werden. Von einer ärztlichen Behandlung der hämorrhagischen Infarkte kann nicht wohl gesprochen werden. Nur bei dem I.
der
Lungen, welcher mit
Lungenblutung einhergeht, wird sie in rein symptomatischer
Weise, ähnlich wie bei andern
Lungenblutungen,
stattfinden können. Vgl.
Bluthusten.
(lat.),
Operation, welche durch Anwendung mechanischer
Mittel die Ausübung des
Beischlafs
und den
Mißbrauch derGeschlechtsteile verhüten soll; wird schon von Juvenal und Martial erwähnt. Man durchsticht die mäßig
angespannte
Vorhaut oder die kleinen Schamlippen mit einer
Nadel, führt einen Bleidraht durch die Stichkanäle, läßt diesen
bis zur Vernarbung liegen und vertauscht ihn dann mit der
Fibula,
[* 3] einem verzinnten Metalldraht, welchen
man ringförmig biegt und an den
Enden zusammenlötet. Die
Operation wird indessen nur selten mehr angewandt, da sie ihrem
Zweck nur unvollkommen entspricht und
Schmerz verursacht. Dagegen bringen gewisse
VölkerOstafrikas noch jetzt die Schamlippen
der kleinen Mädchen durch Wundmachen zur teilweisen
Verwachsung und trennen sie erst wieder kurz
vor der
Verheiratung.
in der
Medizin die gleichmäßige Einlagerung von Krankheitsprodukten in die
Gewebe,
[* 4] wodurch letztere meist dicker werden und
fester anzufühlen sind. So spricht man namentlich von entzündlicher I., wo eine Ausschwitzungsmasse
(Serum,
Eiter etc.) in die
Maschen des
Gewebes erfolgt ist, oder von einer krebsigen, lymphatischen etc. I., wo die
Krebs- oder
Lymphzellen in kleinen
Gruppen so zwischen die Gewebselemente des kranken
Organs eingeschaltet sind, daß, für das bloße
Auge
[* 5] wenigstens, die
Grenze zwischen dem ursprünglichen
Gewebe und der eingesprengten
Neubildung nicht auffindbar
ist.
Man spricht daher von infiltrierten
Neubildungen im
Gegensatz zu den
Neubildungen, welche in der Form von (umschriebenen)
Geschwülsten
auftreten.
Laënnec unterschied auch bei der
Tuberkulose die Tuberkelgranulationen
(Körner) von der Tuberkelinfiltration, welche
mit verwischten
Grenzen
[* 6] in das gesunde
Gewebe übergeht (käsige
Hepatisation). Am ausgebildetsten kommen
die verschiedenen Infiltrationszustände an dem lockern
Zellgewebe vor, weil sich die
Fasern desselben leicht voneinander entfernen
lassen. - In der
Geognosie heißt I. die Art der
Imprägnation, in welcher im
Wasser gelöste
Stoffe in
Gestein u. dgl. eingedrungen
sind (vgl.
Imprägnation). Eine I. von untenher, etwa aus heißen
Dämpfen, ist wohl nur als lokal (auf
die vulkanischen
Distrikte beschränkt) anzusehen, während die I. durch Tagwasser unbedingt viel häufiger, ja allgemein
verbreitet ist.
(lat.), diejenige Form des
Zeitwortes, welche den
Begriff desselben rein und unvermischt, ohne Rücksicht
auf die Nebenbeziehungen der
Person oder der
Personen und der
Modalität, welche sonst im
Zeitwort (z. B. in »ich schreibe«)
gegenüber dem I. (»schreiben«) liegen, ausdrückt
(s.
Verbum).
Der Mangel dieser Nebenbedeutungen (griech. Paremphasen) hat dem I. seinen
Namen (griech. aparemphatos, d. h.
»der Nebenbedeutungslose«) gegeben, wovon das lateinische
Wort I. nur eine ungenaue Übersetzung ist.
Vgl.
Jolly, Geschichte
des Infinitivs im Indogermanischen
(Münch. 1873).
in
Amerika
[* 9] Bezeichnung für die Anhänger der unbeschränkten
Ausgabe von
Papiergeld, von welcher sie eine
Erhöhung der Warenpreise,
Erleichterung der Schuldenlast und somit auch eine
Hebung
[* 10] der
Produktion erwarten.
I. der
Pferde,
[* 17] nach der früher geltenden
Ansicht eine fieberhafte, akut
verlaufende Seuchenkrankheit, welche verschiedene
Formen annehmen könne.
Neuerdings ist ermittelt worden,
daß zur I. bisher besonders drei
¶
(Elektromaschine), eine 1864 fast gleichzeitig von Holtz und von Töpler erfundene Vorrichtung zur
Erzeugung größerer Elektrizitätsmengen durch Verteilung (Influenz). Die Holtzsche I.
[* 18]
(Fig. 1) besteht
aus zwei gefirnißten Glasscheiben, von denen die kleinere (B) mittels Kurbel
[* 19] und Schnurlauf S um ihre aus Hartkautschuk (Kammmasse)
verfertigte wagerechte Achse x gedreht werden kann, deren Zapfenlager in den von vier Glassäulen 1, 2, 3, 4 getragenen, ebenfalls
aus Hartkautschuk bestehenden Querbalken kk und hh angebracht sind; die größere feststehende Scheibe
A, welche, von gläsernen Querstäben getragen, sehr nahe hinter der drehbaren Scheibe steht, ist an zwei gegenüberliegenden
Stellen mit Ausschnitten a und b versehen, an deren Rändern Papierbelege (Armaturen) c und d angebracht sind, von welchen aus
Papierspitzen in die freien Räume der Ausschnitte hineinragen.
Vor der drehbaren Scheibe befinden sich, den Papierbelegen der hintern Scheibe gerade gegenüber, zwei messingene Kämme oder
Rechen gg und ii, welche ihre Spitzen derScheibe zukehren, und deren messingene Stiele, durch den Querbalken kk hindurchgesteckt,
in den Kugelnf und e endigen. Durch diese Kugeln gehen dicke Messingdrähte, welche nach außen mit isolierenden
Handgriffen aus Hartkautschuk, nach innen mit Knöpfen n und p versehen sind, verschiebbar hindurch. Hält man hinter den
Papierbeleg c eine durch Reiben mit Katzenfell negativ elektrisch gemachte Hartkautschukplatte H
[* 18]
(Fig. 2) und dreht die ScheibeB in der Richtung des Pfeils den Papierspitzen bei a und b entgegen, während die Knöpfe n und p miteinander
in Berührung sind, so wird zunächst der Papierbeleg c negativ elektrisch, indem seine positive Elektrizität durch die Papierspitze
gegen die Kautschukplatte ausströmt, während die negative zurückbleibt; sobald dies erreicht ist, wird die Kautschukplatte
entfernt.
Die negative Elektrizität des Belegs c wirkt nun verteilend sowohl auf die sich drehende Glasscheibe als
auch auf den Messingkamm gg, indem sie in beiden die positive Elektrizität anzieht, die negative zurücktreibt; jene wird
dadurch auf der hintern, dem Beleg zugekehrten Seite positiv (+), auf der vordern zunächst negativ (-); da aber in dem
die Ekektrizität ^[richtig: Elektrizität] leitenden Messing die Verteilung viel rascher und vollkommener erfolgt als in dem
nichtleitenden Glase, so reicht die aus den Spitzen des Kammes gegen die Scheibe strömende positive Elektrizität nicht nur hin,
die negative Elektrizität ihrer Vorderseite auszugleichen, sondern auch noch, letztere mit positiver Elektrizität zu beladen.
Der Teil der Scheibe, welcher an dem Kamm gg vorübergegangen ist (in der
[* 18]
Figur ihre untere Hälfte), ist daher auf beiden
Seiten positiv elektrisch. Diese positive Elektrizität, an der in den Ausschnitt b hineinragenden Papierspitze angekommen,
zieht aus dieser die negative Elektrizität heraus, hebt sich gegen dieselbe auf und läßt den Papierbeleg
d positiv elektrisch zurück; der Erfolg ist derselbe, als wäre die gesamte positive Elektrizität der untern Scheibenhälfte
in diesen Beleg übergegangen.
Indem nun die positive Elektrizität des Belegs d auf die drehbare Scheibe und den Messingkamm ii ganz wie vorhin verteilend
wirkt und negative Elektrizität aus den Spitzen auf die Scheibe zu strömen nötigt, wird deren obere Hälfte
beiderseits mit negativer Elektrizität (-) geladen, welche, an dem Ausschnitt a angelangt, in den Papierbeleg c übergeht
und dessen negative Ladung und verteilende Wirkung vermehrt. Da sich dieses Spiel bei jeder Umdrehung wiederholt, so wird die
Ladung beider Belege rasch bis zu einer gewissen Grenze gesteigert.
Von den durch die verteilende Wirkung der Belege in die Kämme zurückgetriebenen Elektrizitäten geht die positive vom Kamm ii
nach der Kugel p, die negative vom Kamm gg nach der Kugel n; zwischen diesen beiden Kugeln, welche man Elektroden nennt, gleichen
sie sich aus. Damit dies bei der anfangs schwachen Ladung möglich sei, müssen die Kugeln beim Ingangsetzen
der Maschine
[* 20] miteinander in Berührung sein. Man kann übrigens die Maschine und zwar mit sicherm Erfolg auch dadurch laden,
daß man die Elektroden gleich anfangs voneinander entfernt und die eine mit der Erde, die andre mit dem
Konduktor einer gewöhnlichen Elektrisiermaschine
[* 21] in Verbindung setzt; der Vorgang der Ladung ist jetzt gerade der umgekehrte
wie vorhin.
Sobald auf die eine oder die andre Weise eine genügende Ladung erreicht ist, was sich durch ein zischendes Geräusch verrät,
geht zwischen den auseinander gerückten Kugeln ein prasselnder Funkenstrom über, welcher andauert, solange
man die Scheibe dreht. Leitet man die eine Kugel nach der Erde ab, so kann man aus der andern Funken ziehen, wie aus dem Konduktor
einer gewöhnlichen Elektrisiermaschine, deren Wirkung übrigens durch die I. bedeutend übertroffen wird. Eine Leidener Flasche
[* 22] (s. d.) oder Batterie, deren Belegungen man mit den geöffneten Elektroden in Verbindung setzt, wird in
wenigen Sekunden geladen und entlädt sich wieder durch einen zwischen den Elektroden überspringenden Funken. Um statt des
andauernden Funkenstroms einzelne stärkere Funken
zu erhalten, kann man auch jede Elektrode mit dem Knopf einer Leidener Flasche und die äußern Belegungen der beiden Flaschen
(durch einen Stanniolstreifen Q) unter sich verbinden
[* 23]
(Fig. 3). Jede Flasche
[* 24] lädt sich innen mit der Elektrizität der zugehörigen
Elektrode, während die auf dem äußern Beleg abgestoßene gleichnamige Elektrizität durch den Stanniolstreifen
nach dem äußern Beleg der andern Flasche wandert, um dort die entgegengesetzte innere zu binden und selbst gebunden zu werden;
ist nach kurzer Zeit die hierzu erforderliche Spannung erreicht, so vereinigen sich die Elektrizitäten der innern Belegungen
durch einen mit lautem Knall zwischen den Elektroden überspringenden Funken, während die gleichzeitig
frei werdenden Elektrizitäten der äußern Belegungen durch den Stanniolstreifen sich ausgleichen. In derselben Weise wie
diese zwei LeidenerFlaschen wirkt die der Maschine gewöhnlich beigegebene Verstärkungsröhre, eine Glasröhre, welche innen
mit einem Stanniolstreifen, außen mit zwei Stanniolringen beklebt ist; mit diesen Ringen wird sie auf die Messingstiele der
beiden Kämme gelegt: Die Ringe entsprechen alsdann den innern Belegungen der beiden Flaschen, der innere Stanniolstreifen den
miteinander zusammenhängenden äußern Belegungen derselben.
Entfernt man die beiden Elektroden so weit voneinander, daß die auf ihnen angesammelten Elektrizitäten sich nicht mehr ausgleichen
können, so fließen sie durch die Kämme auf die Scheibe zurück und vernichten deren Ladung oder kehren
sie sogar um. Um das Erlöschen der Maschine bei zu großer Entfernung der Elektroden zu verhindern, sind die überzähligen
Kämme tt und vv
[* 23]
(Fig. 1) an einem lotrechten Träger
[* 25] ru von Hartkautschuk angebracht, welche bez. mit gg und ii die zurückgestauten
Elektrizitäten aufnehmen und gegen die Scheibe strömen lassen. Das Ausströmen der Elektrizitäten aus
den Spitzen derKämme, von welchem das zischende Geräusch herrührt, ist im Dunkeln sichtbar; die positive Elektrizität erscheint
in Form von garbenartigen Lichtbüscheln, welche von den Spitzen des Kammes gg aus auf der Scheibe der Drehungsrichtung entgegen
sich ausbreiten, die negative in Form von Lichtpünktchen an den Spitzen des Kammes ii.
Dreht man die Maschine, während sie geladen ist, so fühlt man einen größern Widerstand, als wenn sie nicht geladen ist;
was man im erstern Fall an Arbeit mehr zu leisten hat, wird in Elektrizität verwandelt. Verbindet man die
Elektroden einer thätigen I. mit den Kämmen einer zweiten, von welcher der Schnurlauf abgenommen ist, und erteilt der Scheibe
der letztern einen kleinen Anstoß, so gerät dieselbe in rasche Drehung. Während die erste MaschineArbeit in Elektrizität
verwandelt, wird in der zweiten Elektrizität in mechanische Arbeit umgesetzt.
(lat.), in der reform. Kirche diejenigen Anhänger der Calvinischen Lehre
[* 28] von der Prädestination, welche
annahmen, daß Gott seinen Ratschluß der Erwählung erst mit Bezug auf den vorausgesehenen Sündenfall
gefaßt habe.
(lat. Infula), bei den alten Römern eigentümliche Art Kopfbedeckung (auch vitta), bestehend in einer breiten
wollenen Binde, welche bald breit um das Haupt gelegt, bald turbanartig gewunden ward, weiß (selten scharlachrot)
und an beiden Seiten mit herabhängenden Bändern versehen. Als Zeichen religiöser Weihe und Unverletzlichkeit ward sie gewöhnlich
von Priestern und Vestalinnen, später auch von den Kaisern und höhern Magistraten getragen. Auch Schutzflehende legten diese
Binde an. Als Zeichen heiliger Bestimmung ward sie den Opfertieren um das Haupt gebunden; auch leblose Gegenstände
wurden zum Zweck der Weihe damit versehen. Da eine solche Binde schon im 11. Jahrh. Abzeichen der Geistlichen war, so brauchte
man das Wort I. gleichbedeutend mit Priesterornat, Mitra
[* 29] (s. d.). Schon im 13. Jahrh. aber wurde I. nur für die von der bischöflichen
Mitra sowie von der Kaiserkrone auf den Rücken herabhangenden Bänder, die eigentlich nur den Bischöfen,
nicht den Äbten zukamen, gebraucht. Eine Mitra, die Infuln hatte, und ein Abt, der solche führen durfte, hießen infuliert.
Man unterscheidet daher auch wohl formwechselnde, formbeständige und gepanzerte I.; letztere gehören vorwiegend zu den
festsitzenden Arten. Die Wimpern, welche den Körper mehr oder weniger dicht bedecken, gruppieren sich um den Mund herum gewöhnlich
zu einer Zone, welche einen Strudel im Wasser erzeugt und so die Nahrungsstoffe in die Mundöffnung leitet.
Meist sind bei den frei lebenden Formen auch dickere Haare,
[* 33] Borsten, Haken etc. vorhanden und dienen gleichsam als Gliedmaßen
beim Kriechen oder als Taster etc. Die Nahrungsaufnahme erfolgt zuweilen, wie bei den schmarotzenden Opalinen,
durch die ganze Haut
[* 34] hindurch auf endosmotischem Weg oder mittels eigner Saugröhren, wie bei den Acineten;
gewöhnlich jedoch ist ein Mund und auch ein besonderer After vorhanden.
Vom Mund führt eine zarte Speiseröhre in den halb flüssigen Körperinhalt, und in diesem werden die im Schlund zu Ballen vereinigten
Nahrungsstoffe langsam umherbewegt und verdaut, endlich, soweit sie unverdaulich sind, durch den
After wieder entleert. Magen
[* 35] und Darm
[* 36] fehlen, wie das bei den einzelligen Wesen nicht anders sein kann, gänzlich; übrigens
geht die verdauende Innenschicht des Körpers allmählich und ohne Grenze in die äußere, härtere Wandung über; diese aber
dient vorzugsweise der Empfindung und Bewegung. So treten in ihr auch muskelähnliche Fasern und stäbchenförmige
Körperchen, welche wohl als Nessel- oder Angelorgane zu betrachten sind, auf.
Einzelne festsitzende Formen haben sogar in ihrem Stiel ein eignes muskelartiges Band,
[* 37] mittels dessen sie den Stiel in eine
Spirale aufrollen und sich selbst zurückziehen können. An bestimmten Stellen des Körpers befinden sich
auch noch eine oder mehrere kontraktile Blasen (Vakuolen) ohne eigne Wandung; sie ziehen sich rhythmisch bis zum völligen
Verschwinden zusammen und dehnen sich wieder aus. Die in ihnen enthaltene Flüssigkeit wird dann durch einen äußerst feinen
Porus in das umgebende Wasser entleert.
Sehr merkwürdig sind die verschiedenen Weisen der Fortpflanzung. Bei der einen Art derselben, der Konjugation,
legen sich zwei Individuen aneinander und verschmelzen dann in mehr oder minder hohem Grad, so daß sich unter Umständen
die beiden Tiere gar nicht mehr voneinander lösen. Die Kerne aber beginnen sich zu teilen und werden darauf aus
dem Körper des Infusionstierchens ausgestoßen; an ihre Stelle treten die Ersatzkerne, die man früher irrig für Hoden gehalten
und den Kernen als Eierstöcken gegenübergestellt hat, so daß man die Konjugation als geschlechtliche Fortpflanzung deuten
konnte.
Überhaupt wurde sie lange Zeit hindurch verkannt, da man wohl die Trennung der beiden Individuen, nicht
aber die schon vorher erfolgte Verschmelzung beobachtet und so als Teilung gedeutet hatte. Ferner ist die Teilung ein bei den
I. sehr gebräuchlicher Vorgang für ungeschlechtliche Vermehrung; wahrscheinlich findet sie während des Lebens des Individuums
zu wiederholten Malen statt, bis dann die durch sie hervorgebrachten jungen I. so klein werden, daß sie
einer Kopulation
[* 38] bedürfen, um nach der Trennung zur vollen Größe heranzuwachsen und von neuem sich durch Teilung fortzupflanzen.
Bisweilen auch bleiben die Teilstücke miteinander in
Zusammenhang und bilden so Kolonien. Die Teilung selbst geschieht meist
der Quere, selten der Länge nach; häufig geht eine Einkapselung vorher, bei welcher das Tier die Wimpern
etc. einzieht, den Körper zu einer kugeligen Masse kontrahiert und eine erhärtende Kapsel (Cyste) ausscheidet, in der es geschützt
auch außer dem Wasser in feuchter Luft ausdauert. Gelangt es dann wieder in Wasser, so zerfällt es in eine Anzahl von Teilstückchen,
welche beim Platzen der Cyste frei und zu ebenso vielen Sprößlingen werden.
Endlich erzeugen die I. auch wohl Schwärmsprößlinge, welche die Wandungen des Mutterkörpers durchbrechen und sich
frei im Wasser weiter entwickeln. Sonach ist die Fortpflanzung der I. eine sehr mannigfaltige und erfolgt auch mit so großer
Schnelligkeit, daß in kürzester Zeit eine ganz ungeheure Nachkommenschaft erzeugt werden würde,
wenn nicht zwischen den einzelnen Akten immer größere Zwischenräume und endlich ein völliger Stillstand einträte. Immerhin
ist beobachtet worden, daß eine Vorticelline in 24 Stunden 200 Nachkommen hervorbringt, und daß ein Pantoffeltierchen sich
in ebenderselben Zeit verachtfacht, was in einer Woche nicht weniger denn 2 Mill. ergeben würde. So erklärt
sich auch das oft massenhafte plötzliche Auftreten der I. in scheinbar abgeschlossenen Wassermengen; stets nämlich befinden
sich die durch Einkapselung vor dem Austrocknen geschützten Keime in der Luft und gelangen mit ihr überallhin.
Die Lebensweise der I. ist sehr verschieden. Zum Teil schmarotzen sie im Darm oder der Harnblase höherer
Tiere, zum Teil leben sie im Innern andrer I.; die meisten jedoch ernähren sich von den mikroskopischen Organismen,
zwischen denen sie sich umhertreiben. Manche sind festgewachsen, andre heften sich mit einem Saugnapf an die Oberfläche andrer
Tiere und rutschen auf ihr umher. Vorwiegend sind die I. Bewohner des süßen Wassers, doch finden sich
auch viele Arten im Meer. Die letztern sind nicht in dem Grad Kosmopoliten wie die erstern, weil die Verbreitung ihrer Keime
durch den Wind vergleichsweise selten stattfindet.
Die Einteilung der I. geschieht im allgemeinen nach ihrer Bewimperung. Man unterscheidet gegenwärtig fünf Ordnungen:
1) Holotricha, Körper gleichmäßig mit Wimpern bedeckt, welche in Längsreihen angeordnet und kürzer als der Körper sind;
keine Wimperzone am Mund. Hierher unter andern Opalina ranarum aus dem Mastdarm des Frosches.
2) Heterotricha, Körper gleichmäßig mit feinen Wimpern bedeckt, welche in Längsreihen geordnet sind und um den Mund eine
deutliche Wimperzone bilden. Hierher die Bursaridae aus den Eingeweiden höherer Tiere.
3) Hypotricha, Körper mit scharf geschiedener Rücken- und Bauchfläche, von denen meist nur die letztere bewimpert ist; Mund
auf der Bauchseite. Hierher das Muscheltierchen(Stylonychia mytilus Ehrbg.,
s. Tafel »Protozoen«).
4) Peritricha, mit rundem oder glockenförmigem, nur teilweise bewimpertem Leib, die Wimpern bilden eine
Spirale um den Mund und hinten häufig einen ringförmigen Gürtel.
[* 39] Hierher das Glockentierchen(Epistylis nutans Ehrbg.,
s. Tafel »Protozoen«),
welches, erschreckt oder gestört, an der Übergangsstelle vom Körper zum Stiel umknickt; unter dem
hervorstehenden Rande des Deckels liegt die Mundöffnung.
5) Suctoria oder Acineten, Körper meist ohne Wimpern, mit geknöpften, tentakelartigen Fortsätzen, welche
als Saugröhren wirken. Leben parasitisch von andern Infusorien. Hierher Acineta (s. Tafel »Protozoen«).
aber erst im vorigen Jahrhundert in Gebrauch und soll andeuten, daß sich reichlich I. einfinden, wenn man die verschiedenartigsten
organischen Substanzen mit Wasser übergießt (infundiert) und stehen läßt. Eine Zeitlang war es fast Modesache, mit solchen
Aufgüssen zu arbeiten, und zahlreiche Bücher wußten die abenteuerlichsten Geschichten über die wunderbaren, nur
mit dem Mikroskop
[* 41] zu beobachtenden Organismen zu erzählen. Durch O. Fr. Müller (»Animalcula infusoria«, 1786) wurde die Kenntnis
der I. wesentlich erweitert; aber erst mit Ehrenbergs umfassenden Untersuchungen (»Die I. als vollkommene Organismen«,
1838) beginnt für diesen Teil der Zoologie ein neuer Abschnitt.
von Balbiani, Claparède und Lachmann (»Études sur les infusoires
et les rhizopodes«, Genf
[* 45] 1858-61), Engelmann, Cohn u. a. noch viele Einzelheiten zu Tage gefördert haben, so ist doch namentlich
von Häckel (1873) gezeigt worden, daß sich diese alle auf Sonderungen im Organismus einer einzigen Zelle zurückführen lassen.
Dec., Gattung aus der Familie der Mimosaceen, von der zahlreiche Arten im tropischen Südamerika,
[* 46] besonders in Brasilien
[* 47] und Guayana, vorkommen, große Sträucher oder Bäume von 15-20 m Höhe, mit gefiederten Blättern mit 2-5 oder 6 Paar breiten
Fiederblättchen und oft geflügeltem oder blattähnlichem Blattstiel, weißen oder gelblichen, in ährenförmigen
Trauben oder fast kugelförmigen Köpfen stehenden Blüten und platten oder rundlichen Früchten mit verdickten Rändern und
in ein meist weißliches Mus eingebetteten Samen.
[* 48]
I. spectabilisWilld., ein schöner, großer
Baum auf Panama,
[* 50] wird seiner oft über 60 cm langen Früchte halber auch in Neugranada kultiviert und liefert ein wohlschmeckendes
Fruchtmus.
I.MarthaeSpr., auf den westindischen Inseln und im nördlichen Chile,
[* 51] besitzt sehr gerbsäurereiche
Früchte, welche als Algarobilla in den Handel kommen und zum Färben benutzt werden. Der Tanningehalt dieser jetzt auch im europäischen
Handel erscheinenden Früchte soll bis 70 Proz. betragen.
die eßbaren Wurzelknollen mehrerer Arten von Dioscorea. ^[= L. (Yamswurzel), Gattung aus der Familie der Dioskoreaceen, tropische, ausdauernde Schlingpflanzen ...]
Der Papst erklärte indes die Scheidung für ungültig, und als Philipp sich mit den Hohenstaufen verbündete,
forderte Innocenz III. den König auf, I. wieder aufzunehmen, und ließ auf dessen Weigerung 1199 über Frankreich das Interdikt
aussprechen. Nach längerm Sträuben mußte sich Philipp 1201 fügen und sich von Agnes trennen; aber erst 1213 wurde
I. nach 17jähriger Gefangenschaft in Etampes wieder am Hof
[* 58] aufgenommen. Sie blieb kinderlos und starb 1236 in Corbeil.
(spr. indschenjeri), Angiolo, ital. Dichter und
Litterator, geboren um 1550 zu Venedig
[* 59] aus einer angesehenen Bürgerfamilie, stand nacheinander im Dienste
[* 60] der Herzöge von
Guastalla, von Urbino, von Savoyen, wurde zuletzt Sekretär
[* 61] des Kardinals Cinzio Aldobrandini in Rom und
[* 62] starb
um 1613. I. ist besonders bekannt durch seine Verehrung für Tasso, dem er in Turin,
[* 63] als derselbe 1578 als Flüchtling dahin
kam, ein Asyl verschaffte, und dessen Epos er zum Druck beförderte (Casalmaggiore 1581). Von seinen Werken sind eine italienische
Bearbeitung von Ovids »Remedia amoris« in Ottave Rime (Avignon 1576),
die
Abhandlung »Del buon segretario« (Rom 1594) und der »Discorso della poesia rappresentativa e del modo di rappresentare le favole
sceniche« (Ferrara
[* 64] 1598) hervorzuheben.
Jagstkreis, OberamtKünzelsau, am Kocher, hat ein Schloß, Weinbau,
(1885) 1432 evang. Einwohner und ist Hauptort einer fürstlich
Hohenloheschen Standesherrschaft, die seit 1806 unter württembergischer Hoheit steht.
Synagoge, eine Papierfabrik, vorzüglichen Weinbau (Rotwein), Reste einer alten Burg und (1885) 3162 meist evang. Einwohner.
- Nieder-I., das Ruinen eines alten Palastes, ebenfalls Weinbau sowie Papierstoff-, Zement-, Schwärze- und Chemikalienfabrikation
und (1885) 2756 meist evang. Einwohner hat, ist der Sage nach Geburtsort KaiserKarls d. Gr., der hier 768-774 eine
durch seltene Pracht ausgezeichnete Pfalz erbaute. Das Gebäude war mit 100 Marmorsäulen, Skulpturen und Mosaikzieraten aus
Italien,
[* 68] meist Geschenken des PapstesHadrian I., geschmückt und wiederholt der Schauplatz glänzender und wichtiger Reichsversammlungen.
(spr. inng'loh),Jean, engl. Dichterin, geboren um 1830 zu Ipswich, debütierte mit einer Sammlung von Erzählungen:
»Tales of Orris« (1860),
und ließ zwei Jahre später einen Band Gedichte: »Round of days«, folgen, der
sehr günstige Aufnahme fand und 1884 in 23. Auflage erschien. Seitdem hat sie in Vers und Prosa viel für Zeitschriften geschrieben
und weiter selbständig veröffentlicht die Dichtungen: »Home thoughts and home scenes« (1865),
»A story of doom, and other
poems« (1867),
»Mopsa the fairy« (1869) und »Little wonder-horn« (1872);
ferner die Romane: »Off the skelligs«
(1873, 4 Bde.),
Bernhard Severin, dän. Dichter, geb. zu
Thorkildstrup auf der InselFalster, studierte in Kopenhagen,
[* 75] ward 1822 Lektor an der Akademie zu Sorö; verwaltete
von 1843 bis 1849 die Direktion dieser Anstalt und starb in Sorö. Seine ersten poetischen Versuche, in denen, wie
in all seinen spätern Dichterwerken, eine milde, humane Lebensanschauung zum Ausdruck kommt, waren: »Digte« (1811-12, 2 Bde.),
denen 1813 die Sammlung »Procne« (mit der lyrisch-erotischen Novelle »Warners poetiske Vandringer«) folgte. Nächstdem erschien
eine Reihe dramatischer Werke, unter welchen das dramatisierte Märchen »Reinald Underbarnet« (»Reinald
das Wunderkind«) ohne Zweifel das bedeutendste war, während »Masaniello« und »Blanca« (1815) den größten Erfolg erzielten.
Auch die dramatische Satire »Julespøg og Nytaarsløjer« (»Weihnachtsscherze
und Neujahrsspäße«) verdient Erwähnung.
Zugleich veröffentlichte er eine Anzahl lyrisch-epischer Dichtungen, wie »Helias og Beatrice« (1816) und »De Unterjordiske«
(»Die Unterirdischen«, 1817, Hamb. 1822),
sowie
»Eventyr og Fortællinger« (1819),
die später noch durch mehrere Bände erweitert
wurden (3. Aufl. 1876-82, 8 Bde.).
Das Ergebnis einer Reise nach dem SüdenEuropas (1818-19) war die Gedichtsammlung »Reiselyren« (1820, 2 Bde.; 2. Ausg.
1845),
welcher die gleichfalls lyrischen »Julegave« (1826) folgten. Eine nationale
Richtung schlug er ein in dem Epos »Valdemar den Store og hansMænd« (1824),
welchem sich ein Cyklus historischer Romane: »Valdemar
Seier« (1826),
»Erik Menveds Barndom« (1828),
»Kong Erik og de Fredløse« (1833) und »Prinds Otto of Danmark«
(1835),
sowie das romantisch-historische Gedicht »Dronning Margrete« (1836) anschlossen.
Verwandt mit diesen geschichtlichen Romanen, worin er Episoden aus der dänischen Geschichte des Mittelalters im GeistWalterScotts poetisch darzustellen suchte, und die trotz der dürftigen historischen Forscherbasis, auf der
dieselben beruhen, in DänemarkVolksbücher geworden sind, ist der Romanzencyklus »Holger Danske«
(1837),
eine seiner eigentümlichsten und ansprechendsten Dichtungen. Von Ingemanns übrigen Werken sind noch auszuzeichnen
seine vortrefflichen geistlichen Gesänge: »Høimessepsalmer« (1825) u. a., die dem
Leben der Grönländer entnommene Erzählung »Kunnuk og Naja« (1842),
der in der Gegenwart spielende Roman
»Landsbybørnene« (»Die Dorfkinder«,
1852) und die Dichtung »Tankebreve fra en Afdød« (»Gedanken in Briefen von einem Verstorbenen«, 1855),
worin er die Resultate
seiner religiösen Forschungen niederlegte. Die meisten der genannten Werke erleben noch fortwährend neue Auflagen und wurden
auch ins Deutsche
[* 76] übersetzt. Seine »Samlede Skrifter« erschienen in vier
Abteilungen, von denen die erste die dramatischen Werke (Kopenh. 1843, 6 Bde.; 2. Aufl.
1853), die zweite die historischen Dichtungen und Romane (1847-51, 12 Bde.),
die dritte die Märchen und Erzählungen (1847-51, 12 Bde.),
die vierte die Romanzen und Gedichte (1845-64, 9 Bde.) enthält. Nach Ingemanns
Tod gab Galskjöt dessen Selbstbiographie »Min Levnetsbog« (Kopenh. 1862) und »Tilbageblik
paa mit Liv og min Forfattervirksomhed« (das. 1863) heraus. Sein Briefwechsel mit Grundtvig erschien 1881.
Vgl. Nörregård,
»B. S. Ingemanns Digterstilling og Digterværd« (Kopenh.
1886);
Schwanenflügel, Ingemanns Liv og Digtning (das. 1886).
(franz., v. span.
ingenio, »Kriegsmaschine«, deren Werkmeister ingenieros hießen), Techniker im Militär- wie im Zivildienst. Erstere bilden
die Genietruppen, letztere, die Zivilingenieure, sind entweder Zivilingenieure im engern Sinn (s. Zivilingenieur) oder Bauingenieure.
Die letztern, welche je nach ihrer Spezialbranche Ingenieure für Straßen- und Eisenbahnbau,
[* 77] Tunnelbau,
Brücken- und Wasserbau, insbesondere See- und Hafenbau sowie Strombau, sind, stehen teils im Dienste des Staats, teils im Dienst
von Privatgesellschaften oder Privaten und sind, wenn das Unternehmen einen größern Umfang erreicht, insbesondere bei ausgedehnten
Eisenbahnlinien oder Eisenbahnnetzen, so organisiert, daß einem Oberingenieur die erforderliche Zahl
von Ingenieuren (Sektions-, Abteilungs-, Bezirksingenieuren) unterstellt ist. Das erste Ingenieurkorps für Straßen- und Brückenbau
wurde
¶