Hirsch
[* 2] bleibt beim
Rudel als
Platzhirsch, hält dies zusammen und duldet keinen Nebenbuhler bei demselben. Ende Juni, Anfang Juli
setzen die beschlagenen
Tiere (Damgeißen) ein, nicht selten auch zwei
Kälber (Damkitze). Die Bezeichnungen auch des männlichen
und weiblichen
Wildes nach den Altersstufen sind dieselben wie beim Edelhirsch. Über die Geweihbildung
s.
Geweih. Die
Fährte
[* 3] des Damwildes ist der des
Rotwildes ähnlich, nur schwächer; ein
Schaufler spürt sich etwa nur so stark
wie ein
Spießer vom
Rotwild. Man kann an den Zeichen der
Fährte den
Damhirsch vom
Tier ebenso wie beim
Rotwild unterscheiden.
Auf Damwild sind dieselben Jagdmethoden üblich wie beim
Rotwild, das
Wildbret
(Fleisch) ist zarter und
wohlschmeckender, auch wird das Damwild feister, ein starker feister
Schaufler wiegt über 100 kg; die
Haut
[* 4] ist dehnbarer und
weicher als die des
Rotwildes. Betreffs der
Schonzeit s. d.
»Das
Prinzip der
Gewissensfreiheit« (Frankf. 1874) u. a., eintrat. Als Begründer und
Direktor der
Realschule seiner
Gesellschaft
schrieb er über jüdisches Erziehungswesen Beachtenswertes in Schulprogrammen.
Größere exegetische
Arbeiten sind: »Der
Pentateuch,
übersetzt und erläutert« (Frankf. 1867-78, 5 Bde.; 2. Aufl. 1883 ff.)
und »Die
Psalmen« (das. 1882).
3)
Rudolf, österreich. Dichter, geb. zu Nagapedl
in
Mähren, studierte zu
Brunn und
Wien die
Rechte und begab sich 1840 nach
Leipzig,
[* 21] wo er sich als Dichter von Liedern, die er
zugleich in
Musik setzte und mit gediegenemVortrag sang, beliebt machte und bis 1843 den
»Komet« redigierte.
Nach
Wien zurückgekehrt, machte er das Staatsexamen und bekleidete sodann verschiedene
Stellen, bis er 1852 zum Bibliothekar
des Polizeiministeriums ernannt wurde. Er starb Ein leichtflüssiger und leichtblütiger
Lyriker, der nicht selten
ins
Triviale fällt, veröffentlichte Hirsch zahlreiche Gedichtsammlungen, wie: »Frühlingsalbum«
(Leipz. 1837);
»Fresko-Sonette«
(Wien 1858) u. a. Hirsch ist
als ein Nachzügler der sogen. schwäbischen
Schule zu betrachten, der jedoch später, zur Zeit der
Belagerungszustände, seine
Wirkung durch
Poesien für Gendarmerie und
Militarismus wesentlich beeinträchtigte.
Seine ausgebreitete und erfolgreiche Lehrthätigkeit, welche sich auf verschiedene
Perioden der Geschichte
und auf
Staatsrecht erstreckte, sowie sein lebhafter
Anteil an den Bestrebungen der 40er und 50er Jahre, das kirchliche
Leben
zu heben und zu fördern, für die er in der
Presse,
[* 25] namentlich in der »Kreuzzeitung«, sowie in
Vereinen thätig war, und
durch die er auch mit
Stahl in nähere Beziehungen trat, hielten ihn von der Vollendung seines Hauptwerkes, der Geschichte
Heinrichs II., ab, welche erst nach seinem
Tod (er starb in
Paris),
[* 26] bearbeitet und ergänzt von
Usinger,
Pabst und
Breßlau, in den
»Jahrbüchern des
DeutschenReichs« erschien (Berl. u. Leipz.
1862-75, 3 Bde.).
¶
mehr
5) August, Mediziner, geb. zu Danzig, studierte seit 1839 in Berlin und Leipzig, ließ sich 1844 in Elbing
[* 28] als Arzt nieder,
siedelte 1846 nach Danzig über und begann hier, zunächst in der Absicht, als Militärarzt in englisch-ostindische Dienste
[* 29] zu treten, geographisch-pathologische Studien. Als Frucht derselben veröffentlichte er: »Über die geographische
Verbreitung von Malariafieber und Lungenschwindsucht und den räumlichen Antagonismus dieser Krankheiten« (1848),
wandte sich
dann der historischen Pathologie zu und schrieb: »Zur Geschichte der typhösen Krankheiten«, welcher Arbeit später ähnliche
über Ruhr, Schweißfriesel und die indische Beulenpest und als seine bedeutendste Arbeit das »Handbuch der historisch-geographischen
Pathologie« (Erlang. 1859-1864, 2 Bde.; 2. Aufl.
1881-83) folgten. 1863 als Professor der Geschichte der Medizin nach Berlin berufen, bereiste er 1865 die von der Genickstarre
heimgesuchten Gegenden Westpreußens und veröffentlichte »Die Meningitis cerebrospinalis epidemica« (Berl. 1866). Auf seine
und Pettenkofers Veranlassung wurde 1873 die Cholerakommission für das Deutsche Reich
[* 30] gebildet; er bereiste
als Mitglied derselben die 1873 von der Cholera heimgesuchten Gegenden des Weichselgebiets und erstattete über seine Beobachtungen
einen Bericht (2. Aufl. 1875). Hirsch' Forschungen über die Entwickelungs- und Verbreitungsart der Cholera haben zu neuen positiven
Resultaten geführt und sind geeignet, auch der prophylaktischen Behandlung der Seuche eine zuverlässigere
Grundlage zu geben. 1878 war Hirsch Mitglied der internationalen Pestkommission zu Wetljanka bei Astrachan. Er schrieb noch: Ȇber
die Anatomie der alten griechischen Ärzte« (Berl. 1864);
»Über Verhütung und
Bekämpfung der Volkskrankheiten« (Berl. 1875).
Auch veröffentlichte er eine Sammlung der ArbeitenHeckers über die großen
Volkskrankheiten des Mittelalters in erweiterter Bearbeitung (Berl. 1865) und ist seit 1866 Mitherausgeber von Virchows »Jahresbericht
über die Fortschritte und Leistungen der Medizin«. Mit Gurlt u. a. gibt er das »Biographische Lexikon der hervorragendsten
Ärzte aller Zeiten und Völker« (Wien 1884 ff.) heraus.
Infolge einer Studienreise nach England veranlaßte er seit Herbst 1868, im Gegensatz zu den Bestrebungen der Sozialdemokraten,
die Gründung der »deutschen (Hirsch-Dunckerschen)Gewerkvereine« (s. d.),
1) Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Amberg,
[* 38] 422 m ü. M., von Weihern umgeben, hat 2 Kirchen,
ein Schloß, eine berühmte Steingut- und Porzellanfabrik mit Porzellanmalereianstalt und großartigen
Anlagen zum Erdschlämmen, Ziegel- und Kalkbrennereien, eine Dampfschneidemühle und (1885) 1879 meist kath.
Einwohner.
In der Nähe Granitsteinbrüche und große Sandlager, die bergmännisch für die Porzellanbereitung abgebaut werden.
In Hirschau ward 1415 Hieronymus von Prag gefangen genommen. - 2) Württemb.
Handelskammer und eine Reichsbanknebenstelle. Anziehende Punkte der Umgegend sind: der Kavalierberg mit schöner Aussicht,
der Kreuzberg (Kramstaberg) mit Anlagen, der sagenreiche Hausberg, der Helikon und die Schlucht des Sattler am Bober mit Eisenbahnviadukt.
- Hirschberg erhielt 1108 Stadtrechte und wurde durch HerzogBoleslaw II. von Liegnitz 1241 bedeutend vergrößert. Der
Grund zu seinem Wohlstand wurde im 16. Jahrh. durch die Lein- und Schleierweberei gelegt.
Vgl. Eisenmänger, Der Kreis
[* 44] Hirschberg, seine
Natur, Industrie etc. (Hirschb. 1879). -
2) Hirschberg in Thüringen, Stadt im FürstentumReuß
[* 45] j. L., an der Saale, 441 m ü. M., hat ein Amtsgericht, ein fürstliches Schloß,
eine bedeutende Sohlenlederfabrik, Baumwollwaren- und Messerfabrikation, Handelsmüllerei und (1885) 1840 evang.
Einwohner. - 3) Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Dauba, an der Böhmischen Nordbahn, in der Niederung eines ehemaligen
Sees, von dem sich als Reste noch drei große Teiche erhalten haben, mit einem Schloß u. Park, Brettsäge, Hopfenbau und (1880) 2124 Einw.
Südöstlich davon die malerische Ruine Bösig.
Thal,
[* 46] die tiefe Einsenkung zwischen dem Riesen- und Katzbachgebirge in der preuß. ProvinzSchlesien, eine
anmutige, fruchtbare und stark bevölkerte Landschaft, welche durch die Berggruppe von Stonsdorf (Prudelberg 480 m, Stangenberg
mit der Heinrichsburg 524 m) in ein östliches und westliches Becken geteilt wird. Der Bober durchfließt
es in seinem nördlichen Teil und empfängt aus dem östlichen Becken die Lomnitz, aus dem westlichen den Zacken. Die Unterlage
besteht fast überall aus Granit, der aber in den Thalbecken von starken Diluvial- und Alluvialschichten überlagert ist.
(PorcusWagl.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Paarzeher, der Unterordnung der paarzehigen Dickhäuter
und der Familie der Schweine
[* 47] (Suina), mit der einzigen Art Babirussa(P. BabyrussaWagl.). Dies ist 1,1 m lang, mit 20 cm langem
Schwanz, 80 cm hoch, schlank und hochbeinig gebaut, mit kurzem Hals, kleinem, langgestrecktem Kopf und beim
Männchen sehr langen, halbkreisförmig nach oben und hinten gekrümmten obern und kürzern, dickern, mehr gerade aufwärts
gerichteten untern Eckzähnen; die dicke, rauhe, schmutzig aschgraue Haut ist vielfach gerunzelt, im Gesicht
[* 48] und am Hals tief
gefaltet und mit ziemlich kurzen, einzeln stehenden Borsten besetzt. Es bewohnt Celebes, Buro und Sulla-Mangoli,
scheint aber auf den Molukken und den großen westlichen Sundainseln zu fehlen. Es lebt gesellig in der Nähe des Wassers, schwimmt
gut, selbst über Meeresarme, schläft bei Tag und geht nachts auf Fraß aus. SeinesFleisches halber wird es gejagt. Die Sau
soll einen oder zwei Frischlinge werfen, welche, jung eingefangen, sich zähmen lassen. In europäischen
Tiergärten gilt der als Seltenheit und hält sich nicht lange.
Seine reformatorischen Vorschläge, die ihm manche Verfolgungen von seiten der ultramontanen Partei eintrugen,
hat er niedergelegt in den Schriften: »Erörterungen über die großen religiösen Fragen der Gegenwart« (Freiburg
1846-55, 2. Aufl. 1865);
»Die kirchlichen Zustände der Gegenwart« (Tübing. 1849);
»Antwort an die Gegner« (das. 1850).
Unter seinen sonstigen Veröffentlichungen
nennen wir: »Die katholische Lehre
[* 51] vom Ablaß, pragmatisch dargestellt« (6. Aufl., Tübing. 1855);
kurze, messerartige Waffe der Jäger zum Jagdgebrauch, gehört, in der Scheide getragen, zur Uniform der
Forstbeamten;
war als Seitengewehr der Jägertruppen allein zum Befestigen auf der Büchse behufs Verwendung
als Bajonett (s. d.) eingerichtet, welche Einrichtung bei den neuen gezogenen
Gewehren als Haubajonett etc. in wenig veränderter Gestalt für das gesamte Fußvolk angenommen ist.
Auch an den beiden ersten Bänden der »Ausgrabungen in Olympia« (Berl. 1877-78) war er beteiligt. Seit 1884 berichtet er im
»Geographischen Jahrbuch« über die geographische Erforschung der alten Kulturländer.
ist ein Jäger, welcher die Hirschfährten richtig anzusprechen vermag (fährtengerecht ist), den Leit-
und Schweißhund abrichten und führen kann sowie alle Jagdarten auf Hochwild genau versteht (s.
Jagd).
die Häute des Edel- und Damhirsches, auch des nordamerikanischen Wapitihirsches, welcher die größten
Häute liefert.
Diese werden sämisch gegerbt, und das weiche Leder, welches sie liefern, dient zu Beinkleidern, Handschuhen,
Stiefeln, Kissen, Bettdecken, Degenkuppeln etc. Die Haare
[* 77] benutzt man als Polstermaterial.
(Hirschgeweih, Cornu cervi), vom Edelhirsch und Damhirsch abstammend, gleicht in seiner Zusammensetzung den
Knochen,
[* 78] enthält nämlich etwa 57 Proz. phosphorsauren, 7 Proz.
kohlensauren Kalk und 36 Proz. leimgebende Substanz. Es kommt ganz oder in Stücken, besonders aus Tirol,
[* 79] Ungarn
[* 80] und Mittelamerika,
in den Handel, läßt sich bohren und abdrehen und wird zu Kronleuchtern, Möbeln, allerlei Gebrauchsgegenständen,
namentlich Messer- und Gabelheften, Stockknöpfen etc., auch, in dünne Scheiben geschnitten und gebleicht, zum Furnieren feiner
Kästchen benutzt.
Die beim Verarbeiten des Hirschhorns abfallenden Späne,
welche als geraspeltes Hirschhorn (Cornu cervi raspatum, Rasura cornu cervi)
im Handel vorkommen, benutzt man zur Darstellung einer Gallerte, indem man sie anhaltend mit Wasser kocht,
die Brühe durchseiht, einkocht und erkalten läßt. Diese Gallerte wird zum Klären benutzt. Beim Erhitzen zersetzt sich das
und liefert bei trockner Destillation,
[* 81] außer brennbaren Gasen, das Hirschhornsalz (Sal volatile cornu cervi, Ammonium carbonicum
pyro-oleosum), mehr oder weniger gelbes oder braunes kohlensaures Ammoniak, welches sich bei der Destillation
im Retortenhals verdichtet; eine braune, wässerige Flüssigkeit, den Hirschhorngeist oder Hirschhornspiritus, welcher außer
kohlensaurem Ammoniak wohl noch essigsaures Ammoniak, Cyanammonium und Schwefelammonium enthält und früher medizinisch benutzt,
später aber durch eine mit wenigen TropfenTieröl versetzte Lösung von reinem kohlensauren Ammoniak (Liquor
ammonii carbonici pyro-oleosi) ersetzt wurde.
Neutralisiert man Hirschhorngeist mit Bernsteinsäure, so erhält man aus jenem den Liquor cornu cervi succinatus, welcher
jetzt ebenfalls aus den Surrogaten bereitet wird. Endlich tritt bei der trocknen Destillation des Hirschhorns noch ein sehr
heftig stinkendes Öl, das Hirschhornöl (Tieröl, Oleum animale foetidum, Oleum cornu cervi), aus, dessen
Zusammensetzung eine sehr komplizierte ist. Als Rückstand der Destillation des Hirschhorns bleibt das schwarz gebrannte Hirschhorn, welches
der Knochenkohle gleichwertig ist. Beim Luftzutritt erhitzt, liefert das Hirschhorn weiß gebranntes Hirschhorn von der Zusammensetzung der
Knochenasche. - Hirschhorngeräte (Hämmer, Harpunen, Pfriemen, Äxte etc.) aus Hirsch-, Elch- und Rehgehörn
wurden schon in prähistorischer Zeit dargestellt.
Die einfachste Art der Benutzung des festen und zähen Materials bestand darin, daß man den Hauptstamm oberhalb der Stirnsprosse
dicht unter der ersten Gabelung abschnitt u. als Stiel, die Stirnsprosse aber als spitzige Hacke benutzte. Die Enden der Zacken
dienten bei der Herstellung von Flechtwerk aus stärkern Seilen und Stricken und bei der Seilerei. Auch
Flöten wurden aus denselben gefertigt. Aus dem Stammende stellte man außerdem jene axt- oder hammerförmigen, mit Stielloch
versehenen Geräte her, welche als Setzkeile dienten und zum Spalten von Baumstämmen gebraucht wurden.
Außerdem faßte man, namentlich in den Pfahlbauten
[* 82] der Schweiz,
[* 83] die Steinbeile manschettenförmig in kurze
Stammenden, welche in den eigentlichen Holzschaft eingesetzt wurden und das Aufspalten des letztern verhüten sollten. Ferner
fertigte man Meißel,
[* 84] Pfriemen, Pfeilspitzen, Nadeln,
[* 85] Kämme und Harpunenspitzen aus den Stammenden. Die Verwendung des Hirschhorns
zu diesen Zwecken reicht von der Steinzeit
[* 86] bis in späte Zeiten, in den ehemals wendischen östlichen Gebieten
bis in die wendische Zeit.
Gegenwärtig werden Hirschgeweihe von Jagdliebhabern vielfach gesammelt und zur Dekoration von Gemächern verwendet, wofür
sich zahlreiche Beispiele in fürstlichen Schlössern (Reinhardsbrunn in Thüringen) finden. SchonDürersFreundPirkheimer war
ein eifriger Sammler von Hirschgeweihen. Seit der Renaissancezeit wurde das Hirschhorn sehr mannigfaltig
zu Schnitzereien verarbeitet, und auch gegenwärtig findet es noch mannigfache Verwendung (s. oben).
[* 89] (Lucanus L.), Käfergattung aus der Gruppe der Pentameren und der Familie der Blatthörner (Lamellicornia),
Käfer
[* 90] mit länglichem, flach gewölbtem Körper, querem, seitlich gerundetem, kurzgestieltem Thorax und
beim Männchen sehr großem, querem Kopf mit hoher Kante an den Seiten und dem Hinterende der Stirn nebst sehr langen, geweihartigen
Mandibeln. Der gemeine Hirschkäfer (L. cervusL.,Schröter, Horn-, Baum-, Feuerschröter, Donnerpuppe), 7,4 cm lang, matt schwarz mit kastanienbraunen
Flügeldecken, braunroten Mandibeln von einem Drittel der Körperlänge mit großem Zahn am Innenrand
und zweizinkiger Spitze, der größte europäische Käfer, findet sich in Mittel- und Nordeuropa bis Asien
[* 91] hinein im Juni am
ausfließenden Safte der Eichen und fliegt 3-4 Wochen in der Mittagshitze und abends; das Weibchen legt seine Eier
[* 92] in das faulende
Holz
[* 93] alter Eichen, und hier entwickelt sich die Larve in 4-5 Jahren und erreicht eine Länge von 10,5 cm. Sie
fertigt dann einen faustgroßen, festen Kokon, in welchem binnen drei Monaten die Verwandlung erfolgt. Die Römer
[* 94] hingen den
Hirschkäfer Kindern als Heilmittel um den Hals, die Larven wurden gegessen; bei den alten Deutschen war der Hirschkäfer dem
Thor heilig und durfte in kein Haus gebracht werden, weil er den Blitz anziehen sollte. Die Sage läßt ihn auch glühende Kohlen
auf die Häuser tragen und sie in Brand stecken.
s. v. w. Starrkrampf der Pferde,
[* 95] von der eigentümlichen Stellung der Kranken (mit
gestrecktem, unbeweglichem Hals und vorgestrecktem Kopf) hergenommene Bezeichnung.
aus Blech geformtes kegelförmiges Instrument oder eine an der Spitze abgeschnittene Tritonmuschel, auf welcher
man das Schreien (Orgeln) der Hirsche zur Brunftzeit nachzuahmen vermag.
Die Hirsche lassen sich hierdurch zum Antworten anregen,
laufen auch wohl den Jäger schußmäßig an.
(Sebum cervinum), der ausgeschmolzene weiße und feste Talg des Hirsches, wurde früher zu Salben, Pflastern
etc. gebraucht, wird jetzt aber gewöhnlich durch Rinder- oder Hammeltalg ersetzt.
Nürnberger Künstlerfamilie des 15. und 16. Jahrh., von welcher folgende Mitglieder bekannt
geworden sind:
1) Veit, geb. 1461, gest. 1525, war vornehmlich als Glaser und Glasmaler thätig und hat unter anderm vier Fenster in der Sebalduskirche
zu
Nürnberg
[* 96] ausgeführt. Sein Sohn Veit der jüngere (gest. 1553) wurde sein Nachfolger im Handwerk. - 2) Augustin, zweiter Sohn
des vorigen, war anfangs Glasmaler, entfaltete aber bald eine sehr vielseitige Thätigkeit als Zeichner,
Maler, Radierer, Töpfer, Wappenschneider und mathematischer Schriftsteller. Abgesehen von einem Aufenthalt in Venedig,
[* 97] wo er
die Töpferkunst in Majolika erlernt haben soll, war er meist in Nürnberg auf vielerlei Kunstgebieten thätig und seit 1533 in
Wien, wo er um 1560 gestorben sein soll. Ihm werden viele altdeutsche Ofenkacheln und Krüge
[* 98] (s. Hirschvogelkrüge)
zugeschrieben.
Die bezeichnende Eigentümlichkeit der Hirschvogelkrüge ist der gedrehte Henkel und die Teilung der Reliefdarstellungen durch horizontale
Bänder und nischenartige Einfassungen (s. Figur).
[* 87] (Panicum L.), Gattung aus der Familie der Gramineen,
[* 101] Gräser
[* 102] mit nur in der ersten Jugend aufrechter,
schon vor derBlüte
[* 103] nach einer Seite gewendeter, nach der Blüte herabhängender Rispe, grannenlosen, einblütigen Ährchen
[* 104] und
wehrlosen, zugespitzten Hüllspelzen. Die Körner sind durch die verhärteten Deckspelzen beschalt und glänzend. Die gemeine
(P. miliaceumL., s. Figur), mit 60-90 cm hohem Halm, breit-lanzettlichen, am Rand und auf der Unterfläche
behaarten Blättern, wird in mehreren Varietäten mit weiß, gelb, rotgrau und schwarz beschalten Körnern kultiviert.
Sie verlangt ein kräftiges Land der Sandkonstitution und durchlassenden Untergrund. Die Kultur ist umständlich und eignet
sich mehr für Kleinbesitzer. Das Land wird wie für Gerste
[* 105] hergerichtet; man säet Ende Mai, jätet nach
dem Erscheinen des zweiten Blattes, behackt vor dem Schossen abermals und entfernt überflüssige Pflanzen. Zur Ernte
[* 106] schneidet
man die Rispen, sobald sich in den Spitzen derselben reife Körner zeigen, und bringt sie zur Nachreife unter Dach.
[* 107] Das grüne
Stroh wird zur Fütterung gelegentlich eingebracht, es ist besser als Gerstenstroh. Man rechnet bei Drillsaat
auf 1 Hektar 0,43-0,63 Neuscheffel Aussaat und 26-60 Neuscheffel Körner nebst 980-1960 kg Stroh als Ertrag. Die Vegetationszeit
dauert 13-16 Wochen, die Keimfähigkeit zwei Jahre. Ein Neuscheffel wiegt 31,85 kg.
Die Hirse stammt aus Ostindien
[* 108] und andern wärmern Gegenden Asiens und hat weite
Die Hirse enthält 13,15 Proz. Wasser, 10,91 Proz. eiweißartige Körper, 3,67 Proz. Fett, 56,89 Proz. Stärkemehl und Dextrin, 13,06
Proz. Holzfaser, 2,32 Proz. Asche. Sie ist sehr nahrhaft, jedoch etwas schwerverdaulich und wird besonders
zu Grütze und Graupen verarbeitet; auch soll sie, mit gleich viel Weizenmehl vermengt, gutes Brot
[* 110] geben. Sie wird aus den Produktionsländern
viel nach Seeplätzen zur Verproviantierung der Schiffe
[* 111] exportiert. Früher gebrauchte man Hirse in der Medizin als schleimiges
Mittel bei Durchfällen und äußerlich zu Umschlägen. Als Mastfutter für Geflügel wird Hirse in Wasser oder
Milch gekocht und ist dann sehr wertvoll. Die Kolbenhirse gehört der GattungSetaria,
[* 112] die Mohrhirse der GattungSorghum an.
(spr. irssóng), Stadt im franz. DepartementAisne, ArrondissementVervins, Knotenpunkt der Nordbahn, an der Oise,
mit (1881) 4639 Einw., bedeutender Korbwarenindustrie, Schieferbrüchen,
Feilen-, Glas- und Ziegelfabrikation. Hirson ward 1650 durch die Spanier, 1763 durch eine Feuersbrunst verwüstet.
die kleinen, einseitigen, aus ganz geringhaltigem Silber geprägten Hohlmünzen, die im Perlrand einen
Baum und ein Horn zeigen.
Nach Angabe des Kanzlers v. Ludewig in Halle sollten sie aus einem kupfernen Kessel von einem Hirten gefertigt
worden sein, der, als Falschmünzer vor Gericht gezogen, sich damit herausredete, daß er keines münzberechtigten HerrnWappen
gemißbraucht habe.
der lange, am obern Ende gekrümmte und mit Haken und schaufelförmigem Eisen
[* 122] versehene Stab,
[* 123] dessen sich
der Hirt zum Zusammenhalten der Herde bedient;
SeinGesang besteht aus zwitschernden, kreischenden, krächzenden Tönen. Er nährt sich von Insekten
[* 128] und Früchten, namentlich
verfolgt er mit größtem EiferHeuschrecken
[* 129] und erscheint ganz allgemein mit deren Schwärmen; weidendem Vieh liest er gern
das Ungeziefer vom Rücken. Dagegen richtet er in Weinbergen, Obstgärten und auf Reisfeldern Verwüstungen
an, doch überwiegt sein Nutzen bei weitem. Er brütet gesellig in Baum- und Felslöchern, in Gebäuden, Steinhaufen etc.
und legt 5-6 weißgrünliche Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet.