Gerhard nahe am
Danewerk auf der Loheide total geschlagen und mußte 1332 zu
Kiel
[* 2] in die Verpfändung Nordjütlands
und
Fünens für 100,000
Mark willigen, um nur den Königstitel über einige kleine
Inseln, die Reste der dänischen Macht,
weiterführen zu dürfen. Als nach
ChristophsTod (1332) seineSöhneOtto und
Waldemar die von ihrem
Vater
geschlossenen
Verträge für nichtig erklärten, wußte
Gerhard seine
Eroberungen gegen sie zu behaupten und riß nun die letzten
Reste des dänischen
Reichsan sich. Er nannte sich
Herzog von
Jütland und
Fünen und regierte als unumschränkter
Herr; ein
Gleiches
that
Johann derMilde in seinen dänischen
Landen. 1340 bewog
Gerhard seinen
NeffenWaldemar, ihm sogar das
ganze Herzogtum
Schleswig
[* 3] gegen Nordjütland zu verpfänden; da machte der Dolchstoß eines rachsüchtigen
Dänen,
Niels Ebbesen,
seinem thatenreichen
Leben ein Ende, als er auf einem Zug
durch das noch immer nicht beruhigte
Jütland zu
Randers übernachtete
Nachdem er 1849 den
Feldzug in
Schleswig-Holstein
[* 13] mitgemacht, wurde er 1852 zum Hofjunker ernannt und bald darauf als
Adjutant
eines Landwehrbataillons nach
Seesen am
Harz versetzt, wo er in wenig anregender Umgebung ein
Leben innerer Sammlung und künstlerischer
Thätigkeit führte und zu dem Entschluß gelangte, fortan ganz der
Kunst zu leben. In dieser Absicht
begab er sich 1853 nach
Leipzig,
[* 14] wo er in das
Konservatorium eintrat und vornehmlich unter Anleitung von
Hauptmann und
Rietz
seine
Studien vollendete.
Einige
Unterbrechungen abgerechnet, behielt Holstein seitdem seinen
Wohnsitz in
Leipzig bis zu seinem
Tod Als
Komponist
hat er sich namentlich durch die
Opern: »Der Haideschacht«, »Der
Erbe von
Morley«, »Die
Hochländer«, welche in
Leipzig,
Mannheim
[* 15] und andern
StädtenDeutschlands,
[* 16]
Hollands etc. mit Beifall aufgeführt
wurden, sowie durch verschiedene
Orchester- und Kammermusikwerke und eine große Anzahl ein- und mehrstimmiger
Gesänge einen
bedeutenden
Namen gemacht. Namentlich die
Lieder verraten durchweg den feinsinnigen, tief und natürlich
empfindenden
Künstler. Durch ein reiches
Legat für unbemittelte Musikschüler (Holstein-Stift) hat er sich in
Leipzig ein
dauerndes Andenken gesichert. Seine »Nachgelassenen Gedichte« wurden von
Bulthaupt herausgegeben (Leipz. 1880, mit
Biographie).
Ludwig,
Graf, dän. Staatsmann, geb. aus einer der
ältesten Adelsfamilien
Dänemarks, trat 1848 als Mitglied der letzten Roeskilder
Ständeversammlung ins
politische
Leben ein, war 1856-63 Mitglied des
Reichsrats und seit 1866 des
Folkethings. Nach dem Rücktritt des
Ministeriums
Frijs 1870 bildete
Graf Holstein-Holsteinborg, der als Oberkammerherr dem königlichen
Hof
[* 17] sehr nahe stand, ein aus großen Gutsbesitzern und
Nationalliberalen zusammengesetztes
Ministerium, unter welchem ein erbitterter
Kampf mit der
Linken entbrannte,
bis es 1874 dem
MinisteriumFonnesbech Platz machen mußte. Seit 1881 hat sich Holstein-Holsteinborg vollständig vom öffentlichen
Leben zurückgezogen.
Graf, dän.
Politiker, geb. ward, nachdem er während eines Aufenthalts in
Rom
[* 18] zum
Katholizismus
übergetreten war, 1872 in das
Folkething des dänischen
Reichstags gewählt und bekämpfte von Anfang
an die der nationalliberalen oder eiderdänischen
Partei angehörigen
Minister, ohne sich einer bestimmten
Partei anzuschließen.
s. v. w.
Holsteiner, ^[= # (lat. Holsatia), ehemaliges Herzogtum, bildet jetzt den südlichen Teil der preuß. Provinz ...] die Bewohner des Herzogtums
Holstein.
Ansiedelung an der Westküste
Grönlands, unter 67° nördl.
Br., hat eine 1773 erbaute
Kirche, (1874) 579 Einw.,
darunter 6
Europäer, und einen sichern, viel von Walfischfahrern besuchten
Hafen.
nach zwei Jahren entsagte er nach einem in Dresden
[* 27] erlebten Unfall der ausübenden Kunst wieder, verheiratete sich mit der Schauspielerin
Luise Rogée (s. unten) und wurde Theatersekretär und Theaterdichter zu Breslau. 1823 siedelte er nach Berlin, wo seine Frau
am Hoftheater ein Engagement erhielt, über. Holtei verfaßte hier die mit größtem Beilall aufgenommenen
Liederspiele: »Die Wiener in Berlin« und »Die Berliner
[* 28] in Wien«
[* 29] und gab auch »Gedichte« (Berl.
1826; 5. Aufl., Bresl. 1861) heraus.
Für die Königsstädtische Bühne, der er sich nach dem frühen Tod seiner Gattin anschloß, lieferte er eine große Anzahl
von Stücken, darunter die allbekannten: »Der alte Feldherr« und »Lenore«, die teils in den von Holtei herausgegebenen.
Bänden 8-10 des »Jahrbuchs deutscher Bühnenspiele«, teils in seinen
»Beiträgen für das Königsstädter Theater« (Wiesb. 1832, 2 Bde.) gedruckt erschienen.
Gleichzeitig gab er die Sammlung »Schlesische Gedichte« (Berl. 1830, 18. Aufl. 1883) in schlesischer
Mundart heraus und trat öffentlich als Vorleser klassischer Dramen (besonders Shakespeares) auf.
Mit seiner zweiten Frau, Julie Holzbecher (s. unten),
Seit 1837 führte er die Direktion des RigaerTheaters, legte dieselbe aber nach dem Tod seiner zweiten Gattin
(1839) nieder und trat von neuem ein Wanderleben durch Norddeutschland an, bis er die Direktion des Theaters zu Breslau übernahm.
In dieser Zeit ließ er außer seinen »Briefen aus und nach Grafenort« (Altona
[* 31] 1841) und dem autobiographischen
Werk »Vierzig Jahre« (Berl. 1843-50, 8 Bde.; 2. Aufl.,
Bresl. 1859, 6 Bde.),
dem sich später als Anhang »Noch ein Jahr in Schlesien«
[* 32] (Berl. 1864, 2 Bde.)
anschloß, seine dramatischen Werke in einem Band
[* 33] als »Theater« (Bresl. 1845; Ausg. letzter Hand,
[* 34] das. 1867, 6 Bde.) erscheinen.
Seit 1850 lebte er abwechselnd in verschiedenen deutschen Städten, längere Jahre zu Graz,
[* 35] zuletzt wieder
zu Breslau, wo er im Kloster der Barmherzigen Brüder starb. Zwei Jahre nach seinem Tod wurde ihm auf der sogen. Ziegelbastion
daselbst (jetzt Holteihöhe genannt) ein Denkmal errichtet. Außer den genannten Schriften hat auch eine
Reihe von Romanen geschrieben, wie: »Die Vagabunden« (Bresl. 1851, 4 Bde.; 7. Aufl.
1886),
»Der letzte Komödiant« (das. 1863) u. a., welche sämtlich in seinen
»Erzählenden Schriften« (das. 1861-66, 39 Bde.)
gesammelt erschienen. Diese Romane entbehren nicht einzelner lebendiger, liebenswürdiger Züge, leiden aber an Lockerheit
der Komposition und Flüchtigkeit der Darstellung. Dagegen gebührt ihm das unbestreitbare Verdienst, das
Vaudeville in Form des deutschen gemütlichen Liederspiels in Deutschland
[* 38] eingebürgert zu haben. Viele seiner Lieder, von denen
er unter dem Titel: »Deutsche
[* 39] Lieder« (Schleus. 1834, 2. Aufl. 1836) eine Sammlung herausgab,
sind volkstümlich geworden. Auch
die »Schlesischen Gedichte«, deren Wert man erst in neuerer Zeit erkannte, müssen als eine der
schönsten Gaben der Holteischen Muse betrachtet werden. Der Krieg von 1870/71 begeisterte den greisen Dichter zu einer Sammlung
seiner »Königslieder« (3. Aufl., Leipz.
1878). Außerdem nennen wir von seinen Veröffentlichungen der letzten Zeit: »Charpie« (Bresl. 1866, 2 Bde.);
»Nachlese. Erzählungen und Plaudereien« (das. 1871, 3 Bde.);
»An GrabesRande. Blätter und Blumen« (2. Ausg. 1876) und »Fürstbischof und Vagabund« (das. 1882),
Kurnick ^[richtig: Kurnik], K. v. ein Lebensbild
(Bresl. 1880). -
Seine erste Gattin, Luise, geborne Rogée, geboren um 1800, betrat zuerst 1820 die BreslauerBühne und starb als Mitglied
des königlichen Theaters zu Berlin 1825. Sie war in naiven und sentimentalen Rollen
[* 40] ausgezeichnet und besonders unübertroffen
als Käthchen von Heilbronn.
[* 41] Holtei feierte sie durch eine Sammlung von Gedichten: »Blumen auf das Grab der
Schauspielerin Holtei«. Seine zweite Gattin, Julie, geborne Holzbecher, geb. 1809 zu Berlin, seit 1823 Mitglied des Königsstädter
Theaters daselbst, 1830 des Theaters zu Darmstadt, kehrte 1831 nach Berlin zurück, starb 1839 in Riga. Sie war im Lustspiel, namentlich
in Berliner Lokalstücken, durch Keckheit und Anmut bezaubernd.
Hier ward er eins der thätigsten Mitglieder des Göttinger Dichterbundes, der ihm zu seinen besten Gedichten die Veranlassung
gab. Unglückliche Liebe und allzu angestrengtes Arbeiten, wozu ihn seine Mittellosigkeit zwang, zerstörten seine Gesundheit
immer mehr, und von einer Erholungsreise nach Leipzig brachte er denKeim des Todes in seiner Brust zurück.
Zu spät und zu nachlässig unterwarf er sich einer regelmäßigen Kur zu Mariensee; um eine Nachkur zu gebrauchen, ging er
im Herbst 1775 nach Hannover.
2) Hermann, Dichter, Großneffe des vorigen, geb. zu Ülzen im Hannöverschen, studierte von 1849 an in GöttingenTheologie, bekleidete dann Pfarrstellen zu Hoyershausen bei Alfeld und zu Holtensen bei Hannover und wirkte
seit 1863 als Pastor an der St. Johanniskirche zu Hannover, bis er 1882 in den Ruhestand trat. Er veröffentlichte die Gedichtsammlungen:
»Lieder und Balladen« (Hamb. 1856),
2) Franz von, Rechtslehrer und Schriftsteller, geb. zu Vietmansdorf in der Ukermark, studierte Jurisprudenz und widmete
sich darauf der Gerichtspraxis, bis er sich 1857 zu Berlin als Dozent habilitierte, wo er 1861 eine außerordentliche, 1873 eine
ordentliche Professur erhielt. Im Herbste d. J. ging er nach München.
[* 54] Seine Bemühungen sind vornehmlich auf die Reform des
Gefängnis- und Strafwesens überhaupt gerichtet, zu welchem Zweck er ausgedehnte Studienreisen durch ganz Europa
[* 55] machte.
Unter seinen hierauf bezüglichen Schriften sind hervorzuheben: »Die Deportationsstrafe im römischen Altertum« (Leipz.
1859);
in weitern Kreisen Aufsehen erregt. Von 1861 bis 1873 gab Holtzendorff die »Allgemeine
deutsche Strafrechtszeitung«, seit 1866 mit Virchow die »Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge«,
seit 1871 das »Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtspflege des DeutschenReichs«, seit 1872 mit W. Oncken die »Zeit-
und Streitfragen« heraus. Außerdem schrieb er noch: »Französische Rechtszustände« (Leipz. 1859);
»Rumäniens
Uferrechte an der Donau« (Leipz. 1883; franz., das.
1884);
»Zeitglossen des gesunden Menschenverstands« (Münch. 1884).
Auch begründete er die »Encyklopädie
der Rechtswissenschaft in systematischer und alphabetischer Bearbeitung« (Leipz. 1870-71, 2 Tle. in 3 Bdn.; 4. Aufl. 1882),
das »Handbuch des deutschen Strafrechts« (Berl. 1871-77, 4 Bde.),
das »Handbuch des deutschen Strafprozeßrechts« (das.
1879, 2 Bde.) und das »Handbuch
des Völkerrechts« (das. 1885, Bd.
1). Nach dem Englischen bearbeitete er Perrys »FranzLieber. Aus den Denkwürdigkeiten eines Deutsch-Amerikaners« (Stuttg. 1885).
Von seiner öffentlichen Wirksamkeit erwähnen wir die Begründung des deutschen Juristentags, welche wesentlich sein Werk
war, seinen Anteil am Protestantentag, seine Thätigkeit für Verbesserung der sozialen Stellung der Frauen und seine Verteidigung
des GrafenHarry v. Arnim (1874). Über die Familie Holtzendorff vgl. W. v. Holtzendorff, Die von
Holtzendorff in der MarkBrandenburg und Chursachsen (Berl. 1876).
2) Adolf, Germanist, geb. zu Karlsruhe, Bruder des vorigen, studierte in Halle u. BerlinTheologie,
wandte sich aber dann der Sprachwissenschaft zu, indem er sich mit Unterstützung der Regierung 1832 nach München, 1834 nach
Paris
[* 58] begab. 1837 zum Erzieher der badischen Prinzen berufen, verweilte er eine Reihe von Jahren in dieser Stellung, bis er 1852 die
Professur der deutschen und indischen Sprache an der UniversitätHeidelberg erhielt. Er starb daselbst.
Seine Arbeiten gehören dem Gebiet der orientalischen Sprachen (Indisch und Altpersisch) wie dem der deutschen Sprache und Litteratur
an. Von jenen sind zu nennen seine Übersetzung des indischen Epos »Ramajana« (Karlsr. 1841, 2. Aufl.
1843),
die Schrift »Über den griechischen Ursprung des indischen Tierkreises« (das. 1841) und die »Beiträge
zur Erklärung der persischen Keilinschriften« (das. 1845, Heft 1); dem Gebiet der deutschen
Grammatik auf sprachvergleichender Grundlage gehören an: »Über den Umlaut« (Karlsr. 1843) und »Über
den Ablaut« (das. 1844),
der deutschen Litteratur, seine Ausgabe der althochdeutschen Übersetzung eines Traktats von Isidor
(das. 1836),
seine »Untersuchungen über das Nibelungenlied« (Stuttg. 1854),
worin er der herrschenden Ansicht von Lachmann
mit Erfolg entgegentrat, und woran sich außer der Streitschrift »Kampf um der NibelungeHort« (das. 1855)
seine Ausgabe des »Nibelungenlieds« (das. 1857) und der »Klage« (das. 1859) sowie die Schulausgabe des »Nibelungenlieds« (3.
Aufl. 1874) anschlossen, endlich
¶
Emil, Afrikaforscher, geb. zu Holitz in Böhmen,
[* 63] ging 1872 nach Südafrika,
[* 64] wo er
sich im Diamantdistrikt von Kimberley als Arzt die Mittel zu drei größern Expeditionen erwarb. Auf der ersten überschritt
er 1873 den Vaalfluß, ging über den Kral Lekatlong im Lande der Barolong längs des Westabhanges der Pokoneberge zum Kral
Mitzima, dann nach Springbokfontein und Gassibone, überschritt die Pokoneberge, besuchte die Höhlen
von Wonderfontein und die Ruinen von Monomotapa und kehrte mit reichen Sammlungen Anfang 1873 nach Doloitspan zurück.
Auf seiner zweiten, schon im November 1873 begonnenen Reise erforschte Holub Teile des westlichen und östlichen Transvaal sowie
die Reiche Seschele und Sekomo; auf der dritten ging er 1875 über Moiloa, Buisport und Soschong nach
Pandama-Tenka und kehrte wieder über Soschong nach Kimberley zurück. Anfang 1880 langte er in Europa an und veröffentlichte
in schneller Folge: »Kulturskizze des Marutse-Mambundareichs« (Wien 1879);
»Sieben Jahre in Südafrika, 1872-79« (illustriert,
das. 1880);
»Elefantenjagden in Südafrika« (das. 1882)
und (in Gemeinschaft mit Pelzeln) »Beiträge zur Ornithologie Südafrikas« (das. 1882).
Dabei bereitete er sich in Prag, wo
er seinen Wohnsitz genommen, sogleich zu neuen Reisen vor und begab sich in Begleitung seiner jungen Frau 1883 nach der Kapstadt,
[* 65] konnte aber erst Anfang 1886 nach Überwindung vieler Strapazen zum Sambesi vordringen.
(spr. hóli-hedd), Stadt auf der gleichnamigen Insel an der Westseite von Anglesey (s. d.),
von welchem sie durch einen seichten Meeresarm getrennt wird, ist Haupthafen für die Überfahrt
nach Kingstown und Dublin
[* 66] und hat (1881) 8680 Einw. In denJahren 1847-73 wurde hier von den Ingenieuren J. M. Rendel und J. Hawkshaw ein großartiger
Sicherheitshafen gebaut, der von zwei Wellenbrechern, 2397 m und 610 m lang, umschlossen wird und durch
eine Eisenbahn mit Anglesey und dem Festland von England in Verbindung steht. Im J. 1885 liefen im Hafengebiet 5388 Schiffe
[* 67] von
1,068,249 Ton. Gehalt ein (meist von Irland). Die Insel erreicht eine Höhe von 219 m und verdankt ihren Namen (»heiliges
Vorgebirge«) einem im 6. Jahrh. gestifteten Kloster. Die alte Kirche der Stadt steht inmitten eines römischen Lagers.
(spr. holi-ohk),GeorgeJacob, engl. Sozialpolitiker, geb. zu Birmingham,
[* 69] wurde in der Mechanic's
Institution dieser Stadt gebildet, an welcher er später auch eine Zeitlang als Lehrer der Mathematik gewirkt
hat, bis er sich in noch jungen Jahren ausschließlich einer vielseitigen politischen und litterarischen Thätigkeit widmete. 1841 hielt
er Vorlesungen über RobertOwens Sozialphilosophie und richtete in der Folge seine Hauptagitation auf eine rationelle Hebung
[* 70] der arbeitenden Klassen.
Ebenso gab er die Anregung und den Plan zu den Blaubüchern, welche das Auswärtige Amt durch LordClarendon über
die »Verhältnisse der arbeitenden Klassen in fremden Ländern« ausarbeiten ließ. Vor allem zu rühmen sind aber seine Verdienste
um das englische Genossenschaftswesen. Seine Schrift »The history of co-operation in Rochdale« (1872) rief binnen zwei Jahren
gegen 250 Arbeitergenossenschaften ins Leben und ist vielfach übersetzt worden. Sein Hauptwerk ist die »History
of co-operation in England« (Lond. 1875-1879, 2 Bde.; 3. Aufl.
1885).
auf einer Anhöhe beim Ästuar des Dee, hat Bleigruben,
Kalköfen, Zementwerke, eine Lateinschule und (1881) 3090 Einw. Dabei
die kalte Wunderquelle der heil. Winfrida (daher Holywell, »heilige
Quelle«)
[* 72] und die Ruine der Abtei Basingwerk.
¶
(spr. hóliwudd), Seestadt in der irischen GrafschaftDown, am BelfastLough, hat Schiffswerfte, Fischerei,
[* 74] Küstenhandel
und (1881) 3293 Einw. Holywood ist Sitz des protestantischen
Bischofs von Down.
[* 73] (lat. Lignum), im gewöhnlichen Leben und in der Technik die Hauptsubstanz des Stammes und der Äste der Bäume und
Sträucher, in der Pflanzenanatomie ein Zellgewebe: derjenige Teil der Gefäßbündel
[* 75] oder Fibrovasalstränge
(Xylem), welcher sich von deren anderm Hauptbestandteil, dem Bast
[* 76] (Phloem), dadurch unterscheidet, daß die Membranen seiner
Zellen eine netz-, spiral-, ring- oder tüpfelartige Verdickung eingehen. Bei den Dikotyledonen, wo die Gefäßbündel in einem
Kreise
[* 77] stehen, so daß der Xylemteil dem Mark, der Bastteil der Rinde zugekehrt ist, bildet sich meistens
ein mehr oder minder zusammenhängender Holzring, welcher das Mark zunächst umgibt, bei den Kräutern keine weitere Zunahme
erfährt, bei den Bäumen und Sträuchern aber durch die zwischen dem und dem Baste thätig bleibende Kambiumschicht alljährlich
an seiner Außenseite neuen Zuwachs im ganzen Umfang erhält und dadurch zu einem cylindrischen Holzkörper
wird, dessen periodische Zunahme das Dickerwerden des Baumstammes bedingt. Im Stamm der Monokotyledonen kann dagegen das eine
solche Entwickelung nicht erreichen, weil die Fibrovasalstränge hier meist im Grundgewebe zerstreut stehen, ihre Xylemteile
sich also auch nicht zu einem gemeinsamen Ring verbinden und sich nicht im Zusammenhang verdicken können;
jeder bleibt ein verhältnismäßig schwacher Strang.
Auch in den Stämmen der Palmen
[* 78] und der andern baumartigen Monokotyledonen besteht dieses Verhältnis; aber dafür verholzen
hier oft die Zellen gewisser Partien des Grundgewebes, wodurch der Stamm eine holzähnliche Festigkeit,
[* 79]
aber nicht die
Fähigkeit des Dickenwachstums erhält. Alles Holz erscheint bei mikroskopischer Untersuchung aus Zellen zusammengesetzt, welche
ohne Bildung von Intercellulargängen innig miteinander verbunden sind, vorwiegend langgestreckte, im allgemeinen prosenchymatische
Gestalt besitzen und mit ihrem längern Durchmesser in der Längsrichtung des Holzes und Pflanzenteils stehen.
1) Die trachealen Formen sind ausgezeichnet durch relativ dünnere Zellwände, welche Neigung zu spiral- oder netzfaseriger
Verdickung haben oder mit behöften Tüpfeln versehen (s. Zelle)
[* 80] und gewöhnlich nur von Luft erfüllt
sind. Dazu gehören die eigentlichen Gefäße (s. d.), deren übereinander stehende Glieder
[* 81] mit durchlöcherten Querwänden
aneinander stoßen, so daß die Gefäße kontinuierliche Röhren
[* 82] darstellen
[* 73]
(Fig. 1 g u.
[* 73]
Fig.
2). Sie sind die weitesten aller Elemente im H., und oft erkennt man sie schon mit unbewaffnetem Auge
[* 83] als kleine
Poren auf dem Querschnitt des Holzes (Eiche,
[* 73]
Fig. 7). Von den weitesten kommen aber in dem nämlichen alle Abstufungen vor bis
zu den engsten Gefäßen, welche die eigentlichen Holzzellen an Weite kaum übertreffen; oft unterbleibt auch die Durchbrechung
der Querwände, und diejenigen trachealen Elemente, welche die gewöhnliche prosenchymatische Form der
Holzzellen mit überall gleichmäßig spiral- oder netzfaserförmig verdickter oder behöft getüpfelter Membran besitzen,
aber rings geschlossen sind, werden als Tracheiden
[* 73]
(Fig. 1, 4, 5t u.
[* 73]
Fig. 3)
bezeichnet.
oder Libriformzellen sind stets enge, prosenchymatische Zellen mit relativ dicker Membran und enger Zellhöhle, meist ohne spiral-
oder netzförmige Verdickung und nicht behöft, sondern einfach getüpfelt
[* 84]
(Fig. 1 l f u.
[* 84]
Fig. 5 l). 3) Das Holzparenchym besteht
aus minder dickwandigen, ebenfalls einfach getüpfelten, kurzen, parenchymatischen Zellen, welche entstehen, indem
prosenchymatische Kambiumzellen noch vor der Verdickung und Verholzung ihrer Membranen durch wiederholte Querteilungen zu einer
Anzahl übereinander stehender Parenchymzellen werden, die in ihrer Gesamtheit meist noch deutlich die prosenchymatische
Gestalt der Mutterzelle erkennen lassen
[* 84]
(Fig. 1 p u.
[* 84]
Fig. 5 h p). Sie sind während des Winters mit Stärkemehl erfüllt,
welches beim Eintritt des Frühlings wieder aufgelöst und den Knospen
[* 85] zugeführt wird. Außer diesen Bestandteilen kommen im
H. noch allgemein Markstrahlen (Spiegel)
[* 86] vor, radienartig vom Mark gegen die Rinde zu geradlinig verlaufende, dem unbewaffneten
Auge auf dem Querschnitt durch das als feine Strahlen erscheinende Gewebezüge, welche aus Parenchymzellen
[* 84]
(Fig. 1 s t
u.
[* 84]
Fig. 5 m) mit mäßig dicken und ebenfalls verholzten und getüpfelten
Membranen und mit Stärkeinhalt während der Wintermonate bestehen.
Durch das periodische jährliche Dickenwachstum des Holzkörpers werden die Jahres- oder Holzringe hervorgebracht, die dem
unbewaffneten Auge meist sehr deutlich erkennbaren konzentrischen Linien, deren Zwischenräume allemal dem
Zuwachs eines Jahrs entsprechen. Sie entstehen dadurch, daß im Herbste die Holzbildung mit lauter sehr engen und dickwandigen
Zellen abschließt
[* 84]
(Fig. 6 g), während sie im nächsten Frühling unmittelbar wieder mit zahlreichen weitern Elementen beginnt
[* 84]
(Fig. 6 v); die Grenze
[* 84]
(Fig. 6 g bis v) dieses schroffen
Wechsels bedingt den Jahresring.
Aus diesem Grund ist auch das Frühjahrsholz poröser und minder dicht als das Herbstholz, und Holz mit schmalen Jahresringen
ist dichter und fester als solches mit breiten. Holz mit breiten Jahresringen nennt man grobjährig, solches mit schmalen Jahresringen
feinjährig. Übrigens wechselt selbst in demselben Stamm die Breite
[* 87] der Jahresringe nach dem Alter und nach
etwanigen plötzlichen Veränderungen in der Standortsbeschaffenheit des Baums, derselbe Jahresring aber pflegt an der einen
Seite des Baums schmäler zu sein als an der andern.
Auf dem Querschnitt des Stammes zeigt sich oft ein bedeutender Unterschied in der Beschaffenheit des ältern und jüngern Holzes.
Ersteres (Kernholz, duramen) ist durch größere Härte, geringern Saftreichtum und nicht selten durch
dunklere Farbe von dem jüngern Splint (alburnum) unterschieden; meist gehen beide allmählich ineinander über, oft setzen
sie aber auch scharf gegeneinander ab, u. dann folgt die Grenze keineswegs immer oder auch nur in der Regel einem Jahresring,
sondern zeigt oft auf dem Querschnitt eine exzentrische, bisweilen sternförmige
[* 84]
Figur. In der Regel ist
Kernholz widerstandsfähiger als Splintholz; aber bisweilen ist die Färbung auch nur das Zeichen begin-
Fig. 8. Querschnitt des Kiefernholzes. F Frühlingsholz, H Herbstholz, J Jahresgrenze. (Die im Verlauf der Markstrahlen gezeichneten Hohlräume sind Harzkanäle.)
¶