Nachdem sie sich 1422 aufs neue, mit dem
Herzog Humfred von
Gloucester, verheiratet hatte, wurde ihr von ihrem verstoßenen
Gemahl und dessen Anhang
Holland streitig gemacht, und nach dessen bald erfolgtem
Tod erhob
Philipp der
Gute von
Burgund Erbansprüche
an dasselbe. Zwar wurde nach langen Zwistigkeiten ein
Vergleich geschlossen, in welchem Jakobäas
Erbrecht von
Philipp anerkannt
wurde, während dieselbe sich verpflichtete, ohne dessen Einwilligung eine neue
Ehe nicht wieder einzugehen; allein da sie
nach der 1430 erfolgten
Scheidung vom
Herzog von
Gloucester sich dennoch 1432 heimlich mit
Franz v. Borselen,
einem zeeländischen
Edelmann, vermählt hatte, so ließ der
Herzog von
Burgund ihren Gemahl gefangen nehmen und schenkte ihm
nur unter der
Bedingung das
Leben, daß J. zu gunsten
Philipps die
Regierung über ihre
Länder abtreten solle, die nun (1433)
mit
Burgund vereinigt wurden. J. starb auf dem
Schloß Teilingen am
Rhein.
Ihre Geschichte wurde
besonders von den
Holländern häufig dramatisch behandelt.
Dorf im österreich. Herzogtum
Bukowina, Bezirkshauptmannschaft
Kimpolung, an der
Bistritza, mit hübscher
Kirche, schönen
Gartenanlagen, (1880) 547 Einw., Braunsteinbergbau
und Eisenhütte.
Der
Klub der
Cordeliers (s. d.) bildete eine
Sektion des Jakobinerklubs. Durch
Affiliationen bald das ganze
Reich umspannend,
vortrefflich diszipliniert und unter straffer, einheitlicher Leitung stehend, gelangte der
Verein bald zu großem Einfluß,
und 1791 gewannen, besonders nach dem
TodMirabeaus, antimonarchische
Tendenzen das entschiedene Übergewicht im
Klub; deshalb schieden (Juli 1791) die Gemäßigten aus, um einen besondern
Verein im
Kloster der
Feuillanten (s. d.) zu bilden.
Als zu Anfang 1794 der Wohlfahrtsausschuß die Aufhebung aller Klubs, mit Ausnahme der J., anordnete, erhielten diese augenblicklich
großen Zuwachs; doch hatte der Vernichtungskampf zwischen den Häuptern der Revolution, der mit dem SturzRobespierres endete (Juli 1794), auch den Untergang der übermächtigen Stellung des Klubs zur Folge. Die J. wurden durch die
nun eintretende Reaktion so eingeschüchtert, daß sie eine Deputation an den Konvent schickten, die Robespierre verleugnete
und eine Änderung in dem Benehmen des Klubs versprach.
(Bonnet rouge), die rote Mütze, die auszeichnende Kopfbedeckung aller Radikalen der ersten französischen
Revolution und die Zierde der Freiheitsbäume (s. d.). Die wegen Aufruhrs in Nancy
[* 18] verhafteten und nach Brest auf die Galeeren
gebrachten Schweizersoldaten trugen, als man sie befreite und feierlich in den Saal der Volksvertreter einführte, jene roten,
den Galeerensklaven eigentümlichen Mützen; ihnen zu Ehren nahmen sie die Jakobiner an. Schon zwang
man den König, die J. aufzusetzen. Es ist dies übrigens die allgemein übliche Kopfbedeckung der Fischer am Mittelmeer. Man
hat sie daher auch von den Marseillern herleiten wollen, die als Konföderierte nach Paris kamen; allein die rote Mütze war
schon vor der Ankunft der Marseiller in Paris das allgemeine Erkennungszeichen der Partei.
1) Name, welchen sich die Monophysiten (s. d.) beilegten, nachdem sie der zum Bischof von EdessageweihteMönchJakob Baradai oder Zanzalos (gest. 578) wieder zu einer Gemeinschaft vereinigt hatte. Die Gemeinden der J., welche in nicht
geringer Zahl in Syrien, Mesopotamien und Persien
[* 19] vorhanden waren, bestanden auch nach der Eroberung dieser
Länder durch die Araber fort. Die ägyptischen J. haben seit dem 13. Jahrh. Verfolgungen
zu erleiden, durch welche ihre allmähliche Absonderung von ihren Glaubensgenossen in Asien
[* 20] und ihre nunmehrige Gestaltung
zur Sekte
der Kopten
[* 21] (s. d.) herbeigeführt wurden. Gegenwärtig besteht die Zahl der syrischen
und mesopotamischen J. aus etwa 40,000 Familien. Wie die Kopten, erkennen sie nur die drei ersten ökumenischen Konzile und
die Räubersynode von Ephesos
[* 22] an; ihre Dogmatik konzentriert sich ganz darin, daß die menschliche NaturChristi in seiner Gottheit
verschwindet.
2) In England und SchottlandName der Anhänger des 1689 vertriebenen KönigsJakob II. von England wie auch
seines von den katholischen Mächten als König Jakob III. anerkannten Sohns und seines Enkels, des Prätendenten KarlEduard.
Viele derselben gingen mit Jakob II. nach Frankreich, von wo aus sie mit Hilfe des dortigen Hofs dem HauseStuart die britische
Krone wiederzugewinnen versuchten. In England und Schottland selbst gehörten dieser Partei sehr viele Tories,
in Hochschottland aber der ganze Adel an. Sie widersetzten sich vorzüglich der Union zwischen England und Schottland, die deshalb
erst 1707 zu stande kam.
Die Thronbesteigung Georgs I. veranlaßte die J. in Schottland zu einem Aufstand, der indessen durch die
Maßregeln des britischen Parlaments bald gedämpft ward. Auch unter Georg II. ward noch einmal ein Versuch gemacht, den 1745 in
Schottland erschienenen Prätendenten KarlEduard durch Waffengewalt auf den Thron
[* 23] zu setzen; allein die J. erlitten bei Culloden eine blutige Niederlage und sahen, nachdem die bedeutendsten Parteihäupter hingerichtet
worden waren, ihre Macht auf immer gebrochen.
[* 26] 1) Stab,
[* 30] wie man ihn dem ApostelJacobus dem ältern beilegte, und wie ihn darum die Pilger nach seinem Grab
trugen; auch ein in einem solchen Pilgerstab versteckter Dolch
[* 31] oder Degen. - 2) Die drei in gerader Linie
stehenden Sterne zweiter Größe am Gürtel
[* 32] des Orion (s. d.). - 3) Ein früher vielfach, namentlich bei den Seefahrern,
übliches Instrument zum Winkelmessen (auch
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mehr
Bamlus, BaculusJacob, Radius astronomicus, Gradstock, Kreuzstab genannt), bestehend aus einem längern Stab AB (s. Figur), auf
welchem ein Querstab CD in seiner Mitte E verschiebbar angebracht war. In A, C, D waren Visiere angebracht. Wenn man nun A
an das Auge
[* 34] hielt und CD so weit verschob, daß man z. B. den einen von
zwei Sternen in der RichtungAC, den andern nach AD erblickte, so war der Winkelabstand beider CAD gegeben durch die Gleichungtan ½ CAD = EC/AE. Erst im vorigen Jahrhundert ward der J. durch den Spiegelsextanten verdrängt.
(franz. Jaconats, Jaconas, spr. scha-), feine,
glatt gewebte baumwollene Zeuge, dichter als Musselin, mit weicher Appretur, werden weiß, gestreift, gemustert
und bedruckt hergestellt und dienen hauptsächlich zu Damenkleidern.
Beg, Herrscher von Kaschgar, geb. 1820, war der Sohn von Issmet ulla, einem Bewohner von
Chodshent und Gebetvorleser. Bald nach seiner Geburt trennte sich seine Mutter von seinem Vater und heiratete einen Fleischer zu
Pskent, 50 Werst von Taschkent entfernt. In demHaus desselben wuchs J. auf. Sehr bald verlor er seine Eltern und wurde, um sich
zu ernähren, Tänzer. Durch die Verheiratung des Chakims von Taschkent, Nar Mahomed, mit Jakub Begs Stiefschwester
wurde letzterer sehr bald zum Offizier befördert, und zum Beg von Akmetschet (Fort Perowski) ernannt. 1852 wurde er in einem
Gefecht mit den Russen geschlagen und kehrte nach Taschkent zurück, jetzt schon durch seine Energie und Fähigkeiten
bekannt.
Als 1864 Alim Kul von Kokan den Busuruk-Chan nach Kaschgarien sandte, befand sich J. in seinem Gefolge. Die Geschichte Kaschgariens
(s. d.) fällt von diesem Zeitpunkt ab mit der Jakub Begs zusammen, bis er starb. J. war ein kluger, thätiger,
mit einem ausgezeichneten Gedächtnis begabter Mann, dabei aber schlau und listig; die Wahrheit sagte er
nie. In der letzten Zeit zeigte er sich als schlechter Feldherr. In seinem Privatleben war er sehr einfach, begnügte sich
mit wenigem; während 24 Stunden ruhte er nur 4, die übrige Zeit arbeitete er. Er bekümmerte sich um alles und selbst um
den Pferdestall und die Küche. Obgleich er nicht lesen und schreiben konnte, galt er doch für einen Gelehrten.
Schriftsteller der Araber, griechischer Abkunft, geb. 1179 n. Chr., kam frühzeitig als
Kriegsgefangener nach Bagdad, wo ihn ein arabischer Kaufmann erziehen ließ, machte für diesen größere
Handelsreisen und betrieb dann einen Buchhandel. Er mußte später aus Bagdad fliehen und starb 1229 in der Nähe von Aleppo.
Sein großes geographisches Wörterbuch »Mu' dscham al-buldân« wurde von Wüstenfeld herausgegeben (Leipz. 1866-71, 6 Bde.),
(Sachalor), Volk in Sibirien, zum türkischen Zweig der Mongolen gehörig und zwar dessen nordöstlichster Ausläufer,
an beiden Ufern der Lena, etwa vom 60.° nördl. Br. bis zum Eismeer wohnhaft. Man sieht sie auch noch im O. an der Jana, Indigirka
und Kolyma, im W. an der Anabara, im S. am Aldan und der obern Maia. Ihre Zahl gibt Wenjukow auf 210,000,
Rittich neuerdings auf 80,000 an. Ihr türkisches Idiom, das in Jakutsk die Sprache
[* 46] der Kaufmannswelt ist, haben sie sich in
ihrer ursprünglichsten, wenn auch rohesten Form erhalten.
Böthlingk lieferte eine Grammatik derselben (Petersb. 1851). Die J. sind größtenteils
Nomaden, sie treiben Pferde- und Rindviehzucht; Jagd, Fischerei
[* 47] sowie das Aufsuchen des fossilen Elfenbeins sind weniger bedeutende
Erwerbszweige. Im Sommer bewohnen sie leichte Zelte aus Birkenrinde, im WinterJurten, d. h. Hütten
[* 48] aus schwachen, mit Erde und
Rasen belegten Balken, in deren Innerm es sehr unsauber hergeht. IhreNahrung besteht aus Fisch und Fleisch,
gesäuerter Milch, Beeren, Zedernüssen; zerlassene Butter, frisch oder ranzig, gilt als Leckerbissen. Ihrem Charakter nach sind
sie ehrerbietig, diensteifrig, den örtlichen Behörden unterwürfig, aber auch faul, ungesellig, verschlossen und rachsüchtig.
Ihre Gastfreiheit gegen Fremde wird gerühmt; dem Namen nach sind sie Christen, doch stehen die alten Götter
aus der Schamanenzeit noch immer in voller Verehrung.
Vgl. Ferd. Müller, Unter Tungusen und J. (Petersb. 1882).
russ. Gebiet in Ostsibirien, grenzt nördlich an das Eismeer, östlich an die Küsten- und die Amurprovinz,
südlich an Transbaikalien und Irkutsk, westlich an Jenisseisk und hat 3,929,193 qkm (71,358 QM.) Flächeninhalt
mit (1883) 243,443 Einw. Das Land umfaßt den ödesten, kältesten
und unwirtbarsten Teil Sibiriens, in welchem nur 3,4 Menschen auf der Quadratmeile wohnen. Es wird von der Lena und deren Nebenflüssen
sowie von den Küstenflüssen Olenek, Jana, Indigirka, Kolyma etc. reichlich bewässert und ist Gebirgsland (Jablonoi und Stanowoi
im SO. und O., die Sinberge im W., die Werchojansk- und Charanlachberge im O. der Lena). Durch das Land zwischen der untern
Lena und der Chatanga zieht im Januar die Isotherme von -32° C., und in die Nähe der Stadt J. fällt die kälteste Stelle der
ganzen Erdoberfläche. Die große nordische, mit Birken bestandene Tundrasteppe taut nur ganz oberflächlich
(bis zu 1 m tief) auf; frostfrei sind nur wenige Tage im Juli und August. Trotzdem treiben nicht bloß Jakuten noch Rindviehzucht,
da die Wiesen an der Lena in dem kurzen
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Sommer doch so viel Gras erzeugen, daß das Vieh mit demselben in geheizten Ställen durchwintert werden kann. Noch nördlich
vom 70.° ist in Butun eine kleine russische Ansiedelung. Der Ackerbau hat nur im südlichen Kreis Oleminsk eine größere
Ausdehnung;
[* 50] hier erhielt man das siebente, in den Kreisen J. und Wiljuisk nur das zweite Korn. Gemüsebau
lohnt nicht mehr. J. ist reich an Pelztieren, deren Felle im Handel gesucht sind; J. eigentümlich sind die von dort kommenden
Knochen
[* 51] und Zähne
[* 52] vom Mammut, Bison und von andern urweltlichen Vierfüßern, die man an der untern Lena, am Olenek und auf den
Neusibirischen Inseln findet.
Einen Hauptreichtum birgt der Oleminskische Distrikt in den goldreichen Minen, deren Ausbeute in den Jahren 1876-80: 4171 Pud,
im J. 1880: 939 Pud betrug. Die Bewohner sind im N. Jakuten und Jukagiren (s. d.), die noch nahe den Mündungen der Flüsse
[* 53] überwintern,
im S. Tungusen, dazu kommen noch 7000 Russen. Die russischen Dörfer (»Verschickte« kommen nicht hierher)
ziehen sich längs der Lena, dann von der Stadt J. östlich und westlich in schmalen Streifen hin. Die Viehzucht
[* 54] bildet den
Haupterwerbszweig.
Schulen bestanden 1883 im Gebiet nur 23 mit 695 Lernenden (darunter 107 Mädchen). Das Gebiet ist
in die fünf Kreise:
[* 58] J., Oleminsk, Wiljuisk, Werchojansk, Kolymsk eingeteilt. S. Karte »Asien«. Die gleichnamige Hauptstadt,
an der Lena, wurde 1632 gegründet, hat mehrere Kirchen und Schulen, (1879) 4778 Einw., ist der Hauptstapelort für den ostsibirischen
Pelzhandel und steht bei einer Durchschnittstemperatur von -42° C. von Mitte Dezember bis Mitte Februar
im Ruf, der kälteste Ort derErde zu sein.
(spr. chhalapa), 1) Stadt im mexikan. StaatVeracruz, 1320 m ü. M., in einer höchst reizenden, gesunden und
fruchtbaren Gegend, in der die Pflanzen der gemäßigten wie der heißen Zone gleich gut gedeihen, nett
und reinlich gebaut und von schönen Gärten umgeben, mit Kathedrale, 1556 erbautem Franziskanerkloster, Hospital, Seminar und
(1880) 12,400 Einw. Mit Veracruz steht J. durch eine Eisenbahn in Verbindung, die Hauptbahn nach Mexiko
[* 59] führt aber über Orizaba.
- 2) Departementshauptstadt im mittelamerikan. StaatGuatemala,
[* 60] am Fuß des sogen. Vulkans von Ymay, mit
(1880) 4208 Einw.
Der wichtigste Fluß ist der Rio Grande de Santiago
[* 63] (Tolotlan), welcher in
nordwestlicher Richtung dem StillenOzean zuströmt; im SO. liegt der 1100 qkm (20 QM.) große
SeeChapala (s. d.), den derSantiago durchströmt. Der innere Teil des Landes hat ein gemäßigtes und gesundes Klima,
[* 64] die Küstenregion
ist dagegen heiß und ungesund. Wo die Bewässerung nicht fehlt, ist der Boden fruchtbar und die Vegetation
reich. Die Bevölkerung
[* 65] (1882: 983,484), unter welcher sich sehr viele Indianer befinden, verteilt sich namentlich auf die
südöstlichen Gegenden des Landes und das Thal
[* 66] des Santiago; die Küstenregion ist fast nur von Negern und Sambos bewohnt.
Fluß in der Walachei, entspringt an der Nordgrenze, östlich vom TörzburgerPaß,
[* 72] fließt, von links durch
Nebenflüsse (Prahowa mit Krikowa und Teleaschna) verstärkt, meist in östlicher Richtung und mündet unterhalb Hirsowa links
in die Donau;
225 km lang. Nach ihm ist ein rumänischer Kreis mit der Hauptstadt Stirbei (Kalarasch) benannt.
(franz., spr. schalu-), Vorrichtungen, welche
dazu dienen, Fenster oder Thüren durch sich gegenseitig deckende Stäbe, Brettchen oder Platten so zu schließen,
daß das Eindringen der Sonnenstrahlen sowie der Einblick Unberufener von außen abgehalten, dagegen Luft und Licht
[* 75] eingelassen
werden. Bei Gefängnissen hindern J. durch eine umgekehrte Stellung der Brettchen das Hinaussehen. Die Platten der J. bestehen
aus Holz,
[* 76] Eisen,
[* 77] Zink, in seltenen Fällen auch aus Glas.
[* 78] Die J. dienen als Ersatz der Fenster in Räumen, in
denen Luft und Licht fortwährend eindringen, Sonne,
[* 79] Regen etc. abgehalten werden sollen. Diese J. sind in einem mit der Wand derFenster- oder Lukenöffnung fest verbundenen Rahmen befestigt (Blendrahmen oder Futter), in diesen werden Nuten eingestemmt und
in diese wieder
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mit einer Neigung nach außen 8-15 cm breite, 1,5-2 cm dicke Brettchen eingepaßt. Bei der einfachsten Form sind diese Brettchen
unbeweglich (Persiennes). Bei Wohnhäusern wird diese Form nur in warmen Klimaten angewendet, häufig dagegen bei Schuppen,
Trockenböden, Glockenböden in Türmen, Räumen, aus denen Dämpfe abziehen sollen, etc. Bei Wohnhäusern werden
in der Regel bewegliche Jalousieladen als zweiter Verschluß der Fenster benutzt. Bei diesen sind die einzelnen Brettchen durch
eine Stellstange verbunden, so daß man die Neigung der einzelnen Brettchen regulieren und den zwischen denselben befindlichen
Zwischenraum vergrößern oder verkleinern kann.
Vollkommen geschlossen, überdecken sich die einzelnen Brettchen gegenseitig etwa 2,5
cm und bilden so förmliche Laden. Die Zug- und Rolljalousien (Jalousie-Rouleaus) lassen sich mittels eines Mechanismus hinaufziehen
oder herunterlassen, oder sie werden auf einer oben am Fenster oder der Thür befindlichen Walze auf- und abgewickelt. Die Zugjalousien
bestehen aus ca. 3-4 mm starken und 60-70 mm breiten Holzbrettchen, welche auf Gurten befestigt sind, die
an beiden Enden in Drahtführungen gehen. Eine Doppelschnur dient dazu, die einzelnen Brettchen nach Belieben in eine mehr
oder weniger schiefe oder horizontale Lage zu bringen. Sind die J. ganz hinaufgezogen, so liegen die Brettchen hinter einer
am obern Ende des Fensters angebrachten Schutzblende aus Holz oder Blech. - Bei den Rolljalousien (Rollladen)
werden Stäbe auf Stoff aufgeleimt oder an Stahlbändern befestigt, entweder so, daß sie ganz dicht nebeneinander liegen, oder
daß zwischen denselben kleine Zwischenräume bleiben, um Licht und Luft durchzulassen.
Sie bewegen sich in zwei lotrechten, seitlich in feststehenden Blendrahmen angebrachten Falzen und werden
mittels eines Riemens und einer Riemenscheibe auf einer Welle auf- oder abgewickelt. Sollen diese Rolljalousien oder Rollladen
zum sichern Verschluß von Thüren und Fenstern bei Verkaufslokalen dienen, so verwendet man zu denselben Stahlplatten oder
Wellblech.
[* 81] Fensterjalousien besitzen wohl Vorrichtungen, mittels deren man sie wie Markisen schräg stellen kann.
(Jalpuch), linker Nebenfluß der untern Donau, entspringt in Bessarabien, südwestlich von Kischenew, fließt
in südlicher Richtung dem Pruth parallel und mündet in der südlichen Moldau in den 50 km langen, aber nur 230 qkm großen
Jalpuschsee, der bis hart an die Donau reicht und durch Sümpfe sein Wasser zu ihr entläßt.
(spr. dschalut), die größte und wichtigste der Marshallinseln in der Südsee, zur Ralikkette gehörig, eine
ausgedehnte, sehr unregelmäßig gebildete und von vier Kanälen durchschnittene Korallenbank, die sich um eine 30 km breite
und 80 km lange Lagune zieht, und auf der 55 kleine Eilande zerstreut sind mit einem Areal von 90 qkm (1,6
QM.) und etwa 1000 Einw. Die Produkte sind hauptsächlich Kokosnüsse, dann Pandanus und Brotfrucht; das Meer ist zuzeiten außerordentlich
reich an Fischen. J. ist seit 1876 Hauptquartier des deutschen Handelshauses
Hernsheim, welches von hier aus Faktoreien auf den
übrigen Marshallinseln, im Neubritannia-Archipel und auf den Karolinen bewirtschaftet.
Die Deutsche
[* 83] Handels- und Plantagengesellschaft hat hier gleichfalls eine Faktorei. Zwischen den beiden deutschen Niederlassungen
liegt das Dorf der Eingebornen. Das Deutsche Reich ließ sich 1878 von den eingebornen Häuptlingen den Hafen von J. als Kohlenhafen
abtreten mit der Bedingung, daß keiner andern Nation gleiche oder ähnliche Rechte zugestanden werden sollten;
zugleich erhielt J. eine Flagge schwarz, weiß, rot, fünffach gestreift. Später wurde hier ein deutsches Konsulat errichtet
und die deutsche Flagge auf J. geheißt. Der Verkehr ist außerordentlich schnell gestiegen; 1877 liefen 56 Segelschiffe
ein (31 deutsche von 3651 Ton.), 1885 schon 102 Schiffe
[* 84] von 12,487 T. (deutsche 38 Schiffe von 4160 T.).
Die Insel wurde 1809 von Patterson entdeckt und Bonham genannt. Vgl. Marshallinseln.
(Yama), ind. Gottheit, in den Liedern des Weda der erste Mensch, welcher starb und uns den Weg zum Jenseits zeigte,
wurde daher in der spätern indischen Mythologie zum Gotte der Unterwelt und Richter der Toten, der durch
seine Boten die Seelen aus den Leichnamen ziehen und mit Stricken gebunden zu sich führen läßt, die besonders frommer Menschen
aber auch selbst holt. Abgebildet wird er in schrecklicher Gestalt, mit einem Halsband von Totenköpfen, verzerrten Gesichtszügen,
mehreren Armen, schwer bewaffnet, auf einem vierfach gehörnten, schwarzen Büffel reitend, auch mit einer Wage
[* 85] und einer Fackel
in der Hand.
in ungemein günstiger
Lage für den Handel, wird von Haïti
[* 87] durch die 185 km breite Windwardpassage geschieden, liegt 150 km südl. von Cuba, 960 km
nördlich von Colon (Panama)
[* 88] und hat von ihrer östlichen Spitze, MorantPoint, bis zum Negril Point eine Länge von 225 km. Die
Nordküste ist steil, die Südküste mannigfaltiger gestaltet und von gefährlichen Riffen umgeben, doch
zählt man 16 gute Häfen und 30 mehr oder weniger gedeckte Reeden. Das Innere ist ein malerisches Hügelland, welches in den
dicht bewaldeten BlauenBergen
[* 89] eine Höhe von 2236 m erreicht.
Ausgedehntere Alluvialebenen von ungemeiner Fruchtbarkeit kommen nur in einigen Flußthälern vor. Plutonische Gesteine
bilden die Grundlage der Insel. Sie werden bedeckt und umlagert von tertiären Kalksteinen, Kreidefelsen und metamorphischen
Gesteinen. Ein erloschener Vulkan, 223 m hoch, liegt an der Nordostküste. Wertvolle Metalle (Kupfer, Silber, Blei,
[* 90] Zink etc.) kommen
vor, aber nicht in hinreichender Menge, daß sich der Bergbau lohnen würde. Die Insel ist gut bewässert,
aber von den 114 Bächen und Flüßchen, welche sich ins Meer ergießen, ist nur der Black River auf eine kurze Strecke schiffbar.
Das Klima zeichnet sich durch Gleichmäßigkeit aus. Zu Kingston ist die mittlere Temperatur des Jahrs 26° C. mit einem Unterschied
von 3,1° zwischen dem kältesten und wärmsten Monat; für Newcastle,
[* 91] 1211 m ü. M., sind die bezüglichen
Zahlen 19,4° und 3,9° C. Eis
[* 92] bildet sich nur auf den höchsten Gipfeln. Die Regenmenge beträgt in Kingston jährlich 1220 mm,
in Newcastle 900 mm und ist am beträchtlichsten im Mai undOktober. Nur zuweilen (zuletzt kommen
heftige Orkane vor. J. hat ein Areal¶
mehr
von 10,859 qkm (197,2 QM.) und (1881)
580,804 Einw., nämlich 14,433 Weiße, 109,946 Mulatten, 444,186 Schwarze und 12,240 Kulis. Im J. 1830 (also zur Sklavenzeit)
zählte man erst 402,000 Einw., und 1861-81 ist die Bevölkerung um 32 Proz. gewachsen (Weiße 4,4 Proz., Farbige 36, Schwarze 28 Proz.).
Im Innern hausen noch Maronneger, die Nachkommen der den Spaniern entsprungenen Negersklaven. Kulis sind
seit 1861 eingeführt worden, aber ohne den von den Pflanzern erhofften Erfolg.
Nahrungspflanzen
[* 95] sind: Kassawen, Bataten, Mais, Brotfrüchte, Kürbisse, Erbsen, Bohnen, Arrowroot, Gemüse. Auch Cinchonapflanzungen
hat man angelegt. Die Viehzucht ist sehr zurückgegangen. 1883 zählte man 45,969 Pferde, 84,206 Rinder, 20,000 Schafe, 9000 Schweine.
Die Ausfuhr hatte 1884 einen Wert von 1,483,983, die Einfuhr von 1,568,639 Pfd. Sterl.,
und Schiffe von 969,549 Ton. Gehalt liefen in den Häfen der Insel vom Ausland ein. Ausgeführt wurden 588,523
Ztr. Zucker (1806: 2,152,114 Ztr.), 92,524 hlRum (1806: 186,856 hl), 48,357 Ztr. Kaffee (1814: 340,456 Ztr.), 15,705 Ztr. Ingwer
(1826: 29,240 Ztr.), 110,471 Ztr. Piment (1830: 65,439 Ztr.), Rotholz etc. Die Hauptartikel der Einfuhr sind: Mehl,
[* 96] Fische,
[* 97] Baumwollwaren.
Fast alle Einfuhrartikel zahlen Zoll, meist 12½ Proz. ad val.; nur Maschinen, Steinkohlen, Steinsalz und
Bücher sind frei, und für Kaffee, Rum, Zucker und Holz wird ein Ausfuhrzoll erhoben. Der Verkehr ist am lebhaftesten mit England,
den Vereinigten Staaten
[* 98] und Kanada. Bis 1866 erfreute sich J. einer Repräsentativerfassung, deren Resultate indes so trauriger
Art waren, daß sich die Regierung gezwungen sah, dieselbe, mit Einwilligung der Stände, zu beseitigen.
Die Folgen zeigten sich bald in den günstigern Finanzverhältnissen der Insel, so daß die Ausgaben (1883-1884: 562,585 Pfd. Sterl.)
seit langer Zeit wieder durch die Revenue gedeckt wurden und die Kolonialschuld (1884: 1,243,899 Pfd. Sterl.) vermindert
werden konnte. Hauptstadt der Insel ist Spanishtown, die größte Stadt aber Kingston. Die Caymans und Navassa
(s. d.) sowohl als die Turksinseln unterstehen dem Gouverneur von J.
Die Insel J. wurde von Kolumbus auf seiner zweiten Reise entdeckt und Santiago genannt. Auf seiner vierten Reise 1503 litt
er an der KüsteSchiffbruch und bewog die Indianer durch Voraussagung einer Mondfinsternis,
[* 99] ihn mit Lebensmitteln
zu unterstützen. 1509 wurde die Insel von den Spaniern in Besitz genommen, und bereits 1560 war die Urbevölkerung fast gänzlich
ausgerottet. Seit 1545 stand J. unter den Nachkommen Kolumbus', bis die männliche Linie derselben ausstarb und die Statthalterschaft
durch weibliche Deszendenz an das HausBraganza kam.
Als dieses 1640 sich des Throns von Portugal bemächtigte, zog Spanien die Statthalterschaft ein. Schon 1655 wurde indessen J.
von den Engländern eingenommen und 1659 ihnen förmlich abgetreten. Von da ab war die Insel, die nun den Namen J. (»Wald- und
Wasserland«) erhielt, der Hauptbesitzpunkt englischer
Macht in den westindischen Gewässern. Hartnäckige
Kämpfe mit den Maronnegern (entlaufenen Sklaven) im Innern der Insel wurden erst 1795 beendet. Seit 1807 hörte die Einfuhr
der Sklaven auf, nachdem 1700-1786 etwa 600,000 Sklaven dahin gebracht worden waren; am endlich wurden alle Sklaven
für frei erklärt und den ehemaligen Besitzern eine Entschädigung von 394 Mk. pro Kopf bezahlt.
Seit jener Zeit verarmte die einst wohlhabende Insel, und der Notstand ward noch in jüngster Zeit durch den Negeraufstand
von 1865, der mit blutiger Strenge niedergeschlagen wurde, erhöht. Die frei gewordenen Neger, welche sich den harten Bedingungen
der bisherigen Sklavenhalter nicht unterwerfen wollten, hatten zum großen Teil die Arbeit auf den Plantagen
verlassen und sich im unangebauten Innern der Insel angesiedelt. Die Plantagenbesitzer, hierdurch und durch die freihändlerische
Zollgesetzgebung des Mutterlandes vom wirtschaftlichen Ruin bedroht, suchten die Neger mit Hilfe der Gerichte von dem okkupierten
Grundbesitz zu vertreiben, was in PortMorant auf der Ostseite von J. im Oktober 1865 einen Aufstand hervorrief.
Die Pflanzer und auch der GouverneurEyre betrachteten denselben als eine günstige Gelegenheit, die Neger zu züchtigen, erklärten
den Belagerungszustand und wüteten nun auf das furchtbarste unter Schuldigen und Unschuldigen. Außer zahlreichen im Kampf
oder ohne Urteil Erschossenen wurden 330 Neger, darunter auch ein Mitglied des Unterhauses von J., Gordon,
hingerichtet, über 600, worunter auch Frauen, gepeitscht und zu schweren Kerkerstrafen verurteilt, mehr als 1000 Häuser eingeäschert.
Eyre ward allerdings von der englischen Regierung abberufen, jedoch nicht bestraft; die von SirHenry Storks geleitete Untersuchung
der vorgefallenen Gewaltthaten verfuhr sehr mild, indes wurde eine Besserung der Verhältnisse auf der
Insel durch eine im Oktober 1866 erteilte neue Verfassung angebahnt. Gegenwärtiger Gouverneur ist Sir H. W. Norman.
Dec. (Jambobaum, Jambusenbaum), Gattung aus der Familie der Myrtaceen, schöne, immergrüne
Bäume mit kurzstieligen, hell punktierten, gegenständigen Blättern, in wenigblumigen Afterdolden stehenden, ansehnlichen
Blüten und großen, eßbaren Früchten.
J. vulgarisDec. (Eugenia Jambos L.), auf den ostindischen Inseln wild wachsend und allenthalben
in den Tropengegenden, auch auf Madeira
[* 100] kultiviert, ist ein schöner, immergrüner Baum von 6-12 m Höhe,
trägt kugelige, blaßgelbe, rosenrot angeflogene, von dem grünen Kelch gekrönte, wohlriechende und wohlschmeckende Früchte,
welche als Rosenäpfel sehr geschätzt sind und wie die in Zucker eingemachten, weinsäuerlich riechenden Blüten auch bei
fieberhaften Krankheiten verabreicht werden. J. domestica Rumph (J. malaccensisDec.), ein niedriger Baum, auf den ostindischen
Inseln, auf den Antillen und in Brasilien¶