voneinander geschieden werden, so zählt die
Sprache
[* 2] im ganzen nur 68 offene
Silben. Veränderungen in der
Aussprache haben
jene ursprüngliche Einfachheit modifiziert, z. B. sto für fito, szru für suru, oi für
Wofoki. So bedeutend die Bildsamkeit des
Japanischen, seine Fähigkeit zur
Schöpfung zusammengesetzter und abgeleiteter
Wörter,
sein Formenreichtum ist, so ist doch die Erlernung seiner grammatischen
Elemente nicht eben schwierig;
denn der Agglutinationsprozeß ist überall durch einfache, durchgreifende
Gesetze geregelt.
Allein das Verständnis, die
Analyse der
Texte wird oft sehr durch die geschilderten Eigentümlichkeiten des Lautwesens, durch
den Mangel einer genügend feststehenden
Orthographie und einer sichtbaren Abgrenzung der
Wörter und
Sätze
(durch Trennungen und Trennungszeichen) erschwert. Dazu kommt, daß, wer sein
Studium nicht nur auf die ältesten, rein japanischen
Sprachdenkmäler beschränken will, notwendig auch der chinesischen
Sprache und
Schrift einigermaßen kundig sein muß. Die
Beeinflussung des sprachlichen
Ausdrucks durch
Regeln der
Etikette ist eine
Eigenschaft, die das
Japanische mit vielen
SprachenAsiens gemein hat; die
Stellung des
Redenden zum Angeredeten und beider zu dem Dritten, von dem etwa die
Rede ist, will
berücksichtigt
sein. - Die
Japaner bedienen sich verschiedener Syllabare, Irova genannt.
Jedes derselben besteht aus den Zeichen für die 48 Grundsilben, zu welchen noch das
Schluß -n hinzukommt.
Alle diese Zeichen sind der chinesischen
Schrift entlehnt, und ihre Reihenfolge ist nach einem Verschen geordnet, das mit »iro
va« anhebt. Die gebräuchlichsten Syllabare sind das Katakana (s. die »Schrifttafeln«),
eine Kürzung chinesischer Zeichen, meist nur in zweisprachigen
Texten angewandt, und das Firakana, die im
Verkehr üblichste
Schrift, dabei die schwierigste; denn in ihr kann jede
Silbe durch eine größere oder geringere Anzahl
Zeichen der chinesischen Schnellschrift (Thsao) ausgedrückt werden. Doppelpunkte und
Ring zur
Rechten des
Buchstabens dienen
dazu, aus
f: b, p,
aus t: d, aus
k: g, aus s: z zu machen. Um das Verständnis chinesischer
Texte und deren
Ablesung in japanischer
Sprache zu erleichtern, ist ein
Notensystem erfunden worden.
UnsreKenntnis von der japanischen Litteratur ist noch immer eine verhältnismäßig oberflächliche.
Zahlreiche
Hände sind jahraus jahrein thätig, ihre
Schätze zu
Tage zu fördern und uns zugänglich zu machen; allein den
Umfang und
Wert
des gewaltigen
Materials können wir kaum erst ahnen, geschweige denn bemessen. Dieselbe Regsamkeit, Gewandtheit
und
Empfänglichkeit, mit der die
Japaner sich heute die Errungenschaften europäischen
Wissens und
Denkens zu eigen machen,
haben sie auch damals bewährt, als sie zuerst chinesische
Kultur und dann buddhistisch-indische
Religion auf ihren
Boden verpflanzten.
Und was diesem selbst ureigen ist, seine Geschichte, seine
Geographie, seinNatur- und Kulturleben, haben
sie früh schon in den Bereich ihrer vielseitigen Schriftstellerei gezogen. Selbständige
Denker auf philosophisch-theologischem
Gebiet sind uns nicht bekannt; es scheint, daß man sich mit der
Durchsuchung und Verarbeitung chinesischer und indischer
Quellen begnügt hat. Neuerdings halten öffentlich angestellte
Prediger populäre
Vorträge über Gegenstände der
Moral, und
die uns davon vorliegenden Proben können in ihrer Lebensfrische, ihrer Gemütsinnigkeit und ihrem gesunden
Humor geradezu
als
Muster volkstümlicher
Beredsamkeit bezeichnet werden. Die einheimische (Schinto-)
Mythologie hat sorgfältige Bearbeitungen
erfahren. Die Geschichtschreibung folgt dem chinesischen
Muster; sie ist sehr reich vertreten, aber chronikmäßig trocken.
Geographie und
Naturwissenschaften sind immer, soviel wir wissen, beschreibend, nicht spekulativ behandelt;
die japanische Landeskunde ist mit großer
Liebe gepflegt, und die zahlreichen Werke dieser
Gattung versprechen eine wertvolle
Ausbeute. Überall ist die encyklopädische
Tendenz vorherrschend, und eigentliche
Encyklopädien sind in
Japan ebenso beliebt
und womöglich noch verbreiteter als in
China, nur scheinen sie mehr dem praktischen als dem wissenschaftlichen
Interesse und nebenbei der Befriedigung einer harmlosen Neugier zu dienen.
Daher die Vorliebe für illustrierte
Bücher, deren
Abbildungen trotz der naivsten Zeichenfehler meist lebendig und sprechend sind. Zu den Werken dieser Art gehören auch die
technologischen Sammelwerke, deren
Studium auch für uns nicht ohne praktischen Nutzen bleiben dürfte.
Auch hier jedoch herrscht mehr gewissenhafte
Empirie als wissenschaftliche Untersuchung vor. Die Lehrthätigkeit scheint seither
mehr im Anweisen als im
Beweisen bestanden zu haben, und nur an dem
Studium der chinesischen Weltweisen wurde der kritische
Sinn bei der gebildeten
Jugend geübt. Diese Beschäftigung mit ausländischen Schriftstellern war aber
für die
Pflege der Sprachkunde ebenso förderlich, wie sie für die
Sprache selbst nachteilig wurde; denn letztere nahm eine
MengeWörter und Redensarten aus dem so ganz anders gearteten
Chinesischenin sich aus. Aber gerade der
Gegensatz zwischen den
beiden so vermählten
Sprachen mochte wiederum das
Bedürfnis zum
Studium beider wecken.
Daher zahlreiche
lexikalische und sogar grammatikalische
Arbeiten, welche sich nächst dem
Japanischen und
Chinesischen auch auf das
Sanskrit,
das Koreanische, die Ainosprache und neuerdings auf die wichtigern europäischen
Sprachen erstreckt haben. Mit viel Verständnis
und
Liebe ist für die Bedürfnisse der niedern Volksklassen und der
Kinder Sorge getragen. Für ein wahres
Spottgeld kauft der arme Mann ein dickes
Buch, das so ziemlich alles enthält, weswegen er ein
Buch zu
Rate ziehen möchte,
unter anderm auch ein (chinesisches) Fremdwörterbuch, die
Anweisung zu den gewöhnlichen mathematischen
Operationen,
Briefsteller
etc. Illustrierte
Volksbücher im engern
Sinn erzählen bald Erfundenes, bald interessante historische Begebenheiten.
Für die
Jugend¶
mehr
ist nicht nur durch Unterrichtsschriften, sondern auch durch Bilder- und Märchenbücher reichlich gesorgt. Für den Geist
der Poesie scheinen namentlich zwei Haupteigentümlichkeiten des Volksgeistes bestimmend gewesen zu sein: eine fast schwärmerische
Empfänglichkeit für Naturschönheiten und der bekannte romantisch-heroische Sinn derJapaner. Erstere äußert sich vor allem
in der Lyrik, deren Genießbarkeit für uns wohl oft dadurch beeinträchtigt wird, daß die Dichter zwischen
den Erscheinungen der Natur und den menschlichen Stimmungen Beziehungen finden, für welche uns das Verständnis abgeht.
Die um die Mitte des 8. Jahrh. n. Chr. entstandene berühmte Liedersammlung »Man-yof'-siu« gehört
hierher. Von den Kriegs- und Soldatenliedern sind unsere Kenntnisse noch gering; ein wahres Nationalepos
scheint nicht zu existieren. Der Roman aber, dem wir auch einen Teil jener Volksbücher zuzählen dürfen, ist sehr reichlich
vertreten. Die Bücher dieser Gattung scheinen in drei Klassen zu zerfallen. Es sind zunächst solche von gelehrt historischer
Art, welche ähnlichen Erzeugnissen der chinesischen Litteratur nachgebildet zu sein scheinen. Manche
Werke dieser Klasse, z. B. die äußere und die innere Geschichte Japans, sind rein chinesisch geschrieben, daher nur bedingt
der japanischen Litteratur zuzuzählen. Die schon erwähnten Erzählungen fürs Volk reihen sich ihnen an. Von ihnen sind mehrere
in Mitfords vortrefflichen »Tales of OldJapan« (deutsch, Leipz. 1875) übersetzt.
Die »Geschichte von den sechs Wandschirmen« (»Uki
yo gata roku mai biyau bu«) von Riutei Tanesiko, welche bereits drei Übertragungen in europäische Sprachen (von Pfizmaier,
Valenziani und Turrettini) erfahren, gehört der dritten Gattung an; es ist ein Gesellschaftsroman, reines Erzeugnis der dichterischen
Erfindung und in einer Art rhythmischer, sehr wohlklingender Verse geschrieben. Neuerdings gilt das kolossale
»Faku-ken-den« (»Geschichte
der acht Hunde«)
[* 10] von Bakkin für ein Meisterwerk dieser Art. Das Drama ist sehr beliebt, aber uns noch nicht hinreichend bekannt.
Das Wortspiel, bei uns nur einer untergeordneten Art des Witzes dienend, versieht wie in der chinesischen, so auch in der japanischen
Dichtung eine sehr wichtige Funktion. Beide Sprachen sind, dank ihrer lautlichen Armut, gleich geeignet, durch die nämlichen
Laute zweierlei gleich treffende und passende, oft recht ernste Gedanken auszudrücken. Daß auch die japanische Litteratur
ihre schmutzigen Auswüchse hat, darf weder verneint, noch verschwiegen werden; anzuerkennen ist nur, daß dort im
Volk Schmutz als Schmutz gilt und nicht, wie nur zu oft bei uns, in lüsterner Weise beschönigt wird.
Sieht man von dieser Schattenpartie ab, so muß man rühmen, daß in den belletristischen Büchern, soweit sie uns zugänglich
geworden sind, ein frischer, gesunder Geist herrscht, Heldenmut, aufopfernde Treue, strenges, empfindliches Ehrgefühl,
Mitleid und Milde gegen Schwache und Notleidende, mannhafte Ergebung in das Schicksal, tief wurzelnde Achtung vor Gesetz und Sitte,
Verachtung, oft schneidige Satire gegen alles Kleinliche und Gemeine: das sind die Gesinnungen, die sich darin spiegeln.
Gewaltthaten oft der gräßlichsten Art, der aufbrausenden Natur des stets streitbaren Volkes entsprechend, werden
oft genug erzählt; allein immer ist das Erhabene oder das Rührende Genosse des Entsetzlichen, und die überströmende Kraft,
[* 11] die seither in blutigen Fehden oder in heroisch-theatralischem Vollzug der Selbstentleibung (s. Harakiri) ihre Genüge suchte,
wird hinfort,
in ein ruhiges Bett
[* 12] geleitet, das hochbegabte Inselvolk zu wirksamem Wettstreit auf den Gebieten
europäischen Forschens und Schaffens beseelen.
Eine zusammenfassende Beschreibung oder Geschichte der japanischen Litteratur ist noch nicht erschienen.
Vgl. »Transactions
of the Asiatic Society of Japan« (bisher 13 Bde.);
Hoffmann, Catalogus librorum et manuscriptorum japonicorum (Leiden 1845);
George, Violinspieler, geb. zu Königsberg,
[* 14] erhielt seine Ausbildung von 1850 bis 1853 am
Konservatorium in Leipzig
[* 15] sowie später in Paris
[* 16] durch Alard und ließ sich nach kurzem Aufenthalt in Frankfurt
[* 17] a. M., wo er als
erster Violinist am Theater
[* 18] angestellt war, in seiner Vaterstadt als Lehrer nieder. Kunstreisen, die er von hier aus
unternahm, führten ihn unter anderm im Winter 1857-58 nach Rußland, 1863 nach London,
[* 19] und infolge des Beifalls, den er in
letzterer Stadt fand, wurde er noch in demselben Jahr als Konzertmeister und Lehrer der rheinischen Musikschule nach Köln
[* 20] berufen,
wo er seitdem eine ungemein fruchtbare Thätigkeit auf pädagogischem Gebiet wie auch als Virtuose, namentlich
als gediegener Quartettspieler, entfaltet hat.
Sohn des Noah, nach
1. Mos. 10, 2. ff. Stammvater der in Europa
[* 21] und im nördlichen Asien
[* 22] verbreiteten Völker der Armenier, Meder,
Griechen, Thraker etc. Die arabische Sage teilt ihm elf Söhne zu, die ebensoviel Stammväter asiatischer
Nationen geworden sein sollen. Auf Grund dieser Sagen faßten früher einige Sprachforscher die indogermanischen Völker und
Sprachen unter dem Namen der japhetischen zusammen, und noch jetzt wollen einige in J. den Iapetos der griechischen Mythologie
wiederfinden, dessen Gattin die Asia, dessen Sohn Prometheus ist.
Bis zu den Fällen von Cupati (750 km) ist er für große Dampfer schiffbar,
aber auch weiter oberhalb wird die Schiffahrt nur noch einmal, nämlich durch den bei der Sierra Arara
coara liegenden Salto grande, gehemmt.
Auch schrieb er im Interesse der österreichischen Regierung für den »Österreichischen Beobachter« und die Augsburger »Allgemeine
Zeitung« und gründete 1839 mit Phillips und Görres die »Historisch-politischen Blätter«. Nach der Revolution von 1848, die
ihn außer Thätigkeit setzte, widmete er sich litterarischen, namentlich journalistischen, Arbeiten.
Er starb in Wien. Von seinen Schriften erwähnen wir: »Handbuch des gemeinen deutschen Strafrechts« (Berl. 1827-30, 3 Bde.);
(franz., spr. schargóng), eine einer besondern
Klasse oder einem gewissen Kreis eigentümliche Sprache (z. B. Künstlerjargon), besonders eine gemachte Sprache, wie z. B. das
Rotwelsche, die Gaunersprache etc.;
(Yarkand, Jarkend), Hauptstadt der gleichnamigen chinesischen Provinz in Ostturkistan und
dessen wichtigster Handelsmittelpunkt, liegt auf dem Weg von Indien durch Hochasien (s. d.) nach Kaschgar in 1175 m Höhe auf
der linken Seite des Flusses J., doch 8 km davon entfernt, in einer wohl angebauten Gegend mit einer mittlern Jahrestemperatur
ähnlich jener der südlichen Alpenthäler, jedoch von auffallender Trockenheit, beinahe Regenlosigkeit.
Die Stadt besteht aus einer von den Chinesen angelegten Citadelle, Neustadt
[* 41] (Janischar) genannt, wo jetzt der Palast des Emirs
steht, der hier einen großen Teil des Jahrs zu residieren pflegte, und der Altstadt, einer unregelmäßig gebauten Stadt mit
so schmutzigen, engen Straßen, daß Karren
[* 42] nicht gebraucht werden können. 67 schmale Kanäle mit über 200 Rinnen
verteilen das Wasser des Flusses zu häuslichen Zwecken in der Stadt; an Knotenpunkten von Straßen sind kleine Teiche gegraben,
aber das Wasser ist übelriechend und voll Unrat.
Die Häuser sind meist aus an der Sonne
[* 43] getrockneten ungebrannten Ziegelsteinen erbaut; die der Reichen
bestehen aus einem von einer hohen Mauer umgebenen Häuserviereck. Die bemerkenswertesten Gebäude sind: 160 Moscheen und Schulgebäude, 12 Karawanseraien
und ein großer Bazar, der, wie jene, mit Waren aller Art angefüllt ist. Die Stadt ist von einem Graben und einem hohen, aus
Erde aufgeworfenen Wall umgeben, in den in Zwischenräumen Thüren eingebaut sind.
Die Einwohnerzahl beträgt nach den wahrscheinlichsten Angaben 75,000. Sie besteht aus vielerlei Nationen; sunnitische Mohammedaner
vom türkisch-tatarischen Stamm, ein gutmütiges, ehrliches und fleißiges Volk, bilden die Hauptmasse. Hier wurde der
englisch-indische Handelsvertrag mit dem damaligen Herrscher von Ostturkistan (Dschiti Schahar) abgeschlossen.
Die die Stadt umgebende Ebene ist außerordentlich fruchtbar, und die betriebsamen Arbeiter sind ziemlich wohlhabend.
(skandinav., daraus das engl. Earl [s. d.]), Name der normännischen Edelleute, später der von den Königen eingesetzten
Statthalter in den normännisch-skandinavischen Reichen.
und Laurvik, Amt im norweg. StiftChristiania,
[* 44] an der Küste westlich vom Christianiafjord,
wird vom Laagen durchflossen und umfaßt 2359 qkm (42,8 QM.) mit (1876)
87,506 Einw. Es ist mit 37 Einw. auf 1 qkm das am dichtesten bevölkerte
AmtNorwegens und zerfällt in zwei
¶
Kasimir von, poln. Geschichtsforscher, geb. zu Sokolniki,
Sohn eines angesehenen Rittergutsbesitzers im Posenschen, erhielt im elterlichen Haus eine sorgfältige Erziehung, studierte
in BerlinJurisprudenz, ward 1862 Kreisrichter in Posen und nahm 1882 seine Entlassung. Er veröffentlichte
die wichtigen Aktenstücke zur sächsischen Zeit unter dem Titel: »Teka Gabryela J. Podoskiego« (Pos. 1856-61, 6 Bde.),
dann
»Wielkopolska w czasie pierwszej wojny szwedzkiej« (»Geschichte
des Schwedenkriegs 1655-57«, das. 1864) und die »Geschichte
Augusts II.« (das. 1856-74, 2 Bde.).
Seine kleinern historischen Schriften erschienen unter dem Titel: »Opowiadania historyczne« (1860-86, 6 Bde.).
Außerdem schrieb er: »Próba emancypacyjna polityki Augustowéj« (»Ein
Emanzipationsversuch Augusts«, Lemb. 1878);
»Oblezenie Poznania
przez Patkula r. 1704« (»Die Belagerung Posens durch Patkul«, das. 1879);
»Koniec Radziejowskiego« (»Das
Ende Radziejowskis«, das. 1879) und unter dem Pseudonym Severin Przerowa: »Literatura poznanska«
(»Die Litteratur des Großherzogtums Posen«, Krak. 1880).
(tschech. Jaromer, spr. -mjersch), Stadt in der
böhm. Bezirkshauptmannschaft Königinhof, in nächster Nähe der FestungJosephstadt (s. d.), an der Mündung der Aupa in die
Elbe (mit Kettenbrücke) und an der Pardubitz-ReichenbergerBahn gelegen, hat 2 Vorstädte, ein Bezirksgericht, eine Dekaneikirche
mit Grabmal des 1554 hier ermordeten litauischen Fürsten Dimitri Sanguszko, eine Staats-Gewerbeschule, Flachsspinnerei, Bierbrauerei,
[* 50] Fabrikation von Zucker
[* 51] und Kaffeesurrogaten, bedeutende Märkte und (1880) 6555 Einw. -
J. ward im 14. Jahrh. Leibgedingstadt und erhielt ansehnliche Privilegien.
1421 wurde es von
den Hussiten erstürmt und 1645 von den Schweden
[* 52] unter Torstensson belagert. 4 km nördlich von J. liegt
der Wallfahrtsort Herzmanitz, Geburtsort Albrechts vonWallenstein.
(Jaroslaw), Stadt im westlichen Galizien, am San und an der galizischen Karl-Ludwigsbahn, von welcher die Bahn
nach Sokal ausläuft, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein Obergymnasium, ein Dominikaner-,
Reformaten- und ein Nonnenkloster (mit Mädchenbildungsanstalt), Militärverpflegungsmagazin, Tuchweberei
(Hauptartikel: »Tales«, jüdische Betgewänder), Spodiumfabrikation, Kuchen- und Lebzeltenbäckerei, lebhaften Handel, besonders
mit Getreide
[* 53] und Holz,
[* 54] und mit Einschluß von 1786 Militärpersonen (1880) 12,422 Einw. (davon 4474 Juden).
(Jaroslawl), russ. Gouvernement, grenzt nordöstlich an das GouvernementWologda, nordwestlich an Nishnij Nowgorod,
westlich an Twer, südlich an Wladimir, östlich an Kostroma und umfaßt 35,612,6 qkm (646,8 QM.).
Das Land bildet eine Hochfläche mit vielen Sümpfen und Sandheiden, von Landrücken durchzogen, die aus Kalk, Mergel und Thon
bestehen. Der Hauptfluß ist die Wolga, welche die Koroschilschna, Mologa, Scheksna und den Kotorost aufnimmt. An der Ostgrenze
fließt die Kostroma, die den Sot und Kast empfängt.
Unter etwa 34 Seen ist der größte der Nero- oder Rostowsche See, der durch den Kotorost in die Wolga abfließt. Das Klima
[* 55] ist
ein nördliches, was schon die hier häufig vorkommenden Polargewächse beweisen, während die Eiche bereits nördlich von der
Wolga nicht mehr fortkommt, obgleich die mittlere Jahrestemperatur +3,1°
C. beträgt. Dabei sind Fröste von -40° C. und Hitze im Juli von +37° C. nichts Ungewöhnliches. Die Einwohnerzahl war 1882:
1,082,782, ca. 30 Menschen auf 1 qkm. Die äußerst regsame Bevölkerung
[* 56] Jaroslaws gehört einem hübschen Schlag an, auch sind
die Frauen wegen ihrer Schönheit in ganz Rußland berühmt.
Die Zahl der Geburten ist (1882) 42,877, darunter 1761 unehelich, der Sterbefälle 38,213, der Eheschließungen 7787. Unter
den Konfessionen
[* 57] überwiegt die griechisch-katholische. Sektierer, Römisch-Katholische, Protestanten, Juden und Mohammedaner
sind nur in geringer Anzahl vertreten. BeimAckerbau überwiegen Roggen (1884er Ernte
[* 58] 2,290,000 hl, 8,3 hl pro Hektar) und Hafer
[* 59] (Ernte 2,820,000 hl, 14,8 hl pro Hektar); die südlichen Gegenden liefern Kirschen und Äpfel.
Vom Areal kommen auf Acker 27, auf Weide
[* 60] und Wiesen 29, auf Wald 36, auf steriles Land 8 Proz. Der Viehstand beziffert sich auf
(1882) 283,000 StückRindvieh, 226,000 Schafe,
[* 61] 4000 Schweine;
[* 62] der Fischfang, besonders in der Wolga, ist
bedeutend. Die industrielle Produktion ist ansehnlich, sie geht in 939 Fabriken mit 15,965 Arbeitern vor sich und erreicht
einen Wert von 21½ Mill. Rubel (1882). Die hauptsächlichsten Industriezweige sind: Baumwollspinnerei und -Weberei (Produktionswert
5,6 Mill. Rub.), Flachsspinnerei und Leinweberei (3,8 Mill. Rub.), Spiritusbrennerei (2,5 Mill. Rub.), Tabaksindustrie
(2,4 Mill. Rub.), Herstellung von Mühlenfabrikaten (1,9 Mill. Rub.), chemische Industrie (1 Mill. Rub.), Seilerei (0,6 Mill.
Rub.), Fabrikation von Stärkemehl und Sirup (0,5 Mill. Rub.), Papierfabrikation,
[* 63] Eisengießerei.
[* 64] Der Handel wird durch die Wolga
und durch deren Verbindung mit der Newa und Dwina sowie durch zwei Eisenbahnen begünstigt und ist ausgedehnt.
Die Ausfuhr besteht in Leder, Leinwand,
¶
(spr. dscharro), Stadt in der engl. GrafschaftDurham, am Tyne, dicht bei SouthShields, hat Segeltuchfabriken,
Schiffswerften, chemische Fabriken, große Docks, bedeutenden Kohlenhandel und (1881) 25,469 Einw. (1861
erst 6494).
der Schleier der Türkinnen, besteht aus zwei Stücken weißen Musselins, die, mittels einer Nadel rückwärts
an der Haube befestigt, Kopf, Gesicht
[* 82] und Nacken derart verhüllen, daß nur Nasenspitze und Augen oder letztere
allein frei bleiben.
Stadt im westlichen Galizien, nahe der Vereinigung der Flüsse
[* 83] Jasiolka, Wisloka und Ropa an der Galizischen
Transversalbahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein Obergymnasium, ein altes Schloß und
(1880) 3302 Einw. J. brannte 1826 gänzlich ab.
(spr. schasmäng, auch Jausmin), Jacquou, franz.
Patoisdichter, geb. zu Agen in Languedoc, ward Friseur und trieb dies Geschäft selbst dann noch, als er sich durch
seine poetischen Produktionen einen Namen erworben hatte, ja selbst noch nach seiner Ernennung zum Ritter derEhrenlegion und seiner Krönung als Maitre ès jeux fioraux (mit 5000 Frank Ehrensold) durch die französische Akademie. Er trug
seine Dichtungen im neuprovençalischen Dialekt mit großem mimischen Talent vor und hat damit in den ersten Städten, auch zu
Paris am kaiserlichen Hof,
[* 84] begeisterten Beifall gefunden.
Vor allem gelingt ihm eine halb rührende, halb scherzende Epik, und volkstümlich freundliches und kindlich fröhliches Wesen
verleiht seinen Poesien einen großen Reiz. Von denselben sind hervorzuheben: »Las papillotos de J.« (1835-43, 2 Bde.);
(jasminartige Gewächse), dikotyle Pflanzengruppe aus der Ordnung der Kontorten unter den
Sympetalen, den Oleaceen nahe verwandte Holzpflanzen, von denen sie sich durch die höhere Gliederzahl in Kelch und Krone unterscheiden.
Die Gruppe enthält zwei Gattungen mit über 50 Arten, welche zum größten Teil im tropischen Asien einheimisch sind;
im Handel ein fettes Öl (Behen- oder Mandelöl), welches mit frischen Blüten von Jasminum officinale maceriert
worden ist und dabei deren ätherisches Öl aufgenommen hat.
L. (Jasmin), Gattung aus der Familie der Jasmineen, aufrechte oder schlingende Sträucher mit gegenständigen,
selten abwechselnden, einfachen, dreizähligen oder unpaarig gefiederten Blättern, gelben oder weißen,
sehr häufig wohlriechenden Blüten in Rispen und zwei- bis dreisamiger, zweiknöpfiger oder einfacher Beere. Etwa 120 asiatische,
afrikanische und australische Arten, nur eine in Südeuropa heimisch. J. officinaleL. (echter Jasmin), ein wenig rankender,
4-5 m hoherStrauch mit gegenüberstehenden, dreijochig gefiederten Blättern und weißen, end- und seitenständigen
Blüten in Traubendolden, stammt aus dem wärmern Vorderasien, ist in Südeuropa vielfach verwildert und wird, wie auch J.grandiflorumL., besonders in der Gegend von Cannes kultiviert, weil man aus den äußerst wohlriechenden Blüten mit Hilfe
von Fett oder Öl die Jasminpomade und das Jasminöl bereitet.
Mineral aus der Ordnung der Anhydride, kryptokristallinische Varietät des Quarzes, findet sich derb, eingesprengt,
in Kugeln und Geschieben, selten in trauben- oder nierenförmigen Gestalten. Er ist gelb, rot, braun, schimmernd
bis matt, undurchsichtig, mit muscheligem Bruch. Man unterscheidet mehrere Varietäten. Ägyptischer
J. (Kugeljaspis, Nilkiesel),
ockergelb bis braun und ziegelrot, häufig gestreift und geflammt, findet sich in großer Menge als Gerölle im Nil und in der
Wüste.
Das J. gegenüber auf einem Berge gelegene Kloster Tzitaznie diente früher als Festung. Residenz der moldauischen
Fürsten war die Stadt seit 1565. Am wurde hier ein Friede zwischen Rußland und der Türkei geschlossen. In dem
durch den BukaresterFrieden 1842 beendigten Krieg zwischen Rußland und der Türkei war die Stadt mehrere Jahre von den Russen
besetzt gehalten. Am ward sie von den Janitscharen zerstört. In denKriegen zwischen Rußland
und der Türkei wurde die Stadt 1828 und 1853 wieder von den Russen, 1854 von den Österreichern besetzt. Sie ist nach dem
Brand von 1827 meist neu erbaut.