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jugendlichen Körper zu verleihen;
ist ursprünglich der See oder Brunnen [* 2] (Wolkenbrunnen) der Göttin Holda, in welchem sie die Seelen der Verstorbenen in Empfang nimmt, um sie wiedergeboren als Kinderseelen auf die Erde zurückzusenden.
jugendlichen Körper zu verleihen;
ist ursprünglich der See oder Brunnen [* 2] (Wolkenbrunnen) der Göttin Holda, in welchem sie die Seelen der Verstorbenen in Empfang nimmt, um sie wiedergeboren als Kinderseelen auf die Erde zurückzusenden.
Stadt, s. Bunzlau ^[= 1) (Boleslavia, Boleslavec) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, 192 m ü. M., am ...] [* 3] 2).
eine aristokratische Fraktion im britischen Parlament, deren Führer Benjamin Disraeli (s. d.) und Lord George Bentinck (s. d.) waren, und die 1841-46 eine bedeutende Rolle spielte.
Charakterisiert ist die neue Form des Toryismus in Disraelis Roman »Coningsby«.
Pfalz (Pfalz-Neuburg), s. Neuburg. ^[= unmittelbare Stadt im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, an der Donau und der Linie Neuoffingen-Ingols ...] [* 4]
s. Meister. ^[= # früher jemand, der ein Handwerk zunftmäßig betrieb (Handwerksmeister); um M. zu werden, mußte ...]
Johann Friedrich, Lustspieldichter, geb. zu Leipzig, [* 5] widmete sich kurze Zeit dem Kaufmannsstand, sodann dem Studium der Rechte und der schönen Litteratur. Hierauf mit der Erziehung zweier Prinzen betraut, blieb er in regem Verkehr mit dem Buchhändler Göschen, durch den er 1785 auch Schiller kennen lernte, noch einige Jahre in Leipzig, privatisierte sodann in Weimar [* 6] und ging 1787 nach Wien, [* 7] wo er 1789 zum Hoftheaterdichter ernannt, aber 1794 bei der Umgestaltung des Wiener Theaters entlassen wurde; starb Obschon J. keine große Erfindungsgabe besaß und namentlich Destouches, Molière und Marivaux in seinen Lustspielen nachahmte, so muß doch die Gewandtheit der Darstellung und die Natürlichkeit seines Dialogs anerkannt werden. Seine Lustspiele erschienen in drei Sammlungen: »Lustspiele« (Leipz. 1785-90, 5 Bde.),
»Komisches Theater« [* 8] (das. 1792-94, 3 Bde.) und »Theatralischer Nachlaß« (Regensb. 1803-1804, 2 Bde.). Von geringerm Wert sind seine Romane und »Gedichte« (Leipz. 1821).
L., Lebermoosgattung aus der Ordnung der Jungermanniaceen, meist kleine, auf der Erde oder an Baumstämmen wachsende Moose [* 9] mit kriechendem Stämmchen, das zwei oder drei Reihen ungeteilter oder gelappter Oberblätter und eine Reihe kleinerer, anders gestalteter Unterblätter (Amphigastrien) trägt. Letztere fehlen einzelnen Arten ganz. Die Antheridien stehen in den Achseln von Hüllblättern (Perichätien), die häufig von den Stengelblättern nicht verschieden sind, während die Hüllblätter der Archegonien abweichend gestaltet sind.
Die Archegonien werden von einer ei- oder birnförmigen Hülle, dem Perianthium, umgeben, das an der Mündung gezahnt ist und später in 3-6 Lappen zerreißt. Aus der befruchteten Eizelle entwickelt sich die gestielte Sporenkapsel oder das Sporogonium, das außer den Sporen Zellen mit schraubiger Wandverdickung (Elateren) enthält und bei der Reife mit vier Klappen aufspringt. Die Gattung umfaßt ca. 200 über die ganze Erde verbreitete Arten (s. Moose). Jungermanniaceen, Ordnung der Lebermoose (s. Moose).
Deutschland, [* 10] Name einer Schriftstellergruppe, welche nach 1830 die Führung der deutschen Litteratur zu übernehmen und die weitere Entwickelung dieser Litteratur zu bestimmen beanspruchte. Im engsten Zusammenhang standen die »jungdeutsche« Auffassung von den künftigen Aufgaben der Litteratur und der Glaube an eine neue Periode eigentümlichen Geisteslebens einerseits mit der allmählich eingetretenen Entartung der Romantik und anderseits mit dem politischen Drang und Bedürfnis der Zeit.
Die Erregung, welche durch die französische Julirevolution von 1830 in ganz Europa [* 11] erweckt war, der Aufschwung, den der Liberalismus überall nahm, begünstigten eine litterarische Richtung, welche danach strebte, die seither geltenden (teils um der Gewöhnung des Publikums, teils um der Zensur willen beizubehaltenden) Formen der Belletristik mit einem wesentlich politischen Inhalt zu erfüllen. In der Annahme, daß der gesamte Lebensgehalt der seitherigen deutschen Dichtung überlebt und wirkungslos geworden sei, wollte das junge Deutschland durchaus neue Gefühle, neue Gesinnungen und Überzeugungen, neue gesellschaftliche Zustände und neue Menschen darstellen und verzweifelte nicht daran, auf seinem Weg auch seither unerhörte Wirkungen zu gewinnen.
Die Ideen des politischen und religiösen Liberalismus und der Kampf mit den diesen Zielen im Weg stehenden Mächten galten den Vertretern der neuen Anschauung als sichere Bürgschaften einer litterarischen Glanzperiode, welche jene des 18. Jahrh. weit hinter sich lassen würde. Obschon zu den Vorkämpfern des jungen Deutschland ein großer lyrischer Dichter wie Heinrich Heine gehörte, so legte man doch das Hauptgewicht auf die Pflege der Prosa, in welcher allein der moderne Stil zu seinem Recht gelangen könne.
Ein förmlicher Kultus des ziemlich undefinierbaren Begriffs der »Modernität«, eine tiefe Feindseligkeit gegen eine Entwickelung der deutschen Poesie, welche ebendiese Poesie auf die Höhe der Kunstvollendung geführt hatte, waren gemeinsame Kennzeichen der sonst vielfach auseinander gehenden, ja persönlich verfeindeten jungdeutschen Schriftsteller. Über Wert und Wesen der gegenwärtigen Erscheinungen, über die Berechtigung der einzelnen modernen Bestrebungen befand sich die kleine Zahl der Hauptwortführer von vornherein in einem Zwiespalt, der sich in dem persönlichen Zerwürfnis Ludwig Börnes und Heinrich Heines charakteristisch kundgab. An Börne schloß sich Karl Gutzkow, während Heinrich Laube den Pfaden Heines folgte, Wienbarg, Th. Mundt, Gust. Kühne u. a. sich zwischen diesen Gegensätzen zu behaupten suchten.
»Herrschend blieb bei alledem die Vorstellung, daß die deutsche Litteratur in eine Epoche des Geistes eingetreten sei, unter welchem Geist namentlich ein flüssiges, flüchtiges Element geistreicher Einfälle und Wortwendungen, die rasche Befreundung mit jeder Art des Zweifels, der Anschluß an die kecksten sittlichen und gesellschaftlichen Neuerungen, die Hingabe an auffallende, wunderbare, launen- und krankhafte Erscheinungen verstanden wurde. Außer Zweifel stand es ferner für die Vertreter der Richtung, daß die neufranzösische Litteratur die Rolle einer Vorkämpferin für die übrigen europäischen Litteraturen übernommen habe. Zu den Einwirkungen der französischen, mehr oder minder von den politischen und sozialen Gärungen und gewaltsamen Kämpfen ihres Landes bewegten Schriftsteller gesellten sich die litterarischen Resultate gewaltiger und tiesreichender Bewegungen in der deutschen Philosophie und Theologie.« (Stern.) Es genügt, bezüglich der letztern Seite des jungen Deutschland an Hegel, seine Schule, an D. Fr. Strauß [* 12] zu erinnern.
Der Grundirrtum des jungen Deutschland lag in der Annahme, daß die Totalität des Lebens innerhalb der Poesie jemals durch eine gerade vorwaltende Strömung des Lebens ersetzt werden könne, daß die zeitgemäße Gesinnung und die geistige Beweglichkeit jemals die Gestaltungskraft und die Tiefe der Natur zu vertreten vermöge, daß der politische Instinkt für die Neigungen des Tags mit dem poetischen Gefühl für das Bleibende in den menschlichen Dingen gleichwertig sei. Von dem Augenblick an, wo die Jungdeutschen selbst erkannten, daß ¶
der Journalismus keine Litteratur bilde, daß die skizzenhafte, fragmentarische Geistreichigkeit wohl die alten Formen der Kunst aufheben, aber keine neuen erzeugen könne, mit dem Anschluß Gutzkows, Laubes an die Bühne und die Romandichtung war die Kraft [* 14] der Bewegung erschöpft, wenngleich Nachwirkungen ihrer Irrtümer sich noch über die folgenden Jahrzehnte erstreckten. Offiziell wurde der Name des »jungen Deutschland« in dem Beschluß des deutschen Bundestags vom gebraucht, welcher die Schriften Heines, Börnes, Gutzkows, Laubes, Wienbargs und Theod. Mundts verbot.
Die Proteste, welche einige der Genannten erließen, halfen für den Augenblick wenig; da sich aber mit jedem Tag klarer herausstellte, daß das junge Deutschland allenfalls eine litterarische Schule (und selbst das kaum) und unbedingt kein fester Bund von Gesinnungsgenossen sei, da die Lächerlichkeit, noch gar nicht erschienene Schriften zu verbieten, zu augenfällig war, da durch Annahme falscher Namen das ganze Verbot leicht umgangen werden konnte, so ward dasselbe zwar nie zurückgenommen, aber stillschweigend außer Kraft gesetzt.
Gerade das politische Märtyrertum, mit dessen Heiligenschein der Bundestag die Häupter der willkürlich zum jungen Deutschland zusammengekoppelten Schriftsteller umkleidete, weckte in jenen Tagen der liberalen Bestrebungen die Teilnahme für die verfemten Talente und erschwerte auch in späterer Zeit die sachgemäße Beurteilung und unerläßliche Kritik der Theorien und Leistungen des jungen Deutschland.
Vgl. Brandes, Das junge Deutschland (Leipz. 1887);
Wehl, Das junge Deutschland (Hamb. 1886). -
Über die J. D. genannte politische Vereinigung s. Junges Europa.
Europa. Als 1831 und 1832 die Versuche, Mittelitalien in Aufstand zu versetzen, mißglückt waren, fanden sich viele Flüchtige in der Schweiz [* 15] zusammen. Obschon aus verschiedenen Nationalitäten zusammengesetzt, wurden dieselben doch durch gleiche Bestrebungen und ein gleiches Schicksal vereinigt. So entstand der Bund des Jungen Europa, den Mazzini aus dem Jungen Italien, [* 16] dem Jungen Polen und dem Jungen Deutschland schuf. Diese drei schon als Verbindungen bestehenden Vereine (das Junge Italien war 1832 aus dem Bunde der Karbonari hervorgegangen) traten nämlich in einer von Abgeordneten verfaßten Verbrüderungsakte zusammen, die, in deutscher, italienischer und polnischer Sprache [* 17] geschrieben, »Freiheit, Gleichheit und Humanität« als Wahlspruch trug.
Ein Zentralkomitee, durch die Vereinigung der Nationalausschüsse oder der Bevollmächtigten der drei Ausschüsse zusammengesetzt, bildete die gemeinsame Bundesbehörde. Alle Mitglieder sollten durch dieselbe ein gemeinschaftliches Symbol erhalten, und jeder öffentliche Erlaß sollte durch eine gemeinschaftliche Devise kenntlich sein. Der so konstituierte neue Bund richtete nun seine Thätigkeit vorzüglich auf Errichtung von neuen Verbindungen unter den Republikanern Europas, von denen auch die französischen sich dem Bund anschlossen.
Das vom französischen Flüchtling Granier unter dem Titel: »Le [* 18] Proscrit« (»Der Geächtete«) herausgegebene Journal war eine Zeitlang das Organ des Jungen Europa. Der Bund wurde durch die 1836 stattfindenden Wegweisungen aus der Schweiz in seiner Wirksamkeit gelähmt, und das formelle Band, [* 19] welches die einzelnen nationalen Gruppen vereinigte, löste sich auf. Von diesen erlangte die italienische durch Mazzini besondere Bedeutung, der in Genf [* 20] das Journal »La giovine Italia« (»Das junge Italien«) herausgab.
Dasselbe forderte gleich in seiner ersten Nummer die französischen, polnischen und deutschen Verbindungen auf, gleich ihm und seinen Freunden gegen Aristokratie, Königtum, Papsttum und Vergangenheit in den Kampf zu treten und die Aufgabe der Männer von 1793 zu vollziehen. Die Zeitung ward zwar durch allerlei Künste in ganz Italien verbreitet und viel gelesen, indes die Verschwörungen und Empörungsversuche mißlangen sämtlich und veranlaßten zahlreiche Verhaftungen.
Nach der Unterdrückung der Revolution von 1848 verlor die Verbindung ihre Bedeutung. Neben dem Jungen Italien entstand 1834 in der Schweiz das agitatorische Junge Deutschland und entfaltete eine große Thätigkeit. Deutsche [* 21] Flüchtlinge und Handwerkervereine gehörten ihm an. Es zerfiel in besondere Klubs von mindestens fünf Personen. Jedem Klub stand ein besonderer Präsident vor, welcher die Korrespondenz mit dem Ausschuß unterhielt. Die Verbindung hatte ihre eigne Gerichtsbarkeit über alle strafbaren Handlungen der Mitglieder; jeder Verrat sollte mit dem Tod bestraft werden, und jedes vom Ausschuß ernannte Mitglied war zur Vollziehung des Urteils verpflichtet.
Die Ermordung des Spions Ludwig Lessing in der Nähe von Zürich [* 22] erregte große Sensation und erweckte stärkere Befürchtungen auf seiten der deutschen Regierungen. Als nun gar eine Versammlung deutscher Handwerker und Flüchtlinge im Steiehölzli, einem 10 Minuten von Bern [* 23] gelegenen Wäldchen, die deutschen Farben aufpflanzte und die Farben der deutschen Dynastien zerriß und mit Füßen trat, wozu noch Gerüchte von einem beabsichtigten bewaffneten Einfall in Deutschland kamen, erfolgten zahlreiche Ausweisungen aus der Schweiz.
Zwar zerfiel damit der Verein, indes seine Bestrebungen wurden 1845 von Lyon [* 24] aus wieder aufgenommen und machten sich in der Gründung weiterer republikanischer Vereine in der Schweiz und in der Organisation von Aufständen in Baden [* 25] geltend. Das Bestreben, eine neue Vereinsorganisation auf dem Arbeiterkongreß in Murten (1850) zum Beschluß zu erheben, führte zu einer Untersuchung von selten der schweizerischen Behörden und zur Ausweisung vieler Arbeiter und mehrerer Flüchtlinge.
Das Junge Polen hatte sich nach den 1836 in der Schweiz stattfindenden Ausweisungen zum Teil nach London [* 26] geflüchtet, doch bestand es auch in Frankreich fort und wirkte unermüdet für die Herstellung der Unabhängigkeit und Freiheit Polens trotz vielfacher mißlungener Versuche. Nachdem in Deutschland und Frankreich längst nicht mehr die Rede ist von dem Jungen Deutschland oder Jungen Frankreich, ist in Rußland eine Agitation ähnlicher Art, die jungrussische Partei, hervorgetreten.
Deutsche Bildung, deutsche Kultur, selbst die deutsche Dynastie aus dem Zarenthron gelten dem Jungen Rußland als unberechtigte Eindringlinge; sein Ideal ist Frankreich und seine radikalen Schwärmer, sein Ziel ein roher, wüster Kommunismus. Blasierter Nihilismus charakterisiert seine Anhänger, welche vorzugsweise aus unreifen Jünglingen und emanzipierten Frauen bestehen. Ebenso gab es in der Türkei [* 27] eine Reformpartei, die Jungtürken oder die Junge Türkei, welche vornehmlich aus den im Abendland erzogenen Türken bestand.
s. v. w. Jungfrau (s. Jungfrauschaft);
im Mittelalter eine Maschine [* 28] in Frauengestalt (eiserne Jungfrau), welche in Gefängnissen zur Folter und auch wohl zu geheimen Hinrichtungen diente und mit schneidenden Klingen versehen war, die, ¶
sobald ein Mensch zwischen sie gebracht wurde, zusammenschlugen.
Auf solche Weise hingerichtet werden hieß: die J. küssen.
im Grünen (J. im Busch), s. Nigella. ^[= L. (Schwarzkümmel), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, einjährige Kräuter mit zwei- ...]
linsenförmige Blöcke mit 3 runden Löchern zum Durchscheren von Taljereepen behufs Anholen der Wanten (s. d.).
das bei der Verarbeitung des Bleiglanzes im Flammofen am Ende der Röstperiode sich abscheidende reine Blei. [* 30]
s. Drosera. ^[= L. (Sonnentau), Gattung aus der Familie der Droseraceen, ausdauernde, meist drüsig behaarte ...]
s. v. w. Marienglas, ^[= (Marieneis), s. Gips.] s. Gips. [* 31]
s. Stellaria. ^[= L. (Sternkraut, Sternmiere), Gattung aus der Familie der Karyophyllaceen, kleine, einjährige ...]
s. Scheide. ^[= (Mutterscheide, Vagina), derjenige Teil der weiblichen Geschlechtsorgane, in welchen bei der ...]
s. Dicentra. ^[= Borkh. (Dielytra Borkh., Diclytra, hängendes Herz), aus der Familie der Fumariaceen, ...]
s. Honig. ^[= (lat. Mel), der von den Bienen, besonders von Apis mellifica, aus den Nektarien der Blüten ...]
(Virginische Inseln), Inselgruppe in Westindien, [* 32] östlich von Puerto Rico, unter 18° nördl. Br., zu den Kleinen Antillen gehörig, besteht aus größern und zahllosen kleinern Inseln, die, mit Ausnahme des abgesondert liegenden Ste.-Croix, auf einer ringsum abgegrenzten Bank liegen. In den Besitz derselben teilen sich die Spanier, die Dänen und die Engländer. Den Spaniern gehören: Vieques, Culebra und einige kleinere, zusammen 170 qkm (3,1 QM.) groß mit 3400 Einw.;
den Dänen: Ste.-Croix, St. Thomas und St. John, zusammen 359 qkm (6,5 QM.) groß mit 33,763 Einw. Unter den englischen Inseln, zusammen 165 qkm (3 QM.) groß mit 5300 Einw., ist Tortola die bedeutendste.
Das Areal sämtlicher J. beträgt 694 qkm (12,6 QM.), ihre Bevölkerung [* 33] 42,500 Seelen. Sie erfreuen sich eines gleichmäßigen Klimas, werden aber zeitweise von heftigen Orkanen heimgesucht, wie 1867 und 1871. Die J. wurden 1494 von Colombo [* 34] auf seiner zweiten Reise entdeckt und Las Virgines genannt zu Ehren der elftausend Jungfrauen in der katholischen Legende. 1648 siedelten sich holländische Bukanier auf Tortola an, wurden aber 1666 von den Engländern vertrieben. Die dänischen Ansiedelungen stammen aus dem Jahr 1700.
Vgl. die einzelnen Inseln. S. Karte »Westindien«.
s. v. w. Bleichsucht. ^[= (Chlorose), eine Art der allgemeinen chronischen Blutarmut (s. d.), welche vorzugsweise bei ...]
Mischung von 1 Teil Benzoetinktur mit 30 Teilen Rosenwasser, ist von ausgeschiedenem Harz milchweiß, dient als kosmetisches Mittel, verdirbt aber die Haut, [* 35] weil die feinen Harzteilchen die Poren der Haut verstopfen.
s. Olivenöl. ^[= (Baumöl, Oleum olivarum), aus den Früchten des Ölbaums (Olea europaea) gewonnenes fettes ...]
feines, dünnes Pergament. ^[= eigentümlich zubereitete Tierhaut, welche keine Gerbung erhalten hat und sich daher beim Kochen ...]
s. v. w. gediegen Quecksilber. ^[= # (Hydrargyrum, Mercurius, Argentum vivum) Hg, das einzige bei gewöhnlicher Temperatur flüssige ...]
s. Ampelopsis. ^[= Michx. (Zaunrebe), Gattung aus der Familie der Ampelideen, kletternde Sträucher mit fingerförmigen ...]
(engl. Maiden speech), die erste Rede eines neuen Parlamentsmitglieds.
s. Agaricus ^[= Fr. (Blätterschwamm), Pilzgattung aus der Ordnung der Hymenomyceten und der Reihe der Hutpilze, ...] IV.
beim Rösten schwefelhaltiger Erze in Höhlungen der Rösthaufen sich absetzender Schwefel.
s. v. w. weißes Wachs. ^[= # eine Gruppe fettartiger Körper, welche in ihren physikalischen Eigenschaften sich kaum von ...]
s. v. w. Ampelopsis ^[= Michx. (Zaunrebe), Gattung aus der Familie der Ampelideen, kletternde Sträucher mit fingerförmigen ...] hederacea.
s. Parthenogenese. ^[= (Parthenogenĕsis, griech.), eine Art der Fortpflanzung (s. d.), bei welcher ...]
s. Jus primae noctis. ^[= (lat., "Recht der ersten Nacht", Herrenrecht, Droit de seigneur, Droit de cuissage, ...]
s. Jungfrauschaft; ^[= der geschlechtliche Zustand eines weiblichen Wesens, welches noch niemals den Beischlaf vollzogen ...]
vgl. Alter.
1) das sechste Zeichen des Tierkreises (^);
2) großes Sternbild, von 173-225° Rektaszension und von 19° südlicher bis 14½° nördlicher Deklination reichend, eine Gestalt mit Flügeln und in der Hand [* 36] eine Ähre haltend, nach Heis mit 181 dem bloßen Auge [* 37] sichtbaren Sternen, darunter ein Stern erster Größe, Spica oder die Kornähre, außerdem mehrere Sterne dritter Größe, von denen der nördlichste am nördlichen Flügel Vindemiatrix genannt wird. In den Anfang dieses Sternbildes, in die linke Schulter, nicht weit vom Löwen [* 38] entfernt, fällt der Herbstpunkt. Nach Hesiods Erzählung ist das Sternbild Dike, die Tochter des Zeus [* 39] (vgl. Asträa), nach andern Demeter. [* 40]
ein pyramidal geformter, von Gletschern rings umgürteter, mit blendend weißem Firn bedeckter Bergkoloß der Finsteraarhorngruppe im Berner Oberland. Der Berg fällt gegen N. sehr steil ab in das enge Trümletenthal (der Wengernalp gegenüber); nach O. und SO. fallen gleichfalls steile Hänge zum Eismeer der Berner Alpen; der nordwestliche Fuß, Stellifluh, ruht im Lauterbrunnenthal. Der ganze herrliche Bau (4167 m hoch) wird durch zwei gegen NW. vorgelagerte mächtige Bergstufen, durch das Silberhorn (3690 m) und das östlich danebenliegende Schneehorn (3415 m), in seinem architektonischen Eindruck noch wesentlich gehoben.
Der Anblick des Bergs ist daher von N. her am schönsten und großartigsten, während die gegen O. und S. gekehrte Seite nur wenig Effekt macht. Die J. ist der am frühsten von den Berner Alpen bekannt gewordene Berg und wurde zuerst von den Gebrüdern Rudolf und Hieronymus Meyer von Aarau [* 41] wie von Gottlieb Meyer erstiegen. Spätere Expeditionen durch Agassiz, Desor, Forbes, Gottlieb Studer u. a. fallen in die 40er Jahre. Die Besteigung geschieht jetzt meist vom Hotel Jungfrau am Äggischhorn aus, über den großen Aletschgletscher hinaus.
Der größere Teil des Wegs ist mehr ermüdend als gefährlich, dagegen die letzte Partie über den Roththalsattel außerordentlich schwierig. Die Eisform des Gipfels ändert fast mit jedem Jahr ihre Gestalt; meist jedoch bildet er ein kleines, von grobkörnigem Schnee [* 42] bedecktes Dreieck, [* 43] zu welchem ein nur 18-30 cm breiter, auf beiden Seiten in glatten Eiswänden steil abfallender Kamm von etwa 20 Schritt Länge und mit einer Steigung von 60-70° führt.
Vgl. Studer, Über Eis [* 44] und Schnee, Bd. 1 u. 4 (Bern 1869 u. 1883).
eiserne, s. Jungfer. ^[= s. v. w. Jungfrau (s. Jungfrauschaft); im Mittelalter eine Maschine in Frauengestalt (eiserne ...]
elftausend, s. Ursula. ^[= Heilige, nach der Legende eine britann. Königstochter, die von dem Sohn eines Heidenfürsten ...]
in Haaren, s. Nigella. ^[= L. (Schwarzkümmel), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, einjährige Kräuter mit zwei- ...]
von Orléans, [* 45] s. Jeanne d'Arc. ^[= (spr. schann dark, auch Johanna d'Arc), die die Befreierin ihres Vaterlandes ...]
der geschlechtliche Zustand eines weiblichen Wesens, welches noch niemals den Beischlaf vollzogen hat (Jungfrau). Als Kennzeichen der unverletzten J. gelten: volle, rote, derbe und dichter aneinander schließende äußere und innere Schamlippen, ein unverletztes Scheidenhäutchen (hymen), eine enge, mit vielen Runzeln versehene Mutterscheide, eine feste, gerundete, glatte Beschaffenheit des Gebärmuttermundes, ohne Risse, Einschnitte und Kerben, ein straffes Schambändchen, Derbheit und Festigkeit [* 46] der Brüste, endlich Schmerz und Blutung beim ersten Beischlaf. Alle diese Merkmale geben aber über das Vorhandensein oder Fehlen der J. keine positive Gewißheit, und die ganze Menge der übrigen angeblichen Kennzeichen der J. ist auf Aberglauben und Unkenntnis basiert.
bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für F. W. Junghuhn (s. d.).
Sophie, Schriftstellerin, geb. zu Kassel [* 47] als Tochter des kurfürstlichen Hofrats Justus J., erhielt eine reiche Bildung, die durch die Eindrücke eines mehrjährigen Aufenthalts in Berlin, [* 48] England, Italien vertieft und erweitert wurde, verheiratete sich 1877 mit Joseph Schuhmann, ¶
Professor am technischen Institut zu Rom, [* 50] und lebt seit 1878 wieder in Kassel. Nachdem sie bereits 1869 einen Band »Gedichte« sowie die Novellensammlungen: »Verflossene Stunden« (Leipz. 1871) und »Freudvoll und leidvoll« (Jena [* 51] 1873, 2 Bde.) veröffentlicht hatte, begründete sie mit den durch Energie des Stils und der Charakteristik ausgezeichneten Romanen: »Käthe, Geschichte eines modernen Mädchens« (Leipz. 1876, 2 Bde.) und »Haus Eckberg«, eine Sittenschilderung aus dem Dreißigjährigen Krieg (das. 1878, 2 Bde.),
ihren schriftstellerischen Ruf. Später folgten: »Orsanna und andre Erzählungen« (Jena 1880);
»Die Erbin wider Willen« (Stuttg. 1881);
»Die Schwiegertochter« (Berl. 1882);
»Hella Jasmund und andre Erzählungen« (Stuttg. 1883);
»Neue Novellen« (Leipz. 1883);
die Romane: »Die Gäste der Madame Santines« (das. 1884, 2 Bde.),
»Helldunkel« (das. 1885) und »Die Amerikanerin« (das. 1886).
zur österreich. Grafschaft Tirol [* 52] gehörige Gemeinde, deren Flurgemarkung rings von bayrischem Gebiet umschlossen, ebendeshalb durch Vertrag vom dem bayrischen Zollsystem angeschlossen und demzufolge in die Zollgrenze des Deutschen Reichs mit hineingezogen ist;
der einzige österreichische Ort, welcher zu dem deutschen Zollgebiet gehört.
Franz Wilhelm, Reisender und Naturforscher, geb. zu Mansfeld, studierte in Halle [* 53] und Berlin Medizin, Botanik und Geologie [* 54] und trat dann als Kompaniechirurg in die preußische Armee. Infolge eines Duells zu 20jähriger Gefangenschaft verurteilt, entfloh er nach 20monatlicher Haft nach Algier, wo er in der Fremdenlegion eine Anstellung als Sanitätsoffizier erhielt. In einem Gefecht verwundet, nahm er seinen Abschied und schiffte sich 1835 als Gesundheitsoffizier nach Batavia [* 55] ein.
Von hier aus bereiste er verschiedene Teile Javas. Im J. 1840 nach Padang auf Sumatra versetzt, widmete er sich anderthalb Jahre lang der Erforschung der noch unbekannten Länder der Batta. Die Ergebnisse dieser Wanderungen legte er in dem Werk »Die Battaländer auf Sumatra« (Berl. 1847; holländ., Leiden [* 56] 1847, 2 Bde.) nieder. 1842 beschäftigte er sich mit der Untersuchung und topographischen Aufnahme eines großen Teils der Insel Java. 1845 wurde er zum Mitglied der Naturkundigen Kommission ernannt, und 1846-48 führte er eine geologische Untersuchung Javas aus.
Aus Gesundheitsrücksichten kehrte er 1849 nach Holland zurück. Zunächst veröffentlichte er hier: »Java, seine Gestalt, Pflanzendecke und innere Bauart« (deutsch von Haßkarl, Leipz. 1854, 3 Bde.), das Hauptwerk über die Naturverhältnisse jenes Tropenlandes. Die Beschreibung und Abbildungen der zahlreichen von J. aufgefundenen fossilen Tiere haben Herklots, die der fossilen Pflanzen Göppert, die Bearbeitung von Junghuhns Herbarium Miquel, de Vriese, Molkenboer, Haßkarl u. a. unter dem Titel: »Plantae Junghuhnianae« (Leiden 1851) unternommen. Ferner schrieb er: »Topographische und naturwissenschaftliche Reisen«, herausgegeben von Nees v. Esenbeck (Magdeb. 1845);
»Rückreise von Java nach Europa« (deutsch von Haßkarl, Leipz. 1851);
»Licht- und Schattenbilder aus den Binnenlanden von Java« (4. Aufl., Amsterd. 1866) und »Landschaftsansichten von Java« (11 Blätter, nach der Natur, mit Text, Leipz. 1853).
J. kehrte später nach Java zurück, war dort mit der Beaufsichtigung der neu angelegten Chinapflanzungen betraut und starb in Lembang bei Bandong.
(lat.), verbinden, vereinigen.
Name zweier Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen. [* 57]
1) Konrad von J. (Konrad III.), ward zum Hochmeister erwählt, vertrieb die Vitalienbrüder 1398 von Gotland, erwarb 1402 die Neumark und hielt den Frieden mit Polen und Litauen aufrecht. Den Staat verwaltete er vortrefflich, schützte und förderte den Handel und gab wohlthätige Gesetze. Er starb
2) Ulrich von, Bruder des vorigen, ward unter dessen Herrschaft Ordensmarschall und sein Nachfolger als Hochmeister. Er führte eine wohlwollende, segensreiche Regierung, erklärte aber wegen der Aufreizungen Witowds von Litauen 1409 an Polen und Litauen den Krieg. Er befehligte das Ordensheer in der Schlacht bei Tannenberg in welcher er unterlag und fiel.
Gelehrter, s. Jung ^[= # 1) (Junge) Joachim, Naturforscher und Mathematiker, geb. 21. Okt. 1587 zu Lübeck, ...] 1).
Johann Christian, Mediziner, geb. zu Burg bei Magdeburg, [* 58] habilitierte sich 1818 an der Berliner [* 59] Universität, wurde 1834 Professor der Chirurgie und Augenheilkunde sowie Direktor der ophthalmiatrischen Klinik und später der chirurgischen Abteilung der königlichen Charitee in Berlin. Er trat 1868 in den Ruhestand und starb in Hannover. [* 60] J. hat bis auf Albrecht v. Gräfe und vor der Erfindung des Augenspiegels durch Helmholtz einen außerordentlichen Ruf als Augenarzt gehabt und begründete als einer der ersten die wissenschaftliche Pflege der Augenheilkunde; durch die seitdem geschehene Umgestaltung derselben sind freilich die meisten der von ihm vertretenen Lehren [* 61] wesentlich verändert worden. Er schrieb: »Die Lehre [* 62] von den Augenoperationen« (Berl. 1829);
»Die Lehre von den Augenkrankheiten« [* 63] (das. 1832, 2. Aufl. 1836) und »Augendiätetik« (das. 1873).
(engl., spr. dschong'ls), s. v. w. Dschangeln. ^[= (Dschungeln, engl. Jangles), in Indien mit Niederwald, Rohr oder Gesträuchen bewachsene, ...]
s. Alter. ^[= 1) In der Physiologie bezeichnet das A. nicht nur die Zahl der verlebten Jahre, sondern auch ...]
nennt man auf evangelischer Seite diejenigen geselligen Vereinigungen, welche, namentlich in größern Städten, sich zur Aufgabe setzen, einzeln stehenden jungen Männern, besonders des Arbeiter- und Handwerkerstandes, die Möglichkeit anständiger und anregender Verwendung ihrer freien Zeit zu bieten. Der erste derartige Verein entstand 1824 unter Leitung des Pastors Döring in Elberfeld, [* 64] 1825 folgte ein ähnlicher Verein in Basel, [* 65] 1835 in Frankfurt [* 66] a. M. In Rheinland und Westfalen [* 67] fand die Jünglingssache, deren sich angesehene Geistliche, wie Krummacher in Elberfeld, annahmen, bald solche Ausdehnung, [* 68] daß die vorhandenen Vereine 1848 zu einem Rheinisch-Westfälischen Jünglingsbund zusammentreten konnten, dessen Vorgang 1856 ein Östlicher Jünglingsbund mit dem Mittelpunkt Berlin und 1880 ein Nördlicher Jünglingsbund mit dem Sitz Hamburg [* 69] folgten.
Der Bestand dieser Bündnisse wird gegenwärtig auf 374 Vereine mit mehr als 16,000 Mitgliedern geschätzt. Außerdem bestehen in Berlin und einigen andern großen Städten Christliche Vereine junger Männer, die sich an verwandte amerikanische Unternehmungen anlehnen und nicht ohne Erfolg arbeiten, aber darin von den deutschen Vereinen abweichen, daß sie fast ausschließlich auf religiöse Erweckung des jüngern Geschlechts ausgehen. Im Königreich Sachsen [* 70] zählt man 40 Vereine mit mehr als 2000 Mitgliedern, in Württemberg [* 71] 23 Vereine mit 1100 Mitgliedern, in Elsaß-Lothringen [* 72] 10 Vereine mit 700 Mitgliedern. Die altlutherische Kirchengemeinschaft in Preußen unterhält 10 Vereine. In England sollen 300 J. mit großer Mitgliederzahl ¶
bestehen, in Holland ebenfalls 300 mit 7000 Mitgliedern. Zu diesen allgemeinen Jünglingsvereinen kommen außerdem in vielen größern Städten noch christliche Vereine junger Kaufleute und ähnliche Gesellschaften, die im wesentlichen dieselben Zwecke verfolgen. Nahe verwandt sind die von Kolping begründeten katholischen Gesellenvereine (s. d.). - Daß die J. einem wirklichen Bedürfnis entsprechen, beweist schon ihre Geschichte. Gegenüber den Versuchungen, denen unbefestigte Jünglinge von beschränkter Bildung im Getriebe [* 74] des großstädtischen Lebens ausgesetzt sind, und den Einflüsterungen von sozialistischer Seite haben sie eine hohe Bedeutung gerade für die Gegenwart.
Mit Recht wird jedoch von erfahrener Seite darauf gedrungen, daß die Leiter der J. sich vor einseitiger Hervorkehrung der religiösen Seite hüten und auch dem jugendlichen Frohsinn und dem Bedürfnis der allgemein bildenden Unterhaltung ihren Raum gewähren müssen, wenn die Vereine nachhaltigen Einfluß auf die jüngere Arbeiterwelt gewinnen sollen. Vielfach bilden die J. nur einzelne Zweige der evangelischen Vereine für Innere Mission (s. d.) und finden dann räumliche Unterkunft in den Vereinshäusern dieser Gesellschaften oder den von diesen unterhaltenen »Herbergen zur Heimat« (s. Herbergen).
Vgl. Hesekiel, Die Mission an den Jünglingen (Berl. 1864);
Jordan, Die innere Mission an der männlichen Jugend (Verhandlungen der siebenten internationalen Konferenz der J., Halle 1875);
Krummacher, Die evangelischen J. (Gütersl. 1881);
Tiesmeyer, Die Praxis des Jünglingsvereins (Brem. 1885);
v. Örtzen, Die J. in Deutschland (Heilbr. 1886).
Organ der evangelischen J. ist die Zeitschrift »Der Bundesbote« (Berl., seit 1859).
s. v. w. Leichtmatrose, die Stufe zwischen Schiffsjunge und Matrose;
s. Matrosen.
Joseph Jakob, slaw. Sprachforscher, geb. zu Hudlitz in Böhmen, [* 75] studierte zu Prag [* 76] Philosophie und Rechte, wurde 1799 Lehrer am Gymnasium zu Leitmeritz, 1815 am Altstädter Gymnasium in Prag, 1834 hier zugleich Präfekt. Bei der Universität bekleidete er 1828 und 1839 das philosophische Dekanat; 1840 war er Rektor. Er starb in Prag. Zu seinen ersten litterarischen Arbeiten gehört eine Übersetzung von Miltons »Paradise lost« (2. Aufl., Prag 1842). Verdienstlicher sind seine teils poetischen, teils prosaischen Arbeiten in böhmischer Sprache, die er in seinen »Gesammelten Schriften« (»Sebrané spisy«, Prag 1841, Bd. 1) zusammenstellte. Auch lieferte er eine böhmische Chrestomathie (»Slovesnost«, Prag 1820, 2. Aufl. 1845) und eine »Geschichte der böhmischen Sprache und Litteratur« (»Historie literatury i jazyka českého«, das. 1825, 2. Aufl. 1848), die zwar den wissenschaftlichen Anforderungen der Gegenwart nicht mehr ganz genügt, doch einen vollständigen, wissenschaftlich geordneten Katalog der gesamten Litteratur Böhmens darbietet.
Sein Hauptwerk ist das mit andern gesammelte und von ihm ausgearbeitete, durch Gründlichkeit wie durch Vollständigkeit ausgezeichnete böhmisch-deutsche Wörterbuch (»Slovnik jazyka českého«, Prag 1835-39, 5 Bde.),
wodurch J. der Begründer der neuern böhmischen Sprache und Litteratur wurde. Seine kleinern Schriften erschienen gesammelt unter dem Titel: »Jungmanna sebrané drobné spisy« (Prag 1868-1874). Im J. 1878 wurde auf dem Franziskanerplatz zu Prag seine Bronzestatue enthüllt und der Platz nach ihm benannt.
s. Altmaß. ^[= das für den geklärten, ausgegornen Wein hier und da in Süddeutschland und der Schweiz gebräuchli ...]
Obwohl das Vorrecht der Erstgeburt eine alte und in den meisten Ländern vorherrschende Institution ist, so finden sich doch in den meisten europäischen Ländern und sonst Spuren einer Bevorzugung des jüngsten Sohns, wie in der Josephssage. So wird im Rigsmâl (Edda) der jüngste Sohn Jarls der erste König etc. Auch in England (wo es borough-english heißt), Deutschland, Rußland, der Tatarei finden sich Spuren eines Jüngstenrechts. Das französische »Droit de juveigneurie« gehört jedoch nicht hierher.
Vgl. Liebrecht, Zur Volkskunde (Heilbr. 1879).
Meereskalk, der noch heute an den Küsten durch Verkittung von Muschel- und Schneckentrümmern oder auch von zertrümmerten Korallen [* 77] (Riffstein) entstehende Kalkstein;
s. Kalkspat, [* 78] Kalkstein;
vgl. auch Madreporenkalk, Korallenkalk.
Meeressandstein, ein in den jetzigen Gewässern durch Verkittung der losen Sandkörner mittels Kalks in der gegenwärtigen geologischen Periode entstandener und noch entstehender Sandstein, vom losen Sand nur durch die Festigkeit, die er dem Bindemittel verdankt, von ältern Sandsteinen petrographisch oft gar nicht verschieden.
Gericht (Jüngster Tag, Weltgericht), nach der Kirchenlehre dasjenige Gericht, welches Christus am Ende der gegenwärtigen Welt über alle Menschen halten wird. Die bildende Kunst bemächtigte sich schon im 6. Jahrh. des Gegenstandes zunächst in byzantinischen Miniaturen und in plastischen Werken. Erst im Lauf des 13. und 14. Jahrh. entwickelten sich aus zerstreuten Elementen feste Typen der Darstellung, welche seit dem 15. Jahrh. bis auf unsre Zeit im großen und ganzen unverändert geblieben sind. Es fehlt dabei auch nicht an humoristischen Zügen.
Die bedeutsamsten Darstellungen des Jüngsten Gerichts aus dem 14., 15. und 16. Jahrh. sind diejenigen im Campo santo zu Pisa [* 79] von einem unbekannten Meister, von Fiesole (Berliner Museum), Luca Signorelli (Dom zu Orvieto) und das Meisterwerk Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle. Nächst letzterm sind nur noch die beiden Gemälde von Rubens in der Münchener Pinakothek und das Fresko von Cornelius in der Ludwigskirche zu München [* 80] von Bedeutung. Die Anordnung ist gewöhnlich folgende: oben thront Christus als Weltrichter, zu seiner Rechten geleiten Engel die Seligen aus ihren Gräbern zum Himmel, [* 81] während links die Sünder von Teufeln in die Hölle geschleppt werden.
Vgl. v. Medem, Das Jüngste Gericht in den Bildwerken mittelalterlicher Kunst (Frankf. 1875);
Jessen, Die Darstellung des Weltgerichts bis auf Michelangelo (Berl. 1883);
Voß, Das Jüngste Gericht in der bildenden Kunst des frühen Mittelalters (Leipz. 1884);
Portig, Das Weltgericht in der bildenden Kunst (Heidelb. 1885).
(Junius), der sechste Monat im Jahr, war nach dem altrömischen Kalender, in welchem der März den Anfang des Jahrs bildete, der vierte Monat und nach der Juno (nach andern dagegen nach L. Junius Brutus, dem ersten Konsul Roms) benannt. Bei den Germanen hieß er Brachmonat (s. d.). Die Sonne [* 82] tritt im J. aus dem Zeichen der Zwillinge in das des Krebses. Nach Dove beträgt die Durchschnittswärme des J. in
Archangel | +12.8° C. |
Petersburg | +14.5 " |
Berlin | +17.4 " |
Prag | +18.9 " |
Wien | +19.7 " |
München | +16.7 " |
Karlsruhe | +18.1 " |
Dublin | +14.1 " |
London | +16.1 " |
Amsterdam | +17.0 " |
Brüssel | +17.4 " |
Paris | +17.1 " |
Bordeaux | +19.4 " |
Basel | +17.3 " |
Mailand | +21.5 " |
Rom | +21.7 " |
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Die mittlere Veränderlichkeit der Temperatur, d. h. der Mittelwert von allen in einem möglichst großen Zeitraum für den Monat vorgekommenen Abweichungen von der ihm zukommenden Mitteltemperatur, ist kleiner als im Mai und fast ebenso groß wie im Juli; sie beträgt im nordöstlichen Europa 1,3, in den baltischen Ländern 1,1, in Deutschland 1,2, in Westeuropa 1,2, in England 1,0, in Italien 1,1° C. Am 21. J. ist der Eintritt des Sommersolstitiums (Sommers Anfang).
s. Maikäfer. ^[= (Melolontha Fab.), Gattung aus der Gruppe der Pentameren und der Familie der Blatthornkäfer ...]
(spr. chhu-), Departement der südamerikan. Republik Peru, [* 84] mit 65,014 qkm (1180,7 QM.) Flächeninhalt. Es umschließt die rauhesten Teile der Kordilleren Perus, aber auch in der Sierra zwischen beiden Ketten des Gebirges überaus schöne Thäler. Der Huallaga entspringt im Departement, und in der Mitte desselben liegt der fischreiche See von Chinchaycocha (800 qkm, 4063 m ü. M.), in welchem der Jauja entsteht. Die Zahl der Einwohner beträgt (1876) 209,871; sie leben von Landbau und Viehzucht, [* 85] zu nicht geringem Teil auch vom Bergbau, [* 86] da das Land den reichsten aller Minendistrikte Perus, den Cerro de Pasco, umfaßt. Cerro de Pasco (s. d.) ist Hauptstadt. Der Ort J. (früher Los Reyes) liegt in der Nähe des oben genannten Sees, hat nur (1876) 1624 Einw.
(lat., abgekürzt: jun.), der jüngere, Zusatz zu dem Namen einer Person, die von einer gleichnamigen ältern (senior) unterschieden werden soll.
(lat.), die bei Familienfideikommissen, Stamm- und auch bei Bauerngütern vorkommende Successionsordnung, wonach unter den gleich nahen erbfolgefähigen Agnaten stets der jüngste zur Erbfolge berufen wird und insbesondere der jüngste Sohn das Gut zu übernehmen hat.
L., s. Wacholder. ^[= ( L.), Gattung aus der Familie der Kupressineen, harzreiche Bäume und Sträucher, ...]
Name zweier römischer Geschlechter, deren älteres ein Patriziergeschlecht war. Ihm gehörte der erste Konsul Roms an, Lucius J. Brutus (s. Brutus 1), mit dessen Söhnen Titus und Tiberius, welche er selbst hinrichten ließ, das Geschlecht ausstarb. Das plebejische Geschlecht tritt zuerst mit Lucius J. Brutus auf, der bei der ersten Sezession der Plebs thätig und 493 v. Chr. Volkstribun war;
zu seinen Mitgliedern gehörten unter andern: Marcus J. Brutus, der Mörder Cäsars (s. Brutus 2);
ferner die Brüder Decimus und Marcus J. Brutus, die 264 bei dem Leichenbegängnis ihres Vaters die ersten Gladiatorenspiele zu Rom gaben;
Decimus J. Brutus, der, als er nach Bekleidung des Konsulats 138 das jenseitige Spanien [* 87] verwaltete, in Lusitanien siegreich vordrang, die Galläker in Galicien unterwarf und der erste Römer [* 88] war, der den westlichen Ozean erreichte, worauf er in demselben Jahr mit dem jüngern Scipio, dem Sieger von Numantia, 132, einen Triumph feierte;
Decimus J. Brutus Albinus (s. Brutus 3);
J. Gracchanus, so genannt wegen seiner Freundschaft mit dem jüngern Gracchus, machte sich als Schriftsteller über die römische Verfassungsgeschichte bekannt.
Franciscus, holländ. Germanist, geb. 1589 zu Heidelberg, [* 89] wurde in Holland von seinem Schwager, dem berühmten Philologen Gerhard Vossius, erzogen, lebte später fast 30 Jahre lang in England als Erzieher englischer Adligen, dann wieder in den Niederlanden in gelehrter Muße und starb zu Windsor in dem Hause seines Neffen Isaak Vossius. J. besaß eine von seinen Zeitgenossen und noch lange nach ihm nicht erreichte Kenntnis der alten germanischen Litteraturen, und die von ihm veröffentlichten Schriften, noch mehr sein höchst umfangreicher, in der Bodleyschen Bibliothek zu Oxford [* 90] aufbewahrter handschriftlicher Nachlaß, namentlich seine Abschriften althochdeutscher, angelsächsischer und friesischer Sprachquellen, sind für die germanische Altertumsforschung von großer Bedeutung geworden.
Briefe des, eine Reihe von Briefen, die unter dem Pseudonym Junius zuerst im »Public Advertiser« in London vom bis zum erschienen und auf gleiche Weise König, Minister, Parlament, Gerichtshöfe und Staatsbeamte, die Umtriebe der Whigs und Tories und ihre Kämpfe untereinander mit schonungsloser Satire, aber dabei mit Geist, gründlicher Sachkenntnis und Beredsamkeit geißelten. Ihre Hauptangriffe sind gegen den Herzog von Grafton, Lord North und andre Minister sowie auch gegen die damaligen Oppositionshäupter Wilkes, Horne Tooke u. a. gerichtet; nur wenige, wie Fox und die Lords Holland und Chatham u. a., bleiben verschont.
Übrigens atmen sie trotz ihres republikanischen Cynismus ganz den monarchischen Geist der britischen Verfassung und machen sich nicht selten der Parteilichkeit wie des Mangels an Freisinnigkeit schuldig. Die Schreibart, bei welcher tiefe, aus getäuschten Hoffnungen entstandene Bitterkeit die Feder geführt zu haben scheint, ist gedrängt, oft epigrammatisch, aber immer klar, sicher und präzis im Ausdruck und reiht den Verfasser unter die ersten Prosaisten Englands.
Die Briefe wurden bald nach ihrem Abdruck im »Public Advertiser« von dem Verleger desselben, Woodfall, auch in Buchform publiziert (Lond. 1772), wofür der Verfasser kein andres Honorar forderte als ein schön gebundenes und zwei andre Exemplare seines Werkes. Ein Prozeß, den die Regierung 1770 der Briefe wegen gegen Woodfall anhängig machte, wurde niedergeschlagen und gab zu der Bestimmung Veranlassung, daß der Spruch in Kriminalprozessen gegen ein Libell einer Jury und nicht den Gerichten zustehe.
Die wichtigsten Ausgaben der Briefe sind die Londoner von 1783 und 1812 bis 1814, dann die Ausgabe von Wade (Lond. 1849, 2 Bde.; neue Aufl.: Bd. 1, 1873, Bd. 2, 1869). Eine französische Übersetzung erschien zu Paris [* 91] 1791, eine deutsche von Arnold Ruge (3. Aufl., Leipz. 1867). Über den Verfasser der Briefe erschöpfte man sich bald nach deren Erscheinen in Mutmaßungen aller Art; mehr als 30 verschiedene Personen hatte man im Verdacht, Junius zu sein, darunter den General Lee, Edmund Burke, den Dichter Richard Glover, den Herzog von Portland, den Genfer Delolme, den Lord Temple u. a. Auch in neuester Zeit hat der Streit über die Autorschaft der Briefe noch fortgedauert. Coventry (»Critical inquiry into the letters of Junius«, Lond. 1825) suchte den aus dem Siebenjährigen Krieg bekannten Lord Sackville als den Verfasser der B. d. J. hinzustellen, und diese Annahme suchte später John Jaques in seiner »History of Junius and his works« (das. 1843) durch neue Gründe zu stützen. Sir David Brewster glaubte den Verfasser in einem gewissen Laughlin Maclean, der 1773 Generalkriegskommissar war und 1777 bei der Rückkehr aus Westindien verunglückte, zu erkennen; doch fand diese Meinung wenig Anklang. W. Cramp (»Junius and his works«, Lond. 1851) erklärte den bekannten Lord Chesterfield, die »Quarterly Review« 1852 den berüchtigten Wüstling Lord Thomas Lyttleton (gest. 1779 durch Selbstmord) für den Verfasser der Juniusbriefe. Weiter sprachen sich J. ^[John] Britton (»The ¶