Grandvilles u. a. in
Frankreich, die Zeichner des
Londoner
»Punch« etc. wurde dieser
Bewegung
wieder eine künstlerische
Richtung gegeben (s.
Holzschneidekunst). Seit der Mitte der 40er Jahre hat durch die
Gründung großer
und kleiner illustrierter Wochenblätter an allen
Orten und durch die
Bildung von Holzschnittschulen in
allen Kunststädten das Illustrationswesen eine ungeheure
Ausdehnung
[* 2] gewonnen, welche buchhändlerische
Spekulation ins Krankhafte
gesteigert hat, so daß die I. nicht mehr zur
Erläuterung des
Textes dient, sondern der Endzweck geworden ist.
Die illustrierten
Zeitungen und die sogen. »Prachtwerke«
leiten uns allmählich wieder zu dem Ausgangspunkt zurück, indem sie dasBild zur Hauptsache machen,
welches ohne
Gefahr von dem »begleitenden«
Text ganz losgelöst werden kann, und daß sie vielfach, anstatt das geschriebene
Wort zu verdeutlichen und zu versinnlichen, der müßigen, gedankenlosen Schaulust Vorschub leisten. Die namhaftesten
illustrierten
ZeitungenDeutschlands
[* 3] sind: die von J. J.Weber in
Leipzig
[* 4] begründete »Illustrierte
Zeitung« (seit
1843),
die
Berliner
[* 6] »Deutsche illustrierte
Zeitung« (seit
1880); daneben
»Westermanns Illustrierte deutsche Monatshefte« (Braunschw., seit 1856) und Speemanns
Monatsschrift »Vom
Fels zum
Meer« (Stuttg., seit 1881).
Vgl.
Jackson, The pictorial press, its origin and progress (Lond. 1884).
Plateau von, eine Bodenerhebung in der
Nähe des
Dorfs I., nördlich bei
Sedan,
[* 8] ist dadurch berühmt geworden, daß
es den eigentlichen Entscheidungspunkt in der
Schlacht bei
Sedan bildete.
Als sich hier der deutsche linke
und rechte
Flügel zusammenschlossen und das
Plateau eroberten, war der
Ring um die französische
Armee vollendet (s.
Sedan).
(griech. Illyris), im
Altertum unbestimmte Bezeichnung aller östlich von
Italien
[* 9] und
Noricum sowie westlich
von
Makedonien und
Thrakien bis an den
Ister hinauf gelegenen
Länder; im engern
Sinn seit dem 4. Jahrh. ein
Reich der Autariaten und Ardiäer nördlich von
Epirus; dann seit 168
v. Chr., unter dem
Namen Illyricum, administrative Benennung
des
Küstenlandes am Adriatischen
Meer von Istria an bis an den Drilon
(Drin) und im Innern bis an den
Savus
(Sau) und Drinus
(Drina), ein zum größten Teil von rauhen Gebirgszügen erfülltes Land, das sich im ganzen mehr
zur
Viehzucht
[* 10] als zum
Ackerbau eignete, aber reiche Goldgruben enthielt. Es entsprach ungefähr dem heutigen
Bosnien
[* 11] und
Dalmatien.
Das
Land hatte seinen
Namen von dem
Volk der Illyrier, die, aus zahlreichen
Stämmen bestehend, mit den Thrakern wahrscheinlich
einen eignen
Zweig des indogermanischen
Völker- und Sprachstammes bildeten. Die verschiedenen
Namen dieser
Stämme sind: Dassariten, Piruster, Penester,
Albaner, Parthiner, Taulantier, Buliner und Abanten. Sie waren übrigens mit
Griechen, Phönikern,
Kelten und Siziliern vermischt, standen in dem
Ruf derSeeräuberei und wurden von Häuptlingen regiert.
Ihre Zerrissenheit verhinderte die
Entwickelung eines selbständigen Staatslebens. Ein Häuptling, Bardylis,
machte gegen 385
v. Chr. den makedonischen König
Amyntas II. tributpflichtig und eroberte ein
Stück von dessen Gebiet. Auch
König
Perdikkas von
Makedonien mußte die Übermacht der Illyrier empfinden und fiel selbst 359 in einem
Kampf gegen sie. Glücklicher
war der König
Philipp II., welcher nicht bloß das Entrissene wieder zu
Makedonien schlug, sondern auch
Teile von I. selbst abhängig machte.
Alexander d. Gr. unterwarf 335 den Sohn des Bardylis,
Kleitos, bei
Pelion.
Philipp III. jedoch gebot über ganz I.
Später nahm
Pyrrhos von
Epirus den von den Makedoniern verschont gebliebenen Teil Illyriens, oberhalb
Montenegros, weg, und erst Agron,
der auch in heftige
Händel mit den
Römern geriet, gewann ihn wieder. Seine Gemahlin Teuta führte nach
seinem
Tode die Herrschaft mit Erfolg weiter; allein die Kühnheit der illyrischen
Korsaren und die Hilfsgesuche der Apolloniaten
und Issäer nötigten den römischen
Senat,
Gesandte an Teutas
Hof
[* 12] zu schicken, welche bei der Heimkehr ermordet
wurden. So entstand der
IllyrischeKrieg, auch Seeräuberkrieg genannt.
Die römischen
Konsuln Gnäus
FulviusCentumalus undL. Posthumius
Albinus nahmen, durch den
Abfall der
Unterthanen Teutas unterstützt, 229 die
illyrische
Küste weg und, da der
Statthalter von
Pharos,
Demetrius, gleichfalls von jener abfiel, auch die
InselKorkyra. Teuta
sah sich daher gezwungen, indem Friedensvertrag von 228 eine große
Strecke des Küstengebiets an die
Römer
[* 13] abzutreten und einen
Tribut zu bewilligen. Nach ihrem
Tod machte ihr unter der
Vormundschaft des
Demetrius stehender Sohn
Pineus vergebliche
Versuche, ganz I. zu einem
Feldzug gegen
Rom
[* 14] zu bewegen; er wurde geschlagen und teilte hierin
das
Schicksal einiger seiner Nachfolger, die sich ebenfalls gegen das
Joch der
Römer erfolglos auflehnten, z. B. des
Genthius,
der ein
Bündnis mit dem König
Perseus
[* 15] von
Makedonien geschlossen hatte, aber 168 vom römischen Prätor
Lucius Anicius besiegt
und nach
Eroberung seiner Hauptstadt Skodra gefangen genommen wurde und den
Triumph des Siegers verherrlichen
helfen mußte.
Nachdem auch 153 und 145 zwei Empörungen gescheitert waren, entstand 49 ein neuer
Aufstand gegen die römische Herrschaft,
welchen
Julius Cäsar dämpfte.
Endlich machten die
Römer 35 I. gänzlich zu einer römischen
Provinz. Von jetzt
an wuchs der
Wohlstand und das Ansehen Illyriens, und Schriftsteller, z. B. Appianus,
und
Kaiser, z. B.
Valens, die geborne Illyrier waren, erwarben ihrem Vaterland
Ruhm. Von 324
n. Chr. ab war I. der
Name einer
der vier großen Präfekturen des
Reichs. Bei der
Teilung unter
Theodosius ward I. zum abendländischen Kaisertum geschlagen,
fiel aber 476 beim
Untergang des weströmischen
Reichs dem byzantinischen Kaisertum zu.
Gegen 550 gründeten aus
Norden
[* 16] einwandernde
Slawen mehrere
Kolonien in I., die sich schon nach kurzem vom morgenländischen
Reich lossagten und eigne
Reiche gründeten, neben welchen das bulgarische
¶
mehr
bis ins 11. Jahrhundert seine Machtstellung wahrte. Außer dem kroato-serbischen Dalmatien oder Chrobatien, wie es die Byzantiner
nannten und in ein nördlich und südlich der Czettina gelegenes christliches und heidnisches (Pagania) unterschieden, entwickelten
sich Altserbien oder Rasa, Rascien (so genannt nach der Hauptstadt Rasa, jetzt Novipasar), Divolna (Duklja oder Zeta)
und Trebunia (Travunja) mit Canalia (Ronavlje, südlicher Teil der heutigen Herzegowina), Zachlumia (Zahumje, Hauptteil der
heutigen Herzegowina) und Narentania (Neretva), während Bosnien (Bosna) aus dem östlichen Teil Altkroatiens hervorging.
Alle diese Gebiete standen teils unter fremder Herrschaft, der Ungarn,
[* 18] der Byzantiner oder auch zuweilen der Venezianer, teils
im 12. Jahrh. und weiterhin seit dem Aufschwung der serbischen Fürstenmacht
der Nemanjaden unter eignen slawischen Herrschern, die sich zeitweilig der ungarischen Oberhoheit fügen mußten und im 14. Jahrh.
der türkischen Botmäßigkeit verfielen. Auch der Name I. mußte naturgemäß seine alte umfassende Bedeutung, die er in
der römischen Epoche auch für das heutige Innerösterreich hatte, verlieren. Im 15. Jahrh. brachten die
Venezianer den Küstenstrich am Adriatischen Meeran sich; doch wurde ihnen in der Folge diese Eroberung von den Türken bedeutend
geschmälert. Durch den Frieden von Passarowitz (1718) aber erweiterte sich der Besitz der Venezianer wieder.
Litteratur, s. Serbische Sprache^[= und Litteratur. Die serbische Sprache gehört zur südöstlichen Abteilung der slawischen Sprachfami ...] und Litteratur.
Wasser- und andre Mühlen
[* 37] und (1885) 5452 Einw. Seit 1839 besteht in I. eine vielbesuchte
Kaltwasserheilanstalt, in welcher kalte und warme Bäder aller Art (auch Fichtennadelbäder) geboten werden; als weitere Kurmittel
finden Molken, Heilgymnastik und Elektrizität
[* 38] Anwendung. 1886 wurde I. von 1760 Sommergästen besucht.
Früher den Grafen von Käfernburg gehörig, dann 1343-1583 ein Teil der GrafschaftHenneberg, kam I. 1631 in den Besitz Kursachsens
und später Weimars. Noch jetzt führt I. den Titel einer Bergstadt. In der Nähe ein Denkmal des Dichters V. v. Scheffel, der
hier öfters weilte, und der 873 m hohe Kickelhahn (s. d.).
Vgl. Voigt, Geschichte des ilmenauischen Bergbaues (Sondersh. 1821);
Springer, Die klassischen Stätten von Jena
[* 39] und I. (Berl. 1869);
Fils, Bad
[* 40] I. und seine Umgegend (4. Aufl. von Preller, Hildburgh.
1886);
Lausch, I. und seine Umgebung (2. Aufl., Gotha
[* 41] 1883).
¶
(ehedem Moisk), großer Landsee im russ. GouvernementNowgorod, südlich von Nowgorod, 918 qkm (16,7 QM.) groß, 28 m
über dem Niveau der Ostsee, 2-9 m tief, mit trübem Wasser, empfängt zahlreiche Flüsse,
[* 43] darunter die Lowat, die mit einem verwickelten
Delta
[* 44] mündet, von W. her den Schelon, von O. her die Msta u. a., und steht durch die Wolchow, seinen Abfluß,
mit dem Ladogasee in schiffbarer Verbindung. Der I. hat sehr viel Fische,
[* 45] die im Winter unter dem Eis
[* 46] gefangen werden.
Stadt in Nupe, im westlichen Sudân, auf 300 m hohen Hügeln, umgeben von Mauer und Graben sowie teilweise von
dem Fluß Assa, während der stets wasserreiche Salioluku hindurchfließt, hatte 1880: 150,000 Einw.,
zum großen Teil Joruba, außerdem Nupe, Fulah, Haussa und Kaniki. Zu den letztern gehört der dem ReicheGando tributpflichtige
Sultan. Die Bewohner haben den Islam angenommen, der aber stark durch heidnische Anschauungen gefärbt ist, und fertigen hübsche
Gewebe,
[* 48] Waffen
[* 49] und Leder an. Sie sind kühne Krieger und Reiter; die Macht des Sultans ist durch eine Versammlung
von Häuptlingen beschränkt. I. ist ein berühmter Markt, auf dem die Straßen vom Mittelmeer mit denen vom Atlantischen Ozean
zusammentreffen. Nahe bei der Stadt der 800 m hohe isolierte Granitblock Sobeh.
nach der griech. Sage Sohn des Tros, Urenkel des Dardanos, Bruder des Assarakos und Ganymedes,
[* 50] Vater des Laomedon und Großvater des Priamos. Als er einst aus seiner Vaterstadt Dardania auf dem Ida nach Phrygien kam und in
einem dort veranstalteten Wettkampf siegte, gab ihm der Landeskönig außer dem Kampfpreis infolge eines Orakelspruchs noch
eine scheckige Kuh mit dem Auftrag, eine Stadt zu gründen, wo sich dieselbe niederlege. So gründete
er die nach ihm Ilion oder nach seinem VaterTroja
[* 51] genannte Stadt. Als erZeus
[* 52] um ein Zeichen bat, fand er am andere Morgen das
Palladium (s. d.) vor seinem Zelt.
Fluß, hauptsächlich in der preuß. ProvinzSachsen,
[* 58] entspringt in zwei Bächen auf dem Brockengebirge, an der
Heinrichshöhe und im Schneeloch, stürzt in zahlreichen Absätzen nach N. durch das reizende Ilsethal,
am Ilsenstein vorbei, verläßt bei Ilsenburg den Harz und mündet bei Börßum rechts in die Oker.
Flecken und stark besuchter Luftkurort im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg,
[* 59] im Kreis und in der ehemaligen
GrafschaftWernigerode,
[* 60] in reizender Gegend, am Austritt derIlse aus dem Harz und an der Linie Heudeber-I.
der Preußischen Staatsbahn, 238 m ü. M., hat ein altes und ein neues gräflich
Stolbergsches Schloß (letzteres Bothobau genannt, mit hübschem Schloßgarten), Eisen- und besonders berühmte Kunstgießerei.
Maschinen-, Achsen- und Blankschmiedewarenfabrikation, ein Drahtwalzwerk, eine Kupferhütte, Sägemühlen, starken Holzhandel
und (1885) 3160 evang. Einwohner. I. wurde 1886 von 495 Sommergästen
besucht. In der Nähe eine neuentdeckte, aber nicht benutzte Stahlquelle und der Ilsenstein, ein fast senkrecht aus dem Ilsethal
aufsteigender, 75 m hoher Granitfels, dessen Spitze ein kolossales eisernes Kreuz (vom GrafenAnton von Stolberg-Wernigerode zum
Andenken an seine im Freiheitskrieg gefallenen Freunde 1814 errichtet) schmückt. Auf der Felsenspitze
findet ein merkwürdiges Abweichen der Magnetnadel statt. - Das alte Schloß I., auf einem Felsenvorsprung gelegen, war einst
kaiserliche Burg und wahrscheinlich von Heinrich I. erbaut. Durch Schenkung kam es 1003 an den Bischof von Halberstadt,
[* 61] der es
in eine Benediktinerabtei umwandelte, deren Klosterschule besonders gegen Ende des 11. Jahrh. in großem
Ruf stand. 1572 kam das infolge der Reformation aufgehobene Kloster an die Grafen von Wernigerode, die es wieder zu einem Schloß
umschufen, in welchem sie bis 1710 residierten.
(Ilza), Stadt im russisch-poln. GouvernementRadom, nordwestlich von Opatow, mit fischreichen Seen und (1880) 2754 Einw.,
die Tuchmacherei und besonders Töpferei treiben.
Der gemeine I. (Ilk, Stinkwiesel, Ratz, P. foetidusGray, s. Tafel »Raubtiere I«),
[* 67]
40 cm lang, mit 16 cm langem Schwanz, ist unten
einfarbig schwarzbraun, oben und an den Seiten dunkel kastanienbraun, am Oberhals und den Kopfseiten heller, am Kinn und an der
Schnauze gelblichweiß. Das Weibchen ist an allen Stellen weiß, welche beim Männchen gelblich sind.
Unter dem Schwanz hat der I. zwei Drüsen, aus denen sich, wenn er in Not ist, ein starker Gestank verbreitet; er findet sich
in der gemäßigten Zone von Europa
[* 68] und Asien
[* 69] bis in die
¶
Seine Blutgier ist weniger groß als die der Marder, und mehr als diese legt er Vorratskammern an. Er ist ungemein schlau,
vorsichtig, mutig, bissig und spritzt bei der Verfolgung den Inhalt seiner Drüsen gegen den Feind. Bei
Verwundungen zeigt er eine überraschende Lebensfähigkeit. Er paart sich im März, und nach zwei Monaten wirft das Weibchen
in einer Höhle oder in einem Holzhaufen 4-6 Junge, welche nach drei Monaten fast erwachsen sind und gezähmt werden können.
Man benutzt ihn zur Kaninchenjagd. Das Pelzwerk
[* 73] des I. ist warm und dauerhaft. Als Albino des I. sind
et sich nur im gezähmten Zustand das Frettchen (Frett, P. furoL., s. Tafel »RaubtiereI«),
[* 67]
das lange als eigne Art betrachtet
wurde. Es ist seit dem Altertum bekannt (Ictis bei Aristoteles, Viverra bei Plinius, Furo bei Alb. Magnus),
etwas kleiner als der I., weißlich oder semmelgelb, auf der Unterseite etwas dunkler, mit roten Augen. An Raublust und Blutgier
steht es dem I. kaum nach, nur ist es leichter zähmbar, entflieht aber gern der Gefangenschaft und verwildert dann in wärmern
Klimaten vollständig, während es bei uns im Winter zu Grunde geht. Die Begattung findet gewöhnlich zweimal
jährlich statt, und nach sechs Wochen setzt das Weibchen 4-8 Junge.
Man hält das Frettchen in reinlichen, mäßig warmen Käfigen paarweise und füttert es mit Semmel, Milch, geschnittenen
Eiern und Kalbfleisch, wobei man es zugleich an einen bestimmten Pfiff gewöhnt, auf welchen es später
dann auch bei der Jagd herankommt. Man benutzt es zur Kaninchen- und in England zur Rattenjagd (Rattenschläger); es paart sich
mit dem I. sehr leicht und erzielt Blendlinge, welche dem I. mehr ähneln als dem Frettchen und von den Jägern sehr geschätzt
werden.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Erfurt,
[* 77] an der Schmalen Gera
[* 78] und der Nordhausen-ErfurterEisenbahn, unmittelbar nördlich an Erfurt angrenzend und mit diesem durch eine Pferdeeisenbahn verbunden,
hat ein bedeutendes Steinsalzbergwerk (jährliche Ausbeute 200,000 metr. Ztr.), Zichorienfabrikation, Gärtnerei
und (1885) 4280 meist
evang. Einwohner.
linker Nebenfluß der Donau in Niederbayern, entspringt in zwei Quellbächen, der Kleinen und Großen Ohe, am Böhmerwald,
nimmt ihren Lauf nach S. durch ein oft sehr enges und düsteres Thal und mündet nach 54 km langem Lauf bei Passau.
[* 81] Zum
bessern Betrieb der auf ihr stattfindenden bedeutenden Holzflößerei wurde ein Arm von ihr oberhalb der Mündung durch einen 130 m
langen Tunnel
[* 82] geleitet. Nach der I. war im Mittelalter der Ilzgau benannt, der vom rechten Ufer des Flusses bis an den Niederwald
und nach Regensburg
[* 83] am Regen reichte, später in eine Grafschaft verwandelt wurde und 1207 durch Kauf an
das BistumPassau gelangte.
(lat.), nur in der Vorstellung beruhend, eingebildet;
imaginärer Gewinn, im engern Sinn derGewinn, welchen
der Versicherte durch den Verkauf einer versicherten, zur See versandten oder bezogenen Ware am Bestimmungsort zu machen hofft.
bei den alten Römern die aus Wachs gefertigten porträtähnlichen Masken,
[* 84] mit denen die Leichen auf dem Forum
[* 85] ausgestellt wurden. Nach der Bestattung wurden dieselben in den beiden
Seitenteilen des Atriums (alae) in kleinen Schränken aufbewahrt und durch Laubgewinde derartig verbunden, daß sie in der
Gesamtheit einen Familienstammbaum bildeten. Unterschriften (elogia) gaben die Namen, Würden und Thaten der betreffenden Personen
an. Bei feierlichen Gelegenheiten des Hauses wurden die Laubgewinde erneuert und die Bilder mit Lorbeer
bekränzt. Das Recht, die Ahnenbilder in dieser Weise aufzustellen (Jus imaginum), wurde aber nur durch Erlangung eines kurulischen
Amtes (Konsulat, Prätur, kurulische Ädilität) gegeben, dann freilich in erblicher Eigenschaft für alle direkten Deszendenten.
(arab.), im mohammedan. Religionswesen Name der berühmten Dogmatiker, dann im allgemeinen solcher Theologen, die
an der Spitze einer Gemeinde stehen und den Dienst eines Vorbeters zu versehen haben. Der erste I. der Gemeinde
pflegt die
¶
mehr
Beschneidung, Leichenbestattung und die Trauungen zu besorgen, während dem ihm Unterstehenden, dem Rang nach ungefähr unserm
Kirchendiener gleich, das Amt des Muezzins (Gebetausrufers) zufällt. Der I. wird nach Absolvierung seines theologischen Kurses
von der betreffenden Gemeinde gewählt und von der Behörde bestätigt. Seinem Äußern nach unterscheidet er sich in der
Türkei
[* 87] nur durch die konservative Tendenz seiner Kleidung und dadurch, daß er keinen bunten, sondern
einen weißen Turban trägt, welcher bei feierlichen Gelegenheiten einer neuern Vorschrift gemäß mit einer breiten Goldborte
eingefaßt ist.
Diese offiziellen Abzeichen sind in andern mohammedanischen Ländern ungebräuchlich. Der I. zeichnet sich dort höchstens
durch einen weißen Turban und langen Oberrock (Dschubbe) aus. I. ist auch ein Titel, den die Fürsten mohammedanischer
Völker anzunehmen pflegen, indem es seit den ersten Kalifen, die sich nicht Sultane (Fürsten), sondern Imame (Vorsteher des
Volkes) titulierten, den Herrschern zusteht, alle die mit der Imamwürde (Imamat) verbundenen Pflichten zu übernehmen.
Zur Erinnerung an die ältesten Gebräuche haben einige FürstenArabiens diesen Titel noch heute beibehalten
(z. B. der I. von Maskat, der I. von Nedschd etc.). In Persien
[* 88] werden die Imame mit dem NamenMutschtehid bezeichnet; auch sie
gehen aus der Wahl der betreffenden Gemeinden hervor, bedürfen aber nicht der Bestätigung seitens der
weltlichen Behörde. Die »zwölf Imame« spielen unter den Schiiten eine besondere Rolle, indem sie, Abkömmlinge der FamilieAlis, als Märtyrer der Schia-Sache verehrt werden. I.-Zadeh (»Imamssöhne«)
werden in Persien die zahlreichen Abkömmlinge der zwölf Religionsfürsten genannt, deren mit grünen Kuppeln gezierte Gräber
beliebte Wallfahrtsorte sind.
das gemeinschaftliche Wort bei den Mohammedanern für den spekulativen wie
für den praktischen Glauben, wovon ersterer die metaphysischen Beziehungen betrifft und in der scholastischen Theologie abgehandelt
wird, letzterer dagegen in den Gesetzen der Moral und der Jurisprudenz besteht, welch letztere zugleich die Theologie umfaßt.
nach ihrem Fundort, dem Imatrafall (s. d.), benannte runde oder scheibenförmige Mergelknollen, einzeln
oder zu zwei und drei verwachsen, mit ringförmigen Riefen und Furchen. Es sind Konkretionen, welche aus einem sandigen Schieferthon,
dem sie eingelagert sind, ausgewaschen werden.
Ihre eigentümlichen Gestalten haben eine ansehnliche Litteratur
und viele Hypothesen über ihre Entstehung wachgerufen.
das Vermögen der Gewebe, Flüssigkeiten in ihre
Zwischenräume und in die Substanz der elementaren Formbestandteile selbst aufzunehmen, ohne dabei ihre Form derartig zu verändern,
daß von einer Quellung die Rede sein könnte.
Der Vorgang ist nicht kapillarer, sondern mehr molekularer Natur, was am besten
aus dem Umstand hervorgeht, daß die aufgenommene Flüssigkeit nie so konzentriert ist wie die ursprüngliche
Lösung.
Vittorio, ital. Dichter, geb. zu Neapel,
[* 92] machte historische, philologische und litterarische Studien
(zuletzt in Zürich
[* 93] und Berlin), beteiligte sich als Freiwilliger an den Feldzügen von 1859 und 1866 gegen Österreich und lebte seit 1878 zurückgezogen
zu Pomigliano d'Arco bei Neapel, wo er starb. Ein Freund volkstümlicher Überlieferung, hat er
Sagen, Volkslieder u. dgl. in großer Zahl gesammelt
und veröffentlichte in dieser Art: »Canti popolari delle provincie meridionali« (Turin
[* 94] 1871-72, 2 Bde.),
»La novellaja milanese« (das.
1879) und andre ähnliche wertvolle Sammlungen. Daneben trat er mit einem Band
[* 96] Gedichte unter dem barock-bescheidenen Titel:
»Esercizj di prosodia« (Neapel 1874) hervor, die ihn als einen Lyriker von großer Originalität der Form und des Gedankens
erkennen lassen. Ein leidenschaftlicher Royalist (sowie Gegner der »veristischen« Schule, mit der er gleichwohl
manches gemein hat),
entwickelt er namentlich in den Oden: »An die Königin von Italien« und »Bei der Begnadigung Passanantes«
eine Wucht der Gedanken, eine Kraft
[* 97] des Ausdrucks und eine Schärfe der Ironie, die kaum ihresgleichen haben. Nicht minder tritt
die Heftigkeit und Originalität seines Wesens in seinen polemischen und kritischen Schriften hervor, so
z. B. in »Fame usurpate« (1877),
Friedrich, Numismatiker, geb. war zuerst für einen praktischen Lebensberuf bestimmt, widmete
sich aber bald den klassischen Studien und gehört jetzt zu den bedeutendsten Kennern der antiken Numismatik; er lebt in Winterthur.
I., seit 1879 zum auswärtigen Mitglied der preußischen Akademie der Wissenschaften ernannt, hat auf ausgedehnten
Reisen eine der großartigsten Sammlungen griechischer Münzen
[* 105] in Originalen und Abgüssen angelegt, welche er seinen Fachgenossen
auf die liberalste Weise zugänglich macht. Seine Arbeiten, in Zeitschriften und selbständig erschienen und von sorgfältigen
Tafeln begleitet, betreffen meistens das griechische Altertum;
»Die Münzen der Dynastie von Pergamon«
[* 107] (Berl. 1884) und
»Porträtköpfe auf antiken Münzen hellenischer und hellenisierter Völker« (Leipz. 1885).
[* 98] (Imuthes), ägyptischer Gott, Sohn des Ptah,
[* 108] der Äskulap der Ägypter, als Jüngling sitzend und eine entfaltete
Papyrusrolle auf dem Schoß haltend dargestellt, wurde besonders in Memphis verehrt (s. Abbildung).
Lichten, technischer Ausdruck bei Angabe des Maßes eines hohlen Gegenstandes, bezeichnet, daß die Stärke
[* 109] der Wandung
desselben nicht mit eingerechnet, sondern nur die Höhlung selbst gemessen ist.
in einem Ding oder Begriff bleibend. So unterscheidet man in der Philosophie immanente Ursachen als solche, die, wie bei der
Selbstbestimmung, in dem sich verändernden Ding selbst liegen, von transeunten, d. h. von außen an dasselbe herankommenden
und ihm darum mehr zufälligen. In diesem Sinne nannte Spinoza, gemäß seiner pantheistischen Weltanschauung, Gott die immanente
Ursache der Welt, um dadurch auszudrücken, daß derselbe seinem Sein nach von der Welt nicht unterschieden sei,
eine Bezeichnung, die auch in die Sprache
[* 110] der neuern pantheistischen Systeme übergegangen ist. In gleichem Sinn spricht man
von einer immanenten Methode, einer immanenten Entwickelung einer Wissenschaft, d. h. einer solchen, welche in dem Begriff des
zu behandelnden Gegenstandes selbst liegt und dadurch bestimmt wird, daher auch den Anspruch macht, die
absolut wahre zu sein, und sich rühmt, ein immanentes Wissen, d. h. ein
¶