhaftenden Oberhautzellen,
Staub und kurzen Fäserchen zu befreien, möglichst gleichmäßig zu zerreißen und zu einem endlosen
Band
[* 2] zu vereinigen.
Letzteres wird auf
Streckmaschinen, die denen bei der Flachsspinnerei gebräuchlichen ähnlich sind, gestreckt,
dubliert und auf
Vorspinnmaschinen vorgesponnen, worauf das Feinspinnen auf Trockenspinnmaschinen folgt.
Das
Weben
[* 3] erfolgt in derselben
Weise wie bei andern Gespinsten. Die J. läßt sich sehr schön bleichen und färben, sie ist
aber sehr empfindlich gegen
Chlor und
Mineralsäuren, und das
Bleichen erfordert daher besondere Vorsichtsmaßregeln. Die hauptsächlichsten
der in
Europa
[* 4] dargestellten Jutegewebe sind die losen, groben Baggings, die als billigstes Packmaterial dienen;
Twilld
Sackings, ein sehr festes und dauerhaftes Drilch- oder
Zwilchgewebe zu
Säcken für gepreßte
Waren;
Hessians, das feinste und schönste Packmaterial für feinere
Artikel, Futterleinen,
Matratzen etc. In neuerer Zeit, seitdem die Verarbeitung der J. einen hohen
Grad der Vollkommenheit erreicht hat und auch feinere
Garne gesponnen werden, fertigt man aus J. viele
Gewebe,
[* 7] die zu
Möbelstoffen, Vorhängen, Tischdecken,
Stickereigrundlagen etc. dienen;
Ferner dient J. zu
Zündern, Lampendochten,
Gurten, Kordeln etc. Rohe J. benutzt man zum
Umwinden unterseeischer Telegraphenkabel und eigentümlich präparierte in der
Chirurgie als Verbandmaterial. Obwohl manches
Vorurteil gegen die J. widerlegt worden ist, so ist der
Stoff doch gegenüber
Flachs und
Hanf als geringwertiger,
und eine Beimischung zu letztern wäre ebenso als
Verfälschung zu betrachten wie die häufig vorkommende Beimischung von
J. zu den gröbern Garnnummern in
Wolle und
Baumwolle.
Namentlich steht J. dem
Hanf und
Flachs in derFestigkeit
[* 9] nach und scheint auch den
Wechsel von
Feuchtigkeit
und Trockenheit schlecht zu vertragen. Die ersten
Versuche mit der J. in
Europa datieren von 1834 und 1835; aber erst der
Krimkrieg,
durch welchen den englischen und schottischen Spinnereien der russische
Flachs und
Hanf entzogen wurde, verschaffte der J.
größere Geltung, und seitdem hat sich namentlich in und bei
Dundee,
[* 10]
London
[* 11] und
Glasgow
[* 12] eine bedeutende
Juteindustrie entwickelt. 1875-76 wurden aus
Ostindien
[* 13] 5,206,570 Ztr., 1882-83 aber 10,348,909 Ztr., und 1885-86:
7,778,864 Ztr. J. exportiert.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen,
[* 35] Kreis
[* 36] Kroben, an der Orla, hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein Amtsgericht und (1885) 2021 meist kath. Einwohner.
(sc. remedia, lat.), Verstärkungsmittel, in der Rezeptierkunst gebräuchlich für gewisse
verstärkende Arzneien, welche andern ähnlich wirkenden zugesetzt werden.
(lat.), bei den Römern in vom KaiserNero aus Veranlassung seines Eintritts ins männliche Alter eingerichtetes
szenisches Spiel, eine Art Dilettantentheater vor einem kleinen Publikum.
Nero selbst und neben ihm die vornehmsten Personen
traten darin unmaskiert als Mimen, Solo- oder Chorsänger auf.
Decimus Junius, röm. Dichter, um 47 v. Chr. zu Aquinum im Volskischen geboren, war der Sohn oder Pflegling
eines wohlhabenden Freigelassenen, erwarb sich aber die Ritterwürde und soll, weil er den Einfluß eines
Schauspielers auf die Regierung gerügt hatte, unter dem Vorwand der Übernahme eines militärischen Kommandos in eine entlegene
Provinz (Ägypten
[* 48] oder Britannien?) verbannt worden sein, wahrscheinlich unter Trajan oder Hadrian. Er starb vermutlich um 130 im
Exil.
Erhalten sind seine 16 Satiren, welche die Grammatiker in fünf Bücher eingeteilt haben. Der Einfluß seiner
frühern rhetorischen Studien verrät sich in dem durchgängigen Pathos, den langgedehnten Auseinandersetzungen, der Häufung
der Beispiele und der sich breit machenden Gelehrsamkeit. Das Motiv seiner satirischen Darstellung ist der innere Unwille über
die allseitige Verderbtheit, namentlich in der Zeit Domitians; sein Stoff sind die sozialen LasterRoms,
deren Scheußlichkeit er in ihrer ganzen Nacktheit mit den grellsten Farben schildert.
Gajus Vettius Aquilius, wahrscheinlich der erste Dichter, der den Versuch machte, einen christlich-historischen
Stoff in der Form und der Sprache
[* 52] der römischen Epiker zu behandeln, span. Presbyter, verfaßte um 330 n. Chr.
eine poetische Bearbeitung der Evangeliengeschichte in 4 Bänden (»Historia evangelica«, hrsg. von Arevalus, Rom 1792; in Mignes
»Patrologie«, Bd. 19). Zweifelhaft ist, ob ihm eine
ähnliche Bearbeitung der Bücher Mosis und Josua gehört.
Vgl. Gebser, De Juvenci vita et scriptis (Jena
[* 53] 1827);
Ebert, Geschichte
der Litteratur des Mittelalters, Bd. 1 (Leipz.
1874).
(auch Juventa), bei den Römern die Göttin der männlichen Jugend, welche, sobald sie das Knabengewand mit
der männlichen Toga
[* 54] vertauscht hatte, sich in ihr Heiligtum auf dem Kapital begab.
(Brillantkäfer, Entimus imperialisL.), ein Rüsselkäfer
[* 56] Brasiliens, 3-3,5 cm lang, mit fast dreieckigen
Flügeldecken, stark hervorragenden, hakenförmigen Schulterecken, glänzend schwarz, unterseits dicht goldgrün beschuppt,
an den Beinen lang weißbehaart, auf dem Thorax mit goldgrüner Mittelfurche, seitlich auf grünem Grund schwarzwarzig und
auf den Flügeldecken mit dichten Reihen goldgrüner Gruben, wird in Gold
[* 57] gefaßt und wie Edelsteine benutzt.
englisches, in der königlichen Fabrik zu Worcester gefertigtes Porzellan, welches in Nachahmung von
Goldschmiedearbeiten mit türkisblauen Emailperlen besetzt und mit mattem oder glänzendem Gold und farbigem Email dekoriert
ist.
Bibel
[* 61] u. a. O. zeigen, daß man im Altertum zwischen natürlichen Steinen und Glasfluß nicht streng unterschied. Bis in das
Mittelalter fand man einen Hauptreiz in der Zusammenstellung verschiedenfarbiger Steine. Wie auf dem Brustgeschmeide des Hohenpriesters
der Juden zwölf verschiedene Steine die zwölf Stämme andeuteten, schreibt derMönch Theophilus vor, Edelsteine verschiedener
Farbe miteinander abwechseln zu lassen, z. B. an Kronreifen, Gewandsäumen etc.
Den Griechen und griechisch gebildeten Römern war der Edel- und Halbedelstein das vorzüglichste Material für den Gemmen- und
Kameenschnitt, und wenn auch die Färbung oder die Seltenheit den Wert eines Ringsteins erhöhte, so wurde dieser doch vor
allem in der Arbeit des Künstlers gesucht.
Die berühmten Kleinodien des Altertums, wie der Ring des Polykrates, waren Intaglien, und Plinius sagt noch ausdrücklich, die
Edelsteine seien dazu da, mit Zeichen (Schriftzügen, Sinnbildern etc.) versehen zu werden;
allein er rügt auch bereits, daß seine Zeit anfange, auf die Steine selbst einen ungebührlichen Wert
zu legen. Die Kleinodien und die Kostümbilder aus dem Mittelalter zeigen in den Kronen,
[* 62] Agraffen, an Rüstungen,
[* 63] Büchereinbänden
etc. die Edelsteine nur geglättet und wesentlich in ihrer natürlichen Gestalt, ferner in Verbindung mit Email, Filigran etc.
Den ersten Diamantschmuck in Frankreich soll AgnesSorel (gest. 1450) besessen haben.
Von jener Zeit an erlangte das Fassen, Aufbringen, Tingieren der Edelsteine (s. Edelsteine) eine höhere Bedeutung.
Cellini gibt zu alledem umständliche Anweisungen. Zu seiner Zeit war es bereits allgemein gebräuchlich und erlaubt, den Edelsteinen
(zu welchen er nur Rubin - Feuer, Diamant
[* 64] - Wasser, Saphir - Luft, Smaragd
[* 65] - Erde und bedingungsweise Topas
[* 66] -
Sonnenlicht rechnet) Folie zu geben. Dagegen war die Anwendung einer Tinktur auf der Unterseite des Steins nur bei den Diamanten
gestattet, bei den übrigen Steinen galt es ebenso als Fälschung wie das namentlich in Mailand
[* 67] betriebene Dublieren. In Deutschland
erreichte die J. in der Zusammenstellung von farbigen Steinen, Perlen und Email ihren Höhepunkt im 16. Jahrh.
Durch das Vorwiegen des Diamanten und zumal seit Einführung des Brillantschliffs im 17. Jahrh. wurde eine Umwälzung
im Geschmack bewerkstelligt, welche für die J. verhängnisvoll werden sollte.
Das unruhige Gefunkel des facettierten Steins ordnet sich in kein künstlerisches Ensemble ein, zerstört in der
Zusammenstellung mit andern Steinen deren Wirkung, und so ging allmählich auch der Sinn für künstlerischen Schmuck überhaupt
verloren. KleineSteine verschiedener Färbung und Perlen wurden im vorigen Jahrhundert noch zur Umrahmung von Medaillons u. dgl.
verwendet (Rokokoschmuck); vorwiegend aber suchte man ein Gleichgewicht
[* 68] gegen den Diamanten in der Zusammenstellung
großer Edelsteine von durchaus gleicher Farbe zu Einem Schmuck oder in der Häufung vieler kleiner gleicher Steine auf Einem
Stück in der Art, daß das Ganze ungefähr einem einzigen, zu unzähligen Facetten geschliffenen
Stein glich.
Eine heilsame Reaktion gegen den farblosen Schmuck begann erst mit der allgemeinen Reform des Kunstgewerbes
seit dem Beginn der 70er Jahre des 19. Jahrh., wobei man auf die farbigen Renaissancemuster
des 16. Jahrh. zurückgriff. Eine reiche Sammlung von solchen Mustern enthält das Werk von F. Luthmer: »Der Goldschmuck der
Renaissance« (Berl. 1881). Als Kuriosität ist zu erwähnen, daß in der ersten französischen
Revolution Bijoux de la révolution, gefaßte StückeStein von der Bastille, als Schmuck getragen wurden.
Vgl. auch Boue, Traité d'orfèvrerie, bijouterie et joaillerie (Par. 1832, 2 Bde.);
das Stammregister, aus welchem Wertpapiere herausgeschnitten werden, damit dieselben zur Prüfung der Echtheit mit der Schnittfläche
des zurückgebliebenen Stumpfes (franz. souche) verglichen werden können.
(ka), k, lat. K, k, der harte oder tonlose gutturale Verschlußlaut, welcher dadurch entsteht, daß der mittlere
oder hintere Teil der Zunge mit dem mittlern oder hintern (weichen) Teil des Gaumens einen Verschluß bildet, aus welchem das
Atemgeräusch plötzlich hervorplatzt. Die neuere Lautphysiologie lehrt drei Hauptarten des K unterscheiden:
das ganz hinten am Gaumensegel gebildete Koph der semitischen Sprachen, z. B. des Hebräischen und Arabischen, unser gewöhnliches
K (besonders vor a), das an der Grenze von hartem und weichem Gaumen gebildet wird, und das sogen. palatale K, das in vielen
deutschen Mundarten, noch deutlicher in den slawischen Sprachen und im Italienischen, vor i und e auftritt.
Das palatale K nähert sich sehr dem vorn im Mund gebildeten t, woraus sich die häufige Vertauschung beider Laute in der Sprachgeschichte
(z. B. im ital. faccia, spr. fattscha,
aus lat. facies, spr. fakjes), auch in der Sprache der Kinder erklärt. Ein andrer Unterschied beim K,
der die norddeutsche Aussprache des K von der süddeutschen trennt, besteht darin, daß erstere ihm einen Hauch nachfolgen
läßt; ein noch stärkerer Hauch findet sich übrigens von sehr alter Zeit her in den schweizerischen und TirolerMundarten
(z. B. in Schrecken, spr. schreckhen).
Historisch betrachtet, geht das K der germanischen Sprachen meist auf älteres G zurück, das sich in den
übrigen indogermanischen Sprachen zeigt; vgl. z. B. Kind mit der griechischen Wurzel
[* 75] gen, der indischen gan, »geboren werden«.
Der Buchstabe K stammt von dem griechischen Kappa, dem semitischen Kaph, dem Zeichen für reines oder palatales K, ab; in
den ältern griechischen Alphabeten findet sich auch, als Vertreter des semitischen Kaph, ein zweites
K, das Koph, aus dem das Q der Römer
[* 76] und der neuern Alphabete entstanden ist. K ist im römischen Alphabet früher durch C,
welches auch vor e und i anfänglich wie K lautete, ersetzt worden, und nur in einzelnen Fällen pflegte
man sich des K noch zu bedienen.
In den romanischen Sprachen hat K dem C vollkommen Platz gemacht; nur die Franzosen schreiben wenige fremde Wörter mit K. In den
slawischen Sprachen sind K und C durch die Aussprache streng geschieden, indem ersteres immer wie K im Deutschen,
doch ohne Hauch, letzteres stets wie Z gesprochen wird. Das deutsche ck steht für doppeltes k nach kurzen Vokalen; früher
kam es auch nach Konsonanten vor, da das k eigentlich nur die Qualität des vorausgehenden c als die eines harten Gutturals
bestimmen sollte.
bei naturwissenschaftl. Namen für GustavKunze (s. d.). ^[= (ze.), bei botan. Namen für G. unze, geb. 4. Okt. 1793 zu Leipzig, starb als Professor der ...]
das Hauptheiligtum der Mohammedaner in Mekka, ein inmitten des heiligen Tempels daselbst stehendes
viereckiges, 13 m hohes, aus schlecht zubehauenen Steinen erbautes düsteres Gebäude, welches nach der mohammedanischen Tradition
von Adam angelegt, durch die Sündflut zerstört und von Abraham und Ismael als Stätte der Anbetung des wahren
Gottes wiederhergestellt ward. Den ersten geschichtlich nachweisbaren Bau veranstaltete Kaska, vom Stamm der Koreischiten, und
seitdem haben zahllose Kalifen und Sultane Verbesserungen und Wiederaufbauungen besorgt; die Mohammedaner indessen halten fest
an ihrer Tradition. Im Innern der mit Teppichen reichgeschmückten Halle ist an der Nordostecke und als
das Allerheiligste ein schwarzer, wegen einer frühern durch einen Aufstand erfolgten Zerstückelung mit Silber eingefaßter
Stein (Hadschar el Aswad) eingemauert, der seit dem zweiten Jahr der Hedschra als Keblah dient, d. h. als der Punkt, wohin sich
der Muselman beim Gebet wendet.
Der Sage nach soll der Stein (vielleicht ein Meteorstein) Ismael durch den EngelGabriel bei Errichtung des
Gebäudes überbracht worden und anfangs schneeweiß gewesen, durch die Sünden der Menschen aber schwarz geworden sein. Ehe
die Pilger in die Kaaba eintreten, um zu beten, gehen sie siebenmal um dieselbe herum, wobei sie den erwähnten Stein
mit Ehrfurcht berühren und küssen, wodurch der Stein nach und nach eine merkliche Vertiefung erhalten hat. Die silberne Thür
der Kaaba wird übrigens nur dreimal im Jahr geöffnet, einmal für die Männer, das zweite Mal für die Weiber, das dritte Mal,
um die heilige Stätte zu reinigen, und da keine Stufen zu ihr angebracht sind, muß man zum Eingang hinaufklettern.
Nach uraltem Brauch wird sie jährlich mit neuem schwarzen Seidenzeug umhüllt, in welches Sprüche aus dem Koran mit goldenen
Lettern eingenäht sind. Die Kaabaverehrung ist ohne Zweifel ein seit Jahrtausenden bestehender ganz heidnischer Kultus, den
Mohammed in seiner höchsten Blüte
[* 81] antraf und in sein Religionsgebäude aufnahm, der aber von den fanatisch-puritanischen
Wahabiten eben als ein Überbleibsel aus der Heidenzeit verworfen wird. Vgl. Mekka und Mohammed.
IbnSohair, arab. Dichter, zog sich durch seine Satiren auf Mohammed dessen Haß in einem so hohen Grad zu, daß derselbe
ihn bei der EroberungMekkas töten lassen wollte, ward jedoch später sein Günstling. Er war der Sohn
des gefeierten Sohair (s. d.) und starb um 661. Berühmt hat er sich vor allem durch sein
Lobgedicht auf Mohammed¶
mehr
gemacht, herausgegeben als »Carmen panegyricum in laudem Muhammedis« von Lette (Leid. 1748) und Freytag (Halle 1823),
Stadt im nordwestlichen Böhmen,
[* 83] an der Eger
[* 84] und der BahnPrag-Eger, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft
und eines Bezirksgerichts, hat eine Dekaneikirche, ein Franziskanerkloster mit spätgotischer Kirche, ein interessantes altes
Stadtthor, einen schönen Rathausturm, DenkmälerJosephs II. und des ArztesLöschner, ein Kommunalobergymnasium, eine landwirtschaftliche
Lehranstalt und (1880) 6332 Einw., welche Handschuh- und Zuckerfabrikation, Bergbau
[* 85] auf Braunkohle, Gewinnung grüner Farberde,
Obstbau und Getreidehandel treiben. Um 821 gegründet, wurde Kaaden 1277 zur königlichen Stadt erhoben. Hier 1534 Friede
zwischen König Ferdinand I. und dem HerzogUlrich vonWürttemberg.
[* 86] Bei Kaaden die ausgedehnte Burgruine Hassenstein.
Dorf im norweg. AmtFinnmarken, am südwestlichen Ende des Altenfjords, Station der Dampfschiffe, mit 850 Einw.,
einem Hafen und einem (1820 gegründeten) Kupferwerk, das einer englischen Gesellschaft gehört.
Hans Vilhelm, dän. Dichter, geb. zu Kopenhagen,
[* 88] betrat zuerst die Künstlerlaufbahn und
war eine Zeitlang der Schüler des Bildhauers Freund, legte indessen bald den Meißel
[* 89] zur Seite, um sich der Poesie zu widmen.
Seine Jugenddichtung »Haldan den Starke« verriet den Öhlenschlägerschen Einfluß, und in der »Valkyrien
Gøndul« tummelte er sich nach besten Kräften mit der von Martensen importierten »spekulativen Idee«. Erst als
er mit dem Maler Lundby eine Sammlung »Fabler før Børn« (»Fabeln für Kinder«, 1845) herausgab, schien er sein rechtes Feld
gefunden zu haben. Doch verschaffte ihm erst viel später eine Auswahl seiner alten und neuen Gedichte, die er unter dem
Titel: »Et Foraar« (»EinLenz«, 1858, 6. Aufl. 1883) herausgab, allgemeine Anerkennung, welche auch der darauf folgenden Sammlung
»En Efteraar« (»Ein Herbst«, 1877, 3. Aufl. 1882) und dem neuesten Bande »Digte« (1881) zu teil wurde. Noch ist sein an lyrischen
Schönheiten reiches Drama »Fulvia« (1875, 2. umgearbeitete Ausg. 1881), dessen Handlung in die Zeit der ersten Christen zu Rom
fällt, zu erwähnen. Seit langer Zeit wirkte als Lehrer im Zellengefängnis zu Bridslöslille; er starb Nachgelassene
Gedichte veröffentlichte Borchsenius (1885).
Vgl. Nielsen, Hans Vilhelm Kaalund (Kopenh. 1886).
Landschaft im Innern von Senegambien, nördlich vom Senegal, nach Faidherbe 54,500 qkm (990
QM.) groß, ist sehr fruchtbar und war mit Dörfern und gut bestellten Hirse-, Reis-, Mais- und Arachidenfeldern bedeckt, ehe
die Tukulörs sich derselben zum großen Teil bemächtigten. Die Bevölkerung
[* 90] (300,000 Bambara und Soninke) zerfällt in eine
große Anzahl kleiner Staaten, die zum Teil von Brüdern desSultans von Segu in dessen Namen, aber fast unabhängig
regiert werden. Der mächtigste
der letztern wohnt in der Hauptstadt Nioro im N. Die Landschaft ist den Franzosen gegenwärtig
streng verschlossen, wird denselben aber wohl mit der Zeit zufallen. S. Karte bei »Guinea«.
[* 91]
(Kabra), der Hafen von Timbuktu, 10 km südlich von demselben, auf einer Anhöhe dicht am
Niger, besteht aus 150-200 Lehmhäusern, bewohnt von 2000 Negern nebst fremden Kaufleuten und Händlern aus Timbuktu und Tuat.
(Kabardei), ein Bergland am Nordabhang des Kaukasus, welches sich nordwärts bis zu den Flüssen Malka und Terek
erstreckt und durch den Oberlauf des Terek in die Große und Kleine Kabarda geschieden wird. Das 9800 qkm (178
QM.) große Gebiet bildet gegenwärtig einen Teil des Terekschen Gebiets, welches 1817-23
erobert wurde. Die Große Kabarda, der westliche Teil, zerfällt wieder in eine bergige Region, zwischen dem zentralen Kaukasus und
den SchwarzenBergen,
[* 92] und eine flache, nördlich davon.
Letztere, aus dem Streben, die tiefsten Fragen über Gott und Welt zu lösen, entstanden, vereinigt sowohl Elemente der jüdisch-hellenistischen
Geistesrichtung (SchriftenPhilos, s. d.) als auch der litterarischen Forschung in Palästina
[* 98] und Babylonien. In phantastischen
Bildern und Ausdrücken wurden früh schon metaphysische Betrachtungen (über Gott, sein Wesen und Wirken,
seinen Thron
[* 99] und Hofstaat [Maasse merkaba]) und physische (über Welt und Schöpfung [Maasse bereschit]) angestellt; aber diese
Lehre, welche leicht gefährlich werden konnte, ward nicht dem großen Haufen preisgegeben, sondern geheimgehalten. In den Bereich
dieser alten Geheimlehre zog man später auch persische Geisterlehre, Wahrsagekünste, den Glauben an geheime
¶
Wie in diesem Buch, so zeigt sich die Kabbala überhaupt als eine religionsphilosophische Exegese, die in haggadischer Form mit
Buchstaben- und Zahlenspielerei und neben den Erörterungen natürlicher und übernatürlicher Fragen auch mit Moral
und mit den jüdischen Legenden, Allegorien und Sentenzen sich beschäftigt. Nach der Kulturepoche der jüdischen Litteratur
des Mittelalters (15.-16. Jahrh.) verflachte sich, zuerst in Palästina (s. Sabbatäer) und Italien,
[* 103] das litterarische Leben im
Studium der Kabbala, die dann in Deutschland und bis auf unsre Zeit in Polen (s. Chasidäer) begeisterte Anhänger
fand. Die Theorien der Kabbala suchte man auch praktisch zu verwerten und glaubte durch Amulette, Aussprechen und Schreiben gewisser
Worte, Namen und Bibelstellen Außerordentliches verrichten zu können. Auch Christen, durch den ScholastikerRaimundLullus (geb.
1253) auf die Kabbala hingewiesen, wie PapstSixtus IV., Reuchlin, Knorr v. Rosenroth u. a., machten sie zum
Gegenstand der Forschung, so daß die Kabbala auch in nichtjüdische Litteraturkreise eindrang.
Vgl. Jellinek, Beiträge zur Geschichte
der Kabbala (Leipz. 1851-52);
die Kräuselung der See, welche durch den Zusammenstoß verschiedener Strömungen entsteht und sich gewöhnlich
durch eine besonders unregelmäßige, durcheinander laufende Wellenbewegung
[* 105] auszeichnet. Die bei stillem Wetter
[* 106] im offenen
Ozean nicht selten anzutreffende Kabbelung (engl. tide-rips) ist eine oft beschriebene,
jedoch noch nicht völlig genügend erklärte Erscheinung. Die glatte Wasseroberfläche sieht man von
einem zu kleinen Wellen
[* 107] aufgeregten Fleck unterbrochen, man erwartet beim Passieren desselben einen Windstoß als Ursache dieser
Störung, aber man hört nur das Rauschen der kurzen Wellen, ohne einen Luftzug zu verspüren. Zusammenstellungen solcher Beobachtungen
haben ergeben, daß Kabbelungen besonders häufig da auftreten, wo Strömungen entgegengesetzter Richtung
nahe bei einander liegen, z. B. in der Region des Guineastroms im Atlantischen Ozean. Beobachtungen besonders starker Strömungen
in Verbindung mit diesen Kabbelungen sind
jedoch selten konstatiert worden.
(Kabliau, holländ. und niederdeutsch), s. Schellfisch. Im 14. Jahrh. nannten sich Kabeljaus auch die Anhänger
einer politischen Partei in Holland, der die Hoeks (s. d.) entgegenstanden.
portug. Kolonie an der Westküste von Afrika,
[* 111] nördlich vom Congo, umschlossen von der französischen KolonieGabun, dem Congostaat und dem Atlantischen Ozean, welche Portugal durch die Congokonferenz zugesprochen wurde,
und deren Umfang durch einen zwischen Portugal und Frankreich abgeschlossenen Vertrag folgendermaßen bestimmt wurde:
Die Grenze geht im N. aus vom Zusammenfluß des Luemma und Lubinda, verläuft ostwärts in gleicher Entfernung zwischen diesen
beiden Flüssen und folgt von der nördlichsten Quelle des Luali, eines südlichen Tributärs des Luemma,
der Wasserscheide zwischen diesem und dem Tschiloango bis 12° 50' östl. L. v. Gr.,
dann diesem Längengrad bis zum Tschiloango und letzterm entlang bis zur Einmündung des Lukulla; von da folgt die Grenze dem
12.° 20' östl. L. bis 5° 40' südl. Br. und dann diesem bis zum Ozean. - Die gleichnamige Hauptstadt,
an der Mündung des Lukola in die Kabindabai, zählt 8-10,000 Einw., welche durch ihre Geschicklichkeit
als Schmiede, Tischler und namentlich als Schiffszimmerleute sich auszeichnen. Sie bauen jene seetüchtigen Boote, Palhabotes,
mit denen die Küstenschiffahrt an der ganzen Strecke zwischen Gabun und Mossamedes betrieben wird.
in fürstlichen Palästen das Wohnzimmer sowie auch
das Zimmer, in welchem der Fürst seine besondere Angelegenheiten zu besorgen pflegt, daher s. v. w. Geschäftsexpedition
des Staatsoberhauptes;
auch Bezeichnung für die Beamten, welchen diejenigen Geschäfte überwiesen sind,
und welche diejenigen Sachen (Kabinettssachen) vorzutragen haben, deren unmittelbare Erledigung in der Machtvollkommenheit
des Fürsten liegt;
Kabinettsfrage heißt eine Frage, von
deren Entscheidung es abhängt, ob Minister im Amt bleiben oder nicht, Kabinettsorder (Kabinettsbefehl) ein
unmittelbar vom Fürsten ausgehender Befehl. Das Kabinettsschreiben hat einen weniger förmlichen Charakter als das »Kanzleischreiben«.
Kabinett heißt aber auch die Staatsregierung
¶