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ansteckende Krankheiten (Pferdestaupe, Brustseuche und Scalma) gerechnet worden sind.
Nach historischen und vergleichend-pathologischen Gründen kann als I. eigentlich nur die Pferdestaupe (s. d.) gelten.
Vgl. Haase, Die I. (Leipz. 1879).
ansteckende Krankheiten (Pferdestaupe, Brustseuche und Scalma) gerechnet worden sind.
Nach historischen und vergleichend-pathologischen Gründen kann als I. eigentlich nur die Pferdestaupe (s. d.) gelten.
Vgl. Haase, Die I. (Leipz. 1879).
(Elektromaschine), eine 1864 fast gleichzeitig von Holtz und von Töpler erfundene Vorrichtung zur Erzeugung größerer Elektrizitätsmengen durch Verteilung (Influenz). Die Holtzsche I. [* 1] (Fig. 1) besteht aus zwei gefirnißten Glasscheiben, von denen die kleinere (B) mittels Kurbel [* 2] und Schnurlauf S um ihre aus Hartkautschuk (Kammmasse) verfertigte wagerechte Achse x gedreht werden kann, deren Zapfenlager in den von vier Glassäulen 1, 2, 3, 4 getragenen, ebenfalls aus Hartkautschuk bestehenden Querbalken kk und hh angebracht sind; die größere feststehende Scheibe A, welche, von gläsernen Querstäben getragen, sehr nahe hinter der drehbaren Scheibe steht, ist an zwei gegenüberliegenden Stellen mit Ausschnitten a und b versehen, an deren Rändern Papierbelege (Armaturen) c und d angebracht sind, von welchen aus Papierspitzen in die freien Räume der Ausschnitte hineinragen.
Vor der drehbaren Scheibe befinden sich, den Papierbelegen der hintern Scheibe gerade gegenüber, zwei messingene Kämme oder Rechen gg und ii, welche ihre Spitzen der Scheibe zukehren, und deren messingene Stiele, durch den Querbalken kk hindurchgesteckt, in den Kugeln f und e endigen. Durch diese Kugeln gehen dicke Messingdrähte, welche nach außen mit isolierenden Handgriffen aus Hartkautschuk, nach innen mit Knöpfen n und p versehen sind, verschiebbar hindurch. Hält man hinter den Papierbeleg c eine durch Reiben mit Katzenfell negativ elektrisch gemachte Hartkautschukplatte H [* 1] (Fig. 2) und dreht die Scheibe B in der Richtung des Pfeils den Papierspitzen bei a und b entgegen, während die Knöpfe n und p miteinander in Berührung sind, so wird zunächst der Papierbeleg c negativ elektrisch, indem seine positive Elektrizität [* 3] durch die Papierspitze gegen die Kautschukplatte ausströmt, während die negative zurückbleibt; sobald dies erreicht ist, wird die Kautschukplatte entfernt.
Die negative Elektrizität des Belegs c wirkt nun verteilend sowohl auf die sich drehende Glasscheibe als auch auf den Messingkamm gg, indem sie in beiden die positive Elektrizität anzieht, die negative zurücktreibt; jene wird dadurch auf der hintern, dem Beleg zugekehrten Seite positiv (+), auf der vordern zunächst negativ (-); da aber in dem die Ekektrizität ^[richtig: Elektrizität] leitenden Messing die Verteilung viel rascher und vollkommener erfolgt als in dem nichtleitenden Glase, so reicht die aus den Spitzen des Kammes gegen die Scheibe strömende positive Elektrizität nicht nur hin, die negative Elektrizität ihrer Vorderseite auszugleichen, sondern auch noch, letztere mit positiver Elektrizität zu beladen.
Der Teil der Scheibe, welcher an dem Kamm gg vorübergegangen ist (in der [* 1] Figur ihre untere Hälfte), ist daher auf beiden Seiten positiv elektrisch. Diese positive Elektrizität, an der in den Ausschnitt b hineinragenden Papierspitze angekommen, zieht aus dieser die negative Elektrizität heraus, hebt sich gegen dieselbe auf und läßt den Papierbeleg d positiv elektrisch zurück; der Erfolg ist derselbe, als wäre die gesamte positive Elektrizität der untern Scheibenhälfte in diesen Beleg übergegangen.
Indem nun die positive Elektrizität des Belegs d auf die drehbare Scheibe und den Messingkamm ii ganz wie vorhin verteilend wirkt und negative Elektrizität aus den Spitzen auf die Scheibe zu strömen nötigt, wird deren obere Hälfte beiderseits mit negativer Elektrizität (-) geladen, welche, an dem Ausschnitt a angelangt, in den Papierbeleg c übergeht und dessen negative Ladung und verteilende Wirkung vermehrt. Da sich dieses Spiel bei jeder Umdrehung wiederholt, so wird die Ladung beider Belege rasch bis zu einer gewissen Grenze gesteigert.
Von den durch die verteilende Wirkung der Belege in die Kämme zurückgetriebenen Elektrizitäten geht die positive vom Kamm ii nach der Kugel p, die negative vom Kamm gg nach der Kugel n; zwischen diesen beiden Kugeln, welche man Elektroden nennt, gleichen sie sich aus. Damit dies bei der anfangs schwachen Ladung möglich sei, müssen die Kugeln beim Ingangsetzen der Maschine [* 4] miteinander in Berührung sein. Man kann übrigens die Maschine und zwar mit sicherm Erfolg auch dadurch laden, daß man die Elektroden gleich anfangs voneinander entfernt und die eine mit der Erde, die andre mit dem Konduktor einer gewöhnlichen Elektrisiermaschine [* 5] in Verbindung setzt; der Vorgang der Ladung ist jetzt gerade der umgekehrte wie vorhin.
Sobald auf die eine oder die andre Weise eine genügende Ladung erreicht ist, was sich durch ein zischendes Geräusch verrät, geht zwischen den auseinander gerückten Kugeln ein prasselnder Funkenstrom über, welcher andauert, solange man die Scheibe dreht. Leitet man die eine Kugel nach der Erde ab, so kann man aus der andern Funken ziehen, wie aus dem Konduktor einer gewöhnlichen Elektrisiermaschine, deren Wirkung übrigens durch die I. bedeutend übertroffen wird. Eine Leidener Flasche [* 6] (s. d.) oder Batterie, deren Belegungen man mit den geöffneten Elektroden in Verbindung setzt, wird in wenigen Sekunden geladen und entlädt sich wieder durch einen zwischen den Elektroden überspringenden Funken. Um statt des andauernden Funkenstroms einzelne stärkere Funken
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. Holtzsche Influenzmaschine.
Fig. 2. Wirkungsweise der Influenzmaschine.] ¶
zu erhalten, kann man auch jede Elektrode mit dem Knopf einer Leidener Flasche und die äußern Belegungen der beiden Flaschen (durch einen Stanniolstreifen Q) unter sich verbinden [* 7] (Fig. 3). Jede Flasche [* 8] lädt sich innen mit der Elektrizität der zugehörigen Elektrode, während die auf dem äußern Beleg abgestoßene gleichnamige Elektrizität durch den Stanniolstreifen nach dem äußern Beleg der andern Flasche wandert, um dort die entgegengesetzte innere zu binden und selbst gebunden zu werden; ist nach kurzer Zeit die hierzu erforderliche Spannung erreicht, so vereinigen sich die Elektrizitäten der innern Belegungen durch einen mit lautem Knall zwischen den Elektroden überspringenden Funken, während die gleichzeitig frei werdenden Elektrizitäten der äußern Belegungen durch den Stanniolstreifen sich ausgleichen. In derselben Weise wie diese zwei Leidener Flaschen wirkt die der Maschine gewöhnlich beigegebene Verstärkungsröhre, eine Glasröhre, welche innen mit einem Stanniolstreifen, außen mit zwei Stanniolringen beklebt ist; mit diesen Ringen wird sie auf die Messingstiele der beiden Kämme gelegt: Die Ringe entsprechen alsdann den innern Belegungen der beiden Flaschen, der innere Stanniolstreifen den miteinander zusammenhängenden äußern Belegungen derselben.
Entfernt man die beiden Elektroden so weit voneinander, daß die auf ihnen angesammelten Elektrizitäten sich nicht mehr ausgleichen können, so fließen sie durch die Kämme auf die Scheibe zurück und vernichten deren Ladung oder kehren sie sogar um. Um das Erlöschen der Maschine bei zu großer Entfernung der Elektroden zu verhindern, sind die überzähligen Kämme tt und vv [* 7] (Fig. 1) an einem lotrechten Träger [* 9] ru von Hartkautschuk angebracht, welche bez. mit gg und ii die zurückgestauten Elektrizitäten aufnehmen und gegen die Scheibe strömen lassen. Das Ausströmen der Elektrizitäten aus den Spitzen der Kämme, von welchem das zischende Geräusch herrührt, ist im Dunkeln sichtbar; die positive Elektrizität erscheint in Form von garbenartigen Lichtbüscheln, welche von den Spitzen des Kammes gg aus auf der Scheibe der Drehungsrichtung entgegen sich ausbreiten, die negative in Form von Lichtpünktchen an den Spitzen des Kammes ii.
Dreht man die Maschine, während sie geladen ist, so fühlt man einen größern Widerstand, als wenn sie nicht geladen ist; was man im erstern Fall an Arbeit mehr zu leisten hat, wird in Elektrizität verwandelt. Verbindet man die Elektroden einer thätigen I. mit den Kämmen einer zweiten, von welcher der Schnurlauf abgenommen ist, und erteilt der Scheibe der letztern einen kleinen Anstoß, so gerät dieselbe in rasche Drehung. Während die erste Maschine Arbeit in Elektrizität verwandelt, wird in der zweiten Elektrizität in mechanische Arbeit umgesetzt.
(lat.), Einfluß haben, einwirken.
folio (lat.), in Folioformat (s. Folio). ^[= (ital., lat. Folium, "Blatt"), Buchformat, bei welchem der Bogen nur in zwei Blätter ...]
folle (lat.), in Bausch und Bogen. ^[= # in der Geometrie ein Teil einer krummen Linie, besonders einer Kreislinie. Derselbe ist stets ...] [* 10]
forma (lat.), in aller Form;
in forma pauperis, als Armensache, nach dem Armenrecht;
in forma probante, in beweisender, rechtskräftiger Form.
(lat.), Unterweisung, Auskunft.
(Informativprozeß, lat. Processus informativus), die vor Verleihung der höhern Kirchenämter, namentlich der Bistümer, durch die römische Kurie veranlaßten Recherchen über die Ordnungsmäßigkeit der Wahl und über die Tauglichkeit des vom Kapitel vorgeschlagenen Kandidaten, welch letzterm sodann bei günstigem Resultat nach feierlicher Verkündigung im Konsistorium die päpstliche Konfirmation erteilt wird.
s. Belehrungsurteil. ^[= (Responsum), Rechtsgutachten, welches jemand zu seiner eignen Rechtsbelehrung ...]
(lat.), Lehrer, namentlich Hauslehrer. ^[= ist nach dem Erlaß des preußischen Kultusministers v. Altenstein vom 30. Okt. ...]
(lat.), unterrichten, in Kenntnis setzen.
(lat.), Unförmlichkeit.
(lat.), Bruch, besonders Vertragsbruch, Bruch eines Bündnisses, Gesetzesübertretung.
(lat.), in der reform. Kirche diejenigen Anhänger der Calvinischen Lehre [* 12] von der Prädestination, welche annahmen, daß Gott seinen Ratschluß der Erwählung erst mit Bezug auf den vorausgesehenen Sündenfall gefaßt habe.
Sie triumphierten 1618 auf der Dordrechter Synode über ihre Gegner, die Ante- oder Supralapsarii, welche in jene Vorausbestimmung Gottes schon den Sündenfall selbst mit einschlossen und dem Dekret der Erwählung zur Seligkeit ein ebenso zeitloses Dekret zur Verdammnis koordinierten.
fraudem creditorum, s. Fraus. ^[= (lat.), betrügerischer, überhaupt rechtswidriger Vorsatz, Arglist, Gefährde; in diesem Sinn ...]
fraudem legis, s. Fraus. ^[= (lat.), betrügerischer, überhaupt rechtswidriger Vorsatz, Arglist, Gefährde; in diesem Sinn ...]
(lat.), Mangel an Besuchern.
(lat.), Abkühlung, Erkaltenlassen.
(lat. Infula), bei den alten Römern eigentümliche Art Kopfbedeckung (auch vitta), bestehend in einer breiten wollenen Binde, welche bald breit um das Haupt gelegt, bald turbanartig gewunden ward, weiß (selten scharlachrot) und an beiden Seiten mit herabhängenden Bändern versehen. Als Zeichen religiöser Weihe und Unverletzlichkeit ward sie gewöhnlich von Priestern und Vestalinnen, später auch von den Kaisern und höhern Magistraten getragen. Auch Schutzflehende legten diese Binde an. Als Zeichen heiliger Bestimmung ward sie den Opfertieren um das Haupt gebunden; auch leblose Gegenstände wurden zum Zweck der Weihe damit versehen. Da eine solche Binde schon im 11. Jahrh. Abzeichen der Geistlichen war, so brauchte man das Wort I. gleichbedeutend mit Priesterornat, Mitra [* 13] (s. d.). Schon im 13. Jahrh. aber wurde I. nur für die von der bischöflichen Mitra sowie von der Kaiserkrone auf den Rücken herabhangenden Bänder, die eigentlich nur den Bischöfen, nicht den Äbten zukamen, gebraucht. Eine Mitra, die Infuln hatte, und ein Abt, der solche führen durfte, hießen infuliert.
(lat.), Trichter;
auch Name der Hohlräume, zu denen sich die Luftröhrenästchen erweitern, und an welchen die Lungenbläschen aufsitzen.
(lat.), eingießen.
(lat., »Eingießung«),
das Einspritzen von gelösten Arzneisubstanzen in eine Vene des Körpers, eine veraltete, nur in der Tierheilkunde noch gebräuchliche Operation.
Sie ist durch die ebenso sicher wirkende und ungleich bequemere und gefahrlosere subkutane Injektion [* 14] ersetzt (s. Einspritzung). [* 15]
s. Parfümerie. ^[= (franz.), Industriezweig, welcher sich mit der Darstellung wohlriechender Präparate beschäftigt. ...]
s. Infusorien. ^[= (Aufgußtierchen, Infusoria), Klasse der Protozoen, im Wasser lebende, sehr ...] ¶
(Infusionstierchen, Aufgußtierchen, Infusoria), Klasse der Protozoen, im Wasser lebende, sehr kleine Tiere mit Wimpern als Bewegungswerkzeugen, mit Mund- und Afteröffnung, pulsierender Blase (Vakuole) und einem oder mehreren Kernen nebst Ersatzkern. Nach außen wird der Körper der Tierchen meist von einer glashellen, zarten Membran (Cuticula) begrenzt; manchmal jedoch ist er nackt und dann einer großen Formveränderung fähig oder auch mit einem förmlichen Panzer umgeben.
Man unterscheidet daher auch wohl formwechselnde, formbeständige und gepanzerte I.; letztere gehören vorwiegend zu den festsitzenden Arten. Die Wimpern, welche den Körper mehr oder weniger dicht bedecken, gruppieren sich um den Mund herum gewöhnlich zu einer Zone, welche einen Strudel im Wasser erzeugt und so die Nahrungsstoffe in die Mundöffnung leitet. Meist sind bei den frei lebenden Formen auch dickere Haare, [* 17] Borsten, Haken etc. vorhanden und dienen gleichsam als Gliedmaßen beim Kriechen oder als Taster etc. Die Nahrungsaufnahme erfolgt zuweilen, wie bei den schmarotzenden Opalinen, durch die ganze Haut [* 18] hindurch auf endosmotischem Weg oder mittels eigner Saugröhren, wie bei den Acineten; gewöhnlich jedoch ist ein Mund und auch ein besonderer After vorhanden.
Vom Mund führt eine zarte Speiseröhre in den halb flüssigen Körperinhalt, und in diesem werden die im Schlund zu Ballen vereinigten Nahrungsstoffe langsam umherbewegt und verdaut, endlich, soweit sie unverdaulich sind, durch den After wieder entleert. Magen [* 19] und Darm [* 20] fehlen, wie das bei den einzelligen Wesen nicht anders sein kann, gänzlich; übrigens geht die verdauende Innenschicht des Körpers allmählich und ohne Grenze in die äußere, härtere Wandung über; diese aber dient vorzugsweise der Empfindung und Bewegung. So treten in ihr auch muskelähnliche Fasern und stäbchenförmige Körperchen, welche wohl als Nessel- oder Angelorgane zu betrachten sind, auf.
Einzelne festsitzende Formen haben sogar in ihrem Stiel ein eignes muskelartiges Band, [* 21] mittels dessen sie den Stiel in eine Spirale aufrollen und sich selbst zurückziehen können. An bestimmten Stellen des Körpers befinden sich auch noch eine oder mehrere kontraktile Blasen (Vakuolen) ohne eigne Wandung; sie ziehen sich rhythmisch bis zum völligen Verschwinden zusammen und dehnen sich wieder aus. Die in ihnen enthaltene Flüssigkeit wird dann durch einen äußerst feinen Porus in das umgebende Wasser entleert.
Sehr merkwürdig sind die verschiedenen Weisen der Fortpflanzung. Bei der einen Art derselben, der Konjugation, legen sich zwei Individuen aneinander und verschmelzen dann in mehr oder minder hohem Grad, so daß sich unter Umständen die beiden Tiere gar nicht mehr voneinander lösen. Die Kerne aber beginnen sich zu teilen und werden darauf aus dem Körper des Infusionstierchens ausgestoßen; an ihre Stelle treten die Ersatzkerne, die man früher irrig für Hoden gehalten und den Kernen als Eierstöcken gegenübergestellt hat, so daß man die Konjugation als geschlechtliche Fortpflanzung deuten konnte.
Überhaupt wurde sie lange Zeit hindurch verkannt, da man wohl die Trennung der beiden Individuen, nicht aber die schon vorher erfolgte Verschmelzung beobachtet und so als Teilung gedeutet hatte. Ferner ist die Teilung ein bei den I. sehr gebräuchlicher Vorgang für ungeschlechtliche Vermehrung; wahrscheinlich findet sie während des Lebens des Individuums zu wiederholten Malen statt, bis dann die durch sie hervorgebrachten jungen I. so klein werden, daß sie einer Kopulation [* 22] bedürfen, um nach der Trennung zur vollen Größe heranzuwachsen und von neuem sich durch Teilung fortzupflanzen.
Bisweilen auch bleiben die Teilstücke miteinander in Zusammenhang und bilden so Kolonien. Die Teilung selbst geschieht meist der Quere, selten der Länge nach; häufig geht eine Einkapselung vorher, bei welcher das Tier die Wimpern etc. einzieht, den Körper zu einer kugeligen Masse kontrahiert und eine erhärtende Kapsel (Cyste) ausscheidet, in der es geschützt auch außer dem Wasser in feuchter Luft ausdauert. Gelangt es dann wieder in Wasser, so zerfällt es in eine Anzahl von Teilstückchen, welche beim Platzen der Cyste frei und zu ebenso vielen Sprößlingen werden.
Endlich erzeugen die I. auch wohl Schwärmsprößlinge, welche die Wandungen des Mutterkörpers durchbrechen und sich frei im Wasser weiter entwickeln. Sonach ist die Fortpflanzung der I. eine sehr mannigfaltige und erfolgt auch mit so großer Schnelligkeit, daß in kürzester Zeit eine ganz ungeheure Nachkommenschaft erzeugt werden würde, wenn nicht zwischen den einzelnen Akten immer größere Zwischenräume und endlich ein völliger Stillstand einträte. Immerhin ist beobachtet worden, daß eine Vorticelline in 24 Stunden 200 Nachkommen hervorbringt, und daß ein Pantoffeltierchen sich in ebenderselben Zeit verachtfacht, was in einer Woche nicht weniger denn 2 Mill. ergeben würde. So erklärt sich auch das oft massenhafte plötzliche Auftreten der I. in scheinbar abgeschlossenen Wassermengen; stets nämlich befinden sich die durch Einkapselung vor dem Austrocknen geschützten Keime in der Luft und gelangen mit ihr überallhin.
Die Lebensweise der I. ist sehr verschieden. Zum Teil schmarotzen sie im Darm oder der Harnblase höherer Tiere, zum Teil leben sie im Innern andrer I.; die meisten jedoch ernähren sich von den mikroskopischen Organismen, zwischen denen sie sich umhertreiben. Manche sind festgewachsen, andre heften sich mit einem Saugnapf an die Oberfläche andrer Tiere und rutschen auf ihr umher. Vorwiegend sind die I. Bewohner des süßen Wassers, doch finden sich auch viele Arten im Meer. Die letztern sind nicht in dem Grad Kosmopoliten wie die erstern, weil die Verbreitung ihrer Keime durch den Wind vergleichsweise selten stattfindet.
Die Einteilung der I. geschieht im allgemeinen nach ihrer Bewimperung. Man unterscheidet gegenwärtig fünf Ordnungen:
1) Holotricha, Körper gleichmäßig mit Wimpern bedeckt, welche in Längsreihen angeordnet und kürzer als der Körper sind; keine Wimperzone am Mund. Hierher unter andern Opalina ranarum aus dem Mastdarm des Frosches.
2) Heterotricha, Körper gleichmäßig mit feinen Wimpern bedeckt, welche in Längsreihen geordnet sind und um den Mund eine deutliche Wimperzone bilden. Hierher die Bursaridae aus den Eingeweiden höherer Tiere.
3) Hypotricha, Körper mit scharf geschiedener Rücken- und Bauchfläche, von denen meist nur die letztere bewimpert ist; Mund auf der Bauchseite. Hierher das Muscheltierchen (Stylonychia mytilus Ehrbg., s. Tafel »Protozoen«).
4) Peritricha, mit rundem oder glockenförmigem, nur teilweise bewimpertem Leib, die Wimpern bilden eine Spirale um den Mund und hinten häufig einen ringförmigen Gürtel. [* 23] Hierher das Glockentierchen (Epistylis nutans Ehrbg., s. Tafel »Protozoen«),
welches, erschreckt oder gestört, an der Übergangsstelle vom Körper zum Stiel umknickt; unter dem hervorstehenden Rande des Deckels liegt die Mundöffnung.
5) Suctoria oder Acineten, Körper meist ohne Wimpern, mit geknöpften, tentakelartigen Fortsätzen, welche als Saugröhren wirken. Leben parasitisch von andern Infusorien. Hierher Acineta (s. Tafel »Protozoen«).
Die I. wurden gegen Ende des 17. Jahrh. von Leeuwenhoek entdeckt; der Name Aufgußtierchen kam ¶
aber erst im vorigen Jahrhundert in Gebrauch und soll andeuten, daß sich reichlich I. einfinden, wenn man die verschiedenartigsten organischen Substanzen mit Wasser übergießt (infundiert) und stehen läßt. Eine Zeitlang war es fast Modesache, mit solchen Aufgüssen zu arbeiten, und zahlreiche Bücher wußten die abenteuerlichsten Geschichten über die wunderbaren, nur mit dem Mikroskop [* 25] zu beobachtenden Organismen zu erzählen. Durch O. Fr. Müller (»Animalcula infusoria«, 1786) wurde die Kenntnis der I. wesentlich erweitert; aber erst mit Ehrenbergs umfassenden Untersuchungen (»Die I. als vollkommene Organismen«, 1838) beginnt für diesen Teil der Zoologie ein neuer Abschnitt.
Ehrenberg faßte, wie alle seine Vorgänger, das Gebiet in viel zu großer Ausdehnung [* 26] und rechnete nicht nur die niedrigsten Protozoen, wie Diatomeen, Volvocinen, Monaden, sondern auch die hoch entwickelten Rotiferen, die jetzt zu den Würmern gestellt werden, zu den I. Indem er nun die Organisation der Rotiferen zur Basis seiner Deutungen wählte, wurde er bei dem Streben, überall einen gleich komplizierten Bau nachzuweisen, zu zahlreichen Irrtümern verleitet. So schrieb er den I. Magen und Darm, Nieren, Geschlechtsorgane und ein Gefäßsystem zu und wurde hierbei zu den seltsamsten Auslegungen seiner Beobachtungen genötigt.
Erst Dujardin (»Histoire naturelle des infusoires«, 1841), welchem die Zoologie auch die richtige Auffassung der Rhizopoden verdankt, sowie Siebold stellten die noch geltende Ansicht auf, der Körper der I. sei eine einfache, allerdings hoch organisierte Zelle. [* 27] Obwohl nun die Arbeiten von Stein (»Die Infusionstiere, auf ihre Entwickelungsgeschichte [* 28] untersucht«, Leipz. 1854; »Der Organismus der I.«, das. 1859-64, 2 Tle.),
von Balbiani, Claparède und Lachmann (»Études sur les infusoires et les rhizopodes«, Genf [* 29] 1858-61), Engelmann, Cohn u. a. noch viele Einzelheiten zu Tage gefördert haben, so ist doch namentlich von Häckel (1873) gezeigt worden, daß sich diese alle auf Sonderungen im Organismus einer einzigen Zelle zurückführen lassen.
s. v. w. Kieselgur. ^[= (Kieselmehl, Bergmehl), im wesentlichen eine Anhäufung von Diatomeenpanzern, ...]
(lat.), Aufguß;
I. sennae compositum, Wiener Trank.
futurum (lat.), für die Zukunft, inskünftige.
Dec., Gattung aus der Familie der Mimosaceen, von der zahlreiche Arten im tropischen Südamerika, [* 30] besonders in Brasilien [* 31] und Guayana, vorkommen, große Sträucher oder Bäume von 15-20 m Höhe, mit gefiederten Blättern mit 2-5 oder 6 Paar breiten Fiederblättchen und oft geflügeltem oder blattähnlichem Blattstiel, weißen oder gelblichen, in ährenförmigen Trauben oder fast kugelförmigen Köpfen stehenden Blüten und platten oder rundlichen Früchten mit verdickten Rändern und in ein meist weißliches Mus eingebetteten Samen. [* 32]
I. vera Willd., ein westindischer Baum, welcher besonders auf Jamaica und Trinidad häufig ist, hat über 15 cm lange, gekrümmte Früchte, deren süßes Mark purgierend wirkt und wie bei uns die Manna benutzt wird. Das Holz [* 33] ist als Cuba-Grenadille, Kokosholz im Handel.
I. spectabilis Willd., ein schöner, großer Baum auf Panama, [* 34] wird seiner oft über 60 cm langen Früchte halber auch in Neugranada kultiviert und liefert ein wohlschmeckendes Fruchtmus.
I. Marthae Spr., auf den westindischen Inseln und im nördlichen Chile, [* 35] besitzt sehr gerbsäurereiche Früchte, welche als Algarobilla in den Handel kommen und zum Färben benutzt werden. Der Tanningehalt dieser jetzt auch im europäischen Handel erscheinenden Früchte soll bis 70 Proz. betragen.
I. biglobosa Willd. (Parkia africana R. Br., Dourabaum), im tropischen Afrika, [* 36] liefert mehlige, bitter, aber nicht unangenehm schmeckende Samen, welche als Kaffee vom Sudân ein nicht unwichtiges Nahrungsmittel [* 37] der Neger bilden. Man röstet und zerreibt sie, um das Pulver zu schokoladeartigen Kuchen zu verarbeiten. Die unreifen, knoblauchartig riechenden Samen werden, wie die Blätter, roh und gekocht gegessen und sollen faulem Wasser den unangenehmen Geschmack nehmen.
die eßbaren Wurzelknollen mehrerer Arten von Dioscorea. ^[= L. (Yamswurzel), Gattung aus der Familie der Dioskoreaceen, tropische, ausdauernde Schlingpflanzen ...]
(ital.), Betrug, in der Musik s. v. w. Trugschluß (s. d.);
per i., betrüglicherweise.
(Ingaevones oder Inguaeones), der dritte Hauptstamm der alten Germanen, dessen Namen Tacitus auf Ingo oder Inguo, einen Sohn des Mannus, zurückführt. Er begreift die Küstenvölker an der Nordsee, von der Rheinmündung bis zur Jütischen Halbinsel hinauf. Zu ihnen gehörten die Friesen, Chauken, Angrivarier (Engern), Amsivarier, Brukterer, Angeln, Teutonen etc.
Königin von Frankreich, Tochter des Königs Waldemar I. von Dänemark, [* 38] eine schöne, tugendhafte Prinzessin, vermählte sich 1193 in Amiens [* 39] mit König Philipp II. August, der aber unmittelbar nach der Brautnacht eine unüberwindliche Abneigung gegen sie faßte und sie nicht als Gattin anerkennen wollte; wegen angeblicher Verwandtschaft wurde die Ehe von dem Erzbischof von Reims [* 40] getrennt und I. in das Kloster Beaurepaire verbannt, während Philipp sich 1196 mit Agnes von Meran [* 41] (s. Agnes 2) vermählte.
Der Papst erklärte indes die Scheidung für ungültig, und als Philipp sich mit den Hohenstaufen verbündete, forderte Innocenz III. den König auf, I. wieder aufzunehmen, und ließ auf dessen Weigerung 1199 über Frankreich das Interdikt aussprechen. Nach längerm Sträuben mußte sich Philipp 1201 fügen und sich von Agnes trennen; aber erst 1213 wurde I. nach 17jähriger Gefangenschaft in Etampes wieder am Hof [* 42] aufgenommen. Sie blieb kinderlos und starb 1236 in Corbeil.
(spr. indschenjeri), Angiolo, ital. Dichter und Litterator, geboren um 1550 zu Venedig [* 43] aus einer angesehenen Bürgerfamilie, stand nacheinander im Dienste [* 44] der Herzöge von Guastalla, von Urbino, von Savoyen, wurde zuletzt Sekretär [* 45] des Kardinals Cinzio Aldobrandini in Rom und [* 46] starb um 1613. I. ist besonders bekannt durch seine Verehrung für Tasso, dem er in Turin, [* 47] als derselbe 1578 als Flüchtling dahin kam, ein Asyl verschaffte, und dessen Epos er zum Druck beförderte (Casalmaggiore 1581). Von seinen Werken sind eine italienische Bearbeitung von Ovids »Remedia amoris« in Ottave Rime (Avignon 1576),
»La danza di Venere«, Hirtendrama (Vicenza 1589),
die Abhandlung »Del buon segretario« (Rom 1594) und der »Discorso della poesia rappresentativa e del modo di rappresentare le favole sceniche« (Ferrara [* 48] 1598) hervorzuheben.
Stadt im württemberg.
Jagstkreis, Oberamt Künzelsau, am Kocher, hat ein Schloß, Weinbau, (1885) 1432 evang. Einwohner und ist Hauptort einer fürstlich Hohenloheschen Standesherrschaft, die seit 1806 unter württembergischer Hoheit steht.
(Ober- und Nieder-I.), zwei Marktflecken in der hess. Provinz Rheinhessen, Kreis [* 49] Bingen, [* 50] nahe bei einander, unfern des Rheins und an der Linie Mainz-Bingen der Hessischen Ludwigsbahn. Ober-I., an der Selz, mit Mauern umgeben, ehemals Reichsstadt, hat ein Amtsgericht, eine romanische evang. Kirche mit vielen Denkmälern, eine kath. Kirche, ¶
Synagoge, eine Papierfabrik, vorzüglichen Weinbau (Rotwein), Reste einer alten Burg und (1885) 3162 meist evang. Einwohner. - Nieder-I., das Ruinen eines alten Palastes, ebenfalls Weinbau sowie Papierstoff-, Zement-, Schwärze- und Chemikalienfabrikation und (1885) 2756 meist evang. Einwohner hat, ist der Sage nach Geburtsort Kaiser Karls d. Gr., der hier 768-774 eine durch seltene Pracht ausgezeichnete Pfalz erbaute. Das Gebäude war mit 100 Marmorsäulen, Skulpturen und Mosaikzieraten aus Italien, [* 52] meist Geschenken des Papstes Hadrian I., geschmückt und wiederholt der Schauplatz glänzender und wichtiger Reichsversammlungen.
Friedrich I. ließ den Palast wiederherstellen; Karl IV. bewohnte ihn zuletzt und verpfändete ihn dann an Kurpfalz. Im Krieg des Pfalzgrafen Friedrich des Siegreichen gegen den Erzbischof Adolf von Mainz [* 53] (1462) ward das Gebäude von den Mainzern in Brand gesteckt. Die Stätte des ehemaligen Palastes heißt bei den Einwohnern noch heute der »Saal«. Von den Säulen [* 54] sind einzelne nach Paris [* 55] gekommen; eine derselben befindet sich im Museum zu Wiesbaden, [* 56] eine andre am Brunnen [* 57] auf dem Schillerplatz zu Mainz.
Flecken in der belg. Provinz Westflandern, Arrondissement Rousselaere, Knotenpunkt an der Bahn Brügge-Courtrai, mit einem Schloß, Fabrikation von Gobelins und Spitzen und (1885) 5927 Einw. Hier Treffen zwischen den Franzosen und den unter Feldmarschall Freytag vereinigten Engländern und Hannoveranern.
(spr. inng'loh), Jean, engl. Dichterin, geboren um 1830 zu Ipswich, debütierte mit einer Sammlung von Erzählungen: »Tales of Orris« (1860),
und ließ zwei Jahre später einen Band Gedichte: »Round of days«, folgen, der sehr günstige Aufnahme fand und 1884 in 23. Auflage erschien. Seitdem hat sie in Vers und Prosa viel für Zeitschriften geschrieben und weiter selbständig veröffentlicht die Dichtungen: »Home thoughts and home scenes« (1865),
»A story of doom, and other poems« (1867),
»Mopsa the fairy« (1869) und »Little wonder-horn« (1872);
ferner die Romane: »Off the skelligs« (1873, 4 Bde.),
»Fated to be free« (1875),
»Sarah de Berenger« (1880) u. a. Ein neuer Band Gedichte erschien 1885, eine Sammlung ihrer »Lyrical and other poems« 1886.
Bernhard Severin, dän. Dichter, geb. zu Thorkildstrup auf der Insel Falster, studierte in Kopenhagen, [* 59] ward 1822 Lektor an der Akademie zu Sorö; verwaltete von 1843 bis 1849 die Direktion dieser Anstalt und starb in Sorö. Seine ersten poetischen Versuche, in denen, wie in all seinen spätern Dichterwerken, eine milde, humane Lebensanschauung zum Ausdruck kommt, waren: »Digte« (1811-12, 2 Bde.),
denen 1813 die Sammlung »Procne« (mit der lyrisch-erotischen Novelle »Warners poetiske Vandringer«) folgte. Nächstdem erschien eine Reihe dramatischer Werke, unter welchen das dramatisierte Märchen »Reinald Underbarnet« (»Reinald das Wunderkind«) ohne Zweifel das bedeutendste war, während »Masaniello« und »Blanca« (1815) den größten Erfolg erzielten. Auch die dramatische Satire »Julespøg og Nytaarsløjer« (»Weihnachtsscherze und Neujahrsspäße«) verdient Erwähnung.
Zugleich veröffentlichte er eine Anzahl lyrisch-epischer Dichtungen, wie »Helias og Beatrice« (1816) und »De Unterjordiske« (»Die Unterirdischen«, 1817, Hamb. 1822),
sowie »Eventyr og Fortællinger« (1819),
die später noch durch mehrere Bände erweitert wurden (3. Aufl. 1876-82, 8 Bde.). Das Ergebnis einer Reise nach dem Süden Europas (1818-19) war die Gedichtsammlung »Reiselyren« (1820, 2 Bde.; 2. Ausg. 1845),
welcher die gleichfalls lyrischen »Julegave« (1826) folgten. Eine nationale Richtung schlug er ein in dem Epos »Valdemar den Store og hans Mænd« (1824),
welchem sich ein Cyklus historischer Romane: »Valdemar Seier« (1826),
»Erik Menveds Barndom« (1828),
»Kong Erik og de Fredløse« (1833) und »Prinds Otto of Danmark« (1835),
sowie das romantisch-historische Gedicht »Dronning Margrete« (1836) anschlossen. Verwandt mit diesen geschichtlichen Romanen, worin er Episoden aus der dänischen Geschichte des Mittelalters im Geist Walter Scotts poetisch darzustellen suchte, und die trotz der dürftigen historischen Forscherbasis, auf der dieselben beruhen, in Dänemark Volksbücher geworden sind, ist der Romanzencyklus »Holger Danske« (1837),
eine seiner eigentümlichsten und ansprechendsten Dichtungen. Von Ingemanns übrigen Werken sind noch auszuzeichnen seine vortrefflichen geistlichen Gesänge: »Høimessepsalmer« (1825) u. a., die dem Leben der Grönländer entnommene Erzählung »Kunnuk og Naja« (1842),
der in der Gegenwart spielende Roman »Landsbybørnene« (»Die Dorfkinder«, 1852) und die Dichtung »Tankebreve fra en Afdød« (»Gedanken in Briefen von einem Verstorbenen«, 1855),
worin er die Resultate seiner religiösen Forschungen niederlegte. Die meisten der genannten Werke erleben noch fortwährend neue Auflagen und wurden auch ins Deutsche [* 60] übersetzt. Seine »Samlede Skrifter« erschienen in vier Abteilungen, von denen die erste die dramatischen Werke (Kopenh. 1843, 6 Bde.; 2. Aufl. 1853), die zweite die historischen Dichtungen und Romane (1847-51, 12 Bde.),
die dritte die Märchen und Erzählungen (1847-51, 12 Bde.), die vierte die Romanzen und Gedichte (1845-64, 9 Bde.) enthält. Nach Ingemanns Tod gab Galskjöt dessen Selbstbiographie »Min Levnetsbog« (Kopenh. 1862) und »Tilbageblik paa mit Liv og min Forfattervirksomhed« (das. 1863) heraus. Sein Briefwechsel mit Grundtvig erschien 1881.
Vgl. Nörregård, »B. S. Ingemanns Digterstilling og Digterværd« (Kopenh. 1886);
Schwanenflügel, Ingemanns Liv og Digtning (das. 1886).
Stadt, s. Avranches. ^[= (spr. awrangsch), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Manche, auf einem Bergkamm ...]
genĕre (lat., von genus, Geschlecht),
s. v. w. generell, im allgemeinen;
(lat.), mit der Zeugung oder Geburt eingepflanzt, anerschaffen, angeboren.
(franz., v. span. ingenio, »Kriegsmaschine«, deren Werkmeister ingenieros hießen), Techniker im Militär- wie im Zivildienst. Erstere bilden die Genietruppen, letztere, die Zivilingenieure, sind entweder Zivilingenieure im engern Sinn (s. Zivilingenieur) oder Bauingenieure. Die letztern, welche je nach ihrer Spezialbranche Ingenieure für Straßen- und Eisenbahnbau, [* 61] Tunnelbau, Brücken- und Wasserbau, insbesondere See- und Hafenbau sowie Strombau, sind, stehen teils im Dienste des Staats, teils im Dienst von Privatgesellschaften oder Privaten und sind, wenn das Unternehmen einen größern Umfang erreicht, insbesondere bei ausgedehnten Eisenbahnlinien oder Eisenbahnnetzen, so organisiert, daß einem Oberingenieur die erforderliche Zahl von Ingenieuren (Sektions-, Abteilungs-, Bezirksingenieuren) unterstellt ist. Das erste Ingenieurkorps für Straßen- und Brückenbau wurde ¶
im J. 1720 in Frankreich gegründet, worauf zum Zweck einer wissenschaftlichen Ausbildung der Ingenieure in Paris die Eröffnung der Zivilingenieurschale 1747, der polytechnischen Schule und der Schule für Straßen- und Brückenbau 1795 folgte. Seit dieser Zeit sind die auch in zahlreichen andern Ländern gegründeten technischen Hochschulen (s. d.) die Bildungsanstalten auch der Bauingenieure geworden. In der Gegenwart, worin die einzelnen Zweige der Technik sich immer mehr als Spezialbranchen entwickeln, unterscheidet man auch Maschinen- und Hütteningenieure, von welchen die erstern den Bau und die Aufstellung aller Arten von Maschinen, die letztern die Erzeugung und erste Verarbeitung der Metalle, insbesondere des Eisens, leiten.
(Geniegeographen), früher obere Militärbeamte (mit Offiziersrang) der geographisch-statistischen Abteilung des preußischen Generalstabs, welche bei der Landesvermessung thätig waren.
Bei der Neuorganisation der Abteilung für die Landesaufnahme traten Trigonometer und Topographen an Stelle der I.
(Geniekomitee), eine aus Ingenieur- und Pionieroffizieren gebildete beratende Behörde zur Aufstellung und Prüfung von Entwürfen für Festungsbauten sowie aller in dies Gebiet schlagenden Fragen. In Deutschland [* 63] ist das I. dem Chef des Ingenieurkorps (s. d.) unterstellt;
in Österreich [* 64] ist das Geniekomitee eine Abteilung des technischen und administrativen Militärkomitees.
s. v. w. Geniekorps (s. Genie). In Deutschland sind (Organisation vom dem Chef des Ingenieur- und Pionierkorps und Generalinspekteur der Festungen das Ingenieurkomitee, die Inspektion der Militärtelegraphie, die 4 Ingenieur- und 2 Pionierinspektionen unterstellt. Die Ingenieurinspekteure leiten den Ingenieurdienst in den Festungen; ihnen sind die 10 Festungsinspektionen und diesen die Fortifikationsbehörden in den Festungen, an deren Spitze je ein Ingenieuroffizier vom Platz mit einer Anzahl Ingenieuroffizieren steht, unterstellt.
Die Ingenieuroffiziere bilden vier Offizierkorps nach ihren Inspektionen, die Pionieroffiziere gehören zu ihren Bataillonen und tragen deren Nummer. Ingenieur- und Pionieroffiziere bilden demnach zwei getrennte Offizierkorps, doch ergänzen sich erstere aus den letztern, da nur die Pionierbataillone Offizierersatz ausbilden können, wie bei der Feld- und Fußartillerie. Die außerhalb der Etats dieser Korps, z. B. beim Ingenieurkomitee, verwendeten Offiziere werden à la suite einer Ingenieurinspektion oder eines Pionierbataillons geführt (s. Pioniere).
vom Platz, in Deutschland in jeder Festung [* 65] Leiter des Festungsbauwesens und Vorstand der »Fortifikation«, der für diesen Zweck dort bestehenden Festungsverwaltungsbehörde;
er gehört zum Festungsstab und ist bei der Verteidigung Organ des Kommandanten.
s. Belagerungspark. ^[= die Gesamtheit des artilleristischen und technischen Materials zur Belagerung einer Festung; ...]
Lehranstalten zur Ausbildung von Ingenieuroffizieren.
Karl VI. gründete bereits 1716 I. zu Brüssel [* 66] und Wien; [* 67]
letztere wurde 1758 Ingenieur-, 1851 Genieakademie und 1869 mit der Artillerieakademie vereinigt. 1742 wurden in Dresden, [* 68] 1750 in Mézières, 1788 in Potsdam [* 69] I. gegründet, aber nach und nach überall mit den Artillerieschulen (s. d.) vereinigt.
(franz.), sinnreich, scharfsinnig, erfinderisch;
Ingeniosität, Erfindungsgabe.
(lat.), Geist, Geistesanlage, Erfindungskraft;
auch s. v. w. Mann von Geist.
(franz., spr. ängschenüh), unschuldig-naives Mädchen (besonders als Bühnenrolle: »Naive«).
(lat.), ursprünglich der Stand eines Freigebornen, angeborne Freiheit;
dann s. v. w. Aufrichtigkeit, Freimütigkeit, Unbefangenheit.
Statthalter Pannoniens, einer der sogen. Dreißig Tyrannen, wurde 258 n. Chr. von den illyrischen Legionen zum Kaiser ausgerufen, bald darauf aber (260) vom Kaiser Gallienus angegriffen und besiegt. Er fiel nach der einen Nachricht in der Schlacht, nach der andern tötete er sich selbst.
(lat.), Einmischung.
ehemalige schwed. Provinz, jetzt ein Teil des russischen Gouvernements St. Petersburg, [* 70] begreift den Strich Landes zwischen dem Ladogasee, der Newa, dem Finnischen Meerbusen, der Narwa und dem Pskowschen und Nowgorodschen Gouvernement. Von der ursprünglichen Bevölkerung, [* 71] einem finnischen, den Karelen verwandten Stamm, der nach dem Fluß Inger oder Ischora Ingrier oder Ischoren genannt wird, sind etwa noch 18-20,000 (überwiegend Lutheraner) übrig. - Der Name I. kam erst aus, als das Land 1617 von Rußland, zu welchem es schon seit dem 13. Jahrh. gehört hatte, an Schweden [* 72] abgetreten wurde. Peter d. Gr. eroberte das Land 1702 wieder, und im Frieden von 1721 wurde es abermals zu Rußland geschlagen und diesem unter Elisabeth 1743 bestätigt. 1783 wurde es mit dem Gouvernement St. Petersburg vereinigt.
Flecken im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis Rappoltsweiler, an der Fecht und am Fuß der Vogesen, Station der schmalspurigen Eisenbahn Kolmar-Kaysersberg, hat.
Spinnerei, Spindelröhrchenfabrikation, Pottaschesiederei, Weinbau und (1885) 2442 kath. Einwohner.
Stadt in der britisch-amerikan. Provinz Ontario, in fruchtbarer Gegend, 27 km östlich von London, [* 73] mit Eisengießerei, [* 74] Schweineschlächterei und (1881) 4318 Einw.
(lat.), die in den Körper »eingeführten« Stoffe, besonders Speisen und Getränke, aber auch die Luft;
Ingestion, der Akt der Einführung derselben.
Name einer toscan. Patrizierfamilie aus Volterra, von der sich folgende Glieder [* 75] einen Namen erworben haben:
1) Tommaso, geb. 1470 zu Volterra, kam 1483 nach Rom und erntete als Schauspieler in antiken lateinischen Dramen, welche Kardinal Riario aufführen ließ, namentlich in der Rolle der Phädra, großen Beifall. Auch war er ausgezeichnet als lateinischer Redner und Dichter, ward von den Päpsten Alexander VI. und Leo X. mit Ehren überhäuft und erhielt von Kaiser Maximilian I. mit der Dichterkrone zugleich den Titel eines Comes palatinus. Er starb in Rom. Von seinen Schriften sind nur sieben Reden auf uns gekommen.
2) Francesco, ital. Archäolog, geb. 1772 zu Volterra, besuchte seit 1785 die Kriegsschule in Neapel, [* 76] wurde später Bibliothekar zu Florenz [* 77] und gründete daselbst die Poligrafia Fiesolana zum Druck seiner Werke, welche beinahe alle historisch-archäologischen Inhalts sind und einen staunenswerten Fleiß bekunden. Als die hauptsächlichsten nennen wir: »Monumenti etruschi« (Flor. 1820-27, 10 Bde.);
»Galleria Omerica« (das. 1831-38, 3 Bde. mit 390 Kupfern);
»Pitture dei vasi fittili« (das. 1831-1837, 4 Bde. mit 400 Kupfern);
»Museo etrusco ¶