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Jäger und seine Stola im Volksglauben das wirksamste Mittel gegen den Biß toller Hunde. [* 2] Am 3. Nov., dem Tag seiner Erhebung (Hubertustag), war und ist es noch Sitte an fürstlichen Höfen, große Jagdfeste (Hubertusjagden) zu veranstalten.
Jäger und seine Stola im Volksglauben das wirksamste Mittel gegen den Biß toller Hunde. [* 2] Am 3. Nov., dem Tag seiner Erhebung (Hubertustag), war und ist es noch Sitte an fürstlichen Höfen, große Jagdfeste (Hubertusjagden) zu veranstalten.
s. Thale. ^[= # Dorf im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Aschersleben, an der Bode und der Linie Magdeburg- ...]
(Hubertsburg), Jagdschloß in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, [* 3] Amtshauptmannschaft Oschatz, [* 4] unmittelbar beim Dorf Wermsdorf, 1721-24 vom Prinzen Friedrich August, spätern König August III. von Polen, mit großer Pracht erbaut, war lange Zeit hindurch der Schauplatz der glänzendsten Jagdfeste, wurde jedoch im Siebenjährigen Krieg zur Vergeltung der Zerstörung Charlottenburgs von den Preußen [* 5] verwüstet und von Friedrich II. dem Major Guichard (Quintus Icilius) zum Geschenk gemacht, der es an einen Berliner [* 6] Juden verkaufte.
Einen berühmten Namen erhielt Hubertusburg durch den daselbst geschlossenen Frieden, welcher dem Siebenjährigen Krieg (s. d.) ein Ende machte. Später wiederhergestellt, diente das Schloß zum Teil als Getreidemagazin, zum Teil wurde es zu einer Steingutfabrik umgewandelt. Gegenwärtig (seit 1840) enthält es ein Landesgefängnis zur Absitzung längerer Gefängnisstrafen, eine Landeskranken- und Versorgungsanstalt, eine Irrenanstalt für unheilbare Geisteskranke und eine Anstalt für blödsinnige Kinder.
Vgl. Riemer, Das Schloß Hubertusburg sonst und jetzt (Oschatz 1881).
der älteste und dem Rang nach erste Orden [* 7] Bayerns, 1444 von Gerhard V., Herzog von Jülich und Geldern, gestiftet, von dessen Sohn Wilhelm 1476 mit den ersten Statuten versehen, führte anfangs den Namen »Orden vom Horn«, weil die goldene Ritterkette aus lauter kleinen Jagdhörnern zusammengesetzt war. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz erneute ihn 1708 und erklärte sich zum Großmeister desselben. Kurfürst Maximilian IV. Joseph bestätigte ihn und gab ihm die noch bestehenden Statuten, wonach die Zahl der fürstlichen Ritter unbestimmt sein, er nur aus einer Klasse bestehen, jedoch nie mehr als zwölf gräfliche und freiherrliche Kapitulare und einen Ordensgroßkomtur zählen soll.
Der Hubertusorden hat zwölf Kommenden, aus deren Einkünften der Statthalter (erste Beamte nach dem Großmeister) 4000, die ersten drei Ritter 600, die nächsten 300 Gulden beziehen. Die Dekoration besteht aus einem weiß emaillierten goldenen Kreuz [* 8] mit acht Spitzen und goldenen Kugeln; in den Winkeln des Kreuzes je drei goldene Strahlen, über dem Kreuz eine Krone. Auf dem Avers des grünen Mittelschildes ist in Gold [* 9] die Bekehrung des heil. Hubertus abgebildet mit der gotischen Umschrift: »In traw vast«, d. h. in Treue fest.
Der Revers zeigt den Reichsapfel mit Kreuz und die Umschrift: »In memoriam recuperatae dignitatis avitae. 1708«. Die Dekoration wird an ponceaurotem Band [* 10] mit grüner Einfassung von links nach rechts, bei festlichen Gelegenheiten an einer goldenen Kette aus 42 Gliedern, die abwechselnd ein Viereck [* 11] mit der Bekehrungsgeschichte und die verschlungenen Buchstaben T. V. bilden, getragen. Auf der Brust tragen die Ritter einen silbernen Stern mit Strahlen, auf dem sich ein goldenes, aus roten und weißen Quadraten zusammengesetztes Kreuz mit der Devise befindet; bei besondern Gelegenheiten noch ein kleines Kreuz und kleine Kette im Knopfloch. Tag des feierlichen Kapitels ist der 12. Oktober, zu welchem die Ritter in besonderer Festkleidung in altspanischem Kostüm [* 12] erscheinen.
Jagdschloß im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, [* 13] Kreis [* 14] Angermünde, liegt in der wildreichen Schorfheide, an der Westseite des Werbelliner Sees.
1) Johann, deutscher Pädagog und Schriftsteller, geb. zu Türchau bei Zittau, [* 15] studierte seit 1689 in Leipzig und habilitierte sich schon 1691 daselbst für Geographie und Geschichte. Im J. 1694 wurde er Rektor des Gymnasiums in Merseburg [* 16] und 1711 Rektor des Johanneums in Hamburg, [* 17] wo er starb. Seine Schriften über Geographie und Geschichte wirkten zu ihrer Zeit anregend. Seine »Kurzen Fragen aus der alten und neuen Geographie« (zuerst 1693) erlebten 36 Auflagen und wurden in viele Sprachen übersetzt.
Ein besonderes Verdienst um den geographischen Unterricht erwarb er sich durch die von ihm in Verbindung mit Homann in Nürnberg [* 18] veranstalteten Schulatlanten und Landkarten. [* 19] Er war auch Mitherausgeber des für die damalige Zeit wertvollen »Realen Staats-, Zeitungs- und Konversations-Lexikons« (Leipz. 1704). Seine »Zweimal 52 auserlesenen biblischen Historien« (zuerst Leipz. 1714; in 107. Aufl. von Lindner für unsre Zeit verbessert, 1859) begründeten in den Schulen Deutschlands [* 20] erst allgemein den schon von J. Gesenius angestrebten gesonderten Unterricht in der biblischen Geschichte. - Sein Sohn Johann, gest. als Advokat in Hamburg, wirkte als Schriftsteller im Geist seines Vaters fort.
2) Julius, Maler, geb. zu Öls [* 21] in Schlesien, [* 22] besuchte seit 1821 die Kunstakademie zu Berlin, [* 23] wurde 1823 Schüler W. Schadows und folgte diesem 1826 nach Düsseldorf. [* 24] Im J. 1828 trat er mit einem Fischer nach Goethes Ballade hervor, woran besonders die Schönheit der Formen und des Ausdrucks gefiel. Zu gleicher Zeit erschien das Bild: Roland, die Prinzessin Isabella aus der Räuberhöhle befreiend (gestochen von J. Keller). Während seines Aufenthalts in Italien [* 25] malte er die Ruth, ihre Schwiegermutter Noemi in die Fremde begleitend (1830, Berliner Nationalgalerie).
Für den Berliner Kunstverein entstand 1832 Simson, die Säulen [* 26] einreißend. 1834 ging er wieder nach Düsseldorf, von wo er 1839 an die Kunstakademie nach Dresden [* 27] berufen wurde. Seit 1841 Professor an derselben, entfaltete er eine umfangreiche Lehrthätigkeit 1871 wurde er Direktor der Gemäldegalerie und starb in Loschwitz bei Dresden, nachdem er kurz vorher in den Ruhestand getreten war. Von seinen übrigen Werken aus der ersten Periode sind noch zu nennen: Christus und die Evangelisten (1835, Kirche zu Meseritz), Hiob und seine Freunde (Städelsches Institut zu Frankfurt), [* 28] das Liebespaar des Hohenliedes, Christuskind auf Wolken (Nationalgalerie zu Berlin), die Schutzengel (ebendaselbst), Felicitas und der Schlaf aus Tiecks »Octavianus« (Museum zu Breslau). [* 29]
Für den Römersaal zu Frankfurt malte er Friedrich III., für die Stadtkirche zu Meißen [* 30] einen Christus, für die Marktkirche in Halle [* 31] a. Sein großes Altarbild: »Sehet die Lilien [* 32] auf dem Feld«, nach der Bergpredigt. In Dresden entstanden: das goldene Zeitalter (Dresdener Galerie, eine Wiederholung in der Berliner Nationalgalerie);
ein großes Bild aus der Apokalypse: die Hure Babylon auf dem siebenköpfigen Drachen auf Wolken, während der Engel des Herrn dem Evangelisten die Vision deutet (1852, Petersburg); [* 33]
Karl V. in San Yuste, Friedrichs d. Gr. letzte Tage in Sanssouci, Amor im Winter, Magdalena vor dem Leichnam Christi, der Jesusknabe im Tempel, [* 34] die Disputation Luthers mit Eck (Dresdener Gemäldegalerie), ¶
Stephanus vor dem Hohen Rat, Hagar mit Ismael u. der (1869 verbrannte) Vorhang für das Dresdener Hoftheater (von seinem Sohn Eduard Hübner, geb. 1842, für Leipzig wiederholt). Hübners Bilder sind von anmutiger Form und Farbengebung. Sie spiegeln die Entwickelung der Düsseldorfer Schule von den sentimental-romantischen Anfängen bis zur historischen Auffassung wider, fesseln jedoch mehr durch Sorgfalt der Ausführung als durch Genialität und Kraft [* 36] der Darstellung. Hübner war auch schriftstellerisch thätig. Sein Katalog der Dresdener Galerie (5. Aufl. 1880) enthält eine schätzenswerte historisch-kritische Einleitung. Er gab ferner heraus: »Bilderbrevier der Dresdener Galerie« (2. Aufl., Dresd. 1857; zweite Folge 1859);
eine Übersetzung ausgewählter Sonette Petrarcas (Berl. 1868) und eine Sammlung eigner Gedichte »Helldunkel«, Braunschw. 1871;
zweite Folge 1876). - Sein Sohn Hans, geb. starb als ordentlicher Professor der Chemie in Göttingen. [* 37]
3) Joseph Alexander, Freiherr von, österreich. Diplomat, geb. zu Wien, [* 38] führte ursprünglich den Namen Hafenbredl, den er später mit Hübner vertauschte, studierte daselbst und ward seit 1833 in Metternichs Staatskanzlei beschäftigt. 1837 ging er als Gesandtschaftsattaché nach Paris, [* 39] 1841 als Gesandtschaftssekretär nach Lissabon, [* 40] und 1844 wurde er Generalkonsul in Leipzig. 1848 mit der diplomatischen Korrespondenz des Erzherzogs Rainer betraut, wurde er bei dem Aufstand in Mailand [* 41] gefangen genommen und eine Zeitlang als Geisel zurückbehalten.
Gegen einen andern Gefangenen ausgewechselt, begleitete er die kaiserliche Familie auf ihrer Flucht von Schönbrunn nach Olmütz. [* 42] Die wichtigen Staatsakten, welche sich auf die Abdankung Kaiser Ferdinands bezogen, wurden von Hübner gearbeitet, welcher überhaupt zu den in die Ereignisse des Thronwechsels eingeweihtesten Personen zählte. Im Monat März 1849 ging er in außerordentlicher Mission nach Wien und bald darauf als Gesandter nach Paris, wo er entscheidenden Einfluß auf die österreichische Politik im russischen Krieg von 1854 gewann sowie Österreich [* 43] bei den Friedenskonferenzen 1856 vertrat.
Die beabsichtigte Aktion Napoleons in Bezug auf Italien durchschaute er aber kaum rechtzeitig, und durch den bekannten ihm zu teil gewordenen Neujahrsempfang 1859 ward die österreichische Regierung sehr überrascht. Nach dem Krieg von 1859 erhielt Hübner im Ministerium Goluchowski 21. Aug. das Portefeuille des Polizeiministers, welches er jedoch schon 22. Okt. niederlegte. Von Ende September 1865 bis November 1867 bekleidete er den Botschafterposten in Rom. [* 44] Seit 1879 ist Hübner konservatives Mitglied des Herrenhauses. Auch widmete er sich litterarischen Arbeiten; seine Geschichte des Papstes Sixtus V. (»Sixte-Quint. D'après des correspondances diplomatiques inédites etc.«, Par. 1870, 3 Bde.; neue Ausg. 1883, 2 Bde.; deutsche Ausg., Leipz. 1871, 2 Bde.) und seine ebenfalls zuerst in französischer und englischer Sprache [* 45] erschienenen Reisebeschreibungen: »Ein Spaziergang um die Welt« (1873; 5. Aufl., Leipz. 1885) und »Durch das britische Reich 1883-84« (das. 1886) fanden viel Beifall.
4) Karl, Maler, geb. zu Königsberg, [* 46] wo er seine künstlerischen Studien bei Professor J. Wolf begann, die er von 1837 bis 1841 auf der Düsseldorfer Akademie bei Schadow und Sohn fortsetzte. Seitdem blieb er in Düsseldorf ansässig. Er gehörte zu den Gründern des Vereins Düsseldorfer Künstler und des Vereins Malkasten. 1874 unternahm er eine Reise nach den Vereinigten Staaten [* 47] von Nordamerika. [* 48] Als Künstler machte er sich durch seine in die Ideen des Zeitgeistes einschlagenden sozialistischen Tendenzbilder einen gefeierten Namen.
Unter seiner allzu großen Produktivität litt jedoch häufig die Feinheit in Zeichnung und Durchführung; indessen sind seine Gemälde stets gut komponiert und mitunter von ergreifender Wirkung. Hervorzuheben sind: die schlesischen Weber (1845), das Jagdrecht (Berlin, Galerie Ravené, lithographiert von Wildt), die Auswanderer (1846, im Museum zu Christiania, [* 49] lithographiert von Wildt), die Auspfändung (1847, im Museum zu Königsberg, lithographiert von Wildt), Rettung aus Feuersgefahr (1853, sein größtes und bedeutendstes Bild), die Waisenkinder, des jungen Seemanns Rückkehr, die Zwillinge, die Witwe, die Sünderin an der Kirchthür (1867, Nationalgalerie zu Berlin). Er starb in Düsseldorf.
5) Otto, Statistiker und Volkswirt, geb. zu Leipzig, war ursprünglich für den Kaufmannsstand bestimmt, wandte sich zuerst in Paris und London [* 50] den wirtschaftlichen Studien zu und gehörte seit 1842 zu den thätigsten Gliedern der deutschen Freihandelspartei. Nach einigen Jahren von der Dampfschiffahrtsgesellschaft des Österreichischen Lloyd zum Bevollmächtigten ernannt, betrieb er die Verhandlungen wegen Durchfuhr der englisch-ostindischen Überlandpost und des damit verbundenen Verkehrs durch Deutschland, [* 51] zu welchem Zweck er mit allen beteiligten kontinentalen Eisenbahnen Verträge abschloß.
Beim Ausbruch der Bewegung von 1848 ward er von Österreich in den Fünfzigerausschuß gewählt; die Verhandlungen über seinen Eintritt in den österreichischen Staatsdienst zerschlugen sich aber, und Ende 1849 wurde er seiner deutschen Gesinnung wegen aus Österreich ausgewiesen. Hübner siedelte nach Berlin über und gründete daselbst das »Statistische Zentralarchiv«, welches von allen Regierungen der Welt statistische Mitteilungen erhielt. Von seinen zahlreichen übrigen statistischen Arbeiten ist namentlich sein Werk »Die Banken« (Leipz. 1854, 2 Bde.) zu erwähnen. Am bekanntesten ist Hübners »Statistische Tafel aller Länder« (zuerst Leipz. 1851; seitdem jährlich erscheinend, jetzt bearbeitet von Juraschek). 1862 gründete er die erste Hypothekenbank in Preußen unter der Firma Preußische Hypothekenversicherungs-Gesellschaft, welcher er bis zu seinem Tod vorstand.
6) Emil, namhafter Philolog, Sohn von Hübner 2), geb. zu Düsseldorf, auf dem Vitzthumschen Gymnasium in Dresden gebildet, studierte seit 1851 in Berlin und Bonn, [* 52] reiste zu wissenschaftlichen Zwecken 1855-57 in Italien, habilitierte sich 1859 zu Berlin und wurde daselbst 1863 außerordentlicher, 1870 ordentlicher Professor der klassischen Philologie; inzwischen hatte er für das »Corpus inscriptionum latinarum« 1860-61 Spanien [* 53] und Portugal, 1866-1867 England, Schottland und Irland bereist. Hübner hat sich besonders um Archäologie und lateinische Epigraphik verdient gemacht. Er veröffentlichte zuerst: »Epigraphische Reiseberichte aus Spanien und Portugal« (Berl. 1861) und »Die antiken Bildwerke in Madrid« [* 54] (das. 1862). Sodann lieferte er für das »Corpus inscriptionum latinarum« die Indices des 1. Bandes (Berl. 1863),
Bd. 2 (»Inscriptiones Hispaniae«, das. 1869) und Bd. 7 (»Inscriptiones Britanniae«, das. 1873). Im Anschluß daran erschienen: »Inscriptiones Hispaniae christianae« (Berl. 1871);
»Inscriptiones Britanniae christianae« (das. 1876);
»Exempla scripturae epigraphicae latinae a ¶
Caesaris dictatoris morte ad aetatem Justinani« (das. 1885) und viele Beiträge zu Zeitschriften und Sammelwerken, besonders zu der »Ephemeris epigraphica, corporis inscriptionum latinarum supplementum« (das. 1872 ff.). Außerdem verdankt man ihm treffliche »Grundrisse zu Vorlesungen« über die römische Litteraturgeschichte (Berl. 1869, 4. Aufl. 1878), über die lateinische Grammatik (das. 1876, 2. Aufl. 1881), über die Geschichte und Encyklopädie der klassischen Philologie (das. 1876) und über die griechische Syntax (das. 1883). Auch gab er 1866-81 unter Mitwirkung von Hercher (bis 1878), Kirchhoff, Mommsen und Vahlen (seit 1877) den »Hermes, [* 56] Zeitschrift für klassische Philologie« heraus.
s. Wolfram. ^[= # (Scheel, Katzenzinn) W, Metall, findet sich nicht gediegen, mit Sauerstoff verbunden als Wolframsäu ...]
Heinrich, Architekt, geb. zu Weinheim (Baden), [* 57] besuchte die Bauschule in Karlsruhe [* 58] und unternahm dann eine Studienreise nach Rom, Griechenland [* 59] und Konstantinopel [* 60] und 1822 wieder nach Rom. Seine Ansicht, daß eine monumentale Architektur neu zu schaffen sei, welche wesentlich auf dem Rundbogenstil beruhen sowie Zweck und Konstruktion in Form und Verzierung sichtbar darlegen müsse, legte er in einer Schrift »Über griechische Architektur« (Heidelb. 1822) nieder, und ein Heft »Ornamente« [* 61] (Frankf. 1823) diente demselben Zweck. Im J. 1824 wurde er Lehrer der Architektur am Städelschen Institut zu Frankfurt a. M. Hier arbeitete er seinen »Entwurf zu einem Theater [* 62] mit eiserner Dachrüstung« (Heidelb. 1825),
die »Pläne für die Kirche zu Barmen« [* 63] (1825-29) und das »Waisenhaus zu Frankfurt a. M.« (1826-29) aus. Im J. 1827 als Architekt und Bauinspektor nach Karlsruhe berufen, entfaltete er hier eine umfangreiche Bauthätigkeit und starb als Oberbaudirektor In Karlsruhe errichtete er das Gebäude des Finanzministeriums, das polytechnische Institut, die Kunsthalle, das Gebäude im botanischen Garten. [* 64] Hieran reihen sich die Zollhäuser und der Freihafen in Mannheim, [* 65] die katholischen Kirchen zu Bulach, Stahringen, Rottweil, [* 66] Waitzen, die evangelischen Kirchen zu Freiburg, [* 67] Mülhausen, [* 68] Epfenbach, Bauschlott u. a. Nach H'. Entwürfen sind auch die Trinkhalle und das Theater zu Baden-Baden [* 69] ausgeführt worden. Seine letzten größern Arbeiten waren die Wiederherstellung der Hauptfassade des Kaiserdoms zu Speier [* 70] und die Pfarrkirche zu Ludwigshafen. [* 71] Seine Prinzipien entwickelte er besonders in der Schrift »In welchem Stil sollen wir bauen?« (Karlsr. 1828) und ausführlicher in der spätern: »Die Architektur und ihr Verhältnis zur heutigen Malerei und Skulptur« (Stuttg. 1847). Er stellt als Muster hier den altchristlichen Baustil hin und will die einfachen, aber klar gedachten Baudenkmäler jener Zeit mehr berücksichtigt wissen als die spätern romanischen und byzantinischen. Über einige der von ihm ausgeführten Bauten berichtete er in der Schrift »Bauwerke« (Karlsr. 1838; neue Folge 1852-59, 3 Hefte). Einen schätzbaren Beitrag zur Geschichte der Baukunst [* 72] gab er in dem Werk »Die altchristlichen Kirchen nach den Baudenkmalen und ältern Beschreibungen« (Karlsr. 1859-63, 10 Hefte).
(spr. ük), Evariste Regis, franz. Missionär, geb. zu Toulouse, [* 73] war seit 1839 in China [* 74] als Missionär thätig, bereiste von da aus auch Hochasien und Tibet bis nach Lhassa und kehrte 1852 nach Frankreich zurück. Die von ihm besuchten Länder schildern seine Werke: »Souvenirs d'un voyage dans la Tartarie, le Thibet et la Chine« (Par. 1850, 2 Bde.; 6. Aufl. 1878; deutsch von Andree, Leipz. 1855) und »L'empire chinois« (Par. 1855, 2 Bde.; 5. Aufl. 1879; deutsch, Leipz. 1856). Noch veröffentlichte er »Le [* 75] christianisme en Chine« (Par. 1858, 4 Bde.). Er starb in Paris.
(Hugbald, Hubald, Ubaldus), Musikgelehrter, geboren um 840, Enkel und Schüler Milos, ward Mönch im Kloster St.-Amand in Flandern und Lehrer der freien Künste daselbst und starb 21. Okt. 930. Hucbald hat sich besonders um die Musik verdient gemacht, indem er in seinem Hauptwerk: »Musica enchiriadis«, zum erstenmal feste Regeln für die Komposition mehrstimmiger Musik aufstellte (s. Musik, Geschichte). Außerdem hinterließ er Gedichte und Lebensbeschreibungen von Heiligen, z. B. die »Vita S. Lebuini«, wichtig wegen der darin enthaltenen Beschreibung der altsächsischen Institutionen (abgedruckt im 2. Bd. von Pertz' »Monumenta Germaniae historica«).
Vgl. Hucbald Müller, Hucbalds echte und unechte Schriften über Musik (Leipz. 1884).
s. Lachs. ^[= (Salm, Salmo Art., Trutta C. V.), Gattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der ...]
(Hughtenburgh), Jan van, holländ. Maler und Radierer, geb. 1646 zu Haarlem, [* 76] lernte bei Th. Wyck und ging dann noch sehr jung nach Rom zu seinem Bruder Jacob van Huchtenburgh, der in Berchems Manier Landschaften malte. Nach dessen Tod (um 1667) begab er sich nach Paris zu van der Meulen. 1670 kam er nach Haarlem zurück, wo er einen Bilderhandel begann. Er begleitete den Prinzen Eugen von Savoyen auf dessen Feldzügen 1708 und 1709 und malte seine Schlachten, [* 77] die dann auch in einem Bilderwerk: »Batailles gagnées avec le prince Eugène de Savoye, dépeintes et gravées par J. Huchtenburgh« (Haag [* 78] 1725, mit Text von Dumont), gesammelt erschienen. Im J. 1711 begab sich an den Hof [* 79] des Kurfürsten von der Pfalz, wo er großes Ansehen erlangte. Später lebte er meist im Haag und starb 1733 in Amsterdam. [* 80] Seine Bilder (Schlachten, Kriegsszenen und Jagden) kommen sehr häufig vor. Ihre Behandlung erinnert an Wouwerman, doch sind sie von größerer Buntheit und Roheit der Ausführung. Er stach und radierte auch zahlreiche Blätter nach seinen und van der Meulens Bildern; die gesuchtesten darunter sind die in Schwarzkunst.
(Huk, holländ. Hoek), eine abgerundete Landspitze, die dem Hoofd (s. d.) ähnlich, aber kleiner ist.
in Brettspielen, wie Tokkadille, Triktrak, die letzte Spitze des zweiten Feldes (der zwölfte Pfeil).
Man nennt sie auch Ruhecke, weil es eine große Beruhigung für den Spieler gewährt, sie besetzt zu haben.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Lennep, [* 81] an der Wupper und der Linie Barmen-Wipperfürth der Preußischen Staatsbahn, hat 2 evangelische und eine neue kath. Kirche, ein Schloß mit Park (früher den Grafen von Hückeswagen gehörig, jetzt Rathaus), Streichgarnspinnerei, bedeutende Fabriken in Tuch, Kammgarn und Wollzeugen, Färbereien und (1885) 4323 meist evang. Einwohner.
Die Landgemeinde Hückeswagen, mit (1885) 6312 Einw., besteht aus 180 einzelnen Wohnplätzen und hat dieselbe Industrie wie die Stadt.
Torkard (spr. höcknäl), Fabrikstadt, 10 km nordnordwestlich von Nottingham [* 82] (England), mit (1881) 10,023 Einw. und der Kirche, in welcher Lord Byron begraben liegt.
(spr. hoddersfihld), Stadt im südwestlichen Yorkshire (England), am Colne, ein sauberer Ort mit steinernen Häusern, hat 2 Gymnasien (Colleges), eine Freibibliothek, einen litterarwissenschaftlichen Verein mit Museum, einen Altertumsverein und (1881) 81,841 Einw. Eine großartige ¶
Wasserleitung [* 84] versorgt die Stadt mit Wasser. Huddersfield ist Hauptsitz des sogen. Fancy trade im N. Englands und liefert namentlich Wollenzeuge, Tuch, Serge, Kersey, Manchester, [* 85] Shawls und die verschiedensten Phantasiezeuge. In der Umgegend sind Gießereien, Steinbrüche und Kohlengruben. Südlich und südwestlich von Huddersfield liegen zahlreiche von ihm abhängige Fabrikorte, wie Longwood (4661 Einw.), Golcar (7653 Einw.) und Linthwaite (6068 Einw.) am Colne; Honley (5070 Einw.) und Wooldale (4393 Einw.) am Holme; endlich Meltham (4529 Einw.).
Hermann, von der, Architekt, geb. zu Lübeck, [* 86] kam in das Atelier des Hofbaurats v. Arnim in Potsdam und machte darauf den vorschriftsmäßigen Bildungsgang an der Berliner Bauakademie durch (1850-57). Nach bestandenem Baumeisterexamen arbeitete er unter Stüler, war dann 1860-62 im Finanzministerium beschäftigt und begann zu gleicher Zeit im Verein mit dem Baumeister Julius Hennicke seine Thätigkeit als Privatarchitekt. Sie führten zahlreiche Villen und Wohnhäuser [* 87] in Berlin aus, unter denen sich die Villa Markwald im Tiergarten durch den hier zum erstenmal bei einem derartigen Bau angewendeten Ziegelrohbau wie durch die Verwendung italienischer Renaissancemotive vorteilhaft aus dem herkömmlichen Berliner Villenschema hervorhob. Hude gehörte zu den ersten, die der streng tektonischen Berliner Schulrichtung selbständiger gegenübertraten. Seine Formgebung ist elegant und fein, darin die Berliner Schule verratend, aber im einzelnen durchaus selbständig. In Hamburg wurde nach seinem und des 1864 verstorbenen G. Schirrmacher gemeinsamen Entwurf die Kunsthalle erbaut (1863-69), in Budapest [* 88] der Schlachthof. Die bedeutendsten seiner Bauten in Berlin sind das Hotel Kaiserhof (1872-75), das Zentralhotel und der Umbau der Neuen Kirche.
das Baden der Hühner [* 89] im Sand. ^[= # 1) Karl Ludwig, Schwärmer, geb. 5. Okt. 1795 zu Wunsiedel im Baireuthischen, studierte seit ...]
s. v. w. Wiedehopf. ^[= (Upupa L.), Gattung aus der Ordnung der Klettervögel und der Familie der Hopfe (Upupidae), ...]
Stadt im schwed. Gefleborgslän, an der Eisenbahn Hudiksvall-Näsviken, hat einen kleinen, aber sichern Hafen und (1883) 4405 Einw., welche sich namentlich mit Schiffbau, Eisenfabrikation und Schifffahrt beschäftigen. 1882 liefen 297 Schiffe [* 90] von 93,542 Ton. (meist in Ballast) ein, 392 Schiffe von 116,176 Ton. aus.
Zur Ausfuhr kommen Hanf, Flachs, Eisen, [* 91] Holz [* 92] und Fische. [* 93] Hudiksvall ist Sitz eines deutschen Konsuls.
bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für William Hudson, geb. 1730 zu Kendal, gest. 1793 in London als Apotheker (Botanik).
(spr. höddsön), Hauptfluß des nordamerikan. Staats New York, entspringt in dem Adirondackgebirge, im nördlichen Teil des Staats, in einer Höhe von 1220 m und ergießt sich nach einem Laufe von 521 km zwischen New York und Jersey City in das Meer. Bis zu den Glensfällen ist sein Lauf sehr gewunden; von da an aber fließt er gerade nach S. zu, durch die Spalte, welche das Akadische Gebirgssystem von dem der Alleghanies trennt. Bis Troy, 245 km oberhalb der Mündung, hat er noch viele Stromschnellen; von da an aber wird er ein tiefer und träge fließender Strom mit malerischen Ufern, die stellenweise steil ansteigen, wie bei der Palissaden genannten Felswand oberhalb New York. Ebbe und Flut reichen bis über Albany, 233 km oberhalb der Mündung, und Seeschiffe gehen bis nach Hudson (190 km), kleinere Schiffe bis nach Troy hinauf. Dicht oberhalb dieses Ortes fällt der Mohawk in den Hudson, längs dessen der Eriekanal (s. d.) nach W. läuft. Außerdem verbinden Kanäle den Fluß mit dem Champlainsee und dem Delaware. Sein Flußgebiet beträgt 31,000 qkm (264 QM.).
(spr. höddsön), Stadt im nordamerikan. Staat New York, in reizender Gegend am Fluß Hudson gelegen, hat Eisenhütten, mehrere höhere Schulen (Hudson Academy und Female Seminary) und (1880) 8670 Einw. Die Stadt wurde 1784 von Quäkern gegründet.
(spr. höddsön), Henry, berühmter Seefahrer, um die Mitte des 16. Jahrh. in England geboren, unternahm 1607 und 1608 im Auftrag englischer Kaufleute zwei Expeditionen ins Nördliche Polarmeer, um nach einer östlichen Durchfahrt nach China zu forschen, trat 1609 auf Kosten der Holländisch-Ostindischen Kompanie eine dritte Fahrt an, erst nach Nowaja Semlja zu, dann nach Amerika, [* 94] traf unter dem 44.° nördl. Br. auf das amerikanische Festland und entdeckte, sich nach S. wendend, die Mündung des nach ihm benannten Hudsonflusses.
Auf seiner vierten und letzten Entdeckungsfahrt 1610 berührte er Grönland und fand, westlich fahrend, die nach ihm benannte Hudsonstraße, die Küste von Labrador (von ihm Neubritannien genannt) und die Hudsonbai. Schon im Begriff, nach Europa [* 95] zurückzukehren, ward er von seiner meuterischen Mannschaft samt seinem Sohn und sieben kranken Matrosen in eine Schaluppe geworfen und diese den Wellen [* 96] preisgegeben. Alle spätern Versuche, über das Schicksal der Unglücklichen Gewißheit zu erlangen, blieben erfolglos. Die Berichte über seine Fahrten gab die Hakluyt Society (Lond. 1859) heraus.
(spr. höddsön-), großes Binnenmeer an der Nordküste von Nordamerika, durch die 820 km lange Hudsonstraße mit dem Atlantischen Ozean verbunden, erstreckt sich 1410 km von N. nach S., 965 km von W. nach O. und wird durch die große Southamptoninsel im N. vom Foxkanal getrennt (s. Karte »Nordamerika«). Im S. verengert sich dieselbe zur seichten Jamesbai, im NW. mündet in sie die 450 km lange Chesterfieldeinfahrt. Sie bedeckt ein Areal von 1 Mill. qkm. Die Ostküste der Hudsonbai ist als East Main (Ostfestland), die Westküste als West Main bekannt.
Erstere ist im allgemeinen steil, mit zahlreichen vorgelagerten Inselchen, wogegen die Westküste flach ist und erst im N. von Churchill höher ansteigt. Von den zahlreichen Flüssen, die in die Hudsonbai münden u. die insgesamt ein Gebiet von 6,993,000 qkm entwässern, ist kein einziger auf größere Entfernung von der Mündung schiffbar, selbst der Nelson nicht (s. Saskatschawan). Das Klima [* 97] ist an der Westküste milder als längs der östlichen Seite der Bai, und Lärchen- und Föhrenwaldungen kommen dort bis 59° nördl. Br. vor.
Während des Winters bedeckt sich die Bai bis auf eine Entfernung von 16 km von den Küsten mit Eis; [* 98] doch friert die Hudsonstraße infolge der starken Strömungen nie zu, wohl aber wird sie durch Eismassen blockiert, so daß es dem Dampfer Alert 1884 erst im August gelang, die Durchfahrt zu erzwingen. Demnach scheint die Behauptung, daß dieses Binnenmeer von Juni bis Oktober fahrbar sei, etwas zu kühn. Augenblicklich liegen an demselben nur zehn Faktoreien der Hudsonbaigesellschaft, aber nach Eröffnung der Eisenbahn von Manitoba nach Port Nelson hofft man auf eine rasche Zunahme des Verkehrs. Man rechnet hierbei auf die Thatsache, daß die Entfernung von der Mündung des Nelson bis zu den ergiebigen Kornfeldern von Manitoba nur 900 km, von Montreal [* 99] dahin aber auf kürzestem Weg 1800 km ist, während gleichzeitig die Seeroute von Nelson nach Liverpool [* 100] (5428 km) um ¶
119 km kürzer ist als diejenige von Montreal. Ob aber diese Verkürzung des Wegs um 1019 km für die jedenfalls schwierigere Schiffahrt in der Hudsonbai entschädigt, ist immerhin zu bezweifeln. Die Hudsonstraße wurde 1602 von Georg Weymouth entdeckt, die aber erst 1610 von Hudsonbai Hudson.
(Company of Adventurers trading in Hudson's Bay), eine vom Prinzen Rupert u. a. in England gegründete Gesellschaft, der ein Freibrief König Karls II. 1670 das Recht zugestand, in allen die Hudsonbai umgebenden Ländern ausschließlich Handel zu treiben und gewisse Hoheitsrechte auszuüben. Schon damals waren die französischen Pelzhändler von Kanada aus bis an die Küsten der Hudsonbai vorgedrungen; aber es gelang der Kompanie trotz des feindlichen Auftretens derselben und der wiederholten Zerstörung ihrer Forts und Wegnahme ihrer Schiffe, sich festzusetzen. Im Frieden von Utrecht [* 102] (1713) trat Frankreich alle Ansprüche auf die Hudsonbai ab, und die Kompanie wurde dadurch in den Stand gesetzt, ihre Handelsverbindungen auszudehnen.
Aber schon nach wenigen Jahren erstand ihr in Kanada in der 1783 gegründeten Nordwestkompanie ein ebenbürtiger Rival, der seine Unternehmungen bis zum Fuß der Felsengebirge und den Gestaden des Stillen Ozeans ausdehnte. Die Grenzen [* 103] des Gebiets der Hudsonbaikompanie waren nie genau festgestellt worden, und so kam es bald und wiederholt zwischen den beiden wetteifernden Gesellschaften zu Konflikten, die häufig blutig ausliefen, aber dann durch die Vereinigung beider (1821) definitiv beendigt wurden.
Seit dieser Zeit wurde der Pelzhandel in jenen weiten Ländern mit großem Gewinn betrieben. Die alten Vorrechte wurden 1838 abermals auf 21 Jahre erneuert, aber schon 1846 erlitt die Kompanie durch Abtretung von Oregon an die Vereinigten Staaten eine Einbuße an Gebiet; 1858 wurde die Kolonie Britisch-Columbia (s. d.), 1870 Manitoba (s. d.) gebildet. Die öffentliche Meinung in Kanada erhob sich entschieden gegen die Verlängerung [* 104] der Privilegien einer Gesellschaft, welche man anklagte, die Besiedelung dieser ausgedehnten Ländereien zu hindern, und nach langwierigen Verhandlungen kam es endlich 1869 zu einem Vertrag, in welchem die Kompanie gegen Zahlung von 300,000 Pfd. Sterl. von seiten Kanadas auf ihre Vorrechte verzichtete.
Kanada verpflichtete sich, der Gesellschaft 50,000 Acres Land in Grundstücken von nicht über 5000 Acres und den 20. Teil des im sogen. fruchtbaren Strich (fertile belt) gelegenen Landes zu schenken, falls solches innerhalb 50 Jahre, vom Abschluß des Vertrags an, verlangt werden sollte. Die Kompanie setzt indes den Pelzhandel noch wie früher fort. Ein Verwaltungsrat, an dessen Spitze augenblicklich Eden Colville als Governor steht, hat seinen Sitz in London, und ein Statut, Deed Poll genannt, bestimmt die Rechte und Pflichten der Beamten der Kompanie.
Unter diesen nehmen die Chief factors (Oberfaktoren) und Chief traders (Oberhändler) den vornehmsten Rang ein. Sie beziehen zwei Fünfteile des aus dem Pelzhandel erzielten Reingewinns, doch ist ihnen eine Gesamtjahreseinnahme von 200 Pfd. Sterl. garantiert. Die obern Beamten sowohl als die Clerks (Schreiber) stammen meist aus den Orkneyinseln oder Schottland; die meisten Jäger und Reisenden aber sind französischer Abkunft, und von ihnen rühren die vielen französischen Ortsnamen des Gebiets her.
Den Beamten der Kompanie ist es auf das strengste untersagt, auf eigne Faust mit den Indianern Handel zu treiben. Der Handel ist reiner Tauschhandel; ein Biberfell wird dabei gewissermaßen als Einheitsmünze angenommen. Die auf den einzelnen Posten angesammelten Felle werden nach den Hauptdepots der vier Departements gebracht, von denen aus dann wieder die 150 Posten im Innern mit den zum Tauschhandel bestimmten Waren versorgt werden. Diese Departements sind: Departement von Montreal, das Süddepartement mit dem Hauptdepot Moose [* 105] Fort, das Norddepartement mit den Hauptdepots York Factory an der Hudsonbai und Winnipeg und das Westdepartement jenseit des Felsengebirges mit dem Hauptdepot Victoria [* 106] in Britisch-Columbia.
Mit Europa stehen die am Meer gelegenen. Depots durch die eignen Dampfer der Gesellschaft in Verbindung, und auch auf dem Red River und dem Saskatschawan unterhält die Kompanie Dampfschiffe, welche flußaufwärts bis Edmonton fahren. Der Handelsbetrieb der Kompanie warf 1884-85 einen Reingewinn von nur 21,510 Pfd. Sterl. ab (1882-83: 130,217 Pfd. Sterl.). Für in London verkaufte Pelze realisierte man 196,009 Pfd. Sterl. Die Pelzpreise waren um 25-50 Proz. gefallen.
Über die Zahl der in Kanada erlegten Tiere liegen Angaben nicht vor, wohl aber gibt der Jahresbericht an, daß nur Biber, Bären und Wasserwiesel seltener geworden, Füchse und Luchse sich dagegen vermehrt haben. Bessere Resultate ergab das Landgeschäft der Kompanie. Bis Ende 1855 waren bereits über 500,000 Acres im Wert von 1,140,000 Pfd. Sterl. verkauft, An- und Abzahlungen im Betrag von 460,000 Pfd. Sterl. waren gemacht worden, 310,000 Pfd. Sterl. standen noch aus, und Käufe im Betrag von 370,000 Pfd. Sterl. wurden wegen Nichtzahlung anulliert ^[richtig: annulliert]. Von der durch Landverkäufe erzielten Summe wurden den Aktionären 400,000 Pfd. Sterl. ausgezahlt und dadurch das Kapital der Kompanie von 1,700,000 auf 1,300,000 Pfd. Sterl. ermäßigt. Die Zahl der Aktionäre ist 2500.
s. Nordwestgebiet, ^[= Bezeichnung für die außerhalb der Provinzen der Dominion von Kanada liegenden Gebiete, welche ...] amerikanisches
(richtiger Hudsonstufe), s. Silurische Formation. ^[= (hierzu Tafel "Silurische Formation"), älteste Schichtenfolge der Petrefakten führenden ...] [* 107]
Lowe, s. Lowe. ^[= (spr. loh), 1) Sir Hudson, Gouverneur von St. Helena während Napoleons Gefangenschaft, geb. ...]
(bei den Eingebornen Phuthua-Thien), Haupt- und Residenzstadt des Reichs Anam in Hinterindien, [* 108] am linken Ufer des Truongtien, der sich 15 km unterhalb der Stadt in die geräumige Bai Thuanan ergießt, wird teils vom Fluß, teils von breiten Kanälen eingeschlossen und ist nach 1801 unter Leitung französischer Ingenieure auf europäische Weise befestigt worden. Dem stattlichen Anblick von außen entspricht das Innere nicht. Die Mitte der Stadt bildet der kaiserliche Palast, Than h'Noi, der aus zahlreichen Gebäuden inmitten von Gärten besteht und von einer hohen Mauer umgeben ist.
Die eigentliche Stadt liegt daher zwischen dieser innern und der äußern Mauer und schließt zahlreiche Pagoden, die Gebäude der Ministerien, Schulen, Magazine, Arsenale (worin 4000 Geschütze [* 109] aller Kaliber) nebst Lehmhütten (Soldatenwohnungen) und kleinen Läden mit billigen Waren, Mauertrümmern und viel unbebauten Raum ein. Die Industrie der Stadt ist sehr unbedeutend. Die Zahl der Einwohner wird auf 30,000, mit den Vorstädten auf 50,000 geschätzt; sie sind fast ausschließlich Anamiten, nur wenige Hundert Chinesen. Seit 1874 unterhält Frankreich einen Ministerresidenten in und seit dem Vertrag von 1884 hat Thuanan, der Hafen von eine ständige französische Besatzung erhalten.
Getreidemaß, s. Ueba. ^[= (Hueba), Getreidemaß in Tunis, à 4 Temen à 4 Orbah = 107,3 Liter.] ¶
Binnendepartement im zentralamerikan.
Staat Guatemala, [* 111] mit (1886) 124,475 Einw. Die gleichnamige Hauptstadt liegt auf einer von Bergen [* 112] umgebenen Hochebene.
Dabei Ruinen der alten Indianerstadt.
(spr. -chutla), Stadt im mexikan. Staat Hidalgo, im N., nahe der Grenze von Veracruz, mit (1880) 19,664 Einw. im Munizipium.
(spr. uéllwa), span. Provinz in der Landschaft Andalusien, grenzt im N. an die Provinz Badajoz, im O. an Sevilla [* 113] und Cadiz, [* 114] im S. an den Atlantischen Ozean (Golf von Cadiz), im W. an Portugal und hat ein Areal von 10,138 qkm (184,1 QM.). Hinsichtlich ihrer Bodenbeschaffenheit zerfällt die Provinz in zwei Teile: das romantische, malerische Gebirgsland mit ⅔ und das sanft hügelige Küstenland mit ⅓ des Areals. Das nördliche Bergland gehört dem marianischen Gebirgssystem und den von demselben nach S. zu sich abdachenden Terrassen an; der Hauptzug ist die Sierra de Aracena (bis 1641 m). Die Küstenebene ist im SO. (Las Arenas Gordas) wüst und öde.
Die wichtigsten Flüsse [* 115] sind: der Guadiana, Grenzfluß gegen Portugal, und sein Nebenfluß Chanza, welcher ebenfalls mit einem großen Teil seines Laufs die Provinz von Portugal scheidet, dann die Küstenflüsse Odiel und Rio Tinto. [* 116] Die Bevölkerung [* 117] belief sich 1878 auf 210,447 Einw. (1884 auf 221,000 geschätzt), d. h. 20 pro Quadratkilometer, und weist, entsprechend dem allseitigen lebhaften Fortschritt, welchen die Provinz in kultureller und produktiver Beziehung zeigt, eine rasche Zunahme auf.
Die Erwerbsquellen sind sehr vielseitige und lohnende. Der Hauptreichtum der Provinz besteht in erster Reihe in unerschöpflichen Schwefelkieslagern am Südabhang der Sierra Aracena, von welchen die zu Rio Tinto und Tharsis die bedeutendsten sind, dann in Braunstein und Eisenerz. Die Ausfuhr an Bergwerksprodukten, hauptsächlich an kupferhaltigem Schwefelkies, beträgt über 500,000 metr. Ton. Auch der Ackerbau macht befriedigende Fortschritte und liefert Weizen, Gerste, [* 118] Hafer, [* 119] Mais und Bohnen.
Außerdem sind der Weinbau (über 30 Mill. Lit.), die Ölproduktion (12½ Mill. Lit.), der Fischfang, namentlich auf Sardinen u. Thunfische, wovon bedeutende Quantitäten gesalzen und geräuchert ausgeführt werden, sowie Fischthran (Hauptort Isla Cristina), die Austernzucht und die Schiffahrt von Bedeutung. Die Industrie ist dagegen nicht nennenswert. Ausfuhrartikel sind außer den Erzen: Zement, Kupfer, [* 120] Wein, Früchte, Kork; [* 121] die Einfuhr umfaßt namentlich Steinkohlen und Koks, Eisen und Stahl, Maschinen, Bauholz, Zement und Spiritus. [* 122] Die Provinz besitzt einige Häfen, wie den der Provinzialhauptstadt, dann Palos, Moguer und Ayamonte. An Kommunikationsmitteln enthält die Provinz die von Sevilla nach der Stadt Huelva führende Eisenbahn, von welcher drei Linien nach den Minendistrikten auslaufen. Eine Bahn nach Estremadura ist im Bau. Die Provinz umfaßt sechs Gerichtsbezirke (darunter Ayamonte, Cerro, Moguer, Palma).
Die gleichnamige Hauptstadt (das phönikische Onuba und das römische Oroba) liegt auf einer Halbinsel zwischen den Mündungsbuchten der Flüsse Odiel und Rio Tinto, die sich unterhalb derselben vereinigen, hat eine ehemalige Moschee mit Minaret, jetzt Kirche San Pedro, eine höhere Unterrichtsanstalt (academia), ein Theater und zählt (1878) 13,125 Einw., deren Haupterwerbszweige Espartoflechterei und Fischfang sind. Die Stadt treibt außerdem lebhaften Küstenhandel und ist der Hauptausfuhrplatz der Erze und Weine der Provinz.
Sie ist in lebhafter Entwickelung begriffen und vergrößert sich durch zahlreiche Neubauten sowie durch das Zuströmen von Arbeit suchenden Personen. Die als Hafen dienende Bai hat eine Länge von 18 km, eine durchschnittliche Breite [* 123] von ¾ km und eine Tiefe von 9 m bei Ebbe. Die Barre, von leichtem Sand, erlaubt Schiffen von 6 m Tiefgang bei hoher Flut Eingang. Der Hafen hat durch den Bau der Bahn von Sevilla nach Huelva dann der Rio-Tintobahn sehr gewonnen und dürfte durch den Ausbau der Eisenbahn nach Estremadura weitern Aufschwung nehmen. Er ist in neuerer Zeit wesentlich verbessert, unter anderm mit einer neuen eisernen Ladebrücke versehen worden.
Eingelaufen sind, abgesehen von der Küstenfahrt, 1885: 716 Schiffe mit 418,190 Ton., meist Dampfschiffe;
ausgelaufen sind 707 Schiffe mit 493,802 Ton. Der Wert der Ausfuhr (60 Mill. Mk.) ist bedeutend größer als der der Einfuhr (6½ Mill. Mk.). Huelva ist Sitz eines Gouverneurs sowie eines deutschen Konsuls. Gegenüber von Huelva liegt das Kloster Santa Maria della Rabida, welches 1491 Kolumbus eine Zuflucht bot, jetzt Eigentum des Herzogs von Montpensier, mit prächtiger Aussicht.
Bezirksstadt in der span. Provinz Almeria, mit (1878) 15,219 Einw.
(spr. uérta), im südlichen Spanien eine künstlich bewässerte, gut angebaute Gegend, besonders die nächste gartenreiche Umgebung der Städte.
(spr. uérta), Vicente Garcia de la, span. Dichter und Kritiker, geb. 1730 zu Zafra in Estremadura, studierte zu Salamanca und ging dann nach Madrid, wo er sich zuerst durch mehrere gelungene Übersetzungen und einige Originalgedichte bekannt machte. Er trat als heftiger Gegner des französischen Klassizismus auf, erwies sich jedoch in seinen eignen Werken wenig konsequent. Sein Trauerspiel »Raquel« (1778; auch in Ochoas »Teatro español«, Bd. 5, Par. 1838), welches die Liebe des Königs Alfons VIII. zur schönen Jüdin Rahel behandelt und noch heute von den Spaniern geschätzt wird, zog ihm eine kurze Verbannung nach Oran zu. Wieder zurückberufen, ward er Oberbeamter der königlichen Bibliothek, Mitglied der spanischen Akademie und andrer gelehrter Gesellschaften. Er starb in Madrid.
Seine Poesien, teils lyrischer, teils dramatischer Gattung, zeichnen sich durch poetischen Gehalt und besonders durch guten Versbau aus. Durch sein »Teatro español« (Madr. 1785-86, 17 Bde.),
eine Auswahl älterer spanischer Dramen, strebte er den Geschmack des Publikums für das alte Nationaldrama wieder zu wecken. Die »Elektra« des Sophokles bearbeitete er unter dem Titel: »Agamemnon vengado«. Huertas Dichtungen sind gesammelt in »Obras poeticas« (Madr. 1778-79, 2 Bde.; auch abgedruckt in der »Biblioteca de autores españoles«, Bd. 61). Außerdem hat man von ihm eine »Biblioteca militar española« (Madr. 1760).
(spr. uéska), span. Provinz in der Landschaft Aragonien, grenzt gegen N. an Frankreich, im O. an die Provinz Lerida, im S. und W. an Saragossa, [* 124] im NW. an Navarra und hat ein Areal von 15,149 qkm (275,1 QM.). Das Land ist sehr gebirgig und umfaßt im N. den Hauptzug der Zentralpyrenäen vom Pic d'Anie über den Montperdu bis zum Pic d'Anethou der Maladettagruppe und das durch die südlichen Vorberge der Pyrenäen (darunter die Sierra de la Peña, Sierra de Guara) gebildete aragonische Hochland. Ebenes Land findet sich hauptsächlich nur an den wasserreichen Flüssen, von welchen die Zuflüsse des Segre: Cinca (mit Esera und Alcanadre), ¶