Bamlus,
BaculusJacob,
Radius astronomicus,
Gradstock, Kreuzstab genannt), bestehend aus einem längern
Stab
[* 2] AB (s. Figur), auf
welchem ein Querstab CD in seiner Mitte E verschiebbar angebracht war. In
A, C, D waren
Visiere angebracht. Wenn man nun A
an das
Auge
[* 3] hielt und CD so weit verschob, daß man z. B. den einen von
zwei
Sternen in der
RichtungAC, den andern nach AD erblickte, so war der Winkelabstand beider CAD gegeben durch die
Gleichungtan ½ CAD = EC/AE. Erst im vorigen
Jahrhundert ward der J. durch den
Spiegelsextanten verdrängt.
(franz. Jaconats,Jaconas, spr. scha-), feine,
glatt gewebte baumwollene
Zeuge, dichter als
Musselin, mit weicher
Appretur, werden weiß, gestreift, gemustert
und bedruckt hergestellt und dienen hauptsächlich zu Damenkleidern.
Beg, Herrscher von
Kaschgar, geb. 1820, war der Sohn von Issmet ulla, einem Bewohner von
Chodshent und Gebetvorleser.
Bald nach seiner
Geburt trennte sich seine
Mutter von seinem
Vater und heiratete einen
Fleischer zu
Pskent, 50
Werst von
Taschkent entfernt.
In demHaus desselben wuchs J. auf. Sehr bald verlor er seine Eltern und wurde, um sich
zu ernähren,Tänzer. Durch die Verheiratung des Chakims von
Taschkent, Nar
Mahomed, mit Jakub
Begs Stiefschwester
wurde letzterer sehr bald zum
Offizier befördert, und zum
Beg von
Akmetschet
(Fort Perowski) ernannt. 1852 wurde er in einem
Gefecht mit den
Russen geschlagen und kehrte nach
Taschkent zurück, jetzt schon durch seine
Energie und Fähigkeiten
bekannt.
Als 1864 Alim
Kul von
Kokan den
Busuruk-Chan nach Kaschgarien sandte, befand sich J. in seinem
Gefolge. Die Geschichte Kaschgariens
(s. d.) fällt von diesem Zeitpunkt ab mit der Jakub
Begs zusammen, bis er starb. J. war ein kluger, thätiger,
mit einem ausgezeichneten
Gedächtnis begabter Mann, dabei aber schlau und listig; die
Wahrheit sagte er
nie. In der letzten Zeit zeigte er sich als schlechter
Feldherr. In seinem Privatleben war er sehr einfach, begnügte sich
mit wenigem; während 24
Stunden ruhte er nur 4, die übrige Zeit arbeitete er. Er bekümmerte sich um alles und selbst um
den
Pferdestall und die
Küche. Obgleich er nicht lesen und schreiben konnte, galt er doch für einen
Gelehrten.
Schriftsteller der Araber, griechischer Abkunft, geb. 1179
n. Chr., kam frühzeitig als
Kriegsgefangener nach
Bagdad, wo ihn ein arabischer
Kaufmann erziehen ließ, machte für diesen größere
Handelsreisen und betrieb dann einen
Buchhandel. Er mußte später aus
Bagdad fliehen und starb 1229 in der
Nähe von
Aleppo.
Sein großes geographisches
Wörterbuch »Mu' dscham al-buldân« wurde von
Wüstenfeld herausgegeben (Leipz. 1866-71, 6 Bde.),
(Sachalor),
Volk in
Sibirien, zum türkischen
Zweig der
Mongolen gehörig und zwar dessen nordöstlichster
Ausläufer,
an beiden
Ufern der
Lena, etwa vom 60.° nördl.
Br. bis zum
Eismeer wohnhaft. Man sieht sie auch noch im O. an der
Jana,
Indigirka
und
Kolyma, im
W. an der Anabara, im S. am
Aldan und der obern
Maia.
Ihre Zahl gibt Wenjukow auf 210,000,
Rittich neuerdings auf 80,000 an. Ihr türkisches
Idiom, das in
Jakutsk die
Sprache
[* 16] der Kaufmannswelt ist, haben sie sich in
ihrer ursprünglichsten, wenn auch rohesten Form erhalten.
Böthlingk lieferte eine
Grammatik derselben (Petersb. 1851). Die J. sind größtenteils
Nomaden, sie treiben
Pferde- und Rindviehzucht;
Jagd,
Fischerei
[* 17] sowie das Aufsuchen des fossilen
Elfenbeins sind weniger bedeutende
Erwerbszweige. Im
Sommer bewohnen sie leichte
Zelte aus Birkenrinde, im
WinterJurten, d. h.
Hütten
[* 18] aus schwachen, mit
Erde und
Rasen belegten
Balken, in deren
Innerm es sehr unsauber hergeht.IhreNahrung besteht aus
Fisch und
Fleisch,
gesäuerter
Milch,
Beeren, Zedernüssen; zerlassene
Butter, frisch oder ranzig, gilt als Leckerbissen. Ihrem
Charakter nach sind
sie ehrerbietig, diensteifrig, den örtlichen Behörden unterwürfig, aber auch faul, ungesellig, verschlossen und rachsüchtig.
Ihre Gastfreiheit gegen
Fremde wird gerühmt; dem
Namen nach sind sie
Christen, doch stehen die alten
Götter
aus der Schamanenzeit noch immer in voller Verehrung.
Vgl. Ferd.
Müller, Unter
Tungusen und J. (Petersb. 1882).
russ. Gebiet in
Ostsibirien, grenzt nördlich an das
Eismeer, östlich an die
Küsten- und die
Amurprovinz,
südlich an
Transbaikalien und
Irkutsk, westlich an
Jenisseisk und hat 3,929,193 qkm (71,358 QM.) Flächeninhalt
mit (1883) 243,443 Einw. Das Land umfaßt den ödesten, kältesten
und unwirtbarsten Teil
Sibiriens, in welchem nur 3,4Menschen auf der Quadratmeile wohnen. Es wird von der
Lena und deren Nebenflüssen
sowie von den Küstenflüssen
Olenek,
Jana,
Indigirka,
Kolyma etc. reichlich bewässert und ist Gebirgsland
(Jablonoi undStanowoi
im SO. und O., die Sinberge im W., die
Werchojansk- und Charanlachberge im
O. der
Lena). Durch das Land zwischen der untern
Lena und der
Chatanga zieht im
Januar die
Isotherme von -32° C., und in die
Nähe der Stadt J. fällt die kälteste
Stelle der
ganzen Erdoberfläche. Die große nordische, mit
Birken bestandene Tundrasteppe taut nur ganz oberflächlich
(bis zu 1 m tief) auf; frostfrei sind nur wenige
Tage im Juli und
August. Trotzdem treiben nicht bloß
Jakuten noch Rindviehzucht,
da die
Wiesen an der
Lena in dem kurzen
¶
mehr
Sommer doch so viel Gras erzeugen, daß das Vieh mit demselben in geheizten Ställen durchwintert werden kann. Noch nördlich
vom 70.° ist in Butun eine kleine russische Ansiedelung. Der Ackerbau hat nur im südlichen Kreis
[* 20] Oleminsk eine größere
Ausdehnung;
[* 21] hier erhielt man das siebente, in den Kreisen J. und Wiljuisk nur das zweite Korn. Gemüsebau
lohnt nicht mehr. J. ist reich an Pelztieren, deren Felle im Handel gesucht sind; J. eigentümlich sind die von dort kommenden
Knochen
[* 22] und Zähne
[* 23] vom Mammut, Bison und von andern urweltlichen Vierfüßern, die man an der untern Lena, am Olenek und auf den
Neusibirischen Inseln findet.
Einen Hauptreichtum birgt der Oleminskische Distrikt in den goldreichen Minen, deren Ausbeute in den Jahren 1876-80: 4171 Pud,
im J. 1880: 939 Pud betrug. Die Bewohner sind im N. Jakuten und Jukagiren (s. d.), die noch nahe den Mündungen der Flüsse
[* 24] überwintern,
im S. Tungusen, dazu kommen noch 7000 Russen. Die russischen Dörfer (»Verschickte« kommen nicht hierher)
ziehen sich längs der Lena, dann von der Stadt J. östlich und westlich in schmalen Streifen hin. Die Viehzucht
[* 25] bildet den
Haupterwerbszweig.
Schulen bestanden 1883 im Gebiet nur 23 mit 695 Lernenden (darunter 107 Mädchen). Das Gebiet ist
in die fünf Kreise:
[* 29] J., Oleminsk, Wiljuisk, Werchojansk, Kolymsk eingeteilt. S. Karte »Asien«.
[* 30] Die gleichnamige Hauptstadt,
an der Lena, wurde 1632 gegründet, hat mehrere Kirchen und Schulen, (1879) 4778 Einw., ist der Hauptstapelort für den ostsibirischen
Pelzhandel und steht bei einer Durchschnittstemperatur von -42° C. von Mitte Dezember bis Mitte Februar
im Ruf, der kälteste Ort derErde zu sein.
(spr. chhalapa), 1) Stadt im mexikan. StaatVeracruz, 1320 m ü. M., in einer höchst reizenden, gesunden und
fruchtbaren Gegend, in der die Pflanzen der gemäßigten wie der heißen Zone gleich gut gedeihen, nett
und reinlich gebaut und von schönen Gärten umgeben, mit Kathedrale, 1556 erbautem Franziskanerkloster, Hospital, Seminar und
(1880) 12,400 Einw. Mit Veracruz steht J. durch eine Eisenbahn in Verbindung, die Hauptbahn nach Mexiko
[* 31] führt aber über Orizaba.
- 2) Departementshauptstadt im mittelamerikan. StaatGuatemala,
[* 32] am Fuß des sogen. Vulkans von Ymay, mit
(1880) 4208 Einw.
Der wichtigste Fluß ist der Rio Grande de Santiago
[* 35] (Tolotlan), welcher in
nordwestlicher Richtung dem StillenOzean zuströmt; im SO. liegt der 1100 qkm (20 QM.) große
SeeChapala (s. d.), den derSantiago durchströmt. Der innere Teil des Landes hat ein gemäßigtes und gesundes Klima,
[* 36] die Küstenregion
ist dagegen heiß und ungesund. Wo die Bewässerung nicht fehlt, ist der Boden fruchtbar und die Vegetation
reich. Die Bevölkerung
[* 37] (1882: 983,484), unter welcher sich sehr viele Indianer befinden, verteilt sich namentlich auf die
südöstlichen Gegenden des Landes und das Thal
[* 38] des Santiago; die Küstenregion ist fast nur von Negern und Sambos bewohnt.
Fluß in der Walachei, entspringt an der Nordgrenze, östlich vom TörzburgerPaß,
[* 45] fließt, von links durch
Nebenflüsse (Prahowa mit Krikowa und Teleaschna) verstärkt, meist in östlicher Richtung und mündet unterhalb Hirsowa links
in die Donau;
225 km lang. Nach ihm ist ein rumänischer Kreis mit der Hauptstadt Stirbei (Kalarasch) benannt.
(franz., spr. schalu-), Vorrichtungen, welche
dazu dienen, Fenster oder Thüren durch sich gegenseitig deckende Stäbe, Brettchen oder Platten so zu schließen,
daß das Eindringen der Sonnenstrahlen sowie der Einblick Unberufener von außen abgehalten, dagegen Luft und Licht
[* 48] eingelassen
werden. Bei Gefängnissen hindern J. durch eine umgekehrte Stellung der Brettchen das Hinaussehen. Die Platten der J. bestehen
aus Holz,
[* 49] Eisen,
[* 50] Zink, in seltenen Fällen auch aus Glas.
[* 51] Die J. dienen als Ersatz der Fenster in Räumen, in
denen Luft und Licht fortwährend eindringen, Sonne,
[* 52] Regen etc. abgehalten werden sollen. Diese J. sind in einem mit der Wand derFenster- oder Lukenöffnung fest verbundenen Rahmen befestigt (Blendrahmen oder Futter), in diesen werden Nuten eingestemmt und
in diese wieder
¶
mehr
mit einer Neigung nach außen 8-15 cm breite, 1,5-2 cm dicke Brettchen eingepaßt. Bei der einfachsten Form sind diese Brettchen
unbeweglich (Persiennes). Bei Wohnhäusern wird diese Form nur in warmen Klimaten angewendet, häufig dagegen bei Schuppen,
Trockenböden, Glockenböden in Türmen, Räumen, aus denen Dämpfe abziehen sollen, etc. Bei Wohnhäusern werden
in der Regel bewegliche Jalousieladen als zweiter Verschluß der Fenster benutzt. Bei diesen sind die einzelnen Brettchen durch
eine Stellstange verbunden, so daß man die Neigung der einzelnen Brettchen regulieren und den zwischen denselben befindlichen
Zwischenraum vergrößern oder verkleinern kann.
Vollkommen geschlossen, überdecken sich die einzelnen Brettchen gegenseitig etwa 2,5
cm und bilden so förmliche Laden. Die Zug- und Rolljalousien (Jalousie-Rouleaus) lassen sich mittels eines Mechanismus hinaufziehen
oder herunterlassen, oder sie werden auf einer oben am Fenster oder der Thür befindlichen Walze auf- und abgewickelt. Die Zugjalousien
bestehen aus ca. 3-4 mm starken und 60-70 mm breiten Holzbrettchen, welche auf Gurten befestigt sind, die
an beiden Enden in Drahtführungen gehen. Eine Doppelschnur dient dazu, die einzelnen Brettchen nach Belieben in eine mehr
oder weniger schiefe oder horizontale Lage zu bringen. Sind die J. ganz hinaufgezogen, so liegen die Brettchen hinter einer
am obern Ende des Fensters angebrachten Schutzblende aus Holz oder Blech. - Bei den Rolljalousien (Rollladen)
werden Stäbe auf Stoff aufgeleimt oder an Stahlbändern befestigt, entweder so, daß sie ganz dicht nebeneinander liegen, oder
daß zwischen denselben kleine Zwischenräume bleiben, um Licht und Luft durchzulassen.
Sie bewegen sich in zwei lotrechten, seitlich in feststehenden Blendrahmen angebrachten Falzen und werden
mittels eines Riemens und einer Riemenscheibe auf einer Welle auf- oder abgewickelt. Sollen diese Rolljalousien oder Rollladen
zum sichern Verschluß von Thüren und Fenstern bei Verkaufslokalen dienen, so verwendet man zu denselben Stahlplatten oder
Wellblech.
[* 54] Fensterjalousien besitzen wohl Vorrichtungen, mittels deren man sie wie Markisen schräg stellen kann.
(Jalpuch), linker Nebenfluß der untern Donau, entspringt in Bessarabien, südwestlich von Kischenew, fließt
in südlicher Richtung dem Pruth parallel und mündet in der südlichen Moldau in den 50 km langen, aber nur 230 qkm großen
Jalpuschsee, der bis hart an die Donau reicht und durch Sümpfe sein Wasser zu ihr entläßt.
(spr. dschalut), die größte und wichtigste der Marshallinseln in der Südsee, zur Ralikkette gehörig, eine
ausgedehnte, sehr unregelmäßig gebildete und von vier Kanälen durchschnittene Korallenbank, die sich um eine 30 km breite
und 80 km lange Lagune zieht, und auf der 55 kleine Eilande zerstreut sind mit einem Areal von 90 qkm (1,6
QM.) und etwa 1000 Einw. Die Produkte sind hauptsächlich Kokosnüsse, dann Pandanus und Brotfrucht; das Meer ist zuzeiten außerordentlich
reich an Fischen. J. ist seit 1876 Hauptquartier des deutschen Handelshauses
Hernsheim, welches von hier aus Faktoreien auf den
übrigen Marshallinseln, im Neubritannia-Archipel und auf den Karolinen bewirtschaftet.
Die Deutsche
[* 56] Handels- und Plantagengesellschaft hat hier gleichfalls eine Faktorei. Zwischen den beiden deutschen Niederlassungen
liegt das Dorf der Eingebornen. Das Deutsche Reich ließ sich 1878 von den eingebornen Häuptlingen den Hafen von J. als Kohlenhafen
abtreten mit der Bedingung, daß keiner andern Nation gleiche oder ähnliche Rechte zugestanden werden sollten;
zugleich erhielt J. eine Flagge schwarz, weiß, rot, fünffach gestreift. Später wurde hier ein deutsches Konsulat errichtet
und die deutsche Flagge auf J. geheißt. Der Verkehr ist außerordentlich schnell gestiegen; 1877 liefen 56 Segelschiffe
ein (31 deutsche von 3651 Ton.), 1885 schon 102 Schiffe
[* 57] von 12,487 T. (deutsche 38 Schiffe von 4160 T.).
Die Insel wurde 1809 von Patterson entdeckt und Bonham genannt. Vgl. Marshallinseln.
(Yama), ind. Gottheit, in den Liedern des Weda der erste Mensch, welcher starb und uns den Weg zum Jenseits zeigte,
wurde daher in der spätern indischen Mythologie zum Gotte der Unterwelt und Richter der Toten, der durch
seine Boten die Seelen aus den Leichnamen ziehen und mit Stricken gebunden zu sich führen läßt, die besonders frommer Menschen
aber auch selbst holt. Abgebildet wird er in schrecklicher Gestalt, mit einem Halsband von Totenköpfen, verzerrten Gesichtszügen,
mehreren Armen, schwer bewaffnet, auf einem vierfach gehörnten, schwarzen Büffel reitend, auch mit einer Wage
[* 58] und einer Fackel
in der Hand.
[* 59]
in ungemein günstiger
Lage für den Handel, wird von Haïti
[* 61] durch die 185 km breite Windwardpassage geschieden, liegt 150 km südl. von Cuba, 960 km
nördlich von Colon (Panama)
[* 62] und hat von ihrer östlichen Spitze, MorantPoint, bis zum Negril Point eine Länge von 225 km. Die
Nordküste ist steil, die Südküste mannigfaltiger gestaltet und von gefährlichen Riffen umgeben, doch
zählt man 16 gute Häfen und 30 mehr oder weniger gedeckte Reeden. Das Innere ist ein malerisches Hügelland, welches in den
dicht bewaldeten BlauenBergen
[* 63] eine Höhe von 2236 m erreicht.
Ausgedehntere Alluvialebenen von ungemeiner Fruchtbarkeit kommen nur in einigen Flußthälern vor. Plutonische Gesteine
bilden die Grundlage der Insel. Sie werden bedeckt und umlagert von tertiären Kalksteinen, Kreidefelsen und metamorphischen
Gesteinen. Ein erloschener Vulkan, 223 m hoch, liegt an der Nordostküste. Wertvolle Metalle (Kupfer, Silber, Blei,
[* 64] Zink etc.) kommen
vor, aber nicht in hinreichender Menge, daß sich der Bergbau lohnen würde. Die Insel ist gut bewässert,
aber von den 114 Bächen und Flüßchen, welche sich ins Meer ergießen, ist nur der Black River auf eine kurze Strecke schiffbar.
Das Klima zeichnet sich durch Gleichmäßigkeit aus. Zu Kingston ist die mittlere Temperatur des Jahrs 26° C. mit einem Unterschied
von 3,1° zwischen dem kältesten und wärmsten Monat; für Newcastle,
[* 65] 1211 m ü. M., sind die bezüglichen
Zahlen 19,4° und 3,9° C. Eis
[* 66] bildet sich nur auf den höchsten Gipfeln. Die Regenmenge beträgt in Kingston jährlich 1220 mm,
in Newcastle 900 mm und ist am beträchtlichsten im Mai undOktober. Nur zuweilen (zuletzt kommen
heftige Orkane vor. J. hat ein Areal¶
mehr
von 10,859 qkm (197,2 QM.) und (1881)
580,804 Einw., nämlich 14,433 Weiße, 109,946 Mulatten, 444,186 Schwarze und 12,240 Kulis. Im J. 1830 (also zur Sklavenzeit)
zählte man erst 402,000 Einw., und 1861-81 ist die Bevölkerung um 32 Proz. gewachsen (Weiße 4,4 Proz., Farbige 36, Schwarze 28 Proz.).
Im Innern hausen noch Maronneger, die Nachkommen der den Spaniern entsprungenen Negersklaven. Kulis sind
seit 1861 eingeführt worden, aber ohne den von den Pflanzern erhofften Erfolg.
Nahrungspflanzen
[* 69] sind: Kassawen, Bataten, Mais, Brotfrüchte, Kürbisse, Erbsen, Bohnen, Arrowroot, Gemüse. Auch Cinchonapflanzungen
hat man angelegt. Die Viehzucht ist sehr zurückgegangen. 1883 zählte man 45,969 Pferde, 84,206 Rinder, 20,000 Schafe, 9000 Schweine.
Die Ausfuhr hatte 1884 einen Wert von 1,483,983, die Einfuhr von 1,568,639 Pfd. Sterl.,
und Schiffe von 969,549 Ton. Gehalt liefen in den Häfen der Insel vom Ausland ein. Ausgeführt wurden 588,523
Ztr. Zucker (1806: 2,152,114 Ztr.), 92,524 hlRum (1806: 186,856 hl), 48,357 Ztr. Kaffee (1814: 340,456 Ztr.), 15,705 Ztr. Ingwer
(1826: 29,240 Ztr.), 110,471 Ztr. Piment (1830: 65,439 Ztr.), Rotholz etc. Die Hauptartikel der Einfuhr sind: Mehl,
[* 70] Fische,
[* 71] Baumwollwaren.
Fast alle Einfuhrartikel zahlen Zoll, meist 12½ Proz. ad val.; nur Maschinen, Steinkohlen, Steinsalz und
Bücher sind frei, und für Kaffee, Rum, Zucker und Holz wird ein Ausfuhrzoll erhoben. Der Verkehr ist am lebhaftesten mit England,
den Vereinigten Staaten
[* 72] und Kanada. Bis 1866 erfreute sich J. einer Repräsentativerfassung, deren Resultate indes so trauriger
Art waren, daß sich die Regierung gezwungen sah, dieselbe, mit Einwilligung der Stände, zu beseitigen.
Die Folgen zeigten sich bald in den günstigern Finanzverhältnissen der Insel, so daß die Ausgaben (1883-1884: 562,585 Pfd. Sterl.)
seit langer Zeit wieder durch die Revenue gedeckt wurden und die Kolonialschuld (1884: 1,243,899 Pfd. Sterl.) vermindert
werden konnte. Hauptstadt der Insel ist Spanishtown, die größte Stadt aber Kingston. Die Caymans und Navassa
(s. d.) sowohl als die Turksinseln unterstehen dem Gouverneur von J.
Die Insel J. wurde von Kolumbus auf seiner zweiten Reise entdeckt und Santiago genannt. Auf seiner vierten Reise 1503 litt
er an der KüsteSchiffbruch und bewog die Indianer durch Voraussagung einer Mondfinsternis,
[* 73] ihn mit Lebensmitteln
zu unterstützen. 1509 wurde die Insel von den Spaniern in Besitz genommen, und bereits 1560 war die Urbevölkerung fast gänzlich
ausgerottet. Seit 1545 stand J. unter den Nachkommen Kolumbus', bis die männliche Linie derselben ausstarb und die Statthalterschaft
durch weibliche Deszendenz an das HausBraganza kam.
Als dieses 1640 sich des Throns von Portugal bemächtigte, zog Spanien die Statthalterschaft ein. Schon 1655 wurde indessen J.
von den Engländern eingenommen und 1659 ihnen förmlich abgetreten. Von da ab war die Insel, die nun den Namen J. (»Wald- und
Wasserland«) erhielt, der Hauptbesitzpunkt englischer
Macht in den westindischen Gewässern. Hartnäckige
Kämpfe mit den Maronnegern (entlaufenen Sklaven) im Innern der Insel wurden erst 1795 beendet. Seit 1807 hörte die Einfuhr
der Sklaven auf, nachdem 1700-1786 etwa 600,000 Sklaven dahin gebracht worden waren; am endlich wurden alle Sklaven
für frei erklärt und den ehemaligen Besitzern eine Entschädigung von 394 Mk. pro Kopf bezahlt.
Seit jener Zeit verarmte die einst wohlhabende Insel, und der Notstand ward noch in jüngster Zeit durch den Negeraufstand
von 1865, der mit blutiger Strenge niedergeschlagen wurde, erhöht. Die frei gewordenen Neger, welche sich den harten Bedingungen
der bisherigen Sklavenhalter nicht unterwerfen wollten, hatten zum großen Teil die Arbeit auf den Plantagen
verlassen und sich im unangebauten Innern der Insel angesiedelt. Die Plantagenbesitzer, hierdurch und durch die freihändlerische
Zollgesetzgebung des Mutterlandes vom wirtschaftlichen Ruin bedroht, suchten die Neger mit Hilfe der Gerichte von dem okkupierten
Grundbesitz zu vertreiben, was in PortMorant auf der Ostseite von J. im Oktober 1865 einen Aufstand hervorrief.
Die Pflanzer und auch der GouverneurEyre betrachteten denselben als eine günstige Gelegenheit, die Neger zu züchtigen, erklärten
den Belagerungszustand und wüteten nun auf das furchtbarste unter Schuldigen und Unschuldigen. Außer zahlreichen im Kampf
oder ohne Urteil Erschossenen wurden 330 Neger, darunter auch ein Mitglied des Unterhauses von J., Gordon,
hingerichtet, über 600, worunter auch Frauen, gepeitscht und zu schweren Kerkerstrafen verurteilt, mehr als 1000 Häuser eingeäschert.
Eyre ward allerdings von der englischen Regierung abberufen, jedoch nicht bestraft; die von SirHenry Storks geleitete Untersuchung
der vorgefallenen Gewaltthaten verfuhr sehr mild, indes wurde eine Besserung der Verhältnisse auf der
Insel durch eine im Oktober 1866 erteilte neue Verfassung angebahnt. Gegenwärtiger Gouverneur ist Sir H. W. Norman.
Dec. (Jambobaum, Jambusenbaum), Gattung aus der Familie der Myrtaceen, schöne, immergrüne
Bäume mit kurzstieligen, hell punktierten, gegenständigen Blättern, in wenigblumigen Afterdolden stehenden, ansehnlichen
Blüten und großen, eßbaren Früchten.
J. vulgarisDec. (Eugenia Jambos L.), auf den ostindischen Inseln wild wachsend und allenthalben
in den Tropengegenden, auch auf Madeira
[* 74] kultiviert, ist ein schöner, immergrüner Baum von 6-12 m Höhe,
trägt kugelige, blaßgelbe, rosenrot angeflogene, von dem grünen Kelch gekrönte, wohlriechende und wohlschmeckende Früchte,
welche als Rosenäpfel sehr geschätzt sind und wie die in Zucker eingemachten, weinsäuerlich riechenden Blüten auch bei
fieberhaften Krankheiten verabreicht werden. J. domestica Rumph (J. malaccensisDec.), ein niedriger Baum, auf den ostindischen
Inseln, auf den Antillen und in Brasilien
[* 75]
¶
mehr
kultiviert, trägt apfelgroße, rote, rosenartig riechende Früchte (Malaienäpfel), welche ein beliebtes Obst sind.
(spr. dschehms), 1) GeorgePayne Rainsford, engl. Schriftsteller, geb. 1801 zu London,
[* 78] betrat früh die schriftstellerische
Laufbahn mit anonymen Erzählungen (»The string of pearls«, 2 Bde.)
und Beiträgen zu Zeitschriften, veröffentlichte dann ein »Life of Edward the BlackPrince« (1822, 2 Bde.)
und versuchte sich mit »Richelieu, a tale of France« (1829) auf dem Gebiet des historischen Romans mit Glück. Durch WalterScottsLob angespornt, ließ er eine lange Reihe von Romanen rasch hintereinander erscheinen, von denen wir nur
einige anführen: »Darnley« (1830),
3)Thomas L., nordamerikan. Generalpostmeister, geb. 1831 zu
Utica (New York),
studierte an der Akademie daselbst und folgte dann seiner Neigung zur Journalistik, indem er bei der »Liberty
Press«
eintrat. Er kämpfte in den Reihen der Whigs in den heftigen Parteistreitigkeiten 1849-53, wodurch
er mit dem RichterFisher bekannt wurde, mit welchem er das »MadisonCountyJournal« herausgab, das sich auf die Seite Sewards
stellte. Als die republikanische Partei gebildet wurde, trat er mit Eifer in die neue Organisation ein und wurde alleiniger
Eigentümer und Herausgeber des »Journal«.
Während der Knownothingskämpfe verteidigte er mutig und energisch die Gegenpartei, und es gelang ihm,
den Kandidaten der Gegen-Knownothingspartei durchzusetzen. Nach der Wahl des PräsidentenLincoln hatten ihm seine Freunde den
Posten eines Zollinspektors verschafft. Er verkaufte deshalb sein Journal und zog nach New York. Seine energische Thätigkeit
trug ihm 1874 die Beförderung zum Wagemeister ein, 1876 die zum Deputy Collector. Seine Geschäftsgewandtheit
brachte ihn in so großes Ansehen, daß er vom PräsidentenGrant zum Vorsitzenden des Board of Examiners, dann zum Postdirektor
von New York ernannt wurde. Seine hervorragenden Leistungen auf diesem Posten veranlaßten Garfield, ihn 1881 zum Generalpostmeister
zu ernennen. Doch trat er 1885 zurück.
(spr. dschehms'n),Anna, engl. Schriftstellerin, geb. zu Dublin, empfing durch ihren Vater, den Miniaturmaler
Murphy, früh schon künstlerische Anregung und wurde als Schriftstellerin zuerst durch ihr auf einer italienischen Reise
geschriebenes Tagebuch »Diary of an ennuyée« (1826, 3. Aufl.
1838) bekannt. 1827 vermählte sie sich mit dem AdvokatenRobert J., lebte aber später getrennt von ihm,
besuchte auf weitern ReisenDeutschland, Frankreich und Nordamerika
[* 83] und starb in London.
»Characteristics of the female characters of Shakespeare«,
eine feine Schilderung der Shakespeareschen Frauengestalten (1832, neue Ausg.
1879; deutsch, Leipz. 1834);
»Visits and sketches at home and abroad« (1834, 4 Bde.);
»Winter-studies and summer-rambles in
Canada« (1838; deutsch, Braunschw. 1839);
ferner die der Kunstgeschichte und Kunstkritik angehörenden Werke: »Memoirs of the
early Italian painters« (1845, 2 Bde.);
»Sacred and legendary art« (1848, 4. Aufl.
1865),
worin sie die Entwickelung der religiösen Geschichte darlegt, wie sie uns in den Werken der Malerei entgegentritt;
»Legends of the monastic orders« (1850, 3. Aufl.
1866);
»Legends of the Madonna« (3. Aufl. 1865) und die für die Ikonographie wichtige »Scriptural and legendary history of
our Lord« (mit LadyEastlake, 1859-64, 2 Bde.);
endlich »A commonplace book of thoughts memories and fancies«
(1854).
River (spr. dschehms riwwer), schiffbarer Fluß im nordamerikan. StaatVirginia, entsteht in
dem Alleghanygebirge durch Vereinigung des Jackson mit dem CowPastureRiver, durchbricht die Blauen Berge und ist von Lynchburg
an auf 393 km bis zu seiner Mündung in die Chesapeakebai schiffbar. Seeschiffe von 3 m Tiefgang gelangen bis nach Richmond.
Die bei dieser Stadt gelegenen Fälle werden durch einen Kanal
[* 88] umgangen. Die Einfahrt des Flusses verteidigt
FortMonroe, und gleich oberhalb der buchtartigen Mündung liegen die Seestädte Norfolk und Portsmouth. Der Kanal, der früher
diesen Fluß 322 km aufwärts von Richmond bis nach Covington begleitete, und den bis zum Kanawha (s. d.) fortzusetzen
beabsichtigt war, ist eingegangen.
(spr. dschehmstaun), 1) Hauptstadt der brit.
Insel St. Helena, der einzige Ort und Landungsplatz derselben, am Nordrand in eine enge Schlucht eingezwängt, durch welche
sich die einzige Straße der Stadt hinzieht, mit (1881) 2250 meist farbigen Einwohnern.
J. ist Sitz des Gouverneurs und Freihafen. Zwei Forts schützen die Stadt nach dem Meer zu. Außer den nach der Kapstadt
[* 89] gehenden
Postdampfern laufen zahlreiche Segelschiffe J. an, um sich mit Trinkwasser, Gemüse und Geflügel zu versorgen. - 2) Stadt
im nordamerikan. StaatNew York, am untern Ende des Chautauquasees, hat Kornmühlen, Fabriken und (1880) 9357 Einw.
alte, ehemals mit Privilegien bedachte Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft
Datschitz, am Schelletauer Bach, hat ein Bezirksgericht, ein ansehnliches Schloß, eine gotische Dekanatskirche,
eine Synagoge, Spiritusbrennerei und (1880) 2710 Einw. Zur Erinnerung an das Jahr 1315, wo Elisabeth, die Gemahlin König Johanns vonBöhmen,
[* 91] hier Schutz fand, wird alljährlich ein Volksfest gefeiert.
Besonders bewunderte man seine ganz naturalistisch behandelten Nachbildungen kleiner Tiere
und Pflanzen, mit denen man damals
Kästchen zu besetzen pflegte. Seine bedeutendsten beglaubigten Werke sind: ein Schmuckkästchen im GrünenGewölbe
[* 95] zu Dresden
[* 96] (s. Tafel »Goldschmiedekunst«,
[* 97] Fig. 12),
Seine Goldschmiedmarke ist ein Löwenkopf und daneben zuweilen noch ein W. Bergau schreibt ihm eine Anzahl von Entwürfen
zu, die von mehreren Kupferstechern des 16. Jahrh. reproduziert sind.
Vgl. Bergau, W. Jamitzers Entwürfe zu Prachtgefäßen
in Silber und Gold
[* 100] (Berl. 1879).
Nach Lösung des Kontrakts (1863) begab sie sich nach Amerika, durchzog erst als deutsche Schauspielerin
mit dem glänzendsten Erfolg die Vereinigten Staaten, warf sich dann mit der ganzen Energie ihres Naturells auf das Studium der
englischen Sprache und ward bald den ersten englischen Schauspielerinnen gleichgestellt. 1876 gastierte sie in London. Ihre
Hauptstärke besteht in der Darstellung hochtragischer Rollen,
[* 111] wie Klärchen, Gretchen, Julia, Desdemona
etc.
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