den Hottentoten nicht viel zu bemerken.
Lügen,
Diebstahl und
Sinnlichkeit sind ihre Hauptlaster. Rachsucht, geringe
Ehrfurcht vor den
Eltern und das
Aussetzen der Altersschwachen in Einöden sind ebenfalls
Flecke im
Charakter der Hottentoten. Von ihrer Begabung zeugen
die
oben erwähnten, von ihnen selber dem eignen Verständnis entsprechend umgestalteten
Fabeln von
Reineke Fuchs,
Skulpturen u. a.; die
Armut des
Landes aber, in welches sie gedrängt wurden, und die sie zu stetem Umherziehen zwang, hat ihre
weitere geistige
Ausbildung wie auch ihr größeres numerisches Anwachsen verhindert. S.
Karte bei Art.
[* 2]
»Kapland«.
Vgl. G.
Fritsch,
Die Eingebornen Südafrikas, ethnographisch und anatomisch beschrieben (Bresl. 1873);
2)
JohannJakob, Philolog, Urenkel des letztgenannten, geb. zu
Hausen
(Kanton
[* 8] Zürich),
studierte in Zürich
und
Göttingen,
[* 9] wurde 1774
Professor
in Zürich,
1796 auch
Kanonikus und starb, seit 1814 quiesziert, Er hat sich als klassischer Philolog,
Übersetzer und Belletrist und Biograph verdient gemacht. Er edierte den Sallust (Zürich
1778) und
Ciceros
(Schrift
»De divinatione«
(Leipz. 1793). Von seinen Übersetzungen nennen wir die von
Ciceros
»De divinatione« (Zürich
1789),
und
»De officiis« (das. 1800) sowie
die von Theophrasts
»Charakteren«
(Münch. 1810). Mit
Wieland und
Jacobs vereinigte er sich zur Herausgabe
des
»Neuen attischen
Museums« (Zürich
1802-10). Als Belletrist verfaßte er vaterländische
Schauspiele, begründete die
»Bibliothek
der neuesten theologischen, philosophischen und schönen Litteratur« (Zürich
1784-1786),
schrieb die Preisschrift
»Versuch einer Vergleichung
der deutschen Dichter mit den Griechen und
Römern« (Mannh. 1789) u. a. Von seinen
Biographien erwähnen wir: »Acroama
de Bodmero« (Zürich
1783) und
»SalomonGeßner« (das. 1796). Seine »Opuscula oratoria«
(Zürich
1816) wie seine »Opuscula philosophica, critica
atque hermeneutica« (Leipz.
1817) zeichnen sich durch ihre
Latinität aus.
3)
JohannJakob, historischer Schriftsteller, geb. zu Zürich,
studierte
Theologie in Zürich
und
Leipzig
[* 10] und bekleidete eine Lehrerstelle
an der Töchterschule, hierauf eine Professur an der
Kunstschule seiner Vaterstadt. Als Erziehungsrat, Mitglied des
GroßenRats und
Regierungsrats machte er sich besonders um das
Schulwesen verdient.
Später ward er außerordentlicher, 1844 ordentlicher
Professor der Geschichte an der
Universität. Er starb Nach dem
Tod Glutz-Blotzheims setzte er
Joh. v.
Müllers »Schweizergeschichte« unter dem
Titel: »Geschichte der
Schweizer Kirchentrennung« (Bd. 1 u.
2, Zürich
1825-29) fort. Er schrieb auch: »Huldreich
Zwingli und seine Zeit« (Zürich
1842),
Stadt in der österreichisch-schles. Bezirkshauptmannschaft
Jägerndorf, am
Fluß Hotzenplotz, der bei
Krappitz in
die Oder fällt, und an der preußischen
Grenze, mit einem Bezirksgericht,
Zollamt, großer Rübenzuckerfabrik,
Zündhölzchenerzeugung, Spitzenklöppelei und (1880) 3768 Einw.
1)
Arnold, holländ.
Maler und Kunstschriftsteller, geb. 1660 zu
Dordrecht,
[* 13] ließ sich frühzeitig in
Amsterdam
[* 14] nieder und ging ums Jahr 1713 auf neun
Monate nach
England. Er malte
Porträte
[* 15] und Historienbilder, war
aber trotz seiner gelehrten Kenntnisse in der Geschichte,
Architektur und
Perspektive ein mittelmäßiger
Künstler. Eine
Frucht
seiner Forschungen in der
Kunstgeschichte ist das Werk
»Groote schoubourgh der nederlandsche konstschilders en schilderessen
etc.« (Amsterd. 1718-19; deutsche Übersetzung im
Auszug von A. v.
Wurzbach,
Wien
[* 16] 1881), wozu sein Sohn
Jakob die
Porträte stach. Das Werk, obwohl von großer Wichtigkeit, ist wegen des Mangels an
Kritik und der hineingestreuten Anekdoten
nur mit Vorsicht zu benutzen. Houbraken starb 1719 in
Amsterdam.
vorigen, geb. 1698 zu Dordrecht, zog mit seinem Vater nach Amsterdam, wo er bis in sein 80. Jahr thätig war und, meist Edelinck
und Devret sich zu Vorbildern nehmend, mehr als 600 Porträte stach, die fast durchgehends sowohl in Hinsicht der Leichtigkeit,
mit der sie ausgeführt sind, als durch die Kraft
[* 18] der Farbe einen hohen Wert haben. Seine erste größere
Arbeit waren die Bildnisse zu seines Vaters kunsthistorischem Werk. Von Interesse ist die Sammlung der Bildnisse der Statthalter
aus dem HausOranien-Nassau sowie die der vorzüglichsten Personen in Wagenaers »Vaterländischer Geschichte« und einer großen
Anzahl von Gelehrten, Dichtern, Fürsten, Staatsmännern etc. Houbraken starb 1780 in Amsterdam.
Vgl. Verhuel, Jacobus
Houbraken et son œuvre (Par. 1875).
(spr. udetoh),ElisabethFrançoiseSophie de La Live, Gräfin von, geistreiche Französin, geboren um 1730,
seit 1748 mit dem General d'H. verheiratet, gehört zu den litterarischen Berühmtheiten des 18. Jahrh.
teils wegen ihrer langjährigen Beziehungen zu dem Dichter Saint-Lambert, mehr aber noch durch die glühende
Neigung, welche sie J. J. Rousseau einflößte, der ihrer in seinen »Bekenntnissen« mit Leidenschaft gedenkt und ihrem Einfluß
viel poetische Anregungen verdankt. Durch Herzensgüte und Geist gleich ausgezeichnet, verfaßte sie gelegentlich kleine,
feinsinnige Poesien, die heimlich bei ihren Freunden zirkulierten. Sie starb, die letzte aus dem Kreis
[* 23] der
Encyklopädisten,
Seine Thätigkeit im Parlament war vornehmlich auf die auswärtigen Angelegenheiten und auf die Gefängnisreform gerichtet.
So brachte er 1846 die erste Bill von Besserungsanstalten jugendlicher Verbrecher ein; auch ist erPräsident
des großen Besserungsinstituts zu Redhill. Er mißbilligte Gladstones russenfreundliche Politik 1876-80 und strebte die Versöhnung
mit Irland an. Er starb in Vichy. Mehrere Gedichtsammlungen aus seiner Feder wurden günstig aufgenommen, so: »Poems
of many years«, »Psalm leaves« etc. (gesammelt als »Poetical
works«, 2. Aufl. 1877, 2 Bde.).
Auch zahlreiche kirchlich-politische Flugschriften sowie »Monographs, personal and political« (1873)
und schließlich eine Denkschrift über W. S. Landor hat Houghton veröffentlicht.
leSpring (spr. hoht'n le), Stadt in der engl. GrafschaftDurham, südwestlich von Sunderland, hat eine ehrwürdige
Kirche, Kohlengruben, Eisenwerke und (1881) 6041 Einw.
(franz., spr. upplangd), langer, faltiger,
oft bis zu den Füßen reichender, vorn offener Überrock, der mit einem Gürtel
[* 30] um die Hüften befestigt und besonders in Frankreich
vom 14. bis 16. Jahrh. getragen wurde.
(spr. husatonnik),Fluß in den nordamerikan. Staaten, entspringt in dem nordwestlichen
Winkel
[* 31] von Massachusetts, fließt zwischen den Taghonic- und Hoosachügeln durch ein fruchtbares Thal
[* 32] nach S. und ergießt sich
nach einem Laufe von
¶
aus Shakespeares »Heinrich V.« (IV, 3) entnommener Ausdruck, von Dickens zum Titel eines litterarischen Unterhaltungsblattes gewählt,
das weite Verbreitung fand.
Arsène, franz. Schriftsteller, geb. zu Bruyères bei Laon, kam frühzeitig
nach Paris und debütierte hier 1836 als Schriftsteller mit zwei Romanen: »La couronne de bluets« und »La
pécheresse«. Die Freundschaft J. Janins und Th. Gautiers und namentlich die Arbeitsgemeinschaft, in welche er mit Sandeau trat,
brachten ihn auf der betretenen Laufbahn bald vorwärts. Im November 1849 unter dem Einfluß der Rachel
von der Comédie française zu ihrem Administrator gewählt, erwarb er sich auf diesem Posten, den er bis 1856 bekleidete, um
die ökonomischen Verhältnisse dieser Bühne wie um ihre künstlerische Thätigkeit namhafte Verdienste, übernahm sodann
den für ihn geschaffenen Posten eines Generalinspektors der Museen der Provinz und wurde 1858 zum Offizier
der Ehrenlegion befördert.
Seit 1861 hatte er Anteil an der »Presse«
[* 36] und war an der Redaktion derselben beteiligt. Seine Schriften sind ebenso zahlreich
wie verschieden. Von seinen etwas süßlichen und frivolen, aber vielgelesenen Romanen erwähnen wir: »Les onze maîtresses
délaissées« (1840),
»La comédienne« (1884) u. a.
Seine Gedichte erschienen unter den Titeln: »Les sentiers perdus« (1841),
»La poésie dans les bois« (1845),
»Poëmes antiques«
(1855),
»La symphonie de vingt ans« (1861) und wurden gesammelt als »Œuvres poétiques« (1858) herausgegeben. Für das Theater
[* 38] schrieb er einige kleinere Stücke, wie: »Les caprices de la marquise« (1844),
»Les comédiennes« (1857). Als Kunstkritiker bewährte er sich in zahlreichen
Berichten und Essays sowie in seiner »Histoire de la peinture flamande et hollandaise« (1844-47),
die ihm jedoch eine Anklage
A. Michiels' (s. d.) wegen Plagiats zuzog, welche Houssaye mit »Un martyr
littéraire« beantwortete. Außerdem sind von seinen historischen, kritischen und humoristischen Werken zu nennen:
»Galerie de portraits du XVIII. siècle« (1846 u. öfter, 4 Tle.);
»L'histoire du quarante et unième fauteuil de l'Académie
française« (1855 u. öfter, eine Satire auf die Akademie);
Zuletzt veröffentlichte er: »Les confessions d'A. Houssaye Souvenirs d'un demi-siècle« (1885, 4
Bde.). Von
seinen Werken gibt es mehrere Gesamtausgaben. Houssaye erfreut sich durch sein Vermögen, seine Gastfreundlichkeit und seine vielfachen,
bis in die höchsten Kreise
[* 39] der Aristokratie reichenden Beziehungen einer gewissermaßen privilegierten sozialen Stellung in
Paris; die Maskenbälle, welche er unter dem Kaiserreich in seinem von Kunstschätzen strotzenden Hotel
gab, waren als ein Stelldichein des sogen. ToutParis weltberühmt. - Sein Sohn Henri, geb. zu Paris, hat sich als Schriftsteller
auf dem Gebiet der Kunst- und Altertumswissenschaft vorteilhaft bekannt gemacht. Er schrieb: »Histoire d'Apellès, études
sur l'art grec« (1866);
»Histoire d'Alcibiade et de la République athénienne depuis la mort de Périclès
jusqu'à l'avénement des trente tyrans« (1873, 2 Bde.);
»Le premier siège de Paris en 52 av. J.-C.« (1876);
»Athènes, Rome, Paris« (1878) und »L'art français depuis
dix ans« (1882).
(spr. huhstön), Stadt im nordamerikan. StaateTexas, am schiffbaren Buffalo-Bayou, 33 km oberhalb seiner Mündung
in die Galvestonbai gelegen und von Waldungen und Wiesen umgeben, hat ein Rathaus mit Markthalle, eine Freimaurerhalle, mehrere
höhere Schulen, Maschinen- und Wagenbaustätten, Eisen- und Messinggießereien, Sägemühlen etc., lebhaften Handel und
(1880) 16,513 Einw., unter welchen viele Deutsche.
[* 40] Die Stadt bildet
das große Eisenbahnzentrum des Südwestens, von dem Linien nach fast allen Teilen des Staats auslaufen, und steht außerdem
durch Dampfschiffe mit Galveston in Verbindung. Houston wurde 1836 gegründet und zu Ehren des ersten Präsidenten von Texas benannt.
Nach Niederlegung dieses Amtes lebte er wieder drei Jahre unter den Indianern und ging 1833 nach Texas. Als die Provinz 1836 gegen
die mexikanische Regierung die Fahne des Aufstandes erhob, wurde Houston mit dem Oberbefehl betraut, schlug die
Mexikaner bei San Jacinto (April 1836), wurde, als sich Texas für einen unabhängigen Freistaat erklärte, auf zwei
Jahre zum Präsidenten gewählt und bekleidete 1841-44 diesen Posten abermals. Seit 1845 war er ununterbrochen Senator im Staatenkongreß
zu Washington.
[* 42] 1852 stand er als demokratischer Kandidat auf der Liste für die Präsidentenwahl, unterlag
aber gegen Pierce. 1859 ward er wieder zum Gouverneur des Staats erwählt. Er starb in Austin. Nach ihm ist die Stadt
Houston (s. oben) benannt.
(spr. haut-), Cornelis de, Begründer des holländischen Handelsverkehrs mit Ostindien,
[* 43] auch Cornelius von Gouda
genannt, geboren um die Mitte des 16. Jahrh. in Gouda, betrieb den Kauf¶
mehr
und Verkauf indischer Waren in Lissabon,
[* 45] bis das Verbot der spanischen Regierung, welches die Holländer von ihren Häfen ausschloß,
diesem Handel ein Ende machte. Er zog nun Erkundigungen über den direkten Verkehr mit Indien ein, erregte aber dadurch den
Verdacht der Regierung, welche ihn zu einer hohen Geldstrafe verurteilte und bis zu deren Bezahlung gefangen
setzte. Er ließ hierauf der Kaufmannschaft von Amsterdam heimlich das Anerbieten machen, ihr, wenn sie ihn loskaufe, die wichtigsten
Nachrichten in Bezug auf den Handel mit Ostindien mitzuteilen. Houtman wurde ausgelöst und kehrte 1594 in sein Vaterland zurück,
Auf seine Eröffnungen hin bildete sich die sogen. Kompanie der fernen Lande (Compagnie van Verne).
Sie rüstete 1595 vier Schiffe nach Ostindien aus, welche Houtman selbst führte, und mit denen er in Bantam auf Java landete.
Die Holländer wurden von den Einwohnern anfangs freundlich aufgenommen, aber bald von den Portugiesen verdächtigt, so daß
Houtman verhaftet und nur gegen ein beträchtliches Lösegeld wieder freigelassen wurde. Er besuchte
hierauf noch die InselnBawean und Bali, mußte aber 1597, da die Mannschaft bedeutend zusammengeschmolzen war, umkehren.
Trotz des geringen Gewinnes dieser ersten Expedition entschloß man sich in Amsterdam sofort zu einer zweiten, und auch in
den andern Seestädten Hollands traten die Kaufleute zu Gesellschaften für den Handel in Indien zusammen.
Houtman ging schon 1598 als Befehlshaber von zwei Schiffen von Middelburg aus wieder in See, besuchte Madagaskar,
[* 46] die Malediven, Kochinchina
und landete endlich in Atschin im nördlichen Sumatra, dessen König ihn anfangs freundlich aufnahm, dann hinterlistig
töten ließ. - SeinBruderFriedrich, der mit ihm gefangen genommen worden war, aber nach Verlauf von 27 Monaten glücklich
entkam, wurde 1607 zum Gouverneur von Amboina ernannt und verfaßte ein malaiisches und ein Wörterbuch der Sprache
[* 47] von Madagaskar
(Amsterd. 1603). Er starb 1627 in Alkmar.
ChristophErnst, Freiherr von, dramat. Dichter, geb. zu Straupitz
in der Niederlausitz, besuchte das Pädagogium zu Halle,
[* 49] studierte dann daselbst Kameralwissenschaften und erhielt 1802 im
ständischen Dienst seiner Provinz eine Anstellung. Als durch die neue Organisation der an Preußen
[* 50] gefallenen Niederlausitz 1815 seine
Wirksamkeit gehemmt wurde, zog er sich auf sein Gut Sellendorf zurück und lebte mit seinem Jugendfreund Contessa (dem jüngern)
der Litteratur, bis ihn 1822 die Niederlausitzer Stände zum Landsyndikus wählten. Er zog nun nach Neuhaus
bei Lübben,
[* 51] wo er starb. Schon früher hatte er unter fremdem Namen einige Dichtungen veröffentlicht;
doch wandte
er sich erst seit 1815 entschieden der Dichtkunst zu und ließ seinen von Contessa herausgegebenen Erzählungen »Romantische
Akkorde« (Berl. 1817, 2 Bdchn.) das »Buch für Kinder gebildeter Stände« (Leipz. 1819-24, 3 Bde.; 3. Aufl.,
Stuttg. 1869; die »Bilder für die Jugend« (Leipz. 1829-32, 3 Bde.;
neue Aufl., das. 1839; Auswahl, Stuttg.
1874) und »Erzählungen« (Dresd. 1829) folgen.
SeinenRuf verdankte er aber, dem Geschmack der Zeit gemäß, besonders seinen
Schicksalstragödien, unter welchen »Der Leuchtturm« (mit einem andern, kleinern Trauerspiel: »Die Heimkehr«,
Leipz. 1821) und »Das Bild« (das. 1821, neue Aufl. 1822) vermöge
ihrer leichten
und lyrisch volltönenden Verifikation am meisten Beifall fanden. Hierher gehören außerdem: »Die Freistatt« (Leipz. 1820),
»Die Feinde« (das. 1825) und »Die
Seeräuber« (das. 1830). Von geringerer Bedeutung sind das Gelegenheitsstück
»Der Fürst und der Bürger« (Leipz. 1823) und das Lustspiel »Die alten Spielkameraden« (Weim.
1823). Houwalds »Sämtliche Werke« erschienen in 5 Bänden (zuletzt Leipz. 1859)
(Howa), das herrschende Volk auf Madagaskar, das die gebirgige Zentralprovinz Imerina bewohnt und von hier aus einen
großen Teil des Innern von Madagaskar, den ganzen Osten der Insel und einen Teil des Nordwestens beherrscht.
Wirkliche Herren von ganz Madagaskar sind die Hova niemals gewesen; ein Drittel der Insel im westlichen und südlichen Teil ist
noch unabhängig, und in vielen andern Gegenden des Landes ist ihre Autorität auch nur eine sehr fragliche.
Die Hova gehören zum malaiischen Stamm (s. Malagassy) und stehen in starkem Gegensatz zu den Negern, denen sie auch geistig überlegen
sind.
Sie haben, wo sie unvermischt blieben, feinen Körperbau, bräunliche oder olivengelbe Hautfarbe und schlichtes oder gelocktes
Haar
[* 52] sowie bedeutende geistige Fähigkeiten. Auf die Ähnlichkeit
[* 53] ihrer Sprache mit dem Malaiischen wies
schon Jos. Banks, der Begleiter Cooks, hin, und seit Wilh. v. Humboldts Untersuchungen steht es fest, daß die Hova der westlichste
Zweig der malaiischen Rasse sind, ein linguistisches Ergebnis, das durch Vergleichung der Sitten und Gebräuche seine Unterstützung
erhält.
Die in Madagaskar einwandernden Hova trafen daselbst auf afrikanische Bevölkerung,
[* 55] mit der sie sich nur teilweise vermischten,
oder die sie unterjochten, wie die dunkelfarbigen, wilden Sakalaven, die nun nach dem Westen gedrängt sind. In den blutigen
Kämpfen um die Oberherrschaft (1810-28) erstarkte die den Fortschritt und die Bildung vertretende Hovamacht zu einem mächtigen,
wohlgegliederten christlichen Staat, namentlich unter den beiden Königen, welche den Namen Radama trugen. Vgl. Madagaskar.
Hovenia dulcisThunb., ein Baum in China
[* 62] und Japan,
mit 3-5 m hohem Stamm, wechselständigen, immergrünen, rundlich-eiförmigen, gesägten Blättern und erbsengroßen Früchten
auf fleischigen, cylindrischen, zolllangen Fruchtstielen, welche als Obst sehr geschätzt sind. Die Pflanze hält in Italien,
angeblich auch in Paris aus. Die Hovenia-Essenz wird nie aus Teilen dieses Baums bereitet, sondern etwa aus 15 g
Limonöl, 4 g Rosenöl, 2 g Nelkenöl, 10 TropfenNeroliöl und 1 Lit. Alkohol gemischt
Seit 1858 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, war er einer der Begründer der Fraktion Junglitauen, aus der 1861 die
Fortschrittspartei hervorging, und nahm an dem großen Kampf zwischem ^[richtig: zwischen] dem Abgeordnetenhaus und dem MinisteriumBismarck 1862 bis 1866 hervorragenden Anteil. Bei dem Umschwung 1866 blieb er der alten Partei treu und
war durch die Festigkeit
[* 69] seines Charakters und seine nüchterne Klarheit eins der einflußreichsten Mitglieder derselben. Seit 1867 gehörte
er auch dem norddeutschen Reichstag an. Eine Wiederwahl zum Abgeordnetenhaus nahm er 1870 nicht an, trat aber 1871 in den
deutschen Reichstag ein, dem er bis zu seinem Tod angehörte, und in dem er als mannhafter und doch maßvoller
Verteidiger von Recht und Freiheit allgemein anerkannt wurde. Er starb zu Gersau in der Schweiz.
die Brunonia mit dem
Viergespann auf dem Schloß zu Braunschweig, modelliert von Rietschel, in Kupfer
[* 78] getrieben 1858-63, zweite Ausführung nach dem
Brand 1865-68;
In denJahren 1775-87 besuchte auch zahllose Gefängnisse und Hospitäler des übrigen Europa
[* 81] und bewirkte teils durch persönliche
Vorstellungen, teils durch Schriften, unter andern seinen »Account of the principal lazarettos in Europe«
(Lond. 1789; deutsch mit Zusätzen von Ludwig, Leipz. 1791), in mehreren Staaten eine Reform dieser Anstalten. 1789 unternahm
er in gleicher Absicht eine Reise nach Asien,
[* 82] starb aber zu Cherson in Südrußland. Dort und in der Paulskirche zu
London sind ihm Denkmäler errichtet.
Vgl. »Memoirs and records of John Howard« (hrsg. von Dixon, Lond. 1854);
»Seven lectures on meteorology« (das. 1837, 2. Aufl.
1843);
»Essay on the modifications of clouds« (3. Aufl., das.
1865), worin er für die verschiedenen Wolkenformen eine Nomenklatur (s. Wolken) einführte, welche zum
Teil noch heute im Gebrauch ist.
3) Samuel Gridley, amerikan. Philanthrop, geb. 1801 zu Boston, studierte Medizin und war längere Jahre Arzt in der griechischen
Revolutionsarmee. 1832 wurde er zum Direktor des sogen. Perkins Institution for the Blind in Boston ernannt, ein Amt, wofür er
sich durch eine wissenschaftliche Reise nach den Hauptländern Europas trefflich vorbereitet
hatte. Die
Heranbildung des blinden und taubstummen Mädchens LauraBridgman durch ihn erregte allgemeines Aufsehen (vgl. Lawson, Life
and education of LauraBridgman, Boston 1879). Howe war auch Mitbegründer der großen Idiotenanstalt für Massachusetts in Boston;
starb Er schrieb: »Reader for the blind« (1839) und »Historical
sketch of the Greek revolution« (1828).
4) JuliaWard, amerikan. Dichterin und Schriftstellerin, geb.
Tochter eines reichen Bankiers zu New York, seit 1843 verheiratet an Samuel Gridley Howe (s. oben), erhielt
eine sehr sorgfältige Erziehung und veröffentlichte ihre ersten Gedichtsammlungen unter den Titeln: »Passion flowers« (1854)
und »Words for the hour« (1856),
denen sie die zwei Dramen: »The world's own« (1857) und »Hippolytos« (1858) sowie das Prosawerk
»A trip to Cuba« (1860) folgen ließ. Von nun an sich hauptsächlich philosophischen Studien widmend, schrieb
sie zahlreiche Essays metaphysischen und theologischen Inhalts und ließ 1866 »Later lyrics«, die besten ihrer dichterischen
Erzeugnisse (darunter das berühmte Gedicht »The battle hymn of the republic«),
erscheinen. Die Frucht einer Reise nach Kreta 1867 war das reizende Buch »From the oak to the olive«. Frau Howe ist
zugleich eine der angesehensten Führerinnen der »Frauenrechtspartei« in
Amerika.
[* 101] Neuere Schriften von ihr sind: »Emergencies and how to treat them« (1871, 2. Aufl.
1874);
Von seinem FreundFisher mit Geldmitteln unterstützt, vollendete er diese Maschine
[* 104] 1845 und ließ sich dieselbe 1846 in Amerika
patentieren. SeinBruder Amasa Howe ging mit derselben nach London und verkaufte sie an W.Thomas, welcher 1846 ein
englisches Patent auf sie nahm. Howe, welcher in Amerika keinen Erfolg gewinnen konnte, versuchte auch in England vergeblich sein
Glück, kehrte 1850 nach Amerika zurück und errichtete in New York eine kleine Werkstätte. Inzwischen hatte Singer in New York
unter wesentlicher Mitbenutzung von Howes Konstruktion ein Patent auf das seither unter seinem Namen verbreitete System genommen;
Howe erfuhr davon, und es gelang ihm, einen Prozeß gegen Singer zu gewinnen. Von nun an blühte seine Fabrik ungemein auf, und
als er in Brooklyn starb, hinterließ er ein sehr großes Vermögen 1870 waren 75,156 Maschinen
nach Howes System gebaut.