Monate von ungeheuern Schneemassen bedeckt ist. Überaus angenehm ist das Klima
[* 5] in den tiefer gelegenen Landstrichen. Die
jährliche Durchschnittswärme ergibt in Kassel und Marburg
[* 6] bei etwa 65 cm jährlicher Regenhöhe beinahe 9°, in Frankfurt
[* 7] a. M.
9,6° C.
Bewaldet sind vorzugsweise die Gebirge mit Ausnahme der höchsten Teile der HohenRhön und des Westerwaldes,
sodann alle Berglandschaften u. Bergplatten.
Vgl. Wagner, Die Waldungen des ehemaligen Kurfürstentums Hessen
[* 20] (Hannov. 1886,
Bd. 1).
Für den Ackerbau ist die Provinz nicht gerade sonderlich geeignet, doch sind durch Fruchtbarkeit ausgezeichnet die höhern
Lagen in der Mainebene im S., der GoldeneGrund an der Ems
[* 21] im Nordabhang des Taunus, die Ebene von Wabern und
der Schwalmgrund an der Schwalm sowie die Landschaft an der Werra bei Eschwege. Von besonderer Wichtigkeit sind die Wiesen als
eine Grundbedingung für die bedeutende Rindviehzucht. Garten-, Obst- und Gemüsebau sind ausgezeichnet in
den begünstigten Gegenden, im N. bei Kassel und an der Werra, im S. am Main und am Rhein, sodann noch an der Lahn. Zu Geisenheim
a. Rh. gibt es ein pomologisches Institut und großartige Baumschulen, die außer den gewöhnlichen Obstarten auch Pfirsiche,
Quitten, Mispeln, Maulbeeren, Feigen etc. ziehen.
andre Linien sind: Frankfurt a. M.-Niederlahnstein, Marburg-Gerstungen
von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn etc., sämtlich Staatsbahnen,
[* 39] während eine Anzahl von Privatbahnen
den Lokalverkehr vermittelt.
Kurprinz-Mitregent faktisch die Nutznießung derselben hatte, brachte erst das Jahr 1848 eine den Landesinteressen günstigere
Wendung. Regierung und Stände verglichen sich nämlich dahin, daß unter Verzichtleistung auf die Rückerstattung der vom
kurfürstlichen Haus bereits bezogenen Summen die Einkünfte der Quart fortan unter den Staatseinnahmen verrechnet werden sollten.
Obwohl dem Kurfürsten der Rechtsweg offen gelassen ward, ist es doch bei diesem Vergleich geblieben.
Als der Rat auf die von ihm vorgeschlagenen Maßregeln gegen die Kryptocalvinisten einzugehen Bedenken
trug, siedelte als Prediger 1560 nach Magdeburg
[* 73] über. Wegen seiner maßlosen Polemik gegen den Synergismus 1562 von hier verwiesen,
erhielt er 1569 eine theologische Professur in Jena. Aber auch hier war infolge der Streitigkeiten, in die er mit Strigel und
Flacius geriet, seines Bleibens nicht. 1574 wurde er Bischof von Samland, ging jedoch als Friedensstörer
und Irrlehrer auch dieses Amtes 1577 wieder verlustig und wurde Professor der Theologie in Helmstädt, wo er 1588 starb.
Vgl.
v. Helmolt, und seine sieben Exilia (Leipz. 1859);
Bergland, ein Teil des deutschen Mittelgebirges, umfaßt im weitern Sinn das gesamte Land,
welches sich von der
Diemel und von Karlshafen an der Weser südlich bis an den Main bei Gmünden, Wertheim, Klingenberg und Frankfurt erstreckt und im
W. von dem rheinisch-westfälischen Schiefergebirge begrenzt wird, während es nach O. in die thüringischen
und fränkischen Plateauländer übergeht. In einzelne Glieder
[* 75] zerlegt, zerfällt es in die bestimmt voneinander gesonderten
Gebirgsmassen des Spessarts, der Rhön und des Vogelsbergs im S. und in das Hessische Bergland im engern Sinn, welches den nördlichen
Teil des Terrains umfaßt (s. Hessen-Nassau, S. 484).
Helius Eobanus, berühmter latein. Dichter des 16. Jahrh.,
geb. im hessischen Dorf Halgehausen von niedern Eltern (Eoban war sein Taufname; den Familiennamen, der wahrscheinlichKoch lautete, vertauschte er später mit dem Heimatsnamen und setzte unter Anspielung auf seine Geburt am
Sonntag und den Dichtergott noch den Namen Helius vor). Im KlosterHaina sowie in Gmünden an der Wohra und zu Frankenberg vorgebildet,
studierte er seit 1504 in Erfurt,
[* 77] erhielt schon 1507 das Rektorat der Severischule daselbst, lebte nach Verlust dieses Amtes
(1509) zu Riesenburg in Ostpreußen
[* 78] als Kanzleibeamter und Gelegenheitsdichter des BischofsHiob von Dobeneck
und wurde von diesem 1513 nach Frankfurt a. O. geschickt, um die Rechte zu studieren. Hessus ging jedoch bald von da nach Leipzig,
[* 79] wo er sich wieder den humanistischen Studien zuwandte, kehrte im August 1514 nach Erfurt zurück, erhielt daselbst 1517 die
Professur der lateinischen Sprache
[* 80] und fand zuerst außerordentlichen Zulauf, geriet jedoch allmählich
durch Weggang der Studenten nach Wittenberg wie durch die Bauernunruhen in Nahrungssorgen und ging daher 1526 als Lehrer der
Rhetorik und Poesie an das neuerrichtete Gymnasium zu Nürnberg.
[* 81] 1533 kehrte er nach Erfurt zurück, fühlte sich aber infolge
der veränderten Lage jetzt auch hier unbefriedigt und siedelte 1536 gern als Professor nach Marburg über,
wo er starb. Hessus war zum Dichter geboren; im Improvisieren wie im schriftlichen Entwerfen gleich ausgezeichnet, wurde
er von Luther der rex poetarum genannt.
Seine Gedichte verraten eine erstaunliche Beherrschung der lateinischen Sprache, nur daß ihn seine innere
Unruhe nicht zur vollen Vertiefung gelangen ließ. SeinCharakter erfuhr manche Anfechtung. In heiterm Lebensgenuß suchte er
seinesgleichen. Er war mit den angesehensten Humanisten befreundet; doch zog er sich zurück, wenn seine Eigenliebe, wie von
Erasmus, verletzt wurde oder die Freundschaft, wie bei Ulrich v. Hutten, ihm gefährlich erschien. Der Reformationschloß er sich von Anfang mit Eifer an. Von seinen poetischen Werken, die zum größten Teil in »Eobani
Hessi operum farragines duae« (Schwäbisch-Hall 1539) gesammelt sind, erwähnen wir die »Sylvae«, eine Auswahl von Idyllen,
Epigrammen und Gelegenheitsgedichten; die »Heroiden«, Briefe der Heiligen von Maria bis Kunigunde, der Gemahlin
Heinrichs II., die ihm den Beinamen des »deutschen Ovid« erwarben;
Übersetzungen, von denen besonders die der Psalmen (in mehr als 40 Auflagen) und der »Ilias« hochberühmt waren. Seine Briefe,
die zu den »gemütlichsten, herz- und temperamentvollsten« jener Zeit gehören,
gaben Drako (Marb. 1543) und Camerarius in drei Sammlungen (Leipz. 1557, 1561 u.
1568) heraus.
[* 84] bei den Griechen die Göttin des Herdes und des Herdfeuers, eine der zwölf obern Gottheiten, Tochter des Kronos
und der Rhea,
[* 85] Schwester des Zeus
[* 86] (die jüngste von allen olympischen Gottheiten, da Homer sie noch nicht kennt), wurde von ihrem
Vater verschlungen, aber durch die List ihrer Mutter gerettet. Sie war eine jungfräuliche Göttin, die,
als Apollon
[* 87] und Poseidon
[* 88] um sie warben, ewig Jungfrau zu bleiben schwur. Wie der ihr heilige Herd derMittelpunkt des häuslichen
Lebens war, so war sie die Göttin der Häuslichkeit und alles häuslichen Segens, und da man den Göttern auf dem Herd opferte,
so brachte man ihr, als der Vorsteherin der Opfer, beim Opferschmaus zu Anfang und zu Ende heilige Spenden
dar.
Bei dem Herd und bei dessen Göttin schwur man heilige Eide; bei Verträgen wurde Hestia vor allen Göttern angerufen. Der Herd war
ein Asyl für Schutzflehende und Hestia mit Zeus die Schutzgottheit derselben. Naturgemäß wurde die Schutzgöttin
des Hauses auch Beschützerin jeder staatlichen Vereinigung. Deshalb war in den griechischen Staaten das Prytaneion der Hestia geweiht,
und sie hatte dort einen Altar,
[* 89] auf dem ihr zu Ehren ein ewiges Feuer unterhalten wurde. Von diesem Altar nahmen die in die Ferne
ziehenden KolonistenFeuer mit für den Herd ihrer künftigen Niederlassung.
Die der Hestia entsprechende Göttin der Römer
[* 90] ist Vesta (s. d.), die aber im öffentlichen Leben derselben eine ungleich wichtigere
Rolle spielt. Dem reinen und keuschen Wesen der Göttin entsprechend, konnte ihre künstlerische Darstellung nur den Ausdruck
der strengsten Sittlichkeitan sich tragen. Man pflegte sie sitzend oder ruhig dastehend mit ernstem Gesichtsausdruck
und stets völlig bekleidet darzustellen. Im ganzen gab es im Altertum nur wenige Statuen der Hestia, die berühmteste war die des
Skopas. In erhaltenen Statuen ist Hestia noch nicht sicher nachgewiesen; man bezieht auf sie gewöhnlich die sagen. »Giustinianische
Vesta« im Museo Torlonia in Rom
[* 91] (s. Abbildung), eine weibliche Gewandstatue strengen Stils, etwa aus der
Zeit der Giebelfiguren des Zeustempels zu Olympia und diesen formenverwandt. Auf römischen Münzen
[* 92] erscheint sie mit dem Palladium
und Simpulum.
mystische Sekte von Mönchen, vornehmlich auf dem
BergAthos. Ihre Verirrungen sind besonders von ihrem Gegner, demMönchBarlaam (s. d.), geschildert worden. Sie lebten danach
ein beschauliches Leben in fortwährendem Gebet, wobei sich jeder einzelne in einen Winkel setzte, das Kinn auf die Brust legte
und das Auge
[* 93] unermüdet nach dem Nabel hin richtete. Sie meinten hierdurch zu einer leiblichen Anschauung
des unerschaffenen Strahlenlichts der göttlichen Herrlichkeit zu gelangen (daher der Name Nabelseelen, Omphalopsychoi). Als
Verteidiger der Hesychásten gegen die AngriffeBarlaams trat
besonders Gregorius Palamas (s. d.), Erzbischof von Thessalonich, auf, welcher
auf vier Synoden zwischen 1341 und 1351 die Anerkennung der Rechtgläubigkeit der Hesychásten durchsetzte.
1) aus Alexandria, griech. Grammatiker, verfaßte wahrscheinlich gegen Ende des 4. Jahrh. n. Chr. zum Teil
auf Grund älterer Glossographen ein griechisches Lexikon, das noch in der schweren Entstellung, in der
es auf uns gekommen ist, eine der wichtigsten Quellen für Verständnis und Kritik der griechischen Dichter, Redner, Historiker
und Ärzte ist. Ausgaben besorgten Alberti und Ruhnken (Leid. 1746-76, 2 Bde.), M.Schmidt (Jena 1857 bis 1868, 5 Bde.; kleinere
Ausg., 2. Aufl., das. 1867).
Vgl. Ranke, De lexici Hesychiani vera origine etc. (Quedlinb.
1831);
2) aus Milet, byzantin. Geschichtschreiber, im Anfang des 6. Jahrh. n. Chr., schrieb eine allgemeine Weltgeschichte, von der
Zeit des Belos in Assyrien bis 518 n. Chr., und eine alphabetisch geordnete biographische Übersicht der vorzüglichsten griechischen
und namentlich philosophischen Schriftsteller. Von ersterer ist nur der Anfang der letzten Abteilung
übrig, herausgegeben in Labbes »Eclogae historicorum de rebus byzantinis«
(Par. 1647),
einzeln von Douza (Heidelb. 1598). Ausgaben beider Werke des Hesychios hat man von Meursius (Leid. 1613) und Orelli (Leipz.
1820, Par. 1851).
ungefähr seit der Zeit des Perikles euphemistische Bezeichnung der Buhlerinnen bei den Griechen. SchonSolon hatte, um die Heiligkeit der Ehen vor den Leidenschaften einer sinnlichen Jugend zu schützen, öffentliche Bordelle (Porneia)
unter Aufsicht des Staats einrichten lassen, dazu schöne Sklavinnen aufgekauft und, wie berichtet wird, sogar von dem erzielten
Ertrag der Aphrodite
[* 95] Pandemos einen Tempel
[* 96] gebaut. SeinenZweck hatte er auch erreicht, denn die Sitte verurteilte
streng den Besuch von Ehemännern in diesen Häusern, und besondere Gesetze beschützten die Rechte der etwa verletzten Ehefrauen.
Hetärie
* 97 Seite 8.489.
Erst zu Perikles' Zeit wurde das Hetärengewerbe verfeinert und dadurch für die öffentliche Moral ungleich gefährlicher.
Es waren nicht mehr bloß Sklavinnen, die in den Instituten des Staats oder im Besitz von Privaten für Geld
sich preisgeben mußten, sondern auch freie, meist aus der Fremde herbeigekommene, durch Schönheit und oft auch durch geistige
Bildung ausgezeichnete Mädchen, die in eigner, zum Teil glänzender Haushaltung lebten, zogen die Männeran sich, oftmals
ihr heimliches Gewerbe durch die Künste des Tanzes, Zitherspielens, Paukenschlagens verdeckend. Mag auch Aspasia (s. d.), die
Geliebte des Perikles, nicht eine eigne Hetärenschule gestiftet haben, so eigneten sich doch durch ihren Umgang und ihr Vorbild
viele
¶
mehr
junge Mädchen jene feine Bildung und gesellschaftlichen Formen an, welche das Verächtliche ihres Treibens verdeckten und selbst
ernste Männer bethörten, um so mehr, als die griechischen Hausfrauen ihrer beschränkten Bildung wegen nicht im entferntesten
sich mit ihnen in geistiger Beziehung messen konnten. Daß die Künste, mit denen die Hetären ihre Liebhaber
ins Netz lockten, und die Herzlosigkeit, mit der sie die Umgarnten aussogen, dieselben waren wie zu allen Zeiten, würde vermutet
werden können, auch wenn es nicht namentlich in den Hetärengesprächen Lukians und den BriefenAlkiphrons mit zahlreichen
Beispielen berichtet wäre.
Daneben zeigen sich freilich auch Züge einer uneigennützigen Liebe und hochsinniger Aufopferung. Die
edle Leäna ließ, auf Hippias' Befehl gefoltert, ihr Leben, ohne den Geliebten zu verraten. Timandra blieb ihrem Alkibiades
auch nach seinem Tode treu und bestattete den von Freund und Feind gehaßten, heimatlosen Flüchtling. Einige Hetären erwarben sich
ungeheure Reichtümer und große Berühmtheit und wurden selbst durch Bildsäulen verherrlicht. Eine Lais
verkaufte ihre Gunst nur zu den höchsten Preisen, eine Phryne (bekanntlich für Praxiteles das Musterbild seiner Aphrodite) konnte
den Thebanern anbieten, die zerstörten Mauern ihrer Stadt auf eigne Kosten wieder aufzubauen.
(griech., »Verein, Klub, Bündnis von Freunden«) nannte man im alten Griechenland
[* 104] die Vereinigungen von Parteigenossen
zum Zweck gegenseitiger Unterstützung bei Bewerbungen, Prozessen u. dgl. gegen den überwältigenden
Druck des Volkes. Diese Hetärien erlangten in bewegten Zeiten, in Parteikämpfen erhöhte Bedeutung und,
als Geheimbünde organisiert, deren Mitglieder sich durch Eide verpflichteten, großen, oft verderblichen Einfluß; so namentlich
die oligarchischen Hetärien in Athen während des Peloponnesischen Kriegs, welche den Staat im Innern zerrütteten, 411 v. Chr.
einen Staatsstreich versuchten, durch verräterische Verbindung mit dem Feind seine Verteidigungskraft
lähmten und endlich die Herrschaft der Dreißig Tyrannen aufrichteten.
Bei den verschiedenen Versuchen der Neugriechen, das türkische Joch abzuschütteln, ist der Name vornehmlich von zwei Verbindungen,
einer wissenschaftlichen, den Philomusen, und einer politischen, im griechischen Freiheitskampf oft genannten,
gebraucht worden. Der Zweck der erstern, welche 1812 zu Athen gegründet wurde, war, in ganz GriechenlandSchulen anzulegen und
wissenschaftliche Zeitschriften zu verbreiten sowie einen Fonds zur Aufgrabung und
Erhaltung derAltertümer, zur Anlegung einer
Bibliothek und eines Museums in Athen, zur Herausgabe der griechischen Klassiker in den Urschriften und Übersetzungen
und zur Unterstützung einzelner junger Griechen auf europäischen Universitäten zu sammeln.
Trotz seiner bedeutenden Mittel geriet dieser Verein durch den Ausbruch der Revolution 1821 ins Stocken, wurde 1824 mit den frühern,
wesentlich gleichen Zwecken wieder ins Leben gerufen, erlosch aber, seit er durch die Errichtung des KönigreichsGriechenland seine ursprüngliche Bestimmung teilweise verloren hatte. Die politische Hetärie verdankt ihren
Ursprung dem Thessalier Konstantin Rhigas. Derselbe erkannte das erwachende Verlangen der Griechen nach Freiheit und verband
sich mit gebildeten und patriotisch gesinnten Männern zu einer Hetärie, welche eine gewisse Übereinstimmung in
alle auf BefreiungGriechenlands vom türkischen Joch abzielenden Unternehmungen bringen sollte. Er rechnete
namentlich auf die Mitwirkung NapoleonBonapartes, mit welchem er deshalb während dessen italienischen Feldzugs 1797 in nähere
Beziehungen getreten war.
Rhigas' Hinrichtung (1798) ließ es nicht zu dem angestrebten Erfolg kommen; doch waren einmal der Enthusiasmus und der Vereinigungstrieb
unter den Griechen angeregt, so daß 1814 in Odessa eine neue Hetärie, die rein politische Hetärie der Philiker
(Philike Hetäria), gestiftet ward. Dieselbe machte sich die Befreiung der Griechen vom türkischen Joch zum Ziel. Nur Griechen
fanden darin Aufnahme, und kein Mitglied durfte zugleich einer andern geheimen Gesellschaft angehören.
Die Aufzunehmenden mußten sich hinsichtlich ihres Lebenswandels, ihrer Gesinnungen und ihrer Vermögensumstände
einer Prüfung unterziehen und einen zu Frömmigkeit, Vaterlands- und Freiheitsliebe verpflichtenden Eid leisten. Jedes Mitglied
hatte das Recht, einen jeden aufzunehmen, welcher nach seiner Überzeugung die erforderlichen Eigenschaften besaß. Alle Mitglieder
verpflichteten sich zunächst zu freiwilligen Geldbeiträgen in die sogen. Nationalkasse.
Das Ganze ward von einer Archie geleitet und war in mehrere Grade oder Klassen eingeteilt. Zur Anwerbung
neuer Mitglieder, insbesondere zur Gewinnung der unabhängigen Klephthen und Armatolen (s. d.), sowie überhaupt für einzelne
Gesellschaftszwecke wurden Apostel ausgesandt, und außerdem hatte die an den Hauptorten des türkischen Reichs ihre Agenten
und Ephoren, welche für die Erweiterung der Gesellschaft Sorge trugen und besonders auch die Schritte der
türkischen Regierung zu überwachen hatten. Die Hetärie hatte drei Bathmi, d. h. Stufen oder Grade: die Oberhäupter oder Blamides,
die Beigeordneten oder Systemeni und die Priester oder Hiereis. Die Mitglieder erkannten sich, wie die Freimaurer, an gewissen
Zeichen der Hand
[* 109] und Stellungen der Finger. Als alles zum Aufstand bereitet und dem russischen GeneralFürstenAlexanderYpsilanti
die
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