(Julius), der siebente
Monat unsers
Jahrs, war ursprünglich bei den
Römern, die ihr Jahr mit dem
März anfingen, der fünfte
Monat und hieß daher
Quintilis, bis er im Jahr 45
v. Chr. zu
EhrenJuliusCäsars, der in diesem
Monat
geboren war, seinen jetzigen
Namen erhielt.
In den germanischen
Sprachen heißt der J.
Heumonat, als die Zeit der Heuernte; im
Altfranzösischen Juignet (»kleiner Juni«). Die
Sonne
[* 2] tritt im J. aus dem Zeichen des
Krebses in das des
Löwen.
[* 3] Nach
Dove beträgt die Durchschnittswärme des J. in
Die mittlere Veränderlichkeit der
Temperatur, d. h. der Mittelwert von allen in einem möglichst großen Zeitraum für den
Monat vorgekommenen
Abweichungen von der ihm zukommenden Mitteltemperatur, weicht nicht viel von der des Juni
und
Augusts ab und beträgt im nordöstlichen
Europa
[* 4] 1,5, in den baltischen
Ländern 1,3, in
Deutschland
[* 5] 1,3, in Westeuropa 1,1,
in
England 1,0, in
Italien
[* 6] 1,0° C.
1) einzige Tochter des
KaisersAugustus von seiner zweiten Gemahlin, Scribonia, geb. 39
v. Chr., ausgezeichnet
durch
Schönheit,
Geist,
Bildung und Leutseligkeit, aber wegen ihrer Sittenlosigkeit berüchtigt, ward 25 mit
des
Augustus Schwestersohn M.
ClaudiusMarcellus, nach dessen
Tod 22 mit M. Vipsanius
Agrippa, dem sie drei
Söhne und zwei Töchter
gebar, und nach
AgrippasTod auf Anstiften ihrer Stiefmutter
Livia 11 mit
Tiberius vermählt, um diesem die
Hoffnung auf
Nachfolge
in der Herrschaft zu sichern. Im J. 2
v. Chr. ward sie wegen
Ausschweifungen nach der
InselPandataria bei
Neapel
[* 7] verbannt.
Später ward sie nach
Rhegium geführt, wo sie 14
n. Chr. auf Befehl des
Tiberius durch
Hunger getötet wurde,
nachdem vorher, wahrscheinlich ebenfalls auf Befehl des
Tiberius, ihr einziger noch lebender Sohn,Agrippa,
ermordet worden war. Von ihren sie überlebenden Töchtern ward die ältere, Julia, Gemahlin desL.ÄmiliusPaulus, ebenfalls
wegen
Ausschweifungen von
Augustus nach der
Insel Trimetus an der apulischen
Küste verbannt, wo sie 28 starb.
dän. Niederlassung an der südwestlichen
KüsteGrönlands, unter 60° 43' nördl.
Br., auf der
Halbinsel
zwischen den
Fjorden Igalliko und Tunudliorbik, ist die bestbevölkerte aller dänisch-grönländischen
Kolonien, mit (1874) 2370 Einw., worunter 39
Europäer.
nachdem aber
Gallus 351 von
Constantius, der seit 350 das
Reich allein beherrschte, zum
Cäsar erhoben worden war, wurde ihm eine freiere
Bewegung gestattet;
er brachte nun einige Jahre in Nikomedia zu, wo er sich
besonders mit dem
Studium der neuplatonischen
Philosophie beschäftigte;
nach der Ermordung des
Gallus (354) war
er neuen Verfolgungen und Einschränkungen ausgesetzt, erhielt sodann besonders durch die Fürsprache der
Kaiserin Eusebia
die Erlaubnis, sich nach
Athen
[* 10] zu begeben, wo er seine
Studien fortsetzte, wurde aber bald von da abberufen, um zum
Cäsar ernannt
zu werden und den Oberbefehl über die
Legionen am
Rhein zu übernehmen, wohin er gegen Ende des
Jahrs 355 abging.
Hier machte er sich durch die große Einfachheit seines
Lebens, durch
Teilnahme an allen
Strapazen sowie durch liebevolle
Fürsorge für
das
Wohl der
Soldaten und durch
Milde in kurzem bei dem
Heer und bei den Landesbewohnern ebenso beliebt wie durch seinen sittlichen
Ernst, seine
Gerechtigkeit und strenge
Disziplin geachtet und bei den Feinden durch
Mut und Feldherrngeschicklichkeit
gefürchtet. Zu den glänzendsten seiner Kriegsthaten gehören seine wiederholten Rheinübergänge und die
Schlacht bei
Straßburg
[* 11] (357) gegen die
Alemannen.
Nachdem er aber hier vier Jahre lang den
Krieg mit glücklichem Erfolg geführt, erhielt er imWinter 360-361
vom
KaiserConstantius, wahrscheinlich aus
Neid und Argwohn, den Befehl, den tüchtigsten Teil seines
Heers ihm zur
Hilfe nach
dem
Orient zu schicken. Dies gab den
Anlaß, daß seine hierüber erbitterten
Truppen einen
Aufstand machten und ihn zum
Augustus
ausriefen. Er selbst weigerte sich erst einige Zeit, diesenTitel anzunehmen, und nachdem er sich endlich
dazu bereit erklärt hat, richtete
er anConstantius die Bitte, seine
Erhebung anzuerkennen.
Als aber
Constantius nicht nur dies verweigerte, sondern auch mit seinem
Heer gegen ihn aufbrach, so setzte auch er sich in
Bewegung, erhielt aber auf seinem Zug
in
Dacien die Nachricht, daß
Constantius zu Mopsukrene in
Kilikien gestorben
sei (3. Nov. 361), worauf J. allgemein als
Kaiser anerkannt wurde. Hiermit beginnt seine kurze, aber in mehrfacher Beziehung
merkwürdige
Regierung. Der Hinblick auf die von den christlichen
Kaisern verübten
Verbrechen, die Streitigkeiten innerhalb
der christlichen
Kirche, der
Zwang, in
dem er in seiner
Jugend gehalten worden war, und das eifrige
Studium
der griechischen
Philosophie, insbesondere der neuplatonischen, hatten zusammengewirkt, um ihn gegen das
Christentum feindselig
zu stimmen.
Sein Hauptbestreben war daher während seiner ganzen
Regierung darauf gerichtet, das
Heidentum wiederherzustellen;
er meinte, daß
¶
mehr
damit auch die Größe und der Ruhm des römischen Reichs zurückkehren würden. Er enthielt sich zwar aller blutigen Verfolgungen,
aber er entzog den Christen alle ihnen von den frühern Kaisern gewährten Vorzüge und Vorteile und wandte sie dagegen den
Heiden zu, förderte den Bau heidnischer Tempel
[* 13] und die Ausübung des heidnischen Kultus, verbot das Lesen
der Klassiker in den Schulen der Christen und traf sonstige derartige Anstalten, um das Christentum in der öffentlichen Meinung
herabzusetzen. Es war dies ein völlig fruchtloses Beginnen, da es nicht möglich war, das abgestorbene Heidentum wieder ins
Leben zu rufen; auch konnte es dabei trotz seines bessern Willens nicht an Härten und Grausamkeiten fehlen.
Im übrigen aber war er ein vortrefflicher Fürst, unermüdlich thätig, gerecht, wohlwollend und eifrigst bemüht, die Wohlfahrt
der Angehörigen des Reichs auf alle Art zu fördern.
Und auch nach außen suchte er mit einem vielleicht zu weit gehenden Ehrgeiz seine Regierung zu einer ruhmreichen
und glänzenden zu machen. Er unternahm daher, nachdem er denWinter 362-363 in Antiochia zugebracht, im Frühjahr 363 einen
Feldzug gegen den Perserkönig Sapores, den damals gefährlichsten Feind der Römer,
[* 14] gegen welchen Constantius lange Zeit mit
sehr zweifelhaftem Glücke gekämpft hatte. Er lieferte demselben mehrere siegreiche Schlachten,
[* 15] drang
bis über den Tigris vor, ließ sich aber dann durch seinen Ungestüm verleiten, seine Flotte zu verbrennen und den Feind in
das Innere des Landes zu verfolgen, wurde durch Mangel an Lebensmitteln zur Umkehr genötigt und starb 26. Juni 363 an einer im
Gefecht empfangenen Wunde.
Sein Privatleben war einfach und durchaus vorwurfsfrei. Die Zeit, die ihm von seinen Regierungsgeschäften
übrigblieb, verwandte er auf das Studium und auf Schriftstellerei. Wir besitzen von ihm noch 8 Reden, 2 satirische Schriften,
nämlich eine witzige Schilderung der römischen Kaiser und eine Verteidigungsschrift gegen die Spötteleien der Antiochener
über den Bart, den er als griechischer Philosoph trug, unter dem Titel: »Misopogon«, ferner 83 Briefe und 4 kleinere
Gedichte.
Eine von ihm verfaßte Widerlegungsschrift gegen die Christen ist verloren gegangen und nur noch in einzelnen Stellen erhalten,
welche von Cyrillus, Bischof von Jerusalem,
[* 16] in einer gegen dieselbe gerichteten Gegenschrift mitgeteilt werden. Die erhaltenen
Werke J.' sind gedruckt zuerst in der nicht vollständigen PariserAusgabe von 1583, dann herausgegeben
von Petavius (Par. 1630), am besten mit Text, Kommentar und lateinischer Übersetzung von Spanhemius (Leipz. 1696), der »Misopogon«
von Heusinger (Gotha
[* 17] 1736, 1741) und Harleß (Erlang. 1785),
die Briefe am vollständigsten mit lateinischer Übersetzung und
Kommentar von Heyler (Mainz
[* 18] 1828). Eine neue, verbesserte Textausgabe besorgte Hertlein (Leipz. 1875-76, 2 Bde.);
dazu »Juliani imperatoris librorum contra Christianos quae supersunt« (hrsg.
von Neumann, das. 1880, zugleich deutsch).
Vgl. Neander, Über den Kaiser J. (2. Aufl., Gotha 1867);
vormaliges Herzogtum in der preuß. Rheinprovinz,
[* 24] auf dem linken Rheinufer, 4130 qkm (75 QM.) groß mit ca.
400,000 Einw. (s. »Geschichtskarte«),
[* 25]
ward zu Anfang des Mittelalters als Pagus Juliacensis von Grafen beherrscht. Als erster
derselben wird Gerhard in der ersten Hälfte des 11. Jahrh. genannt. Seit dem 12. Jahrh.
gelangten dieselbe zum erblichen Besitz der Grafschaft und infolge des Verfalls des Herzogtums Niederlothringen, welchem sie
untergeben waren, zur Reichsunmittelbarkeit. Wilhelm V. wurde vom KaiserLudwig dem Bayern
[* 26] 1336 in seiner Reichsstandschaft bestätigt
und zum erblichen Markgrafen, vom KaiserKarl IV. 1356 zum Herzog ernannt.
Nach dem Aussterben dieses Fürstenhauses mit dem HerzogJohannWilhelm machten mehrere deutsche
Fürsten, besonders Sachsen., Brandenburg
[* 28] und Pfalz-Neuburg, auf seine Hinterlassenschaft Ansprüche, welcher Streit unter dem
Namen des jülich-klevischen Erbfolgestreits bekannt ist. Das HausSachsen gründete seine Ansprüche an die Erbschaft auf ein
kaiserliches Versprechen, daß Kleve, im Fall der Mannesstamm des dortigen Fürstenhauses ausstürbe, an das
HausSachsen fallen sollte.
Als Friedrich II.
Schlesien
[* 37] gewann, verzichtete er auf seine Ansprüche, und J. fiel daher 1742 an die
pfalz-sulzbachische Linie, die später zu der Kurpfalz auch die bayrischen Lande erhielt. So blieb das Herzogtum J. im Besitz
der Kurfürsten von Pfalz-Bayern, bis der Lüneviller Friede 1801 es an Frankreich gab, welches schon seit 1794 dasselbe
besetzt hatte. Durch den Wiener Kongreß erhielt Preußen 1814 das Herzogtum, mit Ausnahme einiger Parzellen, welche zu der
niederländischen ProvinzLimburg
[* 38] kamen. Es bildete mit den andern nördlichen Teilen der preußischen Besitzungen auf dem
linken und rechten Rheinufer die ProvinzJ.-Kleve-Berg, die später zur preußischen Rheinprovinz geschlagen wurde. Jetzt
bildet der Hauptkern des alten Herzogtums, 318 qkm (5 4/5 QM.) mit (1885)
41,802 Einw., einen Kreis
[* 39] des preußischen Regierungsbezirks Aachen.
[* 40]
Unter seinen Übersetzungen aus dem Chinesischen sind hervorzuheben: die Dramen: »Tschao-chi-kou-elu« (»Die chinesische
Waise«, 1834) und »Hoei-lan-ki« (»Der
Kreidekreis«, 1832);
contrées occidentales« 1857-58, 2 Bde.).
Außerdem veröffentlichte er lexikalische und grammatische Arbeiten (darunter »Syntaxe nouvelle de la langue chinoise«, 1869-70, 2 Bde.)
sowie Übersetzungen chinesischer Schriften über Seidenzucht und Porzellanfabrikation und das wichtige Werk »Méthode pour
déchiffrer et transcrire les noms sanscrits qui se trouvent dans les livres chinois« (1861).
Seit 1863 war J. Kommandeur der Ehrenlegion.
der Aufstand, welcher in Paris infolge der Juliordonnanzen König Karls X., die publiziert
wurden, 27. Juli ausbrach und am 29. mit dem Sieg der Aufständischen, dem Sturz der Bourbonen und der Errichtung des Julikönigtums
(1830-48) endete;
ihm zu Ehren wurde auf dem Bastilleplatz in Paris die Julisäule errichtet. Vgl. Frankreich,
S. 562.
Alpen
[* 46] (nach der röm. Stadt Forum
[* 47] Julii, dem jetzigen Cividale del Friuli, benannt), alte Bezeichnung des äußersten
südlichen Teils der Ostalpen, vom Pontafelpaß und dem Tagliamento im W. und der Save im O. begrenzt. Zum letztenmal zeigt
sich hier dem Karst gegenüber der Alpencharakter, zum letztenmal treten hier die romantischen Thäler
mit Seen (Veldeser, Wocheiner See) und Wasserfällen, die über den Wäldern sich erhebenden pflanzenreichen Alpenweiden, die
schneegekrönten Berghäupter auf. Der höchste Gipfel der Gruppe ist der Terglou oder Triglav (Dreikopf), dessen drei zuckerhutartige
Spitzen aus dem Schnee
[* 48] zu 2865 m emporsteigen. Nordwestlich von ihm erhebt sich der Mangart (2675 m); südlich
vermitteln niedrigere Erhebungen (Bergland von Idria) den Übergang zumKarst. S. Karte »Alpen«.
3) J. III., vorher Gianmaria Giocchi, geb. 1487 zu Rom,
[* 52] nannte sich aber nachher del Monte, nach dem Stammort seiner Familie. 1536 zum
Kardinal erhoben, wurde er 1545 als Prinzipallegat zum Konzil nach Trient
[* 53] gesendet, wo er mit Eifer das päpstliche Interesse
vertrat; wider Erwarten wurde er Papst Ein zur Vertreibung des Octavio Farnese aus Piacenza mit dem KaiserKarl V.
abgeschlossenes Bündnis gegen Frankreich gab er bald wieder auf. Er berief das ins Stocken geratene Konzil 1551 nach
Trient zurück, aber ohne großen Erfolg. Er starb
NikolausHeinrich, ein um das Gefängniswesen verdienter Arzt, geb. zu Altona
[* 57] von jüdischen Eltern,
studierte in Heidelberg
[* 58] und Würzburg,
[* 59] ließ sich 1809 nach seinem Übertritt zum Katholizismus als praktischer Arzt in Hamburg
[* 60] nieder, machte in der hanseatischen Legion die Feldzüge von 1813 bis 1815 mit und unternahm 1825 eine
Studienreise durch die drei britischen Reiche, auf der er seine Aufmerksamkeit vorzugsweise den Gefängnissen zuwendete. Seitdem
machte er die Reform derselben im Sinn der amerikanischen Einzelhaft und der sogen. Rettungshäuser zu seiner Lebensaufgabe.
Durch seine in Berlin gehaltenen Vorlesungen (»Vorlesungen über die Gefängniskunde«,
Berl. 1828) begründete er die Gefängniskunde, für welche er auch mit Unterstützung der Regierung ein eignes Organ in den
»Jahrbüchern der Straf- und
¶
mehr
Besserungsanstalten etc.« (das. 1829-33, 10 Bde.)
schuf, denen die von ihm unter anderm herausgegebenen »Jahrbücher der Gefängniskunde und Besserungsanstalten« (Frankf. a. M.
1842-48, 11 Bde.) folgten. Die Resultate seiner später für die Zwecke der Gefängniskunde unternommenen Reisen legte er zum
Teil in den Werken: »Nordamerikas sittliche Zustände« (Leipz. 1839, 2 Bde.)
und »Beiträge zur britischen Irrenheilkunde« (Berl.
1844) nieder. Die deutsche Übersetzung der Schrift des damaligen KronprinzenOskar von Schweden:
[* 62] »Über Strafe und Strafanstalten«
(Leipz. 1841) hat er mit einer Einleitung und Anmerkungen versehen. Mit den Ereignissen von 1848 endete seine Thätigkeit
für die preußischen Gefängnisse, weshalb er sich 1849 nach Hamburg zurückzog. Hier nahm er eine seiner
Jugendbeschäftigungen, das Studium der spanischen Litteratur, wieder auf und veröffentlichte die Übersetzung von Ticknors
»Geschichte der schönen Litteratur in Spanien«
[* 63] (Leipz. 1852, 2 Bde.).
Er starb in Hamburg.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau,
[* 64] KreisÖls,
[* 65] an der LinieÖls-Gnesen der Preußischen
Staatsbahn, hat (1885) 827 meist evang. Einwohner. J. wurde 1676 gegründet,
seine Liegenschaften umfassen einen Flächeninhalt von nur 19 Hektar.
(spr. schüljäng),Adolphe, franz. Musikschriftsteller, geb. zu Paris, wurde auf dem LycéeCharlemagne
gebildet und ist seit längerer Zeit als Mitarbeiter der »Revue et Gazette musicale«, des »Menestrel«, der »Chronique musicale«
und Musikreferent verschiedener größerer Zeitungen thätig. Von seinen selbständigen Schriften sind hervorzuheben: »La musique
et les philosophes au XVIII. siècle« (1873);
L. (Binse, Simse, Markbinse), Gattung aus der Familie der Junkaceen, gras- oder binsenähnlich aussehende Kräuter
mit spiralig oder abwechselnd zweizeilig stehenden Blättern und einer aus einer kleinen seitlichen Spalte unter der Spitze
des Schaftes hervorkommenden Blütenrispe. J. acutusL., in südlichen Gegenden, 1 m hoch, wurde zu den
Zeiten des Dioskorides gegen Durchfall und als harntreibendes Mittel gebraucht. J. conglomeratusL. (Knopfbinse), in Sümpfen und
Gräben, 1-2 m hoch, enthält ein Mark, das sich leicht ausziehen und zu Dochten und allerlei Zieraten benutzen
läßt. Der kriechende, ästige Wurzelstock war früher offizinell. J. effususL. (Flatterbinse), in Wäldern und Gräben, 1-1,25
m hoch, ist zu Flechtwerk, besonders zu Fischreusen, sowie das Mark zu Dochten geeignet.
Gustav, Maler, geb. zu Straßburg, begann 1848 seine Studien bei GabrielGuérin u. ging 1849 nach
Paris zu Drolling. Der Salon 1856 brachte sein erstes bemerkenswertes Gemälde: das Fest im Nachbardorf. Seitdem fanden seine
farbenfrischen Landschaftsbilder mit lebenswahren, nicht selten humoristischen Gestalten allgemeinen Beifall. Von seinen
meist dem Elsaß entlehnten Bildern sind hervorzuheben: der Sonntagsmorgen, die Rheininseln, die Ziege, die Libellen, die Matinee
des Großherzogs, die Einladung zur Hochzeit, der Erstgeborne, die Taufe, der Sonntag im Museum des Großherzogs,
die Maiblume, der Philosophenweg von Monaco,
[* 73] eine Bäuerin auf ihrem Eselein, die Rückkehr der Braut, Es lebe Frankreich!, die
französischen Internierten verlassen die Schweiz
[* 74] und der Weihnachtsbaum. Jundts Arbeiten atmen Poesie, Natürlichkeit und Humor.
Auch als Karikaturenzeichner war er bedeutend. Unter der von ihm herausgegebenen Serie von Albums sind
besonders die Geschichte der Puppe, der Feigling, Polichinell, die schrecklichen Untugenden und Hans beliebt. Er tötete sich in
Paris durch einen Sprung aus dem Fenster.
2) JohannHeinrich, genannt Stilling, origineller deutscher Schriftsteller, geb. zu Im-Grund im Nassauischen als Sohn
armer Leute, wuchs in den Kreisen einer pietistischen Sekte auf, die seit dem Ende des 17. Jahrh. in stillen Gegenden Westdeutschlands
eine abgeschlossene Existenz führte, war zuerst Kohlenbrenner, dann Schneider, erwarb sich als Autodidakt
einige Bildung, ward Hauslehrer und studierte endlich noch Medizin in Straßburg, wo er auch mit Goethe in engern Verkehr trat.
Nachdem er hierauf zu Elberfeld
[* 81] als Arzt gewirkt und sich namentlich durch geschickte Staroperationen Ruf erworben hatte, erhielt
er 1778 eine Anstellung an der Kameralschule zu Lautern und siedelte später mit dieser Anstalt als Professor
der Landwirtschaft nach Heidelberg über. 1787 folgte er einem Ruf als Professor der Ökonomie und Kameralwissenschaften nach Marburg,
[* 82] kehrte aber 1804 als ordentlicher Professor der Staatswissenschaften nach Heidelberg zurück und verlebte die letzte Zeit seines
Lebens in Karlsruhe.
[* 83] Er starb als badischer Geheimrat. J. eröffnete seine litterarische Laufbahn
mit Romanen, welche die Welt- und Lebensanschauung der Pietisten vielfach wiedergaben, und in denen eine Reihe realer Erinnerungen
an das eigenartige Dasein der Sektierer niedergelegt war. Zu denselben gehören: »Florentin v. Fahlendorn« (Mannh.
1779);
»Geschichte des Herrn v. Morgenthau« (Berl. 1779);
Auch über Kameralwissenschaften schrieb J.
manches Verdienstvolle. Bekannter aber machten seinen Namen seine zahlreichen pietistisch-mystischen Schriften: »Das Heimweh«
(Marb. 1794-97, 4 Bde.; neue Ausg.,
Stuttg. 1876),
»Szenen aus dem Geisterreich« (Frankf. 1797-1801; 6. Aufl., Stuttg.
1875),
»Der graue Mann, eine Volksschrift« (Nürnb. 1795-1816),
»Theorie der Geisterkunde« (das. 1808) und »Apologie der Theorie der Geisterkunde« (das. 1809), Schriften, in denen
er denVerkehr abgeschiedener Geister mit dieser Welt als faktisch voraussetzt und in theologisch-mystischem Sinn erklärt. Die
zahllosen Angriffe auf diese Werke verbitterten seine letzten Lebensjahre. Seine letzten »Erzählungen«
(Frankf. 1814-15) sowie seine von Schwarz herausgegebenen »Gedichte« (das.
1821) sind unbedeutend. Eine liebevolle Charakteristik Jungs gibt Goethe in »Wahrheit und
Dichtung« (Bd. 2). Eine neue Ausgabe
seiner »Sämtlichen Werke« erschien Stuttgart 1843-44 in 12 Bänden.
3) Alexander, Schriftsteller, geb. zu Rastenburg in Ostpreußen,
[* 85] widmete sich seit 1826 zu Berlin
und Königsberg
[* 86] dem Studium der Theologie und Philologie, seit 1837 vorwiegend dem der Litteratur und trat später als Schriftsteller
besonders auf litterarhistorischem und sozialem Gebiet auf. Wir führen von seinen Schriften an: »Vorlesungen über die moderne
Litteratur der Deutschen« (Danz. 1842);
J. starb zu Königsberg i. Pr. Nach seinem Tod erschien noch: »Die Harfe von Discatherine, Bekenntnisse eines
Dichter-Philosophen«, ein Seitenstück zu »Rosmarin« (Leipz. 1885). J. gehört zu den Ausläufern der jungdeutschen Richtung,
welche die grundverschiedenen Aufgaben der Publizistik, Kritik und poetischen Darstellung miteinander vermischend, hauptsächlich
durch Reflexion
[* 87] und geistreiche Einfälle, die ihr Gedanken heißen, zu wirken suchte.
(Dschang), Sir Salar, ind. Staatsmann, geb. 1829, ein Araber von Abkunft,
dessen Vorfahren aus der Gegend von Damaskus in Ostindien
[* 88] eingewandert waren und bald den Posten eines Dewan oder Premierministers
von Haidarabad, dem von einem Nizam beherrschten britischen Schutzstaat in Dekhan, erlangt hatten, der in
ihrer Familie forterbte. J. erhielt eine vortreffliche Erziehung, erlernte die indische, arabische und englische Sprache und
ward von seinem Oheim, dem damaligen Dewan, in die Geheimnisse der Politik eingeweiht. Im J. 1853 kam er selbst an die Spitze derGeschäfte, die er vortrefflich leitete.
BeimAusbruch des indischen Aufstandes bewirkte er, daß die Abenteurer und Ehrgeizigen, welche den Anschluß an den Aufstand
verlangten, vom Hof
[* 89] des Nizam entfernt wurden und Haidarabad den Engländern treu blieb, da er einsah, daß nach dem Sturz der
Herrschaft derselben Indien in verderbliche Anarchie zurücksinken müsse. Ihm hatten die Engländer nicht
am wenigsten ihren Sieg zu danken, und sie überhäuften ihn dafür mit Ehrenbezeigungen; bei einem Besuch in England 1876 ward
er zum Doktor der UniversitätOxford
[* 90] ernannt. Doch erfüllten sie seinen Lieblingswunsch, die Rückgabe der 1839 an England
abgetretenen ProvinzBerar an Haidarabad, nicht. Die innere Verwaltung leitete J., der seit 1869 für den
minderjährigen Fürsten die Regentschaft führte, vortrefflich, hielt die Ordnung aufrecht und beobachtete eine verständige
Sparsamkeit. Er starb Ihm folgte als leitender Minister sein Sohn Laik Ali.