(Job),
Held des nach ihm benannten
Lehrgedichts im Alten
Testament. Er wird als ein Herdenbesitzer im Land
Uz geschildert,
ist in
Wahrheit entweder eine Gestalt der alten, nicht einmal spezifisch hebräischen Sagenwelt oder geradezu
(schon der symbolische
Name, s. v. w. Angefeindeter, läßt dies vermuten) eine zum
Zweck der Veranschaulichung einer
Idee fingierte
Person. Das
Buch Hiob behandelt nämlich das
Verhältnis des sittlichen
Wertes des
Menschen zu seinem
Geschick, indem es ausdrücklich
die von der althebräischen Vergeltungslehre dargebotene
Lösung dieses
Problems verwirft. Es stellt sonach
das einzige
Beispiel eines
Lehrgedichts im Alten
Testament dar, und zwar sind zu unterscheiden der epische
Prolog (1 und 2) und
Epilog (42, 7-17) und die Hauptmasse der
Reden, welche zwischen und seinen
Freunden in dreiGängen (4-14,
15-21, 22-31) gewechselt werden; die
Reden Elihus (32 bis 37) sind spätere Einschaltung.
Das Ganze ist im besten
Hebräisch geschrieben und gehört der
Blütezeit der hebräischen Litteratur an. Die
Bilder sind mannigfaltig,
frisch und blühend, die
Naturbeschreibungen nicht selten erhaben; die
Gedanken zeugen von einem hohen
Geiste, der viel
in sich zerarbeitet und
an sich gearbeitet hat. Dagegen
weiß er die
Dämonen des
Zweifels, die er heraufbeschwört, nicht eigentlich
zu bewältigen. Das einzig praktische
Resultat so vieler Streitreden besteht in dem
Bekenntnis, daß der
Mensch unfähig sei,
das
Rätsel des Geschicks mit dem Gottesgedanken zu versöhnen, und ihm deshalb nur unbedingte Unterwerfung
übrigbleibe. Die namhaftesten neuern
Kommentare und Bearbeitungen des
Buches Hiob sind von
Ewald (2. Aufl.,
Götting. 1851),
Olshausen
(Leipz. 1851),
Dillmann (3. Aufl., das. 1869),
Schlottmann (Berl. 1851),
Renan (Par. 1859),
Delitzsch
[* 4] (Leipz. 1864), Merx
(Jena
[* 5] 1871),
Hengstenberg (Berl. 1870-75),
Hitzig (Leipz. 1874),
Studer
(Brem. 1881).
(Fiogo), Hafenstadt auf der japan.
InselHondo in der
Provinz Settsu, an der
Bai vonOsaka, seit 1860 dem europäischen
Verkehr geöffnet, hat sich seit der Niederlassung der
Fremden zu einer ansehnlichen Stadt von (1881) 36,587 Einw. emporgeschwungen.
Die Erwartungen, die sich an die
Eröffnung dieses
Hafens geknüpft hatten, weil Hiogo für die zwei wichtigen
StädteOsaka (mit 293,686) und
Miako oder
Kioto (mit 239,425
Einw.) den Seeplatz bildet und vom
Meer leicht zugänglich ist,
konnten sich freilich nicht sofort erfüllen, da das ältere, der Reichshauptstadt nähere
Jokohama alle
Kräfte beanspruchte.
Schon 1868 bestanden hier 20 europäische
Firmen; seitdem sind eine englische
Bank und vier weitere deutsche
Firmen hinzugekommen.
Osaka besitzt eine
Münzstätte, in der bis Mitte 1884 für 114,365,259 Jen
Münzen
[* 6] geschlagen wurden.
Die
Fremden bewohnen den östlichen Teil,
Kobe genannt. Dies ist eine Stadt für sich und das
Zentrum des
Verkehrs mit
(1881) 20,579 Einw.
Kobe, von Hiogo durch ein meist trocknes Flußbett geschieden, hat eine prächtige
Lage am japanischen
Binnenmeer
und einen sichern, tiefen
Hafen, der auch
Osaka dient, und dessen Handelsverkehr nur dem von
Jokohama nachsteht. Es verkehren
hier die
Dampfer der japanischen
NipponJusen Kaisha sowie die derMessageries maritimes; auch besteht hier
eine internationale Telegraphenstation. Die 1874 eröffnete
Eisenbahn von Hiogo nach
Osaka, 36 km lang, hat eine
Station in
Kobe.
Die
Handelswerte betrugen 1883 bei der Einfuhr 8,329,630 (deutsch 498,675)
Doll., bei der Ausfuhr (hauptsächlich
Thee) 7,116,529
(deutsch 122,702)
Doll. Hiogo ist Sitz eines deutschen
Berufskonsuls.
die schöne Gemahlin des cynischen
PhilosophenKrates (s. d.), gebürtig aus Maronea in
Thrakien,
Schwester
des Metrokles, war eine eifrige Anhängerin der
Schule ihres
Gatten, die um 330
v. Chr. blühte, aber gleich
diesem durch ihre vielleicht vom Gerücht übertriebene Schamlosigkeit berüchtigt.
2) Der
Gründer der wissenschaftlichen
Astronomie,
[* 9] geboren im Anfang des 2. Jahrh.
v. Chr. zu
Nicäa in
Bithynien, nach andern
auf der
InselRhodos, lebte hier und wahrscheinlich auch zeitweilig in
Alexandria. Über seine sonstigen
Lebensverhältnisse ist nichts bekannt, und von seinen
Schriften ist uns nur eine Jugendarbeit erhalten, ein
Kommentar zu der
poetischen Sternbeschreibung, welche
Aratos unter dem
Titel: »Phaenomena et prognostica« geschrieben hatte, herausgegeben
von
Victorius
(Flor. (1567) und in des Patavius »Uranologia« (Par.
1630). Was wir sonst von seinen
Arbeiten wissen, hat uns
Ptolemäos in seinem
»Almagest« aufbewahrt.
Die älteste ihm zugeschriebene
Beobachtung ist die des Herbstäquinoktiums 161
v. Chr., die erste sichere aber die einer
Mondfinsternis
[* 10] im J. 146, die letzte im
»Almagest« verzeichnete eine Mondbeobachtung von 126. Das Erscheinen eines neuen
Sterns im
Skorpion
im J. 134 veranlaßte ihn zur Anfertigung eines Sternkatalogs, wobei ihn die Vergleichung der eignen
Beobachtungen mit denen von Aristyll und Timocharis (um 300
v. Chr.) auf die
Entdeckung der
Präzession (s. d.) führte. Die
Länge des tropischen
Jahrs bestimmte er zu 365
Tagen 5
Stunden 55
Minuten, die des siderischen zu 365
Tagen 6
Stunden 10
Minuten.
Die um das Jahr 150 von ihm konstatierte Ungleichheit der
¶
mehr
Jahreszeiten
[* 12] erklärte er glücklich aus der Bewegung der Sonne
[* 13] in einem exzentrischen Kreis;
[* 14] dagegen gelang ihm die Erklärung
der Ungleichheiten der Mondbewegung noch nicht. Den Abstand des Mondes von der Erde bestimmte er nahezu richtig gleich 59 Erdhalbmessern,
für den Abstand der Sonne aber fand er den zu kleinen Wert von 1200 Erdhalbmessern. Hipparchos führte auch in der
Geographie die Ortsbestimmung
[* 15] nach Länge und Breite
[* 16] ein.
ein Winzer- oder Gärtnermesser mit gebogener Klinge und im entgegengesetzten SinngebogenemGriff. Die StelleOffenbarungJoh. 14,18: »Schlage an mit deiner scharfen und schneide die Trauben auf der Erde«, welche sich auf den Tod
bezieht, scheint Anlaß zur zweiten Bedeutung von Hippe gewesen zu sein, nämlich zur Bezeichnung der Sense, aber nur in Verbindung
mit dem Tod. Gebräuchlicher wurde diese Bedeutung erst seit dem 18. Jahrh. Hippe, gleichbedeutend
mit Hape, Heppe, althochdeutsch Heppa, ist die mitteldeutsche, speziell obersächsische Form, die Luther
wahrscheinlich aus der Volkssprache entnahm, und die dann durch ihn in das Schriftdeutsch eindrang. Hippe ist auch
ein in eisernen Formen gebackener Kuchen und s. v. w. Ziege.
(griech.), bei den alten Griechen Bezeichnung für Reiter (Reiterei) und Ritter; dann auch
Name der zweiten Vermögensklasse der athenischen Bürger nach der Solonischen Verfassung (s. Athen, S. 1001). Die Reiterei des
athenischen Staats bestand seit dem Perikleischen Zeitalter aus 1200 Mann, nämlich 200 berittenen Bogenschützen (Hippotoxoten)
und 1000 Mann der beiden obersten Vermögensklassen, die bei großen Staatsfesten auch in den Prozessionen mit
aufzogen. Den Oberbefehl führten zwei Hipparchen, während bei den Spartanern der Anführer der ReitereiHipparmost hieß.
Zu wirklicher Bedeutung gelangte die Reiterei übrigens erst im makedonischen Heer durch Philipp und Alexander d. Gr.; sie zerfiel
dort in schwere und leichte, beide geteilt in Ilen (Schwadronen) von durchschnittlich 200 Mann Stärke.
[* 18]
Die Liebe zu einem vornehmen und reichen Mädchen hatte ihn zu diesem Entschluß gebracht, und er verfolgte sein Ziel
mit unermüdlichem Eifer, entsagte aber nach Erreichung desselben seiner Liebe, um im ehelosen Stand seine hochfliegenden Pläne
nachdrücklicher verfolgen zu können. 1765 wurde er Rechtskonsulent bei dem Stadtgericht in Königsberg, 1780 dirigierender
Bürgermeister und Polizeidirektor daselbst mit dem Charakter eines GeheimenKriegsrats und Stadtpräsidenten. Um Minister werden
zu können, ließ er nun den vernachlässigten Adel seiner Familie durch den Kaiser erneuern, starb aber
vor Erfüllung seines Lieblingswunsches mit Hinterlassung eines bedeutenden Vermögens. Hippel war einer der merkwürdigsten
Charaktere, ein Sonderling, in welchem sich die stärksten Gegensätze vereinigten.
Schwärmerei
und Neigung zum Aberglauben paarten sich in ihm mit einem hellen Verstand, eine an Bigotterie
grenzende Frömmigkeit und warmer Tugendeifer mit Leidenschaftlichkeit und Sinnlichkeit, schwärmerische Freundschaft mit Verschlossenheit,
Herrschsucht und Strenge mit heiterm und zuvorkommendem Wesen, Begeisterung für Natur und Einfachheit mit Neigung zum Luxus und
leidenschaftlicher Geldgier, Uneigennützigkeit in seinen moralischen Grundsätzen mit dem größten Egoismus im praktischen
Handeln. In seinen Schriften, die bis an seinen Tod anonym erschienen, behandelte er mit Vorliebe die tiefern Probleme des Lebens.
Bei mehr oder weniger mangelhafter Form zeugen sie von großer Menschenkenntnis und enthalten eine Fülle tiefer Beobachtungen,
zu deren ruhiger Mitteilung es aber die stets abspringende, ungezügelte Phantasie und der launenhafte
Witz des Autors selten kommen lassen. Sein bekanntestes Buch ist die Schrift »Über die Ehe« (Berl. 1774; neu hrsg. von Breuning,
Leipz. 1872). In seinem Werk »Über die bürgerliche
Verbesserung der Weiber« (Berl. 1792) zieht er gegen die Ausschließung der Frauen von der bürgerlichen und gelehrten Thätigkeit
zu Felde.
Denselben Zweck verfolgt die Schrift »Über weibliche Bildung« (Berl. 1801). Seine »Lebensläufe
nach aufsteigender Linie, nebst Beilagen A. B. C.« (Berl. 1778-81, 3 Bde.;
neu bearbeitet von A. v. Öttingen, Leipz. 1878, 3 Bde.; 2. Aufl.
1880), ein Roman, dessen Humor aus dem tiefsten Ernste der Lebensanschauung geboren ist, der die innern
Kämpfe einer reichbegabten Natur darstellt, ist eine höchst charakteristische Schöpfung für jene Übergangsperiode, in welcher
sich die Romandichtung von Reflexionen über das Leben zur Wiedergabe des Lebens selbst durcharbeitete.
Athen, folgte diesem 527 v. Chr. mit seinem BruderHipparchos in der Tyrannis. Obwohl stolz und hochfahrend, regierte er doch
mit Einsicht und Wohlwollen. Erst nach des Hipparchos Ermordung (514) ward er mißtrauisch und grausam. Die von Peisistratos
vertriebenen Alkmäoniden benutzten die hierdurch rege gemachte Unzufriedenheit des Volkes, kehrten mit beträchtlichen
Streitkräften und auf die Anweisung des delphischen Orakels von Sparta unterstützt zurück und vertrieben mit Hilfe der Spartaner
den Tyrannen (510). Dieser floh erst nach Sigeion zu seinem Stiefbruder Hegesistratos, dann zum persischen König Dareios Hystaspis
und bewog diesen zu einem Feldzug gegen Griechenland; die Unternehmung scheiterte an der Niederlage der Perser
bei Marathon (490), und Hippias starb auf der Rückkehr in Lemnos.
2) aus Elis, Sophist, um 400 v. Chr., der Zeitgenosse des Protagoras und Sokrates, setzte das höchste Gut in die Selbstgenügsamkeit
(Autarkie), machte sich lächerlich, indem er alles zu wissen sich rühmte und alle Fragen zu beantworten
sich bereit erklärte, daher er von Platon in zwei nach ihm benannten Dialogen, von denen der eine jedoch für unecht gilt,
als eitler und unwissender Prahler hart gegeißelt wird. Die Reste seiner Schriften sind in Müllers »Fragmenta historicorum
graecorum«, Bd. 2 (Par. 1848),
(phönik. Ippo, »Festung«;
[* 35] auch Hippo Regius, spätlat. Hippona), im Altertum von Phönikern gegründete Stadt in
Afrika,
[* 36] am Mittelmeer, beim heutigen Bone inAlgerien.
[* 37] Zur Zeit des ersten PunischenKriegs eroberte der Massylierkönig Gala diese
Kolonie, sein Sohn Masinissa machte sie zu seiner Residenz (daher ihr Beiname Regius). Zur Zeit Cäsars fiel
sie, wie ganz Nordafrika, an die Römer.
[* 38] Der Handel von Hippo war ein äußerst blühender; von hier bezog Rom
[* 39] seine meisten afrikanischen
Produkte, hier hatten jüdische Sklavenhändler ihren Hauptsitz. In der christlichen Zeit war Hippo Sitz des heil.
Augustinus, der hier 429 starb, als gerade die Vandalen die Stadt belagerten. Nur geringe Trümmer sind von der alten Stadt
erhalten. - Ein andres Hippo (Hippo Zarytus, auch Diarrhytos) lag weiter östlich in der Nähe des jetzigen Biserta
[* 40] (s. d.).
griech. Architekt aus Milet, in der zweiten Hälfte des 5. Jahrh. v. Chr., galt als Erfinder des Systems
regelmäßig angeordneter Städteanlagen und brachte dieses Prinzip sowohl beim Hafenbau des Piräeus in
Athen als beim Umbau von Rhodos und bei der Gründung von Thurii zur Geltung.
bei Griechen und Römern die Rennbahn für Roß- und Wagenrennen, gewöhnlich ein mit hochstämmigen Bäumen eingefaßter Platz.
Bei den Griechen hatte der Hippodrom die zweifache Länge des Stadiums, also etwa 400 m, bei einer Breite von 125 m.
Die Rennwagen, wenn sie mit ausgewachsenen Pferden bespannt waren, mußten den Lauf um das am Ende der Bahn
stehende Ziel bis
wieder zum Anfang zwölfmal zurücklegen, jüngere Pferde, wiewohl dies erst später aufkam, bloß achtmal. Außerdem gab es
auch Rennen mit Zweigespannen und mit Maultiergespannen, ja mit einzelnen Reitpferden. Am berühmtesten
war der Hippodrom zu Olympia, den Pausanias beschreibt; leider haben sich die deutschen Ausgrabungen nicht bis zu ihm erstrecken können.
Durch einen von der Natur gegebenen langgestreckten Hügel und einen aufgeworfenen Erdwall war am Ufer des Alpheios ein länglicher
Raum hergestellt in den oben angegebenen Dimensionen. Die beiden Längsseiten, auf denen sich die Sitze für die Zuschauer befanden,
liefen an einem Ende im Halbkreis zusammen, während sie auf dem andern Ende durch die von Agnaptos gebaute Halle
[* 42] verbunden
waren. Vor dieser befanden sich die Schranken, jedoch nicht in einer Linie, sondern keilförmig sich in
die Rennbahn erstreckend.
Beim Beginn des Rennens wurden die beiden Schranken, welche den beiden Langseiten am nächsten, also in der Rennbahn selbst
am weitesten zurücklagen, zuerst geöffnet, die folgenden erst nacheinander in kurzen, aber angemessenen Zwischenräumen.
Auf diese Weise suchte man die Benachteiligung aufzuheben, welche bei gerader Schrankenlinie, da die Fahrten
rechts herum unternommen wurden, für die am weitesten nach links placierten Gespanne entstand. Das Ziel (meta) für das Umlenken
am jenseitigen Ende der Bahn bezeichnete ein runder Altar,
[* 43] Taraxippos (»Entsetzen der Pferde«) genannt, besonders gefährlich
für diejenigen, welche durch knappe Wendung an demselben einen Vorsprung zu erreichen suchten.
Auf der den Schranken näher liegenden Seite bezeichnete ein andres Ziel, eine Statue der Hippodameia, den andern Wendepunkt
in der Bahn. Ob diese beiden Ziele, wie im römischen Zirkus, durch eine Erhöhung (spina) verbunden waren, ist ungewiß. Bei
den Römern vertrat die Stelle des Hippodroms der in der Art der Anlage von jenem in manchen Punkten abweichende
Circus (s. d.), aber auch die später in römischer Weise in Griechenland angelegten Rennbahnen führen den Namen Hippodrom. Unter diesen
ist der berühmteste der zu Byzanz von Septimius Severus begonnene, von Konstantin vollendete Hippodrom, dessen Stelle von den Türken
noch Atmeidan (»Roßplatz«) genannt wird. Er war mit
Säulenreihen, vielen Statuen, einem von Theodosius errichteten, noch erhaltenen Obelisken und dem angeblich delphischen Schlangendreifuß
geschmückt, und auf ihm standen auch die vier ehernen Rosse, die 1204 nach Venedig
[* 44] zur Zierde von St. Markus gebracht wurden.
der griechisch zusammengesetzte, von dem italienischen Dichter Bojardo erfundene Name eines
fabelhaften, den Alten ganz unbekannten Tiers, der von neuern Dichtern (z. B. Wieland) für »Musenpferd«
(vgl. Pegasos) gebraucht wurde.
Der Hippogryph wird als geflügeltes Roß mit einem Greifenkopf dargestellt.
(griech.), fabelhaftes Seetier von Roßgestalt mit Delphinschwanz, erscheint
in künstlerischen Darstellungen häufig vor den Wagen der Meergottheiten gespannt.
dikotyle Pflanzengruppe, eine Unterfamilie der Sapindaceen aus der Ordnung der
¶
mehr
Äskulinen
[* 47] unter den Polypetalen darstellend, Holzpflanzen mit gegenständigen, meist handförmig zusammengesetzten Blättern
und großen, zygomorphen Blüten, die 5-9 Staubgefäße
[* 48] und einen dreifächerigen Fruchtknoten mit zwei Samenknospen in jedem
Fach besitzen. Die grüne, lederartige, glatte oder bestachelte, runde Kapsel ist dreifächerig oder durch Fehlschlagen ein-
oder zweifächerig und öffnet sich fachspaltig. Die großen, meist einzeln in den Fruchtfächern liegenden
Samen
[* 49] haben eine glatte, glänzende Schale und einen breiten, matten Nabel;
im Mittelalter sehr beliebter Würzwein, wird dargestellt, indem man Apfelscheiben mit durch Honig versüßten
Weißwein übergießt und diesem Getränk dann Zimt, Muskatblüte, Gewürznelken, auch Zitronenschale und geschälte, gestoßene
süße Mandeln zusetzt.
1) aus Chios, Mathematiker, lebte im 5. Jahrh. v. Chr. und lehrte in Athen die Geometrie, ward aber, weil er sich bezahlen ließ,
von den Pythagoreern ausgestoßen. Nach ihm wird noch eine von ihm gefundene geometrische
[* 46]
Figur
zur Quadratur desKreises genannt (lunula Hippocratis), mittels deren er zuerst die Gleichheit einer von krummen Linien eingeschlossenen
Fläche mit einer von geraden begrenzten entdeckte. Er schrieb zuerst ein System der Geometrie hinter dem Titel: »Stoicheia«,
das aber verloren ist, und löste zuerst das »Delische Problem« (s. d.). Genaueres über Hippokrates, besonders
auch die wörtliche Übersetzung eines Teils seines Werkes, findet man bei Bretschneider, Die Geometrie und die Geometer vor
Euklides (Leipz. 1872).
Aphorismen. Hippokrates ist der eigentliche Vertreter der
gesamten griechischen Medizin und der Reformator der meisten vor ihm geschaffenen Disziplinen.
Seine anatomischen
Kenntnisse sind allerdings noch sehr mangelhaft, Leichenuntersuchungen hat er, wie es scheint, nicht vorgenommen, den Sitz
der seelischen Thätigkeit verlegte er in das Herz; vom Gehirn
[* 54] heißt es, es sezerniere Schleim, der aus der Nase
[* 55] heraustrete,
auch zum Herzen gelangen könne; im Gehirn soll auch der Same bereitet werden, der durch das Rückenmark
in die Hoden gelange. Aus den vier Elementarqualitäten der alten Naturphilosophen entwickelte er seine vier Kardinalsäfte:
Schleim, Blut, gelbe und schwarze Galle, und die Krankheiten entstehen nach ihm aus den Abnormitäten der Beschaffenheit und Mischungsverhältnissen
dieser Säfte.
Die Symptome dokumentieren das Bestreben der Natur, die kranken Säfte durch einen Kochprozeß (pepsis) unschädlich zu machen,
sie darauf durch die Krise auszustoßen, welche vorzugsweise an gewissen ungleichen Krankheitstagen, den sogen.
kritischen Tagen, eintritt. Die Hippokratische Therapie verhält sich infolge dieser Auffassung zu Anfang der Krankheit sehr
vorsichtig, abwartend; es gilt, die Vorbereitungen der Natur nicht zu stören. Deshalb wendet er auch
im ersten Stadium der Krankheit eine außerordentlich strenge Diät an. Nur da, wo ihn die Notwendigkeit zwingt, unterstützt
er die vis medicatrix naturae, und hier sucht er denIndikationen durch seine Hauptmittel: emetica, laxantia und revulsiva,
zu genügen.
Namentlich sucht Hippokrates durch die Revulsion und Derivation zu wirken, d. h. Ableitung der krankmachenden Säfte; dies that er bei
Affektionen oberhalb des Zwerchfelles durch den Aderlaß, unterhalb desselben durch Laxantien. Trotz aller Veränderungen der
pathogenetischen Anschauungen ist die Hippokratische Therapie bis in unsre Tage hinein aufrecht erhalten worden und
ist in ihren Hauptzügen noch gleich kurant und gleich beliebt. In seinem ganzen ärztlichen Verfahren stellte übrigens Hippokrates die
Diagnostik als Grundlage auf und erklärte die objektiven Symptome für zuverlässiger als die subjektiven.
Die Auskultation
[* 56] war ihm schon bekannt, wenn auch nur in den Anfängen, und wir können nicht genug die
Feinheit und Überlegenheit der Beobachtungen bewundern und den edlen und schönen Geist, der alle seine Schriften durchweht.
Dafür zeugt schon allein der Hippokratische Eid, in welchem der griechische Arzt gelobt, »in Keuschheit und Frömmigkeit sein
Leben zu führen und seine Kunst zu bewahren«. Ausgaben der Schriften des Hippokrates erschienen griechisch Venedig
1526, Basel
[* 57] 1538;
mit lateinischer Übersetzung Venedig 1588, vonKühn (Leipz. 1826-27, 3 Bde.),
von Ermerius (Utrecht
[* 58] 1859-64, 3 Bde.), von Reinhold (Athen 1864-67, 2 Bde.);
in lateinischer Übersetzung vonHaller (Laus. 1769-71);
in deutscher von Grimm (Altenb. 1781-92, 4 Bde.,
unvollendet; neue Ausg. von Lilienhain, Glog. 1837-39, 2 Tle.), von Upmann (Berl. 1847);
in französischer
von Littré (Par. 1839-1861, 10 Bde.).
die zum Dichten begeisternde, dem Apollon
[* 60] und den Musen
[* 61] heilige Quelle
[* 62] am Nordabhang des Helikon, beim heutigen Makariotissa,
nach der Sage durch den Hufschlag des von Bellerophon
[* 63] gerittenen Pegasos (s. d.) entstanden und noch jetzt
mit antiker Einfassung versehen.
Amazonenkönigin, Tochter des Ares
[* 65] und der Otrera, ist wegen des von des Eurystheus Tochter Admete gewünschten
Gürtels in den Heraklesmythus verflochten, ward von Herakles infolge eines durch die List der Hera
[* 66] herbeigeführten
Mißverständnisses erschlagen (vgl. Herakles, S. 395).
Sohn des Theseus und der Amazone
[* 67] Antiope oder Hippolyte, durch sein tragisches Ende berühmt.
Theseus' zweite Gemahlin, Phädra, entbrannte in leidenschaftlicher Liebe zu dem schönen Jüngling. Da dieser ihre Anträge zurückwies,
verleumdete sie ihn bei Theseus, als ob er ihrer Tugend nachstelle; dieser verfluchte den Sohn und flehte
den Poseidon
[* 68] um Rache an. Als hierauf Hippolytos mit seinem Wagen am Ufer des Meers hinfuhr, sandte Poseidon einen wilden Stier aus dem
Meer (Sturzwelle), bei dessen Anblick die Pferde scheu wurden, den Hippolytos schleiften und an einem Felsen zerschmetterten.
Phädra aber entleibte sich. Diese Geschichte ist von den Tragikern in ergreifender Weise behandelt worden;
eine Tragödie »Hippolytos« von Euripides ist noch vorhanden. Nach römischer Sage ward Hippolytos von Äskulap wieder zum Leben erweckt und von
Diana, deren Liebling der keusche Jäger gewesen war, in einen Hain bei Aricia in Latium gebracht, wo er unter
dem NamenVirbius verehrt wurde. Die Bewohner von Trözen behaupteten, Hippolytos sei als »Fuhrmann« unter die Gestirne versetzt worden.
Auf Denkmälern, namentlich auf Sarkophagreliefs, ist der Mythus von Hippolytos viel behandelt worden; man sieht meist die liebeskranke
Phädra auf einem Thron,
[* 69] die Überreichung des Briefs, dann Hippolytos auf der Eberjagd und seinen Tod.
altkirchlicher Schriftsteller, teils durch seine Polemik gegen die ihm genau bekannten gnostischen Systeme
der Zeit, teils durch sein erfolgreiches Eintreten für die Logoslehre und den persönlichen Unterschied zwischen dem Vater
und dem Sohn gekennzeichnet. Verzeichnisse seiner griechisch geschriebenen Schriften liefern Eusebios und Hieronymus, welche
teilweise abweichen von dem Verzeichnis auf dem Postament einer ihm zugeeigneten, 1551 in Rom wieder aufgefundenen, jetzt im
Lateran stehenden Statue.
Nachdem er um 185 den Irenäus in Gallien kennen gelernt hatte, wurde er Presbyter in Rom und nach dem Tode
des Bischofs Zephyrinus 217 sogar Gegenbischof gegen den monarchianisch gesinnten Calixtus I. Auch nach dessen Tode dauerte
die Spaltung noch fort, bis 235 sowohl als sein damaliger Gegner Pontianus nach Sardinien
[* 71] deportiert wurden, wo jener wahrscheinlich
gestorben ist. Neuerdings hält man ihn fast allgemein für den Verfasser der zehn Bücher »Widerlegung
aller Ketzereien«, von welchen bis 1842 nur das erste Buch, unter dem Titel: »Philosophumena« dem Origenes zugeschrieben, bekannt
gewesen war.
Eine kleinere, wider 32 Ketzereien gerichtete Schrift hatte ihn sicher zum Verfasser, ist aber nur in einer kürzern lateinischen
Überarbeitung vorhanden.
Vgl. Bunsen, und seine Zeit (Leipz. 1852-53, 2 Bde.);
L. (Arbos de Mansanillas, Manschinellenbaum, Manschenillbaum), Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen,
[* 73] mit
der einzigen Art Hippomane MancinellaL.(MancinellavenenataJuss.), ein milchsaftreicher, ansehnlicher Baum mit dickem, geradem,
mit glatter, grauer Rinde bedecktem Stamm, zahlreichen abstehenden Ästen, unsern Apfel- oder Birnbäumen
ähnlich, mit wechselständigen, langgestielten, eiförmigen, spitzigen, fein gesägten, kahlen Blättern, ährenförmigen,
terminalen Blütenständen, kleinen, unscheinbaren Blütchen und großen, kugeligen, gelben und roten Steinfrüchten, findet
sich auf den Großen und KleinenAntillen und den Bahamainseln an der Meeresküste, ist jedoch gegenwärtig fast überall ausgerottet,
da man dem Baum allgemein höchst schädliche Wirkungen zuschreibt und selbst behauptet hat, sein Schatten
[* 74] könne dem darin Ruhenden verderblich werden.
In der »Afrikanerin« wurde er auf die Bühne gebracht. Thatsache ist, daß der in allen Teilen des Baums vorkommende Milchsaft
sehr ätzend wirkt, auf der Haut
[* 75] Blasen erzeugt und innerlich wohl sehr verderblich wirken mag. Die Frucht
erweist sich wegen der scharfkantigen Flügelfortsätze selbst für Tiere als ungenießbar; aber daß Pferde durch ihren Genuß
wütend, brünstig geworden seien (daher der lateinische Name des Baums), dürfte Fabel sein. Krabben sollen die Frucht benagen
und davon für den Menschen ungenießbar werden. Mit dem Milchsaft sollen die Eingebornen ihre Pfeile vergiftet
haben. Das Holz
[* 76] ist weiß, weich und wenig dauerhaft. BeimFällen des Baums verkohlt man zunächst die Rinde, um nicht durch
herausspritzenden Milchsaft beschädigt zu werden.
eins der berühmtesten Liebesmittel der Alten (s. Philtron), nach der gewöhnlichen Auffassung ein die
Stirn neugeborner Füllen bekleidender und der Glückshaube (s. d.) ähnlicher Körper, den die Stute alsbald
verzehrt, nach andern der Ausfluß
[* 77] rossiger Stuten aus der Scheide, während auch eine zu Liebesmitteln dienende Pflanze mit
demselben Namen bezeichnet wurde. Über das Hippomanes, welches in der alten erotischen Dichtung eine große Rolle spielt, ist sehr
viel geschrieben worden, wovon das meiste von Bayle in einer Abhandlung (am Ende seines kritisch-historischen
Wörterbuchs) zusammengestellt wurde.
griech. Iambendichter aus Ephesos,
[* 78] um 540 v. Chr., flüchtete vor den Tyrannen seiner Vaterstadt nach Klazomenä.
Als ihn hier zwei Bildhauer durch ein Karikaturbild seiner kleinen und häßlichen Gestalt dem öffentlichen Gelächter preisgaben,
verfolgte er sie mit so beißenden Iamben, daß sie sich, wie Lykambes und seine Töchter (s. Archilochos),
erhängt haben sollen. Dem oft burlesken Charakter seiner in der ionischen Umgangssprache verfaßten Gedichte entsprach das
von ihm angeblich erfundene und vorzugsweise angewendete Metrum der sogen. Hinkiamben (s. Choliambus). Auch soll er die epische
¶
mehr
Parodie zuerst aufgebracht haben. Sammlung der dürftigen Bruchstücke in Schneidewins »Delectus eleg. graecorum« (Götting.
1838) u. in Bergks »Poetae lyrici graeci«, Bd. 2 (4.
Aufl., Leipz. 1882).
(griech.), Lehre
[* 80] von den Krankheiten der Pferde. ^[= (Equidae), Familie der unpaarzehigen Huftiere (s. d.). Die lebenden Arten besitzen nur eine ...]
Die Blätter sind fast linienförmig, 5-5,5 cm lang, auf der Unterseite silbergrau, die Blüten klein, orangefarben oder rostgelb,
von schuppenförmigen, braunschelferigen, hinfälligen Deckblättchen gestützt, an den Seiten der Zweige zahlreiche kurze,
gedrungene Träubchen bildend; die Frucht ist erbsengroß, goldgelb oder orangegelb und bleibt den ganzen
Winter über hängen. Der Strauch wächst an den KüstenEuropas von der Ostsee bis zum Mittelmeer, an Flußufern, besonders am
Rhein, auch im nördlichen Asien und im Kaukasus. Er bildet fast undurchdringliche Hecken und Zäune und eignet sich besonders
auch an den Seeküsten zur Bindung des Flugsandes und der Sanddünen. In Parkanlagen wird er zur Zierde
angepflanzt. Das Holz, welches sich schön beizen läßt, dient zu Drechslerarbeiten. In Finnland, Lappland und der Mongolei
gebraucht man die herbsauren Früchte als Zusatz an manche Speisen.
im griech. Mythus Sohn des Poseidon und der Alopa, der Tochter des Kerkyon von Eleusis,
wurde als neugebornes Kind von seiner Mutter ausgesetzt, aber von einer Stute gesäugt, bis Hirten ihn fanden und aufzogen;
die Mutter aber verwandelte Poseidon, als sie von ihrem Vater zum Tod eingekerkert wurde, in eine gleichnamige Quelle bei Eleusis.
Als Theseus den Kerkyon im Ringkampf überwunden und getötet hatte, übertrug er die Herrschaft desselben
dem Hippothoon, welcher als Heros der attischen Phyle Hippothoontis verehrt wurde.
König von Tyros 1001-967 v. Chr., Sohn des Abibaal, unterwarf das aufständische Cypern,
[* 88] schloß zur Sicherung
und Erweiterung des phönikischen Handels ein Bündnis mit den Königen von Israel, David und Salomo, welch
letzterm er Material für den Tempelbau lieferte, und mit dem er gemeinschaftlich die Handelsfahrt nach Ophir unternahm, und
erweiterte, befestigte und verschönerte Neutyros.
auch erfand er ein Pandynamometer. 1880 gründete er ein meteorologisches Observatorium zu Kolmar, in welchem
er seine wissenschaftlichen Arbeiten fortsetzt. Er schrieb: »L'équivalent mécanique de la chaleur« (Kolmar
u. Par. 1858);
»Théorie mécanique de la chaleur« (das. 1861, 2 Bde.; 3. Aufl.,
Par. 1875);