Iasion
(Iasios), nach griech. Mythus Liebling der Demeter, [* 2] mit der er in Kreta den Plutos erzeugte, weswegen ihn Zeus [* 3] mit dem Blitz tötete.
(Iasios), nach griech. Mythus Liebling der Demeter, [* 2] mit der er in Kreta den Plutos erzeugte, weswegen ihn Zeus [* 3] mit dem Blitz tötete.
in der griechischen Heroensage Sohn des Äson, Königs von Iolkos in Thessalien, hatte den Kentauren Cheiron zum Lehrer, wohnte als Jüngling der kanonischen Jagd bei und gab dann die Veranlassung zum Argonautenzug. Pelias hatte nämlich seinem Halbbruder Äson die Herrschaft entrissen und dieser kaum seinen Knaben den Nachstellungen des Tyrannen entziehen können. Als I. zum Jüngling herangewachsen war, stellte er sich seinem Oheim Pelias vor, und zwar kam er nur mit Einer Sandale, da er die andre beim Durchschreiten eines Flusses verloren hatte.
Der Oheim, welchen das Orakel vor dem Einschuhigen gewarnt hatte, trug ihm daher, um ihn zu entfernen, die Fahrt nach dem Goldenen Vlies auf unter dem Vorwand, er selbst würde das Unternehmen ausführen, wenn er sich nicht zu alt fühlte; wenn I. es glücklich zu stande bringe, so sei er zur Rückgabe der Herrschaft an I. bereit (das Weitere s. Argonauten). Was Iasons spätere Schicksale anlangt, so soll er, durch die Rache der Medea (s. d.) zur Verzweiflung gebracht, sich selbst getötet, nach andern aber ein heimatloses Leben geführt haben und, als er einst im Schatten [* 4] des Schiffs Argo erschöpft eingeschlafen war, von einem herabfallenden Balken erschlagen worden sein.
(griech.), s. v. w. Iatrotechnik. ^[= (griech.), praktische Heilkunst, besonders Wundarzneikunst.]
(Chemiatrie, griech.), altes medizin. System, welches sämtliche Vorgänge im Körper und die Wirkungen der Heilmittel auf chemische Prozesse zurückführte. Es wurde von Paracelsus und van Helmont vorbereitet, von Sylvius und Stahl ausgebildet. S. Chemie und Medizin.
(Iatromechanik), altes medizin. System, welches das Leben aus den Gesetzen der Statik und Hydraulik begreifen und die Medizin als einen Teil der angewandten Mathematik und mechanischen Physik behandelt wissen wollte.
(griech.), Arzt. ^[= (altdeutsch Arzât, v. lat. Archiāter, "Oberarzt"; lat. Medicus), ursprünglich ein ...]
(griech.), praktische Heilkunst, besonders Wundarzneikunst. ^[= s. v. w. Chirurgie.]
Abkürzung für ibidem (s. d.). ^[= s. Abbreviaturen. Die gebräuchlichsten A. sind bei den einzelnen Buchstaben (Art. "A", ...]
Insel, s. Samar. ^[= die größte der Bissayasinseln (Philippinen) südöstlich von Luzon, 12,020 qkm ...]
(spr. -ge), Stadt im Staate Tolima der südamerikan. Republik Kolumbien, [* 5] an der Straße zum Quindiupaß (s. d.), 1290 m ü. M., mit höherer Schule, Schwefel-, Silber- und Zinnobergruben, einer heißen Quelle [* 6] und (1870) 10,342 Einw., die lebhaften Handel mit Vieh, Kakao, Zucker [* 7] und Kaffee treiben.
rechter Nebenfluß der Morawa in Serbien, [* 8] entspringt im Sandschak Novipasar, verfolgt anfangs nordöstliche, dann östliche Richtung und wendet sich erst bei Mitrowitza, wo er sich mit der Sitnitza vereinigt, nach N. Er nimmt dann links die Raschka auf und mündet wenige Kilometer unterhalb Karanowatz.
(San Miguel de I.), Hauptstadt der Provinz Imbabura im südamerikan. Staat Ecuador, 2225 m ü. M. auf einer schönen Ebene gelegen, hat eine höhere Schule, ein Hospital, Weberei [* 9] von wollenen und baumwollenen Stoffen und etwa 13,000 Einw. I. wurde 1597 gegründet.
Joachim, Buchdrucker, geb. 1726 zu Saragossa, [* 10] für seine Verdienste um die Buchdruckerkunst von Karl III. zum Hofbuchdrucker ernannt, gest. in Madrid. [* 11] Obwohl er nie außerhalb seines Vaterlandes war und somit alle Verbesserungen selbst zu erfinden oder seinen Bedürfnissen anzupassen hatte, stellte er seine Arbeiten doch in so hoher Vollendung her, daß sie denen der Didots, Bodonis u. a. gleich geachtet werden. Seine Bibelausgabe, das mozarabische Missale, Don Quichotte (1780, 4 Bde. mit Kupfern), Geschichte Spaniens von Mariana (1780, 2 Bde.), Übersetzung des Sallust (1772) sind die geschätztesten Leistungen seiner Pressen.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Münster, [* 12] Kreis [* 13] Tecklenburg, 79 m ü. M., an der Aa u. am Fuß des Schafbergs sowie an der Linie Löhne-Rheine der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine katholische und eine evang. Pfarrkirche, eine königliche Berginspektion, Bergbau [* 14] auf Steinkohlen u. Eisenstein, Steinbrüche, Kalkbrennerei, Baumwollweberei, Glashütten, Stärke- und Maschinenfabrikation, Dampf- und Sägemühlen, Ockerschlämmerei und -Brennerei und (1885) 4103 meist kath. Einwohner. Dabei die Landgemeinde I. (mit 5386 Einw.). Das Ibbenbürener Steinkohlengebirge erhebt sich, einer Insel gleich, im nördlichen Westfalen [* 15] zwischen den äußersten Ausläufern des nordwestdeutschen Gebirgssystems bis zu einer Höhe von 175 m und liefert einen jährlichen Ertrag von etwa 2 Mill. Doppelzentnern Kohlen.
1) bei den Alten das fruchtbare obere Gebiet des Flusses Cyrus (Kur), das jetzige Georgien, grenzte im W. an Kolchis, im N. an den Kaukasus, im O. an Albanien, im S. an Armenien und brachte Getreide [* 16] in Menge, Öl und guten Wein hervor. Die Einwohner, welche sich selbst Karthli nannten, nicht indogermanischen Stammes und Vorfahren der heutigen Georgier, hießen bei den Griechen und Römern Iberes oder Iberi, waren friedlich und zivilisiert und lassen arische (medische) Einflüsse erkennen.
Ihre Hauptbeschäftigung war der Ackerbau, ihr Kultus, wie der medische, Sonnendienst. Des Aramasd (Ahuramasda) Tempel [* 17] stand in Harmastica (Trümmer unweit Tiflis). Streng waren bei ihnen die vier Kasten der Adligen, Priester, Krieger und bäuerlichen Sklaven geschieden. Bekannter ward I. erst durch den Feldzug des Pompejus in den kaukasischen Ländern (65 v. Chr.) und durch den Bericht seines Geheimschreibers Theophanes, aus welchem alle uns erhaltenen Autoren schöpften. Später, namentlich seit Trajan, stand I. unter römischem Einfluß, unter dem es bis nach dem Tode des Julianus blieb. Darauf ward es von dem persischen König Sapor erobert. Das Christentum kam unter Konstantin ins Land. Die Blüte [* 18] des iberischen Reichs fällt ins 5.-7. Jahrh. n. Chr., als die Sassaniden zu schwach waren, dort ihr Ansehen aufrecht zu erhalten.
2) Alter Name für Hispanien, insbesondere das vom Iberus (Ebro) durchströmte Land der Iberer, eines Urvolkes im südwestlichen Europa, [* 19] das über ganz Spanien [* 20] und bis nach Gallien hinein verbreitet war. Nachkommen dieser alten Iberer sind die heutigen Basken, wie W. v. Humboldt in der »Prüfung der Untersuchungen über die Urbewohner Hispaniens vermittelst der baskischen Sprache« [* 21] (Berl. 1821) dargethan hat. Aus der Vermischung iberischer und eingewanderter keltischer Stämme entstanden die Keltiberer (s. d.) in den Hochebenen des mittlern Spanien.
L. (Schleifenblume), Gattung aus der Familie der Kruciferen, [* 22] ein- oder mehrjährige Kräuter oder Halbsträucher mit ganzen oder fiederteiligen, etwas fleischigen Blättern und rundlichen bis verkehrt-eiförmigen, oben ausgerandeten Schötchen, 20 Arten, meist in den Gebirgen Südeuropas und Kleinasiens. I. amara L., 20-25 cm hoch, einjährig, mit weißen, wohlriechenden Blüten in endständigen ¶
Trauben, auf Kalkboden in Südwest- und Westdeutschland, I. umbellata L., einjährig, mit violetten oder purpurnen Blüten, in Spanien, werden in mehreren Varietäten als Freilandpflanzen in Gärten kultiviert, ebenso die ausdauernde I. sempervirens L., während einige ausdauernde Arten, wie I. semperflorens L., sich für Topfkultur eignen.
Halbinsel, s. v. w. Pyrenäische Halbinsel ^[= die südlich und südwestlich von den Pyrenäen gelegenen. Königreiche ...] (Spanien und Portugal).
Gebirge, Gebirgssystem in Spanien, bildet den hohen Ostrand des zentralen Tafellandes und zugleich die Hauptwasserscheide der Halbinsel zwischen dem Atlantischen und Mittelländischen Meer, indem es sich, abweichend von den übrigen Gebirgssystemen, von NW. nach SO. erstreckt. Es besteht teils aus Gebirgsketten und Berggruppen, teils aus dazwischen eingeschobenen Hochebenen und Parameras und breitet sich, von den Ebroquellen beginnend, gegen S. zu bedeutend aus, indem hier seine Verzweigungen den ganzen breiten und terrassierten Ost- und Südabhang des Tafellandes bedecken und bis an die Küsten herantreten, welche sie in weiter Ausdehnung [* 24] von der Mündung des Llobregat an bis gegen die des Rio [* 25] Segura hin umgürten. Im einzelnen läßt sich dieses Gebirgssystem, das den Osten beider Kastilien, ganz Valencia, [* 26] Südaragonien und Südkatalonien (im ganzen wohl 40,000 qkm) bedeckt und im allgemeinen einen mit seiner Konvexität gegen NO. gekehrten Bogen [* 27] von 650 km Länge beschreibt, naturgemäß in drei Abteilungen scheiden:
1) Die altkastilische Kette am rechten Ebroufer, welche sich wieder aus der Sierra Demanda (2305 m), der Gruppe des Pico de Urbion (2252 m), der Cebollera (2176 m) und der Sierra del Moncayo (2349 m) zusammensetzt.
2) Das südaragonische Hochland, welches südlich vom Jalon als Fortsetzung der altkastilischen Kette anhebt und aus der Sierra de Cucalon und andern nach SO. gerichteten Zügen besteht, an den Quellen des Guadalaviar und des Alfambra aber sich zu einem weitverzweigten Bergland verbreitet. Dasselbe greift aus der aragonischen Provinz Teruel auch in die angrenzenden Provinzen Cuenca, wo es die Serrania de Cuenca bildet, und in die valencianische Provinz Castellon hinüber, wo es sich gegen das Meer zu abdacht, nördlich aber bis zur Ebromündung reicht und jenseit derselben in der katalonischen Bergstraße seine Fortsetzung findet.
Hervorragende Gebirgszüge sind in diesem Teil des iberischen Gebirgssystems die Sierra de Albarracin (s. d.), Sierra de Gudar (1770 m), Sierra de Javalambre (2002 m) und die Gruppe des Peña Golosa (1813 m). Das südaragonische Hochland erscheint als ein ausgedehntes Plateau, welches von den Thälern der nach allen Seiten abgießenden Gewässer durchfurcht wird. Schroffe, zerklüftete Felsengebirge mit tiefen Schluchten bilden dagegen die östlichen, die Provinz Castellon erfüllenden Verzweigungen.
3) Das südvalencianische Bergland, zwischen dem Unterlauf des Guadalaviar und des Segura, vom Jucar in zwei Teile geschieden, bestehend aus einer Menge paralleler, wenig oder gar nicht zusammenhängender, von weiten Thälern geschiedener Gebirgsmauern, darunter die Sierras Martes, Enguera, Grosa, de las Cabres etc. Dieselben verlaufen gegen die Küste hin und endigen vielfach in schroffen Felsenkaps. Die bedeutendste Erhebung ist hier der Moncabrer (1386 m). Das Iberische Gebirge scheint meist der Juraformation [* 28] anzugehören oder auch aus ältern Tertiärbildungen (Nummulitenkalk) zu bestehen; Marmor und Sandstein sind häufig; die größern Thäler enthalten Tertiärlager. Wie für den mittlere Teil des ganzen Zugs die Form der Parameras, so ist für den südlichen die der Muelas (»Mühlsteine«), [* 29]
d. h. isolierter, abgestutzter und schroff abfallender Felsenkegel, charakteristisch. S. Karte »Spanien und Portugal«.
Sprache, s. v. w. Georgische Sprache. ^[= und Litteratur. Die georgische oder grusische Sprache, zur Gruppe der südkaukasischen Sprachen ...]
antiker Name des Ebro (s. d.). ^[= Fluß in Spanien, der Strom des Iberischen Tieflandes, entspringt auf der Terrasse ...]
der Steinbock. ^[= # ( Wagn.), Untergattung der Gattung Ziege (Capra L.), durch die vorn abgeplatteten Hörner ...]
Dorf im südamerikan. Staat Paraguay [* 30] am Fuß der Sierra Tatuqua, südwestlich von Villarica.
In der Nähe Eisengruben und die von Lopez gegründeten Eisenhütten.
(lat., meist abgekürzt: ib. oder ibid.), »ebendaselbst«, an demselben Ort.
s. Hibiscus. ^[= L. (Eibisch), Gattung aus der Familie der Malvaceen, ein- oder mehrjährige Kräuter, Sträucher ...]
(Ibidinae), Unterfamilie aus der Ordnung der Watvögel [* 31] und der Familie der Ibisse (Hemiglottides), mittelgroße, kräftig gebaute Vögel [* 32] mit kleinem Kopf, mittellangem Hals, schlankem, langem, sichelförmig abwärts gekrümmtem, von der Wurzel [* 33] nach der Spitze allmählich verdünntem, rundem, nur an der Spitze hartem Schnabel mit einer Längsfurche auf dem Oberschnabel, mäßig hohen Füßen, ziemlich langen Zehen, deren drei vordere durch eine kleine Spannhaut vereinigt werden, schmalen, scharfen Krallen, großen, breiten, zugerundeten Flügeln, unter deren Schwingen die zweite am längsten ist, und kurzem, abgerundetem oder etwas ausgeschnittenem Schwanz.
Hierher gehört der Sichler (Sichelreiher, Schwarzschnepfe, Falcinellus igneus Gray), 60 cm lang, 98 cm breit, mit schlankem Leib, mittellangem Hals, langem, bogenförmigem Schnabel, mittellangen Füßen und längern, den kurzen Schwanz deckenden Flügeln, ist kastanienbraunrot, auf dem Scheitel, Rücken, den Schwung- und Steuerfedern dunkelbraun mit violettem oder grünlichem Schimmer, mit braunem Auge, [* 34] grüngrauem, nacktem Augenkreis, dunkelgrünem Schnabel und grüngrauem Fuß, lebt in allen Erdteilen, in Europa nördlich bis zu den Donautiefländern und dem südlichen Polen, verfliegt sich bisweilen nach Deutschland, [* 35] findet sich in Brüchern, Morästen oder in deren Nähe, lebt gesellig und fliegt stets in zu einer langen Linie geordneten Gesellschaften. Er nährt sich von Insekten, [* 36] Muscheln, [* 37] Würmern, Fischen, Amphibien etc., nistet in buschreichen Sümpfen, am liebsten in alten Reihernestern und legt 3 bis 4 blaugrüne Eier; [* 38] sein Fleisch ist sehr schmackhaft.
Der rote Ibis (Ibis rubra Vieill.), 63 cm lang, dem vorigen sehr ähnlich, aber im Gesicht [* 39] nackt, gleichmäßig lebhaft scharlachrot, mit gelben Augen, fleischrotem, an der Spitze bräunlichem Schnabel und gelbroten Füßen, bewohnt Mittelamerika und das nördliche Südamerika [* 40] an den Küsten oder den Flußmündungen und nistet im Schilf. Die Jungen sind blaßbraun, unten weiß und werden erst nach der zweiten Mauser rot. Sie lassen sich leicht zähmen, und man bringt sie auch nach Europa, wo sie sich aber niemals so intensiv färben wie in der Heimat.
Der heilige Ibis (I. [Threskiornis] religiosa Gray, s. Tafel »Watvögel II«),
7,5 cm lang, 1,3 m breit, mit am Grund ziemlich dickem Schnabel, nacktem Kopf und Hals, verlängerten, zerschlissenen Schulterfedern und langen, starken Füßen, ist weiß, unter den Flügeln gelblich, mit bläulich-schwarzen Schwingenspitzen und Schulterfedern, karminroten Augen, schwarzem Schnabel und schwarzbraunen Füßen, lebt im südlichen Nubien, im Sudân, erscheint dort mit Beginn der Regenzeit, brütet und verschwindet mit seinen Jungen nach 3-4 Monaten wieder, ohne indes weit fortzuziehen. Seine Haltung ¶
ist würdevoll; er schreitet gemessen, fliegt leicht und schön und besitzt große geistige Fähigkeiten. Er lebt gesellig, nistet auf dornigen Mimosen, baut einfaches, kunstloses Nest und legt 3-4 weiße Eier. Er nährt sich hauptsächlich von Insekten, frißt aber auch Süßwasserweichtiere und kleine Lurche. [* 42] In der Gefangenschaft hält er sich gut, wird sehr zahm und zeigt sich stets friedlich, pflanzt sich auch bei guter Pflege fort. Im Sudân stellt man ihm nicht nach, verzehrt aber gern das Fleisch eines zufällig gefangenen.
Früher erschien der Ibis in Ägypten [* 43] mit dem Steigen des Nils und wurde deshalb heilig gehalten; sein Leib wurde einbalsamiert, und in der Pyramide von Sakkâra fanden sich Tausende von Ibismumien. Nach Herodot bekämpfte der Ibis Drachen, Schlangen [* 44] und andres Ungeziefer Ägyptens, und in Übereinstimmung mit dieser Sage und weiterer Ausführung derselben wußten die alten Schriftsteller die wunderbarsten Dinge vom Ibis zu erzählen. Derselbe galt als Lehrmeister des Menschen in vielen Dingen und sollte nach der Aussage der Priester von Hermopolis unsterblich sein. Älian u. a. bringen ihn mit dem Mond [* 45] in Verbindung: er soll sich mit der Zahl seiner Eier (4) nach dem Mond richten und sie in so viel Tagen ausbrüten, wie der Mond zur Vollendung seiner Bahn braucht.
(Ebn, arab.), s. v. w. Sohn;
im Plural Beni, was »Stamm« oder »Familie« bezeichnet (vgl. Ben).
al Atyr, arab. Geschichtschreiber, geb. 1160 in Mesopotamien, gest. 1233, hat eine vortreffliche Chronik von Erschaffung der Welt bis 1230 verfaßt, welche von Tornberg mit einer schwedischen Übersetzung ediert worden ist (Upsala [* 46] u. Leid. 1851-76, 14 Bde. und Supplement).
Von seiner Geschichte der Atabeken von Syrien hat Reinaud in den »Historiens de la croisade« bedeutende Bruchstücke veröffentlicht.
al Fáridh, Abu Hafs 'Omar ibn Abilhasan 'Ali Scharafeddîn, einer der berühmtesten mystischen Dichter der Araber, geb. 1181 zu Kairo, [* 47] gest. 1234 daselbst, ist der Verfasser zahlreicher Poesien, von welchen eine größere: »Ta'íjet« (eine auf den Buchstaben t reimende Kasside),
unter dem Titel: »Das arabische Hohelied der Liebe« von Hammer-Purgstall (Wien [* 48] 1854) in Text und Übersetzung, eine kleinere von Wallin (Helsingf. 1850) herausgegeben wurde.
Sein »Diwan« erschien lithographiert Damaskus 1841 (auch Marseille [* 49] 1853, Bulak 1280 der Hedschra).
'Arabschah, Ahmed ben Mohammed, arab. Schriftsteller, gest. 1450 in Damaskus, verfaßte eine Geschichte Timurs (hrsg. von Golius, Leiden [* 50] 1636; ins Franz. übersetzt von Pierre Vattier, Par. 1658; Ausg. mit lat. Übersetzung von H. Manger, Leeuward. 1767-72; neuere Ausg., Kalkutta [* 51] 1812 u. 1818) und ein moralphilosophisches Werk in der Weise der bekannten Fabelsammlung »Kalila und Dimnah«, das 1448 vollendet wurde (hrsg. von Freytag u. d. T.: »Fructus imperatorum et jocatio ingeniosorum«, Bonn [* 52] 1832-52, 2 Bde.).
Batûta, der größte Reisende der Araber, geb. 1302 zu Tanger in Marokko, [* 53] widmete sich zuerst dem Studium der Rechtswissenschaft, folgte dann aber seiner Neigung zu reisen und verließ 1325 seine Heimat, um zunächst eine Wallfahrt nach Mekka auszuführen. Von hier aus durchwanderte er Syrien, Persien [* 54] und Mesopotamien, besuchte Quiloa auf der Ostküste Afrikas, dann die Inseln des Persischen Golfs und durchzog behufs einer zweiten Wallfahrt die unbekannten Gegenden des innern Arabien, von wo ihn seine Reisen nach Kleinasien und durch die Krim [* 55] und das Reich Kiptschak (das heutige Südrußland) bis zur alten Stadt Bolgar (s. Bolgary) an der Wolga führten.
Nachdem er von hier einen Abstecher nach Konstantinopel [* 56] gemacht, drang er am Nordrand des Kaspischen Meers vorbei durch Chowaresmien (das heutige Chiwa), die Bucharei, Chorasan und Kandahar bis zum Industhal vor, verweilte längere Zeit in Dehli, wo er das Amt eines Kadi verwaltete, und übernahm dann eine Sendung an den Kaiser von China. [* 57] Seinen Weg über alle wichtigern Hafenplätze, die Malediven, Ceylon, [* 58] Sumatra, Java und andre Inseln des asiatischen Archipels nehmend, langte er zu Chânbalik (Peking), [* 59] der nördlichen Hauptstadt des Reichs, an, von wo er nach 24jähriger Abwesenheit zur See in seine Heimat zurückkehrte. Nach kurzer Rast daselbst besuchte er noch Andalusien und Granada [* 60] und führte 1352 eine Mission des Sultans von Marokko in das Innere von Afrika [* 61] aus, die ihn bis Timbuktu führte. Darauf ließ er sich zu Fes nieder, wo er 1377 starb. Sein großes Reisewerk wurde mit Übersetzung herausgegeben von Defrémery und Sanguinetti (Par. 1855 bis 1859, 4 Bde.).
Chaldún, mit vollem Namen Abderrachmán I., einer vornehmen sevillanischen Familie entsprossen, aber zu Tunis 1332 geboren, wirkte als Beamter und Staatsmann der Reihe nach an den Höfen der mohammedanischen Fürsten von Tunis, Fes, Granada, Kairo und starb nach einem sehr bewegten Leben, das ihn mit Peter dem Grausamen von Kastilien und später in Syrien mit Timur in Berührung gebracht hatte, 1406 in Kairo. Er ist der größte arabische Historiker und fast der einzige, der sich über die annalistische, chronikenartige Weise der Auffassung und Darstellung der übrigen arabischen Historiker erhob. Sein großes Geschichtswerk (vollständig gedruckt Bulak 1284 der Hedschra, 7 Bde.) umfaßt drei Teile:
1) Prolegomena (hrsg. von Quatremère, Par. 1858, 3 Bde.; franz. von de Slane, das. 1863-68, 3 Bde.), welche eine philosophisch-kulturhistorische Einleitung in die Geschichtswissenschaft enthalten und außerordentlich geniale Gesichtspunkte aufweisen.
2) die Geschichte des östlichen Kalifats und seiner Nachfolger;
3) die Geschichte der Berber und mohammedanischen Dynastien Nordafrikas (hrsg. von de Slane, Algier 1847-51, 2 Bde.; franz. von demselben, das. 1852-56, 4 Bde.).
Vgl. A. v. Kremer, I. und seine Kulturgeschichte (Sitzungsberichte der Wiener Akademie, Bd. 93, 1879).
Challikan, Schemseddîn Abul Abbas Ahmed, arab. Historiker, geb. 1211 zu Arbela, bekleidete hohe richterliche Ämter in Kairo und Damaskus und starb 1282. Unter seinen Schriften sind für uns die »Vitae illustrium virorum« (hrsg. von Wüstenfeld, Göttingen [* 62] 1835-50, 13 Hefte; von Guckin de Slane, Bd. 1, Par. 1842; franz. von demselben, das. 1838-42, 5 Tle.) am interessantesten.
Doreíd, Abubekr Mohammed ibn Hasan, arab. Dichter und Philolog, geb. 838 zu Basra, gest. 933 in Bagdad, verfaßte unter vielem andern eine berühmte Elegie, die »Alkaçidah almakçurah«, worin er den Wechsel des Glücks und Unglücks im menschlichen Leben in lebendig ergreifender Weise schildert, und die vielfach herausgegeben und kommentiert worden ist (von Aggäus Haitsma mit arab. Scholien und lat. Übersetzung, Franeker 1773; von Scheid, Harderwijk 1786; von Boisen, Kopenh. 1824), sowie ein »Genealogisch-etymologisches Handbuch« (hrsg. von Wüstenfeld, Götting. 1854). Von seinen kleinern Schriften ward das »Kitâb almalâhin« von Thorbecke (Heidelb. 1882) herausgegeben. ¶
Esra (eigentlich Abraham ben Meïr ibn Esra, in mittelalterlichen Schriften Abraham Judaeus, Abenare und Avenara genannt), jüd. Schrifterklärer, stammte aus Toledo, [* 64] wo er zwischen 1093 und 1097 geboren wurde, verließ früh sein Vaterland, durchreiste Ägypten, Frankreich, England, überall seinen Studien, welche Exegese, Grammatik, Dichtkunst, Mathematik, Astronomie [* 65] und Philosophie umfaßten, ergeben, bis er 1167 starb. Seine Bibelkommentare sind in den sogen. rabbinischen Bibeln (in Venedig, [* 66] Basel, [* 67] Amsterdam [* 68] u. a. O. gedruckt) und in Einzelausgaben vorhanden, von mehreren biblischen Büchern existiert der Kommentar in doppelter Rezension.
Mit Scharfsinn und Genialität legte er die Schrift aus, schrieb gediegene grammatische Abhandlungen, Aufsätze philosophischen, mathematischen und astronomischen Inhalts, dichtete Hymnen zum Synagogengebrauch und zeigte auch in Rätseln, poetischen Einleitungen und Nachschriften u. a. dichterische Begabung. Eine Sammlung seiner »Reime und Gedichte« gab Rosin in deutscher Übersetzung heraus (Bresl. 1885 ff.).
Vgl. Friedländer, Essays (Lond. 1877);
Bacher, Ibn Esras Einleitung zu seinem Pentateuch-Kommentar (Wien 1876);
Derselbe, Abr. I. als Grammatiker (Straßb. 1882);
Steinschneider, A. ibn Esra (in »Zur Geschichte der mathematischen Wissenschaften im 12. Jahrhundert«, Berl. 1880);
Karpeles, Geschichte der jüdischen Litteratur, Bd. 1 (das. 1886).
Kuteiba, Abu Mohammed Abdallah ben Musallem, berühmter arab. Sprachgelehrter und Historiker, gestorben um 890 in Bagdad, verfaßte 40 Schriften, worunter ein »Handbuch der Geschichte« (hrsg. von Wüstenfeld, Götting. 1850, und von Sprenger, Kalkutta 1851) am bekanntesten geworden ist.
Sina, arab. Philosoph, s. Avicenna. ^[= (eigentlich ), berühmter arab. Arzt und Philosoph, geb. 980 zu Afsenna in dem jetzigen ...]
Thofail, Abubekr Mohammed ben Abd ul Mêlik, auch Abubacer genannt, arab. Dichter und Philosoph, geboren zu Berschan bei Almeria im südlichen Spanien, gest. 1188 in Marokko, schrieb unter anderm eine Art von philosophischem Roman: »Haï Ibn Yokdhan« (»Der Naturmensch«),
angeblich eine Übersetzung aus dem Persischen (lat. mit Text von Pococke, Oxf. 1671, 1700; deutsch von Eichhorn, Berl. 1782), der seiner Zeit in großem Ruf stand, und in dem er zu zeigen sucht, daß der Mensch ohne alle Offenbarung durch bloße Naturerkenntnis im stande sei, zur Erkenntnis Gottes zu gelangen.
1) Stadt in Westafrika, auch Ebo genannt, an der Spitze des Nigerdelta, Hauptmarkt für Palmöl, das von hier auf dem Nun oder Braß zur Küste geht, bewohnt von 6000 Negern, welche zum Stamm des I. oder Igbo gehören, die sich im Osten des Niger bis zum Altcalabar ausbreiten. - 2) Insel und Stadt in Ostafrika, im portugiesischen Mosambik, mit 2500 Einw. (Negern, Arabern, Banianen, 15 Europäern), Sitz eines Gouverneurs und einiger europäischer Handelshäuser. Die Stadt enthält zahlreiche ehemals großartige und prächtige Bauten, die jetzt ausnahmslos in Trümmern liegen. Ausgeführt werden Kaurimuscheln und Sklaven. Die Insel gehört mit 27 andern zum Quirimba-Archipel, der mit einigen Faktoreien an der Küste des Festlandes den von (1873) 6590 Menschen (darunter 5150 Sklaven) bewohnten Distrikt I. bildet, dessen Produkte vornehmlich in Sesam, Manna, Orseille und Schildkröten [* 69] bestehen.
(arab.), s. v. w. Abraham. ^[= Sohn Therachs, der Stammvater der Hebräer und ihnen verwandter arabischer Stämme. Nach der ...]
Pascha, Adoptivsohn des Vizekönigs Mehemed Ali von Ägypten, geb. 1789, eröffnete seine kriegerische Laufbahn mit einem Feldzug gegen die Wahabiten, deren Unterwerfung er 1819 vollendete, wandte darauf seine Waffen [* 70] gegen die Araber und machte die barbarischen Völker von Senaar und Dar Fur [* 71] zinspflichtig. Nachdem er schon 1824 die ägyptische Flotte im Ägeischen Meer befehligt, welche den Türken zur Bekämpfung des griechischen Aufstandes zu Hilfe gekommen war, landete er mit einem 20,000 Mann starken, gut geschulten Heer im Hafen von Modon und eroberte in wenigen Monaten den ganzen Peloponnes sowie, mit den Türken vereint, im April 1826 Missolunghi.
Hierauf machte er den Peloponnes in kurzem einer Wüste ähnlich und schleppte im Dezember 10,000 Flüchtlinge aus Tripolizza, Kalamata etc. in die Sklaverei. Als er 1827 durch die Intervention der Schutzmächte Griechenlands gezwungen worden war, den Peloponnes zu räumen, unternahm er 1831 die Unterwerfung Syriens, welches sein Vater zur Vormauer eines ägyptisch-kretischen Reichs zu machen sich vorgenommen hatte. Er nahm die Festung [* 72] St.-Jean d'Acre mit Sturm, eroberte dann ganz Syrien und Palästina [* 73] und nötigte die Pforte durch die Schlacht bei Konia und die Gefangennahme des Großwesirs, Syrien und Adana an Ägypten abzutreten.
Indes die ägyptische Herrschaft in Syrien, wo I. Statthalter war, war so gewaltthätig und drückend, daß die Bevölkerung, [* 74] welche auch 1834 einen Aufstand versuchte, die Abschüttelung dieses verhaßten Joches ersehnte. 1838 begann zwischen Ägypten und der Pforte der Krieg von neuem. I. schlug die Türken bei Nisibis, wurde jedoch von einer Flotte der Engländer, Russen und Österreicher, die zu Ende 1840 erschien und sich der festen Plätze an der Küste bemächtigte, sowie durch die Erhebung der Bevölkerung zum Rückzug gezwungen, worauf Mehemed Ali auf Syrien wieder verzichtete.
Seitdem in Zurückgezogenheit lebend, beschäftigte sich I. vornehmlich mit Hebung [* 75] des Ackerbaues auf seinen Gütern. Von Mehemed Ali in geheimen Stipulationen mit der Pforte zu seinem Nachfolger designiert, trat er, als jener allmählich in Altersschwäche verfiel, als künftiger Herrscher mehr und mehr in den Vordergrund und ward im Juli 1848, als er in Konstantinopel anwesend war, als Nachfolger Mehemeds bestätigt. Er starb jedoch schon in Kairo, nachdem er lange krank gewesen und im Winter 1847-48 vergeblich in italienischen Bädern Hilfe gesucht hatte. Ihm folgte, mit Umgehung seiner eignen Nachkommenschaft, Mehemed Alis leiblicher Enkel Abbas Pascha.
(pers.), im Orient eine Art Wasserkanne antiker Form, mit dünnem Hals und ovalem Bauch; [* 76]
I.-dar (»Kannenbehälter«),
eine nicht unbedeutende Hofcharge in den islamitischen Staaten.
Ort, s. Abu Simbal. ^[= (Ebsambul, Isambul), Ort in Nubien, südlich von Assuân, am linken Ufer des Nils, berühmt ...]
Henrik, norweg. Dramatiker, geb. zu Skien in Norwegen [* 77] als Sohn eines Kaufmanns, verlebte seine erste Jugend in äußerst glänzenden Verhältnissen, bis sein Vater 1836 Konkurs machte und die Zustände im elterlichen Haus nun ebenso drückend wurden, wie sie vorher glänzend gewesen waren. Daß dieser jähe Umschlag seine Einwirkung auf das empfängliche Gemüt des Knaben nicht verfehlt hat, beweisen uns die Schöpfungen des spätern Dramatikers an mehr als einer Stelle. Mit 16 Jahren kam er nach dem benachbarten Grimstad als Apothekerlehrling, entsagte aber bald diesem Beruf und reiste nach Christiania, [* 78] wo er in eine sogen. Studentenfabrik eintrat. Sein Plan war, Arzt zu ¶
werden, und in der That brachte er es bereits in fünf Monaten so weit, daß er die Universität beziehen konnte. Hier widmete er sich nun eine Zeitlang unter den drückendsten Entbehrungen dem Studium der Medizin; die Not stieg endlich so hoch, daß er sein Schauspiel »Catilina«, welches er in Grimstad im Selbstverlag herausgegeben hatte, als Makulatur verkaufen mußte. Diese traurigen Verhältnisse sowie der Umstand, daß er den medizinischen Studien kein rechtes Interesse abgewinnen konnte, veranlaßten ihn im Januar 1851 zur Übernahme der Redaktion eines politisch-satirischen Wochenblattes (titellos, doch gewöhnlich »Manden« genannt), welches indessen schon nach neun Monaten eingehen mußte.
Inzwischen hatte der bekannte Geigenvirtuose Ole Bull die Begabung des jungen Mannes erkannt und ihn an das neugegründete Theater in [* 80] Bergen [* 81] berufen. Hier wirkte I. nun sechs Jahre lang als Regisseur und Theaterdichter, in welch letzterer Eigenschaft er alljährlich zum Gründungstag des Theaters (2. Jan.) ein Drama verfassen mußte. Er hat später diese Gelegenheitsstücke bis auf ein einziges verworfen und auch das letztere, »Fru Inger til østraat« (»Frau Inger von Östraat«),
vollständig umgearbeitet. Der Aufenthalt in Bergen wurde ihm indessen aus mancherlei Gründen immer unangenehmer, und so siedelte er denn 1857 als Theaterdirektor nach Christiania über. Hier veröffentlichte er zunächst das Drama »Hærmændene paa Helgeland« (1858; deutsch: »Nordische Heerfahrt«, Münch. 1876) und verfaßte das erst 1864 erschienene Stück »Kongsoemnerne ^[Kongsœmnerne]« (deutsch: »Die Kronprätendenten«, Berl. 1872) und das satirische Lustspiel »Kjærlighedens Komedie« (»Die Komödie der Liebe«, 1862). Mit letzterer Dichtung betrat er zum erstenmal die Bahn des gesellschaftlichen Reformators, die er seitdem nie verlassen hat. Das Stück rief einen wahren Sturm der Entrüstung gegen ihn hervor; außerdem brach über das Theater der Konkurs aus, und die Nichtbeteiligung Norwegens an den kriegerischen Ereignissen in Dänemark [* 82] (1864) verstimmte ihn tief. Er verließ daher im Frühjahr 1864 sein Vaterland und reiste nach Rom, [* 83] wo er die Dramen: »Brand« (1866; deutsch von Siebold, Kassel [* 84] 1872; von Wolzogen, Leipz. 1877) und »Peer Gynt« (1867; deutsch 1880),
das Lustspiel »De Unges Forbund« (1869; deutsch von Strodtmann: »Bund der Jugend«, Berl. 1872) u. das »weltgeschichtliche« Schauspiel »Kejser og Galilæer« (»Kaiser und Galiläer«, 1873),
in welchem die Konflikte unter Julian Apostata behandelt sind, veröffentlichte. Waren die oben erwähnten Stücke in vortrefflichen, klangvollen Versen abgefaßt, so bediente sich der Dichter in dem Lustspiel »De Unges Forbund« zum erstenmal einer knappen und charakteristischen Prosa, die er auch in seinen spätern Dramen beibehalten hat. Von Rom ging I. 1868 nach München, [* 85] von München nach Dresden [* 86] und von Dresden 1875 wieder nach Rom. Im Sommer 1885 verweilte er zum erstenmal seit 21 Jahren wieder in Norwegen, von wo er nach vorübergehendem Aufenthalt in München nach Rom zurückkehrte.
Obwohl I. also nicht in direkter Berührung mit seinem Vaterland steht, so tragen doch seine Dramen sämtlich ein durchaus norwegisches Gepräge, wie sie sich denn auch äußerlich an heimatliche Verhältnisse anlehnen. Freilich nicht in dem Sinn, daß I. diese Verhältnisse glorifiziert, im Gegenteil, seine stark ausgeprägte Individualität macht ihn zum energischen Gegner des in seinem Vaterland noch auf so vielen Gebieten herrschenden Konventionalismus. Er greift denselben in allen seinen neuern Schriften an, bald von dieser, bald von jener Seite. So in »Samfundet Støtter« (1877; deutsch: »Die Stützen der Gesellschaft«, Leipz. 1878) die Hohlheit u. Heuchelei der Gesellschaft, in »Et Dukkehjem« (1879; deutsch: »Nora«, das. 1879) die mangelhafte Erziehung und die unwürdige gesellschaftliche Stellung der Frau, in »En Folkefiende« (1882; deutsch: »Ein Volksfeind«, das. 1883) die sogen. öffentliche Meinung, in »Gjengangere« endlich die moderne Ehe. In letzterm Stück (deutsch unter dem wenig zutreffenden Titel »Gespenster«, Leipz. 1883) illustriert er überdies in höchst wirkungsvoller Weise den alten Satz, daß die Sünden der Väter, hier geschlechtliche Ausschweifungen, an den Kindern heimgesucht werden, und versetzt nebenher der religiösen Heuchelei einige kräftige Keulenschläge. In seinen neuesten Dramen: »Vildanden« (»Wildente«, 1884) und »Romersholm« (1886) setzt I. die satirisch-reformatorische Richtung fort, doch haben dieselben weniger Aufsehen erregt. Auch als Lyriker ist I. thätig gewesen, und mehrere von seinen Gedichten gehören zu den Perlen der norwegischen Litteratur. Sie sind gesammelt unter dem Titel: »Digte« (2. vermehrte Aufl. 1875; deutsch von H. Neumann, Wolfenb. 1886, und von Passarge, Leipz. 1886).
Vgl. G. Brandes, Björnson och I. (Kopenh. 1882);
L. Passarge, Henrik I. (Leipz. 1883);
Jäger, Fra Henrik Ibsens Rusaar (in »Norske Forfattere«, Kopenh. 1883);
Vasenius, H. I. (Stockh. 1883).
Flecken und Kreishauptort im preuß. Regierungsbezirk Osnabrück, [* 87] am südlichen Abhang des Teutoburger Waldes, 126 m ü. M., hat ein Amtsgericht, ein altes Schloß mit stattlichem Rittersaal (darin zahlreiche Porträte, [* 88] namentlich der sämtlichen Osnabrücker Fürstbischöfe), ein ehemaliges Benediktinerkloster (1136 gegründet, im 16. Jahrh. aufgehoben, jetzt Domäne), die älteste Linnenlegge Hannovers und (1885) 1015 meist kath. Einwohner.
griech. Lyriker, aus Rhegium in Unteritalien, um 530 v. Chr. blühend, führte ein Wanderleben und hielt sich längere Zeit auch in Samos am Hof [* 89] des Polykrates auf. Einer Grabschrift zufolge starb er in seiner Vaterstadt; nach einer andern, durch Schillers Gedicht »Die Kraniche des Ibycus« bekannten Sage des Altertums soll er vielmehr auf der Fahrt zu den Isthmischen Spielen von Räubern ermordet, die Entdeckung der Übelthäter aber durch Kraniche herbeigeführt worden sein. I.' Hauptruhm gründete sich auf seine erotischen Lieder, die eine glühende Sinnlichkeit atmen. Sammlung der spärlichen Überreste seiner 7 Bücher Gedichte in Schneidewins »Delectus poesis Graecorum elegiacae« (Götting. 1839) u. Bergks »Poetae lyrici graeci« Bd. 3.
Küstendepartement der südamerikan. Republik Peru, 21,761 qkm (395,2 QM.) groß mit (1876) 60,111 Einw., meist sandig, aber mit fruchtbaren Flußthälern, wo neben Mais, Gemüse und Obst auch Zuckerrohr, Baumwolle, [* 90] Wein und Indigo [* 91] gedeihen.
Die gleichnamige Hauptstadt (San Geronimo de I.) liegt im fruchtbaren Thal [* 92] des Rio Ica, hat eine Gewerbeschule, 2 Hospitäler u. (1876) 6906 Einw., die Handel mit Wein, Branntwein etc. treiben. I. wurde 1569 gegründet.
Paranna, Fluß, s. Putumayo. ^[= Fluß in Südamerika, entspringt am Ostabhang der Andes im SW. von Kolumbien, ...]
der Ausdruck, womit das Subjekt sich als solches bezeichnet und von dem, was nicht zu ihm gehört, dem Nicht-Ich, unterscheidet. Dem Ich steht also nicht bloß das Du entgegen, d. h. ein Nicht-Ich, in welchem das Ich sich selbst wiederfindet oder ein ihm gleiches Wesen anerkennt, sondern überhaupt ¶
jedes Ding und jede Wesenheit, die nicht zum Inhalt des subjektiven Bewußtseins gehört. Dagegen kann das Subjekt auch sich selbst zum Gegenstand der Reflexion, [* 94] d. h. zum Objekt, machen, und dieses Sich-selbst-objektivieren ist das Wesen des Selbstbewußtseins und nächst der Unterscheidung seiner selbst vom Nicht-Ich die wichtigste Thätigkeit des Ich. Philosophisch hat zuerst Descartes den denkenden, sich seiner bewußten Geist als Ich bestimmt. Es kam dabei besonders darauf an, zu sagen, was eigentlich zu dem Wesen des Ich gehört, und was sich nur zufällig daran anknüpft. Dies führte auf die Unterscheidung vom empirischen und reinen Ich, welches in der Philosophie Fichtes eine so wichtige Rolle spielt.
Das empirische Ich ist ein zeitlich entstandenes, veränderliches, neuen Zusätzen und Umbildungen entgegensehendes Subjekt. Ich ist dieses bestimmte Individuum mit diesen bestimmten Meinungen, Erinnerungen, Neigungen etc., die in beständiger Fluktuation sich befinden und für jeden andre sind. Faßt man aber die Veränderungen ins Auge, welche in unserm Bewußtsein vorgehen, sieht man, wie es bald körperliche Zustände sind, welche den Gegenstand desselben ausmachen, bald bestimmte Bestrebungen, Gemütslagen oder Personenverhältnisse als Hauptinhalt unsers innern Lebens sich darstellen: so kann man mit Grund zweifelhaft werden, ob das Ich etwas Beharrliches sei.
Fichte [* 95] glaubte das Wesen des Ich in nichts anderm als in der Reflexion auf sich selbst suchen zu müssen; er stellte die Definition auf: »das Ich ist das mit seinem Objekt identische Subjekt«, und leitete von diesem obersten Satz sein ganzes System ab. Alles andre, was sich im Bewußtsein dieses oder jenes findet, die ganze Fülle von Vorstellungen und Empfindungen sind nur verschiedenartig modifizierte Produktionen des Ich und nicht zu seinem Wesen selbst gehörig, welch letzteres vielmehr in nichts als in der reinen Thätigkeit des Sich-selbst-erkennens besteht: »das Sein des Ich ist sein Sich-setzen und umgekehrt«, und »das Ich ist zugleich Produzent und Produkt, die Ichheit reine, absolute Produktivität«, so lauten die Formeln, in denen Fichte das reine Ich darstellte.
Aus dem Satz: »das Ich setzt sich selbst«, worin die Urthat des Ich und der Anfang alles Wissens ausgedrückt wird, leitet Fichte als zweite, mit der ersten unmittelbar verbundene und unabtrennliche Handlung des Bewußtseins die ab, daß das Ich sein Selbst jedem andern entgegensetzt, sich als Objekt einer bestimmten Vorstellung von allem andern, was nicht diese Vorstellung ist, unterscheidet. Dies wird in der Formel ausgesprochen: »das Ich setzt ein Nicht-Ich«. Zu diesen zwei Aktionen des Ich kommt, um die Thätigkeit des Ich abzuschließen, noch eine dritte.
Sollen nämlich jene beiden entgegengesetzten Vorstellungen in einem und demselben Bewußtsein vereinigt werden, so kann dies nur dadurch geschehen, daß beide sich gegenseitig beschränken und abgrenzen. Daher die dritte Aktion des Ich: »das Ich setzt sich als bestimmt (beschränkt) durch das Nicht-Ich«, d. h. das vorhin als reines oder leeres Bewußtsein noch ganz bestimmungslos gedachte Vermögen des Wissens hat in sich eine Bestimmung aufgenommen, nämlich die Vorstellung eines Nicht-Ich, eines andern (einer Welt), so jedoch, daß es sich zugleich auch dieses seines Denkens dabei bewußt bleibt; es hat sich in einer Vorstellung qualifiziert mit dem Bewußtsein, daß diese Vorstellung oder innere Selbstbestimmung nur seine eigne Vorstellung, nur eine Modifikation seiner selbst sei (Idealismus).
Herbart dagegen erklärt die von Fichte dem Ich beigelegte absolute Produktivität für eine Erschleichung, leugnet die reelle Existenz des sogen. reinen Ich, dessen Begriff nicht nur ganz leer, sondern auch in sich widersprechend sei, und weist nach, daß die Ichvorstellung ein Phänomen neben andern Phänomenen des geistigen Lebens sei und als solches, wie jede andre psychische Erscheinung, ihre Geschichte habe. Daher kann es nicht nur geschehen, daß die Ichvorstellung zeitweise aus dem Bewußtsein schwindet (wie es z. B. im Schlaf, in der Ohnmacht etc. geschieht), sondern auch, daß (allerdings nicht zugleich) mehrere verschiedene Ichvorstellungen in demselben Subjekt vorhanden sind (wie es z. B. bei dem Wahnsinnigen der Fall ist, der sich im Delirium für einen andern hält, als der er im lichten Zustand ist). Die große Wichtigkeit der Ichvorstellung erhellt daraus, weil ohne Vorhandensein derselben von seiten des Subjekts keine Aneignung der im Bewußtsein vorhandenen Zustände (Vorstellungen, Gefühle, Strebungen) als der seinigen statthaben, demselben daher irgend ein Einfluß auf diese (hemmend oder fördernd) nicht zugemutet werden kann. Zurechnungsfähigkeit (s. Zurechnung) setzt daher jederzeit das Vorhandensein des Ich voraus.
dien', der Überlieferung nach Devise des Königs Johann von Böhmen, [* 96] dem sie nach seinem Tod in der Schlacht von Crécy Eduard, der Schwarze Prinz, zugleich mit dem aus drei Straußfedern bestehenden Helmschmuck abnahm;
seitdem Devise der Prinzen von Wales (vgl. Großbritannien, [* 97] S. 784).
Flecken im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, Bezirksamt Günzburg, an der Günz, mit kath. Kirche, Schloß, Flachsbau und (1885) 2630 meist kath. Einwohnern (675 Juden).
hab's gewagt, Wahlspruch Ulrichs v. Hutten, den er fast stets seinen deutschen Versen als Schluß anhängt.
(Manguste, Herpestes Ill., Mangusta Oll.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Raubtiere [* 98] und der Familie der Schleichkatzen (Viverridae), Zehengänger mit gestrecktem Körper, kleinem oder mittelgroßem Kopf, spitziger Schnauze, kurzer, nackter Nase, [* 99] abgerundeten, kurzen Ohren, niedrigen Beinen, fünfzehigen Füßen, nicht zurückziehbaren Krallen, kegelförmigem, an der Wurzel sehr starkem Schwanz und rings um den After liegendem, flachem Drüsensack.
Der ägyptische I. (Pharaonsratte, Herpestes Ichneumon Wagn.), 65 cm lang, mit 45 cm langem Schwanz, nur 20 cm hoch, ist sehr kräftig gebaut, mit rauhem, langhaarigem Pelz, grünlichgrau, am Kopf und auf dem Rücken dunkler, an den Beinen und der Schwanzquaste schwarz. Er findet sich im ganzen nördlichen Afrika und in Westasien, lebt besonders in Rohrdickichten, ist sehr furchtsam, mißtrauisch und listig, streift aber am Tag weit umher und erbeutet kleinere Säugetiere, Geflügel, Reptilien, Würmer [* 100] etc. Er ist verhaßt, weil er die Hühner- und Taubenställe plündert und viel mehr mordet, als er bewältigen kann. Er saugt von Säugetieren und Vögeln nur das Blut, frißt aber auch Eier.
Das Weibchen wirft in tiefen Bauen 2-4 Junge. Von den alten Ägyptern wurde er heilig gehalten und findet sich auf ihren Denkmälern häufig dargestellt. Die Alten fabelten viel von demselben, z. B. daß er die Eier der Krokodile [* 101] aufsuche und fresse, daß er schlafenden Krokodilen in den offenen Rachen schlüpfe und sie so töte. Heutzutage wird er nicht selten in Ägypten gezähmt und als Mäuse- und Rattenvertilger im Haus gehalten. Der Mungos (H. pallidus Cuv.), 50 cm lang, mit fast ebenso langem Schwanz, blaßgrau, silberfarben, am Kopf und an ¶