Scaliger entstanden ist, und das von
Muratori
(»Novus thesaurus veterum inscriptionum«,
Mail. 1739-42, 4 Bde.). Streng wissenschaftliche
Bearbeitung und Verwertung der I. für die
Zwecke der
Altertumskunde haben für die lateinischen zuerst hautsächlich ^[richtig:
hauptsächlich] zwei
Italiener angebahnt und begründet:
GaetanoMarini aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. und
BartolommeoBorghesi aus dem 19. Jahrh. Für die griechischen I. wurde der eigentliche Schöpfer und
Begründer der epigraphischen
DisziplinAugustBöckh (s. d.). Auf seine Veranlassung unternahm die
Berliner
[* 2]
Akademie der
Wissenschaften
die Herausgabe sämtlicher griechischer I. in dem
»Corpus inscriptionum graecarum«.
Die Bearbeitung besorgte
Böckh anfangs allein, später unter Mitwirkung von
ErnstCurtius und
Kirchhoff,
und mit dem 4.
Band
[* 3] (Berl. 1856-59; Bd. 1 erschien
1825) war das Werk vorläufig abgeschlossen. Die darauf durch zahlreiche
Ausgrabungen und
Reisen erfolgte außerordentlich
bedeutende
Bereicherung des inschriftlichen
Materials hat den
Plan zu einer neuen Sammlung veranlaßt, und fürs erste ist die
der attischen I. in
Angriff genommen worden. Von dieser, dem
»Corpus inscriptionum atticarum«, sind bis
jetzt 4
Bände (bearbeitet von
Kirchhoff,
Köhler und
Dittenberger, Berl. 1873-82) erschienen, welchen sich eine Sammlung der
ältesten griechischen I. nicht attischen Fundortes: »Inscriptiones graecae antiquissimae«,
von
Röhl anschließt.
Außerdem sind in dem großen von denFranzosen Le
[* 4]
Bas und
Waddington herausgegebenen Werk
»Voyage en
Grèceet enAsieMineure« zahlreiche griechische I. publiziert. Neben andern Inschriftwerken, in welchen der Bestand einzelner
Museen niedergelegt ist, kommen für die griechischen I. noch zahlreiche
Zeitschriften in Betracht, namentlich die vom kaiserlich
deutschen archäologischen
Institut herausgegebenen »Mitteilungen« und das von der
französischen
Schule in
Athen
[* 5] publizierte
»Bulletin de correspondance hellénique«. Eine für Studienzwecke empfehlenswerte
Auswahl bietet
Dittenbergers »Sylloge inscriptionum graecarum« (Leipz.
1883).
Eine allgemeine Sammlung der lateinischen I. beabsichtigte im Anfang der 40er Jahre die
PariserAkademie, doch kam der
Plan
nicht zur Ausführung. Aufgenommen und durchgeführt hat auch diesen
Gedanken die
BerlinerAkademie der
Wissenschaften und dem
»Corpus inscriptionum graecarum« ein
»Corpus inscriptionum latinarum« zur Seite gestellt. Die
Seele dieses
Unternehmens war
Th.
Mommsen (s. d.), welcher den
Plan entworfen, die Bearbeitung geleitet und zum großen Teil selbst ausgeführt
hat. Zu
Grunde gelegt ist, wie bei den griechischen I., die geographische
Einteilung, so daß die inschriftlichen
Denkmäler einer jeden Stadt vereinigt sind.
Das Werk geht in nächster Zeit seiner Vollendung entgegen. Bei dem für eine kritische Herausgabe notwendigen
Prinzip, für
alle noch vorhandenen
DenkmälerAbschrift durch einen Sachkundigen zu erhalten, für die nicht mehr vorhandenen aber die letzten
Originalabschriften aufzufinden, um danach den ursprünglichen
Text wiederherzustellen, war es nötig,
alle
Bibliotheken zu durchsuchen und die nach
Tausenden von Nummern zählende gesamte gedruckte und handschriftliche Litteratur
durchzuarbeiten.
Erschienen sind bis jetzt Bd. 1 (Berl.
1863), enthaltend die I. aus der Zeit der
Republik, bearbeitet von
Mommsen (dazu ein von
Fr. Ritschl herausgegebener
Tafelband, welcher die noch vorhandenen
Denkmäler dieser Zeit in
Faksimiles gibt);
Bd. 2 (das. 1869), mit den I. von
Spanien,
[* 6] bearbeitet von E.
Hübner;
Bd. 14, mit den I. der Umgegend von
Rom, von H.
Dessau.
[* 12]
Für die christlichen I. der Stadt
Rom tritt als
Ersatz ein das besondere Werk von
de Rossi (s. d.), der in einem
Band bisher
die zeitlich bestimmten herausgegeben hat. Ein
Supplement zu dieser Sammlung der lateinischen I. bildet
die »Ephemeris epigraphica«, herausgegeben von
Henzen,
Mommsen,
de Rossi u. a. (bis jetzt 6 Bde.
Berl. 1872-85). Zur Einführung in das
Studium der lateinischen I. bestimmt ist die Sammlung von G.
Wilmanns (»Exempla inscriptionum
latinarum«, Berl. 1873, 2 Bde.).
Von derAkademie der
Wissenschaften zu
Paris
[* 13] herausgegeben, erscheint zur Zeit auch ein
»Corpus inscriptionum
semiticarum« (Par. 1881 ff.); römische I. in
Algerien
[* 14] gab
LéonRenier heraus (das. 1886). - Über die altpersischen Keilinschriften
in
Asien s.
[* 15]
Keilschrift; die hieroglyphischen I. in
Ägypten
[* 16] s.
Hieroglyphen; die etruskischen in
Italien
[* 17] s.
Etrurien.
Der
Mund
[* 1]
(Fig. 1-4) ist von den Kauwerkzeugen umgeben. Man unterscheidet die
unpaare Oberlippe, welche den
Mund von vorn her bedeckt, u. drei
Paar seitlich bewegliche
Kiefer, nämlich den rechten und den
linken Oberkiefer (Mandibel), rechten und linken
Unterkiefer
(Maxilla) und die aus der Verschmelzung von zwei
Kiefern hervorgegangene
Unterlippe, welche den
Mund von hinten verschließt. Die Oberkiefer sind meist sehr kräftig gebaut und
haben keinen
Taster, während die übrigen
Kiefer je einen solchen
(Kiefer-, resp. Lippentaster) tragen.
Diese Grundform der Freßwerkzeuge ist jedoch nur bei den beißenden und kauenden I. (z. B.
bei den
Käfern) vorhanden, erleidet hingegen bei den stechenden, saugenden und leckenden mehr oder weniger
große Abänderungen. So sind bei den
Hautflüglern die
Unterkiefer sowie die Unterlippe zum Auflecken von
Flüssigkeiten stark
verlängert; bei den
Schmetterlingen legen sich die
Unterkiefer zu einem
Rüssel zusammen, während die übrigen Teile fast
ganz verkümmern; bei den Zwei- und
Halbflüglern sind die
Kiefer meist zu Stechorganen, die Unterlippe
dagegen zu
¶
mehr
einem Saugrüssel umgewandelt. (S. im einzelnen bei den betreffenden Ordnungen.) Der Brustkasten (Thorax) wird aus drei Segmenten,
dem Pro-, Meso- und Metathorax, gebildet, doch schließt sich dem letztern mitunter noch der erste Hinterleibsring fest an.
Jedes Segment besteht aus mehreren Stücken. An den Beinen, von denen jeder Brustring ein Paar trägt, und
die je nach ihrer Verwendung als Lauf-, Schwimm-, Grab- etc. Werkzeuge
[* 21] verschiedene Gestalt zeigen, unterscheidet man fünf Abschnitte,
nämlich Hüfte, Schenkelring, Schenkel, Schienbein und Fuß; letzterer endet mit Krallen oder Klauen oder Haftlappen etc. Die gleichfalls
am Thorax entspringenden Flügel finden sich nur am ausgebildeten Insekt vor und gehen vom Rückenteil
des Meso-, resp. Metathorax als Vorder-, resp. Hinterflügel
aus.
Vielfach kommt jedoch nur ein Paar zur völligen Entfaltung, während das andre klein bleibt oder ganz eingeht. Auch völlig
flügellose I. sind bekannt (Wanze, Laus etc.), oder es sind bei derselben Art geflügelte Weibchen neben ungeflügelten Männchen,
und auch umgekehrt, vorhanden. BeimFlug bilden entweder durch besondere Hakenvorrichtungen Vorder- und
Hinterflügel derselben Seite ein Ganzes, oder das Insekt bedient sich überhaupt nur eines Paars, indes das andre als sogen.
Deckflügel (Elytren) in der Ruhe die zartern eigentlichen Flügel schützt.
Die Flügel sind ihrer Entstehung nach nichts als plattgedrückte Hautausstülpungen (Hautblasen) und
bestehen daher aus zwei eng aneinander liegenden Platten, die auf der Außenseite mit Härchen oder Schuppen (bei Schmetterlingen)
bedeckt sein können. Zwischen den Platten verlaufen die Tracheen
[* 22] und Nerven
[* 23] für den Flügel und zeichnen sich auf der Oberfläche
als sogen. Rippen oder Adern ab, deren Anordnung von den Systematikern zur Unterscheidung der Gattungen und
Arten benutzt wird.
Bei den Fliegen
[* 24] und Mücken, den sogen. Zweiflüglern, sind die Hinterflügel in kleine, gestielte Bläschen,
die Schwingkölbchen oder Halteren (s. d.), umgewandelt.
Der Hinterleib (Abdomen), an welchem bei den erwachsenen Tieren die Beine fehlen, besteht aus höchstens zehn Leibesringen, von
denen jeder wieder aus einem Rücken- und Bauchteil zusammengesetzt ist. Alle diese Teile sind durch weiche,
dehnbare Gelenkhäute verbunden, so daß der Hinterleib einer starken Ausdehnung,
[* 25] wie sie z. B. beim Weibchen in der Trächtigkeitsperiode
stattfindet, fähig ist. An den hintern Segmenten befinden sich oft allerlei Anhänge um den After oder die
Geschlechtsöffnung herum, welche als Legescheiden, Legebohrer, Giftstachel
[* 20]
(Fig. 5), Afterzangen
etc. dienen; es sind entweder umgewandelte Segmente selbst oder deren Gliedmaßen.
Der After liegt stets am Ende des letzten Ringes, die Geschlechtsöffnung einige Ringe mehr nach vorn auf der Bauchseite. Die
Haut
[* 26] der I. besteht aus einer einzigen Lage dünner, weicher Zellen und der von diesen abgeschiedenen Chitinschicht,
die dünn bleiben, aber auch große Dicke und Härte erlangen kann. Kalksalze, die bei dem Hautpanzer der Krebse eine so große
Rolle spielen, tragen hier nur selten zur Erhöhung der Hautfestigkeit bei. Die Färbung der Haut ist äußerst mannigfaltig
und wird teils vom Chitin, teils von der Zellenschicht darunter bedingt; sehr häufig liegt ihr aber kein
wirklicher Farbstoff, sondern nur eine Interferenz des Lichts zu Grunde (z. B. bei den Prachtkäfern). Von den innern Organen erlangt
der Verdauungskanal
[* 20]
(Fig. 5) meist eine hohe Ausbildung. Der zwischen den Mundteilen liegende Schlund, in welchen die
oft umfangreichen Speicheldrüsen münden, führt in eine meist enge Speiseröhre, welche in der Brust gelegen
Fig. 3. Mundteile von Anthophora retusa (Hautflügler).
[* 28]
Fig. 4. Mundteile
der Schabe (Blatta), Ordnung der Geradflügler.
[* 29] Unterlippe deutlich aus zwei Hälften zusammengesetzt. A Antennen, G1 Zunge, H Stechborste, Lb Unterlippe, Lbr Oberlippe, Lt Lippentaster (Labialtaster), Md Mandibeln, Mx Maxilla (Rüssel), Mxt Maxillartaster,
O Augen, Oc Nebenaugen, Pg Nebenzungen.]
¶
mehr
ist und sich am Ende häufig in Form eines Ballons (Kropfes) erweitert. Es folgt dann im Hinterleib der eigentliche Magen
[* 31] (Chylusmagen),
der aber häufig nicht scharf nach vorn und hinten abgegrenzt ist, und darauf der Darm.
[* 32] Bei manchen Raubinsekten schiebt sich
zwischen Kropf und Chylusmagen ein Vor- oder Kaumagen ein, dessen kräftige muskulöse Wandung innen mit
dickem Chitin überzogen und mit stärkern Leisten, Zähnen und Borsten besetzt ist. Schlund, Speiseröhre und Kaumagen gehören
ebensogut wie der Enddarm der äußern Haut an, sind nur Einstülpungen derselben und wechseln bei den Häutungen (s. unten)
ihre Chitinbekleidung.
An der Grenze von Magen und Darm münden in letztern eine Anzahl (vier oder mehr, selbst Hunderte) langer,
fadenförmiger Blindschläuche, die sogen. Malpighischen Gefäße (s. d.), welche harnartige Stoffe absondern und daher die
Nieren der I. vorstellen
[* 30]
(Fig. 5). Dicht beim After sind manchmal noch besondere Drüsen vorhanden, deren ätzendes oder übelriechendes
Sekret ebensowohl wie der manchmal willkürlich entleerte Kot als Verteidigungswaffe dient. Andre in der
Haut gelegene Drüsen sind die Wachsdrüsen, die namentlich bei gewissen Cikaden den Leib mit flockigem Wachs (Puder) einhüllen.
Ferner sind hier noch die Spinndrüsen zu nennen, zwei lange, im Hinterleib liegende Blindschläuche, deren Ausführungsgang
auf der Unterlippe mündet und ein bei Zutritt der Luft zu einem Faden
[* 33] gerinnendes Sekret absondert. Diese
Fäden dienen zur Befestigung von Geweben und Hüllen, welche den Larven und ganz besonders den Puppen zum Schutz dienen (s. unten).
Bei Wanzen finden sich in Brust oder Hinterleib eigentümliche Stinkdrüsen vor. Endlich besitzen viele Weibchen von Hautflüglern
im Hinterleib Giftdrüsen
[* 30]
(Fig. 5), deren in einer besondern Blase aufbewahrter Saft durch Muskeldruck
auf dieselbe in den Giftstachel entleert und so in die Stichwunde gebracht werden kann. (In ähnlicher Weise fließt bei manchen
saugenden I. der Speichel aus den Speicheldrüsen in die mit den Kiefern gemachte Wunde.) Der Zirkulationsapparat ist auf
ein Herz in der Mittellinie des Hinterleibsrückens beschränkt, welches durch Quereinschnürungen in Kammern geteilt ist und
sich in ein durch Brust und Kopf hindurchziehendes Rohr, die Aorta, verlängert.
Das meist farblose Blut, welches konstante Blutzellen enthält, strömt durch seitliche Öffnungen in die Kammern ein, wird
durch Zusammenziehung des Rückengefäßes aus der einen in die andre Kammer,
endlich in die Aorta getrieben,
ergießt sich dann frei in den Leibesraum und strömt von da in den Lücken zwischen den Organen wieder zum Herzen. Diese Vereinfachung
des Zirkulationsapparats erklärt sich aus der ausgedehnten Verbreitung und reichen Verästelung der Respirationsorgane, welche
sich als luftführende Röhren,
[* 34] Tracheen (s. d.), in allen Organen verzweigen und ihren Luftbedarf durch
spaltförmige Öffnungen in der Körperhaut (Atemlöcher, Stigmen) erhalten.
Die Stigmen liegen auf der Grenze zweier Körperringe, fehlen aber stets am Kopf; der Thorax besitzt meist zwei, das Abdomen
höchstens acht Paare. Wasserbewohnende Larven von Käfern, Fliegen etc. haben aber oft nur zwei Stigmen
am Ende des Hinterleibes oder auch gar keine Stigmen (sogen. geschlossenes Tracheensystem); in letzterm
Fall geschieht die Aufnahme der im Wasser gelösten Luft in die Tracheen entweder durch besondere blattartige oder fadenförmige
Kiemen (Tracheenkiemen), oder durch den Darm, oder endlich durch die gesamte Körperhaut.
Bei guten Fliegern befinden sich an den Tracheen besondere kleine Säcke (Tracheenblasen), die vor dem
Flug voll Luft gepumpt werden. Ein eigentümliches Organ ist der Fettkörper (corpus adiposum), der sich besonders reichlich
während der Larvenzeit unter der Haut in den Zwischenräumen zwischen den Eingeweiden vorfindet und aus Haufen fetthaltiger
Zellen besteht, zwischen und an welchen sich zahlreiche, überaus feine Tracheen verästeln. Er ist wahrscheinlich
zunächst als Magazin von Reservestoffen zu betrachten, die bei der Ausbildung des vollkommenen Insekts zur Anlage neuer Körperteile
und zum Wachstum der Geschlechtsorgane benutzt werden. In ihrem Bau schließen sich dem Fettkörper die Leuchtorgane der Leuchtkäfer
(Lampyriden) an, paarige, zarte Platten an der Bauchfläche verschiedener Hinterleibssegmente, welche
teils aus blassen, eiweißreichen, teils aus körnchenreichen harnsäurehaltigen Zellen bestehen, zwischen denen sich Tracheen
und Nerven in äußerst reichen Verzweigungen ausbreiten. Die Vorgänge, unter denen das Leuchten stattfindet, sind noch nicht
genau bekannt.
Körpersegment samt Anhängen (Beinen etc.) versorgt. Im Thorax sind also drei vorhanden, im Hinterleib aber höchstens nur
acht, da das letzte einen Komplex mehrerer im Embryo noch getrennter Ganglien darstellt. Bei andern I. verschmelzen dann die
Hinterleibsganglien mehr und mehr miteinander und endlich auch mit den drei Brustganglien, so daß im
extremsten Fall der Verkürzung der Bauchkette nur eine einzige in der Brust befindliche Nervenmasse existiert. Das im Kopf gelegene
Gehirn ist besonders in seiner obern Partie (dem Oberschlundganglion O) stark ausgebildet, am vollkommensten bei den seelisch
am höchsten stehenden Hautflüglern; es entsendet die Sinnesnerven und scheint der Sitz der seelischen
Thätigkeiten zu sein.
Die untere Gehirnpartie (das Unterschlundganglion U) versorgt die Mundteile mit Nerven und scheint die Bewegungen zu regeln.
Außerdem entspringt vom Gehirn das System der Schlundnerven, und in der Nähe eines Ganglions der Bauchkette zweigen sich Nerven
ab, welche vielleicht dem Sympathicus der Wirbeltiere entsprechen. Von den Sinnesorganen sind Augen sehr
allgemein vorhanden und zu hoher Vollkommenheit ausgebildet; sie kommen als zusammengesetzte oder Netzaugen und als einfache
Punktaugen vor.
Letztere stehen meist zu dreien auf dem Scheitel und heißen deshalb Scheitelaugen
[* 37]
(Fig. 1, 3, 4). Die beiden nur selten fehlenden
oder durch einfache Augen ersetzten Netzaugen, auch wegen der aus vielen einzelnen Flächen (Facetten) bestehenden
Hornhaut facettierte Augen genannt, liegen an beiden Seiten der Stirn und breiten sich nicht selten über einen großen Teil
des Kopfes aus; die Zahl ihrer Korneafacetten erreicht oft mehrere Tausende. Das Sehen
[* 38] mit den Punktaugen geschieht genau so
wie bei den Wirbeltieren, mit den zusammengesetzten Augen jedoch in andrer Weise.
Jede Facette entwirft nämlich nicht ein Bildchen des ganzen Gegenstandes auf der Netzhaut, sondern bildet nur den ihm gerade
gegenüberliegenden Punkt ab; somit erhält das Insekt nur ein einziges, aber aus vielen Punkten mosaikartig zusammengesetztes
Bild des Gegenstandes (vgl. Auge,
[* 39] S. 73). Gehörorgane in Blasenform mit Hörsteinen (Otolithen) im Innern
kommen bei I. nur äußerst selten vor, doch kann die Fähigkeit zu hören nicht bezweifelt werden, und so finden sich denn
auch bei gewissen Heuschrecken
[* 40] entweder am Anfang des Hinterleibesoder an den Vorderbeinen eigentümliche Bildungen vor, die
höchst wahrscheinlich die Tonempfindung vermitteln.
Der
Tastsinn wird vorzugsweise durch die Fühler, die Taster der Mundteile und die Tarsenglieder der Beine, aber auch durch Anhänge
der gesamten Haut, z. B. die Tastborsten am Körper zarter Insektenlarven, vermittelt. Geruchsorgane kommen, wie es scheint,
allgemein verbreitet vor und haben ihren Sitz auf der Oberfläche der Fühler meist in besondern Grübchen.
Zahlreiche I. erzeugen willkürlich Laute und zwar meist durch Reiben von Körperteilen aneinander, z. B. der Schenkel an den
Flügeln oder des einen Flügels am andern (Heuschrecken) oder der Hinterleibsringe an den Flügeldecken (Käfer)
[* 41] etc. Ein trommelartiges
Stimmorgan führen die Männchen der Cikaden am Anfang des Hinterleibes; Maikäfer, Bienen, Fliegen u. a.
besitzen in den Tracheenmündungen besondere dünnhäutige Zungen, welche beim Flug vibrieren und zusammen mit dem Eigenton
der schwirrenden Flügel das Summen hervorbringen.
Die Fortpflanzung der I. ist vorwiegend zweigeschlechtlich. Die männlichen und weiblichen Organe sind durchweg auf verschiedene
Individuen verteilt, korrespondieren aber in ihren Teilen und ihren Lagebeziehungen mit den übrigen
Organen des Körpers. Schon im Embryo werden sie angelegt, entwickeln sich jedoch erst in der letzten Periode des Larvenlebens
oder im Puppenzustand und treten fast immer nur bei dem vollendeten Insekt in Funktion, wenn sie nicht, wie bei den meisten
weiblichen Individuen der gesellig lebenden I., auf einer frühern Entwickelungsstufe stehen bleiben.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich auch äußerlich: gewöhnlich sind erstere schlanker gebaut, mit vollkommenen Sinnesorganen,
größern Fühlern, schönerer Färbung versehen und bewegen sich leichter und schneller. Bisweilen bleiben die Weibchen flügellos
und larvenähnlich, doch kann auch das Verhältnis umgekehrt sein. Von den Geschlechtsorganen selbst sind
die Keimdrüsen (Hode, resp. Eierstock) fast stets paarig, übrigens aber in sehr wechselnder Form und Zahl vorhanden. Samen
[* 42] und Eier
[* 43] gelangen in die paarigen Samen-, resp. Eileiter und werden entweder (nur bei den Eintagsfliegen) direkt nach außen
entleert, so daß also für jedes Geschlecht zwei Geschlechtsöffnungen vorhanden sind, oder treten in
einen unpaaren Gang
[* 44] und von da aus in das gleichfalls unpaare Begattungsorgan (Rute, resp. Scheide) ein. Besondere Drüsen, deren
Saft einen Kitt zur Befestigung der Eier liefert oder zum
Einölen der Geschlechtsorgane bei der Begattung dient, finden sich bei manchen I. vor. Fast allgemein ist im Weibchen ein Behältnis
für den aufgenommenen Samen (receptaculum seminis) vorhanden, in welchem derselbe oft jahrelang lebendig und tauglich bleibt.
Die Befruchtung der
[* 46] Eier findet dann bei ihrem Durchgang durch den Eileiter statt, indem aus jenem Behälter
ein wenig Same austritt. Bei zahlreichen I. entwickeln sich aber auch unbefruchtete Eier teils zufällig, teils regelmäßig
und mehrere Generationen hindurch. So findet sich Parthenogenesis (s. d.) gesetzmäßig
bei gewissen Schmetterlingen und Blattläusen, Bienen, Wespen, Gall- und Blattwespen.
Aus den unbefruchteten Eiern entstehen im allgemeinen beide Geschlechter, bei den in Tierstaaten lebenden
Hymenopteren (Bienen etc.), wie es scheint, nur Männchen. Bei den Blattläusen u. a. folgt auf eine oder mehrere solche eingeschlechtliche
Generationen, während welcher also nur Weibchen vorhanden sind, stets eine zweigeschlechtliche Generation mit Männchen und
Weibchen; die eingeschlechtlichen Generationen selbst können wieder unter sich verschieden sein.
Die dem Ei
[* 47] entschlüpfende Larve ist in der Regel von dem geschlechtsreifen Tier verschieden und wandelt
sich meist erst durch eine Reihe von Häutungen und Metamorphosen in die Form des letztern um. Dieser Übergang vollzieht sich
bei der sogen. unvollkommenen Metamorphose (Halbflügler, Geradflügler) allmählich, auch bleibt dabei das Tier beweglich, frißt,
erhält mit zunehmender Größe Flügelstummel etc. Die Larve besitzt dabei entweder schon annähernd die
gleiche Lebensweise wie das vollendete Insekt, oder weicht auch in dieser Beziehung wesentlich ab und lebt, wie z. B.
die Larven der Eintagsfliegen und Libellen, im Wasser.
Bei der vollkommenen Metamorphose verwandelt sich dagegen die Larve zunächst in eine ruhende, keine Nahrung aufnehmende Puppe
oder Chrysalide, aus welcher nach mancherlei Umformungen der innern Organe das geflügelte Insekt (Imago)
ausschlüpft. Die Larven dieser I. weichen in Gestalt, Lebensweise und Ernährungsart sehr stark von den Geschlechtstieren
ab; auch besitzen sie häufig provisorische Gliedmaßen an Körperteilen, an welchen solche später fehlen.
Wurmförmige Larven ohne Gliedmaßen und auch wohl ohne besondern Kopf heißen Maden, solche mit deutlich
unterscheidbarem Kopf- und Brustabschnitt sowie mit drei PaarFüßen an letzterm Raupen; diese haben häufig am Hinterleib noch
die sogen. Afterfüße. Ganz allgemein nehmen die Larven sehr reichliche Nahrung auf, entwickeln unter wiederholten Häutungen,
von denen sogar die Haut des Vorder- und Hinterdarms betroffen wird, alle Teile des Geschlechtstiers,
lagern namentlich auch in dem mächtig entwickelten Fettkörper das zur weitern Umwandlung nötige Nahrungsmaterial ab und
verpuppen sich dann; hierbei verfertigen sie oft mittels ihrer Spinndrüsen über
oder unter der Erde ein schützendes Gespinst
(Kokon, s. d.) und treten dann unter Abstreifung der Haut in die Gestalt der Puppe ein.
Bei dieser liegen die äußern Körperteile des geflügelten Insekts entweder frei (pupae liberae), oder unter der hornigen
Puppenhaut (pupae obtectae), oder selbst noch unter der letzten Larvenhaut (pupae coarctatae). Während des Puppenstadiums
vollendet sich die Umgestaltung des innern Baues; die Körperbedeckung des geflügelten Insekts gewinnt
an Festigkeit,
[* 48] und endlich arbeitet sich das Tier aus der Puppenhaut hervor, breitet unter lebhafter Einatmung die zusammengefalteten
Teile aus, welche nun völlig erhärten, entläßt den in der frühern Periode angesammelten Harn und ist dann als Imago zur
Fortpflanzung bereit.
Die Lebensweise der I. ist ungemein mannigfaltig. Als Nahrung dienen allerlei pflanzliche und tierische
Stoffe. Da die Zahl der Pflanzenfresser (Phytophagen) unter den I. diejenige der Pflanzenarten sehr beträchtlich übersteigt,
die Individuenzahl der meisten Arten eine sehr ansehnliche und der Nahrungsbedarf vieler Larven ein verhältnismäßig großer
ist, so würden die Eingriffe der I. in die Pflanzenwelt bald den Untergang der letztern zur Folge haben,
wenn nicht wieder andre I., welche als Larven im Leib der Pflanzenfresser schmarotzen, in entgegengesetzter Richtung wirksam
einträten.
Auch die Insektenfresser unter den Säugetieren, die Sing- und Klettervögel
[* 49] und manche Reptilien vertilgen die I. in großen
Massen. Für die Pflanzenwelt haben aber die I. noch eine andre Bedeutung, insofern sie bei deren
Befruchtungsgeschäft so wesentlich mitwirken, daß manche Pflanzen bei aller Gunst des Klimas und des Bodens in gewissen Gegenden
nicht fortkommen, weil dort die I. fehlen, welche in der Heimat der Pflanze die Befruchtung besorgen. Pflanzen und I. haben sich
für diese Verhältnisse gegenseitig angepaßt, und so sind für gewisse Pflanzenarten ganz bestimmte
Insektenarten als Befruchter nachzuweisen (weiteres s. Blütenbestäubung,
[* 50] S. 74). Endlich treten die I. auch wirksam bei der
Beseitigung abgestorbener Pflanzen sowie toter Tiere auf. Schädlich werden I. besonders durch Zerstörung von Kulturgewächsen
(s. Waldverderber,
[* 51] mit Tafeln); lästig werden viele den Menschen und höhern Tieren als Parasiten. Direkten
Nutzen gewähren nur wenige, wie Seidenspinner,
[* 52] Bienen, Scharlachläuse, die Spanische Fliege
[* 53] etc.
Die I. nehmen unter den Wirbellosen neben den höhern (zehnfüßigen) Krebsen und den Tintenschnecken
[* 54] (Cephalopoden) die höchste
Stufe ein, wie aus den vielseitigen und oft wunderbaren, auf seelische Lebensäußerungen hindeutenden
Handlungen hervorgeht, welche bei den Vereinigungen zahlreicher Individuen zu gemeinsamem Wirken in sogen.
Tierstaaten (Bienen, Ameisen, Termiten)
[* 55] mit ausgeprägter Arbeitsteilung besonders auffällig werden. Die Zahl der bekannten
Arten beträgt mehr als 200,000, diejenige der wirklich vorhandenen wird aber auf eine Million geschätzt.
Sie finden sich über die ganze Erde bis zu den äußersten Grenzen
[* 56] der Vegetation verbreitet; nach den
Polen zu nimmt die Artenzahl sowie Größe und Farbenpracht der Individuen ab, die Zahl der letztern dagegen vielleicht zu.
Die kleinen, unscheinbaren Arten überwiegen natürlich allenthalben. Bedingt wird die Verbreitung in vieler Beziehung auch
von der Pflanzenwelt. MancheArten verbreiten sich weit durch Wanderungen, die sie einzeln oder scharenweise
unternehmen; andre sind durch
¶
mehr
Kolonialwaren, lebende Pflanzen oder Tiere (als Parasiten) verschleppt, auch direkt, wie die Bienen, übergesiedelt worden. Fossil
finden sich I. bereits in den ältesten Schichten und zwar in so verschiedenen Formen vor, daß schon damals ein großer Reichtum
an ihnen geherrscht haben muß. Zur Steinkohlenzeit scheinen bereits Schmetterlinge
[* 58] existiert zu haben,
obwohl im allgemeinen die Ordnungen der Käfer, Gerad- und Netzflügler vorherrschen (s. auch die Libelle von Solnhofen auf Tafel
»Juraformation
[* 59] I«). Reich an Arten und Individuen sind die Tertiärschichten, aber immer noch finden sich verhältnismäßig
wenige gegenüber dem Reichtum der Gegenwart. Aus dem Miocän sind gegen 1300 Arten bekannt und gehören
fast alle lebenden Gattungen an.
Die Einteilung der I. hat seit den ZeitenLinnés, der sie nach den Flugorganen versuchte, sehr gewechselt; in der Gegenwart
nimmt man auf die natürliche (d. h. Bluts-) Verwandtschaft Rücksicht und ist dabei zu folgenden Ergebnissen gekommen. Die
ältesten I. sind zweifellos diejenigen, bei denen in keinem Lebensalter eine Spur von Flügeln vorhanden
ist; von den übrigen sind die mit beißenden Mundteilen mehr der ursprünglichen Form treu geblieben als die mit saugenden
Mundteilen. Im einzelnen lassen sich allerdings die Beziehungen der Ordnungen zu einander noch nicht genau ermitteln, indessen
ist es doch z. B. ziemlich sichergestellt, daß die Schmetterlinge von den Phryganiden abstammen etc.
Auf Grund dieser Überlegungen lassen sich folgende 10 Ordnungen der I. ausstellen.
1) Flügellose (Aptera, Apteren). Die hierher gehörigen I. werden übrigens häufig als eine Abteilung der Geradflügler aufgefaßt.
Die Litteratur über die Insektenkunde oder Entomologie ist ungemein reichhaltig. Zu nennen sind in erster Linie:
Swammerdam, Bijbel der natuure, of historie der Insekten (Leiden
[* 63] 1737-38);
Réaumur, Mémoires pour servir à
l'histoire des Insectes (Par. 1734-42, 6 Bde.);
Pflanzen (hierzu die Tafel »Insektenfressende Pflanzen«),
eine Gruppe von Gewächsen, hauptsächlich
aus den Familien der Droseraceen, Utrikulariaceen, Sarraceniaceen und Nepentheen, welche Einrichtungen zum Fang von Insekten und
ähnlichen Tieren besitzen und dieselben unter Ausscheidung eines Ferments teilweise auflösen. Die erste
Nachricht über eine derartige Pflanze wurde 1768 von dem amerikanischen Naturforscher Ellis in einem Brief an Linné gegeben
und betraf die Venusfliegenfalle (Dionaea), welche in ihren bei Berührungen lebhaft zusammenklappenden, gewimperten und borstigen
Blättern Insekten fängt und aussaugt.
Diderot legte ihr bereits den Namen einer »fleischfressenden« Pflanze (une plante presque carnivore) bei.
Ein ähnliches Verhalten beobachteteRoth 1779 an den Sonnentauarten (Drosera) unsrer Torfwiesen, deren Blätter reichlich mit
schleimaussondernden Drüsen bedeckt sind und sich ebenfalls, wenn auch langsamer, um das gefangene Insekt schließen. Obwohl
nun diese und spätere Beobachter behauptet hatten, daß die genannten Droseraceen die Insekten oder auch
auf die Blätter gelegte Fleischstückchen vermittelst der ausgeschiedenen Säfte auflösen und verdauen, erregte diese Ansicht
ein allgemeineres Aufsehen doch erst, nachdem Darwin eine Reihe systematischer Beobachtungen und Versuche an diesen Pflanzen begonnen
und deren Ergebnisse gelegentlich in Abhandlungen sowie später (1875) in einem
besondern Buch veröffentlicht hatte.
Zahlreiche Forscher, wie Hooker, Kohn, Morren, Warming, Stein, Kurtz u. a., beschäftigten sich ebenfalls mit dem interessanten
Gegenstand. Gegenwärtig kennt man ca. 350 Arten insektenfressender Pflanzen aus 15 Gattungen, von denen Repräsentanten fast
in keinem Florengebiet der Erde fehlen. Nach der Art der Fangeinrichtung lassen sich Schließfänger, Drüsen-
und Schlauchfänger unterscheiden. Zu der ersten Kategorie gehört die in den Moorgründen von Nord- und Südcarolina einheimische
DionaeamuscipulaL., die eine grundständige Rosette von 5-6 merkwürdig umgestalteten, reizbaren Blättern trägt; oberhalb
des geflügelten Blattstiels steht nämlich eine aus zwei beweglichen
¶